Stefan George
Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade.
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
Von birken und von buchs, der wind ist lau.
Die späten rosen welkten noch nicht ganz.
Erlese küsse sie und flicht den kranz.
Vergiss auch diese letzten astern nicht.
Den purpur um die ranken wilder reben
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.
Beim Blättern in den Gedichtbüchlein, die ich gestern nicht nur auf meinem Stehpult, sondern auch hier im Blog ausgebreitet habe, bin ich wieder auf dieses Gedicht gestoßen, dessen sprachlichen Bilder mir immer noch gefallen, verbinden sie doch das Endliche mit dem Unendlichen und spiegeln eine innere Wahrheit wieder.
Dieses Gedicht Stefan Georges erschien im Jahre 1897 im Buch "Das Jahr der Seele", wo es den zweiten Teil einleitet. George weist dieses Werk als einen der wichtigsten Schriftsteller des Symbolismus, einer Gegenbewegung zum Naturalismus der Zeit, aus, begründet seinen dichterischen Ruhm, und die darin enthaltenen Gedichte erlangen eine gewisse Popularität. Viele der Gedichte wurden (teilweise mehrmals) vertont.
Dieses Gedicht ist keine romantische Naturbetrachtung, der "park" eher ein Garten aus Worten, die mit ihrem Klang bezaubern. Ich verspüre auch immer wieder den Impuls, es mir laut vorzutragen - probiert es selbst aus!
Schön!
AntwortenLöschenLG Renate D.
von Helga:
AntwortenLöschenOh, wie wunderbar dieses Gedicht, liebe Astrid, und trotzdem stimmen sie mich nicht immer fröhlich. Meist drängen sich dann die Erinnerungen ins Tageslicht, besonders an den Tagen wo Melancholie die Oberhand ausstreckt. Jetzt kommen sie bald wieder die dunklen, tristen und trüben Novembertage. Jüngere, im Leben stehende Mitmenschen, empfinden das anders. Das liegt ganz klar am Alter und der bunten Welt, die ich damals noch nicht so leben durfte. Schnelllebig und schon wieder die Gedanken mit Weihnachtsvorbereitungen und Geschenken beschäftigt, da interessiert doch wahrlich die Lyrik nicht. Auch die Dichter und Denker finden wir so nicht mehr, Zeit ist zur Mangelware geworden, auch nicht online zu bestellen. Meist sind es Privatleute mit Seelenleben die noch Gedichte verfassen.
Ach ja, am besten ist es sich seine eigene Welt zusammenzuzimmern.
Nachdenkliche Grüße von der Helga und danke für dieses zu Herzen gehende Gedicht.
Ich habe es mir aufgeschrieben.
Lyrik ist für mich auch das Gedicht von Rainer Maria Rilke "Die Blaue Hortensie"
Ich würde sagen, das ist nicht nur Lyrik, sondern auch Poesie vom Feinsten. Mir gefällt das Gedicht sehr sehr gut.
AntwortenLöschenWirklich toll hast du die Worte in deiner Collage, die sie bestens widerspiegeln, integriert. :-)
Liebe Grüße
Christa
PS Astrid, die Auskunft, dass diese rankende Pflanze gestern auf meinem Blog ein Hollunder sei, erhielt ich von der Besitzerin des Hauses. Ich selbst war sehr skeptisch, weil ich fest überzeugt war, es wär ein Weinlaub, aber.....nein, meinte sie, es ist wirklich ein Hollunder.
Liebe Christa, das habe ich mir schon so gedacht. Dir traue ich auf diesem Gebiet Sachverstand zu 😄.
LöschenLG
Gibt genau diese Stimmung wieder, die ich heute morgen bei der Parkrunde empfand.
AntwortenLöschenAllerdings sehr aufgehellt durch die Sonne hier am See.
Liebe Grüße
Andrea
Wunderbare Worte, und ganz wunderbare Bilder dazu gefunden.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Christine
ein ganz wunderbarer wortgarten!
AntwortenLöschenliebe grüße
mano
Hach...Liebe Astrid, lese schon lange täglich deinen Blog (kam von Frau Rotkraut?...)- stille, begeisterte und nachdenkliche Leserin...
AntwortenLöschenbei diesem Gedicht kamen mir die Tränen - nicht, dass ich es schon kannte. Aber hier, beim nochmal Lesen...was können (nur) Worte für Emotionen und Bilder in Menschen auslösen - einen Gnade für die, die dies empfinden können und ein Auftrag für alle, kleinen Menschen dies zu vermitteln...
Danke mal für alles Mit-geteiltes hier....