Dienstag, 31. Oktober 2017

Erinnerungen rund um den Reformationstag


Ein Feiertag heute, dessen Ursprung ich erst im Geschichtsunterricht des Gymnasiums kennen gelernt habe, denn ich bin von klein auf über achtzehn Jahre mit einer lückenlosen katholischen Erziehung, meist in Ordenshänden, bedacht worden, ob ich wollte oder nicht. 

"Evangelische" waren im Dorf meiner Kindheit so etwas wie Aussätzige, die eigentlich nur in den Nachbardörfern drum herum lebten, nicht an die Muttergottes glaubten und von daher mit den viel schlimmeren Gewittern gestraft wurden. Oder die man verprügeln durfte, wenn deren junge Männer anfingen, mit "unseren Mädchen" zu poussieren.


Mir fiel nur auf, wenn ich mal in diese Dörfer kam, dass die die schöneren Häuser mit Buntsandsteintreppen und Tür- & Fenstereinfassungen hatten und viiiel größere Felder.

Später habe ich dann erfahren, dass in den protestantischen Dörfern die bei den Katholiken übliche reale Erbteilung, die den Besitz auf immer kleinere Parzellen reduzierte, nicht üblich war, sondern das Majorat, was heißt, dass der Älteste alles erbte. Ob man nun zu dem einen oder dem anderen Glauben gehörte & dessen Gepflogenheiten praktizierte, das hatte die jeweilige Herrschaft - "cuius regio, eius religio" - für ihre Untertanen entschieden, damals nach der Reformation, und machte aus meiner Heimatregion einen spannungsträchtigen "Flickenteppich" bis nach dem 2. Weltkrieg, wie ich ja selbst noch erfuhr. 

Von Luther habe ich also in der Schule gehört, solche Geschichten wie die auf der Wartburg, die mit dem Teufel und dem Tintenfass. Abbildungen der Burg waren immer wieder in unseren Lese- und Geschichtsbüchern zu finden und brannten sich in mein Gedächtnis. ( 1996 habe ich die Burg zum ersten Mal gesehen, damals, nach einem Gewitter, von Sonnenlicht wie mit einer Gloriole umgeben - ein nahezu magischer Moment für mich. )



Klar, habe ich dann auch im Laufe der letzten Schuljahre von anderen religiösen Unterschieden erfahren, habe Freunde, die Protestanten waren, gefunden, protestantische Kirchen besichtigt - aber Religion sollte dann in meinem Leben keine Rolle mehr spielen, als ich der Einflussnahme meiner Nonnenschule entronnen war. 

Dass auf der anderen Seite auch harsch geurteilt wurde, habe ich bei späterer Lektüre erfahren - zu Köln fielen dem Reformator zum Beispiel folgende Kommentare ein wie "grobe Esel", "Blindheit", "Huren", "Maulwürfe", "Papierschänder", "Schweine", "Sophisten", "des Teufels Distelköpfe",  "unverschämt", "unwissend", "verachtenswert" oder "Wegelagerer". ( Das hat der Kölner Literaturwissenschaftler Dietz Bering in den 127 Luther-Bänden gefunden und dokumentiert. Köln ist ja immer eine katholische Hochburg geblieben, obwohl die Bürger schon 1288 den Erzbischof als ihren politischen Herrn aus der Stadt verjagt hatten. )








Nichtsdestotrotz sind protestantische Glaubensflüchtlinge ( "Geusen" ) in die katholische Stadt am Rhein gekommen, vor allem solche aus den Niederlanden und Brüssel, damals, während des Achtzigjährigen Krieges (1568–1648), dem Kampf gegen die spanische Herrschaft, die die Protestanten durch die Inquisition verfolgen ließ und die niederländischen Stände entrechtet hatte.

Und das, obwohl im Köln des 16. Jahrhunderts Menschen, die sich offen zu den Schriften und Lehren Martin Luthers bekannten, verfolgt wurden ( 1529 z.B. wurden Reformatoren wie Adolf Clarenbach und Peter Fliesteden durch Verbrennung hingerichtet ). Bürger, die nicht am katholischen Gottesdienst teilnahmen oder sich bei den Prozessionen nicht am Blumenschmuck beteiligten, wurden mit Haft oder Verbannung aus der Stadt bedroht, evangelische Gottesdienste oder protestantische Bestattungen ab 1583 verboten. Geduldet wurde ein evangelischer Christ in der Stadt ( und konnte auch gewerblich tätig sein ) als sogenannter Beysasse, wenn er sich unter den Schutz eines Katholiken stellen konnte, so eine Art Bleiberecht mit eingeschränktem Bürgerrecht.

In diesem unseligen Klima hatte eine Katholikin, Ursula von Gohr zu Kaldenbroek, trotzdem den Mut, ein Grundstück zur Anlage eines Friedhofes südwestlich vor der Stadt, in der Nähe des Weyertors, zu stiften. Dieser Friedhof war damit die erste und einzige Möglichkeit für evangelische Kölner, ihre Verstorbenen auf einem christlichen Friedhof zu bestatten. Von diesem Geusenfriedhof stammen die Fotos im heutigen Post.

Erst ab 1829 durften auch evangelische Christen auf dem Kölner Melatenfriedhof bestattet werden , und der Geusenfriedhof wurde nur noch bis ins Jahr 1876 belegt und danach geschlossen.






Was mich immer sehr, sehr beeindruckt & mir gut gefallen hat, war die Musik, die im protestantischen Kulturraum entstanden & gepflegt worden ist. Johann Sebastian Bach ist für mich bis heute der Größte und seine Musik ein wahrer Trost, ich mag auch die von Heinrich Schütz, Georg Philipp Telemann und Felix Mendelssohn Bartholdy. Letzterer hat sogar seine 5. Sinfonie in D-Dur/d-Moll op. 107 der Reformation gewidmet. Noch schöner finde ich persönlich die Sinfoniekantate für Soli, Chor und Orchester op. 52 (MWV A 18), die nach Mendelssohns Tod als 2. Sinfonie veröffentlich wurde. Die empfehle ich einfach mal, am heutigen Feiertag zu hören:


Die sagt auch einer Agnostikerin wie mir etwas...

Wer nach dem Musikgenuss noch den Kopf frei hat für ein paar kluge Gedanken, der sei auf diesen Zeitungsartikel hingewiesen, der nämlich auf eine Forschungsarbeit eingeht, die belegt, dass für Wachstum und Wohlstand und Frieden nicht die "richtige" Religion ausschlaggebend ist, sondern die richtigen Rahmenbedingungen wie Bildung und Sozialordnung...







Nachtrag: Meine Linkparty zum Thema "Unsere Kultur" hat noch ein paar lesenwerte Beiträge provoziert, und ich habe die Verlinkungsmöglichkeit bis zum kommenden Sonntag verlängert, da ich immer wieder gehört habe, dass die eine oder andere noch über einem Post sitzt...

Montag, 30. Oktober 2017

12tel Blick - Oktober 2017




Mein 12tel Blick im Oktober am 27. Tag des Monats,  14.50 Uhr:

Ein richtiger Herbsttag bei 13° Grad, 
mit Windböen, fliehenden Wolken, fallenden Blättern ( des Wilden Weins ).
Und es gelingt mir sogar, ein paar Sonnenstrahlen einzufangen.

Auf dem Terrassentisch liegt ein ganz, ganz neuer Kranz,
dicht bestückt mit Zapfen. 
Die beiden kleinen Zypressen - Bäumchen habe ich am Vormittag vom Markt mitgebracht,
ebenso die roten Äpfelchen,
die ich den Amseln in unserem Garten spendiere.




Zwei Monate dieses Jahres fehlen uns jetzt noch: 














Die anderen 12tel Blicke des Monats werden wieder von Tabea gesammelt.


Sonntag, 29. Oktober 2017

Meine 43. Kalenderwoche 2017


Das Laub , das in der Vorwoche noch so golden von den Bäumen gegrüßt hat, liegt nun mehrheitlich auf Plätzen und Gehwegen, am vergangenen Sonntag melancholische Gestimmtheit verbreitend...


Es hieß ja auch wieder Abschied nehmen von Enkelin & Tochter...

Auch auf dem Bahnhof wurden wir mit der Politik konfrontiert: Immer wieder kamen Kurden mit Zügen zu einer Kundgebung an. Schon letzte Woche hatte ich ihre Problematik angesprochen: Meine Tochter: "Ja, du bist auch so eine die Ungerechtigkeit hasst, wie deine Enkelin." Da ist wohl was dran...

Zuhause dann ein Kapuziner mit Plunderteilchen und dazu einer meiner Lieblingstitel aus dem "Great American Songbook": "Les feuiles mortes/Autumn Leaves" ( siehe Post vom Mittwoch ). Hundertfünfzig Fassungen habe ich von diesem Titel - für euch heute dann eine der klassischen Fassungen mit Yves Montand von 1981:



So eine schlechte Laune wie am Montag hatte ich seit Wochen & Monaten nicht mehr:


Überraschenderweise war sie nach knapp einer Stunde Gerätetraining am Spätnachmittag verflogen. Meine kleinen Fortschritte ( und eine wirklich aufmerksame Therapeutin ) beflügelten mich.

Ebenso seit Wochen & Monaten war ich nicht mehr auf unserem ( täglichen ) Markt. Am Freitag habe ich mich zwischen zwei Schauern hingewagt und Unmengen von Blumen, Obst & Gemüse gekauft und etliche alte Bekannte getroffen, die mich schon vermisst hatten...


Lotta sucht an diesem Sonntag bei "Bunt ist die Welt" alles, was gemütlich ist...

und Julia möchte im Oktober unsere modernen Stillleben sehen.

Für mich sind gemütlich kleine "Altärchen", wie ich meine häuslichen Stillleben nenne,  hie und da im Gehäuse und vor den Fenstern platziert. In dieser Woche habe ich wieder an vielen Stellen aufgeräumt und dekoriert. 

Meine Enkelin hatte mir am vergangenen Wochenende auf der Zugfahrt einen wunderbaren Herbstbaum mit Eichhörnchen gezeichnet. Der musste gerahmt auf die Bilderleiste in der Küche und passend dazu habe ich Ostheimer Tierchen und Fliegenpilze gestellt. Die Fliegenpilze schnitzt ein Bekannter meiner Schwester aus diversen Hölzern, darunter auch aus dem abgestorbenen Walnussbaum am Elternhaus.

Auch Kartennachschub für die Bilderleiste hat es gegeben, ganz links von Mano, daneben von Taija & Ghislana.

Gemütlich ist für mich auch, mit dem Herrn K. nachmittags an grauen Herbsttagen zusammenzusitzen und Kaffee...

... oder Tee zu trinken, dabei Plätzchen oder Törtchen ( aus dem Laden gleichen Namens zum Beispiel ) zu genießen und über dies & das zu reden.

Auch wenn mich eine Außentemperatur von 11°Grad  - so gestern - nicht wirklich stört: Seitdem wir diese tolle Maschine haben, finden wir es am gemütlichsten zu Hause. Mein Sofaplatz ist ohnehin kommod, ich kann dabei Musik hören ( oder nicht ), ganz nach meinem Geschmack ( siehe oben ) und dabei die bequemsten Kleidungsstücke tragen & herum lümmeln...


Verlinkt mit Andreas Samstagsplausch, der Raumfee, Lottas "Bunt ist die Welt" und Julias Shelfiesammlung

Samstag, 28. Oktober 2017

Mein Freund, der Baum: Amur - Korkbaum


Der Amur-Korkbaum Phellodendron amurense gehört, wie der Name schon sagt, zur Gattung der Korkbäume und ist ursprünglich im Gebiet des Flusses Amur, in Nordchina, der Mandschurei, Korea und Japan beheimatet. Er findet sich dort als Mischbaumart meist in den Flusstälern der Gebirge und bevorzugt feuchte, tiefgründige Böden.

Er wird in Europa seit 1885 kultiviert und lässt sich leicht aus Samen vermehren ( Frostkeimer ). Die Gattung weist in Asien zehn Arten auf. 





Der Amur - Korkbaum ist ein schnellwüchsiger Baum, der sich auf einem kurzen Stamm mit massiven Hauptästen verzweigt. Beim jungen Baum wachsen die Äste auffallend schräg aufrecht nach oben, und es bildet sich eine fächerförmige, halb offene, trichterförmige Krone. Der Wuchs gilt als malerisch. Dabei wird der Baum bei einem jährlichen Wachstum von 40 cm bis zu 15 Meter hoch. Das höchste in Europa ( Liège ) vorkommende Exemplar misst 18 Meter. Am natürlichen Standort kommt der Amur - Korkbaum hingegen auf eine Höhe von 25 Metern.

Der Korkbaum ist frosthart, stadtklimafest und lichtbedürftig. Jüngere Pflanzen sind leicht frostempfindlich.



Die hellbraungelbe Rinde wirkt als alte Borke korkig - gefurcht. Die jungen Zweige sind dick und gelbbraun, während ältere Äste eine Korkschicht bekommen. 

Die biologische Bedeutung des Korkes für den Baum als Ganzes besteht in der Nichtbrennbarkeit und guten Isolierwirkung. Bei Waldbränden ist dieser Schutz oft lebenserhaltend.






Das glänzend grüne, unpaarig gefiederte Blatt setzt sich zusammen aus 7 - 11 langen, ovalen bis lanzettlichen Teilblättchen, jedes einzelne von 5 cm Länge und vorne spitz zulaufend. Beim Zerreiben verbreitet das Blatt einen aromatischen Duft, leicht nach Terpentin. Im Herbst nimmt das Blattwerk eine goldgelbe Färbung an. Der Blattfall beginnt früh in der Saison. 

Im Juni ist die Pflanze mit gelbgrünen, behaarten Blütenrispen verziert, die gerne von Insekten angeflogen werden. Aus diesen Blütenrispen entwickeln sich erbsengroße, fleischige Beeren, die sich von rotschwarz nach schwarz verfärben und den ganzen Winter über am Baum hängen bleiben. Diese Früchte bilden sich hierzulande aber kaum aus, da dafür mehrere Exemplare des Baumes in männlicher wie weiblicher Form in der Nähe vorhanden sein müssen.








Die Borke wird, grob zermahlen, zu Korkprodukten gepresst. Mit der gelben inneren Rinde lassen sich Wolle und Seide färben. In Japan  wird die Rinde im Rahmen der Volksheilkunde als Abführ- und fiebersenkendes Mittel verwendet.


Für Ghislana/Jahreszeitenbriefe, die morgen wieder unsere Bäume sammelt, dürfte es besonders interessant sein, dass in ihrer Nähe, in Klein - Köris und an der Straße Gallun - Kallinchen schon Ende des 19. Jahrhunderts solche Korkbäume angepflanzt worden sind. Ein Exemplar scheint noch in Klein - Köris über geblieben zu sein...


Freitag, 27. Oktober 2017

Briefe für Raif Badawi und Abdulaziz al-Shubaily


"Wenn wir unsere Hoffnung verlieren, 
dann können wir sagen, 
dass wir alles verloren haben."

Ensaf Haidar, 24.10.2017


Das ist die Quintessenz aus einem Interview, welches die Ehefrau Raif Badawis am vergangenen Dienstag der Wiener Zeitung gegeben hat.

Am Vortag hatte sie mit ihrem Mann fünf Minuten telefonischen Kontakt gehabt, wobei es um Privates, vor allem um die Kinder ging, die ihren Vater sehr vermissen. Die fünf Jahre im Gefängnis sind genug, denn die Situation dort ist tagtäglich eine Herausforderung. Seine gesundheitlichen Probleme werden nicht beachtet, die hygienischen Verhältnisse wie die Ernährung sind unzureichend und Raif leidet unter Depressionen, versucht aber im Kontakt mit den Mithäftlingen Mut zu machen.

Ensaf Haidar hat auch wieder König Salman geschrieben, aber wie immer keine Antwort erhalten. "Überhaupt ist eine neuerliche Solidaritätswelle des Westens mit meinem Mann und den vielen unschuldig Gefangenen in Saudi-Arabien notwendig. Wir dürfen nicht schweigen, deswegen komme ich vor Weihnachten auch wieder nach Europa, übrigens im November auch nach Wien, um Unterstützung für diese neue Protestbewegung zu sammeln", so sagt sie im Interview. Von den Politikern erwarte sie, dass sie "eine Stimme der Vernunft und Gerechtigkeit" sind und Saudi-Arabien klar machen, "dass Menschen wie mein Mann nicht ins Gefängnis gehören."


Sie fordert uns alle wieder auf, Briefe an die saudischen Verantwortlichen zu schreiben über die Adresse der Botschaft hierzulande: 
Botschaft Saudi-Arabien 
Tiergartenstraße 33-34 
10785 Berlin

oder an den saudischen Justizminister: 
Dr. Walid bin Mohammed bin Saleh Al-Saamani 
Ministry of Justice 
University Street, P.O.Box 7775
Riyadh 11137, Saudi- Arabien

oder an den saudischen Innenminister: 
His Royal Highness Prince Abdul Aziz bin Saud bin Naif
Ministry of Interior 
Airport Road, P.O. Box 2933
Riyadh 11134, Saudi Arabien
An den kann man auch faxen: (00 966) 11 403 3125

Als Vorlage könnte auch die Mail auf dieser Seite von Amnesty International für einen anderen Menschenrechtler dienen. Natürlich wäre ein gleichzeitiger Appel für den inhaftierten Menschenrechtler Abdulaziz al-Shubaily, der am 17. September festgesetzt wurde,  eine gute Sache!


Ein Ruck ist wohl wieder nötig, vielleicht auch in Bezug auf unsere politischen Vertreter. Die Haftentlassungen von Peter Steudtner,  İdil Eser, Ali Gharavi et al. sollte uns Mut machen...


Friday - Flowerday # 43/17



Nach der schwarz-weißen Dekoration der letzten Woche
versuche ich mich zum letzten Oktoberwochenende
in Kürbisfarben. 

Im Mittelpunkt eine auffällige großblütige Chrysantheme,
dazu eine kleinblütige Verwandte und ein Euphorbienstängel...


Lilie & Nerine sowie allerlei "Gezweig".

Herzerwärmend bei grauem Herbstwetter 

Nur in der Gesamtschau etwas schwierig zu fotografieren.
Aber alles entspricht der Realität bei uns zu Hause.

Bon week-end!

Verlinkt mit Holunderbluetchen®


Donnerstag, 26. Oktober 2017

Monatscollage Oktober 2017


Wenn das kein besonderer Oktober war:
Sechs der sieben Enkel haben wir in diesem Monat
gesehen & mit ihnen etwas unternommen.
Durch sie fühle ich mich tief verwurzelt
auf dieser schönen,
doch so gefährdeten Erde.
Und ich möchte wie eine Baumkrone
mich schützend über sie ausbreiten.
Doch mir bleibt nur übrig,
sie zu lieben,
mich ihnen zuzuwenden
und meine Zeit mit ihnen zu teilen...


So hat dieser Monat für mich thematisch eine ganz andere Wende genommen,
Unsere Kultur wollte ich mir und allen Leserinnen & Lesern
erklären lassen -
acht Bloggerinnen sind diesem Appell gefolgt
und haben ihre Ansichten erklärt -
vielen, vielen Dank, 
dass ihr euch des doch recht diffizilen Themas angenommen habt!

Wer sich noch  äußern mag: 
Bis zum Reformationstag
 ist die Verlinkung noch offen...



Birgitt/Erfreulichkeiten sammelt wieder alle Monatscollagen...

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Les feuilles mortes { MMi 210 }


"Les feuilles mortes se ramassent à la pelle, 
Les souvenirs et les regrets aussi 
Et le vent du nord les emporte 
Dans la nuit froide de l'oubli. 
Tu vois, je n'ai pas oublié 
La chanson que tu me chantais."




Das ist ein Ausschnitt aus dem Chanson, das Joseph Kosma auf ein vorhandenes Gedicht von Prévert 1945 komponierte, und zwar für den Film "Les Portes de la nuit" von Marcel Carnés von 1946. In diesem wurde es von Yves Montand gesungen ( am Sonntag im Post zu hören ), wurde jedoch bald von anderen Chansonniers aufgegriffen und 1949 ins Englische übertragen von Johnny Mercer. Aber dort blieben die "Autumn Leaves" als Gesangstitel eher erst einmal ein Ladenhüter, wohingegen die Jazzinterpretationen genau den Nerv des Chansons und der Zuhörer trafen. Eine erste Fassung stammte von Artie Shaw, weitere folgten von Oscar Peterson und Erroll Garner ( hier allerdings in einer Fassung von 1967 ):


In der Folge wurde "Autumn Leaves" zu einem beliebten Jazzstandard des Great American Songbooks. Ich selbst habe über die Jahre hundertfünfzig verschiedene gesungene bzw. instrumentale Fassungen gesammelt und immer wieder in anderen Zusammenstellungen auf CD gebrannt und verschenkt.



Darauf kommt auch immer die geniale Aufnahme mit einer Meisterin des  "swooping" und des Scat, Sarah Vaughan, von 1982 vor:



Mir gefällt auch die Version von Bobby McFerrin & Chick Corea ( Achtung, acht Minuten lang! ), von Bill Evans von 1957, von Ray Bryant von 1988 oder die von Cal Tjader von 1954 im Latino - Rhythmus. 

Hach, ich mag eigentlich gar nicht aufhören mit dem Schwärmen, habe aber zum Schluss noch eine konventionellere Fassung für euch, die von Coldcut von 1993:



Es gibt natürlich noch viele, viele Versionen, die auch von mir noch entdeckt werden müssten. Eine solche Sammelwut, wie ich sie bei diesem Jazzstandard an den Tag gelegt habe, ist nicht Jedermanns Sache - ich habe dabei furchtbar viel über Jazz, seine Geschichte, seine Richtungen und seine Stilelemente gelernt und einen großen Spaß daraus gezogen.



Und den kann man auch an verregneten Herbsttagen in den vier Wänden mit dieser Musik haben, finde ich...




Verlinkt mit dem MMi des Frollein Pfau

Dienstag, 24. Oktober 2017

T-Shirt - Parade


Gegen Ende der letzten Woche habe ich mich ordentlich ins Zeug gelegt, um die Garderobe meiner beiden jüngsten Enkelinnen aufzustocken. Das Längenwachstum der älteren zwingt dazu. Die kleinere soll aber auch nicht leer ausgehen, obwohl die Tochter am Wochenende in den bei uns eingelagerten Kisten noch viele schöne passende Kleidungsstücke für den Winter gefunden hat ( zu klein Gewordenes ist schon wieder weiter gewandert an Freunde und Bekannte, da freue ich mich über meine nachhaltige Produktion ). 

Für das frisch gebackene Schulkind gab es zwei "Mareens"/CZM aus neu erstandenen Sweat von Lila-Lotta bzw. Jersey von Susalabim:































Hier auch mal ausnahmsweise an der Trägerin:

                                                                             

Und hier das zweite Exemplar:

Inzwischen bleibt alles recht schlicht und sachlich wie bei diesem vielfach bewährten Ragalnschnitt, aber schöne Motive sind immer noch gefragt.

Das Kindklein bekam aus einem Rest Streifensweat noch ein Modell nach dem Schnitt "Little Joel"/Mialuna mit einem gestickten Käfer aus der Stickie - Sammelkiste ( Stickdatei "cheeky bugs" von jolijou über Huups ):

Dahinter versteckt sich ein Shirt nach dem Schnittmuster "Hilde"/ Farbenmix in super vereinfachter Form aus einem kleinen Stück Sternenjersey von einer Qualität, die meine Coverlock an ihre Grenzen brachte: Mehrmals habe ich die Nähte am Halsauschnitt und Saum aufgetrennt, an den Einstellungen gedreht, aber kein befriedigendes Ergebnis bekommen. Deshalb auch nicht wirklich vorzeigenswert.
Ebenso zwei schlichte T- Shirts in Pink und Rot aus dem bewährten Rib - Jersey von Stoff & Stil, die ich gar nicht mehr fotografiert habe.

Aber die Kindergarderobe ist ergänzt und die Lust, Neues zu schaffen per Nähmaschine, wieder auferstanden.






Verlinkt mit dem CreadienstagHandmadeontuesday und Dienstagsdinge

Montag, 23. Oktober 2017

Aus meiner Nähwerkstatt 15



Was das Nähen anbelangt, hat mich eine nahezu überlange Unlust geplagt, seit ich an der Hüfte operiert worden bin. Die Einzige, die mich da in Gang bringen kann, ist mein Herzblatt aus M....

Und das wächst als Schulkind mächtig über sich hinaus und braucht neue T-Shirt und Leggings, so die Mitteilung. In die Stoffberge habe ich noch mutig gegriffen, Schnittmuster in neuer Größe ausgeschnitten und auch fast locker  noch acht Leggings und vier T-Shirts zugeschnitten. Und dann wurde wieder prokrastiniert. ( Gut, ich muss mich viel bewegen und die Sonne schien so schön... )

Nun ist das Herzenskind am Wochenende zu Besuch gekommen, da wollte ich mich nicht blamieren und habe den Nähtisch frei gelegt und im Akkord genäht:





Alles nichts, was die Nähblogger - Szene interessieren würde. Aber es wird gerne getragen...

Schnittmuster: "Yara"- Leggings/CZM und "KleinFanø"/ Farbenmix in allersimpelster Form 

Ich hoffe, die Blockade ist bald  dauerhaft vorbei...







Sonntag, 22. Oktober 2017

Meine 42. Kalenderwoche 2017

Bei einem solch blitzeblauen Himmel kann man doch nicht im Haus bleiben! Und da die Fähre "Strolch" am Sonntag in Betrieb war, gönnten wir uns auch eine klitzekleine Schiffstour hinüber auf die Schääl Sick. Beim Blick zurück grüßte St. Kunibert, eine meiner Lieblingskirchen.

Das Ziel war allerdings der Rheinpark, Bäume aufsuchen. Hatte ich doch endlich einen Übersichtsplan gefunden, wo welcher Baum zu finden ist. Die Schwarznuss sollte es sein, von Mano im Blog vorgestellt. Doch die in Köln war nur noch ein kahles Gerippe... So schade!

Wie gut, dass es noch so viele andere zu entdecken galt!

Am Montag gab es ja schon einen Post dazu.

Und nicht nur Bäume haben ihren Auftritt in diesem Park, der 1957 anlässlich einer Bundesgartenschau entstanden ist. Der Park steht seit 28 Jahren unter Denkmalsschutz. Gut so!

Übrigens war ganz Köln unterwegs, vor allem am Tanzbrunnen und den Rheinterrassen. Meine menschenleeren Bilder täuschen...




Montagabend nach meinem Gerätetraining ( ich gewöhne mich langsam daran )

Am Donnerstagnachmittag nach der Physiotherapie habe ich mir zwei schöne Stunden mit Musik gegönnt. Nein, nicht in der Kölner Opernkiste, sondern im Altenberger Hof, dem Nippeser Bürgerzentrum.

Die wunderbare Gaby Koof hat wieder mit den schönsten Chansons auf Kölsch unterhalten und zum Mitsingen animiert. Dank dir, du Liebe!

Wie lange ist das her, dass sie auf "ihrem Platz" beim Frühstück in unserem Wintergarten saß! Welch großes Mädchen!

Immer wieder gerne: Omas Stifte ausprobieren!

Weil wir so getrödelt hatten am Nachmittag beim Stiefelkauf, musste uns die Buchhändlerin noch einmal kurz den Buchladen aufschließen, damit das Kind noch zwei neue Erstlesebücher bekam. Da habe ich das Fotografieren doch glatt vergessen. 
Anschließend über ein monatliches Buch - Abo nachgedacht, damit der frisch erwachte Lesehunger gestillt werden kann, auch wenn wir uns nicht sehen.

Nicht nur Tochter & Enkelin kamen aus München, auch eine sehr liebe Karte von Taija, der es das Herbstlaub angetan hat. Danke, dass du mich bei deiner schönen Aktion bedacht hast!

Apropos Laub: Jeden Morgen habe ich den fortschreitenden herbstlichen Laubfall unserer inzwischen riesigen Magnolie festgehalten. Wie licht sie inzwischen schon ist!


Nun haben sich also auch die Menschen im südöstlichen Nachbarland für einen gesellschaftliche Weg entschieden, der einen beunruhigen könnte. Immerhin hat dort ein Vertreter der Drittplatzierten den Anspruch erhoben, der eigentliche Gewinner der Wahl zu sein, denn sechzig Prozent der Österreicher hätten das Programm seiner Partei gewählt.

Da ist er wieder, der Anspruch bestimmter politischer Strömungen, das Volk zu sein, die Mehrheit zu vertreten, zu wissen, wohin sich das Land in Zukunft entwickeln soll. Es ist mal wieder an der Zeit, dieser Anmaßung ( hinter der nur sehr schlecht kaschiert der Anspruch auf die alleinige Herrschaft steht ) entgegenzutreten und klarzustellen, was Demokratie im 21. Jahrhundert ist. Es geht jenen nämlich keinesfalls um die gleichberechtigte Berücksichtigung der verschiedenen Interessengruppen in einem demokratischen Gemeinwesen, sondern darum, als Mehrheit allen übrigen Minderheiten zu sagen, wo es lang zu gehen hat. Das ist eine Auffassung von Demokratie wie einst im alten Griechenland, wo der mehrheitliche Volkszorn den Philosophen Sokrates wegen Gotteslästerung dazu verurteilen konnte, den Schierlingsbecher zu trinken.

Dieses Verständnis von Demokratie - die Mehrheit dominiert die Minderheit - hatte bereits im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert ausgedient, denn in den Zeiten der Aufklärung kam das menschliche Individuum in den Blick und wurde als schützenswert vor den demokratischen Übergriffen der Mehrheit angesehen. Minderheitenrechte haben in autokratischen oder diktatorischen Staatsgebilden keinen Platz, das kann man ja an aktuellen Entwicklungen nur allzu anschaulich verfolgen. Die derzeitigen populistischen Bewegungen wollen das Rad der Geschichte zurückdrehen und dem Liberalismus, der jedem das Recht auf seine Façon zum Seligwerden ermöglicht, an den Kragen. Ermächtigt fühlen sie sich dazu - auch wenn ich mich da in diesem Blog wiederhole - von all jenen, die sich ob zu Recht oder zu Unrecht, nicht mehr abgeholt fühlen in ihren Staatswesen.

Und damit wären wir bei einem weiteren typischen populistischen Verhaltensmuster: Man ist immer Opfer, obwohl man sich doch selbst für diese Randlage in unserer Gesellschaft entschieden hat: Egal ob ihre Bücher gedruckt, ihre Vertreter in jeder Fernsehtalkshow auftreten, ihre Versammlungen stattfinden, ihre Krawall-Truppen pöbeln, immer fühlt man sich ungerecht behandelt. Politische Korrektheit wird ständig diffamiert, aber für sich gefordert ( so geschehen am letzten Sonntag im ARD - Wahlstudio )...

Das zeigt mir nur, wie wenig es um faire Repräsentation geht und wie viel um Herrschaft, Herrschaft auch über das Denken und Fühlen der großen Mehrheit in unserem Lande. Und die hat schon seit geraumer Zeit nichts besseres zu tun, als sich in jede Gehirnwindung der Rechten hineinzuversetzen & nachzuvollziehen, wie es zu den rassistischen, völkischen, nationalistischen Gedanken, der autoritären Grundeinstellung oder der Paranoia kommt. Das hat nahezu was Masochistisches an sich, und da mache ich nicht mehr mit. Ich muss mich nicht rechtfertigen für meine Position, dass ich das Grundgesetz schätze, ich gerne mit Menschen jeglicher Couleur & Präferenz zusammen bin, dass ich Geschichtsbewusstsein & Verantwortungsgefühl aufgrund unserer jüngsten Vergangenheit besitze und eine andere Vorstellung von der Zukunft dieser Republik habe.

Es ist an der Zeit, die Perspektive zurechtzurücken.  
"Wenn ihr meint, euren Identitätskomplex in den Griff zu kriegen, indem ihr euch einen Namen gebt, ist das eure Sache. Wenn ihr Rechte sein wollt, schön. Aber dass wir keine Rechten sein wollen, macht noch lange keine Linken aus uns. Und auch keine Liberalen oder Pseudo - Konservativen. Wir sind, wer wir sind. Uns beschäftigt, was uns beschäftigt." (Leo, Steinbeis und Zorn)

Genau das: Ich möchte mich mit dem beschäftgen, was mich beschäftigt, und meine Zeit nicht verplempern mit den Setzungen dieser Herrschaften.  Um das, was ich wichtig finde, kümmere ich mich zu wenig, als da sind die neuen ( erschreckenden ) Ergebnisse über die Situation in unserer Umwelt ( Insekten, Vögel, fruchtbare Böden um nur die Themen alleine an einem Tag im Radio zu nennen ), den erneuten Anstoß, sich mit sexistischem Umgang zu beschäftigen ( hier ein bedenkenswerter Aspekt unter vielen ), den Umgang mit den Kurden, die für uns alle im Westen den Kopf hingehalten haben & nun wieder verraten werden, die Besorgnis erregende Entwicklung an der europäischen Peripherie, die der Mord an der Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia auf einmal so offenbart usw. usw. Es gibt so viel mehr, wovor frau die Augen nicht verschließen möchte.









Verlinkt mit Andreas Samstagsplausch und dem Himmelsblick bei der Raumfee