Mittwoch, 31. August 2016

#webseidank




Friederikes Blog ist für mich was ganz Besonderes, denn sie ist für mich eine Verbindung zur Landschaft meiner Kindheit: 

Friederike hat nämlich vor 15 Jahren den Schritt in umgekehrter Richtung gemacht, den ich vor fast 55 Jahren ( damals nicht freiwillig ) nehmen musste: Sie ist von der Großstadt in die tiefste deutsche Provinz gezogen, in den Odenwald, auf den Winterhauch ( deshalb auch: Badisch Sibirien ). Und ich, das Landei aus eben jenem Badisch Sibirien, bin ( nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten ) überzeugte Großstadtbewohnerin für immer geworden ( gut, es ist nur die Nr. 4 in der deutschen Städterangfolge, also nicht Berlin, aber dafür gibt es hier Karneval ).

Dass jemand so einen Wechsel auf sich nimmt, freiwillig, hat mir imponiert und mich veranlasst, die bis dahin reichlich geschmähte Landschaft wieder ins Auge zu fassen. Der Effekt: bei meinen familienbedingten Besuchen zuletzt bin ich kleine Umwege gefahren und habe die ganz speziellen Reize der Gegend neu entdeckt.  Ohne Web wäre das nicht passiert!

Es war auch Friederike, durch die ich ( wieder einmal ) auf eine Blogparade, diesmal bei Annette Schwindt und ihrem Mann Thomas Reis/ UnserLeben.digital,  aufmerksam geworden bin. Die Beiden wollen nämlich wissen: "Was hat das Web Dir Gutes gebracht?

Es ist nicht nur in einem 360 - Seelen - Dorf attraktiv, das kleine graue Kästchen,  um am Leben und Denken anderer Menschen teilzunehmen, "die ich nie getroffen habe und die mir ganz plötzlich doch vertraut erscheinen. Die ähnlich ticken wie ich, ähnliche (oder auch ganz andere, aber spannende) Gedanken haben. Die mich – jetzt mal bildlich gesprochen – am Gartenzaun ansprechen, mich in den Vorgarten lassen und mir ihr Wohnzimmer zeigen", das trifft in gleichem Maße auch auf eine Millionenstadt zu. Und weil auch ich wie Annette & Thomas eine ganz andere Erfahrung gemacht habe als die häufig kolportierte "Online werde ja nur gelogen und gemobbt", bin ich heute dabei...

Ich habe übrigens nicht nur virtuell ins Wohnzimmer mir fremder Menschen geschaut, ich bin sogar in selbiges eingeladen worden, genauer gesagt in eine ganze Wohnung in der wunderbaren Stadt Wien von Susanne, der umtriebigen Kämpferin für fair hergestellte Kleidung aus umweltverträglichen Materialien, als die merkte, dass es mir nicht gut ging und ich Abstand brauchte. Und nicht nur ihre Wohnung stand zu unserer Verfügung: Auch ihre Eltern chauffierten uns vom Flughafen in die Stadt, in den Wienerwald und am Ende des Aufenthaltes zum Flughafen zurück in aller Herrgottsfrühe. Großartig war das! ( Und der Abstand hat bewirkt, dass ich meine unerfreulichen Arbeitsumstände tatsächlich beendet habe! )






Mein kreatives Potential lebe ich wieder etwas mehr aus, seit mich Kölner Bloggerinnen wie Kathrin oder Christine oder Mila "unter ihre Fittiche" genommen haben, indem wir gemeinsam was machen, wohlwollend begleitet aus der Ferne von Mano und Ghislana ( die auch schon bei mir zu Gast waren ). Seelische Unterstützung bei all meinen gesammelten Katastrophen & Kataströphchen bekomme ich von meinem Namensgegenpart auf der anderen Rheinseite ( und von bloglosen stillen Leserinnen wie Sunnihild oder Klara! ) oder aus dem hohen Norden ( dann immer per Telefon ), vernetzt bin ich inzwischen mit fast jeder Himmelsrichtung dieser Republik und über die Grenzen hinaus nach Österreich ( Anneliese! Eva! Und Dania, du bist nicht vergessen! ) und in die Schweiz ( Nica! ). Vor allem die Bloggerinnen in Bayern, mit denen ich mehr oder weniger intensiv in Kontakt stehe, hoffe ich demnächst auch persönlich zu treffen...


Und selbst der Herr K., so gar nicht internetaffin, ist ganz begeistert von all den neuen, anregenden Kontakten und lässt mich bar jeder Eifersucht gewähren. Webseidank!


Dienstag, 30. August 2016

12tel Blick - August 2016




Mein 12tel Blick im August am 30. Tag des Monats,  12 Uhr:














Ah, der skalpierte Baum hat schon wieder ausgetrieben!
Und sein Nachbar ist gar nicht beschnitten worden
( das habe ich vor einem Monat gar nicht gemerkt ).

Einige Laubverfärbungen sind auch bei diesem Blick zu entdecken.
Gerade die letzte, sehr warme Woche
hat nach unserem Eindruck 
dem üppigen Sommergrün dieses Jahres
stark zugesetzt.
( Dabei ist an dieser Stelle der Rasen noch sehr schön grün. )
Hunde gab es wieder kaum,
dafür Sonnenanbeter, stillende Mütter, im Internet surfende Hipster...



Jetzt bin ich gespannt auf den September!





Danke


möchte ich euch allen sagen an dieser Stelle für die Worte des Trostes und des Beileids, die ihr mir hier in den Kommentaren der letzten Tage bzw. per Mail so zahlreich zum Tod meiner Mutter geschrieben habt!

Ich weiß, ich wiederhole mich ( denn dies ist ja nun das dritte Mal innerhalb von eineinviertel Jahren, dass wir im Hause K. einen solchen Schicksalsschlag zu verkraften haben ): Es ist unglaublich, wie viel Zuspruch ich im so oft geschmähten WWW auch diesmal bekommen habe. Gerade wenn man einen nahestehenden Menschen für immer verliert, tut es gut zu wissen: Da draußen gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die diese Erfahrungen & Gefühle mit dir zu teilen vermögen.

27./28. August 2016: Bonn - Mehlem




Inzwischen weiß ich auch, dass ihr mir nachseht, wenn ich zuletzt eher selten vorbeigeschaut & kommentiert habe. Ich hoffe, dass sich meine Situation auch auf diesem Gebiet nun wieder ein wenig entspannt...

Alles Liebe!






Aufgrund der aktuellen Begebenheiten erscheint mein 12tel Blick erst am heutigen Nachmittag.

Montag, 29. August 2016

Meine 34. Kalenderwoche 2016























So sah also der morgendliche Sommerhimmel über Köln - Nippes von Dienstag bis Samstag aus. Die Tageshöchsttemperaturen stiegen von 28 Grad am Dienstag auf 35 Grad am Samstag.

Und ich habe diese Tage weitestgehend im Haus verbracht, denn am ( noch verregneten) letzten Montag habe ich angefangen, mein ganzes Haus vom Keller bis unters Dach ins Chaos zu stürzen.

In irgendeinem Kommentar zu mir habe ich gelesen, warum wir die Arbeit nicht von Handwerkern haben machen lassen.

Ja, warum? Weil es ein ganz eigener Lernprozess ist, sich einzugestehen, dass eine solche Aktion a) nicht mehr wie früher in zwei Tagen gestemmt wird, weil b) die eigenen Kräfte nicht mehr die sind wie vor ein paar Jahren. Wer jemals alte Eltern davon überzeugen musste, dass nach dem fünften Blechschaden am Auto ( wenn es denn nur dabei bleibt - hab Schlimmeres erlebt ) selbiges abgeschafft und der Führerschein abgegeben gehört, der dürfte eigentlich wissen, dass es nicht die einfachste Übung ist sich einzugestehen, dass man manche Dinge nicht mehr kann & von lieb gewonnenen Freiheiten Abschied nehmen muss. Offensichtlich hat für mich dieser Prozess nun auch begonnen. Wer diese Einsichten ohne schmerzhafte Erlebnisse erlangt hat - herzlichen Glückwunsch!

Ich habe mit der Unterstützung des Herrn K. also mehr als fünf Tage gebraucht, um mich in meinem Haus wieder wohl zu fühlen und nun über zwei weitgehend aufgeräumte, inspirierende Plätze für meine Hobbies zu verfügen. Und dank meiner Nachbarin Ella auch jemanden gefunden, der uns unterstützt, die Sachen einigermaßen in Ordnung zu halten. So!

Gedanken zur Endlichkeit alles menschlichen Tuns & Strebens, zum Abschiednnehmen von selbstverständlich und lieb Gewordenem können nicht ausbleiben, wenn man wie wir zum dritten Mal binnen 15 Monaten damit konfrontiert wird, dass unser Leben tatsächlich nur ein kurzer Traum ist.
























Eine Stunde, nachdem ich diesen Himmel fotografiert habe, bin ich zur Waise geworden...


Sonntag, 28. August 2016

Mein Freund, der Baum: Silber - Weide


Den Baum, dem ich mein heutiges Porträt widmen möchte, habe ich eigentlich schon so lange "auf dem Schirm", aber es gab in diesem Sommer wenig Gelegenheit, sich aufzumachen, um besonders schöne Exemplare zu finden und zu fotografieren.

Was war ich froh, als ich dann am ersten Augustsonntag ein Exemplar im Stadtwald entdeckte! Gemeint ist die Silber - Weide/salix alba, ein in Mitteleuropa vor allem im Tiefland und in den Stromtälern bis in 900 m Höhe vorkommender sommergrüner Baum mit steil aufgerichteten Ästen.
























In unseren Regionen gibt es acht unterschiedliche Arten von Weiden, die alle an unseren Flussufern und sonstigen bodenfeuchten Stellen wachsen. Sie bilden mit Erlen und Pappeln gemeinsam den Baumbestand der sog. Weichholzaue. Weil Weiden gerne Bastarde bilden, ist das Bestimmen allerdings für Baumkenner oft sehr schwierig. 

Vielen bekannt sein dürften die sog. "Kopfweiden": Recht früh hatte der Mensch herausbekommen, dass Weiden sehr schnell wieder ausschlagen, und deshalb wurden bevorzugt Silber- und Korbweiden am Stamm auf eine Höhe von etwa 1 bis 3 Metern eingekürzt und die Zweige in den Folgejahren alljährlich regelmäßig zurückgeschnitten. Die langen Gerten wurden zu allerlei Flechtwerk, besonders Körben, verarbeitet, fanden Verwendung bei diversen Bindearbeiten bis hin zu Schnürsenkeln der armen Leute oder wurden in Verbindung mit Lehm als Baumaterial für Häuserwände benutzt ( Fachwerk ). 























Bekannt sind die Blüten, die sog. "Kätzchen", die männlichen -  bis 7 cm lang & gelb - und die weiblichen - gebogen-aufrecht, 5 cm lang, sehr schlank & grün -, die mit ihrem Erscheinen das sehnsüchtig erwartete Frühjahr begleiten.

Die Blätter der Silber - Weide sind schmal lanzettlich, bis zu 10 cm lang und 2 cm breit, ihre Ränder nicht umgeschlagen oder eingerollt, aber am Blattrand fein drüsig gesägt. An der Oberseite sind sie dunkelgrün, auf der Unterseite aber grausilbern & behaart. Diese Behaarung ist ein hervorragender Verdunstungs- und Strahlungsschutz. Damit ist die Silberweide gut an zeitweilige Trockenheit und der extremen Einstrahlung an Gewässerrändern angepasst.

Im Herbst färben die Blätter sich hellgelb.

Die Samen reifen zwischen Juni und Juli aus und tragen lange, weiße Haare ( als Flughilfe ), die wie Wollmäuse den Boden um die Weiden herum bedecken und vom Wind überallhin fortgetragen werden.


Die Wuchshöhe kann bis zu 35 Meter betragen, der Stammdurchmesser bis zu einem Meter. Die Rinde zeigt sich als gräuliche, tiefgefurchte Borke. Die hat die Eigenschaft, an den bevorzugten Standorten der Weide die Beschädigung des Baumes bei Eisgang oder Hochwasser durch mitgeführte Gegenstände zu verhindern. 

Die Weide ist neben der Erle die einzige Baumart, die mit ihren Wurzeln unter die mittlere Grundwasserlinie reicht. Ihre Wurzeln zeichnen sich aus durch ein besonderes Durchlüftungsgewebe. Sie kann dann Wurzelzöpfe ins fließende Wasser ausbilden. 


Der Name Weide hat indogermanische Wurzeln ( "biegsam" ), womit die  Eigenschaft der Zweige beschrieben wird.

In vielen Sagen und Bräuchen gilt die Weide als Baum der Unfruchtbarkeit, der Ehrlosigkeit, der Trauer und des Todes. Gespenster verwandeln sich in Weiden. Die Germanen verehrten die Weide als Sitz der großen Gottheiten. Nach ihrer Christianisierung wurden die Weiden dann aber zum Hort tanzender Dämonen umgewandelt. Die Weide war DER Hexenbaum, und wenn eine Frau nachts in ihrer Nähe gesehen wurde, machte sie sich sofort verdächtig.

Die Weide spielt bis heute in Naturheilverfahren eine Rolle und gilt als Klassiker unter den Schmerzmitteln. Ihre Rinde enthält das Salicin, das nach der Magen-Darm-Passage im Blut und in der Leber nach und nach in die für uns verträgliche Salicylsäure umgewandelt wird. Die synthetische Salicylsäure ist im allseits bekannten "Aspirin" enthalten.

Weitere Baumfreunde treffen sich heute wieder bei Ghislana/Jahreszeitenbriefe...





Samstag, 27. August 2016

Vergiß der Traurigkeit*



























"Vergiß der Traurigkeit, die sich verlor
Ins ferne Spiel der Wasser, und der Zeit
Versunkner Tage. Singt der Wind ins Ohr
Dir seine Schwermut, höre nicht sein Leid.
.....
 
Wir werden immer beieinander bleiben
Im schattenhaften Walde auf dem Grunde.
Die gleiche Woge wird uns dunkel treiben,
Und gleiche Träume trinkt der Kuß vom Munde.
 
Der Tod ist sanft. Und die uns niemand gab,
Er gibt uns Heimat. Und er trägt uns weich
In seinem Mantel in das dunkle Grab,
Wo viele schlafen schon im stillen Reich.«




Requiescat in pace

TK
1929 - 2016



* aus: Georg Heym "Der Tod der Liebenden" - Ich würde so gerne glauben, dass sie all die wieder trifft, die sie so geliebt und die sie Zeit ihres Lebens so sehr vermisst hat.




Lass dich nicht unterkriegen!





Mobbing - auch einst in meinem Alltag als Mutter und Lehrerin immer wieder ein Thema! Geändert hat sich in den letzten Jahren dabei nur der Einsatz von Handys und sozialen Netzwerken, die pädagogische Herausforderung an uns Erwachsene ist geblieben. Der Sachverhalt einer Straftat auch. Ich hoffe nur, dass Eltern, Lehrer und Schulleitungen dieser Aufgabe besser gewachsen sind als damals...

Warum ich heute dazu einen Post verfasse? Meine Nichte hat an diesem Film von Zartbitter, unterstützt vom Kölner Stadt Anzeiger, mitgewirkt und mir den Link geschickt. Ich finde, das hat sie gut gemacht und ihren Appell mag ich gerne weiter verbreiten.



Freitag, 26. August 2016

Raif Badawi & lauter Burka - Fragen


Laut einem Beitrag von livingtired.org ( "Daily News Of Internet" ) vom 18. August 2016 soll ein Gericht in Saudi Arabien das Urteil gegen Raif Badawi trotz Protests aus einer Vielzahl von Ländern erneut bestätigt haben. Danach bleibt Raif Badawi in Haft, und die Auspeitschung soll wieder aufgenommen werden. 
Diese Meldung konnte ich bislang nicht verifizieren und habe auch keine Anhaltspunkte dafür im Twitter - Account Raif Badawis finden können.

Saudi - Arabien als Thema ist momentan sehr, sehr weit weg, der gesamte Nahe Osten scheint es, so lange keine weiteren Geflüchteten vor unseren Grenzen stehen...


Source

Dafür stand in den vergangenen Tagen auf sämtlichen Kanälen das Thema "Burka" ( und deren Verbot ) auf der Agenda. In solchen Zeiten könnte man meinen, Deutschland habe nur ein einziges großes First World Problem. Dabei ist es sicher nicht ein Kleidungsstück, das unser gesellschaftliches Zusammenleben derzeit akut belastet...

Auch wenn ich viele andere Dinge im Kopf hatte, konnte ich mich einzelnen Fragen nicht entziehen ( immer reizvoll: die Möglichkeit der Ablenkung von persönlichen Nöten ). Das ist dabei herausgekommen:

  • Was ist eigentlich eine Burka?        Ich habe nämlich bisher eine solche immer nur in alten ethnologischen oder Trachtenbüchern zur Region Afghanistan zu sehen bekommen sowie in Filmen wie die "Reise nach Kandahar". Selbst im Bonner Stadtteil Bad Godesberg, in dem ich mich nun 2x wöchentlich aufhalte, ist mir noch nie jemand in einer Burka begegnet. Dafür lauter Frauen im Niqab. Da sollte man schon genauer sein, meine ich: Der Niqab ist im fundamentalistischen - wahabitischen Saudi-Arabien zu Hause und dort ist vom Gesetzgeber verpflichtend für Frauen das Tragen mindestens einer Abaya vorgesehen.*
Früher schon war es in den Wüsten der arabischen Halbinsel üblich, dass Männer wie Frauen sich mit Gesichtschleiern vor den Sandstürmen schützten. Zum Ende des 19. Jahrhunderts hin wurde daraus der Niqab als exklusive Kopfbedeckung der Oberschichtfrauen im Osmanischen Reich, die sich von der Öffentlichkeit auf der Straße abschirmen und der Alterung ihrer Haut durch Sonneneinstrahlung entgegenwirken wollten. In Saudi - Arabien wurde diese Bekleidung nach dem Sturz des Sultans 1908 wieder abgelegt wie in allen islamischen Gesellschaften nach dem Ende des Osmanischen Reiches. 
In Ägypten ist er ein neuzeitliches Phänomen, denn bis in die 1990er Jahre trug dort keine Frau einen Niqab, mir ist selbst im von den Muslimbrüdern dominierten Oberägypten jedenfalls keine begegnet. In Tunesien ist der Niqab auch erst nach dem Ende der Diktatur auf Druck der Salafisten 2011 aufgekommen und noch immer rechtlich strittig ( und der Verein zur Gleichstellung der Geschlechter in Tunesien eine Anti-Niqab-Kampagne in Tunis startete ).

  • Ist die Burka/Niqab/Abaya eine religiöse Pflicht?    Nein, das ist sie nicht. Mitglieder des Hohen Geistlichen Rates der Al - Azhar - Moschee in Kairo, der höchsten Autorität sunnitischer Muslime, betonen dies immer wieder und gehen sogar gegen verschleierte Studentinnen an ihren Schulen & Universitäten vor. Es gibt nur drei Stellen im Koran, aus denen muslimische Rechtsgelehrte die Pflicht von Frauen herleiten könnten, sich zu verschleiern. Die Schrift fordert Frauen auf, einen Schal zu tragen, der ihren Schmuck verdeckt bzw. etwas von ihrem Überwurf über sich herunterzuziehen, um Belästigungen zu verhindern. Außerdem heißt es im Koran, dass Männer keinen direkten Zutritt zu den Frauen des Propheten haben, sondern nur getrennt durch einen Hijab, also einen Vorhang, mit ihnen reden dürfen. Das scheint auch vielen Niqab - Trägerinnen, die befragt werden, bewusst zu sein. Noch einmal: Im Koran ( und auch in den Hadithen ) lässt sich keine Vorschrift finden, wie sich Frauen genau zu bedecken haben – weder von Kopftuch noch von Gesichtsschleier oder Burka ist die Rede!

  • Wofür ist die Burka ein Symbol?       Nach der islamischen Revolution im Iran und der Eroberung Afghanistans durch die Taliban wurde die islamische Bedeckung der Frauen zum politischen Symbol gegen die westliche Kultur. Seitdem setzt der Zwang zur Verhüllung in vielen islamischen Staaten die Frauen massivem Druck und Repressalien aus und wird auch in westeuropäischen Gesellschaften von islamistischen, also politischen, religiös verbrämten Strömungen als Statement genutzt. "Wer den Niqab akzeptiert, missachtet den Widerstand aller aufgeklärten Muslime gegen das Gift des politischen Islam", meint Tomas Avenarius hier
Hierzulande kommt der Symbolcharakter der Burka durchaus an, versteht frau ( und Mann oft auch ) es aber ganz, ganz anders, nämlich dass ein männliches Bedürfnis dahinter steckt, Frauen als verführerische Wesen zu neutralisieren, sie damit auf ihre Sexualität zu reduzieren ( die jüngst durch einen Iman wieder mal geforderte Beschneidung der Frauen, um ihre Sexualität einzuschränken, regt mich allerdings noch viel mehr auf ) und sie zu entmenschlichen, indem sie kein Gesicht mehr haben. 
Auch mir geht es beim Anblick dieser Frauen, wie es Sybille Berg hier ausgedrückt hat: "Als Angehörige der Spezies, zu der die Verhüllten vermutlich gehören - genau weiß man das ja nicht - wird mir ganz elend, wann immer ich vermummten Frauen begegne. Es zeigt mir, welchen Stellenwert Menschen wie mir, also ohne Penis, zugedacht wurde. Verhüllung ist ein Symbol für das, was falsch läuft auf der Welt. Menschen, die gleichberechtigt sein sollten, die dieselben intellektuellen Fähigkeiten haben, sind es nicht. Das diskriminiert mich, es nervt mich. Ich will das nicht sehen, nicht wissen." Und Susan Vahabzadeh schreibt hier: "Für Frauen wurden immer wieder Kleider erfunden, die ihre Bewegungsfreiheit einschränken. So eine Abaya verhüllt nicht nur, sie will auch dauernd sortiert und zusammengehalten werden, ihre Trägerin ist damit beschäftigt, angezogen zu bleiben. Das beraubt sie der Macht über ihren Körper." Dass Kleidung ein Weltbild übermittelt ist vielleicht einer Frau der Generation noch eher im Sinn, die sich in den späten 1960er Jahren das Tragen von Hosen in Schulen & anderen Institutionen mit viel Ärger & unangenehmen Gesprächen erkämpfen musste... 

  • Wie kompatibel ist die Burka und das Grundgesetz?       Ich finde, es war ein unglaublicher zivilisatorischer Fortschritt, als ins deutsche Grundgesetz der Passus aufgenommen wurde: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.“ Im Klartext heißt das nämlich, dass man den Islam mögen kann oder auch nicht, ich kann ihn als rückständig betrachten & Mohammed für - was weiß Gott - halten. Genau so kann man zum Katholizismus, Buddhismus, den Zeugen Jehovas, Mennoniten, Evangelikalen usw. stehen, den jeweiligen Glauben annehmen oder nicht - meinem Nachbarn kann ich aber nicht seinen Glauben nehmen. (  Übrigens erlaubt mir die Demokratie sogar, dass ich dieselbe ablehne. Nur die Demokratie selbst abzuschaffen - das erlaubt unser Grundgesetz mir nicht. )
Viele Muslimas, die das Kopftuch oder auch den Niqab hierzulande freiwillig tragen, tun es, weil es ihrem Verständnis nach zu ihrer Religion dazu gehört. Da fängt für mich die Sache aber an, schwierig zu werden - siehe Antwort zur zweiten Frage! Das Recht, auch dumme oder gar hirnrissige Überzeugungen zu haben, haben unsere Vorfahren allerdings blutig erstritten und ist für mich von daher höchst respektabel. Aus dem Auge sollte man aber auch nicht verlieren, dass der moderne Rechtsstaat, wie wir ihn derzeit genießen, gegen die Ansprüche der Religionen durchgesetzt worden ist...

Ich weiß auch nur zu gut aus eigener Erfahrung, wie - und wie fundiert - religiöse Anschauungen im Kindes- und Jugendalter manipulativ durchgesetzt werden, denn mir hatte man in den 1950er Jahren u.a. auch noch solche blödsinnigen Sachen beigebracht, wie "dass die Blitze nur bei den Evangelischen im Nachbarort einschlagen, denn uns Katholische schützt die Muttergottes." Daraus hat mich nur meine Fähigkeit, vieles genau zu beobachten & ein allgemein kritischer Geist, befreit.

Bleibt jetzt nur noch an dieser Stelle der Artikel eins des Grundgesetzes zu erwähnen: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Mir stellt sich die Frage, ob man von unangetasteter Würde der Frau reden kann, wenn diese durch den Niqab vom gesellschaftlichen Miteinander ausgeschlossen wird, sie zwar vorhanden ist, aber als Person nicht präsent sein darf & kann? Menschenwürde versus Religionsfreiheit? Und was hat das Niqab - Tragen noch mit Religionsfreiheit zu tun, wenn die Verhüllung ohnehin kein religiöses Gebot ist? Noch einmal Susan Vahabzadeh: "Wer ... glaubt, sie sei einfach nur Ausdruck religiöser Zugehörigkeit und habe nichts mit Unterdrückung zu tun, ist ganz und gar schiefgewickelt."

  • Warum jetzt ein Burkaverbot?          Bei der derzeitigen Diskussion um ein Burkaverbot handelt es sich meiner Meinung nach um bloßen Aktionismus. Das Verbot ist ein treffendes Beispiel für Symbolpolitik, denn im Lande geht die Angst vor dem weltweit zunehmenden Islamismus & seiner Terrorakte um, vor allem nach den Vorkommnissen der letzten Monate. Dagegen gibt es - zumindest keine kurzfristigen - politischen Konzepte, ein Verbot der Vollverschleierung ist dagegen schnell umsetzbar. Bislang ist hier bei uns in Europa aber kein Terrorakt von Frauen ausgegangen ( mit einer kleinen Ausnahme in Hannover ). Es waren immer junge Männer, manchmal vermummt, meist aber nicht, die die 278 Toten der vergangenen beiden Jahre hier in Europa auf dem Gewissen haben. Warum massregelt man dann die Frauen? Das erschließt sich mir überhaupt nicht. Es macht mir nur die Hilflosigkeit der Politiker deutlich und ihr Hinterherhecheln gegenüber vereinfachenden, populistischen Weltsichten. Mit dem Schleier in den Wahlkampf sozusagen...Ich wundere mich darüber, dass wir immer wieder darauf reinfallen, mich eingeschlossen.

Ich hoffe, ich habe mit meinen Überlegungen nicht genervt. Ich kam mir zweitwillig vor wie vor über 45 Jahren beim Sammeln von Argumenten für einen Besinnungsaufsatz. Schreiben als gesteigerte Form der Selbstvergewisserung sozusagen.

Vielleicht regt es die eine oder andere Leserin auch an zur differenzierten Beschäftigung...









* In diesen Ländern besteht ebenfalls die Pflicht zur Verhüllung: Jemen, Oman, Arabische Emirate, Gaza - Streifen, Afghanistan, Pakistan, Irak


     

Friday - Flowerday # 34/16

bietet allen, die Blumenschmuck lieben,
heute wieder ein Forum in ihrem Blog.


























"Schwachfilziger Sonnenhut"-
so der Name dieses hübschen, filigranen Blümchens. 
Oder auch: Rudbeckia subtomentosa 'Henry Eilers' .



























Bei fast 33 Grad am gestrigen Nachmittag
ist so eine Präriebewohnerin 
eine haltbare Alternative für die Vase.








Auch das Dickblattgewächs im Topf sollte die Hitze der nächsten Tage überstehen.

























Mein Begrüßungskomitee  in der letzten Augustwoche...



Bon week - end!


Donnerstag, 25. August 2016

Monatscollage August 2016






















Der August war noch nie mein Monat:
Die Mauersegler verlassen uns in wärmere Gefilde,
die Erntemilben piesacken einen im Garten
das Klima ist manches Mal noch heiß & drückend,
die schöne, freie Zeit der Sommerferien geht zu Ende
( und die megaanstrengende Schulanfangszeit raubte einst alle Erholung
innerhalb von acht Tagen )...

Gut,
letzteres muss ich auch in diesem Jahr nicht mehr erleiden.


Dafür haben mich die Tochter
und die beiden Enkelmädchen 
per Umzug in Richtung Süden verlassen,
und meine Mutter sich in sich selbst zurückgezogen.
Darüber trösten mich manchmal keine Sinnsprüche
à la "eine neue Tür wird aufgestoßen"
oder so ähnlich hinweg.
Doch so langsam taste ich mich auch an neue Perspektiven heran...







Alle Monatscollagen sammelt wieder Birgitt/Erfreulichkeiten.

Mittwoch, 24. August 2016

Kreativbereich { MMi 169 }


Eigentlich wollte ich mich hier & heute in einem neuen T - Shirt präsentieren. Aber das gibt es noch nicht. Dafür habe ich Blasen & Schwielen an den Händen, trainierte Beinmuskeln und ein Riesenchaos überall.

Der Grund ist dieser alte Tisch von I*kea aus den Neunzigern, der vor einer Woche wieder in unser Haus zurückgekehrt ist:








Der Grundstock für einen eigenen, neuen Kreativbereich in einem bis dahin sträflich vernachlässigten Raum im 2. Stock unseres Hauses!



Dort stand bis dato eine Riesen - Birkenfeige, die ich einstmals nach den Sommerferien, völlig vertrocknet, aus der Schule gerettet hatte und die mittlerweile mit Blättern & Geäst den halben Raum ausgefüllt hatte. Außerdem beherbergt der Raum sämtliche Klassik - CDs aus dem Erbe meines Bruders bzw. unsere eigenen, die Musikinstrumente meines Mannes, altes Playmobilspielzeug der Tochter und jede Menge Papierrollen, Zeichenmappen und meine Staffelei.



Jetzt soll dem Raum neues Leben eingehaucht werden, und ich habe mir endlich Schubladenschränke für meine Papier- und Farbensammlungen gekauft, von denen ich schon lange geträumt habe. Aber ehrlich gesagt: Aus dem I*kea - Alter bin ich doch raus: Die Schlepperei und Schrauberei an den letzten beiden Tagen hat mich ganz schön geschafft!

Das angeschnittene Bild links hat übrigens meine damals elfjährige Tochter gemalt - ich liebe es!























Ich suche nun in allen Etagen unseres Hauses ( ja, selbst im Keller sind noch unausgepackte Kisten vom Ende meiner Schultätigkeit zu finden ) meine Schätze zusammen und sortiere sie nach und nach neu und übersichtlich.






















Und dabei freue ich mich nicht nur über meine Wiederentdeckungen, sondern auch an den Blumen, die mir gestern meine stille Leserin Sunni per Post zukommen ließ. Klar, dass die mit in den zweiten Stock ziehen mussten. Denn momentan halte ich mich am liebsten dort auf, weil ich meinen neu eingerichteten Platz zum kreativen Tun so mag.

Wenn das kein Grund ist, mich auch heute wieder mit dem Frollein Pfau und ihrem MMi zu verlinken...


Dienstag, 23. August 2016

Aus meiner Nähwerkstatt 9


Die Tochter gehörte bislang sicher zu einer Minderheit von jungen Menschen, die kein Smartphone besitzen. Doch da sie ja jetzt nicht mehr in unserer Nähe wohnt, haben wir uns gewünscht, dass sie sich eines zulegt, damit wir ab und an aktuelle Fotos von unseren beiden M's zu sehen bekommen, und ihr Geld dafür geschenkt.

Jetzt fehlte noch die passende Hülle nach Wunsch aus dickem grauen Filz. Zum Abschied habe ich sie ihr überreichen können:



Außerdem habe ich noch aus den Resten einer für sie umgearbeiteten Bettwäsche von P*ip Amsterdam ein neues Schlüsseletui ( für die neuen Wohnungsschlüssel ) und ein Täschchen  für Siebensachen genäht.

Und da ich inzwischen in Stoffresten ertrinke, habe ich gleich noch zwei weitere Täschchen fabriziert - irgendeinen zu Beschenkenden werde ich schon noch finden!






Die gesteppten Taschenteile fertige ich übrigens auf der Stickmaschine mit Hilfe dieser Datei, nähe sie dann aber zusammen wie herkömmliche Täschchen mit Extra - Innenfutter ( in diesem Falle aus Wachstuch ).


Montag, 22. August 2016

Sommerpost 2016, zum dritten


In der letzten Woche ( in der ich selbst mit dem Versenden meines Beitrages dran war ) bin ich doch gleich zweimal an einem Tag mit Sommerpost beglückt worden!

Einmal die erwartete Sommerpost Nr. 5 von Alexandra:






"Finding paradise wherever I go" - da merkt man die Professionalität der gelernten Buchbinderin, die besonders schön Typografie eingebunden hat....


Und dann noch die Sommerpost, so ganz außer der Reihe, von Eva aus Österreich:






Ich liebe ja das Chamäleon!

Wie gut das tut, wenn man so bedacht wird! Gerade in diesen doch für mich eher unparadiesischen Zeiten. Ich danke dir, liebe Eva, ganz besonders für diese Gemütserhellung.

Und dir, liebe Alexandra, natürlich auch ein Dankeschön!


Ganz neugierig bin ich auf die Post Nr. 7. Ghislana hat mir schon ein bisschen von ihrer Arbeit daran berichtet & bringt sie heute auf den Postweg...



Sonntag, 21. August 2016

Meine 33. Kalenderwoche 2016























Wenn man Stunde um Stunde bei schönstem Sommerwetter drinnen am Krankenbett sitzt, dann darf man sich auch eine Stunde davon am wunderbaren Strom erholen & stärken. So geschehen am Dienstag.




















Sommer, wie man ihn sich erträumt, auch am Mittwoch. 
Unerwartet: Zwiefache Sommerpost! Erwartet: Der Rücktransport des Tochterschreibtisches nach 12 Jahren in unser Gehäuse. ( Ich liebe dieses I*kea - Modell aus den Neunzigern! ). Dank Lasten - Taxi - Koelle eine leichte Übung für den Herrn K. & mich. Unbedingt empfehlenswert! Und dann am Spätnachmittag: Ende der Sommerpause beim Aquajogging. Ich hatte es sooo nötig!




















Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ ( J. W. von Goethe ) Mehr mag ich zum Freitag nicht schreiben...




















Die kleinen Freuden des Samstags: Erste Fotos vom neuen Domizil per Handy am frühen Morgen, später wieder Sommerhimmel und ein nicht verabredetes kleines Familientreffen am Krankenlager im Heim.

Wie schrieb mir gestern Katja, die Raumfee, in ihrem Kommentar: "Mich beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, wann etwas "gut" ist. Ob das ein Zustand ist, in dem man von neuen Unglücken verschont bleibt, innerhalb des ganz normalen sonstigen Chaos, oder ob es dafür deutlich "mehr" braucht. Oder eben weniger." Gut war es in dieser Woche, trotz all der Trauer und sorgenden Gedanken, weil der Herr K. & ich die kleinen Freuden des Lebens als solche genommen haben, in dem Augenblick, in dem sie da waren...




Verlinkt mit dem Samstagsplausch...

Samstag, 20. August 2016

Darum ist es am Rhein so schön { In Heaven 65 }

























... und beim Anblick des Siebengebirges empfinde ich mich doch im tiefsten Innern immer wieder als Rheinländerin.





Eine Stunde Auszeit, eine Stunde einzigartige Sommergefühle haben wir uns vergangenen Dienstag bei kornblumenblauem Himmel an einer unserer liebsten Plätze am großen Strom, der Godesberger Bastei, gegönnt.




Und irgendwie trotz aller sonstiger Sorgen beglückt sind wir  - auch nach über einer Stunde Stop-and-Go-Verkehr in Bonn für die echten Sommerferiengefühle - danach heimgekehrt.






Verlinkt mit der Raumfee