Seit bald vierzig Jahren leisten mir zwei ihrer E.1027- Tische vorzügliche Dienste am Bett, variabel und leicht mobilisierbar: Eileen Gray könnte am kommenden Samstag ihren 147. Geburtstag feiern. Deshalb habe ich endlich mal einen Post über sie geschrieben.
"Ein Haus ist keine Wohnmaschine.
Es ist das Schneckenhaus des Menschen,
seine Erweiterung,
seine Entlastung, seine spirituelle Ausstrahlung.
(Es ist) ein lebender Organismus,
in dem jeder der Bewohner...
völlige Unabhängigkeit und eine Atmosphäre
der Einsamkeit und Konzentration finden kann."
Eileen Gray kommt also am 9. August 1878 auf dem Familiensitz Brownswood bei Enniscorthy in der Grafschaft Wexford in Irland zur Welt.
Die Familie Moray Smith (ca. 1879)
Da heißt sie noch Kathleen Eileen Moray Smith, ist das fünfte und letzte Kind ihrer Eltern, der wohlhabenden Eveleen Pounden, 37 Jahre alt, Enkelin von Francis Stuart, dem 10. Earl of Moray, Nachfahre des Adeligen Lord Gray aus dem 15. Jahrhundert, und des 45jährigen schottischen Landschaftsmalers James Maclaren Smith. Mit dem ist ihre Mutter als 21jährige nach Italien "durchgebrannt" und hat damit für einen veritablen Skandal gesorgt. Ein Jahr später, 1863, heiraten sie und bekommen im Jahr darauf den ersten Sohn, James. 1866 folgen Ethel Eveleen, 1870 Richard Lonsdale und 1875 Thora Zelma.
Eileen verbringt ihre Kindheit sowohl in Enniscorthy in Irland, als auch im Familiensitz in London, The Boltons Nr. 14 in South Kensington. Unter ihren Geschwistern fühlt sie sich immer als fünftes Rad am Wagen und ist sehr einsam. Nur zur drei Jahre älteren Thora hat sie eine Bindung.
Die Mutter erbt 1895 über einen verstorbenen schottischen Onkel den Adelstitel einer Baroness und führt fortan den Titel Baroness Gray. Durch eine königliche Lizenz wird 1897 auch der Name von Eileens Vaters offiziell in James Maclaren Smith-Gray geändert.
Landhaus Brownswood bei Enniscorthy
Doch da sind die Eltern nach drei Jahren Trennung schon seit 1889 geschieden, der Vater lebt auf dem Kontinent, um dort zu malen. Das Interesse seiner jüngsten Tochter am Zeichnen und Malen hat er vorher immer gefördert. Zu diesem Vater empfindet das Kind eine besonders innige Zuneigung, während sie die Mutter als sehr kühl & distanziert erlebt. Fühlt sie sich beispielsweise nachts in dem großen, zugigen georgianischen Gemäuer von Brownswood ängstlich & einsam und sucht Zuflucht bei ihr, wird sie nicht in deren Schlafzimmer vorgelassen, sondern muss auf zwei zusammengeschobenen Stühlen vor der Tür nächtigen. Dort finden sie Dienstboten morgens halb erfroren. In dieser harshness sieht sie später auch den Grund für manche ihrer Wesenszüge:
1885
"Ich bin erfüllt von unbegründeten Ängsten, Ängsten vor Geistern und vor Menschen. Diese Furcht verlässt mich niemals ganz, oft habe ich vergeblich versucht, sie zu besiegen." ( Quelle hier )
So ängstlich sie ist, so körperlich mutig ist sie auch: Einmal schleppt sie einen Rollstuhl einen Hügel hinauf und rast mit halsbrecherischer Geschwindigkeit wieder hinunter. Die Liebe zur Geschwindigkeit wird sich auch später zeigen ( noch mit achtzig wird sie sogar den Kauf einer Vespa erwägen ).
Das Mädchen bekommt die in der upper class übliche Erziehung durch Hauslehrerinnen, darunter etwas Französisch und Deutsch, Malen und Zeichnen, Kunst, Musik und Literatur. Ein Semester lang besucht sie auch eine Schule in Dresden, warum auch immer. Zum Vater hält es weiter Kontakt und besucht ihn an seinen wechselnden Wohnorten in Italien oder der Schweiz. Zunächst soll sie den üblichen Weg einer höheren Tochter – eine standesgemäße Heirat und Ehe – einschlagen und wird von der Mutter 1898 als Debütantin im Buckingham Palace ( siehe auch dieser Post ) präsentiert. Die mütterlichen Kuppelversuche weist Eileen zurück.
Allerdings darf sie dann als eine der ersten Frauen an der Slade School of Art in London, einer angesehenen und standesgemäßen Kunstakademie im Stadtteil Bloomsbury, studieren. In der Familie scheint die Kunst eine durchaus plausible Alternative zur Ehe gewesen zu sein, was zu dieser Zeit in diesen Kreisen schon öfter vorkommt. Ungewöhnlich ist die Wahl der Ausbildungsstätte, denn die Slade School ist koedukativ.
Dort trifft Eileen auf viele einflussreiche Lehrer wie den romantischen Landschaftsmaler Philip Wilson Steer. Durch ihre Besuche im South Kensington Museum, dem späteren Victoria and Albert Museum, kommt sie in Berührung mit asiatischen Lackarbeiten - davon ist sie richtig fasziniert. An diesem Ort wird sie 1901 die Bekanntschaft mit dem Möbelrestaurator Dean Charles machen, einem Meister der Lackkunst.
Im Jahr zuvor ist ihr geliebter Vater im Februar in der Schweiz einem Schlaganfall erlegen und ihr Bruder Richard Lonsdale mit dreißig Jahren im Burenkrieg gefallen, was die junge Frau nur schwer verarbeiten kann. Auch ihre Ausbildung stellt sie nicht zufrieden: zu wenig Inspiration, zu traditionell. So sucht sie in der Werkstatt von Dean Charles in Soho einen Ausweg und lässt sich von ihm mit seiner Kunst vertraut machen.
1902 geht sie mit Kathleen Bruce, der späteren Bildhauerin, die sie von der Slade School kennt, und Jessie Gavin nach Paris, um an der Académie Colarossi in Montparnasse zu studieren. Eine Wohnung finden "les trois jolies anglaises" im kulturell umtriebigen 6. Arrondissement. Sie wechseln bald zur lebhafteren Académie Julian, der beliebtesten der Pariser Kunstschulen.
Mit Jessie, in die sie sich verliebt, wird Eileen Teil der lesbischen Kreise in Paris. Jessie, gekleidet in Cordhosen und Norfolk-Jacke, gelegentlich mit Perücke und falschen Schnurrbart, bringt sie an Orte, zu denen Eileen sonst keinen Zutritt hat. Doch noch ist sie zu schüchtern, schätzt einen Eingriff in ihr Innenleben gar nicht, dessen Geheimnisse sie hartnäckig verteidigt. Sie ist ein Teil der Szene und ist es zugleich nicht. Sie nutzt einfach die Freiheiten der Zeit, ist sie doch mit 25 Jahren immer noch eine Suchende. Sie liest Schopenhauer, Nietzsche und die Bücher der fast gleichaltrigen Colette ( siehe auch dieser Post ), die gerade für Furore sorgen, verfolgt die Kunstausstellungen, die in Paris immer Neues bieten, begeistert sich für den aufkommenden Film, besucht literarische Gesellschaften. Bis zum Ende ihres langen Lebens wird sie neben ihrer Arbeit als Designerin das Zeichnen und Malen immer beibehalten.
1905 kann sie sich sogar im 123. Salon de la Société des Artistes Français im Grand Palais mit dem Bild "Femme au sablier" vorstellen, muss dann aber nach London zurück, weil ihre Mutter erkrankt ist. Dort greift sie noch einmal ihr Studium an der Slade School auf und setzt die Ausbildung in Dean Charles’ Lackwerkstatt fort, bis sie selbst schwer an Typhus erkrankt. Zum Regenerieren dient ihr ein Aufenthalt in Algerien, wo sie die Wüste schätzen lernt.
Zwei Jahre arbeitet Eileen sich in die langwierige Verarbeitung des Lackes ein - 22 Lackschichten wollen mit Beharrlichkeit und Disziplin aufgetragen werden, Eigenschaften, die eigentlich nicht unbedingt ihrem eigenen Wesen entsprechen. Doch die einsame Beschäftigung kommt ihrer einzelgängerischen Persönlichkeit sehr entgegen. Dann kehrt sie 1907 nach Paris zurück. Ihr Studium in London hat sie nicht abgeschlossen.
Rue Bonaparte 21 heute
Ihr privilegierter familiärer Hintergrund erlaubt es dank der regelmäßigen monatlichen Geldzahlungen ihrer Mutter, in Paris ein unabhängiges Leben zu führen, ohne sich um die Sicherung eines Lebensunterhaltes kümmern zu müssen. Sie kann sich auch eine Wohnung in der Rue Bonaparte 21 im Stadtteil Faubourg kaufen ( in der sie bis zu ihrem Tod leben wird ). In dieser Wohnung ist genug Platz für ein kleines Atelier, und in diesem lässt sie sich nun von dem namhaften japanischen Künstler Seizo Sugawara, der ursprünglich buddhistische Lackschreine hergestellt hat, von Grund auf in der japanischen Lackkunst unterweisen.
Seizo Sugawara
Eileen ist eine außergewöhnliche Frau und sie kann sich in der von Männern dominierten Welt des Designs bewähren. Scheinbar kommt die frei denkende, freiheitsliebende, nicht nur finanziell, sondern auch professionell unabhängige, zudem unverheiratete junge Frau ohne große Widerstände voran. Aber: "Den Respekt und die Würdigung ihrer Arbeit durch ihre Kollegen bedeutet das aber keinesfalls", meint Anne vom Designblog.
Während einer Reise mit Evelyn Wyld, einer in Paris lebenden britischen Textildesignerin und Innenarchitektin, in die Ausläufer des Atlasgebirges in Marokko lernt sie die Web- und Färbetechniken lokaler Kunsthandwerkerinnen kennen. 1910 richtet sie mit Wyld eine Weberei in der ehemaligen Druckwerkstatt von Honoré de Balzac in der Rue Visconti ein und gleichzeitig mit Hilfe von Sugawara auch eine Lackwerkstatt in der Rue de Guénégaud. Sie entwirft jetzt exklusive Lackmöbel, in denen der ausklingende Zeitgeist des Art Nouveau und Japonismus noch sichtbar ist. Sugawara unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Entwürfe für Wandschirme, Tische oder Kaminsimse. Auch hat er an ihren Farbexperimenten Anteil, denn Eileen setzt sich weiche Tonabstufungen und satte Blautöne zum Ziel ( Blau ist ihre Lieblingsfarbe ), die keine typischen Farben in diesem Metier sind.
Aber Eileen ist eben Non-Konformistin mit einem eigenwilligen Kopf! Bewegung und Geschwindigkeit faszinieren sie ebenfalls, hat sie doch bereits 1909 ein erstes Auto, einen Chenard & Walcker, und entwickelt Interesse an der Luftfahrt. Sie begleitet Hubert Latham bei einem Versuch, in einem selbstgebauten Flugzeug den Ärmelkanal zu überfliegen. Sie fährt mit einem Heißluftballon und unternimmt 1912 mit ihrer Schwester Thora, der Freundin Florence Gardiner, einer Sängerin, und Gabrielle Bloch ( bekannt auch als Gab Sorère ), der Lebensgefährtin der Tänzerin Loïe Fuller, eine abenteuerliche Tour durch die Vereinigten Staaten per Eisenbahn.
"Le Destin"
Ihren ersten großen, vierteiligen Paravent aus Chinalack fertigt sie für Florence Gardiner. "La Voie Lactée" ( "Die Milchstraße" ) zeigt eine nackte Figur, die über einen Berg schreitet, wobei sich ihr Haar in die Sterne der Milchstraße verwandelt. Das Motiv besteht aus Perlmutt vor einem dunkelblauen Hintergrund. Das Werk wird sie im Salon de la Société des Artistes Décorateurs 1919 in the Musée des Arts Décoratifs in Paris zeigen.
1913 besteht ihr Beitrag für den Salon des Artistes Décorateurs aus einem rätselhaften Figurenbild mit dem Titel "Le Magicien de la Nuit" ( auch: "Aum Mane Padme Aum" ), welches Jacques Doucet ins Auge fällt, einem Couturier und allem Modernen aufgeschlossenen, experimentierfreudigen Kunstsammler. Von diesem Werk sind heute vier Versionen bekannt, jedes unterschiedlich in Komposition und Farbe.
Doucet erwirbt mehrere Stücke von Eileen, darunter auch ein bemerkenswertes Beispiel ihres damaligen Markenzeichens, dem vierteiligen Paravent "Le Destin", in grellroten Lack, auf dem eine mysteriöse allegorische Szene dargestellt ist. Nun kommen zahlreiche andere Kunden auf sie zu, darunter die berüchtigte Gesellschaftsdame Duchesse de Clermont-Tonnerre, Geliebte von Natalie Clifford Barney, Freundin von Gertrude Stein ( siehe auch dieser Post ) und Marcel Proust - Eileen Gray ist inzwischen in gewissen tonangebenden Kreisen gut vernetzt! Vor allem aus den "Amazonenkreisen" der rive gauche hat sie Zulauf.
In dieser Zeit entsteht auch ihre große Lackarbeit "Oriental Mountebanks", die von der Tänzerin Loïe Fuller in die Vereinigten Staaten geschickt worden ist, um im französischen Pavillon der Panama-Pazifik-Weltausstellung 1915 in San Francisco ausgestellt zu werden. Eileen ist auf dieser Messe mit einigen Werken vertreten.
1914
Mit Beginn des ersten Weltkrieges ist sie wie viele Zeitgenoss*innen als Krankenwagenfahrerin eingesetzt gewesen, will sie doch ihre pro-französische Einstellung zeigen. Ende 1915 geht sie allerdings mit Sougawara nach London ins "Exil", wo sie eine Werkstatt im Stadtteil Chelsea installieren, die sie mangels Kundschaft 1917 aber wieder schließen, um nach Paris zurückzukehren. 1918 stirbt ihre Mutter, und Eileen muss kurzzeitig nach Irland zurück.
Wieder in Paris wird sie nun mit der Gestaltung der Wohnung von Juliette Mathieu-Lévy, Inhaberin der damals berühmten Modemarke "Suzanne Talbot", in der Rue de Lota 11 beauftragt. Als sie diesen Großauftrag bekommt, ist sie 41 Jahre alt und zum ersten Mal hat sie als Designerin die Gelegenheit, ihr Können nicht nur anhand einzelner Möbelstücke zu demonstrieren, sondern ein gesamtes Interieur zu entwerfen, inklusive der Wandverkleidungen, Teppiche und Lampen.
Neben bizarren, luxuriösen und extravaganten Möbelstücken, der Exzentrik der Auftraggeberin geschuldet, existieren auch solche von extremer Klarheit und Nüchternheit, die kubistischen Einflüsse nicht verleugnen. Unterstützt wird sie von einem weiteren japanischen Lackkünstler, Kichizo Inagaki, der ihr bei den anspruchsvollen Arbeiten im Eingangsbereich der Wohnung hilft, dessen Wände mit einer auffälligen Anordnung von Lackziegeln verkleidet sind. Für diese Wohnung wird sie das Pirogue-Sofa, ein luxuriöses Liegebett in der Form eines Kanus mit eindeutig ägyptischen Anklängen, und den - später teuersten - Sessel der Welt schaffen, den "Fauteuil aux Dragons" ( "Drachensessel" )( Der erzielt 2009 bei der legendären Yves Saint Laurent-Auktion im Pariser Grand Palais sensationelle 21,9 Mio. € Verkaufserlös. )
Lackräume sind über Nacht der letzte Schrei, und Eileen fertigt hochwertige Auftragsarbeiten für eine ganze Reihe von kompetenten Kunden an, darunter die Rothschilds, James Joyce ( siehe dieser Post ), der Poet Ezra Pound und Elsa Schiaparelli ( siehe dieser Post ). Obwohl sie dem zeittypischen Art-déco-Stil nahe steht, verzichtet sie auf dessen kräftige Ornamentik, ihre Arbeiten sind nie üppig oder verrucht, sondern haben eher einen exotischen, beinahe organischen Stil.
Marisa Damia
In ihrem Privatleben ist sie nun fester Bestandteil jener lesbischen Kreise um Natalie Clifford Barney und Gertrude Stein, zu denen auch Gabrielle Bloch & Loië Fuller gehören. Eileen geht meist diskret mit ihren Beziehungen zu Frauen um. Mit der exzentrischen Chansonsängerin Marisa Damia, in Lanvin gekleidet, gerne im Anzug, fährt sie allerdings anstandslos mit ihrem Auto, Damias Haustier, ein Panther, auf dem Rücksitz, über die Boulevards. Damia, so ganz das Gegenteil der scheuen, zurückhaltenden Irin, wird wohl Eileens große Liebe. Im Umfeld der Frauenzirkel erfährt die Designerin auch die Anerkennung, die sie braucht. Doch wichtiger als das rauschhafte Leben mit der Geliebten ist ihr ihre Arbeit.
Im Mai 1922, während die umfangreichen und aufwendigen Arbeiten für Madame Mathieu-Lévy noch im vollen Gange sind, wagt Eileen Gray in Paris ihre eigene Galerie unter dem Namen "Jean Désert" ( eine Verneigung vor dieser geschätzten Erdregion ) zu eröffnen. Finanzieren kann sie das Projekt durch ihre Erbschaft nach dem Tod ihrer Mutter. An diesem Ort wird sie bis 1930 ihre exklusiven Möbel und Teppiche vertreiben. Aber Eileen ist keine Geschäftsfrau, und die Verkäufe bleiben trotz herausragender bis überschwänglicher puplicity eher mäßig. Gabrielle Bloch erklärt sich bereit, sich um das Geschäftliche zu kümmern, verlangt aber im Gegenzug einen vierzigprozentigen Anteil am Gewinn.
Die Galerie "Jean Désert"
Dann passiert etwas Erstaunliches: Die Frau, die eben noch Schlangen, Löwenköpfe und Drachen verwendet hat, wird zur Avantgardistin:
1923 stellt Eileen wieder im Salon des Artistes Décorateurs aus. Ihr Beitrag, das sogenannte "Chambre à coucher boudoir pour Monte-Carlo" ist eine Kombination aus Wohn- und Schlafraum und eine konsequente Weiterentwicklung der in der Rue de Lota entwickelten Gestaltungsprinzipien. Sämtliche Einrichtungsgegenstände werden in die abstrakte Komposition aus Formen, Farben und Texturen einbezogen.
Die Reaktion der Kritiker auf diesen mit keinem anderen Beitrag vergleichbaren Vorschlag, sind sehr widersprüchlich. Ein Kritiker beschreibt den Raum als passend für Dr. Caligaris Tochter, manche finden ihn "völlig übergeschnappt", andere reihen Eileen ein unter die führenden Innengestalter jener Zeit.
Dieser Entwurf stellt einen Höhe-, aber auch Wendepunkt in Eileen Grays Schaffen dar. In seiner Einfachheit, Strenge und seiner tektonischen Möbelgestaltung wird er richtungsweisend für ihre weitere Entwicklung. Sie fühlt sich zunehmend von den modernistischen Ideen der niederländischen Avantgardegruppe De Stjil und deren abstrakt-geometrischen Werken angezogen, was sich auch bei den in Zusammenarbeit mit Evelyn Wyld gewebten Wandbehängen und Teppichen in ihrer Galerie zeigt, die inspiriert sind von Mustern und Techniken aus afrikanischen, keltischen und nordamerikanischen ( indigenen) Kreisen, überwiegend in Naturtönen.
Jean Badovici (ohne Jahr )
1924 bezeichnet das niederländische Avantgardemagazin "Wendingen" Eileen Gray als "im Zentrum der modernen Bewegung" stehend. 1925 stellt sie bereits Möbel aus Chrom, Stahlrohr und Glas aus – im selben Jahr wie Mies van der Rohe und Marcel Breuer, aber lange vor Le Corbusier. Sie steht allerdings nie im Schatten einer solchen männlichen Berühmtheit, wie Charlotte Perriand ( siehe dieser Post ) bei Le Corbusier oder Lilly Reich ( siehe dieser Post ) bei Mies van der Rohe. "Wendingen" widmet Eileen Grays Innenräumen eine Sonderausgabe. Die enthält einen Artikel von Jean Badovici...
Schon um 1920 hat Eileen den fünfzehn Jahre jüngeren Rumänen kennengelernt, als dieser gerade vor seinem Abschlussexamen an der Ecole Supérieure d'Architecture gestanden hat. Er ist jung, mittellos und ein Architekturfreak. Nachdem sich Badovici zunächst mit Gelegenheitsarbeiten durchgeschlagen hat, gelingt es ihm zusammen mit seinem Freund Christian Zervos einen Verleger zu finden, um 1923 die Zeitschrift "L'Architecture Vivante" zu publizieren, die bald das führende Fachorgan in Frankreich sein wird. In seinem Umkreis bewegen sich so bedeutende Kreative wie Fernand Léger und Gerrit Rietveld, aber auch Charlotte Perriand, Jean Prouvé, Robert Mallet-Stevens aus der "Union des Artistes Modernes".
Unter seinem Einfluss lernt Eileen das Architekturzeichnen anhand der Pläne von Adolf Loos, Gerrit Rietveld und Le Corbusier, den sie bewundert, obwohl sie dessen Maxime "Das Haus ist eine Wohnmaschine" widerlegt. Mit Badovici unternimmt sie gemeinsam mehrere Reisen, darunter u.a. 1925 zu Rietveld’s Schröderhuis in Utrecht und 1927 zur Eröffnung der Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Dort lernt sie auch Walter Gropius kennen.
Berenice Abbott: "Eileen Gray" (1926)
Sie selbst verkörpert jetzt auch optisch diesen neuen Lebensstil: Sie hat sich einen modernen Bubikopf schneiden lassen und nichts mehr gemein mit der viktorianischen höheren Tochter der früheren Jahre, sondern zeigt sich auf den berühmten Fotos von Berenice Abbott von 1926 frech und frei als Garçonne. Sie ist jetzt bekannte und erfolgreiche selbstständige Künstlerin, in der Mitte ihres Lebens endlich bei sich angekommen.
Während die Beziehung zu Marisa Damia abkühlt - 1926 taucht sie ein letztes Mal im Kassenbuch ihrer Galerie auf - scheinen sich Eileen und Jean Badovici auch persönlich näher zu kommen und aus der Arbeitsbeziehung wird eine ganz besondere Liebesbeziehung. Der Grad der erotischen Intimität zwischen beiden ist nicht belegt, aber in den Augen der Welt treten sie ab 1924 wie ein Liebespaar auf.
Badavici ist es, der Eileen als Architektin unterstützt und inspiriert, der ihre "Muse" wird. Damit kehren sich die herkömmlichen Geschlechterrollen um:
"Badovici sagte: Warum baust Du kein Haus für Deine Möbel? Erst lachte ich ihm ins Gesicht. Schon immer hatte ich Architektur mehr geliebt als alles andere. Aber ich hatte nie daran gedacht, dass ich es selbst könnte."
Badovici schwärmt ihr auch von Südfrankreich vor, und sie macht jetzt nicht nur im Kopf Pläne für ein gemeinsames Haus. Ausgangspunkt für ihre Erkundungstouren an der Küste ist Saint-Raphaël. 1925, als Eileen eines Tages vom kleinen Bahnhof des Dorfes Perché aus an einem Bahndamm entlanggeht, Richtung Roquebrune-Cap-Martin, entdeckt sie ein passendes Grundstück. Sie kauft es. Es wird aber auf seinen Namen eingetragen, denn Nicht-Franzosen dürfen Land nur als Miteigentümer erwerben. Es ist das Jahr 1926, als sich die Frau, deren architektonische Erfahrung sich bislang auf kaum mehr als ein paar kleine Holzmodelle stützt, die Arbeit an ihrem ersten Architekturprojekt aufnimmt, einem Ferienhaus eben in jenem Ort nahe Monaco. Auf dem Papier ist Badovici auch nicht mehr als ihr Kunde.
Das auf einer steilen Klippe mit Blick aufs Meer gebaute Haus bekommt später den rätselhaften Namen E.1027 - ein künftiger Mythos! Das E steht für Eileen, die 10 für das J wie Jean, die 2 für das B wie Badovici und die 7 für das G wie Gray. Übrigens entsteht zeitgleich mit dem Beginn der Arbeiten an dem Haus in Roquebrune der Entwurf für ein "petite maison pour un ingénieur", was als das früheste umfassend dokumentierte architektonische Projekt der Designerin gilt, aber nie gebaut werden wird.
Während der dreijährigen Bauzeit von E.1027 kommt Badovici, mit anderen Projekten beschäftigt, nur gelegentlich zu Besuch. Alles liegt allein in ihren Händen. Sie beauftragt einen auf Stahlbeton spezialisierten Maurer, der mit Hilfe zweier Gehilfen das gesamte Haus errichtet. Eine mühselige Arbeit! Da es keine Straße gibt, muss das ganze Baumaterial mit Schubkarren auf die Baustelle gebracht werden. Für das Innere entwirft sie Einbauelemente und Mobiliar im "Campingstil":
E.1027 außen wie innen
"Das Haus für einen Mann, der seine Arbeit und den Sport liebt und gerne Freunde empfängt", muss, so Eileen, flexibel sein.
Ihr Hauptwerkstoff ist stabiles, formbares und preiswertes Stahlrohr, dazu Aluminiumblech, Pergament und Kork. In der Verwendung exklusiver Materialien wie Makassarholz, Elfenbein, Klavierlack und Rochenhaut, wie sie es noch in der Zeit des Art déco favorisiert hat, sieht die Designerin absolut keinen relevanten Mehrwert mehr ( "die Sünden meiner Vergangenheit" ). Von ihrem Handwerkernetzwerk lässt sie höchst individuelle Möbel bauen, ähnlich denen der Bauhäusler, aber mit dem, was den Männern der Moderne gerne fehlt: Ironie -
- wie bei dieser Beschriftung im Eingangsbereich. ( Oder: "Monsieur qui aime se regarder la nuque"/"Der Mann, der gerne auf seinen Nacken schaut" neben einem Spiegel im Gästezimmer. )
Für dieses Haus entsteht auch ihr prominentestes Möbelstück und ein gutes Beispiel für ihren Einfallsreichtum, der eingangs erwähnte, spielerisch- leicht verstellbare runde Glastisch E-1027. Angesprochen hat mich persönlich bei diesem Haus zudem, wie Eileen Gray Farben ganz wohl bedacht eingesetzt hat. Für sie ist das Innere genauso wichtig wie das Äußere. Dafür hat sie monatelang Licht- und Windrichtung studiert, um die natürlichen Elemente optimal zu nutzen. Beides gehört für sie zusammen, ebenso der Grundriss:
"Die Raumaufteilung sollte nicht das zufällige Ergebnis der Fassade sein; sie sollte zu einem vollkommen harmonischen und logischen Leben führen."
Ihre Farbgestaltung verbindet Innen- und Außenräume, also das den Menschen schützende Gehäuse mit der umliegenden Landschaft. Diese Idee macht Eileens Haus so einzigartig. Die Beziehung wird durch die Wahl der Farben hergestellt: Die Farbe des Sandes, fast weiß, das Schwarz der nassen Klippen, ein tiefes Blaugrau, bekannt als "Paynes Grau", wie es die Schatten haben, gebrannte Siena - ein erdiges Rot ( nur an wenigen Stellen im Haus eingesetzt ), "Pariser Blau", ein sehr intensives Dunkelblau, geheimnisvoll und verschwiegen, wie das Meer bei mondloser Nacht. Das alles ruft ein Gefühl des Erotischen, des Sinnlichen hervor...
Fertig wird dieses Haus von exquisiter Schlichtheit 1929. Es ist das Jahr, in dem Charlotte Perriand von Le Corbusier vor seinem Studio abgewiesen wird mit den Worten: "Wir besticken hier keine Kissen". Ähnlich verärgert man Eileen, als der Entwurf von E.1027 etwas später auf einer Ausstellung als Werk Badovicis mit Möbeln von Eileen Gray gezeigt wird. Klar, Frauen beschäftigen sich von Natur aus ausschließlich mit dem Innenleben & Polstermöbeln. In einer Sondernummer von "L'Architecture Vivante" über das Haus heißt es dann:
"Das Haus, das wir zeigen, sollte nicht als perfektes Haus betrachtet werden, in dem alle Probleme gelöst wären. Es ist nur ein Versuch, ein Moment auf einer weiterführenden Suche."
Das ist der Umgangsstil mit Frauen in diesem Metier...
Links E.1027, rechts Tempe à Pailla
Das als Rückzugsort konzipierte Haus wird schließlich zu einem beliebten Treffpunkt befreundeter Maler und Architekten, unter ihnen Le Corbusier. Nach nur zwei Sommern verlässt Eileen den Ort und reist ab, ohne ihre Koffer zu packen ( "An Dinge heften sich Erinnerungen, so ist es besser, von vorne anzufangen" ). Sie wird sich 1934 ein neues Ferienhaus bauen: die "Tempe à Pailla" in Castellar in den Alpes-Maritimes oberhalb von Menton an der Côte d’Azur, knapp zehn Kilometer entfernt. Diesmal nur für sich.
1929 hat sie für Badavici in Paris in der Rue Chateaubriand noch ein Appartement umgebaut, indem sie die unregelmässige, ca. 40 qm grosse Fläche ganz pragmatisch in Raumbereiche mit verschiedenen Funktionen aufteilt. Sie unterstützt ihn auch noch finanziell beim Kauf von renovierungsbedürftigen Häusern in Vézelay. Genervt von seinem Alkoholismus und seinen Seitensprüngen, von seinen "Lügen und Albernheiten", trennt sie sich 1932 von ihm auf der persönlichen Ebene.
Ihre Galerie "Jean Désert" und ihre Lackwerkstatt in der Rue Guénégaud hat sie da schon zuvor geschlossen, das Anwesen in Irland, das den überlebenden Schwestern der Familie gehört, verkauft und gestaltet ihre Wohnung in der Rue Bonaparte neu. Gerne wird das so interpretiert, dass sie, gekränkt und verstört, sich aus jeglicher Kunstszene zurückgezogen habe...
Sie ist allerdings gut beschäftigt mit einem zweiten Auftrag von Juliette Lévy für die Gestaltung einer Wohnung am Boulevard Suchet in Paris. Dafür kombiniert sie ihr Lota - Sofa in weiß und stellt dem "Fauteuil aux Dragons" zwei weiße Bibendum-Sessel zur Seite. Die Inneneinrichtung wird in der "L'Illustration" vorgestellt werden, ohne Eileens Namen zu erwähnen.
In Wirklichkeit hört sie also nicht auf, weiter zu zeichnen und zu fotografieren, Papiermodelle und Collagen zu kleben und an Architekturwettbewerben teilzunehmen. Man hat sie nur vergessen.
1936 macht sie sich z.B. an die Planung für ein Ferienzentrum, diesmal nicht für ein paar wohlhabende Einzelpersonen, sondern für einfache Arbeiterfamilien. Obwohl sie nie eine Revolutionärin gewesen ist, ist sie sich ihrer privilegierten Stellung im Leben durchaus bewusst und verabscheut den Egoismus und die Dummheit so vieler ihrer eigenen Klasse. Ihre Pläne für das Ferienzentrum werden 1937 auf der Pariser Weltausstellung in Le Corbusiers "Pavillon der Neuen Zeit" ausgestellt. Gebaut wird es nicht.
1937 bis 1938 wohnt Le Corbusier als Freund Badavicis für längere Zeit im E.1027. Während dieser Zeit malt er eine Reihe anstößiger Wandgemälde (in seinem charakteristischen, an Picasso erinnernden Stil) auf viele der weißen Wände (wie ein Foto zeigt, tat er dies provokant nackt) und missachtet damit Eileens ausdrücklichen Wunsch, das Haus frei von solchen Dekorationen zu lassen. Es kommt zu einem wütenden verbalen Schlagabtausch, bei dem sie die Wandgemälde als "einen Akt des Vandalismus" bezeichnet, und ihre Entfernung fordert. "Wenn nicht, werde ich gezwungen sein, es selbst zu tun und so den ursprünglichen Geist des Hauses am Meer wiederherzustellen." Der selbstherrliche Architekt hat nur Spott für sie übrig: Er habe das Haus doch "nur dort veredelt, wo nichts war", weigert sich auch, sich zu entschuldigen, und fotografiert stattdessen die Wandgemälde für eine Veröffentlichung, um seine Imprimatur zu etablieren. Ob es Eileen Gray mit Vergnügen zur Kenntnis genommen hat, dass deutsche & italienische Soldaten die abstrahierten Figuren im Krieg als Zielscheiben benutzt haben?
Der Architekturkritiker Rowan Moore greift den pikant-kuriosen Streit 2013 auf und schreibt dazu:
"Als Akt nackter Phallokratie sind Corbusiers Aktionen kaum zu übertreffen [....] Le Corbusier war offenbar empört darüber, dass eine Frau ein so wunderbares Werk der Moderne schaffen konnte", so dass er "seine Herrschaft über das Gebiet geltend machte, wie ein urinierender Hund".
Weil er das Haus nicht selber kaufen kann, erwirbt der später ein Grundstück neben der Villa und errichtet dort 1951 seine rustikales "Cabanon de vacances", das einzige Haus, das er je für sich selbst entworfen hat. Als er 1965 beim Schwimmen im Meer unterhalb von E.1027 ertrunken ist, dürfte das Haus der Eileen Gray möglicherweise das Letzte gewesen sein, das er noch wahrgenommen hat - ein Treppenwitz der Architekturgeschichte, und nicht der einzige: Der spätere Erbe des Hauses, der Schweizer Arzt Peter Kaegi, der 1991 große Teile von Eileens Originaleinrichtung in alle Welt veräußert, wird 1994 von seinem Gärtner ermordet im Haus aufgefunden...
Haus & Klapptisch Lou Perou
1939 kauft Eileen Gray sich einen Weinberg mit einem alten Cabanon in Chapelle-Sainte-Anne, am Stadtrand von Saint-Tropez. Hier wird sie fünfzehn Jahre später, als 76jährige, ihr letztes architektonisches Werk schaffen: Das Haus "Lou Pérou", das sie wieder nur für sich selbst entworfen hat.
Als Ausländerinnen sind Eileen und mehrere ihrer Freund*innen, darunter Evelyn Wyld, während des Zweiten Weltkriegs gezwungen gewesen, die Côte d'Azur zu verlassen und sich ins Hinterland der Provence in das ( übrigens unter anderen Bedingungen zauberhafte ) Lourmarin im Vaucluse zurückzuziehen. Dort zeichnet sie, schafft sie Skulpturen aus verschiedenen Materialstücken und kritzelt Notizen zur Architektur in ein kleines braunes Buch. In der Nachkriegszeit plant sie dann noch mehrere größere Kultur- & Sozialzentren, die nie umgesetzt werden. 1955 verkauft sie "Tempe à Pailla" an den britischen Maler Graham Sutherland, 1961 schließt sie den Bau von "Lou Perou" ab.
In ihrer Wohnung, hinter ihr ein Exemplar ihres Brick Screen (ohne Jahr)
Während sie von ihrer Wohnung in der Rue Bonaparte 21 in Paris aus das Treiben der Welt beobachtet, zeichnet und malt sie, hält sich aber von der Öffentlichkeit fern.
Ihr Werk ist weitgehend vergessen, bis sie der britische Architekturhistoriker Joseph Rykwert 1968 in einem Artikel in "Domus", dem Architektur- & Design-Magazin, lobend erwähnt. Er erntet damit Widerspruch bei Reyner Banham, ein anderer Historiker: "Gray sei zwar kompetent, aber nie ein großes Talent gewesen". 1972 findet in London eine erste Retrospektive "Eileen Gray: Pioneer of Design" statt, und im selben Jahr wird ein Exemplar des Lackparavents "Le Destin" in einem Pariser Auktionshaus für die damalige Rekordsumme von 36 000 Dollar versteigert, was auch "Le Figaro", "Le Monde" und der "Herald Tribune" erwähnenswert finden. "Lächerlich", kommentiert sie das.
Im selben Jahr wird ihr von der englischen Royal Society of Arts, der Gesellschaft der Schönen Künste, der Titel Royal Designer for Industry ( Königliche Industriedesignerin ) verliehen. Zur feierlichen Verleihung tritt sie nicht an. Aber sie kann nicht mehr verhindern, dass unzählige Artikel über sie geschrieben werden und ihr Porträt mit dem Bubikopf von Berenice Abbott um die Welt geht.
1975
Zeev Aram, ein Londoner Unternehmer, der verschiedene Möbel-Klassiker nachbaut, wird auf sie aufmerksam und seine Firma beginnt mit dem Nachbau von ihren Möbeln, nachdem sie ihm im November 1973 handschriftlich die Rechte an zahlreichen ihrer Entwürfe übertragen hat.
Sie unterhält allerdings nur noch wenige enge Beziehungen, so zu ihrer Nichte, der Künstlerin Prunella Clough. Die bittet sie, ihre gesamte Korrespondenz zu vernichten, sobald sie tot sei. Alles, was von ihr bleiben solle, sei ihr Werk. ( Das kann man auf dieser Seite ausführlich anschauen. )
Inzwischen auf einem Auge blind, stirbt Eileen Gray am frühen Sonntagmorgen, dem 31. Oktober 1976, in ihrer Wohnung, ganz allein, nach einem Sturz. Sie ist 98 Jahre alt geworden. Der französische Rundfunk verkündet ihren Tod noch am selben Abend, in der Woche darauf wird sie auf dem Père Lachaise in einem schlichten Grab mit der Nummer 17616 beerdigt.
"Es gibt einen Weg, der nach oben führt, und einen, der nach unten führt. Beide sind ein und dasselbe", hat sie einmal gesagt. Doch ihr Weg in den Design - Himmel geht weiter steil aufwärts...
Selbst für das zwischenzeitlich arg geschundene Haus E.1027 gibt es eine "Wiederauferstehung": Nach langer Leidensgeschichte mit wirren Besitzverhältnissen, Plünderung, Verfall geht es durch den Kauf durch das Conservatoire du littoral 1999 in französischen Staatsbesitz über, wird restauriert und 2021 in ein öffentliches Museum umgewandelt. Die Malereien von Le Corbusier sind allerdings geblieben.
Schon 2014 gibt es einen Dokumentarfilm über das Haus, "Gray Matters" von Marco Orsini, der auf einem Architekturfestival uraufgeführt wird. Ihm vorausgegangen ist die dokumentarische "Eileen Gray - Einladung zur Reise" von Jörg Bundschuh 2006. 2015 thematisiert dann ein Spielfilm "The Price of Desire" von Mary McGuckian die Verunglimpfung von Grays künstlerischer Autorenschaft durch Le Corbusier. Das Interesse an seiner Geschichte wird ein weiteres Mal durch den Film von Beatrice Minger "E.1027 Eileen Gray and the House by the Sea", ein hybrider Kinodokumentarfilm von 2024, erweckt.
Ich selbst erinnere mich sozusagen jeden Abend an die großartige Frau, wenn ich meine Brille & Smartphone auf meinem Nachttisch ablege, der für mich der schönste Nachttisch ist, den ich je benutzt habe...
Und hier gibt es weiteren Lesestoff zu meinem Lieblingsthema:
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