Donnerstag, 30. August 2018

Monatscollage August 2018


Auf diesen Juli
folgte ein nicht minder sonniger, heißer August
der die Natur in die Knie zwang.
Ich habe ihn mir
mit viel Eis
und noch viel mehr
Zusammensein mit
meinen Herzensmenschen
versüßt.
Das bleibt...





hieß das Thema meiner Linkparty im August -
vier Beiträge haben sich bis heute eingefunden.

Euch Vieren danke ich besonders herzlich für eure Blogposts!

Ich hoffe, die geringe Beteiligung war nicht auf das Thema,
sondern auf den tollen Sommer und/oder
die Hauptferienzeit zurückzuführen.
Dennoch habe ich beschlossen,
für den September kein neues Thema zu posten,
sondern mir auch ein bisschen Ferien in Form einer



zu gönnen.
Wir lesen uns wieder am 5. September.
Bis dahin habt es fein!


Verlinkt mit die-birgitt, die wieder heute alle Monatscollagen sammelt.

Mittwoch, 29. August 2018

Monatsmotto: Schmetterlinge II


Heike, ein Stille Leserin meines Blogs, machte mich vor geraumer Zeit aufmerksam auf einen tollen Digitaldruck auf Jersey, bei dem ich nicht widerstehen konnte:


Flugs habe ich also anderthalb Meter auf meine Kosten bestellt und mir in der letzten Woche ein "Raffinessa" - Shirt ( Schnitt von Elsterglück ) mit kurzen Ärmelchen genäht ( klar, dass es dann am nächsten Tag mit der Hitze vorbei war ):


So brilliant die Farben der Schmetterlinge & Käfer sind und so sehr ich den aquarellierten Hintergrund in einem etwas schmutzigen Türkis mag - so richtig kleidsam ist die Farbe für mich als Wintertyp nicht wirklich, zumal ich meine vornehme Blässe in diesem hitzigen Sommer besonders konserviert habe. Aber zusammen mit dem Blau meines gepünkelten Blazers mochte ich es dann doch gerne und habe es auf dem Ausflug in den Rheinpark getragen. Fotografiert hat mich übrigens die Enkelin.

Immerhin können der Herr K. und ich jetzt in motivisch ähnlichen T- Shirts durchs Leben gehen und ein Statement in puncto Falterliebe abgeben. Und da Schmetterlinge das Monatsthema bei der Zitronenfalterin sind, verlinke ich diesen Post mit Andreas Blog.

Dienstag, 28. August 2018

Meine Sommerpost




Das war meine Idee für meine diesjährige Traumreise ( obwohl: ein uralter Traum, ich hab sogar noch einen Gutschein für einen Ballonflug ). 

Ausgangspunkt war ein Stempel nach einem Kupferstich der Montgolfière, dem ersten Heißluftballon der gleichnamigen Brüder von 1786. Einen Bogen mit Briefmarken mit dem Motiv hatte ich auch, andere konnten für kleines Geld erworben werden.

Außerdem habe ich schon lange verschiedene Exemplare des Buches "Sie bauten eine Kathedrale" von David Macaulay gesammelt, mit dem ich immer schon mal was kleben wollte. Und das Faltblatt von "Farina gegenüber - Eau de Cologne" mit dem Kölner Rathausturm liegt auch schon länger bereit zum Verarbeiten. Der Rest hat sich dann so ergeben.



Von vorneherein war klar: Es sollte eine "Geschichte in acht Bildern" werden, von Köln ausgehend, die man so von links nach rechts "lesen" kann.

Anfangs hatte ich Whenzou-Papier mit Hilfe der Geliplate eingefärbt, aber die Farben waren mir auf dem schönen Papier einfach zu heftig, um als Himmelshintergrund durchzugehen. Deshalb habe ich Dateien für Papiere mit einfachen Mustern, die ich auf dem Computer gespeichert habe, genutzt und auf hellblaues Schreibpapier ausgedruckt. Außerdem habe ich aus meiner Sammelkiste für Papier in Blau-Grün-Tönen Material herausgesucht und in Streifen gerissen, darunter auch Reste von meiner Frühlingspost.

Einen Stempelabdruck von meinem Ballon habe ich eingescannt und in verschiedenen Größen ausgedruckt.

Aus meinem uralten "Andrees Allgemeiner Handatalas" habe ich mir Isobaren - Karten herausgetrennt sowie zwei, drei bedruckte Papiere aus dem "Flow Book For Paper Lovers" ausgewählt - das waren die Ausgangsmaterialien.

Das ist sowieso mein Tipp für die Herstellung einer Collagenreihe: Motive & Materialien beschränken und in möglichst allen Bildern verwenden. Das gibt den Zusammenhalt. Auch bei den Formen huldige ich dem Minimalismus: Im Falle der Sommerpost habe ich nur Kreise zusätzlich als Gestaltungselement verwendet. Wiederholung ist immer gut, auch wenn man die bei einer solchen Reihe wie der diesjährigen Sommerpost nicht so offenbar wird.

Meine erste Collage war quasi gestalterisch/inhaltlich vorgegeben, und trotzdem habe ich erst mal ausprobiert und gelegt und dann auch gleich Ideen für eine weitere Collage gehabt.



Und so im "Flow" lasse ich dann auch zu, dass sich Elemente einschleichen, die nicht im Plan sind. Das ist auch mein zweiter Tipp: Nicht immer meinen, alles müsse einen Sinn haben! Aufhören mit dem Denken!

Ich habe eine Kiste, in der alles Mögliche aufgehoben wird, was in meine Nähe kommt oder bei anderen Collagen keine Gnade gefunden hat oder übrig geblieben ist. In die greife ich hin und wieder und probiere sie auf dem aktuellen Bild aus. Überhaupt gedeiht das Collagieren am besten im Chaos ( so sieht das dann auf meinem 3mal1,5 - Meter - Tisch dann auch meist aus ).



Was bei meinen Collagen eigentlich immer vorkommt: Schwarz - weiß, am liebsten in Form alter Kupferstichdrucke ( ich habe eine große Sammlung an Kopien bzw. Bücher der Pepin Press mit dazugehörigen Dateien - CDs zum Selberausdrucken ).

Das ist auf meine Leidenschaft für die Collagenwerke von Max Ernst "Une semaine de bonté" und "La femme 100 têtes" zurückzuführen, die ich mir schon vor Jahrzehnten als Buch gekauft und als Inspiration schätzen gelernt habe. Meine zweite große Inspirationsquelle ist das Werk der Hannah Höch ( der übrigens mein erstes Great-Women-Porträt galt ) und die dritte die Bilderbuchwelt des Eric Carle, der seine Figuren immer mit selbst eingefärbten Papieren gestaltet hat.



Normalerweise gehört zu meinen Klebebildern auch immer etwas Typografie. Doch so richtig wollten mir große einzelne Buchstaben oder Zahlen diesmal nicht gefallen. Um trotzdem noch etwas Schrift ins Bild zu bringen, habe ich den ersten Vers des Liedtextes der 5th Dimension auf schmale Papierstreifen geschrieben und in der oberen Bildhälfte aufgeklebt. Irgendwie passte der Text.

Den habe ich dann noch einmal insgesamt für jede Empfängerin ausgedruckt, zur Wolke beschnitten und die noch etwas "eingefärbt" - meine beigelegte Karte quasi.





Die Briefumschläge waren ja schon längst gestaltet. Aber bevor ich alles eingetütet habe, habe ich alle acht Collagen noch einmal fotografiert und mit Hilfe von PicMonkey zusammengefügt ( allerdings in zwei Reihen untereinander, sonst wären die Bildchen zu klein geworden ):


















Mir hat die diesjährige Sommerpost sehr, sehr viel Freude gemacht, war sie doch auch so ganz meine Sache. Als die Reihe so vor mir lag, mochte ich mich eigentlich gar nicht trennen. Deshalb habe ich dann auch alle Briefumschläge sofort gut zugeklebt und eine Woche hier stehen lassen:


Jetzt aber Schluss mit der Plauderei aus dem Nähkästchen! Meine Collagen sind seit vergangenem Donnerstag auf dem Weg & ich bin begierig darauf zu erfahren, ob sie heil angekommen sind...







Verlinkt mit der Post-Kunst-Sammlung und dem Creadienstag

Montag, 27. August 2018

12tel Blick - August 2018




Mein 12tel Blick im August am 24. Tag des Monats, 15.40 Uhr:


So was von Ruhe auf und am Ufer des Rheins! 
Der Temperatursturz von gestern 30°C auf heute 23°C  
und ein frischer Wind aus westlicher Richtung lässt die Menschen wohl zu Hause aushalten
( nur die jugendlichen Besucher der "Gamescom" bevölkern die Brücke ).

Welche Hitze die Stadt im vergangenen Monat auszuhalten hatte, 
sieht man diesem Foto nicht an. Die Platane ist immer noch üppig belaubt, 
es ist höchstens einen Tick gelbstichiger geworden.
Dreizehn Tage zeigte das Thermometer über 30 Grad an, zwölf Tage über 25 Grad.
Und die restlichen Tage zeichneten sich 
durch feuchte Schwüle bei niedrigeren Temperaturen aus.
Welch ein Sommer!

An diesem Tag wurde ein Rheinwasserstand von 1,04 m Kölner Pegel (KP) gemessen - 
 derzeit verändert er sich kaum.

Am Anleger liegt mal wieder die "Willi Ostermann"
wie zuletzt im Mai.

Hier noch ein paar Impressionen vom sommerlichen Niedrigwasser des großen Stromes:





Und hier der Überblick über die acht Monate dieses Jahres - eher grauer denn blauer Himmel über Köln:

Alle anderen 12tel - Blicke sammelt wieder Eva Fuchs.

Samstag, 25. August 2018

Meine 34. Kalenderwoche 2018

Montagnachmittag gegen drei: Endlich, der Thalys aus Paris! Er brachte mir mein Enkelkind, das den zweiten Teil seiner Omaferien in Köln verbringen wollte.
Im Kölner Garten wurde dann gleich der französischen Oma gezeigt, wie hoch man im Magnolienbaum klettern kann ( die braunen Gewächse sind meine vom Zünsler dahingemörderten Buchskugeln - ein einziges Trauerspiel! ).

Zum Wasserspielplatz, ehemals die große Attraktion bei Oma- & Opabesuchen, ging es am Spätnachmittag auch noch:






















Die Wespen sind zur zeit eine echte Plage, wenn man im Freien eine Erfrischung oder sein "déjeuner" genießen will!














Dienstags, am Spätnachmittag, brachten wir die Oma zum Zug nach Paris und besuchten anschließend den Dom.



Zum Abschied hat sie uns auf der Treppe zur Domplatte fotografiert - ein echtes Suchbild! Dort oben ist immer was los: Alphornbläser, eine holländische Kombo, Musiker mit einer Handpan und natürlich auch Pflastermaler.

Insekten in dieser Form sind uns sehr viel lieber, genossen bei der geschätzten Eisdiele am Heinzelmännchenbrunnen:


Am heißen Mittwoch haben wir letztendlich beschlossen in Haus und Garten zu bleiben, da gab es genug geliebte, altbekannte Beschäftigungen & Spiele...

... und auch immer noch die Muschel aus Kleinkindtagen voller Wasser ( und den Gartenschlauch ) zum Erfrischen, zwischendurch auch das Eskimospiel und genug Eis!

Am späten Nachmittag hat das Licht schon so eine Anmutung von Herbst, unser Straßenbaum ebenso...

Mit einem Kind im Haus macht man doch Sachen, die sonst nicht auf der Tagesordnung stehen, so zum Beispiel eine Schatzsuche ( und ist anschließend voller juckender Erntemilbenbisse ). Oder man geht zum Spielplatz im Rheinpark:

Das ist ja eher ein richtiger Spielplatz für große Kinder als der Wasserspielplatz im Veedel.

Ins Schwitzen sind wir am Freitag nicht gekommen:




Da ich es nicht geschafft habe in dieser Woche, einen Freitagspost zu verfassen, möchte ich an dieser Stelle auf das Schicksal der Menschenrechtsaktivistin Israa al Ghomgham aufmerksam machen, die sich in Saudi-Arabien für die schiitische Minderheit eingesetzt hat und der nun mit vier weiteren Aktivisten die Hinrichtung durch Enthauptung droht. Diverse Menschenrechtsorganisation haben darauf in dieser Woche aufmerksam gemacht, und ich bin von einer Stillen Leserin auf die Dringlichkeit hingewiesen worden.

Ihre Hinrichtung wäre ein Präzedenzfall, denn bislang ist in Saudi - Arabien noch keine Frau exekutiert worden ( mit 146 Hinrichtungen im Jahr 2017 hält Saudi-Arabien nach China und Iran den fragwürdigen Weltrekord ). Laut Artikel 6 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte darf die Todesstrafe  übrigens nur für "schwerste Verbrechen", als da sind Mord, Totschlag oder Völkermord, verhängt werden.

Im Dezember 2015 ist Israa al Ghomgham zusammen mit ihrem Ehemann Moussa al-Hashem festgenommen worden und sitzt in einem Gefängnis des Inlandsnachrichtendienstes. Sie durfte sich keinen Rechtsbeistand nehmen.
Die im Osten ansässigen Schiiten werden im streng wahhabitischen Saudi-Arabien systematisch unterdrückt, da in diesem orientalischen Land keine andere Religion als die wahhabitische Variante des Islam praktiziert werden darf, und Schiiten und Sufis von den Klerikern, die das Königshaus hätschelt, diffamiert werden.

Angewendet werden soll im Prozess vor dem Terrorismusgericht des Landes das islamische Rechtsprinzip Ta'sir, bei dem allein ein Richter darüber entscheidet, welche Vergehen ein Verbrechen sind und wie diese bestraft werden. Der nächste Verhandlungstermin wurde auf den 28. Oktober angesetzt.

Wie passt das zu der im Westen wahrgenommenen Tendenz zur "Liberalisierung"? Auch dieser Fall macht wieder deutlich dass in puncto Saudi-Arabien zwischen politischer Propaganda und echten Reformen heftigst unterschieden werden muss: So lange Mitglieder der Zivilgesellschaft eingesperrt, gefoltert, getötet und anderweitig verfolgt werden, wenn sie nur verbal Kritik üben, kann von einem liberalen Staatswesen einfach nicht die Rede sein. Das allen westlichen Politikern in die Agenda geschrieben!

Bei Change.org. gibt es auf jeden Fall schon einmal eine Petition zum Unterschreiben...

Ich hoffe, übernächsten Freitag wieder mehr dazu beitragen zu können. Momentan brauche ich mal etwas Luft für mich und meine privaten Anforderungen...






Verlinkt mit Andreas Samstagsplausch und dem Gartenglück von Wolfgang & Loretta und Ghislanas Naturdonnerstag

Freitag, 24. August 2018

Friday - Flowerday # 34/18


So sieht das "Begrüßungskomitee" 
bei mir in dieser Woche aus,
wenn die Enkelin die Blumen auf dem Wochenmarkt aussucht: 

( Sie sieht ja auch ihre Familie an diesem Wochenende bei uns zu Hause wieder,  
nach zwei Wochen Omaferien in Paris & Köln. ) 

Mittelpunkt ist diese Prachtdahlie... 

... und allerlei schöne Korbblütler.

( Da dürfen dann auch Sonnenblumen dabei sein. )

Richtige Hochsommerfarben!


Nicht nur Helga Holunderbluetchen®,
euch allen wünsche ich ein schönes letztes Augustwochenende!

Mein freitäglicher Post heute Abend zu Raif Badawi u.a. entfällt heute aus persönlichen Gründen.

Donnerstag, 23. August 2018

Great Women # 152: Raymonde de Laroche


Dass ich als in einem Erdzeichen geborene so den Wunsch zu fliegen habe, erstaunt vielleicht Außenstehende. Ich selbst habe meine Erdenschwere manchmal gehasst. Angst vorm Fliegen hatte ich deshalb nie und war immer fasziniert von Menschen, die sich das zutrauten. Seit ich mich mit tollen Frauen außerhalb der Bildenden Kunst beschäftige, ist mir klar geworden, wie viele Frauen von Anfang an an der Entwicklung der Luftfahrt beteiligt waren - Tony Werntgen und Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg sind nur zwei von ihnen, über die ich an dieser Stelle schon ausführlich geschrieben habe. Eine dritte kommt heute hinzu, deren 136. Geburtstag gestern zu feiern war: Raymonde de Laroche.

Raymonde de Laroche kommt am 22. August 1882 im Pariser Viertel rund um den wundervollen Place des Vosges, dem Marais, zur Welt, genauer in der Rue de la Verrerie 61. Da heißt sie noch Élisa Léontine Deroche und ist die zweite Tochter, die Christine Calydon Gaillard und Charles François Deroche geboren wird. Der Vater ist ein 28jähriger "maroquinier", auf Deutsch Sattler oder Ledermacher, und nicht Klempner, wie es in fast allen Lebensbeschreibungen der Raymonde de Laroche heißt.

Über ihre Kindheit und Jugend lässt sich nichts herausfinden. Die Urkunden geben erst wieder her, dass die knapp 18jährige am 4. August 1900 einen gewissen Louis Léopold Thadome heiratet, mit dem sie im Jahr darauf die Tochter Raymonde Marguerite Charlotte bekommt. Das Kind stirbt noch in seinem ersten Lebensjahr. Der 1903 geborene Sohn André wird seine Mutter überleben, obwohl ihm manches Mal angedichtet wird, dass er 1918 ein Opfer der Spanischen Grippe wird.

Während dieser Ehe beginnt Raymonde als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin zu arbeiten, angeblich gefördert durch ihren "Onkel" Gustave Worms, Mitglied der Comédie-Française. Dazu legt sie sich den Künstlernamen Baronin Raymonde de Laroche zu. Die junge Dame entspricht völlig den Schönheitsvorstellungen der Belle Époque, weiß sich in die extravagante Mode ihrer Zeit zu kleiden und verkörpert so auf vielen von ihr vorhandenen Postkarten - u.a. in der Serie "Les Reines de la Mode" von 1907/09 - perfekt die elegante Pariserin. 

Ihre Theaterkarriere kann man nur über die Ausgaben des "Figaro" jener Zeit verfolgen: 

1903 spielt sie am Theater der berühmten Sarah Bernhardt, das ehemals "Théâtre des Nations" hieß und heute "Théâtre de la Ville". 1904 findet man Raymonde im "Théâtre des Mathurins", im Jahr darauf im "Little Palace". Für 1906 ist sie beim Variétés und später im "Théatre Réjane"

Eine Bildunterschrift von 1907 verrät, dass sie im "Théâtre des Nouveautés" am Boulevard des Italiens beschäftigt ist, das Operetten und Schwänke auf dem Spielplan hat. Ihr Talent scheint auch eher auf die Burleske beschränkt zu sein...

Auf den vielen Porträts von ihr aus jener Zeit strahlt die junge Raymonde durchaus Selbstbewusstsein und eine gewisse Keckheit aus...

Frankreich ist um die Jahrhundertwende das unbestrittene Zentrum der Luftfahrt. Alle Unternehmungen in dieser Richtung ziehen die Massen an und begeistern sie. Und auch eher künstlerische Kreise fühlen sich angezogen:

So steigt die weltberühmte Sarah Bernhardt in eine Montgolfière. Auch Raymonde sammelt erste eigene Erfahrungen in der Luft beim Ballonfahren. Oder der Jugendstil - Bildhauer Ferdinand Léon Delagrange, der so begeistert von der Fliegerei ist, dass er 1907 als einer der ersten Flugpioniere ein Doppeldeckerflugzeug bei den Brüdern Gabriel & Charles Voisin bestellt. Raymonde wird eine "romantische Beziehung" mit diesem Delagrange angedichtet, ja sogar, dass er der Vater ihres Sohnes sei, und dass er sie für die Fliegerei begeistert habe.

Wahrscheinlicher ist die Geschichte, dass Raymonde mit Charles Voisin bei einem gemeinsamen Abendessen einen Flugversuch vereinbart. Wer wen dazu überredet - darüber ist im Rückblick Unterschiedliches zu erfahren. Voisins Bruder Gabriel, der Konstrukteur, behauptet Jahre später, Charles sei "völlig unter der Fuchtel"  der "Baronin" gewesen.

Charles Voisin begleitet sie also Mitte Oktober 1909 zum Flugplatz des Militärlagers Châlons-en-Champagne, um ihr dort Flugstunden zu ermöglichen. Raymonde tauscht ihre eleganten Pariser Toiletten gegen die dicken Pullover der Flugzeugpiloten.

Zu dieser Zeit üblich sind die Flugzeuge Einsitzer. Der Flugschüler sitzt am Steuer, und der Fluglehrer gibt von der Start- und Landebahn aus seine Anweisungen. Bei der ersten Lektion geht es darum, ein Gefühl für die Maschine zu entwickeln und mit ihr vertraut zu werden. Es ist Edouard Chateau von der Voisin-Schule in Mourmelon, der Raymonde in jenem Oktober einführt und ihr eindringlich klar macht, nicht abzuheben.

Die nimmt auf dem Führersitz Platz, rollt über das Flugfeld und bringt die Maschine in Startposition. Zum Erschrecken der Zuschauer, darunter der englische Journalist Harry Harper, und des Fluglehrers nimmt sie aber Anlauf, hebt ab und fliegt etwa dreihundert Meter weit in einer Höhe von etwa fünf Metern: Der weltweit erste Alleinflug einer Frau! Im Magazin "Flight" berichtet Harper unter der Rubrik "Fliegerei- und Flugzeug-Neuigkeiten" über "The First Lady Flyer". 
"Ob  Raymonde ihren ersten Alleinflug wirklich ertrickst und spontan gegen den Willen ihres Lehrers abhebt, ist umstritten. Dass sie bald das Steuer übernimmt, steht aber fest", schreibt  Irene Helmes hier.
Source
Die deutsche Familienzeitschrift "Die Woche" berichtet Ende Oktober von einem Vier - Meilen - Flug Raymondes.

Fest steht, da urkundlich festgehalten, dass sich Raymonde im Juni 1909 hat scheiden lassen. Schauspielaktivitäten sind nicht mehr medial verzeichnet. Stattdessen unternimmt sie schon in den Tagen nach ihrem ersten Versuch weitere Flugversuche, das ist verbrieft, und zeigt sich als Begabung. Nichts scheint sie aus dem Konzept zu bringen, und sie erklärt hinterher gerne, sie habe die Maschine völlig unter Kontrolle gehabt.

Source
Eine Leidenschaft ist geweckt, und Raymonde tut alles, um als erste Frau einen Pilotenschein zu erhalten. Am Neujahrstag 1910 legt sie die Prüfung mit einem siebenminütigen Flug ab. Am 8. März 1910 bekommt sie ihr Patent mit der Nr. 36 des Aero-Club de France. Der Präsident kommentiert folgendermaßen:
"Die erste fliegende Frau ist auf der Weltbühne erschienen. Die Frauen der ganzen Welt werden diesen neuesten Aufschwung ihres Geschlechtes gewiss mit Freuden begrüßen. Die moderne Frau, der so viele große Eroberungen gelungen sind, beteiligt sich von nun an auch an der Eroberung der Luft."
Noch im selben Jahr startet sie als einzige Frau bei der Flugwoche in Heliopolis und kommt beim "Großen Preis von Ägypten" dort auf den 6. Platz - belegbar ist das allerdings nicht, denn es wird nur ein Preisgeld bis zum 5. Platz verzeichnet.

Im Mai ist sie beim Flugmeeting in Sankt Petersburg dabei und wird Vierte mit einem zwanzigminütigen Flug in einer Höhe von 200 Metern, ein Höhenrekord für Pilotinnen.

An diesem zusätzlichen Tag des Treffens - die Tage vorher sind allesamt von ungünstigem Wetter beeinträchtigt gewesen - kommt Zar Nikolaus II. mit Prinz Heinrich und Prinzessin Irene von Preußen und einem großen Gefolge von Ministern und Adligen und zeigt sich sehr beeindruckt. Raymonde wird wie alle Flieger mit dem kaiserlichen St. Anna-Orden dekoriert & erhält ein goldenes Armband, geschmückt mit Diamanten und dem russischen Wappen.

Nach diesen Auftritten ziert Laroches Konterfei wieder die Postkarten, die Presse wie die Zuschauer sind von der "graziösen, brillanten Fliegerin" fasziniert...

Schon im August 1909 hat die Flugenthusiastin als Zuschauerin an der ersten Luftfahrtwoche der Welt in Reims teilgenommen. Nun startet sie im Juni 1910 mit dem fünfköpfigen Voisin - Team während der zweiten, von den großen Champagnermarken Pommery, Clicquot, Moet & Chandon u.a. organisierten Veranstaltung selbst mit einem Voisin - Doppeldecker.

Die schöne Illustration rechts einer stilvollen und sportlichen Dame als Pilotin eines Eindeckers ist allerdings nur die Frucht der Phantasie des Zeichners.

Während der Veranstaltung stürzt Raymonde ab, verursacht durch einen anderen Flieger.  Auf die Siegerliste kommt sie trotzdem, weil sie die einzige teilnehmende Frau ist. Die Zeitungen bringen alle das Bild der schwerverletzten jungen Frau.

Ihr linker Arm, das rechte Bein, der linke Oberschenkel und das Becken sind gebrochen. Welch ungewöhnliche Energie und Willenskraft muss diese 28 Jahre alte Frau gehabt haben, um nach Monaten der Immobilität den Anschluss an die inzwischen immer größer werdende Gruppe der Pilotinnen - vier weitere haben nach ihr den Pilotenschein erhalten - wiederzuerlangen, denn 1911 ist sie wieder dabei: "Vielleicht fordere ich das Schicksal einmal zu oft heraus. Aber ich habe mich der Luftfahrt verschrieben und fliege stets ohne die geringste Angst."

1912 dann ein weiterer Schicksalsschlag:  Am 26. September wird sie mit ihrem Freund & Geliebten Charles Voisin, mit dem sie in seinem Hispano Suiza bei Belleville-sur-Saône unterwegs ist, in einen Autounfall verwickelt. Voisin kommt im Alter von 30 Jahren ums Leben, Raymonde wird wieder verletzt. Trotzdem gelingt ihr schon im November 1913, noch nicht völlig wiederhergestellt, mit einem Non-stop-Flug über 323, 5 Kilometer die "Coupe Femina" zu gewinnen - ein Wettbewerb, den der Aéro-Club de France veranstaltet. Diesmal fliegt sie einen Doppeldecker von Henry Farman.

Source
















Den ersten "Femina" hat 1910 Hélène Dutrieu geholt, 1911 Marie Marvingt.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist es vorbei mit der zivilen Luftfahrt, und es wird still um die fliegende Baronin. Vergeblich bemüht sie sich um die Aufnahme als Flugzeugführerin in die französischen Luftstreitkräfte. Als Militärfahrerin darf sie aber französische Offiziere an die Front fahren

1915
Einen davon, nämlich den um zehn Jahre jüngeren Caporal Jacques Vial, heiratet Raymonde am 20. Februar 1915 in Meudon - das ist wieder amtlich.

Der wird im August 1916 während der Schlacht an der Somme von Maschinengewehrkugeln am linken Ellbogen so verletzt, dass sein Arm bis zum oberen Drittel amputiert werden muss. Auch diese Ehe Raymondes wird im Oktober 1917 geschieden ( Vial wird sich später einen Namen als Journalist machen ).

1918 meldet sie sich als Fliegerin in der Öffentlichkeit zurück, als sie den Frauen - Weltrekord im Dauerflug verbessert.

1919 lässt sie sich offensichtlich auf einen Wettstreit mit der amerikanischen Flugpionierin Ruth Law ein: Am 7. Juni stellt sie in Issy mit 3900 Metern einen Höhenrekord auf, der schon drei Tage später von Ruth mit 4481 Metern merklich übertroffen wird. Aber am 12. Juni deklassiert sie die Kollegin mit einer Flughöhe von 4800 Metern.

Vor der Unglücksmaschine 1919
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Im Sommer 1919 meldet sich Raymonde de Laroche als Copilotin für den Testflug eines Experimentalflugzeugs, der Zivilvariante des Caudron G.3, in Crotoy bei Paris. Der Caudron G.3 war ein Aufklärungsflugzeug im Ersten Weltkrieg der "Société des Avions Caudron". Sie hofft, damit als erste Frau Testpilotin zu werden.

Am 18. Juli startet sie mit dem Piloten Barrault zu einem ultimativen Test. Leider verliert ihr Kollege beim Landeanflug die Kontrolle über den Flugzeugprototypen und sie stürzen ab. Die Baronin de Laroche ist auf der Stelle tot, ihr Kollege erliegt alsbald seinen Verletzungen

"Vielleicht habe ich das Schicksal zu oft versucht, aber ich kann nicht anders. Fliegen ist mein Leben ", sagt sie einmal und ermutigt andere Frauen, ihrem Beispiel zu folgen: "Fliegen ist das Beste, was Frauen tun können! "  

Sie wird auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris begraben ( hier das Grab und der Friedhofsplan ).

Der Flugzeugkonstrukteur Gabriel Voisin, Bruder von Charles, der im Ersten Weltkrieg Luftfahrtgeschichte geschrieben hat, zieht sich in Raymondes Todesjahr ganz aus der Aviatik zurück und konzentriert sich nur noch auf den Bau von Automobilen. Ruth Law befördert als Erste überhaupt Luftpost zu den Philippinen. Eine andere amerikanische Pilotin, Laura Bromwell, fliegt 1920 siebenundachtzig Loopings und schafft damit einen Weltrekord, und ihre französische Kollegin Adrienne Bolland überquert im gleichen Jahr die Anden. Im Jahr darauf erhält die Afro - Amerikanerin Bessie Coleman in Frankreich ihre Fluglizenz ( siehe auch diesen Post ) -  die Liste lässt sich Jahr für Jahr um weitere Fliegerinnen erweitern!

Frauen haben immer eine Rolle in der Aviatik gespielt. Aber lange galt: "Eher wird eine Frau Boxweltmeister im Schwergewicht als Kapitän bei der Lufthansa", so in den 60er Jahren Alfred Vermaaten, der Gründer und Leiter der Lufthansa Flugschule.

Erst am 23. August 1988 gab es dann diese Pressemeldung: "Ein Damen-Duo geht in die Luft“. Nicola Lisy und Evi Hetzmannseder hatten die Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen als erste Co-Pilotinnen erfolgreich absolviert und durften auf der rechten Seite im Cockpit einer Boeing 737-200 Platz nehmen. Gut zehn Jahre später durfte Nicola Lisy, am 31. Januar 2000, als erster weiblicher Flugkapitän eine Maschine der Lufthansa befördern.

Dennoch sind Pilotinnen heute noch immer bei den Fluggesellschaften in der Unterzahl: Bei der Lufthansa sind von den 4000 Piloten gerade einmal 7 Prozent weiblich. Damit liegt die Lufthansa sogar noch über dem internationalen Durchschnitt. Weltweit gibt es 2018 7409 Pilotinnen.  Dagegen sind 80 Prozent des Kabinenpersonals Flugbegleiterinnen.  In der Flugindustrie sind sogar nur 3 bis 4 Prozent der professionellen Piloten weiblich. Immerhin ist die Tendenz steigend: Von den Nachwuchspilot(inn)en bei Lufthansa sind 15 Prozent  Frauen.

Übrigens erinnert heute eine Statue am Flughafen Le Bourget in Frankreich an die erste Frau mit einem Pilotenschein...