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Samstag, 13. September 2025

Meine 37. Kalenderwoche 2025

"Wenn Markus Söder 
bei Instagram zum Food-Influencer wird, 
können wir das lächerlich finden,
 aber er macht genau das Richtige, 
weil er zum Taktstock der Algorithmen tanzt."
 Martin Andree, Medienwissenschaftler
"Gewalt ist aufregender als Frieden."
Sebastian Haffner, 1907-99
"Ohne Leid kein Mitleid, 
und ohne Mitleid wird die Welt ganz kalt. (...)
Der Graben in den Gesellschaften hat ja 
tatsächlich viel mit Individualismus zu tun. 
Vielleicht sind wir gar nicht hier, 
um nach Glück und Reichtum streben − 
sondern bloß, um einander beizustehen."
Susan Vahabzadeh, Filmkritikerin

Noch einmal ein gemeinsames Frühstück, noch einmal ein Klettern im Baum, dann hieß es letzten Samstag wieder Abschiednehmen.


Kaum herrschte hier Ruhe, kam schon die Postbotin mit einem lieben Päckchen und die Freundin aus der Nachbarschaft. Ich werde schon toll umsorgt. Danke dafür!


Genau fünfzig Jahre ist es her, dass ich in der Nachbarstadt Brühl meine zweite Ausbildungsphase angetreten habe, und genau zwanzig Jahre, dass dort das Museum für den berühmten Sohn der Stadt eingerichtet worden ist. 


Da es noch einmal ein schöner Sommertag werden sollte, habe ich mein Lieblingskleid angezogen ( auch, weil es so herrlich zu dem Punkteraster auf den Glasscheiben im Eingangsbereich des Museums passt ) und bin mit dem Zug nach Brühl gereist. Übrigens auch damals schon: Vom Bahnhof aus hat frau diesen imposanten Blick auf Schloss Augustusburg. Die erste bedeutende Schöpfung des Rokoko in Deutschland ist inzwischen über vierzig Jahre ein Weltkulturerbe.


Max Ernst wiederum, der berühmte Dadaist, Surrealist und Schöpfer rätselhafter Bild- und Skulpturkreationen und geliebter Inspirator für etliche Schülergenerationen meines Kunstunterrichts, kam 1891 in der Schloßstraße der damaligen Landgemeinde in der preußischen Rheinprovinz zur Welt.


Das Museum ist seinerzeit im ehemaligen "Brühler Pavillon", einem im 19. Jahrhundert beliebten Ausflugs- und Vergnügungsetablissement mit eher klassizistischer Architektur, installiert worden und beherbergt u.a. fast das ganze grafische Werk des Künstlers, all die herrlichen Collagen & Frottagen, die bei meinen Schüler*innen immer ganz viel Kreativität ausgelöst haben. Natürlich gibt es auch über siebzig Skulpturen, die aus Anlass des Jubiläums mit zeitgenössischen Werken von Marion Verboom ergänzt worden sind - sehr vergnügliche Geschöpfe aus Glas, Keramik, Stahl, Gips, Bronze, hier anzuschauen ( runterscrollen!)!

Sehr angesprochen haben mich auch die vom zeitkritischem Collageroman "Une semaine de bonté" ("Eine Woche der Güte" von 1934) des Max Ernst inspirierten Werke im Stil der klassischen persischen Miniaturmalerei der Iranerin Farah Ossouli, die aber auch voller Anspielungen auf zeitgenössische Kontexte sind wie z.B. das Haar, das ja gerade im Iran ein Politikum ist, oder der Zusammenhang zwischen Ideologie & Gewalt gegen Frauen dort. Der Teufel bei diesen zauberhaften Bildern voller Muster steckt im Detail...


Witzig auch die briefmarkengroßen Gouachen vom Max Ernst der späten Jahre, die ich bisher nicht kannte. Ob die auch anregend für eine Blogger*innen-Challenge im letzten Jahr gewesen sind? Zum Fotofragezeichen Nr. 2 der Zitronenfalterin- "Lieblingshimmel der Woche?" - steuere ich das schwebende Blatt vor dem Giebel des Museums bei.


Der ultimative Septembertipp ist meines Erachtens: Genieße mindestens einmal in der Saison einen Pflaumenkuchen! So viel meinerseits zum Fotofragezeichen Nr. 1 dieser Woche.



Regnete es auf meinem Weg zur Aquafitness noch reichlich Hainbuchen-Fruchtstände, war es ab der Nacht auf Dienstag reines Wasser. Noch am Vormittag sah es aus, als wollte die Welt untergehen. Ich habe mich zunächst nur für das Allernotwendigste ( Wertstoffmüll! Blumen! ) vor die Tür begeben. 24 Liter sollen es schließlich gewesen sein. 



Zum Glück hörte es auf zu regnen, als ich die Nachbarin von Gegenüber am Nachmittag zu ihrer Physiotherapie gerollt habe. Anschließend habe ich noch - leider vergebens -  versucht, bei "meinen" Therapeuten Hausbesuche zu organisieren. Solche Aktivitäten tragen doch enorm dazu bei, dass frau sich nicht nur um sich selbst dreht. Entlastend ist das! Am Mittwoch kam die Sonne zusammen mit frischem Ostwind zurück und bescherte einen angenehmen Spätsommertag.


Da habe ich wie etliche andere Menschen, arm oder reich, kölsch oder vonsonstwoher, die schönen roten Stühle auf dem Neumarkt genutzt, gequatscht, gelesen, ausgeruht. Über diese Aktion habe ich schon einmal an dieser Stelle berichtet. Danke für die tägliche Schlepperei der ( ganz schön massiven ) Fermob-Modelle!


Auch die Maus war wieder da, schöner denn je. Wenn ich schon zur Bank muss, habe ich sie gleich mal begrüßt.



Meinen Tageslauf vom 12. September kann man hier nachverfolgen. Das war's für diese Woche und die nächsten Tage, denn:


( Mit dem "Flower-Friday" und einen Great-Women-Post am Donnerstag zuvor dürft dennoch rechnen... )
                                                                       


Verlinkt mit dem Samstagsplausch , dem Fotofragezeichen und dem Mosaic Monday


Samstag, 23. August 2025

Meine 34. Kalenderwoche 2025

 "... früher oder später geschieht in jedem Leben
 ein Schicksalsschlag, ein Bruch. 
Niemand bleibt gänzlich verschont, 
und darin liegt etwas Tröstliches. 
Wir sind damit nicht allein. 
Die meisten haben ein 'Ach' unter ihrem Dach, 
mit dem sie umgehen lernen. 
Auch wenn sie vorher glaubten, 
sie würden es nicht schaffen. Sie können es.
.....
Was heute zu kurz kommt, 
ist der Gedanke der praktischen 
und nicht abstrakten Nächstenliebe 
und die Würdigung der Normalität 
und des Maßhaltens im besten Sinne."
Daniela Krien, Schriftstellerin

"Die größte Freiheit einer Person besteht darin,
wie sie mit Dingen oder Personen umgeht." 
Jürgen Schmieder, Autor
Samstagabend der vorletzten Woche: Flott einen Imbiss für mich und meine Tochter improvisiert, bevor wir bei mir um die Ecke in eine toll erhaltene Stadtvilla des Jugend- bzw. Heimatstils zu einem Gratiskonzert gingen.


"The Köln Concert" von Keith Jarrett stand auf dem Programm, aufgeführt von der Pianistin Hanna Shybayeva, und das ausgerechnet in den Räumen, die u.a. die Kulisse im Film "Köln 75" über die Organisation dieses Konzertes durch die damals 18jährige Vera Brandes abgegeben haben. Die Villa Henn ist ein denkmalgeschütztes Haus von 1907 mit einer noch ursprünglichen Innenausstattung. Das repräsentative Vestibül besitzt z.B. marmorne Wandverkleidungen, Böden und Treppen. 



Anschließend haben wir uns auf "meinem" Plätzchen einen Aperol Spritz gegönnt und die Tochter konnte ausführlich aus dem vergangenen Schuljahr der Kinder und ihren Erfahrungen mit dem bayerischen Schulsystem berichten, was mich als Ex-Lehrerin interessiert. Am Sonntagmorgen weckte uns die Sonne.

Die hatte sich am Nachmittag hinter Wolken verzogen, als wir mit der Rheinseilbahn in den Rheinpark auf Bäumesuche gefahren sind.



Die haben wir auch angetroffen ( nur nicht die, die wir suchten 🤣 ). Dafür ganz viele feiernde Gruppen, ...


...zum Beispiel die, die gemeinsam den indonesischen Nationalfeiertag begangen haben.








Am Montag dann haben wir, die Tochter & ich, den von Nadine im nachbarlichen Blumenladen gefertigten Kranz zum Grab meines Mannes gebracht. Die liebe Sieglinde hatte mir schon ein kleines Kunstwerk mit beschützendem Engel zugeschickt. Danke dir! Er hat geholfen, und ich bin ganz leichten Mutes in diesen doch so gefürchteten Tag gegangen ( und abends ganz gewöhnlich zur Aquafitness ).



Jetzt gibt es auch wieder ein Fahrrad in meinem Haushalt: Die Tochter ist eine begeisterte Radlerin wie ihr Vater selig und hat sich von der Cousine eines geliehen, um auch in Köln einfacher herumzukommen.

Der Zitronenfalterins Fotofrage Nr. 1 ist in dieser Woche schnell beantwortet: "Mit wem oder was hast du viel Zeit in dieser Woche angenehm verbracht?" Frage 2: "Ich bin diese Woche dankbar für……?" kann ich gleich mit beantworten: Dass ich den traurigen Jahrestag in der Gesellschaft meiner Tochter verbringen und etliche tiefer gehende Gespräche mit ihr führen konnte, wozu wir ja aufgrund unserer Lebensumstände nicht so häufig kommen. Sie hat im zurückliegenden Jahr so viel an Veränderungen zu bewältigen gehabt und neben ihren beiden Kindern ein eigenes, neues Ziel in Angriff genommen und durchgezogen. Ich kann eigentlich mit Stolz nicht viel anfangen, aber in ihrem Fall bin ich es aus tiefstem Herzen.


Am Donnerstag hieß es dann auch wieder für dreizehn Tage Abschied nehmen...


Zum Wochenende war ich dann also wieder alleine. Da freut frau sich, wenn mir per Post "Gesellschaft geleistet" wird: Sunni hat mich quasi an ihrem Besuch der Ausstellung von Pablo Picasso & Jean Cocteau im Kunsthaus Apolda Anteil nehmen lassen. Ich danke dir herzlich dafür!


Ich habe in der zurückliegenden Woche sehr viel weniger verfolgt, was sich auf der gesellschaftlich-politischen Ebene abgespielt hat, dazu waren die - sonst ja seltenen - Gespräche mit der Tochter en face à face einfach viel wichtiger. Nur meine lokale Tageszeitung war dran... 

Und ja, da bin ich auf eine neue seltsame Blüte der Skandalisierungstrategie der Rechtspopulisten gestoßen: Ein Kölner Illustrator berichtete in der Zeitung:
"Ich durfte in den letzten 36 Stunden eine winzige Kostprobe davon nehmen, was Mitmenschen von mir tagtäglich an Anfeindungen und Diskriminierung über sich ergehen lassen müssen. Und ganz ehrlich: Diese Erkenntnis bricht mir das Herz."
Und was hat Moritz Adam Schmitt gemacht? Er hat den Auftrag angenommen, für die Käsemarke "Milram" des Deutschen Milchkontors Bilder zum Thema "Gemeinschaft" zu kreiieren. In seinen Motiven spiegele sich lediglich das, was er tagtäglich in seinem Umfeld erlebe: Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben.

"Diese Menschen gehören für mich – und, wie ich glaube, auch für unsere Stadt – genauso dazu wie der Dom oder der Rhein."

Vor anderthalb Wochen erreichten ihn erste negative Rückmeldungen per Mail, bevor dann die social media über ihn und die beiden anderen Illustratoren sowie die Firma hergefallen sind. Hass & Rassismus wie persönliche Beleidigungen & Angriffe auf die Privatpersonen kannten mal wieder keine Grenzen.

"Ich kann die Aufregung ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Es gibt so viele wichtigere Probleme auf dieser Welt, und eine Gruppe von Menschen regt sich über bunte Käseverpackungen auf." Über Geschmack, egal ob visuell oder kulinarisch, könne man streiten, so Moritz Adam Schmitt.
Aber so eine Eskalationsspirale in Gang setzen? Synapsenkurzschluss! Aus Alltagsprodukten politische Schlachtfelder generieren? Was machen die demnächst aus linksdrehendem Jogurt? Höchstwahrscheinlich geht es wieder um die Deutungshoheit über die Realität. Ein ideologisches Spiel mit klarer Agenda: Haltung diskreditieren, Vielfalt delegitimieren, Angst schüren.

Da kann ich nur mit Sarkasmus reagieren wie zum Beispiel "Der Postillion"...

( Die Käsegeschichte ist ja geradezu nett verglichen mit einer ekelhaften Desinformationskampagne des rechtsextremen Aktivisten "Shl*mo F*nkelstein", der verbreitet, in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg seien Ziegen missbraucht worden, gedeckt von der Leitung. Ich will nicht in Details gehen, aber darauf hinweisen, welch Geistes Kind solche Leute sind... )

                                                                                  


Wie jeden Samstag verlinke ich mich mit diesem Post wieder mit Andreas 
Samstagsplausch in Berlin, dem Fotofragezeichen der anderen Andrea am Bodensee und dem Mosaic Monday von Heidrun 

Sonntag, 20. Juli 2025

Monatsspaziergang Juli 2025

In diesem Post hatte ich ihn schon angekündigt, meinen heutigen Ausflug, der mich vor zwölf Tagen mittels Regionalexpress in die Landeshauptstadt Nordrhein - Westfalens, Düsseldorf ( jajaja, für Kölner die "verbotene Stadt"... ), geführt hat. Muss aber manchmal sein, wenn frau so eine tolle Gelegenheit bekommt.


Klar, dass unser Bahnhof samt Vorplatz schöner ist...

"Rheinkniebrücke" heißt dieses Brückenwerk nicht wegen dieser Form, sondern weil es eine besonders markante geografische Kurve des Rheins am Niederrhein überspannt, die das Regierungsviertel in Nordrhein-Westfalens Hauptstadt mit dem Stadtteil Düsseldorf - Oberkassel verbindet. Bis dorthin sind wir mit der Straßenbahn gefahren.


Von dort aus ging es weiter in Richtung Rhein ( im Hintergrund das "Stadttor" genannte Bürogebäude, in dem sich bis 2017 Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen befunden hat ).

Aber das Gebäude ist nicht unser Ziel gewesen, sondern diese Anlage aus Sandstein, Glas, Baubronze und Stahl, in der das Landesparlament von NRW seit 1988 zu Hause ist. Dort wurden wir von Securityguards empfangen und nach Sondieren der Listen ins Gebäude gelassen.

Runde Formen dominieren auch im Innern des Gebäudes, das von den Parlamentariern damals nach sechs Jahren Bauzeit bezogen worden ist. Auch der "Bürgerhalle" genannte Eingangsbereich greift die Kreisform auf.

Den Anstoß für diese architektonische Formsprache gab der Wunsch der Parlamentarier jener Zeit nach einem runden Plenarsaal, dem die Planer - das Architekturbüro EMW unter Leitung von Fritz Eller - entsprochen haben. Für die anderen funktionalen Gebäudeteile haben sie dann das "Spiel mit den Kreisen" übernommen.





Auf der schwungvollen Treppe habe ich auch schnell einen Fotoblick auf den Rhein und die Stützen der Rheinkniebrücke riskiert.



Der malerische Blick auf die Rheinlandschaft von Johanna Wiens gehört zu der großen Anzahl von Kunstwerken zeitgenössischer Künstler, die im Gebäude verteilt sind.


Das Kreisen greift auch das riesige Nagelbild des vor einem Monat verstorbenen Günther Uecker auf, der seit seiner Flucht aus der DDR 1955 am Rhein gelebt und in der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hat.

"Interferenzen"  in der Wandelhalle des Landtags.
 

Wo Uecker ist, ist auch Gerhard Richter nicht weit, mit dem er einstens aufsehenerregende Aktionen veranstaltet hat. Der momentan immer noch als weltweit wichtigste Künstler geführte Maler lebt in Köln und ist im Landtag natürlich auch mit einem Objekt vertreten, dem "Spiegelbild, CR 964".


Das schräge "Huhn" im Foyer ist eigentlich ein "Phönix" von Ewald Mataré, der bis 1965 im nahen Büderich gelebt hat.

Weniger teure Kunstwerke dürften die diversen Porträts der Landtagspräsident*innen in einer weiteren Galerie der Wandelhalle sein, hier das von Ulrich Schmidt, daneben Ingeborg Friebe.


Bildschön fand ich auch die Gebrauchsspuren an den Türen aus Baubronze zum Plenarsaal.


Da gibt es auch noch Kunst, ein Relief aus 3630 Metallstiften aus Aluminium: "Landeswappen Nordrhein-Westfalen" von Ferdinand Kriwet, ein geborener Düsseldorfer.


Der kreisrunde Plenarsaal garantiert, dass jeder den gleichen Blick und die gleiche Position hat ( nicht wie in den 1980er Jahren noch in den meisten Schulklassen üblich) und Diskussionen geführt werden können, indem man sich anschaut.



Schön finde ich, dass der Saal tagesbelichtet ist. Oberhalb der Brüstung sieht man Teile der Besuchertribüne.

Im Anschluss an die Führung hatten wir Gelegenheit, bei Kaffee & Kuchen mit dem gewählten Vertreter meines Wahlkreises in Köln, Arndt Klocke, über eine Stunde über seine Arbeit als Parlamentarier, aber auch seine Wege in die Politik, zu sprechen. Dieser zwischenmenschliche Austausch hat mir besonders gefallen, so beeindruckend auch Architektur & Kunst sind.

Abschließend gab es noch ein Gruppenfoto auf der Treppe...

... und ein Blick meinerseits auf die tolle Niederrhein-Landschaft...

... bevor wir mit der Straßenbahn wieder zum Bahnhof gefahren sind und die Heimreise angetreten haben.

Auch diesen Beitrag zum Monatsspaziergang verlinke ich wieder mit Heike von 3hefecit.