"Stell dir vor,
Bäume würden gratis WLAN aussenden!
Wir würden sie überall pflanzen.
Ein Jammer, dass sie nur die Luft produzieren,
die wir alle atmen."
Heute porträtiere ich euch einen relativ kleinen Baum, der vor genau zwei Jahren bei meinem Besuch im Botanischen Garten sich noch grün und mit Unmengen von Früchten auf dem Boden präsentiert hat. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später sah er diesmal vor neun Tagen so aus:
Das ist eine Bitterorange Poncirus trifoliata, die einzige unter den Zitrusfrüchten, die mit den Temperaturen im nördlichen Europa zurechtkommt. Daher lässt sich auspflanzen und ist nicht auf eine Kultur im Kübel und im Wintergarten beschränkt, daher auch nicht mit der Pomeranze Citrus × aurantium L zu verwechseln, die auch viel höher wird.
Diese Bitterorange, auch Bitterzitrone oder Dreiblättrige Orange genannt, ist die einzige sicher bekannte Pflanzenart der Gattung Poncirus in der Familie der Rautengewächse Rutaceae. Kein Wunder, dass sie eine solche Kältetoleranz hat, stammt sie doch aus dem Norden Chinas und der koreanischen Halbinsel. Auch in Japan kommt sie verwildert vor, wird aber auch als Heckenpflanze genutzt, da ihre Zweige geradezu verfilzt wachsen und gut schnittverträglich sind. Die besonders langen Dornen halten zudem unerwünschte Eindringlinge zuverlässig fern ( erspart einen Stacheldraht wie der Osagedorn! ). In Europa ist die Bitterorange seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. In England wird sie ebenfalls in Hecken gezogen.
Die Bitterorange gehört heute einer eigenen Gattung an, ist mit den Arten der Gattung Citrus aber sehr eng verwandt und von diesen aus der Ferne kaum zu unterscheiden ( daher der frühere Name Citrus trifoliata ). Im Gegensatz zu den echten Zitruspflanzen ist die Bitterorange nicht immergrün, sondern wirft, wie das Exemplar im Kölner Botanischen Garten zeigt, im Herbst ihre Blätter ab. Sie wächst dichtbuschig, fast sparrig, erreicht in milden Regionen drei bis vier Meter Höhe und ist eher ein breiter, rundkroniger Strauch. Dabei bildet sie gelbgrüne, abgeflachte Triebe mit langen grünen Dornen.
Die Blätter sind wechselständig angeordnet, dreizählig - daher der alternative Name - und bis zu sechs Zentimeter lang, die einzelnen Blättchen verkehrt eiförmig. Das mittlere Blatt ist immer etwas größer als die beiden anderen. Im Herbst färben sie sich blassgelb.
Im Unterschied zu den Zitrusarten erscheinen die weißen Schalenblüten schon im April vor dem Laubaustrieb und zwar alle zur gleichen Zeit. Sie besitzen meist fünf Blütenblätter und auffallende gelbe Staubgefäße bei einen Durchmesser von vier Zentimetern. Der Duft ist sehr intensiv & betörend. Ältere Sträucher sind erstaunlich blühfreudig.
Ende September und bis weit in den Oktober entwickeln sich die Früchte. Die fast kugelrunden orange-gelblichen Exemplare werden vier bis fünf Zentimeter groß. Sie haben einen dünnen filzigen Belag und duften ebenfalls sehr angenehm. Sie sind stark schrumpelig, haben nur wenig Fruchtfleisch, dafür sehr vielen Kerne. Die Früchte reifen im November aus und fallen dann ab.
Dreiblattzitronen sind zwar essbar, schmecken allerdings sehr sauer und leicht bitter. Deshalb hängt am Kölner Exemplar ein Warnschild. Der saure Saft ist leicht trüb, was an den enthaltenen Harzen und ätherischen Ölen liegt. Manche Menschen erinnert ihr Geschmack an Terpentin, manche reagieren mit Magenbeschwerden auf den Verzehr der rohen Früchte. Es werden allerdings in einigen Mittelmeerländern auch Marmeladen und Sirup daraus gekocht, die offenbar gut verträglich sind. Auch in der traditionellen chinesischen Medizin werden die Früchte verwendet.
Außerdem kann das Obst der Zitruspflanze dekorativ Verwendung finden: Über Wochen kann man sich an dem angenehmem, bergamotteartigen Geruch erfreuen. Eine dieser Früchte im Auto kann schon mal als Lufterfrischer dienen. Das auch Petitgrain genannte Duftöl findet seine Verwendung in Parfüms und Kosmetika.
Die Sämlinge der Bitterorangen sind auch als Veredlungsunterlagen für Zitruspflanzen gefragt. Sie vertragen sich gut mit den verschiedenen Zitrussorten, sind außerdem wüchsig und recht robust.
Zuverlässig winterhart ist die Bitterorange an einem exponierteren Standort wie im Kölner Botanischen Garten im Weinbauklima bis -26°C, spätfrostgefährdet ist sie dennoch. Sonst sollte man ihr einen möglichst geschützten, sonnigen und warmen Platz gönnen, am besten vor einer Südwand. Der Boden sollte nicht zu feucht, sehr durchlässig, sauer und kalkarm sein.
Die Bitterorange ist absolut pflegeleicht und zeigt sich weder für Schädlinge noch für Krankheiten anfällig. In seltenen Fällen treten Echter Mehltau und Blattläuse auf.
Neben der Dreiblättrigen Orange kennt auch die sog. Pomeranze den Beinamen "Bitterorange", was immer wieder zur Verwirrung führt. Obwohl beide Pflanzen zur Familie der Rautengewächse gehören, sind sie allerdings nicht eng miteinander verwandt. Die Pomeranze gehört zur Gattung Citrus, während die Dreiblättrige Orange zur Gattung Poncirus zählt. Ein wesentlicher Unterschied liegt in ihrer Winterhärte: Die Pomeranze ist frostempfindlich, während die Dreiblättrige Orange auch kalte Winter im Freien überstehen kann.
Es gibt noch eine zwergwüchsige, maximal 2 Meter hohe Form mit korkenzieherähnlichem Wuchs, 'Flying Dragon' oder Poncirus trifoliata var. monstrosa genannt. Die Dornen dieser Sorte sind nach hinten gebogen, die Früchte etwas kleiner als die der ursprünglichen Art.
Leider konnte ich mir bei meinem Besuch keine Früchte mitnehmen: Sie waren in diesem Jahr schon alle aufgesammelt & entfernt. Dabei gehört für mich dieser Duft unbedingt zur Vorweihnachtszeit. Ich habe mir schon ein Duftöl für meinen Diffusor besorgt.
Ich hoffe, ihr findet nun im kommenden Dezember viele duftende Bäume, die ihr hier bis zum 27.12.2025 verlinken könnt. Danke im Voraus fürs Mitmachen!








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