Donnerstag, 16. Oktober 2025

Great Women #434: Rosalba Carriera

Als "pastellfarben" oder als "zart wie ein Pastell" bezeichnet man heute besonders duftige und leichte, auch nebelhaft verschwebende und hauchfeine, wenig bestimmte Dinge & Darstellungen. Die künstlerische Technik des Pastells hat eine Frau zur Vollkommenheit verfeinert, die ich heute vorstellen möchte: Rosalba Carriera. 

Rosalba Zuanna ( venezianisch für Giovanna ) Carriera erblickt am 12. Januar 1673 - also nicht am 7. Okober 1675 wie es bislang oft geheißen hat -  in der bezaubernden Stadt in der Lagune, Venedig, das Licht der Welt und wird zehn Tage später in der Kirche San Pietro di Castello getauft. 

Sie ist die erste von drei Töchtern der achtzehnjährigen Alba Foresti, Tochter eines Don Anzolo Foresti, und ihres Ehemannes Andrea Carriera, einem Kanzeleischreiber, zehn Jahre älter als seine Frau, seit 1671 verheiratet. Die Schwestern Rosalba Giovanna ( Zuanna ) werden 1675 bzw. Angela ( Anzola ) 1677 geboren. Dass die Eltern der Zweitgeborenenen den gleichen Namen geben, liegt vermutlich daran, dass Rosalbas Gesundheit als Kleinkind prekär gewesen ist und man ein frühes Ableben befürchtet hat.

Die Eltern sind schon vor Rosalbas Geburt nach Venedig in eine bescheidene Wohnung am Rio di San Barnaba im sestiere Dorsoduro gezogen. Der Vater, aus einer Malerfamilie in Chioggia stammend, ist also als cancelliere im Dienste der  Republik Venedig. Später bekleidet er das politische Amt eines capitano in Aviano im Friaul. Die Familie gilt als gut situiert.

Rosalba genießt gemeinsam mit ihren beiden Schwestern eine harmonische Kindheit. Ihre Mutter ist eine umsichtige & gebildete Persönlichkeit, die ihre Töchter wohl sehr fördert. Alle drei Mädchen zeichnen sich durch eine breite musische und Sprachbegabung aus. Sie beherrschen alle nicht nur Latein und Französisch, sondern sind zudem auf dem Gebiet der Literatur, insbesondere der Poetik, bewandert, spielen unterschiedliche Musikinstrumente und legen ein umfassendes intellektuelles und kulturelles Wissen an den Tag. 

Auch schult die Mutter sie im kultivierten Umgang mit möglichen Auftraggeber*innen, indem sie Gäste einlädt und die Werke ihrer Töchter dabei vorführt. Im Venedig dieser Tage haben die Frauen sehr viel mehr Bewegungsfreiheit als anderswo in Europa, was die ausländischen Gäste der Stadt in ihren Reiseberichten immer wieder hervorheben. Diese Geselligkeit in Cafés, Festen & Veranstaltungen gehört auch zum Lebensstil der Carrieras, allerdings nicht mit Mitgliedern des städtischen Adels, sondern Bürgerlichen wie Ärzten oder Notaren und Angestellten der auswärtigen Gesandtschaften, aber auch Malern.

Ein Lehrer auf künstlerischem Gebiet ist für Rosalba jedoch nicht bezeugt. Auch der Großvater väterlicherseits kommt nicht in Frage, ist er doch schon vor ihrer Geburt verstorben. Mögliche Lehrer werden in einschlägigen Veröffentlichungen immer wieder aufgebracht und verschiedene benamt. Aber auch da gibt es Unstimmigkeiten in den Quellen, denn z.B. der eine - Antonio Balestra - ist in Venedig tätig, da ist Rosalba schon längst eine erfolgreiche Miniaturmalerin. In der Literatur wird allerdings auch auf die Möglichkeit verwiesen, dass sich Rosalba vieles selbst beigebracht haben könnte.

Tabatière

Es heißt, das Mädchen habe zunächst Zeichnungen für Spitzenstickereien angefertigt - Fakt ist, dass Rosalbas Mutter Alba eine außerordentlich gute Stickerin gewesen ist - und sei dann von einem gewissen Jean Steve zum Bemalen von Tabatièren angeleitet worden. 

Solche erfreuten sich damals großer Beliebtheit. Aus Silber, Elfenbein oder Porzellan hergestellt, wird darin der Schnupftabak aufbewahrt. Einmal in Mode gekommen, wünscht sich jeder, der es sich leisten kann, ein Porträt auf dem Dosendeckel. Das Geschäft mit diesen Miniaturporträts floriert bald, sogar mit einer eigenen Werkstatt.  Um 1695 gründet sie die und beginnt, ihre Schwestern in der Malerei zu unterrichten.  Wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen durch Anfertigung von Luxusartikeln ist durchaus ein typisch venezianisches Phänomen - Rosalbas "Feminismus" ist auf diesem Hintergrund zu sehen.

1700 zieht die Familie in die am Canale Grande gelegene Ca' Biondetti, die heute Teil der von Peggy Guggenheim errichtete Museumsanlage ist. Zunächst auf den Namen der Mutter eingetragen, erfolgt später die Umwidmung des Hauses auf Rosalba, die dort auch über den Tod des Vaters im Jahr 1719 hinaus mit Mutter und mittlerer Schwester wohnen bleiben wird. Um 1700 beginnt auch ihre lebenslange Freundschaft mit Antonio Maria Zanetti, von dessen Netzwerk als Kunstliebhaber sie profitiert und dessen Porträt ihre erste Pastellarbeit gewesen sein soll.

Als Grundlage für ihre Miniaturen bevorzugt Rosalba Elfenbein, das ihren Arbeiten einen besonderen Glanz verleiht. Beeinflusst von der Schule ihrer venezianischen Heimat, verwendet sie den dort bevorzugt vermittelten kurzen Pinselstrich, der den Gepflogenheiten an anderen italienischen Akademien widerspricht. Mit ihrer Lasurmalerei erreicht sie bald einen so hohen Qualitätsstandard, dass sie den vergleichsweise hohen Preis von 50 Zecchinen ( die venezianischen Goldmünze, bei uns als Dukat bekannt ist ) verlangen kann. Für Pastelle gibt es nur 20-30 Zecchinen. 

"Fanciulla con colomba"
1705 
Es heißt auch, Rosalba habe 1703 eine Ausbildung in der Werkstatt des Kupferstechers Guiseppe Diamantini abgeschlossen.  Belegt ist, dass die 32jährige 1705  nach Einreichung eines Miniaturbildes  "Fanciulla con colomba ( Mädchen mit Taube )" in die Akademie des Heiligen Lukas in Rom aufgenommen wird. Offensichtlich betrachtet sie sich selbst zu diesem Zeitpunkt noch als Miniaturmalerin, sonst hätte sie wohl ein Pastell präsentiert.

Damit hat sie schon zuvor  - 1703 -  angefangen, angeregt durch den Sekretär des englischen Botschafters, Christian Cole, der sich von Rosalba porträtieren lässt. Diese Begegnung wird für die junge Frau menschlich und künstlerisch sehr wichtig, und in dieser Technik wird sie sich fortan professionalisieren. Cole als ihr erster Förderer lässt ihr, zumindest in der Anfangszeit, Pastelle und Papierbögen zukommen, finanziert sie zum Teil, vermarktet aber auch ihre Arbeiten in England und Paris. Aus den früh erhaltenen Briefen der Malerin wissen wir, dass sie bereits mit Ende Zwanzig über ein weitgefächertes Kundennetz verfügt.

Dass Rosalba diese Pastellmalerei weiterverfolgt, liegt also in der guten Auftragslage begründet und an dem Renommee, das sie sich rasant innerhalb Europas erworben hat. Ihr Name wird schnell zur Marke . Die Pastellmalerei ist zudem ein Genre der bildenden Kunst, welches wie die Miniaturen den Frauen zugestanden wird, weil auf diesem Gebiet männlichen Künstlern keine Konkurrenz erwächst.

Was ist Pastellmalerei eigentlich?
"
"Selbstporträt"
(1715)
Durch Mischen von Farbpigmenten zu einem Teig ( 'pasta' ), der zu Kreiden oder Farbstiften verarbeitet wird, entstehen unterschiedliche Pastellfarben. Nach Vorzeichnen eines Motivs werden sie auf einen rauhen Untergrund „trocken“, staubig aufgetragen. Die Farben können übereinander gelegt werden und erreichen durch unterschiedlichen Wasseranteil Farbvarianten von dunkel zu hell, von kräftig zu zart. Sind die Pigmente aufgetragen, werden sie mit einem Pinsel oder dem Finger verwischt, dann fixiert. Bezaubernde, lebendig ineinander verlaufende, nuancenreiche Farbabstufungen erlauben so, Stimmungen, die Mimik, eine stolze Haarpracht, charmante Grübchen, gepuderte Gesichter und Perücken wiederzugeben.
" ( Quelle hier )
Man kann heute mit Fug & Recht sagen, dass Rosalba Carriera die Pastelltechnik, die zuvor oft als einfache vorbereitende Skizze verwendet worden ist, zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt hat.

Eine Einladung, 1706 als Hofmalerin in die Dienste des pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm II., der mit einer Medici verheiratet ist,  am  Düsseldorfer Hof anzutreten, lehnt die nunmehr 33 Jahre alte Künstlerin ab. Die internationale Karriere der Rosalba Carriera kommt dennoch in Gang, erhält sie doch vom dänischen König Friederich IV. bei seinem Besuch in Venedig einen Auftrag. Ihren ersten Höhepunkt erreicht sie 1720 mit 47 Jahren, als es dem Pariser Bankier & Sammler Pierre Crozat gelingt, sie endlich in die französische Hauptstadt zu locken. Der Mäzen hat bereits fünf Jahre zuvor in Venedig ihre Bekanntschaft gemacht. 

Ihre Mutter, ihre Schwestern und ihr Schwager, der Maler Antonio Pellegrini, begleiten sie dorthin, wo sie im Hôtel des Sammlers wohnen und viele Privilegien genießen können. Pellegrini bekommt bei dieser Gelegenheit den Auftrag, die Decke des neuen Bankgebäudes, der Grand Salle, des schottischen Finanziers und Abenteurers John Law, zu dekorieren.

Bei Crozat lernt sie den berühmten Kollegen Antoine Watteau kennen, den sie porträtiert, und sie wird in die französische "Académie royale de peinture et sculpture" als erste ausländische Künstlerin aufgenommen. Seit vierzig Jahren hat das keine Frau mehr geschafft. Neben den vielen Porträtwünschen des französischen Adels, die sie achtzehn Monate in Atem halten, ist es besonders das Königshaus, für das sie den jungen Ludwig XV. abbildet. Dazu wird sie sich mehrfach am Hof aufhalten.

In Paris soll sie, so die Angaben in ihrem Tagebuch, etwa fünfzig Bildnisse gemalt haben. ( Ihr großer Bewunderer, Abbé Vianelli,  wird dieses Tagebuch 1793 veröffentlichen. )

Von links nach rechts: Antoine Watteau, Ludwig XV., Pierre Crozat
(1720/21)
Allgemein befördert Rosalba während ihres Aufenthalts in der französischen Hauptstadt die Mode der Pastellporträts und nimmt somit großen Einfluss auf die damalige Porträtkunst, indem sie dem Stil des Rokoko noch mehr Charme und Lebhaftigkeit verleiht. 

"Die Sängerin Faustina Bordoni"
(1724/25)
Nicht unerheblich für den Erfolg dürfte auch die Tatsache gewesen sein, dass die Zeit für eine Porträtsitzung in Pastell viel kürzer ist als für ein Bildnis in Öl. Zudem sind Pastelle nicht so beschwerlich zu transportieren wie Gemälde. 

Und zu guter Letzt: die Verwendung von Pastellfarben verleiht den Gesichtszügen der Dargestellten eine sanfte und schmeichelhafte Note, womit nicht gesagt sein soll, dass Rosalba auf die Einbeziehung von Emotionen bzw. der Persönlichkeit der jeweiligen Person verzichtet. Gerade bei ihren Selbstbildnissen betreibt sie "Seelenschau", und man kann beim Betrachten erkennen, dass man es mit der ehrlichen Ansicht einer starken und stolzen Frau zu tun hat, über der sich jedoch immer auch ein Schleier an Melancholie ausbreitet.

Im Frühjahr 1721 kehrt sie nach Venedig zurück.

"Porträt von Gustavus Hamilton,
2nd Viscount Boyne"
(1731) 
Wenn die Künstlerin nicht reist - so 1723 auf Einladung des Herzog Rinaldo d‘Este nach Modena ( übrigens ein langweiliger Aufenthalt, so die Malerin ), 1730 für ein halbes Jahr nach Wien ( eher beeindruckend ), wo Karl VI. zu ihrem Mäzen wird  - treten sich die Interessenten vor Rosalbas Atelier auf die Hacken: 

Nicht nur die gehobenen gesellschaftlichen Kreise Venedigs, auch die Adligen Europas auf der "Grand Tour" ihrer Bildungsreisen bzw. Diplomaten, die aus dienstlichen Gründen in die Stadt kommen, drängeln sich dort. Rosalbas Geschäft basiert, anders als das bei vielen ihrer malenden Zeitgenossen, auf dem Auslandstourismus: Bis zu 30.000 Besucher verzeichnet die Lagunenstadt pro Jahr! Wie heutzutage ist es auch damals usus gewesen, die Koffer mit tragbaren und maßgeschneiderten Andenken zu füllen. Um mit dem Auftragsfluss Schritt halten zu können, wird sie von ihrer Schwester Giovanna und ihrem Schwager unterstützt.

1728 nimmt die kinderlose Malerin die 14-jährige Nichte des befreundeten Kupferstechers Antonio Dall’Agata, Felicità Sartori, in ihrem Haus als Schülerin auf. Zahlreiche Briefe belegen ihr zeitlebens anhaltendes freundschaftliches Verhältnis: 1741 wird Felicità Franz Joseph Hoffmann, den Berater Augusts III. von Sachsen, König von Polen, heiraten und mit ihm nach Dresden gehen, wo sie als Hofmalerin angestellt werden wird.

Das Markenetikett der Rosalba Carriera nutzt August III. über den Erwerb zahlreicher Porträtgemälde für seine herrschaftliche Repräsentation und Galerien. Der hat - damals noch Kurprinz Friedrich August II. - während seiner andauernden Kavalierstouren von 1711-13 sich auch in der Serenissima aufgehalten und Rosalba Porträt gesessen. So schreibt es jedenfalls ihre Schwester Angela in Briefen, die sie von ihrem Aufenthalt in Düsseldorf weiterschickt. Dabei ist das große Porträt des sächsischen Thronfolgers, bekleidet mit einem strahlend roten Umhang, entstanden. Es ist das einzige überlieferte Ölgemälde Rosalba Carrieras.

Von 1715 bis 1717 kommt er dann als Kurfürst mehrmals nach Venedig und entwickelt sich zum wahren Liebhaber der Pastellkünste der Malerin:

"Caterina Sagredo Barbarigo als Berenice"

(1741)

Der erste Katalog, der die von August III. im umgebauten kurfürstlichen Stallgebäude am Jüdenhof 1747 gezeigte Ausstellung begleitet, dokumentiert allein 157 Pastelle der Venezianerin, nicht nur Porträts, auch religiöse & profane Darstellungen. 

Auf welche Weise August III. diese Fülle zusammengetragen hat, lässt sich aufgrund der im 2. Weltkrieg zerstörten Quellen nicht mehr rekonstruieren. Am liebsten ist der Malerin selbst wohl das Bildnis der Marina Capitano gewesen, um das der Kurfürst hart mit ihr verhandelt hat. Meist engagiert er allerdings Agenten für diese Aufgabe: Auf diese Weise ist er übrigens u.a. zu der berühmten "Sixtinischen Madonna" von Raffael gekommen, aber eben auch Pastellen aus einigen Sammlungen Adeliger. Die spätere Serie der vier Elemente aus dem Alterswerk der Künstlerin gibt er hingegen selbst in Auftrag. In seine Sammlung gelangen allerdings auch Geschenke der Künstlerin.

Nach dem Tod ihrer Schwester Giovanna 1737, zu der die Unverheiratete eine starke emotionale Bindung hat, und dem der Mutter ein Jahr später, fällt Rosalba in tiefe Schwermut. An Depressionen hat sie immer wieder selbst in ihren erfolgreichsten Zeiten gelitten, Ruhm oder Ehrgeiz spielen für sie eben keine Rolle. Jetzt ist sie allerdings an einem Punkt, an dem sie nicht mehr arbeiten kann. Mühsam muss man sie überreden, wieder Aufträge anzunehmen. Immerhin arbeiten in ihrer Werkstatt zeitweise weitere Frauen wie Margherita Terzi, und Luisa Bergalli sowie Angioletta, die Schwester von Felicità Sartori, und Marianna Carlevaris als Schülerinnen.

Von links nach rechts: "Selbstporträt als Winter" (1730), "Das Feuer" (1744), "Selbstporträt" (1745)


Mit der Zeit hat die Künstlerin genügend Fachwissen und Selbstvertrauen gewonnen, um ein Künstlerhandbuch zu schreiben - damals äußerst ungewöhnlich! Das Manuskript wird heute im Staatsarchiv von Venedig aufbewahrt und ist der einzige venezianische Text dieser Art aus dem 18. Jahrhundert.

Rosalba Carrieras weiteres künstlerisches Schaffen wird ab den frühen 1740er Jahren durch den fortschreitenden Verlust des Sehvermögens ausgebremst. Sie unterzieht sich zwar drei Operationen am Grauen Star, die jedoch letztendlich erfolglos bleiben. 

1750 ist sie vollkommen erblindet und wird von ihrer Schwester Angela betreut. Dem Wahnsinn verfällt sie, wie vielfach behauptet wird, nicht, aber lebt nach eigenen Worten in "dunkelster schwärzester Nacht".  Da ist keineswegs tröstlich, dass eine "gemachte Frau" ist. Zum Zeitpunkt ihres Todes besitzt sie 24.556 Dukaten ( zum Vergleich: Ihr venezianischer Zeitgenosse Antonio Canaletto hinterlässt bei seinem Tod 2.588 Dukaten. )

Ihre letzten Lebensjahre verbringt sie in dem kleinen Haus in Dorsoduro, wo sie am 15. April 1757 im Alter von 84 Jahren stirbt. Ihre letzte Ruhestätte findet sie in der Chiesa di San Vio im Familiengrab neben ihrer Schwester Giovanna. Die Grabstätte existiert heute freilich nicht mehr, weil die Kirche im 19. Jahrhundert abgerissen worden ist.

Bereits im Jahr zuvor ist eine erste Biografie "Memorie intorno alla vita di Rosalba Carriera, celebre pittrice veneziana, scritte dall’Abate NN" publiziert worden, geschrieben von einem unbekannten Abt.

Rosalbas Arbeiten für den englischen Konsul in Venedig, Joseph Smith, der als ihr Agent in England fungiert & eine eigene Sammlung von 38 Werken aufgebaut hat, darunter die Allegorien von Sommer & Winter aus dem Zyklus der "Vier Jahreszeiten" von 1725, werden fünf Jahre nach ihrem Tod an George III., König von Großbritannien und Irland, verkauft. Der hängt letztere in sein Schlafzimmer im Buckingham - Palast.

Obwohl der Rokoko-Stil gegen Ende des 18. Jahrhunderts an Attraktivität verliert, bleibt Rosalba vorher noch ein inspirierendes Vorbild für Adelaïde Labille-Guiard und Elizabeth Vigée-Lebrun, bevor ihr Werk im 19. Jahrhundert wie das vieler malender Frauen, die zu Lebzeiten - in ihrem Falle - eine Ikone der italienischen Malerei, Schlüsselfigur der Porträtkunst des 18. Jahrhunderts und wohlhabendste Künstlerin des Venedigs ihrer Zeit gewesen ist, nahezu in der Dunkelheit versinkt. Sicher kann man ihr über 300 Werke zuschreiben, 73 davon befinden sich in der Gemälde-Galerie in Dresden, das weltweit größte Konvolut der Werke Rosalba Carrieras. Das Museum kann der berühmten Pastellmalerin daher mit Leichtigkeit eine Ausstellung zum 350. Geburtstag einrichten.

Heute weiß man auch anzuerkennen, dass Rosalba Carriera nicht nur die "Königin des Pastells" gewesen ist, sondern eine, die nie die Kontrolle über ihre Karriere abgegeben und die völlige Autonomie über ihr Tun bewahrt hat. Anders als einige italienische Künstlerinnen, die ich in dieser Reihe beschrieben habe, hat sie ihre gut besuchte Werkstatt und ihre internationale Korrespondenz selbst verwaltet, ganz ohne den obligatorischen Mann, der üblicherweise die Geschäftstransaktionen seiner begabteren Ehefrau überwacht hat. Das finde ich bemerkenswert.

                                                                       

Ans Herz legen möchte ich euch auch heute wieder die



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