Was mich - trotz des Stillstandes in den Bemühungen um eine Freilassung Raif Badawis - immer wieder erfreut, ist, dass es weltweit nach wie vor Veröffentlichungen & Aktionen gibt und somit die Chance, dass Raif über all den unzähligen fürchterlichen Problemen dieser Erde nicht vergessen wird. Schließlich ist er "an icon in the ongoing fight for human rights", wie Mark Aldrich hier schreibt. Auf diesen Beitrag hat mich dankenswerterweise Tina/fishkopp aus San Francisco aufmerksam gemacht.
Mark Aldrich hat offensichtlich Kontakte ( die verständlicherweise anonym bleiben sollen ), über die er Informationen zum derzeitigen Zustand des Bloggers im "Dhahban Central Prison" nördlich von Dschiddah erhält. In dieses Gefängnis, in dem das saudische Regime seine prominenten Gefangenen, darunter Mitglieder von Al - Qaida oder ISIS, aber eben auch Menschenrechtler wie Raif und Waleed Abulkhair, unterbringt, ist er im Dezember 2015 überführt worden.
Es ist wohl ein strenger geführtes Gefängnis, in dem auch überwacht wir, dass die Gefangenen die vorgeschriebenen Gebete tatsächlich ausführen. ( Welch Kleingeister! Als ob es Gott gerecht wird, wenn man ihn ohne innere Anteilnahme & Überzeugung verehrt! Das ist mir schon als Kind fragwürdig vorgekommen, wenn ich zum Beten genötigt wurde. Es bestätigt mich allerdings erneut in der Meinung, dass Religion immer wieder zur Machtausübung benutzt wird von einer kleinen Gruppe Mächtiger und ihrer Helfershelfer gegenüber vielen Drangsalierten. Alles andere ist Humbug. )
Physisch scheint es Raif Badawi besser zu gehen, aber sein psychischer Zustand wird als angespannt beschrieben. Offensichtlich ist ihm auch nicht in vollem Umfang die Größe und Reichweite der "Free Raif" - Bewegung bekannt oder dass er zum Symbol des arabischen Frühlings geworden ist und seine Schriften weitreichend publiziert sind.
Mark Aldrich schreibt an anderer Stelle über Raif Badawi: "Yet his writing is peaceful, calm; he is the least inflammatory blogger in the world, but in this world of flames, that is the most revolutionary thing he could be." Da ist was dran...
Auf dem "English PEN Modern Literature Festival 2016" Anfang des Monats in London wurden Werke zur Unterstützung gefährdeter Autoren vorgetragen, darunter auch eines zu Raif Badawi von Emily Berry:
( Mein Englisch ist da allerdings zu eingerostet, um alles akustisch aufnehmen zu können...)
Was stand noch an in dieser Woche?
Am Mittwoch war der Friedensnobelpreisträger Barack Obama, noch Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, zu Besuch bei König Salman in Riad:
Vorher hatten sich vermehrt Stimmen in der amerikanischen Öffentlichkeit, darunter auch fünf Senatoren, erhoben, die forderten, dass ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung die Causa Raif Badawi sein sollte.
Doch schon bei der Landung des Präsidenten auf dem "King Khalid International Airport" wurde ihm deutlich gemacht, wie man diesen Besuch bewertet: Obama wurde NICHT von König Salman begrüßt, sondern von einem rangniederen Mitglied des Königshauses, dem Gouverneur von Riad. Gleichzeitig zeigte das staatliche saudische Fernsehen, wie der König höchstpersönlich hochrangige Beamte aus anderen Golf -Nationen am Flughafen empfing - dieses respektlose Verhalten dürfte eine klare Botschaft an Barack Obama gewesen sein!
Obamas Äußerung zuletzt, dass die Saudis und Iraner "share the neighborhood", hat das Regime in Riad wohl sehr empört. Außerdem hatte der Präsident sich einen Tag vor der Reise dafür ausgesprochen, bisher geheime Dokumente zu veröffentlichen, in denen es um mögliche saudische Verstrickungen bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 geht. Die Entfremdung wird zusätzlich noch dadurch verstärkt, dass die USA nicht mehr im gleichen Maß auf das Öl der Saudis angewiesen sind, da sie sich inzwischen mit Öl & Gas aus dem eigenen Land versorgen können.
Ob da dem "mächtigsten Politiker der Welt" noch ein offenes Ohr in Bezug auf Bürgerrechtler geschenkt wird, daran zweifle ich.
Man darf also gespannt sein...
Morgen wird in Frankfurt in der Deutschen Nationalbibliothek um 17 Uhr der „Deschner-Preis” der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung an Ensaf Haidar ( & ihren Mann Raif in Abwesenheit ) überreicht. Die Eheleute werden geehrt für ihren „gemeinsamen, mutigen und aufopferungsvollen Einsatz für Säkularismus, Liberalismus und Menschenrechte, der weit über Saudi-Arabien hinaus Bedeutung hat”.
Die Laudatio hält der deutsch-ägyptische Islamkritiker Hamed Abdel-Samad, der unter anderem mit seinem Bestseller „Mohamed. Eine Abrechnung” kritische Reaktionen hervorgerufen hat. Der Festakt findet deshalb unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt....
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Doch schon bei der Landung des Präsidenten auf dem "King Khalid International Airport" wurde ihm deutlich gemacht, wie man diesen Besuch bewertet: Obama wurde NICHT von König Salman begrüßt, sondern von einem rangniederen Mitglied des Königshauses, dem Gouverneur von Riad. Gleichzeitig zeigte das staatliche saudische Fernsehen, wie der König höchstpersönlich hochrangige Beamte aus anderen Golf -Nationen am Flughafen empfing - dieses respektlose Verhalten dürfte eine klare Botschaft an Barack Obama gewesen sein!
Obamas Äußerung zuletzt, dass die Saudis und Iraner "share the neighborhood", hat das Regime in Riad wohl sehr empört. Außerdem hatte der Präsident sich einen Tag vor der Reise dafür ausgesprochen, bisher geheime Dokumente zu veröffentlichen, in denen es um mögliche saudische Verstrickungen bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 geht. Die Entfremdung wird zusätzlich noch dadurch verstärkt, dass die USA nicht mehr im gleichen Maß auf das Öl der Saudis angewiesen sind, da sie sich inzwischen mit Öl & Gas aus dem eigenen Land versorgen können.
Ob da dem "mächtigsten Politiker der Welt" noch ein offenes Ohr in Bezug auf Bürgerrechtler geschenkt wird, daran zweifle ich.
Man darf also gespannt sein...
Morgen wird in Frankfurt in der Deutschen Nationalbibliothek um 17 Uhr der „Deschner-Preis” der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung an Ensaf Haidar ( & ihren Mann Raif in Abwesenheit ) überreicht. Die Eheleute werden geehrt für ihren „gemeinsamen, mutigen und aufopferungsvollen Einsatz für Säkularismus, Liberalismus und Menschenrechte, der weit über Saudi-Arabien hinaus Bedeutung hat”.
Die Laudatio hält der deutsch-ägyptische Islamkritiker Hamed Abdel-Samad, der unter anderem mit seinem Bestseller „Mohamed. Eine Abrechnung” kritische Reaktionen hervorgerufen hat. Der Festakt findet deshalb unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt....
Liebe Astrid, ist es nicht wirklich nervtötend, mit welcher Arroganz die arabischen Potentaten auftreten? Warum sind das in Europa solche Schwachmaten?Merkel sitzt vor der Erdogan-Schlange und Hollande macht den Mund sowieso nicht mehr auf. Und der Rest?
AntwortenLöschenIch wünsche Dir trotzdem ein schönes Wochenende.
Magdalena
Gerade was das Thema Machtausübung, Religion und Staat betrifft, sollte man dem Herrn Hamed Abdel-Samad sehr genau zuhören...Danke für den Beitrag. LG Lotta.
AntwortenLöschenIch war vier Tage weg vom Fenster abgetaucht, nun fühle ich mich durch deinen Beitrag wieder angekommen... Und dein Foto als Näherin ist toll, wie auch die Aktion. (Weiter zurück lesend bin ich noch nicht..., ich vermute, es wartet eine neue Great Woman... Liebe Sonntagsmorgengrüße Ghislana, wie üblich um diese Zeit noch wartend auf den Bäckerboten.
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