Samstag, 30. April 2016

12tel Blick - April 2016






Mein 12tel Blick im April am 29. Tag des Monats,  18.15 Uhr:














Aha, der Mai ist gekommen, 
die Bäume schlagen aus. 
Nur haben die Hundebesitzer am Freitag - Feierabend
auch nicht mehr Lust als sonst zu anderen Tageszeiten
und bleiben mit Sorgen zu Haus.
( Ich gebe zu, ich hatte mir mehr versprochen. )

Es scheint so, als müsste ich richtig früh aufstehen.
Aber das ist nicht mein Ding,
weshalb Hund & ich auch nicht wirklich kompatibel wären.

Schieben wir es mal auf die Temperaturen -
12 Grad sind nun wirklich nicht frühlingshaft.



Das war in diesem Jahr wohl wirklich nach langem wieder ein typischer April.
Hoffentlich erfüllt der Mai dann auch das Klischee...







Freitag, 29. April 2016

Was nützen Preise zur Meinungsfreiheit ?


Wie viele Preise hat Raif Badawi, der heute seit 1434 Tage im Gefängnis sitzt, inzwischen bekommen, wie viele Diskussionen, Lesungen und Mahnwachen! Aber es nützt scheinbar alles nichts - warum bloß?


Die letzte Auszeichnung gab es am vergangenen Samstag in einem Festakt in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt, und zwar den Deschner-Preis der Giordano - Bruno - Stiftung, mit dem Personen oder Institutionen geehrt werden, "die sich in herausragender Weise auf dem Gebiet der Religions- und Ideologiekritik engagiert haben". Erhalten hat ihn Raif zusammen mit seiner Frau Ensaf Haidar.

Diese hatte im Vorfeld um Unterstützung für ihren Ehemann gebeten: "Ich würde mir so sehr wünschen, dass deutsche Politiker direkte Gespräche führen mit den Leuten, die in Saudi-Arabien an der Macht sind." Und weiter: "Der Führung in Saudi-Arabien müsse klar gemacht werden, dass ihr Mann kein Terrorist sei, dass er nichts Böses verbrochen, sondern nur seine Meinung geäußert habe." ( Quelle hier ) Und wenn den Machthabern diese Ansichten nicht gefielen, sollten sie ihn "einfach nur gehen lassen", sagte sie.

Und in einem anderen Interview ( hier nachzulesen ) bekannte sie: "... ich versuche gegen die Hoffnungslosigkeit anzukämpfen. Es könnte helfen, wenn sich deutsche Politiker gegenüber der Führung in Saudi-Arabien entschiedener für Raifs Freiheit einsetzen würden. Schließlich ist er kein Verbrecher." Und: "Vielleicht können wir irgendwann gemeinsam arbeiten. Das fände ich schön."

Source

Der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, meinte in seiner Einführung: "Dieser Festakt ist eine Protestveranstaltung gegen das barbarische Unrecht, das in diesem Urteil ( wegen "Beleidigung des Islam" ) zum Ausdruck kommt, aber er ist durchaus mehr als das. Wir verstehen diesen Festakt auch als eine Feier des freien Geistes, der sich selbst unter grausamsten, diktatorischsten Verhältnissen nicht gänzlich unterdrücken lässt."

Auch vorher hatte er sich schon ähnlich geäußert, nämlich dass der Festakt auch dazu dienen soll, die Aufmerksamkeit der deutschen Medien und der deutschen Politik wieder auf die himmelschreiende Behandlung des Bloggers zu lenken: "Der Deutsche Bundestag hat zwar Ende Januar die unverzügliche Freilassung des Sacharow-Preisträgers gefordert, sich aber mehrheitlich nicht dazu entschließen können, stärkeren Druck auf Saudi-Arabien auszuüben, was wir für einen schweren Fehler halten."


Neben den beiden erwähnten Preisen hatte Raif Badawi im Februar den "Freedom of Speech Award" der Deutschen Welle erhalten. Den soll nun als Nächster der "Hürriyet"-Chefredakteur Sedat Ergin bekommen. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat ihn wegen Beleidigung verklagt. Ob er deshalb den Preis persönlich entgegennehmen kann, ist noch offen.

Angeblich hat sich Ergin in einem "Hürriyet"-Artikel spöttisch über eine Rede Erdogans zu einem Angriff der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK auf türkische Soldaten geäußert. Ein Anwalt Erdogans veranlasste die Anzeige. Die daraufhin erhobene Anklage lautet,  Ergin habe ein Zitat des Staatschefs "böswillig verdreht, um die öffentliche Meinung zu manipulieren".

Als Ergin im März vor Gericht geladen wurde, wies er auf die düstere Situation der Presse in seinem Land hin: "Die Pressefreiheit in der Türkei ist 2016 auf die Gerichtsflure begrenzt."


Was die Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei anbelangt - das Fass möchte ich an dieser Stelle nicht auch noch aufmachen ( meine Meinung ist da eindeutig ). Nur so viel: Eine EU, die einerseits einen Sacharow - Preis für für geistige Freiheit vergibt, aber andererseits nicht mehr auf ihrer Webseite für ein Kunstprojekt des Dresdener Musikers Markus Rindt zum Völkermord an den Armeniern werben mag ( siehe auch hier ), weil die Türkei das zuvor gefordert hat, verliert verdammt an Glaubwürdigkeit. Kein Wunder, dass autoritäre Herrscher im Nahen Osten all diese Initiativen des Westens zu den Menschenrechten nicht wirklich ernst nehmen. Kann man bei so einem Auftreten auch nicht. Vielleicht ist das ja die Antwort auf meine eingangs gestellte Frage...


Ganz aktuell dazu die Rede des Satirikers Martin Sonneborn, EU - Parlamentarier, zum Thema vor dem Parlament:



Ehrlich gesagt ist mir das Lachen im Hals stecken geblieben...










Friday - Flowerday # 17/16

bietet allen, die Blumenschmuck lieben,
heute wieder ein Forum in ihrem Blog.


























Hier hatte ich über den Besuch bei "meinem Birnbaum"
auf den Hochebenen des Odenwaldes in Badisch Sibirien berichtet.
Neben den Fotos musste ich doch - ganz gegen meine Prinzipien -
einen Zweig mit nach Hause in die große Stadt nehmen...

























Seitdem steht er hier auf der Konsole im Eingangsbereich
und wärmt meine Seele.
Er steht in einer Vase,
die in diesem Post schon Erwähnung fand.

























Zusammen mit anderen blauen Vasen und Blüten aus meinem Garten
( Rhododendron "Cunningham's White" und Bellis ).



Ich habe schon oft darüber geschrieben, 
dass das Blau der Vergissmeinnicht das schönste Blau der Welt ist.

Ich habe aber noch nie von meiner Schwäche 
für Delfter Blau oder das der portugiesischen Azulejos erzählt.
Bisher hatte ich aber keine große Vase in diesem Farbton. 
Jetzt hat die Not ja ein Ende...


























Zur Zeit ist sie also beim Begrüßungskomitee eingeteilt.

Übrigens: Die Wandfarbe ist Pantone 317,
das Bild von Gotthard Graubner.



Donnerstag, 28. April 2016

Monatscollage April 2016




Im April haben mich die Bäume beschäftigt,
sei es die Magnolie im Garten,
die Platanen vor dem Nevigeser Dom,
die Birne auf den Höhen des Odenwaldes
oder
die Gleditschie auf der Straße vor dem Haus.

Aber immer "on my mind":
meine Familie,
groß & klein,
alt & jung,
mit Freude, aber auch mancher Sorge.


Der Mai bietet viele, viele Anlässe zum Beisammensein -
schaun mer mal...









Alle Monatscollagen sammelt wieder Birgitt/Erfreulichkeiten.

Mittwoch, 27. April 2016

"Stillkleid" No. Zwo


Hier habe ich ja schon beschrieben, was meine Enkelin - die jetzt nur noch das große M sein will, immerhin ist sie heute auf den Tag genau, einen Monat "Große Schwester" - unter einem Stillkleid versteht und mein erstes Exemplar gezeigt.

Das war - o Schreck - in der aktuellen Kleidergröße des Kindes zu kurz & knapp. Das ist bisher noch nie passiert, eher das Gegenteil war bisher der Fall. Deshalb habe ich gestern einen zweiten Versuch gestartet:




Schnittmuster: Wickelkleid von Kibadoo mit den Ärmelchen von KleinFanø/Farbenmix

Jersey: "Pineappleada" dunkelblau/ Hamburger Liebe, hier offenbar noch erhältlich



Dazu gab es wie immer ein Langarmshirt zum Drunterziehen nach Ottobre creative workshop 301, was ja beim dieses Jahr ausbleibenden Frühlingswetter nicht verkehrt sein kann...

( Alles heute Morgen schnell fotografiert bei grauem Regenwetter, denn die Enkelin hat bei uns übernachtet und wir haben noch was vor. )



Dienstag, 26. April 2016

Wider das Vergessen


... und Schönreden ( zum Beispiel in dem Programmentwurf einer aufstrebenden Partei in diesem Land ) erinnere ich an heute vor dreißig Jahren:

Source
Da ereignete sich in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat die erste Nuklearkatastrophe, die auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse als katastrophaler Unfall eingeordnet wurde ( Super - Gau ).

Insgesamt wurden 150.000 km² in Weißrussland, der Ukraine und Russland durch den Reaktorunfall radioaktiv verseucht - ein Gebiet, in dem damals fünf Millionen Menschen lebten. 
Mehr als 330.000 Menschen, die in unmittelbarer Nähe des Reaktors gelebt hatten, mussten evakuiert werden. Wegen der Wetterbedingungen wurden weitere 45.000 km² in ganz Europa durch Radioaktivität belastet. Davon erfuhren wir erst am 29. April, drei Tage später:



Da hatte die radioaktive Wolke Deutschland bereits erreicht und ging aufgrund intensiver Regenfälle, vor allem in Süddeutschland, nieder, aber auch im Köln - Bonner - Raum, wo viele Menschen unterwegs bei "Rhein in Flammen" waren und nun dem radioaktiven Fall - out ausgesetzt waren. Darunter auch eine Freundin, deren Kinder unerklärliche Gen - Defekte bei ihrer Geburt aufwiesen ( und die sich bis heute mit ihren Überlegungen plagt... ).

Immer noch sind Pilze und Wild aus bayerischen und baden-württembergischen Wäldern radioaktiv belastet. Die Region um Tschernobyl selbst ist nach wie vor unbewohnbar, Mensch und Natur kämpfen bis heute mit den Spätfolgen.


Damals war die Informationspolitik ziemlich desaströs. Keiner wusste genau, was wie stark belastet war, wie stark überhaupt etwas belastet sein durfte, wie viel Radioaktivität noch kommen würde und was zu tun sei.

Der Super - Gau veränderte in Deutschland langfristig die Einstellung der Menschen gegenüber der Kernenergie. 

Die Euphorie, die ihrer friedlichen Nutzung bis dato entgegengebracht wurde - und wie ich sie persönlich durch Freunde in der Atomforschungsanlagein Jülich vermittelt bekam -  war auf einmal verflogen. Ich selbst war schon immer skeptisch, denn mir wollte nicht in den Kopf, das etwas, das mir während der Kubakrise 1962 als höchst gefährlich vermittelt worden war ( mein Vater, im Verteidigungsministerium tätig, übte mit uns damals das "richtige Verhalten" während eines Atomangriffes, und wir legten Vorräte im Keller an ), plötzlich ungefährlich und beherrschbar sein sollte. Auf meinem ersten Käfer prangte 1975 der "Atomkraft - nein danke!" - Aufkleber und er bekam deshalb immer wieder Kratzer & Schrammen, weil er Andersdenkenden ein Dorn im Auge war...

Nun also das. Ich hatte ein Kindergartenkind, mein kleiner Neffe aus Afrika war zu Besuch, der Frühling war wunderschön, warm und sonnig, die Kinder wollten nach draußen. Und während ich das schreibe, die Sonne scheint, die Obstbäume & Zwiebelblumen blühen, wie damals, erinnere ich mich an meinen Gemütszustand in jenen Tagen...

Tschernobyl ist für mich bis heute das Synonym für die Gefahr der friedlichen Kernenergie-Nutzung. Da kann ich mich tierisch aufregen, wenn es immer wieder Leute gibt, die das nicht sehen wollen.
"Der Zug namens Fortschritt rast mit voller Geschwindigkeit irgendwohin – und die Menschheit hofft, dass er in eine gute Zukunft fährt", sagt Alexej Breus, der letzte Mann im Kontrollraum von Tschernobyl. "Stoppen kann man diesen Zug nicht. Aber man sollte ihn wenigstens auf ein sicheres Gleis lenken."

Genau so!

Nachtrag: Eure Kommentare berühren mich sehr, machen sie mir noch einmal deutlich, dass meine damaligen Sorgen von anderen, damals jungen Müttern, geteilt wurden, nicht nur in meiner unmittelbaren Umgebung. Aber auch: dass sie jetzt weiterhin geteilt werden, egal, ob in der Nähe solcher Kraftwerke oder nicht.

Ich habe über WeACT einen Aufruf für einen Brief an unsere Kanzlerin bekommen, in dem sie aufgefordert wird, sich bei benachbarte EU-Staaten wie Polen, die Slowakei, Tschechien oder Ungarn einzusetzen, um dort geplante Atomkraftwerke zu verhindern. Wer mag, kann hier unterzeichnen.

Obwohl ich in letzter Zeit zu zweifeln beginne an solchen Aktionen, weil "die da oben" wirklich nicht interessiert zu sein scheinen, was "wir da unten" von vielen Dingen halten, und durch ihr gleichgültiges Verhalten viele Wähler dubiosen Parteien in die Arme treiben, möchte ich für mich immer noch meine Stimme erheben, wenn ich eine Sache falsch finde. Die eine oder andere unter euch vielleicht ja auch... 

Montag, 25. April 2016

Frühlingshasen - Overall


Letzte Woche habe ich meinen ( ausgenommen die für Karneval - das sind auch noch mal fünf ) elften Overall genäht und wieder viel Spaß daran gehabt.

Als Schnittmuster habe ich wieder den Minikrea Babyoverall 10550 in Größe 62/68 verwendet, den finde ich einfach überzeugend mit seinem Bändchenverschluss für so ganz Kleine:




Für ein Frühjahrskind zu nähen vereinfacht die Sache enorm, denn gefüttert ist nur die Kapuze, nämlich mit dem Frühlingshasen - Jersey von Lillestoff. Ansonsten habe ich Kuschelsweat von hier verwendet. Ich finde ihn dick genug, damit es das klitzekleine M im Frühling beim Ausgehen warm hat. Die Bündchenware hatte ich hier gefunden.






Geändert habe ich nur den Verschluss im Innern des Overalls: Statt Bändern gab es eine Lasche mit Druckknopf und eine Schlaufe:





Der mega niedliche Hase musste sein. Die Stickdatei ist von hier. "Klitzeklein" - der Name war einfach zu verführerisch. Und dann auch noch ein passendes Exemplar des geliebten Ohrenmützchens für Babies:



Schnittmuster: Ottobre 4/2007


Der Overall gefällt. Weitere Modelle können genäht werden...



Sonntag, 24. April 2016

Mein Freund, der Baum: Birnbaum II*

*revisited

Vor zwei Monaten hatte ich schon einen Birnbaum - Post bei "Mein Freund, der Baum" veröffentlicht. Und eigentlich hatte ich für diesen Sonntag, mangels Fotos, keinen Beitrag zu dieser Rubrik geplant.

Doch als wir uns heute Mittag auf den Heimweg aus Badisch Sibirien aufmachten, gab es trotz Graupelschauern die Möglichkeit, kurz auf den Höhen des Odenwaldes Halt zu machen und den Birnbaum aus dem letzten Post nun doch noch einmal im Frühling zu fotografieren:
























Die Blüten waren noch nicht so weit geöffnet, wie wir es aus dem milderen Rheinland kannten ( immerhin mussten wir heute Morgen von unseren Autoscheiben Eis kratzen ).
























Ganz so strahlend weiß wie die Kirschbäume in der Umgebung präsentierte er sich also nicht:


Doch mir hat dieser kleine Aufenthalt in der seit Kindertagen vertrauten ( und wohl doch sehr geliebten ) Landschaft nach einem eher traurigen Ende unseres Besuches wohl getan. Ich liebe solche kleinen Szenen, die immer noch aussehen wie früher:

( Pamela, dabei habe ich auch an dich gedacht! )

























Und Bäume geben mir Halt... Auf dieser Fahrstrecke, die ich in den letzten beiden Jahren ja monatlich abgefahren bin, gibt es etliche solcher Baumgestalten, auf die ich mich jedes Mal freue. Der Birnbaum gehört nun wohl auch dazu, seit der in Nachbars Garten gefällt worden ist.


Auch wenn heute das Wetter war wie in dem allerorts zur Zeit zitierten Prince- Titel "Sometimes it snows in April" ( und meine Gefühle durchaus ähnlich wie im Refrain beschrieben ), habe ich als Souvenir warme Eindrücke vom Odenwälder Frühling mit nach Haus in Köln genommen:

Weitere Baumfreunde treffen sich heute wieder bei Ghislana/Jahreszeitenbriefe.

Am Montag, 25. April, ist der Tag des Baumes. Die Rabenfrau hat deshalb zehn Fakten zu Bäumen in einem Post aufgelistet. Der war auch für mich dank aktueller Informationen interessant.




Meine 16. Kalenderwoche 2016




Was am diesjährigen Frühling so schön ist, dass dank der niedrigen Temperaturen die Bäume viel länger blühen als sonst. Das war bei der Magnolie geradezu extrem. Inzwischen überwiegen die grünen Blätter am Baum und werfen schon einen leichten Schatten.
Dafür blüht der Kirschbaum besonders üppig, ebenso  die Tulpen auf dem ehemaligen Rasen. Das erfreute uns neben dem klitzekleinen, hungrigen Enkelkind und dem Mond an frühen Abendhimmel am Anfang der Woche.



Auch am Mittwoch blank geputzter Himmel über Köln, als wir eine Führung durch die aktuelle Fernand- Léger - Ausstellung im Museum Ludwig besuchten & anschließend noch mit Freunden gemeinsam essen waren...
Da man in der Ausstellung nicht fotografieren durfte, zeige ich an dieser Stelle Malereien nach Légers "Plongeurs", die meine Schüler in der Grundschule vor Jahren gemalt und mir geschenkt haben, und die immer noch rechts von meinem Schreibtisch hängen, weil sie mir so zusagen.

Was mir an dem Maler Léger so gefällt, ist seine Intention: "Er wollte wirklich die Farbe in unseren Alltag bringen. Ob das im Innenraum ist, zum Beispiel in unsere Häuser oder draußen auf die Wände von unseren Städten. Das war für ihn so eine Art Lebensziel, weil für ihn war Farbe genauso wichtig wie das Feuer oder wie das Essen", so die Kuratorin der Ausstellung.












Auch wenn im Garten unaufhörlich neue Sensationen lockten, mussten im Haus am Schreibtisch andere, unangenehme Dinge erledigt werden wie die Steuererklärung oder die Abrechnung des Wasserschadens und mehr...

Es gab aber auch schönere "Verpflichtungen" wie ein Täschchen nähen für die Hebamme, die die Tochter zu Hause betreut hat. Oder endlich mal wieder die Mutter im Heim besuchen, auch wenn die Fahrt dorthin im Dauerregen kein Vergnügen war:

Den Abend verbrachten wir dann bei einem leckeren Essen mit leckerem Weinchen und intensivem Gedankenaustausch mit Pamylotta ( im Lokal hinter der lebhaften Blumenrabatte ). Was das Bloggen alles möglich macht: wunderbare Menschen in der alten Heimat zu treffen, zum Beispiel!

Und da es abends ja wieder länger hell bleibt, ist es mir endlich mal gelungen, das schöne, leer stehende Barockgebäude gegenüber unserer Unterkunft zu fotografieren - ein nordbadischer "Lost Place" sozusagen mit wunderbaren Fenstereinfassungen, Sockel und Treppe aus dem ( geliebten ) Buntsandstein, dem geschwungenen Giebel mit seinen Verzierungen in Zapfen- und Kugelformen:

Ich wünschte dem beeindruckenden Haus eine Wiederbelebung. Es sieht aber nicht danach aus...

Zum Schluss noch ein Fund aus dem Netz zu einer Great Woman, deren Bildnis nun den 20- Dollar - Schein der Vereinigten Staaten von Amerika zieren soll, wie das Finanzministerium in Washington am Mittwoch mitteilte. Zum ersten Mal in der Geschichte der USA soll das Porträt einer schwarzen Frau einen Geldschein zieren. Es ist die Sklavin und Fluchthelferin Harriet Tubman:



Statt eines ellenlangen Posts meinerseits heute also mal ein kurzes biografisches Video!



Verlinkt mit: Samstagsplausch/Karminrot,  In Heaven/Die Raumfee, Lost Places/Steiniger Garten 

und Mosaike/Pippasbistro


Samstag, 23. April 2016

Am 24. April 2013 stürzte ein Gebäude ein


... "Es war nicht irgendein Gebäude. Es war kurz zuvor um 3 Stockwerke erweitert worden. Statische Kontrolle oder Genehmigung gab es keine. In Rana Plaza befanden sich eine Bank, ein paar Läden und eine Nähfabrik. Am 23. April, am Tag vor dem Unglück, waren Risse in den Mauern des Gebäudes aufgetaucht, das Gebäude war evakuiert worden.
Am nächsten Morgen hielten die Bank und die anderen Läden geschlossen. Zu unsicher. Der Inhaber der Nähfabrik hatte Druck. Wer für die großen Modeketten produziert, produziert auf Termin. Es musste genäht werden. Als wurden die Arbeiterinnen gezwungen in das Gebäude zu gehen. Es wurde ihnen angedroht, dass sie ihren Job verlieren würden. Jobs, mit denen sie ihre Familien erhielten oder unterstützten. Bangladesh ist bettelarm.
Mit einem extrem unguten Gefühl gingen die Frauen in die Fabrik. Kaum waren sie drin, fiel der Strom aus und einige Sekunden danach brach das Gebäude in sich zusammen."


So fasst meine Wiener Bloggerfreundin Susanne/mamimade das Geschehen in Sabhar in Bangladesch von vor drei Jahren zusammen. Seitdem wird an diesem Tag, dem Fashion Revolution Day, der toten & verletzten Menschen, meist Frauen, gedacht & sich der Frage nach der Herkunft unserer Kleidung gestellt. 

Susanne hat uns, die wir für uns und unsere Lieben selbst nähen, aufgefordert, uns zu diesem Tag an unserer Nähmaschine zu zeigen als Zeichen der Verbundenheit mit den Näherinnen des Rana Plaza:





Über das, was nähen für mich bedeutet, habe ich schon hier oder hier geschrieben und lasse es heute aus Zeitmangel dabei bewenden. 

Was mir die Beschäftigung mit diesem Unglück und den Bedingungen, unter denen unsere Kleidung produziert wird, gebracht hat: Ich nähe nicht mehr nur für die Enkel, sondern wieder vermehrt für mich selbst und meinen Mann. Davon handeln fast ein Drittel meiner täglichen Blogposts. Es ist ein gutes Gefühl, dass mein Schrank immer weniger gefüllt ist mit Dingen, die andere unter menschenunwürdigen Bedingungen schaffen mussten. Lasst euch anstecken!










Da es sich beim heutigen Foto wieder um eine Schwarzweißaufnahme handelt, verlinke ich auch mit Fraukes SchwarzWeißBlick...

Freitag, 22. April 2016

Wie geht es Raif Badawi?


Was mich - trotz des Stillstandes in den Bemühungen um eine Freilassung Raif Badawis - immer wieder erfreut, ist, dass es weltweit nach wie vor Veröffentlichungen & Aktionen gibt und somit die Chance, dass Raif über all den unzähligen fürchterlichen Problemen dieser Erde nicht vergessen wird. Schließlich ist er "an icon in the ongoing fight for human rights", wie Mark Aldrich hier schreibt. Auf diesen Beitrag hat mich dankenswerterweise Tina/fishkopp aus San Francisco aufmerksam gemacht. 

Mark Aldrich hat offensichtlich Kontakte ( die verständlicherweise anonym bleiben sollen ), über die er Informationen zum derzeitigen Zustand des Bloggers im "Dhahban Central Prison" nördlich von Dschiddah erhält. In dieses Gefängnis, in dem das saudische Regime seine prominenten Gefangenen, darunter Mitglieder von Al - Qaida oder ISIS, aber eben auch Menschenrechtler wie Raif und Waleed Abulkhair, unterbringt, ist er im Dezember 2015 überführt worden. 

Es ist wohl ein strenger geführtes Gefängnis, in dem auch überwacht wir, dass die Gefangenen die vorgeschriebenen Gebete tatsächlich ausführen. ( Welch Kleingeister! Als ob es Gott gerecht wird, wenn man ihn ohne innere Anteilnahme & Überzeugung verehrt! Das ist mir schon als Kind fragwürdig vorgekommen, wenn ich zum Beten genötigt wurde. Es bestätigt mich allerdings erneut in der Meinung, dass Religion immer wieder zur Machtausübung benutzt wird von einer kleinen Gruppe Mächtiger und ihrer Helfershelfer gegenüber vielen Drangsalierten. Alles andere ist Humbug. )

Physisch scheint es Raif Badawi besser zu gehen, aber sein psychischer Zustand wird als angespannt beschrieben. Offensichtlich ist ihm auch nicht in vollem Umfang die Größe und Reichweite der "Free Raif" - Bewegung bekannt oder dass er zum Symbol des arabischen Frühlings geworden ist und seine Schriften weitreichend publiziert sind.

Mark Aldrich schreibt an anderer Stelle über Raif Badawi: "Yet his writing is peaceful, calm; he is the least inflammatory blogger in the world, but in this world of flames, that is the most revolutionary thing he could be." Da ist was dran...

Auf dem "English PEN Modern Literature Festival 2016" Anfang des Monats in London wurden Werke zur Unterstützung gefährdeter Autoren vorgetragen, darunter auch eines zu Raif Badawi von Emily Berry:


( Mein Englisch ist da allerdings zu eingerostet, um alles akustisch aufnehmen zu können...)


Was stand noch an in dieser Woche? 

Am Mittwoch war der Friedensnobelpreisträger Barack Obama, noch Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, zu Besuch bei König Salman in Riad:

Source
Vorher hatten sich vermehrt Stimmen in der amerikanischen Öffentlichkeit, darunter auch fünf Senatoren, erhoben, die forderten, dass ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung die Causa Raif Badawi sein sollte.

Doch schon bei der Landung des Präsidenten auf dem "King Khalid International Airport" wurde ihm deutlich gemacht, wie man diesen Besuch bewertet: Obama wurde NICHT von König Salman begrüßt, sondern von einem rangniederen Mitglied des Königshauses, dem Gouverneur von Riad. Gleichzeitig zeigte das staatliche saudische Fernsehen, wie der König höchstpersönlich hochrangige Beamte aus anderen Golf -Nationen am Flughafen empfing - dieses respektlose Verhalten dürfte eine klare Botschaft an Barack Obama gewesen sein!

Obamas Äußerung zuletzt, dass die Saudis und Iraner "share the neighborhood", hat das Regime in Riad wohl sehr empört. Außerdem hatte der Präsident sich einen Tag vor der Reise dafür ausgesprochen, bisher geheime Dokumente zu veröffentlichen, in denen es um mögliche saudische Verstrickungen bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 geht. Die Entfremdung wird zusätzlich noch dadurch verstärkt, dass die USA nicht mehr im gleichen Maß auf das Öl der Saudis angewiesen sind, da sie sich inzwischen mit Öl & Gas aus dem eigenen Land versorgen können.

Ob da dem "mächtigsten Politiker der Welt" noch ein offenes Ohr in Bezug auf Bürgerrechtler geschenkt wird, daran zweifle ich.

Man darf also gespannt sein...


Morgen wird in Frankfurt in der Deutschen Nationalbibliothek um 17 Uhr der „Deschner-Preis” der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung an Ensaf Haidar ( & ihren Mann Raif in Abwesenheit ) überreicht. Die Eheleute werden geehrt für ihren „gemeinsamen, mutigen und aufopferungsvollen Einsatz für Säkularismus, Liberalismus und Menschenrechte, der weit über Saudi-Arabien hinaus Bedeutung hat”.

Die Laudatio hält der deutsch-ägyptische Islamkritiker Hamed Abdel-Samad, der unter anderem mit seinem Bestseller „Mohamed. Eine Abrechnung” kritische Reaktionen hervorgerufen hat. Der Festakt findet deshalb unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt....