Donnerstag, 21. März 2019

Great Women # 175: Nora Joyce

Für Irland -Fans ist James Joyce natürlich ein Begriff  und der "Bloomsday"irgendwann ein Muss, glaube ich. Das ist der Tag, von dem das ganze, rund tausendseitige Buch vom "Ulysses" handelt. Nicht, dass ich es zu Ende gelesen hätte - solche Bücher überlasse ich dem Herrn K. Als Parisliebhaberin kenne ich allerdings "Shakespeare & Company" und die Gründerin dieser legendären Buchhandlung, Sylvia Beach, die es überhaupt erst möglich gemacht hat, dass Joyce seinen Roman in die Welt bringen konnte. Wie elektrisiert war ich, als mir eine Biographie über eine weitere Frau in die Hände fiel, die ebenfalls nicht unerhebliche Hebammendienste geleistet hat, nämlich Nora Joyce, des Dichters Lebensgefährtin und spätere Ehefrau. Brenda Maddox' Buch habe ich 1990 in einem Rutsch beim Sommeraufenthalt in der Provence gelesen...

Keine Frage, dass ich den Film um die Jahrtausendwende dann auch angeschaut habe...
Nora Joyce komm als Norah Barnacle am  21. oder 22.  März 1884 - standesamtliches & kirchliches Register sind sich da nicht einig - im städtischen Krankenhaus in Galway zur Welt. Ihr Vater, Thomas Barnacle, schon 38 Jahre alt, arbeitet als Bäcker, ihre dreizehn Jahre jüngere Mutter Annie Honoria Healy ist Schneiderin, die mit Thomas Barnacle eigentlich unter ihrem eigenen Stand geheiratet hat, denn zu ihrer Familie gehört u.a. auch ihr Bruder Michael Healy, der königlicher Steuereinnehmer ist. Ihr Mann hingegen kann weder lesen noch schreiben und hat die Heiratsurkunde mit einem "X" unterzeichnet ( allerdings die ansehnliche Gebühr für eine bürgerliche Trauung beim Priester bezahlen können ).

Nora ist ihre zweite Tochter. Nach ihr werden noch drei weitere Mädchen geboren, bevor der ersehnte Sohn zur Welt kommt, 1896 dann noch ein Mädchen und ein weiterer Junge, der im Säuglingsalter stirbt. Wie bei Kate Greenaway ist die Familie gezwungen, immer wieder neue schäbige Wohnungen oder Reihenhäuschen im Herzen Galways zu beziehen, die nie für eine so große Familie geeignet sind. 

Nach der Geburt der zweiten Schwester, im Alter von zwei Jahren wird Nora zur Großmutter mütterlicherseits, Catherine Mortimer Healy, gebracht. Ein Exil zwar, aber mit gewissen materiellen Vorteilen wie besserem Essen, einem Klavier und Bildern an den Wänden, traditionellem Weihnachten und immer wieder kleinen Geschenken. Sie lernt dort Tischmanieren und eine höfliche Ausdrucksweise. Dennoch wird Nora ihrer Mutter nie verzeihen, dass sie sie in Pflege gegeben hat.

1890-95
Nora ist nie diese dumme Gans gewesen, als die man so gerne zeichnet:  Sie genießt ab dem Alter von fünf Jahren das Höchstmaß an Schulbildung, welches man in jener Zeit Mädchen zugesteht, und zwar in der Schule des "Convent of Mercy". Und sie zeigt durchaus gute Leistungen in Schreiben wie Rechtschreibung. Am wichtigsten genommen wird in der Schule allerdings, auf die Welt vorzubereiten, die die Mädchen ihres Standes erwartet. Gut gerüstet dafür ist Nora allerdings auch durch solche Eigenschaften wie Liebenswürdigkeit & Gleichmut, durch ihren ausgeprägten Sinn für Humor mit jenem leichten Zug ins Depressive, der immer hilft, sich mit schlimmen Situationen abzufinden. 

Als sie mit zwölf Jahren die Schule verlässt, verschaffen ihr die "Sister of Mercy" einen Job als Pförtnerin eines anderen Konvents in der Nähe der Wohnung von Großmutter & Mutter. Zu diesem Zeitpunkt hat die Mutter gerade ihren trunksüchtigen Ehemann aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, und ihr Bruder hat die Stellung des Familienoberhauptes übernommen.

Inzwischen ist Nora zu einem Mädchen herangewachsen, nach dem man sich aufgrund ihres Aussehens und Auftretens umdreht. Sie hat eine beeindruckende Körperhaltung und einen zuversichtlichen Schritt, hinter dem sie aber auch ein Gefühl der Zurücksetzung gut versteckt. Als hübsches Mädchen kann sie dies leicht kompensieren, da sie viele Bewunderer hat. Kaum dreizehn Jahre alt ist sie verliebt in einen Sechzehnjährigen, der schon Lehrer ist, und der dann bald an einer Lungenentzündung stirbt. Auch eine nächste "Liebe" Noras stirbt an Tuberkulose, da ist sie knapp sechzehn. Eine weitere Beziehung zu einem protestantischen Buchhalter, drei Jahre älter als sie, wird ihr vom Onkel verboten. Doch Nora hat ihren eigenen Kopf. Letzten Endes setzt der Onkel seine Position aber mit dem Knotenstock durch - "eine Woche nach der Prügelszene hatte Tom Healy keine Nichte mehr zum Verdreschen." ( Brenda Maddox )

Die Flucht ohne Abschied nach Dublin lässt Nora sozusagen auf die Füsse fallen: Sie ergattert eine Stelle als Zimmermädchen in einem kleinen, zwar schäbigen, aber respektablen Hotel am Trinity College. Neben ihrem Lohn erhält sie alle drei Mahlzeiten am Tag gratis - immer vom Besten, wie sie betont - und hat jeden zweiten Abend in der Regel frei. Aber anders als in Galway fühlt sie sich einsam.

Zwar liegen die elegantesten Einkaufsstraßen der Stadt in der Nähe des Hotels, aber die Namen der Wohltätigkeitseinrichtungen ( für blinde Frauen, Waisen, besonders die aus "Mixed Marriages", für Mondsüchtige & Idioten und auch für Alkoholiker u.a. ) machen deutlich, welche Gefahren auch außerhalb des Hotels auf sie warten. Männlichen Avancen ist sie im Hotel, aber noch mehr auf den Straßen ausgesetzt.

Eine Einladung zu einem abendlichen Treffen durch einen jungen wortgewandten & unterhaltsamen Mann nimmt sie zwar an, kommt aber nicht zum vereinbarten Treffpunkt. Der so Versetzte schreibt ihr einen Brief, in dem er um ein zweites Treffen bittet. Dieser junge Mann ist James Augustine Aloysius Joyce.

1904
James Joyce, am 2. Februar 1882 als erstes Kind von John Stanislaus Joyce und Mary Jane Murray in einem Dubliner Vorort in eine durchaus wohlhabende Familie geboren, hat schon als Neunjähriger ein kirchenkritisches Schmähgedicht "Et Tu Healy" verfasst, welches der stolze Vater drucken und in Kopie an die Vatikanische Bibliothek schicken lässt. Joyce besucht zu diesem Zeitpunkt das von Jesuiten betriebene Clongowes Wood College, ein Internat. 1892 muss er die Schule verlassen, weil sein Vater das Schulgeld nicht mehr bezahlen kann, denn er ist von seinem Beruf als Steuereintreiber suspendiert worden. In den Folgejahren gerät die Familie aufgrund des Alkoholismus und der finanziellen Fehlplanung des Vaters in Armut. 
Der Elfjährige bekommt zwar einen Platz an einem weiteren Jesuitenkolleg in Dublin, von ihm erwartet wird aber, dass er später in den Orden eintritt. Das lehnt der junge Mann ab, ebenso die Religion als solche. Ab 1898 studiert er am University College Dublin moderne Sprachen ( Englisch, Französisch & Italienisch ), verkehrt  in literarischen und Theaterkreisen und veröffentlicht erste Artikel. Nach dem Studienabschluss geht er nach Paris, angeblich um Medizin zu studieren, verprasst aber dort den mühselig von der Familie zusammengebrachten Unterhalt. Eine ernsthafte Erkrankung der Mutter ( mit tödlichem Ausgang ) bringt ihn wieder nach Dublin zurück. 1904 gewinnt er als Sänger ( Tenor ) bei einem Wettbewerb eine Bronzemedaille und verfasst "Stephen der Held".
Das für Joyce wohl folgenreichste Ereignis des Jahres ist aber der Beginn seiner Beziehung zu Nora. Schon bei der ersten Begegnung auf der Nassau Street hat sein Herz sofort Feuer gefangen. Einige Tage später, am 16. Juni, folgt das erste Rendezvous. Sie essen gemeinsam zu Abend, spazieren am Strand und kommen sich auch sonst näher. Nora wird später über den denkwürdigen Tag sagen: "Das war der Tag, an dem ich einen Mann aus Jim gemacht habe!"

Nassau Street
Statt wegen ihrer Freizügigkeit die Achtung vor ihr zu verlieren, scheint er sich dauerhaft in Nora zu verlieben. Aber auch Nora lässt in ihren ersten Zeilen an ihn ihre Gefühle erkennen. Und die damaligen postalischen Gewohnheiten ( Zustellung fünf Mal am Tag! ) ermöglichen die rasche Entwicklung ihrer Liebesgeschichte. Nora entdeckt bald, dass der junge Mann ihre Worte ebenso anziehend findet wie ihren Körper, dass sie ihn inspiriert. Er scheint sie hingegen völlig mit seiner Sangeskunst betört zu haben.

Joyce trägt sich immer wieder mit Auswanderungsgedanken, und Nora bedrängt ihn bald, sie mitzunehmen. Er versucht zunächst, sie davon abzubringen, indem er in einer Art Lebensbeichte seine wahren sozialen Verhältnisse, seine Anschauungen und Werte bloß legt. Nora ist zuerst schockiert ob seiner Einstellung zu Religion und gesellschaftlichen Konventionen, stellt sich aber auch schnell darauf ein, dass er nie ihr Ehemann werden wird, dass auf sie kein "Familienleben mit einem nettem Zuhause und Gardinen und Möbeln und Nachbarn" mit diesem Mann an ihrer Seite wartet.

Am Abend des 8. Oktober 1904 ist es dann so weit: Nora geht in Dublin an Bord der Englandfähre und brennt mit Joyce durch. Zwanzig ist sie da, völlig mittellos und bereit, alle Brücken nach Irland abzubrechen - ein ungeheurer Akt der Rebellion! Ihr gemeinsames Ziel ist Zürich, wo Joyce eine Stelle an der Berlitz School versprochen ist.

Nach einem Zwischenstopp in Paris kommt man ein paar Tage später in Zürich an. Doch dort wartet niemand auf einen neuen Lehrer namens Joyce.

Bahnhof von Triest zu Zeiten von Noras Ankunft in der Stadt
Der Zürcher Berlitz - Vertreter vermittelt immerhin eine Stelle in Triest, so dass sich acht Tage später das junge Paar auf dem Bahnhof der damals noch österreichischen Stadt wiederfindet. Auch dort die gleichen Schwierigkeiten: keine Stelle! Erst eine neu gegründete Berlitz School im 150 Kilometer entfernten Pula kann Joyce als zweiten englischen Lehrer gebrauchen.
"Ihr häusliches Leben begann, wie es auch künftig verlaufen sollte: reihenweise schlechte Zimmer unter guten Adressen. Obwohl sie oft am Hungertuch nagten, lebten die Joyce' doch nie in einem Slum, ja nie in Arbeitervierteln, die ihrer Nachbarschaft in Irland vergleichbar gewesen wären." ( Brenda Maddox )
Nora versorgt nicht nur ihren Gefährten, sondern bewirtet mit viel Sinn für Spaß & Festlichkeit auch erfolgreich die neugewonnenen Bekannten, kümmert sich um sein Äußeres, versorgt ihn mit den lebensnotwendigen Zigaretten, aber vor allem unterhält sie ihn mit ihren lästerlichen Bemerkungen, Erzählungen aus ihrer Vergangenheit, irischen "Schnurren" und Liedern - ohne zu ahnen, dass er diese am Tisch in ihrem kleinen Zimmer sofort zu Erzählungen verarbeitet, die er "Dubliners" nennen wird. Sie nimmt sein Schreiben hin, weil sie hofft, dass das ihnen irgendwann ein üppiges Leben in Paris ermöglichen wird.

Schon bald merkt Nora, dass sie schwanger ist. "In ihrer Erfahrung war die Gleichung Mann plus Frau gleich Baby etwas Unumstößliches," meint Brenda Maddox, und betont, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass die Schwangerschaft zu kontroversen Auseinandersetzungen zwischen den Beiden geführt hätte.  Der Schriftsteller - der übrigens zum Bild von der ungebildeten Nora nicht unerheblich beigetragen hat - berichtet an seinen Bruder Stanislaus, dass Nora allerdings keine Ahnung von Schwangerschaft und Geburt habe. In dieser sensiblen Situation wird die sich ihrer Isolation und des Fehlens familiärer Unterstützung ganz besonders bewusst. Nach und nach werden beide immer depressiver, vermissen ihre Heimat und gehen sich gegenseitig auf die Nerven. Joyce wendet sich mehr und mehr dem Alkohol zu, und Nora dämmert es, dass auch sie das Schicksal ihrer Mutter erleiden wird.

Ostern 1905 kehren sie von Pula nach Triest zurück, weil es für Joyce nun doch dort eine Stelle gibt. Im heißen Triestiner Sommer kommt Nora nieder, nur unterstützt von einer einheimischen jüdischen Hebamme. Es ist ein Sohn, von dem beide entzückt sind und den sie Giorgio nennen. Schon drei Wochen später rückt Nora ihrem dauerhaften Geldmangel zu Leibe, indem sie wieder als Wäscherin arbeitet.

Joyce hingegen gibt sich vermehrt den Zweifeln an seiner Vaterschaft hin, fühlt sich von anderen Frauen angezogen und teilt seiner Familie in Dublin mit, dass er spätestens in zwei Jahren sein Leben ändern würde - ohne Nora. Doch erst einmal zieht die junge Familie um nach Rom, in der Hoffnung, dass der neue Job bei einer Bank ihre stets prekäre Finanzsituation verbessern würde. Die Hoffnungen erfüllen sich nicht, und nach Sylvester stellt Nora fest, dass sie wieder schwanger ist. Ihre Stimmung ist gedrückt, auch weil Joyce nur an seinem Schreiben interessiert ist und die meiste Zeit außer Haus verbringt. Umso mehr klammert sie sich an ihren Sohn, was wiederum die Eifersucht ihres Partners provoziert. Schließlich kommt Joyce zum Schluss, dass die italienische Metropole nichts für ihn sei, und man kehrt nach Triest zurück.

Im Triester Armenkrankenhaus bringt Nora einen Tag vor Giorgios zweitem Geburtstag eine Tochter, Lucia, zur Welt, während Joyce mit rheumatischem Fieber dort liegt. Im Herbst gibt er seine Stelle bei der Berlitz School auf und versucht, den Lebensunterhalt als Privatlehrer zu verdienen.

Triest, via Santa Caterina
in der die Joyce von 1907- 09 wohnten
Im Sommer 1908 ist Nora wieder schwanger, erleidet aber eine Fehlgeburt. Sie verlieren wieder ihre Wohnung, die "Dubliners" werden wieder einmal von einem Verleger abgelehnt, und Joyce bekommt eine erste von vielen, vielen Augenentzündungen. Trotz all dieser Widrigkeiten und einem Zuhause mit zwei Kleinkindern,  einer oft verärgerten Ehefrau und einem ständig grollenden Bruder Stanislaus, der inzwischen bei ihnen wohnt,  arbeitet er verschiedene seiner Werke um und konzipiert sein berühmtestes Werk, den "Ulysses".  

Im Jahr darauf sind Nora und Joyce das erste Mal seit ihrer gemeinsamen Flucht voneinander getrennt, als dieser mit Giorgio nach Dublin zu seiner Familie fährt.

"Die Briefe, die er und Nora damals schrieben, gewähren einen unmittelbaren Einblick in die geheimnisvolle Verbindung zwischen den beiden", wie Brenda Maddox schreibt, denn die Trennung von Nora raubt dem nun 27jährigen Schriftsteller jeglichen Halt. Seine Briefe strotzen vor Anklagen ihrer Untreue, Reue und Wiedergutmachung. Ihre Reaktion darauf löst in ihm lauter erotische Fantasien aus, die sie mit ihren fast täglichen Briefen nun wahrlich befeuert.

Dann ein Brief in einem ganz anderen Ton: Sie werde ihn mit den Kindern verlassen! Ursache ist eine Geldforderung des Hauswirts, der sie nicht nachkommen kann, und sie hat nun seine falschen Versprechungen und seine Unfähigkeit, für die Familie zu sorgen, gründlich satt. Joyce reagiert sofort und kehrt sogar für einen Monat nach Triest zurück.

Mit ihren Kindern
Source
Nach seiner endgültigen Rückkehr aus Dublin nach Triest - diesmal mit Schwester Eileen, die die Triester Wohngemeinschaft mit Nora, den Kindern, Stanislaus und Schwester Eva komplettieren wird - geht das gemeinsame Leben wie bisher üblich weiter mit Streitereien, Eifersüchteleien bzw. Liebeleien auf Joyce Seite, Geldsorgen, aber auch dem "süßen Leben" und der konsequenten Schriftstellerei am Küchentisch.

Im Juli 1911 reist Nora ebenfalls nach Irland und im Sommer darauf gibt es eine gemeinsame Reise - ihre Flitterwochen, verspricht ihr Joyce.

Doch die romantisch verklärte Heimkehr entwickelt sich aus vielerlei Gründen zu einer bitteren Erfahrung, die dazu führt, dass das Paar sich für immer von Irland lossagt: Wie immer, wenn er von Nora getrennt ist - die ist bei der Mutter geblieben, während er in London seinen Verleger aufsucht - überfällt ihn u.a. auch wieder seine alte Eifersucht. Als sich dann auch noch der Drucker des "Dubliner" weigert, das Buch wegen der obszönen Sprache zu binden, verlassen Nora & Joyce Irland abrupt.

Tullio Silvestris Porträt
von Nora
Zurück in Triest erhält Joyce eine Stelle als Lehrer an der höheren Handelsschule. Den Lebensstandard hebt zusätzliches Geld aus Privatunterricht, und zu Noras Freude gibt es eine neue Wohnung mit eigenen Möbeln, einem Klavier im Salon und an der Wand ein Porträt des italienischen Malers Tullio Silvestri von ihr, der findet, sie sei die schönste Frau, die er je gesehen hätte.

Ungeachtet etlicher erotischer Turbulenzen - Nora wird anderen Männern bestürmt und verschafft Joyce damit wieder seine Lieblingsrolle als betrogener Mann - scheinen die nächsten drei Jahre recht angenehm zu verlaufen, bis der Ausbruch des 1. Weltkrieges und besonders die Kriegserklärung Italiens an Österreich die unerwünschten Ausländer ins Exil zwingt.

Nora, nun einunddreißig Jahre alt, folgt mit ihren Kindern dem Gefährten erneut in ein fremdes Land mit einer neuen Sprache: Im Sommer 1915 kommen sie in Zürich an und leben dort ihr gewohntes Vagabundenleben.

Innerhalb von acht Monaten ziehen sie dreimal in verschiedene möblierte Zimmer um. Ihre bescheidenen Besitztümer sind in Triest zurückgeblieben. Doch etwas ist anders: In Zürich ist James Joyce nun nicht mehr der Lehrer, sondern der Schriftsteller, dessen erste Werke erschienen sind. Ein Stipendium aus dem "Royal Literary Fund" entspannt die materielle Situation. Und auch Noras Onkel lässt ihnen Geld zukommen sowie weitere Gönner aus England bzw. New York.

Nora kümmert sich erst einmal um eine dem veränderten Klima angemessene neue Garderobe und zeigt dabei, dass sie, die edwardianischen Rüschen ablegend, modisch ihrer Zeit voraus ist. Ihr Sinn & Spaß an Mode machen auch vor ihrem Mann und den Kindern nicht Halt: Joyce macht in Zürich auch aufgrund seiner ausgewählten Kleidung und der Ungezwungenheit, mit der er sie trägt, Eindruck.

Familie Joyce 1915 in Zürich
Für Nora bedeutet der Umzug allerdings auch den Verlust geliebter Menschen, deshalb wird sie zur eifrigen Briefschreiberin, um die Kontakte zu ihrer Mutter, zu Stanislaus & Eileen Joyce und zu Freunden aus Triest aufrechtzuerhalten. Es plagen sie, ebenso ihren Partner, depressive Verstimmungen und Schlafstörungen rheumatische Beschwerden und "Nervenzusammenbrüche".

Joyce arbeitet unablässig an seinem Werk, während Nora ihn und die Kinder bekocht & versorgt. Anders als in Triest begleitet sie ihn abends in die Cafés. Sie kann mit den Schauspielern, Künstlern, Dichtern, mit denen er sich dort umgibt, mühelos und ohne Scheu umgehen. Ihr wird sogar nachgesagt, dass sie jede Gesellschaft durch ihre warmherzige irische Art bereichert und auflockert. Auch in Zürich hat es wieder Verehrer & ständige Begleiter, mit denen sie die Leidenschaft für Oper & Theater teilt.

Noras körperliche Beschwerden lösen sich mit zunehmender finanzieller Konsolidierung langsam auf. Aber Joyce bekommt 1917 ein Glaukom und ist  dadurch nicht mehr in der Lage, wie üblich zu schreiben. Es ist Nora, die nun als seine Sekretärin wirkt und auch die immer umfangreichere Korrespondenz mit Verlegern, Anwälten und Mäzenen übernimmt. Als sie im Sommer dann eine Kur in Locarno mit den Kindern im Schlepptau macht, verschlechtert sich Joyce Augenkrankheit und er wird operiert, so dass sie zur Rückkehr gezwungen ist.

Weil er sich nur sehr langsam erholt, kommt das Paar zu dem Schluss, dass ein Klimawechsel gut täte und zieht gemeinsam um nach Locarno. Was das für die Kinder bedeutet - darüber machen sie sich keine Gedanken. Lucia jedenfalls beginnt immer auffälliger zu werden.

1920 in Zürich

Joyce kann unter den widrigsten äußeren Umständen schreiben: In Locarno vollendet er die ersten drei Episoden des "Ulysses" und liest sie Nora vor. Die hat nicht den geringsten Sinn für das, was er da geschrieben hat, ermuntert ihn aber weiterzumachen und sorgt dafür, dass es ihm  möglichst gut geht.

Etwas ändert sich allerdings an dem Verhältnis der Beiden zueinander, was Nora zu betrüben scheint: Das aktive Sexualleben des Paares kommt zum Erliegen, als Joyce immer tiefer in seine erotische Vorstellungswelt abtaucht und seine Fantasien in den "Ulysses" steckt.

Bei ihrer Rückkehr nach Zürich im Januar 1918 verbessert sich ihr Lebensstandard durch weitere monatliche Zuwendungen einer amerikanischen Gönnerin, aber auch die Seelenlage aufgrund der Anerkennung des Schriftstellers als "neue Kraft der modernen Literatur".

Joyce treibt unterdessen seine Fantasien weiter: So versucht er Nora dazu zu bringen, mit anderen Männern ein Verhältnis anzufangen. Er braucht diesen Nervenkitzel, um seine Geschichte eines betrogenen Ehemannes, die der "Ulysses" ja ist, voranzubringen. Nora durchschaut das, fühlt sich benutzt, nimmt es ihm übel. Ihre Liebe zu Joyce ist doch aufrichtig ( und unerschütterlich wohl auch ). Einem Freund gegenüber äußert sie sich so: "Mein Mann schreibt ein Buch, aber ich sage Ihnen, das Buch ist ein Schwein."

"Das Geheimnis mancher Ehe liegt eher im Sparbuch als im Bett. (... ) Nora und Joyce waren in ihrem Verhältnis zum Geld... aus demselben Holz geschnitzt", so Brenda Maddox. Sie zweifeln nicht daran, dass er Anspruch auf großzügige Förderung und sie Anspruch auf ein großzügiges Ausgeben derselben hat. Als die bis dahin schon freigiebige Harriet Weaver dem Paar eine Kriegsanleihe überschreibt, die gute Zinsen abwirft, huldigen beide ihrem Hang zur Geldverschwendung .

1919 in Istrien
Seit der erste Weltkrieg zu Ende ist, wartet die vormalige Triester Wohngemeinschaft, bestehend aus den Joyce - Geschwistern Stanislaus und Eileen und deren Ehemann Frank, einem Bankier, in einer eleganten neuen Wohnung auf die Heimkehrer. Die kommen auch, um neun Monate später der Stadt endgültig den Rücken zu kehren. Immerhin vollendet der Schriftsteller die letzten Kapitel des "Ulysses" in der Stadt, fasst aber sonst nicht mehr Fuß. Nora und ihre beiden Kinder hingegen fühlen sich in der italienischen Umgebung wohl, auch wenn der Anschluss in der Schule nicht so recht gelingen will.

Auf Vermittlung des Freundes Ezra Pound reist die Familie im Juli 1920 nach Paris, mit dem Plan, dort ein, zwei Wochen zu bleiben und dann nach London weiterzureisen. Doch Pound hat schon eine kleine Dienstbotenwohnung in Passy für fünf Monate organisiert und besorgt auf Wunsch seines Freundes auch alles, was dort an Komfort fehlt. Der Schriftsteller schlägt sich die Britische Insel schnell aus dem Kopf. Außerdem ist eine Abendgesellschaft zu seinen Ehren beim französischen Verleger André Spire geplant worden, auf der er all die kennenlernen soll, die in der literarischen Welt jener Tage von Bedeutung sind.

Auf der Party fühlt sich Nora alsbald von einer zierlichen Frau angezogen, gekleidet, wie sie es noch nie gesehen hat. Sie fasst schnell Vertrauen zu dieser, äußert ihre Bedenken & Ängste, die die Fremde souverän vertreibt. Es ist Sylvia Beach. Unter all den französischen Intellektuellen hingegen fühlt Nora sich nicht wohl ( Joyce übrigens ebenso ). Der erfasst aber auch intuitiv, dass er in Sylvia jemanden begegnet ist, der ihm so treu ergeben sein wird wie einst sein Bruder Stanislaus.

Den Kindern setzt die Ungewissheit zu, wohin die Reise endgültig gehen wird. Sie benehmen sich immer merkwürdiger, sind antriebslos und nur noch auf sich selbst bezogen. Aber im Paris der 1920er Jahre kreuzen sich alle Wege, und Nora & Joyce genießen das intensive gesellschaftliche Leben. Außerdem will Joyce jetzt nur nur noch eins: Den "Ulysses" zu Ende bringen, auch wenn sich dafür kein Verleger wird finden lassen. Also bleibt man und zieht aus der kleinen Wohnung erst einmal um in ein Hotel, dann in eine möblierte Wohnung, auch wenn die Miete das Einkommen aus den Kapitalgeschenken der Miss Weaver weit übersteigt.

Porträt Noras von Myron C. Nutting (1924)
Viele der späteren Urteile über Nora Joyce entwickeln sich in jener Zeit aufgrund der Beobachtungen, die die amerikanischen oder englischen Bekannten der Joyce in Paris machen:

Da ist erst einmal das Missverständnis, dass es sich bei der Dichterfamilie um eine aus ihrem anglophonen Kulturraum handelt. Aber alles was Nora und ihrem Gefährten wichtig ist, entspringt vor allem der italienischen Lebensart und in mancher Hinsicht der irischen: Gastlichkeit zum Beispiel, die Angewohnheit, spät und - noch schlimmer für die Kritiker - außerhalb zu essen und sich im Restaurant mit Freunden zu treffen. Nora wird deshalb unterstellt, sie könne gar nicht kochen. Dabei ist das einzig ihren Wohnverhältnissen bzw. der fehlenden Küche geschuldet. Ihr Hang zu gepflegter Kleidung wird  als befremdlich empfunden, ebenso ihr Mangel an handwerklichem Geschick in haushaltsüblichen Notlagen.

Und dann ist da noch Noras Mangel an Bildung! Dabei wird dünkelhaft übersehen, dass sie in einem Land aufgewachsen ist, in dem sie genau das Maß an Bildung erreicht hat, das dort einem Mädchen zugestanden wird, und eine höhere Schulbildung wie für Amerikanerinnen ihr gar nicht möglich gewesen ist. Ein gescheiter Mann solle doch auch eine gescheite Frau haben, so die intellektuelle Denkungsart!
"Es hätte Nora überrascht zu erfahren, daß die Nachwelt sie als schlampige Analphabetin abtun würde, die nicht einmal kochen konnte. Insbesondere die Wissenschaftler haben sich schwer damit getan, das Mißverhältnis von Zimmermädchen und Künstler zu akzeptieren. Doch Nora hätte angesichts der schlechten Presse nur die Achseln gezuckt. Sie fühlte sich nie wohl im Umgang mit der Art von Leuten, die etwas für ihren guten Ruf hätten tun können, und sie machte sich nicht die Mühe, sie zu hofieren. Diejenigen, an denen ihr lag, ihre Freunde und ihre Familie, wußten, daß sie in der Erfüllung ihrer Pflicht, wie sie sie verstand – für James Joyce zu sorgen –, ohne Fehl und Tadel war", schreibt Brenda Maddox in ihrem Buch zu diesen Vorurteilen.
Nora sieht ihre wichtigste Aufgabe darin, ihren Mann zu inspirieren, zu versorgen, und vor allem ihm "die Gewissheit zu geben, daß Irland nicht weit weg war. Joyce verlangte niemals mehr von ihr." Auch ihr ständiges Geplänkel miteinander als Form der Intimität - das erschließt sich nur irischen Landsleuten.

Trotz aller Vorbehalte ihr gegenüber hat Nora in Paris keine Schwierigkeiten, Freundschaften zu schließen. Es müssen nur die richtigen Leute sein, wie die amerikanische Schriftstellerin Helen Nutting oder später Djuna Barnes.

Sylvia Beach mit Joyce 1922 in ihrem Buchladen
Sieben Jahre lang hatte James Joyce Ideen und Notizen für seinen "Ulysses" gesammelt, sieben Jahre lang, von 1914 bis 1921, hat er dann an seinen achtzehn Episoden geschrieben und sie sind von Entwurf zu Entwurf gewachsen. Dem panoptischen Blick des Autors entgeht nichts literarisch Verwertbares im Leben seiner Familie. Schon 1917 ist der Ruhm des entstehenden Romans so groß, dass ein amerikanischer Sammler ihm 1200 Dollar für das Manuskript bietet. Ab 1918 sind Auszüge in der amerikanischen Zeitschrift "Little Review" erschienen, die aber - wegen obszöner Passagen -  mehrfach beschlagnahmt worden ist. 1919 kommen weitere fünf Fortsetzungen in der englischen Zeitschrift "Egoist" der Harriet Weaver heraus. Aber dann darf der "Ulysses" auch in England nicht mehr erscheinen.
"Damit sind alle Aussichten auf eine Veröffentlichung des Joyce-Epos für lange Zeit verstellt. Da schlägt die Stunde der Sylvia Beach. Sie fragt den entmutigten Dichter, der "schwer seufzend" in ihrem Laden sitzt: "Würden Sie Shakespeare and Company die Ehre erweisen, Ihren 'Ulysses' herauszubringen?" Joyce akzeptiert. Die Buchhandlung dient nun James Joyce für viele Jahre als Verlag, Sekretariat, Postamt und Leihanstalt. Sylvia,  nun zur Verlegerin avanciert, beauftragt eine Druckerei in Dijon mit der Herstellung des Buchs und lädt zur Subskription ein. "Niemand", versicherte sie, "entkam der Rue de l'Odéon, ohne subskribiert zu haben." Das schrieb ich in meinem Post zu Sylvia Beach
Das Buch erscheint dank Sylvia Beach am 2. Februar 1922, zu Joyces vierzigstem Geburtstag, nur zwei Tage nach der Übermittlung der letzten Korrekturen. Ist Nora die Molly Bloom des "Ulysses"? Zumindest Sylvia Beach glaubt das ( und viele Forscher schließen sich dieser Ansicht später an ). Auf jeden Fall sind in dieser Romanfigur eine Reihe von Spuren von Nora zu finden:
"Der Widerspruch in Mollys Charakter - lebensbejahend, aber männlichkeitshörig - war auch in Nora präsent. Wie konnte eine starke Frau so passiv sein? Die Antwort liegt im Charakter der Frauen von Galway und der traditionsgebundenen Frau überall in der Welt begründet: sie gebrauchen ihre Stärke, um ihr Schicksal zu ertragen, nicht um es zu gestalten", so Brenda Maddox.
Drei Monate nach der Veröffentlichung des Buches - für die einen ein Meisterwerk, für die anderen Schund & Schmutz - holt der Ruhm das Paar ein: Sie sind jetzt "die Joyces", und die Leute reißen sich darum, sie zu sehen. Nora findet den Kult um ihren Gefährten lächerlich: "Wir sollten ihn in einen Käfig stecken und durch die Gitterstäbe mit Erdnüssen füttern." Und auf Fragen, ob sie das Buch gelesen habe, erwidert sie lapidar, dass es ihr reiche, wenn er ständig darüber spräche und daran arbeite. "Ich hätte gern auch ein bisschen Eigenleben."

Und das nimmt sie sich, als sie im April 1922 mit ihren Kindern in Richtung Britische Inseln abreist. Offen bleibt, ob sie zu ihrem trunksüchtigen Schriftsteller zurückkehren will. Ihr Besuch bei ihrer Familie in Galway platzt aber mitten hinein in die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen auf der Grünen Insel nach dem Abkommen mit Großbritannien im Dezember zuvor.
Vom Sommer 1920 zum Waffenstillstand in Juli 1921 führten eine Reihe von Angriffen und Repressalien irischer republikanischer und britischer Streitkräfte zum Tod von IRA-Freiwilligen, Polizisten, Soldaten und Zivilisten. Während dieser dunklen Zeit tötete aber auch der Galway-IRA elf Polizisten, zwei Soldaten und sechs Zivilisten. Auf der anderen Seite töteten britische Truppen insgesamt 27 IRA-Freiwillige und Zivilisten in ganz Galway. Weitere Menschen starben infolge von Misshandlungen durch die Streitkräfte der englischen Krone.
Der Schriftsteller in Paris ist durch die Trennung von Nora "durch den Wind" und beschwört in etlichen Briefen "seine Königin" zurückzukehren, so verzweifelt ist er. Er hat allerdings nicht mit der Unterstützung der IRA gerechnet, die in Noras Unterkunft in Galway ihre Maschinengewehre aufbaut. Postwendend reist Nora mit den Kindern ab nach Dublin und besucht dort nicht mal die Joyceschen Verwandten. Ab da wird sie ihren "heimischen Misthaufen" nie wieder besuchen.

Die Familie 1924 in Paris

Den  Sommer des Jahres verbringt man dann ohne die Kinder in London. Doch alle Pläne werden durch eine erneute Augenerkrankung durchkreuzt, die eine Rückkehr nach Paris unumgänglich macht.

An der Seine versucht Nora wieder einmal, ihr Familienleben in Bahnen zu lenken, die auch den Kindern gerechter werden, als da sind eine größere Wohnung, in der Lucia nicht bei den Eltern nächtigen muss, eine geeignete Schule für die meist geistesabwesende Tochter, einen Gesangslehrer für den Sohn. Aber dann zieht es Joyce im Winter nach Nizza, in der Hoffnung seine Augenleiden lindern zu können, und man setzt anschließend in Paris das übliche Nomadenleben fort, von einer Wohnung in die andere, dazwischen mal ein Grand Hotel. Das Einzige, was unverändert bleibt, ist Joyce Trunksucht und Noras Wut darüber.

Auch die ständigen Augenleiden werden ihn nicht mehr verlassen. Bei allen Krankenhausaufenthalten bleibt Nora stets unterstützend an seiner Seite. Nichtsdestotrotz arbeitet der Schriftsteller an einem neuen Buch - "Finnegans Wake" -  die 39jährige Nora ist sein Vorbild für die Anna Livia Plurabelle des Werkes. Ihr Beitrag besteht auch darin, dass sie Notizen und Kommentare handschriftlich beisteuert.

Obwohl seit über zwanzig Jahren quasi im Konkubinat lebend - immerhin ist Nora nach wie vor  gläubige Katholikin - nehmen sich Nora und Joyce inmitten der ganzen internationalen Bohème im Paris jenes Jahrzehnts wie Spießbürger aus. Und irgendwie sind sie es auch: Als ihr zwanzigjähriger Sohn eine Affäre mit der elf Jahre älteren & verheirateten Helen Fleischmann, Mutter eines kleinen Sohnes, hat, sind beide erschüttert. Für Nora ein doppelter Verlust: "Aber sie war doch meine Freundin!"

Von links nach rechts: Nora, Helen Fleischmann, Giorgio Joyce, Lucia Joyce
Das passiert zu dem Zeitpunkt, als es Nora gelungen ist, Joyce endlich zum Mieten einer unmöblierten Wohnung zu überreden, endlich eine mit drei Schlafzimmern, einem Arbeitszimmer für ihn und einem Esszimmer für Einladungen. Das Improvisierte, Bohèmhafte ihrer möblierten Behausungen ist nichts für Nora, die sich inzwischen zu einer seßhaften, selbstbewussten Pariserin entwickelt hat. Ihr Französisch hat zwar nie das Niveau ihres Italienisch oder Deutsch erreicht, macht es ihr aber möglich, sich mit Freunden, die kein Englisch können, zu unterhalten.

Als die Familie also an den Square Robiac im 7. Arrondissement zieht, erhofft sich Nora, dass sich die Sorgen um ihre Kinder minimieren. Doch auf die Tatsache, dass diese erwachsen werden, reagiert das Paar einfach unangemessen. Giorgio entzieht sich daher zusehends, aber Lucia, die einen guten Anfang im modernen Tanz gemacht hat, darf nicht einmal mit einundzwanzig Jahren mit ihrer Tanzgruppe alleine in eine Tanzschule bei Salzburg reisen - die Eltern machen gleichzeitig Ferien dort. Kein Wunder, dass die junge Frau etwas merkwürdig wirkt.

Joyce  1928 & das Haus am Square Robiac
Nora bewahrt dennoch - auch angesichts der vielen Augenoperationen von Joyce - ihre Gemütsruhe und ihren Witz, der offensichtlich nur amerikanischen Intellektuellen entgeht, die, je mehr sie "ihren Autor" vergöttern, seine Gefährtin abwerten und sie als seiner unwürdig empfinden.

Dabei ist es gerade ihre Spottlust und ihre herausfordernde Art, die für Joyce unentbehrlich und höchst erfreulich ist. "Es ist müßig Spekulationen anzunehmen, daß sie anders gewesen sei, als er sie haben wollte", bemerkt später einmal eine Freundin, Maria Jolas. Außerdem ist sie nach wie vor eine geborene Gastgeberin und eine makellose Hausfrau: In jenen Jahren " 'lief der Haushalt ( für Joyce ) wie am Schnürchen' und er hatte jede Freiheit, sich dem Werk zu widmen, von dem er besessen war."

1928 erkrankt Nora an Krebs, und während der notwendigen Krankenhausaufenthalte zieht Joyce mit in die Klinik, denn er kann keine Nacht ohne sie sein. Diese totale Abhängigkeit stört Nora sehr, ebenso die Erkenntnis, dass Helen Fleischmann unausweichlich Teil ihrer Familie geworden ist. Auch Lucia macht weiterhin Sorgen. Die ist gefangen in den widersprüchlichen Erwartungen ihrer Eltern an sie. So gibt sie das Tanzen auf, verliert immer mehr die Selbstkontrolle und gerät in wechselnde Liebesabenteuer, u.a. mit dem Bildhauer Alexander Calder und dem Iren Samuel Beckett. Und letzterer gewinnt den Eindruck, dass sie dabei ist "wahnsinnig" zu werden...

Am Hochzeitstag in London 1931
Wenn Giorgio und Helen Fleischmann im Dezember 1930 nicht geheiratet hätten, wäre auch die Eheschließung zwischen Nora und James Joyce am 4. Juli 1931 in London nie zustande gekommen:

Helen möchte ein gemeinsames Kind mit Giorgio. Aber dieses Kind soll keinen Vater unehelicher Herkunft haben und eine echte Berechtigung, den Namen Joyce zu tragen. Das englische Recht bietet seit 1926 die Möglichkeit, dass bei Eheschließung der Eltern die bereits geborenen Kinder einen legitimen Status bekommen können. Außerdem, so die juristischen Ratgeber der Joyce, verbessert sich die Möglichkeit, dass Nora den Schriftsteller  beerben kann.

Während die Vorbereitungen für die beiden Hochzeiten laufen, ändert sich Joyce Beziehung zu Sylvia Beach, ohne dass diese es auch nur ahnt.

Auch die Hochzeit soll ganz im Geheimen stattfinden, denn damals gilt das unverheiratete Zusammenleben als unmoralisch, besonders in Amerika, wo der Schriftsteller ja abgöttisch verehrt wird. Doch die Londoner Presse bekommt Wind davon, und der weht so heftig, dass die Nachricht auch bis zu Noras Mutter in Galway gelangt. Die droht jeden zu verklagen, der die angebliche Eheschließung in Triest in Zweifel zieht. Nora selbst erhält von ihr zornigste Briefe.

Nach der Hochzeit erfolgt dann die berufliche Scheidung von Sylvia Beach im September. ( Interessierte können die Umstände in diesem Post nachlesen. )

Für Nora stehen aber die Sorgen um Lucia im Vordergrund. Obwohl sie schon lange verunsichert ist, scheut Nora sich weiterhin, einen Psychiater zu konsultieren. Dazu kommt Ende des Jahres der Tod von Joyce Vater, der durch die Geburt des Enkels Stephen zwar aufgewogen wird, der dem Paar einen der glücklichsten Momente ihres Lebens verschafft, doch alsbald verschärft sich das Verhältnis zwischen Mutter & Tochter: Am 50. Geburtstag ihres Vaters schleudert Lucia einen Stuhl nach Nora. Giorgio ergreift die Initiative, da seine Eltern handlungsunfähig scheinen, und bringt seine Schwester in die private Nervenklinik "L’Hay-les-Roses".

"Damit müssen wir eben fertig werden", so Noras Reaktion auch in dieser Situation. Doch seit diesem Zeitpunkt hat sie Angst vor ihrer Tochter, die schon bald aus der Klinik heimkehrt. Als sie sich im Frühjahr 1932 vom Gare du Nord nach London aufmachen wollen, kommt es zu einer weiteren häßlichen Szene mit Lucia, und die Reise muss storniert werden.

Auch Noras Nervenkostüm steht nun unter einer Zerreißprobe und sie wirft ihrem Ehemann vor, dass das Leben, welches er ihr und der Tochter biete, unzumutbar sei. Sie packt tatsächlich ihre Sachen, und Joyce bietet ihr an, eine neue Wohnung zu mieten, eine Reise zu unternehmen. Doch sie meint nur: "Ich wünschte, du würdest dich ertränken." Die Erkenntnis, dass sie alleine ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten kann, lässt sie dann wieder einlenken. Einem Freund sagt sie: "Ich wünschte, ich hätte niemals jemandem namens James Joyce kennengelernt."

In der Folgezeit benötigt Nora ihre ganze Energie, sich um ihre Tochter zu kümmern, die immer wieder neue Ausfälle hat. Betreuung in Kliniken, Freunden oder durch Krankenschwestern werden versucht ( und misslingen ). Nora lässt sogar ihren Mann, den sie zu einer neuen Augenoperation in Zürich begleitet hat, dort allein zurück, als eine erneute Eskalation droht. Lucia gelingt es, alle Frauen in der Familie und im Freundeskreis gegeneinander aufzubringen. Und je mehr Nora ihre Aufmerksamkeit auf die Tochter konzentriert, um so kränker wird der Schriftsteller.

Nora & James Joyce mit ihrem Sohn, 
dessen Frau und dem gemeinsamen Kind in Paris (1934)

Im Sommer 1933, während einer erneuten Augenuntersuchung in Zürich, wird Lucia dann in eine psychiatrische Privatklinik in Prangins am Genfer See untergebracht. Eine Woche später holt Joyce sie aber wieder nach Paris.

Da sich der Skandal nun nicht mehr verbergen lässt, machen auch bald Gerüchte über Missbrauch und Inzest die Runde. Nora und Joyce Bruder Stanislaus werfen ihm vor, dass er die Entwurzelung seiner Familie zu verantworten habe, die seiner Tochter so geschadet habe. Vor der Diagnose "Schizophrenie" fürchten sich alle. Gerade in Irland ist die Schizophrenierate auffälligerweise sehr hoch, und auch eine Schwester Noras ist davon betroffen. Die Diagnose bedeutet in jener Zeit ein Leben hinter vergitterten Fenstern und in der Zwangsjacke, da ist die Reaktion nachvollziehbar.

Als sich an Joyce 52. Geburtstag eine ähnliche Szene abspielt wie zwei Jahre zuvor, erscheint ein erneuter Aufenthalt Lucias in Prangins unausweichlich. Nora & Joyce erholen sich anschließend, indem sie die Einladung eines befreundeten Paares zu einer Autoreise durch Südfrankreich & Monaco annehmen.

In jener Zeit, die von großer politischer Unruhe weltweit gekennzeichnet ist, bleibt auch die Familie im weitesten Sinne nicht verschont: Joyce Bruder verliert durch die Faschisten seinen Job in Triest, Helens Familie - sie ist inzwischen wieder mit Giorgio von New York nach Paris gekommen - verlassen als Juden Hitler - Deutschland. Aber: "Wir sind die Art von Menschen, die alles erst im allerletzten Moment entscheiden", so Nora.

Und so gehen sie auch mit den Problemen in Bezug auf ihre Tochter um: Nach weiteren verfehlten Therapien, Klinikaufenthalten in Zürich & Northampton, Unterbringung bei Joyce Gönnerin, Miss Weaver, und anschließend bei Maria Jolas, wird eine Einweisung ins "Maison de Santé Velpeau" in Vésinet, später in eine Klinik in Ivry-sur-Seine letztendlich unvermeidlich. Nora wird ihre Tochter nie wiedersehen, es gibt jedenfalls keine Belege dafür. Einzig ihr Mann wird Lucia regelmäßig besuchen, der nach wie vor anderer Meinung in Bezug auf die Krankheit seiner Tochter ist als die übrige Familie & Freunde. Er träumt davon, "daß ihre Seele auf einen Schlag geheilt werden würde."

Nora ist da realistischer: Sie sieht auch die Entwicklung ihres Sohnes, der ihr so viel bedeutet, kritisch, seine Trunksucht, seine verfehlte Sängerkarriere und das allmähliche Scheitern seiner Ehe. So deprimierend aber all diese Entwicklungen gewesen sein mögen - das Ehepaar Joyce lässt sich dadurch weder vom vielen Reisen noch von abendlichen Geselligkeiten abhalten. Auch die Arbeit an "Finnegans Wake" geht weiter, und sollte der Schriftsteller in Schwermut verfallen, ist Nora sofort auf der Stelle, ihn mit ihrem handfesten Humor dort herauszuholen.

Gegen Ende des Jahres 1938 schreibt er den Schluss des Buches, und zu seinem 56. Geburtstag erhält er das erste gebundene Exemplar von "Finnegans Wake". Schwiegertochter Helen, von einer Depression genesen und wieder in Paris, organisiert ein Festessen mit einer Tafel voller Symbole aus seinem Werk. Und Nora erhält aus diesem Anlass von ihrem Dichter einen Ring mit einem großen Aquamarin, Symbol des Flusses Liffey und ihrer selbst als Fluss des Lebens.

Auch diese Party hat einen gewissen symbolischen Wert:

Kurz danach bricht Helen Fleischmann - Joyce wieder zusammen und wird erst einmal in eine Klinik in Montreux geschickt, kehrt dann aber wieder nach Paris zurück. Vor dem drohenden Krieg verlassen immer mehr Freunde und Weggefährten Paris, und die Klinik, in der Lucia untergebracht ist, wird nach La Baule verlegt, wo sich auch ihre Eltern hin begeben, um in ihrer Nähe zu sein. Giorgio entführt währenddessen seiner Frau den gemeinsamen Sohn Stephen und bittet die Eltern, ihn zu unterstützen. Die kommen umgehend zurück nach Paris. James Joyce wird seine Tochter daher nie mehr wiedersehen. Der Enkel wird anschließend in Maria Jolas evakuierter Schule in einem Dorf bei Vichy untergebracht.

Von links nach rechts: Maria Jolas, Samuel Beckett, Harriet Shaw Weaver


Zwei Tage vor Weihnachten werden Nora & James Joyce selbst von Samuel Beckett in einen Zug nach St.-Germain-des-Fossées, ca. dreihundert Kilometer östlich von Paris im Arrondissement Vichy, gesetzt. Bis auf ihre Kleidung lassen sie alles in ihrer Wohnung zurück. Es ist das Ende einer Ära, und die Joyces geraten in einen Zustand der Lähmung, denn der Schriftsteller hat kein weiteres Werk in Arbeit. Es ist wieder einmal Noras Aufgabe, ihn zu zerstreuen.

Im August 1940 treffen sie endlich die Entscheidung, auch diesen Krieg wieder in der Schweiz zu überstehen. Doch erst einmal gilt es Hindernisse zu überwinden, als da sind: zwanzigtausend Schweizer Franken als Sicherheit für die Schweiz, eine schriftliche Erlaubnis der deutschen Besatzer sowie der französischen Vichy - Regierung, gültige britische Pässe. Als alles beschafft ist, lehnt die Schweiz ihr Gesuch ab mit der Begründung, Joyce sei Jude. Ihre Schweizer Freunde klären alles auf und unterstützen mit Geld, und so kann Nora mit Joyce am 16. Dezember 1940 mit einem kleinen Bündel an Besitztümern ( wie damals 1904 )  Frankreich via Genf mit Ziel Zürich verlassen.

Wenige später ist Nora Witwe: Am 13. Januar 1941 stirbt ihr Mann an einem durchgebrochenen Magengeschwür. Vier Tage zuvor war man zum Essen noch in der  bekannten Zürcher Kronenhalle. In der Nacht hat er heftige Schmerzen, wird ins Hospital gebracht und operiert. Nora bleibt an seiner Seite, nur in der letzten Nacht geht sie auf Anraten der Ärzte nach Hause.

Den unerwarteten Schicksalsschlag erträgt sie mit der ihr eigenen Fassung. Sie organisiert das Notwendige und respektiert auch nach seinem Tod - ihrem eigenen Glauben entgegenstehend - seinen Wunsch, nicht der katholischen Kirche "dienen" zu wollen. Sie lässt ( ikonische ) Totenmasken anfertigen und eine Harfe aus grünen Blättern als Trauergebinde. Bis heute ist ihr Ausspruch an seinem Grab beim letzten Blick auf den Mann, der ihr Leben bestimmt hat, mit das Bekannteste von dieser Frau: "Jim, wie schön du bist!"


Ehrengrab von James & Nora Joyce heute
Source
"All der Gleichmut, all die Selbstbeherrschung, die sie in den Jahren mit Joyce aufgeboten hatte, waren nichts im Vergleich mit der Kraft, die sie ohne ihn benötigen würde", beendet Brenda Maddox das Kapitel in ihrer Biografie zu Joyce Tod. Da ist Noras erfolgloser Sohn, ihr junger Enkel, getrennt von seiner depressiven Mutter, ihre Tochter in einer Nervenheilanstalt auf Nazi - Territorium, sie ist abgeschnitten von ihren Einkünften aus London und in Zürich gefangen und isoliert: Die, die sich über Jahrzehnte für das Schriftstellerpaar überschlagen haben, haben kein Interesse mehr an der Witwe alleine.

Noras nächsten Jahre sind gekennzeichnet durch einen stetigen Kampf ums Geld und ihren von Arthritis deformierten Körper. Und doch, betont Brenda Maddox, erscheint die Nora der letzten Jahre nur den amerikanischen Joyce - Forschern und jenen, die für sie Geld aufzutreiben versuchen, als traurige, hilflose Frau in Armut. Ihren Schweizer Freunden kommt sie heiter, gleichgültig gegenüber ihren Lebensumständen, tadellos in ihrer Haltung, vor.

1948 in Zürich
1948 entspannt sich Noras materielle Lage tatsächlich dank des aufflammenden Interesses an James Joyce und seiner Literatur, welches das Tantiemenkonto anschwellen lässt. Sie sieht sich nun auch in der Lage, die Rolle als Witwe auszufüllen, reist zwei Mal kurz nach Paris, um dort ihre gemeinsamen Besitztümer zu sichten und zu verkaufen. Von einem Besuch bei ihrer Tochter halten sie ihr Sohn und Maria Jolas ab - zu deprimierend haben diese den Zustand der immer noch gewalttätigen Lucia empfunden.

Im Herbst 1950 geht es mit Noras Gesundheit rapide bergab. Nora wird so steif, dass sie kaum noch laufen kann und in eine Klinik eingeliefert wird. Die letzten Wochen ist sie bewusstlos, bevor sie am 10. April 1951 ihre lange Lebensreise durch halb Europa für immer beendet. Ihre letzte Ruhestätte findet sie nicht im Grab ihres Mannes auf dem Friedhof in Fluntern, sondern fünfzig Meter davon entfernt ( 1966 wird das geändert ).

Das letzte Fehlurteil der literarischen Welt gegenüber Nora Joyce wird für viele, viele Jahre bleiben: Sie gilt als die "große Sünderin", wie der Priester bei ihrer Bestattung sie genannt haben soll, von Maria Jolas bis an ihr Lebensende kolportiert  Heute weiß man, dass weder diese Bezeichnung Nora gerecht wird, noch das Urteil, dass sie völlig abhängig vom "großen Joyce" war. Es war Nora, die weit mehr Einfluss auf ihren Mann hatte als er auf sie.





8 Kommentare:

  1. Hallo Astrid,
    das ein ein toller Bericht über Nora Joyce, den ich mit Interesse gelesen habe. Wieviel "moderner" Frauen damals schon lebten, selbstbewusst und selbstbestimmt. Das erstaunt mich immer wieder, da sind wir doch in den Jahren des 3. Reiches ein ganzes Stück zurückgeworfen worden.Danke für den informativen Bericht. Du solltest diese Portraits als Buch zusammenfassen.
    Herzliche Grüße, Johanna Gehrlein

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  2. Oh, was für ein Portrait, liebe Astrid. Und mich verbindet besonders vieles damit: Natürlich mein Leben mit englisch/irischer Literatur und das Aufsuchen damit verbundener Orte. Dazu kommt eine jetzt fast 30 - jährige Freundschaft mit einer "Sister of Mercy", namens Nora, die bis heute -über 80-jährig- ihrer Tätigkeit als sehr weltverbundene Beraterin in kritischen Situationen der Schüler an einem College in der Nähe von Nenagh nachgeht, wo sie auch im "Convent of Mery" wohnt. Der "Ulysses" ist ein Kraftakt, des Lesens, meine ich. Den Humor der Iren fand ich immer sehr herzerwärmend, wenngleich man wirklich mit den Feinheiten der sehr regional abweichenden Sprache vertraut sein muss. Als ich schier verzweifelnd als Englischlehrerin aus einer Doppelstunde als Hospitantin kam und im Lehrerzimmer ganz verzweifelt sagte, dass ich kaum etwas verstanden hätte, kam als Erwiderung: "Oh dearest, mach dir nichts draus, wir verstehen den auch nicht, der kommt ja aus Cork!" Herzlich, Sunni

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  3. Was für ein Leben! Ich kann nur immer wieder staunen, welche mehr als modernen Frauen-Leben bereits in früheren Zeiten gelebt wurden; andererseits ärgert es mich ungemein, dass so wenig in der Gesellschaft darüber bekannt ist.

    Jeder kennt den Ulysses, die wenigsten haben das Buch gelesen (mir hat es sich leider auch nicht erschlossen),aber wer kennt Nora Joyce?

    Mir bleibt nur ein weiteres Mal ein herzlicher Dank an dich, liebe Astrid, mich auf eine außergewöhnliche Frau aufmerksam gemacht zu haben.

    Viele Grüße - Brigitte

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  4. Wow, was für ein Portrait! Da hast Du selbst schon Ulysses-mäßiges geleistet: trefflich beobachtet und ausführlich lang!! Ich habe einige Zeit gebraucht zum Lesen und Begreifen dieses Lebens.
    Einfach toll, dass Du diese Frau aus dem Schatten dieses Schriftstellers geholt hast, in den sie die meist männliche Literatenwelt gestellt hat.
    Es ist mir unbegreiflich wie solche Frauen solche Leben leben konnten. Echt ein Wahnsinn.
    Leider sind oft genug dabei die Kinder auf der Strecke geblieben. Ob es nun genetische Veranlagung auch noch dazu gab, auf jeden Fall scheint mir solch ein ungesichertes Vagabundenleben doch auf die Psyche aller - und besonders der Kinder - zu gehen.
    Triest ist eine meiner Lieblingsstädte und selbst heute noch aufregend mulitkulturell und weltoffen. Das war sicher damals schon so und hat Vieles in ihrem Leben geprägt.
    Danke für dieses aufregende Frauenportrait von Nora Joyce!
    GlG Sieglinde

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  5. ich kann leider im moment noch nicht so text viel lesen. aber sobald ich wieder eine gleitsichtbrille habe, werde ich mit sicherheit diesen spannenden beitrag nachholen!
    liebe grüße
    mano

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  6. Um so ein unstetes, turbulentes Leben zu führen, braucht man starke Kräfte. Von der Frau hinter James Joyce habe ich bislang nichts gewusst. Danke für den spannenden Bericht und das neue Licht, das du auf ihre Biographie geworfen hast.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. ein weitergeleiteter Kommentar von meiner Mama:

    Liebe Astrid,

    welch herrliche Women hast Du da wieder ausgegraben. Das liest sich schon bald wie ein ganzes Buch. Ich stellte dabei fest, daß sie der Jahrgang meiner Großmutter war. Nun ist mir vieles dadurch klar geworden, warum diese Generation so war. Meine Großmutter war nicht zärtlich, das Leben das sie damals führten war anstrengend genug, Wohnraum und zu Essen zu haben. Für Events wie in der heutigen Zeit war kein Raum. Einzig was es festzustellen gibt, ist die Liebe, die ist gleich geblieben. Es wurde geliebt und getrennt, Kinder gezeugt und bekommen und wieder verstorben. Wenn man keine Great Women geworden ist, war man halt als Frau der Hausl und so gut wie ohne Schulbildung. Es ist immer wieder super wie Du dies alles so schilderst und eine Menge Zeit investierst. Es sollte wirklich in einem Buch zusammengefasst werden. 175 starke Frauen, welche Meisterleistung.

    Danke und liebe Grüße von der Helga

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  8. Liebe Astrid,
    danke für deinen Hinweis - dein Artikel hat mich natürlich gleich an unseren schönen Tag in Dublin erinnert! :-) Ja, Nora war eindeutig eine interessante Frau!
    Hezrlichst, Traude

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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