Donnerstag, 18. Oktober 2018

Great Women # 158: Julie London


Als ich um die Jahrtausendwende begonnen habe, mich systematisch in die Geschichte des Jazz einzuarbeiten, war mir das "Great American Songbook" sehr hilfreich, um die Merkmale der verschiedenen Epochen des Jazz heraushören zu lernen. Dabei bin ich, als ich diverse Varianten des Bart-Howard- Hits "Fly Me to the Moon ( In Other Words )" von 1954 auf meinen CDs bzw. bei iTunes suchte, auf diese Version der Julie London gestoßen, die mich gleich elektrisiert hat:

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1945
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Julie London kommt als Julie Nancy Gayle Peck am 26. September 1926 in Santa Rosa, Kalifornien zur Welt. Ihre Eltern sind der Fotograf Jack Peck und Josephine Taylor, Apothekenhelferin & Amateursängerin, die auch gemeinsam als Vaudeville-Tanz- und Gesangspaar auftreten. Das Mädchen begleitet von klein auf ihre Eltern in der Tingel-Tangel- Welt und singt, obwohl sehr schüchtern und wenig selbstbewusst, gelegentlich mit ihnen, als diese 1929 nach San Bernardino umziehen, wo sie eine Radiosendung haben. Julie ist es gewohnt, sich in einer Welt von Erwachsenen zu bewegen, hauptsächlich Musikern, die bei den Eltern ein und aus gehen und nur über Musik reden.

Als sie vierzehn ist, verlegt die Familie ihren Wohnsitz dann nach Los Angeles.

Dort verlässt Julie die Schule, die sie nie gemocht hat, auch, weil sie nicht gerne mit anderen Kindern zusammen ist. Eine einzige enge Freundin, Caroline Woods, wird sie lebenslang immer in ihrer Nähe behalten. Die Eltern respektieren den Wunsch der Tochter, frei sein zu wollen, und vertrauen ihr, dass sie ihren Weg machen wird.

Zunächst arbeitet Julie als Aufzugsoperator in einem Bekleidungskaufhaus der Roos Brothers, als sie der Talentsucherin Sue Carol, der Frau des Paramount - Schauspielers Alan Ladd, 1943 auffällt. Die lässt den Fotografen der Zeitschrift "Esquire", Henry Waxman, Aufnahmen von ihr machen, die im Magazin im November veröffentlicht werden und sie zu einem beliebten Pin-up-Girl unter den amerikanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg werden lässt.  Es ist auch Sue Carol, die ihr zu einer Namensänderung rät. 

Julie erhält dann eine Rolle in dem Camp - Film "Nabonga", in der sie ein im Urwald abgestürztes Mädchen spielt, das von einem Gorilla beschützt wird. Julie ist jetzt im Kino, aber der große "Knall" bleibt aus. Sie ergattert nur eine Reihe weiterer Auftritte in Underperforming-Filmen, in denen ihre Rollen bestenfalls zweitrangig sind und ihr Name nicht im Abspann genannt wird, während sie zwischendurch ihrem Job nachgeht und ab 1945 die Hollywood Professional School besucht. Daneben versucht sie sich auch als Sängerin des Matty Malnech Orchestra

Autogrammkarte ( 1944 ), Kalender- Pin -Up, Film-Still aus "Nabonga"

1946 lernt sie den den Schauspieler Jack Webb kennen, der aus der Welt ihrer Eltern zu stammen scheint und mit dem sie die Liebe zum Jazz verbindet. Außerdem fühlt sich die junge Frau geborgen, versteht seinen Ehrgeiz . 1947 heiraten sie. Zu Beginn ihrer Ehe bekommt Julie endlich einen Filmvertrag bei Warner Bros. Pictures und eine Rolle in dem Kriegsfilm "Task Force" (1949) und dem Western "Return of the Frontiersman" (1950). Dann übernimmt sie die Hauptrolle der Pat Boyd im Film - Noir von William Castle "The Fat Man" (1951) mit Rock Hudson als ihrem Partner. Ihre Schönheit und ihre Selbstdisziplin stehen in argem Kontrast zu ihrem Spiel: Sie agiert steif wie ein Brett und offensichtlich ohne jeden Witz und Vorstellungsvermögen für ihre Rolle und wird deshalb von Imitatoren oft parodiert.

"The Fat Man" mit Rock Hudson (1951)
1950 kommt Tochter Stacey, 1952 Lisa zur Welt. Da ihr Vertrag mit Warner ausgelaufen und ihr Universal daraufhin einen neuen bietet, lehnt sie ab, um sich ganz ihrer Familie zu widmen.
"Als ich schwanger wurde, waren wir völlig pleite", erzählt Julie später. "Jack hat versucht, sich eine 13-wöchige Show auszudenken, damit wir für das Baby bezahlen können. Er hat sich Dragnet ausgedacht .
Doch die Ehe scheitert schon 1953, weil der acht Jahre ältere und sehr umtriebige Jack Webb sich nur noch für seine Arbeit interessiert: Er hat ja die sehr erfolgreiche US-amerikanischen Krimiserie "Dragnet" ( "Polizeibericht" ) für den Hörfunk geschaffen und ab 1951 fürs Fernsehen. Dieser Erfolg hat ihnen ein schönes Haus in den Bergen von Hollywood ermöglicht, doch fünfzig Folgen pro Jahr schreibt, inszeniert, spielt man nicht so nebenher: "Plötzlich konnten Jack und ich nicht einmal am Küchentisch sitzen und zusammen ein Sandwich essen. Wir waren verloren."

Im Jahr darauf erfolgt die Scheidung. Julie, ohnehin nie von sich überzeugt, ist niedergeschlagen: "Ich schätze, ich war in einem Schockzustand. Die Scheidung im November 1953 war ein großer Schock. Meine Mutter und mein Vater waren so glücklich und ausgeglichen miteinander. Ich hatte nie an eine Scheidung gedacht."

Julies Vater rät ihr aufzuhören, ihr verlorenes Glück zu betrauern, und die beiden kleinen Mädchen von zwei und vier Jahren fordern sie und ihre Zuwendung. Da sie materiell durch einen großzügigen Treuhandfonds für sich und die Kinder abgesichert ist, sucht sie nach Beschäftigungen, um sich abzulenken, indem sie in Clubs Jazz hört. In einem solchen trifft sie 1954 auf den Songwriter Bobby Troup, bekannt für den Standard "(Get your Kicks On) Route 66".  Der findet, sie sei das schönste Mädchen, das er je gesehen habe. Sie findet ihn einen netten Kerl mit einer großen Nase.

Mit Bobby Troup (1956)
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Der nette Kerl erkennt alsbald ihr Talent als Sängerin, versucht sie zu überzeugen - abwechselnd mit Süßholzraspelei und Druck, wie er später erzählen wird - baut sie auf und unterstützt eine ernsthafte Gesangskarriere.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt hat sie Anfang 1955 und sie ist, trotz großem Lampenfieber und einer akuten Laryngitis, überzeugend. Der Plattenproduzent Simon "Si" Waronker von Liberty Records meint dazu: "The lyrics poured out of her like a hurt bird." Bevor sie ihr erstes musikalisches Engagement im Club 881 in Los Angeles antritt, dreht sie aber im Mai noch "The Fighting Chance", in dem sie die weibliche Hauptrolle inne hat. Ihr Club - Engagement dauert statt drei schließlich zehn Wochen.

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Was in einer Live-Umgebung gut funktioniert - Julies einmalige Mischung aus Schüchternheit, Schönheit, Intimität zusammen mit einer "kleinen Stimme" - ist allerdings problematisch, wenn es um Plattenaufnahmen im Studio geht. Doch die Toningenieurin weiß Rat: Sie bittet die Sängerin, einfach ganz dicht ans Mikrofon zu treten. Der so entstehende akustische Effekt erhöht die raue Qualität von Julies Singstimme und suggeriert, dass die Sängerin einzig und allein nur für einen einzigen Zuhörer singt.

Ihr Debütalbum "Julie Is Her Name", von Liberty Records noch im Dezember desselben Jahres herausgebracht ( nach einer Single mit dem Titelsong ), erreicht auch bald Platz zwei der US - Charts, und das Magazin "Billboard" erklärt Julie London sofort zur beliebtesten Sängerin für 1955 ( für 1956 und 1957 dann ebenso ). 

Die Zeitschrift "Life", deren Titelblatt die Sängerin 1957 ebenfalls ziert, zitiert Julies Kommentar zu ihrer Gesangeskunst so: "It's only a thimbleful of a voice, and I have to use it close to the microphone. But it is a kind of oversmoked voice, and it automatically sounds intimate."
Troup selbst meint später über sie: "Sie ist kein Fan von Julie London. Sie ist sich wirklich nicht bewusst, wie gut sie ist. Sie war nie wirklich Performerin, sie muss nicht rausgehen und ein Publikum zufrieden stellen und Auszeichnungen erhalten. Sie ist immer zurückgezogen, sehr introvertiert. Sie hasste diese großen Shows. "
1955 landet sie ihren ersten Millionenhit mit "Cry Me a River", geschrieben von ihrem Klassenkameraden Arthur Hamilton, den sie auch 1956 in dem Film "The Girl Can’t Help It" mit Jayne Mansfield singt, in dem sie sich auch selbst spielt: 

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Zeitgleich mit ihrer Gesangskarriere wird auch Julies Filmkarriere "wiederbelebt": 1956 verkörpert sie eine alkoholabhängige Sängerin in dem Film "The Great Man". Von da an dreht sie für United Artists und MGM, darunter den Western "Man Of The West" mit Gary Cooper (1958):


In diesem Film erlebt man eine Julie London mit ganz tragischer Attitüde: Als sie, im Film ( wieder mal ) eine Dancehall-Sängerin, gedemütigt und vergewaltigt wird, rächt sie Gary Cooper als Link Jones. Der Evangelische Filmbeobachter beurteilt den Film damals als "Inhaltlich ein beachtenswerter Wildwestfilm, in der Gestaltung jedoch in bedenklichem Maße brutal und schwül." Für den Film- Noir "Voice In The Mirror" über die Anonymen Alkoholiker komponiert Julie sogar den Titelsong und spielt die Tochter der Hauptperson. In "The Wonderful Country"(1959) gewinnt Robert Mitchum endgültig Julies Herz als Helen Colton, nachdem ihr Ehemann von Apachen getötet worden ist

Zugegeben: In historischen Kostümen, besonders denen des Western, sieht Julie toll aus und wertet einige Saloons optisch auf. Aber noch erfolgreicher ist sie mit ihren glamourösen Aufmachungen auf ihren Platten: 

Ihre blauen Augen, die haselnussfarbenen Haare, die wohlgeformte Figur signalisieren coole Sexiness, typisch für die Fünfziger, Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, ihre kühle Art entspricht also so ganz dem Frauentyp, der damals die amerikanische Männerwelt fasziniert hat, und den Marshall McLuhan "die Fließbandgöttin" tauft ( und die ein Hugh Hefner dann erst als Playboyhäschen, alle mit dem Industriemaß (90-60-90), wasserstoffperoxid - blond und glatt rasiert, später als Plastikpuppe zu produzieren beginnt ). 

Cover der Julie - London Langspielplatten von 1957 - 59
Diese Cover sind für die damalige Zeit noch recht gewagt, weil die Plattenfirma in fast unverschämter Manier die körperlichen Vorzüge ihrer Sängerin in Szene setzt, und böse Zungen werden auch bald behaupten, die Platten hätten sich so sensationell gut verkauft, weil selbst Männer ohne eigenen Plattenspieler bei ihnen zugegriffen hätten...

Am Silvesterabend 1959 finden Julie und Bobby Troup endlich Zeit in ihrem frisch gebauten Haus in Encino zu heiraten, obwohl sie schon lange ein Liebespaar und seit 1954 verlobt sind. 
Der am 18. Oktober 1918 in Harrisburg geborene Bobby Troup, Sohn eines Musikalienhändlers, hat, nachdem er verschiedene Instrumente probiert hat ("Wenn ich nach zwei Wochen nicht weiter kam, gab ich auf"), sich fürs Piano entschieden und 1941 seinen ersten Number-One-Hit komponiert, während er an der University of Pennsylvania Wirtschaft und Business studiert hat. Nach der Hochzeit mit einer Philadelphia-Debütantin und fünf Jahren im Marine Corps wandert er 1946 mit seiner Familie per Auto nach Los Angeles, was ihn zu "Route 66" inspiriert. Als er Julie kennenlernt, hat er  ein eigenes Jazz Trio und sich auch schon mit der Schauspielerei vertraut gemacht und kleinere Filmrollen und TV-Gastauftritte absolviert.
Julie London ist es, die in jenen Tagen, bevor es den kultigen Marlboro-Macho gibt, den wir Älteren sicher noch alle kennen, den Kauf von Milliarden Marlboro-Zigaretten ankurbelt, denn in den späten 1950er und zu Beginn 1960er Jahre lässt die Werbeagentur die attraktive Sängerin - selber eine lebenslange Raucherin - den Marlboro- Jingle in ihren diversen TV-Spots darbieten:


Auch hier greift ein ähnlicher Effekt wie bei ihren LPs: Es gibt eine Reihe von Männern, die später kundtun, Julie sei die einzige Frau im Fernsehen gewesen, wegen der sie alles gekauft hätten...

Nach ihrer Eheschließung dreht Julie nur noch drei weitere Filme ( 1960, 61 und 68 ), bleibt aber Gast in vielen Fernsehshows und -serien. Während ihrer gesamten Gesangskarriere leidet sie immer unter der Angst vor einem Live-Publikum oder vor der Kamera. Einige Kritiker nennen sie die "Queen of the Lip-Sync", was nicht freundlich gemeint ist.

1962 bringt Julie ihre dritte Tochter, Kelly, zur Welt, ein Jahr später die Zwillinge Jody und Reese. Man mag es kaum glauben, aber die 37jährige US - Königin des "Torch Songs", jener Lieder von unerfüllter oder verlorener Liebe, ist nun Mutter von fünf Kindern. Als sie 1963 in dem Fernsehdrama "Diamond in the Sky" eine Pseudo-Marilyn Monroe spielt, spottet Julie über den Vergleich: "We're opposite types. Marilyn was the sex symbol. . . . I'm strictly the housewife-mother type."

Vor dem Senatsausschuss 1967
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1967 erregt die Schauspielerin noch einmal ganz besonderes Aufsehen, als sie vor dem US-Senat auftritt und fordert, dass Sänger ebenso wie Schriftsteller den Schutz des Urheberrechts verdienen. Natürlich wird auch da wieder ( von einem republikanischen Schriftsteller ) ihre Attraktivität und ihr Auftreten hämisch kommentiert und ihr vorgeworfen, dass sie damit die Objektivität der Senatoren unzulässig beeinflusst habe.

1966, als sie 40 Jahre alt wird, findet ihr stilisierter Gesang und ihre Auftreten immer noch Anklang bei der Lounge-Klientel in den großen Städten der USA, aber bei den Jungen, die nun die Beatles oder die Beach Boys anschwärmen oder später der Rockmusik verfallen, kann sie nicht mehr punkten.

Als Mutter kleiner Kinder ärgert sie sich ohnehin über die Bedingungen ihrer Nachtclubauftritte: "Jede Nacht, während ich darauf wartete, weiterzumachen, sagte ich zu mir selbst: Warum bin ich hier, statt mit meinen Kindern zu Hause?", erinnert sie sich später. "Es hat mich fertig gemacht." Und ihr Mann ergänzt:" Sie hat keine Liza Minnelli in sich. Liza muss auftreten. Julie nicht."

Also hört sie einfach auf, Platten aufzunehmen und zu touren, um die Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Ihr letztes Album "Yummy, yummy, yummi" bringt Liberty 1969 heraus. Und weil ich den Laura - Nyro - Song vom Picknick der gesteinigten Seelen so gerne mag, hier die Version von Julie London darauf:

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Julie London hat zu diesem Zeitpunkt mehr als 30 Alben mit sinnlichen, Jazz-geprägten Standards veröffentlicht. Ihre herzzerreißenden Balladen, gesungen mit schleppenden Tempi und mit dieser heiser - gehauchten Stimme  - "Ich bin mir sicher, dass jeder Stimmlehrer, der mir zuhört, mir lieber die Kehle durchschneiden würde als alles andere. Ich mache alles falsch - aber ich denke, das ist das Beste.(...) Wenn ich singen lernen würde, würde ich meinen Stil verlieren." - werden erst Jahrzehnte später wieder ihre Bewunderer finden...

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Durch falsche Finanzgeschäfte Anfang der Siebziger Jahre verliert das Paar London - Troup viel von seinem Vermögen, und es ist schnell wieder vorbei mit der häuslichen Idylle im weitläufigen Haus in Encino.

Es ist der Ex - Ehemann Jack Webb, der sie quasi von der Straße holt, indem er sie für seine  TV - Produktion "Emergency" anheuert. Von 1972 bis 1977 spielt Julie die Krankenschwester Dixie McCall an der Seite ihres jetzigen Ehemannes als Neurochirurg Dr. Joe Early in der beliebten Serie.

Drei Tage in der Woche ist das Paar am Set, ansonsten dreht sich ihr Leben um ihre Familie & Freunde im Vorort. Ab und an werden gelegentliche Pilgerfahrten zu den wenigen verbliebenen Jazz-Spots der Westküste unternommen, und Julie bekocht gerne Freunde an den Wochenenden.

Nach 128 Folgen wird die Serie trotz guter Bewertungen abgesetzt. Julie London, die einzige Schauspielerin, die in jeder Episode der Serie aufgetreten ist, wird aber für zwei der vier folgenden Fernsehfilm-Specials verpflichtet, bevor die Serie schließlich 1979 endgültig endet.

Die Familie Troup - London (1976)
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Nach "Emergency" geht die Schauspielerin so gut wie endgültig in Rente. 1981 gestaltet sie mit ihrem stilistisch unvergleichlichen Gesang den Standard "My Funny Valentine" für den Soundtrack des Burt Reynolds Film "Sharky's Machine":

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1999 wird sich dieser Gesang auch in Filmen wie "Teaching Mrs. Tingle" (1999) und "The Big Tease" in den Filmsoundtracks wiederfinden.

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Über die "Frührentnerin" Julie London ist wenig bekannt, denn sie zieht sich fast völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Bekannt ist, dass sie eine leidenschaftliche Kartenspielerin und eine unersättliche Leserin ist, die mehrere Bücher pro Tag liest.

Die Popmusiktrends der 1990er Jahren lenken dann wieder die Aufmerksamkeit auf Julie Londons Gesang. Mit dem Wiedererwachen des Interesses an Lounge-Musik werden ihre Platten wieder begehrt. "Das Beste von Julie London" erscheint 1991.

Es scheint manchmal sogar, dass sie bei der späteren Generation populärer als ursprünglich in ihrer Hoch - Zeit ist, dass, je individueller und persönlicher der Stil und der Ausdruck ist, desto wahrscheinlicher ein längerfristiges Interesse bei den Zuhörern wird.

Obwohl sie die neue "Compilation" offenbar mag, verhindert ihre angeschlagene Gesundheit, die von der Raucherei angegriffene Stimme, aber auch ihre zurückhaltende Persönlichkeit, dass sie noch einmal für ein Revival durchstartet. Mit immer größerer Distanz zum Showgeschäft scheint ihr auch bewusst geworden zu sein: "Du musst das Ego dafür haben. Und ich habe es nie wirklich gehabt. "

1995 erleidet sie einen Schlaganfall, von dem sie sich nie wirklich erholt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Im Jahr darauf verliert sie ihre älteste Tochter Stacey durch einen Verkehrsunfall und im Februar 1999 ihren Ehemann durch einen Herzinfarkt. Sie selbst stirbt in den frühen Morgenstunden des 18. Oktober 2000, dem Geburtstag ihres verstorbenen Mannes, heute vor 18 Jahren also, im Krankenhaus in Encino an einem Herzstillstand. Sie wird auf dem "Forest Lawn Hollywood Hills Cemetery" in Los Angeles bestattet.

Julie London, die  Sängerin mit der samtig- rauchigen Stimme, die darauf bestand, dass sie nicht singen könne, die aber beim Zuhören Gänsehaut verursachen konnte, eine Künstlerin, die hierzulande nach wie vor leider kaum bekannt ist, eignet sich mit ihren Interpretationen voller Schwermut ganz hervorragend zum herbstlichen Tagträumen und stundenlangen Treibenlassen. Sie laden ein, den Herbst zu feiern, am besten mit einer Tasse Tee - oder in meinem Fall mit einem "Black Coffee" und einer Decke auf der Couch, um der eigenen inneren Melancholie freien Lauf zu lassen. Ausprobieren!

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Verlinkt mit dem Monatsthema der Zitronenfalterin

13 Kommentare:

  1. Wie immer eine tolle, lebhafte Biografie. Super.
    Liebe Grüße
    Susa

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  2. Ihr Name war mir gar kein Begriff. Ihre Stimme schon.
    5 Kinder und so eine schöne Frau und solch eine außergewöhnliche Stimme...
    Das ist wahrhaft Stoff für eine Great Woman. Und für Hollywood.
    Was damals noch geraucht wurde - auch in den Filmen. Gar nicht mehr vorstellbar heute.
    Sehr interessante Biografie und Danke fürs Vorstellen!
    Herzlichst grüßt Sieglinde

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  3. Eine schöne Stimme für verträumte Herbstabende, da hast Du recht. Wie schön, Julie Londons Stimme und Geschichte kennenzulernen!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  4. Eine wunderschöne sinnliche Stimme, genau richtig für melancholische Herbstabende. Nur den Tee lasse ich weg und nehme lieber einen trockenen Bordeaux dazu.
    LG
    Sigi

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  5. "...eignet sich mit ihren Interpretationen voller Schwermut ganz hervorragend zum herbstlichen Tagträumen und stundenlangen Treibenlassen. Sie laden ein, den Herbst zu feiern, am besten mit einer Tasse Tee ... und einer Decke auf der Couch, um der eigenen inneren Melancholie freien Lauf zu lassen."... Unbedingt! Sie war und sang so besonders, gerade weil sie so zurückhaltend war... Mag ihre Stimme sehr und ihre Art zu singen... "mit den schleppenden Tempi..." Besame Mucho könnte ich rauf und runter hören... Danke für diese Begegnung, die sich bisher nur am Rande ergab und nun vielleicht intensiviert wird... Lieben Gruß Ghislana

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  6. ich hör mir nachher noch ein wenig von ihr an. ich kannte sie nicht, freue mich aber, ihre geschichte hier gelesen zu haben!
    liebe grüße
    mano

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  7. eine schöne verrauchte stimme... heute könnte sie keine marlbororeklame machen...liebe grüsse

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  8. schön die stimme von Julie London zu hören & interessant dein zusammen gefassten laufweg von dieser Artistin zu lesen * die video für eine marke zigarette zeigt eine andere zeit... habe noch andere videos gesehen von ihr *
    danke für diese "wiederendeckung :)

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    1. Ja es gibt eine ganze Reihe dieser Reklamefilmchen!
      LG

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  9. ein weitergeleiteter Kommentar von meiner Mama:

    Liebe Astrid,

    eigentlich heißt es ja: Jede Arbeit ist ihres Lohnes wert, aber Lohn bezahlen wir hier nicht, sondern wir loben mit einem Kommentar und eigentlich bin ich eine stille Leserin bei Dir.
    Aber heute muß ich mal durch meine Tochter Kerstin für Dich ein paar nette Zeilen da laßen. Die Great Womens haben es mir angetan, egal ob Quappi Beckmann oder Lilo Pulver, ich finde es absolut toll wie Du es uns nahe bringst, wie großartig und einzigartig unser Geschlecht ist. Heute ist es für die Frau ja einfacher als früher. Viel durften Frauen überhaupt nicht, überall mußten sie sich durchkämpfen um Anerkennung zu finden. Es war oft mühseelig, bis hin zu Männerkleidung die sie trugen, um ihr Ziel zu erreichen.
    Für diese Beiträge, die ich immer mit Spannung erwarte und lese, sage ich mal ganz einfach Dankeschön und freue mich bald wieder von Dir zu lesen. Mit ganz lieben Grüßen, Helga

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    1. Vielen Dank, liebe Helga, liebe Kerstin, vielen Dank für eure schöne Rückmeldung! Auch wenn mir das Forschen und Schreiben sehr viel Freude macht, noch schöner ist, wenn ich weiß, dass jemand die Porträts mit Interesse liest. Gerade habe ich wieder drei Posts fertiggestellt und bin wieder mal tief beeindruckt von dem, was diese Frauen geleistet haben. Ich hoffe, ihr mögt ebenso in deren sehr unterschiedliche Leben eintauchen. Und von euch wieder mal zu hören, würde mir auch gefallen.
      Alles Liebe!

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  10. Also, die hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Meine Güte, ist das lange her. Danke, dass du ein ganzes Leben Revue passieren lässt.
    LG
    Magdalena

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst! Ich setze allerdings voraus, dass am Ende eines anonymen - also von jemandem ohne Google- Account geposteten - Kommentars ein Name steht. Gehässige, beleidigende, verleumderische bzw. vom Thema abweichende Kommentare werde ich nicht veröffentlichen.

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