Montag, 30. September 2019

12tel Blick - September 2019


Im siebten Jahr
nehme ich nun an diesem Fotoprojekt teil,
heute also mein 91. Beitrag:



Zwischen Mini- Schauern
( dafür mach ich keinen Schirm auf )
sind wir nach dem Nachmittagskaffee aufgebrochen
zu meinem diesjährigen 12tel Blick.
Da hatte es 19° Grad und Windböen aus Südwest.
Der Boden im Birkenhain wirkt nicht gerade feucht,
ist aber mit einigen gelben Blättern bedeckt.
Neben dem Papierkorb wieder ein oranges Leihrad wie schon im Juni.

 Auf der Böschung der Wiese hinterm Hain
lassen zwei Väter Drachen steigen...

... und weiter links wird Fußball gespielt.









Noch ein Vierteljahr fehlt jetzt bei meiner Collage:




























Die 12tel Blicke der anderen "Mitstreiter"
sind wieder bei Eva Fuchs gesammelt.






Sonntag, 29. September 2019

Mein Freund, der Baum: Diverse Eichen

Heute also zum zweiten Mal auf meinem Blog die Linkparty "Mein Freund, der Baum". Unter meinem Post über drei verschiedene Eichen ist die Verlinkungsmöglichkeit einen ganzen Monat offen bis zum letzten Sonntag im Oktober, wenn ich mit einem neuen Post eine weitere Runde einläute. Ich hoffe auf einen regen Austausch.

Die bekannteste Eiche, die bei uns auch oft "Deutsche Eiche" genannte Stieleiche, habe ich schon vor vier Jahren hier porträtiert. Heute möchte ich ein paar ihrer Verwandten vorstellen, die mir in den letzten Wochen begegnet sind:

Dieser unterwegs entdeckte gefällige Baum ist eine Sumpf-Eiche Quercus palustris, eigentlich im östlichen Nordamerika zu Hause. Dort kommt sie in Flusstälern in Mittelgebirgslagen vor. Sie verträgt zwar Überflutungen über mehrere Wochen, Sumpfgebiete werden jedoch – anders als der Name suggeriert – gemieden. Lieber sind ihr normale und mäßig trockene Standorte.

Sie ist ein sehr schnellwüchsiger Baum und erreicht im Alter von 30 Jahren bereits eine Wuchshöhe von ca. 15 Metern und einen Stammdurchmesser von ca. 40 cm. Ihre Krone ist kegelförmig, die Äste stehen fast waagerecht und nur leicht aufrecht stehend zum Stamm. Der wächst schnurgerade bis zur Spitze, also viel gerader als bei den meisten anderen Eichenarten. In ihrer Jugend ist die hellgraue Rinde der Sumpf-Eiche noch sehr glatt, mit zunehmendem Alter wird sie dunkler und rissiger. Als Flachwurzler bildet sie keine typische Tellerwurzel aus, sondern eine flache Herzwurzel. Das macht sie nicht so windanfällig wie andere Tellerwurzler.

Geschätzt wird diese Eichenart wegen ihrer wunderschönen Blätter bei uns als Zierde in Gärten und Parks. Diese Blätter sind tief und unregelmäßig gelappt und eingeschnitten, haben eine durchschnittliche Länge von ca. 12 cm und eine Breite von ca. 8 cm. Der Blattrand ist asymmetrisch, und die einzelnen Lappen enden in scharfen Blattspitzen. Besonders schön ist die Herbstfärbung in einem leuchtenden Scharlachrot ( "Indian Summer"! ). Die Blüten, die zeitgleich mit den Blättern austreiben, bilden grünlich - gelbliche, herabhängende Kätzchen.



Neben den Blättern spielen die dekorativen, kleinen und kugeligen Eicheln eine wichtige Rolle, weil sie massenhaft produziert werden und viele Waldtiere ernähren. Daher wird sie auch sehr gerne zur Wildfütterung für Rehwild, Wildschweine, Vögel und Nageziere im Wald angepflanzt. Die Eicheln erreichen einen Durchmesser von ca. 1,5 cm und sind leicht gestreift.

Die Sumpf - Eiche ist frosthart und gehört zu den schattentolerantesten Eichen überhaupt, vor allem im Jungstadium, was sie durchaus geeignet für Waldanpflanzungen macht. Zudem wächst die Sumpf-Eiche fast auf allen Böden außer Kalkböden, und das auch noch besonders rasch.


Ganz im Gegensatz zur Sumpf-Eiche ist die zweite Eiche, die ich heute vorstelle, die Säulen- oder Pyramideneiche, eher langsam wachsend. Sie ist auch im Alter nur wenig ausladend und muss daher auf beschränkteren Flächen nicht geschnitten werden.

In Säulenform können verschiedene Eichenarten vorkommen, meistens handelt es sich jedoch um die Stieleiche Quercus robur, eben die, die als deutsche Eiche bezeichnet wird. Der Name Säulen- oder Pyramideneiche ergibt sich also einfach nur aus der Wuchsform des Baumes.

Die älteste bekannte Säuleneiche ist die von Babenhausen in Hessen, die "Schöne Eiche von Harreshausen", die ca. 570 Jahre alt ist. Man sagt, die Säuleneichen in Deutschland, aber auch in ganz Zentral- und Nordeuropa haben diese Babenhausener Eiche als Urahnin.



Diese Eichen bilden eine dicht verzweigte, kegelförmige Krone aus und erreichen im hohen Alter bis zu 20 m Höhe.  Sie sind völlig winterhart und bevorzugen einen humosen Gartenboden in sonniger Lage.

Man unterscheidet folgende Züchtungen:
  • "Fastigiata" - dieser Abkömmling der Stieleiche wächst langsam, in der Jugend schmal, im Alter verbreitert zu einer stattlichen Säule
  • "Fastigiata Koster" - ist kompakter, schmaler und langsamer wachsend und kommt häufiger vor.
  • "Columna" ist eine Kreuzung aus Quercus petraea ‚Muscaviensis‘, der Muskauer Traubeneiche, und Quercus robur ‚Fastigiata‘. Sie ist dichter verzweigt, hat eine offenere Krone und ist daher weniger mehltauanfällig.

    Diese Säuleneichen rahmen in meiner Nachbarschaft den Erzberger Platz ein, der von dem bekannten Kölner Gartenamtsdirektor Fritz Encke 1907/08 geplant und angelegt worden ist. Der streng geometrischen Form der dreiteiligen Jugendstil - Anlage und dem geringen Raumangebot  kommt die reduzierte Säulenform der Eichenbäume sehr entgegen. Die beiden Gingkos links und rechts vom Klettergerüst sind eine Zutat der jüngsten Zeit.




    Die letzte Eiche, die ich heute vorstellen möchte, ist die Amerikanische Eiche, botanisch Quercus rubra - Rot- Eiche - genannt. Sie ist bei uns in Mitteleuropa weit verbreitet, stammt aber, wie der Name schon sagt, aus Nordamerika. Sie stellt einen wichtigen Holzlieferanten dar, denn das harte Holz findet in der Möbelindustrie, bei Holz-Außenfassaden, im Bootsbau und im Gleisbau ( Schwellen ) Verwendung. Da ist es auch günstig, dass diese Eiche überaus schnellwüchsig ist: Bei jungen Bäumen wird bisweilen ein Jahreszuwachs von 2,5 Meter Länge festgestellt...

    Stieleiche vor Amerikanischer Eiche


    Bei uns ist diese Eiche seit Ende des 17. Jahrhunderts bekannt und wird besonders wegen der attraktiven Laubfärbung im Herbst in Parks oder entlang von Alleen angepflanzt, weniger als Straßenbaum, denn ihre Wurzeln heben gerne Platten oder Asphalt an, wenn die Böden verdichtet sind. Sie wird auch als Ersatz für einheimische Eichenarten in unseren Wäldern gesetzt, weil sie wesentlich unempfindlicher gegen Schädlinge ist. So begegnet man bei einem Waldspaziergang sehr häufig der Amerikanischen Eiche, insbesondere in gut zugänglichen, fortstwirtschaftlich genutzten Gebieten.



    Diese Eichenart wird etwa 25 Meter hoch, vereinzelt auch mehr als 30 Meter. Charakteristisch ist ihre runde Baumkrone. Die Bäume erreichen ein Lebensalter von bis zu 400 Jahren, und die Stämme können dabei auf einen Durchmesser von bis zu zwei Metern kommen. Ihre Rinde ist glatt und grau, besitzt aber als älterer Baum eine dünnschuppige Borke.

    Die rötlichen, schwach eiförmigen Knospen, die zu mehreren am Zweigende stehen, geben beim Aufbrechen erst einmal gelb gefärbte Blätter frei, die etwa drei Wochen benötigen, bis sie grün werden. Blätter und Blüte treiben zusammen aus, in der Regel im April - Mai. Die Blüten sind grünlich - gelbliche herabhängende Kätzchen.



    Die Blätter werden bis zu 23 Zentimetern lang und weisen auf jeder Blatthälfte vier bis fünf Blattlappen auf, die durch bis zu 5 Zentimeter tiefe Buchten abgeteilt sind. Die Enden dieser Blattlappen laufen spitz zu. Die oberseits mattgrün bis dunkelgrün, unterseits etwas helleren Blätter werden im Herbst kräftig leuchtend rot bis orange, bei älteren Exemplaren teilweise auch gelb bis braun.

    Die Eicheln hängen an kurzen Stielen in einem flachen Fruchtbecher. Sie sind bei einer Länge von etwa zwei Zentimetern sowie einem Durchmesser von ebenfalls zwei Zentimetern breit-eiförmig.



    Durch die Verbreitung dieser Eicheln der Amerikanischen Eiche durch Eichelhäher hat diese bei uns weitere Gebiete besiedelt. Sie nimmt inzwischen 0,4 Prozent der erfassten Gesamtfläche von 44.000 Hektar ein. Am liebsten bürgert sie sich auf sauren, flachgründigen Böden ein, insbesondere felsigen Standorten, und wird dort ein Konkurrent der heimischen Traubeneiche Quercus petraea. Gegenüber der Rotbuche Fagus sylvatica kann sie sich auf besseren Böden aber nicht durchsetzen. Verwilderte Amerikanische Eichen trifft man im Elbsandsteingebirge an, fernab von jeglichem forstbetrieblichen Anbau.



    .

    You are invited to the Inlinkz link party!
    Click here to enter

    Samstag, 28. September 2019

    Meine 39. Kalenderwoche 2019

    Wahrscheinlich wie viele Leserinnen & Leser haben auch wir am letzten Sonntag noch einmal das sonnige Wetter genutzt und eine Spazierrunde gedreht.

    Mein Blick gilt dabei ja immer den Bäumen ( und diese Hainbuche umarmte sich fast selbst ). Aber  auch solche Winzigkeiten wie Hagebutten erregten meine Aufmerksamkeit.

    Der Herbst meldete sich bei uns montagsfrüh mit einem Höllenlärm auf der Straße an: Arbeiten am Gasnetz! Bevor ich mich an den Krach gewöhnt hatte, standen auch schon die Lieferanten des neuen Gefrierschranks vor der Tür und die tauschten Alt gegen Neu um, natürlich bei offener Haustür und voller Dröhnung plus Abgase.

    Am Nachmittag, nach meinem medizinischen Gerätetraining, habe ich dann absolute Stille um mich gebraucht und dabei meine schöne Herbstsammlung genossen.



    Am Freitag holte uns der Freund des Herrn K. mit seiner Frau zu einem Ausflug ab: Die Museumsinsel Hombroich, genauer das Kirkeby - Feld des Kulturraums Hombroich, war das Ziel, denn dort sind wir seit der Trauerfeier vor über zwei Jahren für meinen Schwager, der dort gelebt hat, nicht mehr gewesen. Wir wollten noch einmal Teile seiner Sammlung im von Per Kirkeby entworfenen und von meinem anderen Schwager gebauten Gebäude anschauen.









    Nach dem Besuch der "Drei Kapellen" mit den beindruckend farbstarken Gemälden des dänischen Künstlers sowie Bronzen und Modellen aus insgesamt fünf Schaffensjahrzehnten haben wir im Café Biemel bei angenehmen 20°C draußen zuerst zu Mittag gegessen...

    ... und erzählt und weitere Pläne geschmiedet, bevor wir eine rheinische Kaffeepause eingelegt haben.

    Der Betreiber des Cafés bietet nicht nur kleine, feine kulinarische Genüsse, sondern weiß mit seinem Blumenschmuck auch solch verwöhnte Floristiker wie mich zu beeindrucken.


    Was hatten wir für ein Glück mit diesem Wölkchenhimmel über der niederrheinischen Landschaft! ( Das merkwürdige Gebäude ist übrigens eine Skihalle. )


    Zu all dem, was da in den Medien abgegangen ist in Bezug auf Greta Thunbergs Rede vor den Vereinten Nationen, hatte ich keine Zeit mehr gehabt zu schreiben. Aber diesen Twitterbeitrag eines ihrer Kritiker kann ich mir nicht verkneifen:


    Wie steht es noch mal in der Bibel? "Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?"( Matthäus 7,3 )

    In diesem Sinne: Ein schönes Herbstwochenende!



    Verlinkt mit Andrea Karminrots Samstagsplausch und mit dem Herbstglück bei Wolfgang & Loretta

    Freitag, 27. September 2019

    Hungerstreik beendet

    Letzten Freitag, nachdem mein üblicher Post schon abgesetzt war, habe ich erst mitbekommen, dass der saudische Blogger Raif Badawi erneut in einen Hungerstreik getreten war. "Als Teil ihres grausamen Vorgehens haben sie gerade seine Bücher und wichtigen Medikamente beschlagnahmt", benannte der ehemalige kanadische Justizminister Irwin Cotler, der Leiter des Raoul Wallenberg-Zentrums für Menschenrechte als Gründe für diese Entscheidung Raifs.

    Am Sonntag dann ein Tweet von Ensaf Haidar, seiner Ehefrau: "Important: My husband Raif Badawi ended his open hunger strike today after a visit by the supervisor of the Human Rights Commission @HRCSaudi thanks to Mr. @AwwadSAlawwad".

    Awwad bin Saleh Al-Awwad, bis 2017 saudischer Botschafter in Deutschland, ist der Zensurminister - auf saudisch "Minister für Kultur und Information" - seines Landes und gleichzeitig seit Kurzem per königlichem Erlass Leiter der saudischen Menschenrechtskommission ( wie das zusammengeht, erklär mir mal einer ). Dass Ensaf Haidar ihm dankt, verstehe ich als diplomatisches Manöver. Denn immer wieder zeigen sich die saudischen Eliten in ihrer Janusköpfigkeit: fähig, sowohl als "die Brandstifter als auch die Feuerwehrleute" in der Welt unterwegs zu sein. Nur noch mal zur Erinnerung:

    Nach dem Massaker bei "Charlie Hebdo" nahmen saudische Vertreter am Solidaritätsmarsch in Paris teil, kurz nachdem sie Zuhause Raif Badawi der Prügelstrafe unterzogen hatten, weil er für Meinungsfreiheit geworben hat...



    Friday - Flowerday # 39/19


    Heute gibt es doch tatsächlich bei mir ein
    "no costs bouquet"...


    Die bei uns ausdauernde Trockenheit
    haben die Japananemonen in meinem Garten nur schlecht überstanden.

    Ich habe zwei Stängel regelrecht in die Vase gerettet.

    Die Zweige mit den Hagebutten stammen von einem Parkplatz in der Nachbarschaft.

    Und die Hortensie - inzwischen schon fast eine wöchentliche Erscheinung in meinem Blog -
    habe ich bei einem der üppig blühenden Büsche in den Kübeln auf der Terrasse abgeschnitten.



    Mir gefällt's.


    Die Gesamtansicht für Helga Holunderbluetchen®
     &
    alle, die es interessiert.

    Bon week - end!


    Verlinkt mit den Floral Passions von Riita

    Donnerstag, 26. September 2019

    Monatscollage September 2019

    Kinder, Kunst und Klimastreik,
    beleuchtet von schönstem Septemberlicht,
    lässt mich manche
    weniger angenehme Episode
    in diesem Monat
    vergessen.

    Der goldene Glanz
    der Erinnerung 
    hat also
    meinen Alltag 
    mit seinen Zumutungen
    verschönert,
    so dass ich sie
    immer wieder
    gut bewältigt bekommen habe.

    Mit diesem Gefühl 
    gehe ich
    in den Oktober.

    Im September habe ich 
    es auch wieder gewagt,
    eine Linkparty zu intiieren
    bzw. zu übernehmen:

    Fünfzehn Beiträge sind zusammen gekommen -
    all den Teilnehmerinnen noch einmal vielen Dank!
    Am Sonntag gibt es eine neue Runde
    für und mit euren Lieblingsbäumen.






    Verlinkt mit die-birgitt, die wieder heute alle Monatscollagen sammelt.

    Mittwoch, 25. September 2019

    Die deutsche Mutter... { Johanna Haarer }

    Nein, heute ist nicht Donnerstag. Und nein, die heutige Frau ist keine, die ich großartig finde und die ich deswegen nicht in meiner "Sammlung" haben will. Diese Frau hat einen nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet zur Durchsetzung des Menschenbilds der Nationalsozialisten, zum unerbittlichen Umgang mit Kindern, war also eine seiner großen ideologischen Helferinnen, eine Täterin, und das auch noch mit einer Wirkung über die 12 Jahre des Tausendjährigen hinaus, mit Folgen, die bis ins Heute reichen.

    Als ich vor über 37 Jahren Mutter wurde, machte ich Bekanntschaft mit "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind", jenem Bestseller der berühmtesten deutsche Ratgeberautorin aller Zeiten, im "Dritten Reich" die staatlich empfohlene Expertin in puncto Kindererziehung ( ohne in irgendeiner Weise dafür als Pädagogin, Kinderärztin oder erfahrene Mutter qualifiziert zu sein - das war die Haarer nämlich alles nicht ).

    Insofern Bekanntschaft, als meine Schwiegermutter dauernd von diesem Buch und seinen Anweisungen zum Umgang mit Babies sprach, war sie doch selbst als 26jährige werdende Mutter in der Mütterschule des Reichsmütterdienstes der NS-Frauenschaft mit den in diesem Buch vermittelten Erziehungsprinzipien und natürlich einem Exemplar dieses Standardwerkes wie fünf Millionen andere junge deutsche Frauen beglückt worden. Und ganz "natürlich" hat sie, die begabte Mathematikstudentin, ihre Rolle als Mutter und Hausfrau ganz im Sinne Johanna Haarers und der Nazis angenommen und das Studieren sein gelassen:
    "Es versteht sich von selbst, dass diese Reinigung und Wandlung unseres gesamten völkischen Lebens mit sich brachte ein Wiederaufleben der richtigen Einstellung zu Mutterschaft und Familie." Und: "Die Mutterschaft und die Aufzucht ihrer Kinder, dafür ist die Frau da.
    Der kopfbetonten und leistungsorientierten jungen Frau, aufgewachsen in einer männerdominierten Familie, leuchteten solche Umgangsweisen mit schreienden Neugeborenen durchaus ein:
    "Versagt auch der Schnuller, dann, liebe Mutter, werde hart! Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett herauszunehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder es auf dem Schoß zu halten, es gar zu stillen. Das Kind begreift unglaublich rasch (…). Nach kurzer Zeit fordert es diese Beschäftigung mit ihm als ein Recht, gibt keine Ruhe mehr, bis es wieder getragen, gewiegt oder gefahren wird – und der kleine, aber unerbittliche Haustyrann ist fertig."
    Nur die Sache mit dem Torfbettchen, damit man das Kind zum Wickeln nicht aufnehmen muss, denn das lag windellos in einem solchen, die fand sie blöd.

    Warum ich wieder auf die Sache zurückkomme? Nun, es gibt für mich persönlich dreierlei Gründe:

    Der eine ist, dass ich bei der Planung meiner Frauenporträts bis zum Jahresende bei Fembio auf sie gestoßen bin,  weil am 3. Oktober der 119. Geburtstag der Johanna Haarer wäre.

    Ein anderer, dass ich auf diesen Film ( von einer Dreiviertelstunde Länge ) im Rahmen der Reihe "Lebenslinien" über das "letzte Kind" der Erziehungspropagandistin der Nazis, Gertrud Haarer, aufmerksam geworden bin:


    Und der hat mich und den Herrn K. tagelang beschäftigt.

    Der dritte Grund ist ein sehr persönlicher, nämlich der, dass ich mit einem zusammenlebe, der nach den Prinzipien der Johanna Haarer erzogen worden ist und bei dem sich im hohen Alter mit all seinen Gebresten, krankheitsbedingten Ausfällen und Einschränkungen zeigt, wie die harte, leistungsorientierte Erziehung im Arbeitsleben zwar zu Höchstleistungen befähigt, aber wenn man dann ganz auf sich selbst zurückgeworfen ist, einen sehr ohnmächtig und hilflos zurück lässt ( denn Selbstfürsorge war einst als purer "Egoismus" verschrien, man durfte sich selbst nie wichtig nehmen  ) und das Selbstwertgefühl ordentlich anknackst bis hin zu depressiven Verstimmungen.

    Die Erziehungsmethoden, die Johanna Haarer ab 1934 verbreitet hat, waren nicht ihre ureigene Erfindung, standen sie doch auch in Erziehungsratgebern der Weimarer Zeit und davor im Kaiserreich. Amerikanische Behaviouristen empfahlen ebenfalls eine kontaktarme Erziehung der Kinder. Neu war die Einbettung in das nationalsozialistische Weltbild mit seiner "Reinheit der Rasse" und der "Einordnung in die Volksgemeinschaft", garniert mit allerlei Wohltaten wie Geburtenförderung, Ehestandsdarlehen, Mutterkreuz. 

    Vor allem aber die rigorose Verbreitung in den Mütterschulen war neu und zeigte, wie konsequent die nationalsozialistische Manipulation angewandt worden ist: Junge Mütter sind immer unsicher und suchen Rat. Die "Bibel" der Haarer wies jeder in der damaligen Zeit den Weg, wie man aus hilflosen Babies junge Menschen macht, die hart wie Kruppstahl sind. Die größte Sorge sollte also der Gefahr gelten, den Nachwuchs durch zu viel Mutterliebe zu "verweichlichen" und zu "verzärteln", mit einer solchen "Affenliebe" die Kinder nicht adäquat auf ein hartes Leben vorzubereiten.
    "Vor allem mache sich die ganze Familie zum Grundsatz, sich nie ohne Anlaß mit dem Kinde abzugeben. Das tägliche Bad, das regelmäßige Wickeln des Kindes und Stillen bieten Gelegenheit genug, sich mit ihm zu befassen, ihm Zärtlichkeit und Liebe zu erweisen und mit ihm zu reden."

    Erziehung sah Haarer als "Kraftprobe zwischen Mutter und Kind", als "Schlacht", die nur eine gewinnen darf, die Mutter. Da wurden dann auch solche grausamen Methoden nicht in Frage gestellt, den Säugling direkt nach der Geburt 24 Stunden von der Mutter getrennt zu halten und ihn erst anschließend zum ersten Stillen zu bringen ( was übrigens bis in die 1970er Jahre praktiziert wurde ).

    Ja, die letztere Tatsache hat mich vor allem bestürzt & fassungslos gemacht. Dass also diese pädagogischen Prinzipien noch bis in die ersten Nachkriegsjahrzehnte unhinterfragt in Anwendung waren, und die Besatzungsmächte Haarers beide Säuglings- und Kinderpflegebücher offenbar für ideologisch unbedenklich hielten! Schon 1949 waren die Bücher unter Weglassung des Vorworts und  bereinigt um Ideologie und Sprachfärbung der Nazis - "Rassenhygiene" z.B. wurde jetzt nicht mehr erwähnt - mit ihrer Genehmigung wieder in die Buchhandlungen gekommen. Die Erziehung mit "harter Hand" wurde also weiterhin praktiziert.

    Die Neuauflagen ihres Bestsellers unter dem Titel "Die Mutter und ihr erstes Kind" besorgte Johanna Haarer bis zu ihrem letztmaligen Erscheinen 1987 selbst bzw. mit der Unterstützung ihrer Tochter Anna Hutzel und verkaufte über eine 1,2 Millionen Exemplare davon! Noch in den 1960er Jahren diente es als Lehrbuch in Berufs- und Fachschulen, z. B. bei der Ausbildung von Hauswirtschaftslehrerinnen. Eine kritische Auseinandersetzung mit Haarers Positionen fand in Westdeutschland erst ab 1985 statt. ( In der DDR war das Buch auf der Liste der "auszusondernden Literatur", doch die dort erschienene "Kleine Enzyklopädie Die Frau" mahnte die jungen Mütter ganz im Sinne Johanna Haarers: "Schon der Säugling muß erfahren, daß er durch noch so kräftiges Schreien nicht die Erfüllung seiner Wünsche erzwingen kann." )  

    Dass ich nicht im Sinne der nationalsozialistischen Propagandistin erzogen worden bin, hat wahrscheinlich an meiner Mutter gelegen, die ein emotionaler und weniger disziplinierter Mensch war, vielleicht auch noch zu jung, um auf diesem Gebiet der nationalsozialistischen Ideologie ausgesetzt gewesen zu  sein ( die antisemitischen & rassistischen Indoktrinationen im Kindergarten hat sie nämlich immer wieder wiedergegeben - da fühlte ich mich an ein weiteres Buch Haarers erinnert, nämlich an "Mutter, erzähl von Adolf Hitler" ).

    Als ich allerdings von einer Episode aus Gertrud Haarers Leben erfuhr, wurde mir dann doch etwas anders:
    Die hatte sich nämlich bei einem Fahrradausflug mit der Schwester zum Ammersee unterwegs in Pasing bei einem Sturz den Ellenbogen gebrochen. Trotzdem sind die Mädchen weiter in ein Wäldchen gefahren, haben den Tag dort verbracht, obwohl Gertruds Arm dicker und dicker wurde und sie zurück nach München nur mit einer Hand fahren konnte. Dort sind sie sogar noch in der Leopoldstraße in eine Eisdiele gegangen. "Ich war sogar stolz darauf, dass ich die Schmerzen aushielt und hart im Nehmen war."
    Das erinnerte mich dann doch sehr an mein eigenes Verhalten vor nun fast auf den Tag sechs Jahren, als ich mit zertrümmertem Ellenbogen eine ganze Woche weiter zur Schule ging...





    Dienstag, 24. September 2019

    Restefest 2019 - September

    Auch wenn Marion/Kunzfrau-kreativ ihre Linkparty gleichen Namens nicht mehr veranstaltet - ich behalte die ( gute ) Idee weiterhin bei und zeige gegen Monatsende Kleidungsstücke und Accessoires, die aus Resten entstanden sind...
    Viel ist nicht passiert im zu Ende gehenden Monat, was die Näherei anbelangt. Dazu war ich zu viel mit anderen Sachen beschäftigt, die mir ( teilweise ) auch Freude gemacht haben.

    Der Jersey für das "Mareen" - Shirt für die Enkelin ist insofern ein Rest, als es sich um einen halben Meter handelt, der gerade noch für ein Teil für die Allerkleinste reichen würde ( selbst beim Großneffen wird es knapp ). Also müssen solche Vorräte schnell verbraucht werden. Nun hat aber die Große das Stück aus meinem Stapel der dringend zu vernähenden Stoffe gezogen und sich was daraus gewünscht. Frau tut, was sie kann:



    Die Lösung war ein passender Saumbund, in diesem Fall tatsächlich ein Rest, ebenso das Bündchenmaterial für die Ärmel.

    Das Täschchen ist entstanden aus zwei Rückseiten für diese Smilebags, bei denen es beim Sticken Probleme bzw. Nahtfehler gab. Daher wollte ich sie nicht für die kleinen Geschenke nehmen, aber auch nicht in die Tonne schmeißen. Kombiniert mit einem Reststück eines metallisierten Reißverschlusses in Kupfer auf Rosa ist eine kleine Börse oder so daraus geworden:















    Mit in den Kisten vorhandener Quaste doch ganz edel, trotz der sichtbaren Fehlstiche.

    Loops sind bei der Enkelin auch immer gefragt. Deshalb habe ich aus dem von diesem Raglan-Sweater übrigen Material noch einen gemacht:















    Auch wenn es nicht weltbewegend kreativ ist, was ich da fabriziert habe, verlinke ich diesen Beitrag mit dem Creadienstag.