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Mittwoch, 14. Juni 2023

Lieben Sie Lyrik? {16}

Theodor Storm

Ein grünes Blatt

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
Ich nahm es so im Wandern mit,
Auf daß es einst mir möge sagen,
Wie laut die Nachtigall geschlagen,
Wie grün der Wald, den ich durchschritt 
                      
                                                                             (1850) 


Den Titel „Ein grünes Blatt“ hat Theodor Storm (1817–1888) in unterschiedlichsten Kontexten verwendet: Einmal für eine Novelle von 1854 und dann für zwei Gedichte...

Das Blatt als Naturphänomen und gleichzeitig Erinnerungsträger - kein Wunder, dass es mich angesprochen hat, besteht mein derzeitiges Leben doch zu einem erheblichen Teil aus Erinnerung, dem "Eingedenken an einen glücklicheren Zustand", und das ( seltsamerweise? ) gerade im Frühsommer, schmerzlicher denn im vergangenen Winter. Vielleicht auch, weil ich weiß, dass auch dieses grüne Blatt seine Farbe verlieren und letztendlich zerbröseln wird. Trost und neuer Schmerz in einem sind mir diese Verse jenes Dichters des poetischen Realismus aus der "grauen Stadt am Meer".

Ich gehöre einer Generation an, die in ihrer Schulzeit nicht nur mit der Lyrik des Hans Theodor Woldsen Storm, geboren in Husum im damaligen Herzogtum Schleswig, Jurist im Hauptberuf, Bekanntschaft gemacht hat, sondern auch mit seinen Novellen. Gelesen haben wir damals in der Schule zuerst "Pole Poppenspäler" von 1874, dann das Kunstmärchen "Die Regentrude" (1864) und schließlich den "Schimmelreiter" (1888) , seine letzte und berühmteste Novelle. 

Eine Verfilmung der "Regentrude" habe ich bei einem meiner letzten Münchner Besuche mit den Enkelinnen angeschaut und mich gewundert, welche Bezüge zu unseren heutigen Problemen bestehen, u.a. was den Umgang & die Haltung zur Natur betrifft, die ja so pervertiert ist, dass wir sehenden Auges in eine Klimakatastrophe gehen. Auch die Missachtung der Frauen, die Dominanz des Männlichen ist ja nun wirklich nicht überholt, wie aktuelle Manifestationen mal wieder beweisen. Schulkinder rezitieren immer noch gerne den "Knecht Ruprecht" auf weihnachtlichen Feiern. Und "Der kleine Häwelmann" hält sich auch zu Beginn dieses Jahrtausends unter den fünfzig besten Bilderbüchern.

Der "Pole Poppenspäler" kam nicht grundlos in der Nachkriegszeit besonders gut an und wurde dem literarischen Kanon in den Schulen zugeschlagen. "Nach dem Krieg suchte man in der deutschen Literatur nach Geschichten, die human und ungefährlich waren", äußert sich ein pensionierter Deutschlehrer in einem Beitrag des WDR. Die Botschaft der Novelle - "mit Liebe und Zuneigung wird Integration gelingen" - hat, wie ich feststellen muss, auch mich bis auf meine alten Tage geprägt. Aber meine Favoriten sind die Stormschen Gedichte, die oft eine ganze eigene Musikalität aufweisen.





Mittwoch, 25. August 2021

Lieben Sie Lyrik? {13}

Theodor Däubler 
Weg

Mit dem Monde will ich wandeln:
Schlangenwege über Berge
Führen Träume, bringen Schritte
Durch den Wald dem Monde zu.

Durch Zypressen staunt er plötzlich,
Daß ich ihm entgegengeh.
Aus dem Ölbaum blaut er lächelnd,
Wenn michs friedlich talwärts zieht.

Schlangenwege durch die Wälder
Bringen mich zum Silbersee:
Nur ein Nachen auf dem Wasser,
Heilig oben unser Mond.

Schlangenwege durch die Wälder
Führen mich zu einem Berg.
Oben steht der Mond und wartet,
Und ich steige leicht empor.

 

Der am 17. August 1876 in Triest, dem damals wichtigsten Hafen Österreich-Ungarns, geborene Spross eines Augsburger Kaufmanns und seiner schlesischen Frau, ist zweisprachig aufgewachsen. Ab 1910 wurden die ersten Werke Theodor Adolph Johannes Eduard Däublers herausgebracht und von den Dichterkolleg*innen des gerade aufkommenden Expressionismus begeistert aufgenommen. Allein das wortmächtige Versepos "Das Nordlicht" in drei Bänden mit 30.000 Versen, an dem er seit 1898 gearbeitet hat, beeindruckt.

Diese phantastisch-visionäre däublersche Vorstellung von der Entstehung und Entwicklung des Kosmos mündet in einer Botschaft vom Sieg des Geistes in der Welt ( "Die Welt versöhnt und übertönt der Geist" ), wovon die damalige literarische Welt wiederum begeistert gewesen ist. Vertreter der expressionistischen Bewegung jener Zeit feierten ihn als Gleichgesinnten, darunter Else Lasker-Schüler ( "Fürst von Triest" ), Johannes R. Becher ( der ihm sein Gedicht "Brudertag" widmete ) und Franz Pfemfert ( der ihm 1916 ein ganzes Heft seiner Zeitschrift "Die Aktion" zueignete ). 

Der Altersgenosse Hugo von Hofmannsthal, der eher dem Symbolismus zugerechnet wird und dem  Ästhetizismus Stefan Georges verpflichtet, urteilte über den Lyrikerkollegen:

"Däublers lyrische Sprache ist wie die unterirdischen und astralen Kurven seines Geistes schwer zugänglich. Sie ist neu, kühn, futuristisch, expressionistisch, – wenn man darunter nicht modern, absichtlich, spitzfindig, krampfhaft versteht; sie ist konservativ, traditionell, klassisch im Gegensatz zu reaktionär, ideenlos, weimarisch."
Und Katharina Kippenberg, Frau des Eigners des Leipziger Inselverlages, die Theodor Däubler gefördert & publiziert hat:

"Wenn Däubler dichtet, so scheint er immer im Luftschiff zu fahren, wo die Erde merkwürdig zusammengeballt, in ihren einzelnen Linien und Gegenständen überschnitten und unerkennbar kraus unter ihm liegt."

Dem mag ich nichts mehr hinzufügen als ein paar dürre Daten: Ab 1921 lebte Däubler in Griechenland, bereiste den Nahen Osten und kurte zum ersten Mal im Schweizer Arosa. Nach einer längeren Erkrankung begann er wieder in ganz Europa zu reisen, - "ein anarchistischer Wanderbarde", finanziell immer unterstützt von seinen Verehrern. 1932 erkrankte er an Tuberkulose, 1933 erlitt Däubler einen Schlaganfall und starb mit 57 Jahren 1934 in St. Blasien im Schwarzwald.





Mittwoch, 9. Dezember 2020

Lieben Sie Lyrik? {11}

 Heinrich Heine


Altes Kaminstück

Draußen ziehen weiße Flocken
Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
Hier im Stübchen ist es trocken,
Warm und einsam, stillvertraut.

Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
An dem knisternden Kamin,
Kochend summt der Wasserkessel
Längst verklungne Melodien.

Und ein Kätzchen sitzt daneben,
Wärmt die Pfötchen an der Glut;
Und die Flammen schweben, weben,
Wundersam wird mir zu Mut.

Dämmernd kommt heraufgestiegen
Manche längst vergessne Zeit,
Wie mit bunten Maskenzügen
Und verblichner Herrlichkeit.

Schöne Frauen, mit kluger Miene,
Winken süßgeheimnisvoll,
Und dazwischen Harlekine
Springen, lachen, lustigtoll.

Ferne grüßen Marmorgötter,
Traumhaft neben ihnen stehn
Märchenblumen, deren Blätter
In dem Mondenlichte wehn.

Wackelnd kommt herbeigeschwommen
Manches alte Zauberschloss;
Hintendrein geritten kommen
Blanke Ritter, Knappentross.

Und das alles zieht vorüber,
Schattenhastig übereilt —
Ach! da kocht der Kessel über,
Und das nasse Kätzchen heult.

( Hier kann man sich das Gedicht auch von Ulrich Matthes vorlesen lassen. )



Über den deutsch-jüdischen Dichter, Journalisten, Essayisten und Literaturkritiker Christian Johann Heinrich Heine muss ich an dieser Stelle sicher nichts mehr erzählen. Für die Veröffentlichung in der dritten Auflage der Sammlung "Neue Gedichte"  ( 1852 ) ausgesucht hat das Gedicht erst der späte Heine, der todkrank in seiner Pariser "Matratzengruft" lag. "Dies arme träumerische Wesen ist mit der Welt verwebt und verwachsen, gleichsam in ihr eingekerkert" und gibt sich, durch die Krankheit vom Treiben außerhalb getrennt, nun seinen Tagträumen, Halluzinationen hin, Erinnerungen an heitere Tage, Reisen, Lieben undsoweiter. Ein Rezept für diese Tage des Eingeschlossenseins?

Heute firmiert ein solches Tun unter dem Begriff "Achtsamkeit". Und dazu gibt es Ratgeber, Kalender, Übungen im Netz, als ob es was ganz Neues wäre. Dieses Werkzeug, um mit schwierigen Situationen umzugehen, Tee trinkend, simelierend, ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. Und vielleicht in der derzeitigen Zeit immer wieder angebracht und sinnvoll. Die Realität holt einen ja schnell genug wieder ein wie die heulende Katze...




Samstag, 15. Februar 2020

Meine 7. Kalenderwoche 2020

Das Sturmtief "Sabine" hat uns zu Wochenbeginn eigentlich zwei sehr häusliche, ruhige Tage beschert, hatte ich doch rechtzeitig am Sonntagmorgen alles Bewegliche auf der Terrasse und im Garten sicher verräumt und ein schneller Einsatz war von daher nicht gefragt. Von persönlichen Nöten abgesehen haben uns allerdings die gesellschaftlichen Orkanböen beschäftigt...

Der Kölner hat da aber so einige Möglichkeiten sich abzulenken: z. B. für Karneval nähen und basteln und sich dabei nen blauen Himmel vorzumachen.



Dienstag wieder ein Konzert in der Philharmonie: Da haben die Floristen doch bei mir abgekupfert...

Musikalisch : Eine Beethoven - Séance ( "Allein Freyheit" ) mit unserem französischen Generalmusikdirektor François-Xavier Roth und meinen Lieblings - Klavierer ( O-Ton meiner damals noch kleinen Tochter ) Pierre-Laurent Aimard, der zu Beginn des Konzertes mit der "Kleinen Nachtmusik" einsetzte, um dann vom Orchester mit einer Komposition Isabel Mundrys abgelöst zu werden. Mich hat es bezaubert, wie der ganze Konzertabend.

DER Kölner Musikkritiker beurteilte das Konzert als "gescheitert auf hohem  Niveau". Ein reiner Beethovenabend hätte MICH irgendwann eher ermüdet. So blieb ich zwei Zeitstunden vollkommen neugierig und wach. ( Auf dem Programm standen neben Beethoven noch Werke von Bernd Alois ZimmermannHelmut Lachenmann und Francesco Filidei. )





Der Mittwoch der Woche wurde ja schon hier ausgiebig dokumentiert, und auch am Donnerstag ging es fleißig weiter in der karnevalistischen Nähstube ( was bei strömendem Regen bis in den Nachmittag auch die einzige Option  bleiben musste... )






















Am Freitag dann an all die Menschen gedacht, die meinem Herzen nahe stehen, besonders an die, die momentan leiden müssen. Ansonsten wieder ein gewöhnlicher Tag mit Sport, Einkaufen, Nähen und Kochen, wenn nicht die Nichte vorbeigekommen wäre...

 ... um für sich und den Freund Kostüme für Karneval auszusuchen. Später kam auch noch die Schwägerin wegen Perücken. Inzwischen hab ich einen echten Kostüm - Verleih.

Täglich beäuge ich jetzt die Magnolienknospen, ob sich schon rosanen Spitzen zeigen.

2016 war es schon am 12. Februar so weit. Zeit für eine kleine Collage musste am Samstagmorgen auch sein, um ein Geldgeschenk zu einem 60. Geburtstag ansprechend & anspielungsreich zu verpacken.



Das war eine ganz schön anstrengende, da aufwühlende Woche, vor allem was die Familie anbelangt. Da gingen die Gedanken ( und manches Mal die WhatsApp- Nachrichten ) hin und her. Was auf gesellschaftlicher bzw. politischer Ebene los war, blieb da oft ausgeblendet.

In einer ruhigen Minute - okay, es war mehr - habe ich im Radio mal länger "Volkes Stimme" gelauscht und zwar beim Tagesgespräch nach dem Rücktritt der Vorsitzenden der Schwarzen. Da haben sich mir fast die Fußnägel aufgerollt, denn da kamen Postulate, immer verbrämt als Konservatismus und "bürgerliche Mitte", die reaktionär, autoritär, patriarchalisch waren, zum Beispiel was den Einfluss der Parteien bzw. der Politik in puncto Familie anbelangt. Da wurde gefordert, ein bestimmtes Familienmodell in Blei zu gießen und verbindlich zu machen und negiert, dass die Menschen schon längst viele eigene Ideen entwickelt haben, wie sie ihr soziales Miteinander gestalten wollen und es selbst in Liebe & Verantwortung zu ihren Mitmenschen aktiv gestalten. Aber offensichtlich gibt es Menschen, denen etwas weggenommen wird, wenn der Nachbar anders leben will als man selbst. 

Gewundert hat mich nicht, dass das alles Männer waren, die sich mit entsprechenden Forderungen zu Wort meldeten und von Politikern ein Familienmodell festgeschrieben haben wollen, dass spätestens seit den 1970er Jahren ausgedient hat. Ich habe noch erlebt, wie in den 1950er Jahren solche Vorstellungen gegenüber Kindern, Jugendlichen, Frauen und Minderheiten durchgesetzt wurden, auch mit Hilfe der Religion und ohne Rücksicht auf Verluste ( und man selbst sich alle, aber auch alle Ausnahmen genehmigte ). Und dieselben Leute werfen heute anderen Parteien eine "Verbotskultur" vor! Was war das denn anderes jahrzehntelang? Ich habe noch erlebt, wie ich als Frau in meinen Entscheidungen vom Ehemann abhängig war, wie junge Mädchen in Ehen gezwungen wurden, wie gleichgeschlechtliche Paare an Selbstverleugnung krank wurden oder in Verhältnissen leben mussten, die ihnen nicht entsprachen.

Angeblich, so der Geschäftsführer der CDU, steht der "Bürger" im Mittelpunkt seiner Partei und zwar "ohne Verbote", aber offensichtlich versprechen sich Anhänger bzw. potentielle Wähler von einem Führungswechsel genau solche Gebote, Verbote, Festschreibungen und statt einer inhaltlichen politischen Auseinandersetzung eine Umkehr in längst vergangene Tage. 

Statt leerer Kampfrhetorik wie bei den Blaunen, dem Gefasel von der "Sozialdemokratisierung" der Partei, dem Kulturkampf, der sich gegen die Liberalisierung der vergangenen Jahrzehnte im Zusammenleben der Menschen wendet, statt dem Pflegen und Hätscheln veralteter Feindbilder wäre eine Auseinandersetzung mit dem, was die menschliche Gesellschaft heute ausmacht und was eine Partei an flankierenden Maßnahmen dazu beitragen kann, eine echte Aufgabe für eine neue Parteiführung. Sonst geht es auch dieser "Volkspartei" wie den christlichen Kirchen. Denn denen laufen die Menschen auch in Scharen davon.


Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot

Mittwoch, 16. Oktober 2019

Lieben Sie Lyrik? {10}


Stefan George

Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade.
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.

Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
Von birken und von buchs, der wind ist lau.
Die späten rosen welkten noch nicht ganz.
Erlese küsse sie und flicht den kranz.

Vergiss auch diese letzten astern nicht.
Den purpur um die ranken wilder reben
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht. 

Beim Blättern in den Gedichtbüchlein, die ich gestern nicht nur auf meinem Stehpult, sondern auch hier im Blog ausgebreitet habe, bin ich wieder auf dieses Gedicht gestoßen, dessen sprachlichen Bilder mir immer noch gefallen, verbinden sie doch das Endliche mit dem Unendlichen und spiegeln eine innere Wahrheit wieder. 

Dieses Gedicht Stefan Georges erschien im Jahre 1897 im Buch "Das Jahr der Seele", wo es den zweiten Teil einleitet. George weist dieses Werk als einen der wichtigsten Schriftsteller des Symbolismus, einer Gegenbewegung zum Naturalismus der Zeit, aus, begründet seinen dichterischen Ruhm, und die darin enthaltenen Gedichte erlangen eine gewisse Popularität. Viele der Gedichte wurden (teilweise mehrmals) vertont. 

Dieses Gedicht ist keine romantische Naturbetrachtung, der "park" eher ein Garten aus Worten, die mit ihrem Klang bezaubern. Ich verspüre auch immer wieder den Impuls, es mir laut vorzutragen - probiert es selbst aus! 




Samstag, 14. September 2019

Meine 37. Kalenderwoche 2019

Melancholie machte sich am letzten Sonntagnachmittag breit, fuhr doch die Enkelin mit ihrer Mama nach Hause. Dort erwartete sie eine gewisse Ungewissheit zum Schuljahresbeginn, denn ein paar Tage vorher war aufgeflogen, dass ihre Klasse aufgeteilt und ihre beste Freundin einer anderen Klasse zugewiesen worden war - all das, ohne dass die Kinder und ihre Eltern vorher etwas davon erfahren hätten!



So viel Unverfrorenheit haben wir in den nordrhein-westfälischen Schulen, die ich kenne und auf denen ich gearbeitet habe, nicht an den Tag gelegt. Es ärgert mich besonders, weil uns das bayrische Schulwesen ja immer als großes Vorbild um die Ohren gehauen worden ist. In den zwei Jahren meiner Enkelin in einer Münchner Schule habe ich genug mitbekommen, wie wenig Wertschätzung die Kinder und ihre Bedürfnisse dort erfahren.

Meine Gedanken waren die ganze Woche bei meinem Enkelmädchen & ihrer Ma. Hoffentlich bleibt die Ersatzlehrerin - ja, die neue Klassenlehrerin ist zusätzlich auch noch längerfristig erkrankt - tatsächlich die versprochenen Wochen der Klasse erhalten! Wir haben ja schon in der ersten Klasse über sechs Wochen genug Lehrerchaos erlebt. Da ist man als Mutter ganz schön gefordert, damit das Lernen grundsätzlicher Fähigkeiten & Fertigkeiten gesichert wird. Von ausgefallenen schönen Aktionen, die das Gemeinschaftserlebnis fördern, mal ganz abgesehen...


Der Montag führte uns auf dem Weg zur Physiotherapiepraxis wieder durch den Park, in dem nun die Kastanien zahlreich zu Boden gehen: Herbstboten!

Mit der Enkelin hatte ich in der Vorwoche nicht nur Kleisterpapiere hergestellt ( und damit solche kleine Streichholzschachteln bezogen wie links zu sehen ), sondern auch das "Kunstcamp" begonnen aufzuräumen, das seit der letzten Frühlingspost das reine Chaos war und bei mir jegliche Kreativität blockiert hat. 

Mir war der Einsatz der Enkelin weiterer Ansporn: Schon am Sonntagnachmittag habe ich den Fußboden von Papieren frei geräumt und anschließend gewischt. Am Montagnachmittag habe ich dann alle Papierschnitzel & -stücke, die ich für Collagen und sonstige Projekte aufhebe, wieder in die farblich entsprechenden Behälter einsortiert und alle Locher, Stempel, Stempelkissen, Farben, Wasserbecher usw. in die entsprechenden Schubladen bzw. Regalfächer.

Die Enkelin hat mir auch  mit Hilfe der Geliplate ein paar schöne Hintergründe für Collagen bedruckt, so dass ich am Dienstag tatsächlich wieder mit einer Collage angefangen habe, während vor den Fenstern der Dachgauben der Herbst mit seiner Färberei begonnen hat.

Am Donnerstagnachmittag hat auf dem Roncalliplatz vor dem Kölner Dom das Chinafest 2019 begonnen ( Peking ist Partnerstadt Kölns ). Es soll die Beziehungen zwischen den beiden Städten fördern. Ob das gelingt, nachdem das Regime in Peking so harsch auf den Empfang des Dissidenten aus Hongkong reagiert hat? Ich bleibe reserviert...

Was sonst noch war? Viel organisatorische und häusliche Arbeit, die nicht fotografierenswert oder fotografierbar war. 

Einen Hauch der diesjährigen Sommerpost habe ich auch abbekommen: Vom Thuner See, vis-à-vis des Niesen, hat mir die liebe Veronika einen ihrer schönen Vögel und viele nette Worte geschickt. Ansonsten ist die Aktion an mir vorübergegangen, es war aber auch richtig für mich, nicht mitgemacht zu haben - ich hätte es einfach nicht geschafft, so sehr hat sich mein Leben verändert.



Das merke ich auch beim Verfassen dieser Posts über meine Woche: Ich bekomme meine Gedanken eben immer seltener in Worte gefasst. Dabei möchte ich sie gerne mitteilen, weil ich finde, dass sich das Nachdenken auch für euch, liebe Leserinnen und Leser, lohnt. Zum Beispiel über die Bewegung der Jugend für ein Umdenken in puncto Klimapolitik:

Traue/Rostrose hat zu diesem Thema und seiner Protagonistin Greta Thunberg zwei sehr umfassende und gute Posts geschrieben, auf die ich euch aufmerksam machen möchte. Hier und hier zu lesen, da brauche ich meinen Senf nicht auch noch mal dazugeben.

Ich werde auf jeden Fall mit dem Herrn K. am Freitag dabei sein im Rahmen unserer Möglichkeiten. Hier bei uns gibt es inzwischen auch eine Gruppe "Grandparents4Future", und deren Verlautbarung gibt viele meiner Gedanken und Gefühle wieder, beispielsweise dass unsere Generation, eigentlich in jungen Jahren kämpferisch und an gesellschaftlichen Entwicklungen interessiert, sich mit dem als "alternativlos" dargestellten Wirtschaftssystem abgefunden hat und damit in gewisser Weise an der sich abzeichnenden Klimakatastrophe mitschuldig geworden sind. Wir haben uns einen Lebensstil angeeignet, der es uns bequem macht auf Kosten anderer. Und jetzt machen uns unsere geliebten Enkelkinder klar, dass wir damit ihre Lebenschancen gefährden, dass das Ziel unserer Eltern - "die Kinder sollen es mal besser haben" - für unseren Nachwuchs nicht mehr gilt, weil wir sorglos alle Ressourcen, die menschliches Leben bedingen, verschleudern.

Vielleicht überlegt sich die eine oder andere am Freitag an einer der Veranstaltungen teilzunehmen. Ein Überblick über die teilnehmenden Orte ist hier zu finden.

Macht es gut! Und mit Frau Jule: Passt auf euch und andere auf, seid freundlich, wertschätzend, ehrlich, geduldig und zuverlässig!

Verlinkt mit Andrea Karminrots Samstagsplausch, dem Sommerglück bei Loretta und Wolfgang und dem Monatsthema der Zitronenfalterin

Samstag, 24. November 2018

Meine 47. Kalenderwoche 2018






Nachdem ich in diesem Post schon Novembertrübsal geblasen habe, kommt hier & heute der zweite Satz: Ich habe so gut wie keine Fotos von dieser Woche, da ich auch zum Fotografieren keine Lust hatte. Allerdings habe ich mit dem Herrn K. gebacken: Vier Sorten haben wir jetzt in den Keksdosen, die fünfte ist in der Mache ( und die auf dem Foto sind eigentlich die hier - von mir "umgestyled" mit anderem Ausstecher & Quittengelee ).


Eine Collage ist auch entstanden ( ich wollte doch noch mal das Tapetenthema des Mustermittwochs erproben ). Dabei habe ich dann noch einmal aus dem zweiten Stock die Platane gegenüber fotografiert, die imponiert mir so.



















Gestickt & genäht habe ich auch immer mal in dieser Woche, während im Atelier direkt neben meinem Nähzimmer das Schaufenster für das Fest zum 10.jährigen Bestehen immer mehr geschmückt wurde.







Und dann sind die beiden Fotobücher angekommen, die ich mit meinen Freitagsblümchen gestaltet habe, so dass ich mich immer noch an ihrem Anblick freuen kann, wenn sie schon längst alle auf dem Kompost gelandet sind.


Was mich sonst noch so beschäftigt & bewegt hat?

Gefreut habe ich mich zu Anfang der Woche, dass endlich amtlich kundgetan worden ist, dass für Frauen nicht der öffentliche Raum am gefährlichsten ist, sondern die eigenen vier Wände. Wobei der Sachverhalt selbst nun keinen Anlass für Freude bietet, sondern für Wut ( viel) sorgt! 

Es war schon länger mein subjektiver Eindruck, dass dem so ist, aber ich bin immer wieder an der Beschaffung der Daten gescheitert. Jetzt ist es raus: Jeden zweiten oder dritten Tag stirbt eine Frau bei uns durch ihren Partner oder Ex - Partner. Und die Täter sind zu fast 70 Prozent Deutsche, Angehöriger sämtlicher Schichten und Bildungsgrade ( hier läuft gerade ein Prozess gegen einen 89jährigen pensionierten Oberstudienrat, der seine 88jährige Ehefrau brutalst zu Tode gebracht hat ). Was fehlt, sind diese Woche die Fackelzüge und Trauermärsche, die sonst so gerne von Leuten mit fragwürdigen Verhältnis zur Gewalt, unterstützt von wortgewaltigeren Ideologen veranstaltet werden. Was mir da noch an Zynischem einfällt, erspare ich euch. Scheinheilig ist da noch das freundlichste Wort...

Das Einzige, von dem ich erfahren habe, sind Veranstaltungen zum "Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen", der jährlich am 25. November begangen wird. So leuchtet an diesem Wochenende der Landtag orange aus diesem Anlass...

Betroffen gemacht hat mich auch der Bericht über eine junge Frau, die auf der Toilette eines Schnellrestaurants vergewaltigt worden war und der ihre Anwältin von einer Therapie abriet, solange der Täter noch nicht verurteilt worden war. Im Oktober ist das nun passiert, und die junge Frau benötigt jetzt eigentlich eine Intensivtherapie, um wieder ins Leben zurückzufinden. Doch die bezahlt die Krankenkasse nur zu knapp einem Drittel. Deshalb hat die Mutter eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um das restliche Geld für die Behandlung zu sammeln - hier ist die Plattform dafür! Gefreut hat mich, dass innert fünf Tagen die angestrebte Summe erreicht worden ist, und die junge Frau einen Klinikvertrag schon unterschreiben konnte ( hier ein Zeitungsbericht  dazu ).

Ja, und was hat die Aussage von Frau Karliczek, ihres Zeichens Bundesbildungsministerin, zur Ehe für alle bei mir bewirkt? Zumindest ein heftiges Kopfschütteln. Da meint doch die Dame, man hätte bei der Entscheidung nicht genug berücksichtigt, was das Aufwachsen für Kinder in Regenbogenfamilien bewirkt. Da schwillt mir der Hals! Hat die Dame mal mitbekommen, was da so alles gang und gäbe gegenüber Kindern in traditionellen Beziehungen ist? "Ich kann mein Kind nicht lieben, weil ich selbst nicht geliebt worden bin", ist da noch die harmloseste Sache, die ich in vierzig Jahren als Lehrerin gehört bzw. erlebt habe. 

Diese Profilierungssucht und die Anbiederungsversuche an populistische Meinungsmacher geht mir so was von auf den Keks! Immer feste druff auf Minderheiten oder Randgruppen, dabei sind das alles Probleme, die wir alle miteinander in unserem Zusammenleben haben und nicht zufriedenstellend gebacken kriegen...

Genug aufgeregt! Jetzt geh ich aber endlich nebenan feiern mit Menschen, die beim Gelingen eines guten Miteinanders immer dabei sind...








Verlinkt mit Andreas Samstagsplausch und - trotz manchem geäußerten Missfallen - mit dem Monatsthema der Zitronenfalterin: Sekundenglück

Mittwoch, 7. November 2018

#1collageprotag


... so hieß eine von Katrin/daily perfect moment auf Instagram ins Leben gerufene Aktion, die mich richtig, richtig fesselte:



Und so bin ich Tag für Tag, den ganzen Oktober über, rauf in mein "Kunst-Camp" ( O-Ton Enkelin ) geschlichen und habe mir Zeit für eine kleine Collage genommen. 31 Stück sind so entstanden ( Nr. 31 fehlt hier, sie ist fast identisch gewesen mit der mit dem großen "E" in der letzten Reihe der 25er-Collage fast ganz links ).



Von den Enkeln eingefärbte Papiere habe ich auf Malgründe kaschiert oder selber Papier mit der Geliplate eingefärbt, mit Zeitschriftenausrissen herumprobiert, bevor ich dann aus meinen diversen Mappen und Kästchen weitere Details herausgesucht habe.

Manchmal war es auch eine ganz aktuelle Postwurfsendung, ein Prospekt in der Zeitung oder sonst eine Fundsache, die mich inspirierte. Und manchmal hatte ich auch schon eine konkrete Adressatin im Auge. Manchmal spielte auch das Mustermittwochthema für den Oktober eine Rolle und die Rabensammlung von Sabine/Miss Herzfrisch. Und manchmal war es ein Thema in meinem "Oberstübchen".

Mitten im Monat habe ich mich dann auch getraut, täglich meine Collage bei Instagram einzustellen, was noch ab und an seine Tücken hatte. Aber meine wachsende Sammlung, die vielen anderen anregenden Beiträge und die "likes" haben mich dann tatsächlich bei der Stange gehalten. Es ist tatsächlich einfacher, mal so en passent mit dem iPad ein Foto zu machen und zu veröffentlichen, ich muss es ja zugeben...


Auch die Hauptfigur meiner Collage "Tapestry" ist mir per Post ins Haus geflattert - Einladung zur Eröffnung einer Fotoausstellung der "Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur" mit Fotos von Franceso Neri - und bekam aus meiner mit Leidenschaft gepflegten Sammlung von Musterpapieren einen tapetenhaften Hintergrund. Da das Novemberthema des Mustermittwochs "Tapete" heißt, schicke ich diese Collage heute zur Müllerin.

Geklebt wird weiter. Und wer Anregungen und Material benötigt, um endlich auch mal zu Schere und Kleber zu greifen, den verweise ich mal - einfach aus Liebe zur Sache!!! - auf das "Artlaboratorium", von Katrin & Sabine ins Leben gerufen...