Mein 12tel Blick im Dezember am 29. Tag des Monats, 15.30 Uhr:
Nachweihnachtliche Hektik auf der Domplatte! Alles rennet, hetzet, stürmet in Richtung Innenstadt oder Hauptbahnhof. ( Das ist die Zeit, die der Einzelhandel ja so liebt, wenn die Gutscheine oder Geldgeschenke eingelöst werden. ) Die Touristen, Familien mit Kindern, Flüchtlinge mit ihren deutschen Betreuern und sonstige Interessierte befinden sich im Innern des Doms, um die Krippe, den Dreikönigsschein und die schwarze Madonna zu besuchen und Kerzen anzustecken... Hier ist einfach immer Leben... Ein Jahr lang habe ich euch hierhin mitgenommen. Ob ihr das Besondere dieses Ortes dabei verspüren konntet, wüsste ich gerne...
Mir hat es große Freude gemacht, dieses Projekt, und zu Aktionen verführt, die ich sonst nicht unternommen hätte. Nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Vielleicht begleitet ihr mich im nächsten Jahr an einen neuen 12tel Blick. Ich fände es schön.
Von meinem weihnachtlichen Großprojekt, einem richtigen Wintermantel aus einem hundertprozentigen Wollwalk von Hilco, habe ich zwischendurch ja immer mal Andeutungen gemacht. Nicht, dass ich noch nie Mäntel genäht habe ( selbst für mich schon ). Aber ich hatte mir einen Schnitt bei Ottobre ausgesucht ( Modell 34 aus Heft 6/2012 ), bei dem ich nicht mit der Anleitung klar gekommen bin. Ich habe dann auch einige Teilungsnähte weggelassen, aber das größte Problem war die vordere Verschlussblende. Und als dann noch die Knopflochautomatik meiner Pfaff versagte... ( Die eingeschlagenen Druckknöpfe von Prym wären noch ein Extra ( Jammer - ) Kapitel. )
Ich hatte den Mantel auch nicht - wie bei mir üblich - ohne Kind fotografiert. Und am Kind waren auch keine besonders aussagekräftigen Fotos möglich, denn alle Enkel sind eben keine "Poser" und am Weihnachtsfeiertag wollten sie auch alle nur hinter dem ferngesteuerten Hubschrauber herlaufen, denn der große Enkel bekommen hatte.
Ich kann es übrigens den Kindern nicht verdenken. Ich find es sogar besser so.
Zum Glück läuft mir mein zweites Modell nicht so schnell davon:
Das wünschte sich nämlich von mir ein "richtig langes Hemd, das nicht immer aus der Hose rutscht". Und so habe ich den Burda - Schnitt noch einmal um sieben Zentimeter verlängert und die Ärmelschlitze auch noch einmal verkürzt ( und auf meine prima alte Art aus den Achtzigern gearbeitet ). Der Herr K. hat sich sehr darüber gefreut. Und wundersamerweise bekam ich von ihm ein Geschenk in ganz ähnlicher Farbstellung...
Endlich war am Montag auch bei Frau K. der Groschen gefallen, dass sich Weihnachten auch in diesem Jahr nicht vermeiden lässt, und so begab sie sich nicht nach Bethlehem, sondern in die Kölner Innenstadt, um noch ein paar Geschenke zu besorgen.
Unterwegs mal meinem Bruder da oben "Hallo" sagen ( weil ich ihn in diesem Jahr wieder nicht in seinem Friedwald besucht habe ), über die weihnachtlichen Seltsamkeiten simmeliert und bei Filz Gnoss, gefunden, was ich brauchte.
Wegen dieses roten Mantels ( nein, er ist nicht für den Weihnachtsmann ) ging Anfang der Woche gar nichts mehr im Hause K. Und der Sonnenschein, der sich am dreiundzwanzigsten immer wieder dramatisch in Szene setzte, zeigte überdeutlich die im ganzen Haus befusselten Fußböden ( brachte aber auch Schwung in die alten Knochen, und der Herr K. schwang den Staubsauger ).
Währenddessen habe ich das Bäumchen wieder aufgehängt & geschmückt wie im Vorjahr ( ich hatte so viele andere Pläne! ), Gebäck für die Nachbarn, Postboten und andere nette Menschen eingetütet, Geschenke verpackt ( die für die Kinder allerdings noch nicht ), Blumenschmuck besorgt...
Mein 24. Dezember ( so heißt übrigens ein nettes Buch für Kinder & Hundefreunde, das ich oft in der Vorweihnachtszeit mit den Kindern gelesen habe ) begann mit einem ganz heiteren Himmel und Überraschungen im Garten: Die Rosen blühen noch und die erste Kamelie schon... verrückt!
Und den Abend der Abende feierten wir, dank Tochter & Schwiegersohn, mit dem gleichen, köstlichen Menü, wie wir es vor über zwanzig Jahren mit den verstorbenen Großeltern zelebriert hatten. Mit der unglaublich fröhlichen, unglaublich geduldigen Enkelin warteten wir anschließend auf die Ankunft des Père Noël, der ja sehr viel später kommt als bei uns in Deutschland üblich...
( Mit dabei auf dem Tisch: Nicas schöne Schalen, die ich bei ihr gewonnen hatte, neu bestückt mit Moos, Zapfen & Kerzen. Die feinen Netze des Bloggens, immer wieder... )
Nachdem es den ganzen ersten Weihnachtsfeiertag durch geregnet hatte, so dass man keinen Hund vor die Tür jagen wollte, lockte am zweiten die Morgenröte und der Tag hielt, was diese versprach: 16 Grad Celsius!
Kein Wunder, dass die gesamte Enkelschar Hummeln im Hintern hatte und draußen unterwegs war, um einem der Weihnachtsgeschenke hinterher zu jagen! Das Singen & Musizieren kam daher etwas zu kurz. Die Freude miteinander aber nicht.
Morgenrot auch am dritten Weihnachtsfeiertag, aber nicht mehr ganz so warm ( 14 Grad ) und sonnig wie am Vortag.
Es ging an den schönen Niederrhein. Und diesmal feierten wir mit meinen Geschwistern, den Neffen & Nichten und deren Nachwuchs. Und noch einmal gab es viel zu essen ( Linzer Torte - my all time favorite! ), Geschenke, Lichterglanz und Weihnachtslieder.
Schön, so viele Menschen nach teilweise langer Zeit wieder gesehen zu haben! Inzwischen sind so gut wie alle zu Hause angekommen und der Alltag kann wieder einkehren...
.... besonders an diesem: ein jahreszeitlich angemessenes T - Shirt nach meinem Standard - Schnittmuster!
Mehr Fotos gibt es nicht, denn mein Fotograf war verwirrt angesichts der sichtbaren Widersprüche. Mehr Fotos braucht es auch nicht, denn bis auf den Jersey ist sowieso alles beim alten ( Schnittmuster, Frau in fortgeschrittenem Alter ) geblieben. Und meinem "Anarcho - Gen" ( O - Ton Tochter ) wurde Genüge getan, indem ich mich der weihnachtlichen Stimmung mit diesem Dessin verweigere ( hat in diesem Jahr aber auch noch andere Gründe, dass ich auf das Fest der Feste verzichten könnte ).
Aber Lust darauf, euch lieben MMM - Teilnehmerinnen, ein schönes Fest zu wünschen & mich für die zahlreichen "Besuche" zu bedanken, die habe ich. Also in diesem Sinne!
Oh! Ich vergaß:
Die Enkelin bekam natürlich auch noch eine "Garnitur" aus dem lustigen Jersey "LINNEA BUNNY KNITTING" von Paapii Design:
Letztes Jahr gab es zu Weihnachten für die beiden Töchter meines Mannes Kulturbeutel und den leer ausgehenden Schwiegersöhnen wurden welche für dieses Jahr versprochen:
Wieder musste ein schönes japanisches Wachstuch von hier dran glauben, gefüttert mit einem von Stoff & Stil, dass ich seit dem Start dieses Stoffversenders schon bei mir gebunkert habe. Das Schnittmuster ist wieder "Wischiwaschi" von Farbenmix, das mir besonders leicht von der Hand geht, seit ich das Schrägband mit Hilfe von Stylefix vor dem Nähen befestige...
Auch zu diesen Kissen wurden Ergänzungen gewünscht und dafür die letzten Reste des wunderschönen Rosensamtes zusammengesucht. Bei den Maßen habe ich mich einfach am vorhandenen Stoff orientiert.
Meine liebe, tüchtige Nachbarin und Friseurin bekommt auch ein neues Täschchen, nachdem ihre "Lieselotte Hoppenstedt" wegen "Überfüllung" gelitten hat. Jetzt habe ich den Schnitt "Michaela"/Farbenmix verwendet ( und Reste des tollen Kokkawachstuches, dessen Geschichte ich hier mal erzählt habe ). Da wird sie doch genug Platz für ihre Schminksachen haben.
Und während ihr dies lest, sitze ich an meinem letzten weihnachtlichen Großprojekt und fluche und grüble über Ottobre - Nähanleitungen ( da kam ich mit denen der Knippie auf niederländisch besser klar... ).
Im nächsten Jahr wird alles anders: Da fange ich früher an...
gesungen von der bezaubernden Julie London*. Aber ebenso bezaubernd auf dem "Summerjeans" von Lillestoff:
Und bei so viel (Be)Zauberei ist es nicht geblieben, und ich habe daraus noch ein Kleidchen mit dem Schnitt "Funny Faces" aus der Ottobre/1/2014 ( Mod. 25 ) für das kleine M gezaubert:
Vom Schnitt her supersimpel, mussten noch viele Spielereien eingebaut werden, damit die Oma sich genug gefordert fühlte. Die Kisten und Kästen sind dadurch allerdings nicht auffallend leerer geworden. Ist aber so vielleicht auch ein Kleid fürs Fest geworden...
Leider ist der Mond zu weit oben an den Halsrand gerutscht. Aber meine 80 Zentimeterchen hätten sonst nicht für das Kleid gereicht. Das Kind stört so was ohnehin nicht, nur mich.
Jetzt habe ich nur noch ein großes & zwei kleine Weihnachtsgeschenke auf meiner Liste.
* kann man hierzulande aber nur hören in der Version von "The 2014 Marks & Spencer Christmas TV ad. Gregory Porter Charity Version", bezaubert mich aber auch, je mehr ich mir das Video anschaue....;-)
Die startet wieder mit dem Sonntag und "Jauchzet, frohlocket", dem Weihnachtsoratorium in der Philharmonie mit dem tollen Chor der Kölner Kurrende, dem wir persönlich verbunden sind.
Und da im Konzertsaal nicht mehr fotografiert werden darf, gibt's Eindrücke von der Domplatte, dem Eingang zum Weihnachtsmarkt und vom Tannenbaum im Konzertgebäude.
Ein freundlicher Himmel am Montagmorgen half mir, von meinen ursprünglichen Plänen Abstand zu nehmen und mit dem Herrn K. in die Innenstadt zu fahren ( er nahm mir langsam krumm, dass ich immer noch nicht meinen Gutschein vom letzten Weihnachtsfest eingelöst habe ). Und sogar ein kurzer Bummel über den ( noch leeren ) Weihnachtsmarkt war drin. Dort "traf" ich meinen Hänneschen - Liebling, den Speimanes, als König...
Kölsch ( und musikalisch ) ging es am Abend weiter: Gaby Koof gab ein weihnachtlich angehauchtes Konzert, wieder im ( Frisier- ) Salon Herbers, mitten im Veedel - diesmal sogar mit Liedern zum Mitsingen ( obwohl sie das nicht wirklich mag ). Wusste gar nicht, dass die "Höhner" so aktuelle Texte schreiben:
Engel jitt et immer widder nit nur en dr Weihnachtszigg mer hürt un staunt jo hin un widder wat et doch für Minsche jitt
Wie se helfe un nit froge: Watt sprengk dobei för mich rus? Die jet dun – statt vell ze schwaade un die do sin wenn Do se bruchs!
Diese Anerkennung gebe ich gerne an dieser Stelle mal weiter!
Dienstags wieder Opa - Oma - Nachmittag bis abends ( mit Lichtspielen )!
Notiz für mich ( falls ich wieder in Panik geraten sollte ): An einem verregneten Mittwoch schaffe ich es, zweieinhalb Kleider für groß & klein zu nähen und auch noch zum Sport zu gehen und mit der Mutter zu telefonieren.
Am Donnerstagnachmittag gab's wieder Kultur in Form einer Führung durch die Agrippina - Ausstellung im Römisch - Germanischen Museum ( mehr dazu am 7. Januar 2016 ). Ein Kaffee im Lieblingsmuseumscafé war auch noch drin, bevor wir bei klarem Himmel heimkehrten.
Und weil wir in dieser Woche noch nicht genug Kultur & ganz wenig Natur getankt hatten: Samstags ein ( allerdings familiär begründeter ) Besuch auf der Museumsinsel Hombroich. Wie schön, wenn einen da morgens das Morgenrot ganz leichtfüßig aus dem Bett hüpfen lässt!
Und weil wir mit dem Ergebnis unseres Besuches sehr zufrieden waren, gab es hinterher ein leckeres italienisches Menü mit Wein ( Herr & Frau K. trinken eigentlich keinen Alkohol mehr ) beim sardischen Nachbarn. Welch intensive Woche!
Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot und mit Lottas "Bunt ist die Welt" , wo es heute um adventliche Spaziergänge geht.
Wie viel leichter das Aufstehen bei tiepologefärbten Himmel fällt! Und wie viel schöner das Leben wäre, wenn alle Menschen auf der Erde in Frieden leben könnten!
Mein wichtigster Weihnachtswunsch, auf altes Leinen gestickt ( mit Hilfe dieser Datei ), als Weihnachtsgruß in diesem Jahr...
Bis jetzt, 17 Uhr, keine Tweet von Ensaf Haidar mit Neuigkeiten vom Tag in Saudi - Arabien... Aber sie ist ja auch auf Reisen, da ist immer alles anders.
Ensaf Haidar nimmt den Sacharow - Preis an Stelle ihres Mannes entgegen Source
Am vergangenen Mittwoch hat das Europäische Parlament den saudi-arabischen Blogger Raif Badawi in Abwesenheit mit dem Sacharow - Preis für geistige Freiheit geehrt. Raif Badwai ist damit zu einer Symbolfigur in der ganzen Welt im Kampf für Menschenrechte geworden, so EU-Parlamentspräsident Martin Schulz .
In ihrer Dankesrede betonte Ensaf Haidar, dass das freie Denken in arabischen Ländern häufig als Gotteslästerung betrachtet wird, und die Religionsvertreter Menschen, die sich frei äußern, einschüchtern. Ihr Mann habe als Grund dafür immer genannt, "dass die Denker ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen und eines Tages ihre Lügen und ihre Ignoranz offenlegen könnten."
Die Verleihungsfeier und ihre Rede ist hier in diesem über dreißigminütigen Video nachzuverfolgen:
Noch einmal aber zur Erinnerung, wie alles begann:
2011 erhob die saudische Justiz Anklage gegen Raif Badawi, weil er islamische Autoritäten beleidigt und theologische Grundsatzfragen erörtert haben soll. Auch wurde er beschuldigt, religiöse Werte angegriffen zu haben. Ein saudischer Rechtsgelehrter verfasste im März 2012 ein Gutachten, in dem er Raif Badawi zu einem Ungläubigen abstempelte, "der angeklagt und verurteilt werden muss, wie er es verdient". Er habe Muslime, Christen, Juden und Atheisten als gleichwertig erklärt - das dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben. Die Behörden nahmen in ihre Klage auch auf, dass Raif vom Islam abgefallen sein soll, was in Saudi-Arabien mit der Todesstrafe geahndet wird. Diese Bestrafung konnte er verhindern, weil er während des Prozesses dreimal das islamische Glaubensbekenntnis ablegte und so bestätigte, Muslim zu sein.
Ich möchte die Gelegenheit im heutigen Post einmal dazu nutzen, um ganz allgemein über die Religionsfreiheit bzw. die Konfessionslosigkeit nachzudenken & zu schreiben, besonders, weil eben in den nächsten Tagen in unserer Gesellschaft das größte Fest im Jahr - Weihnachten - ansteht, welches religiöse Ursprünge hat, aber in einer Gesellschaft stattfindet, in der rund 29,6 Millionen Menschen ( = 36,6 %, Stand 2013 ) sich gar keiner Religion mehr verbunden fühlen ( zum Vergleich: römisch-katholisch sind 30,3 % und protestantisch/EKD 28,9 % ). Was wäre, wenn dieses Drittel unserer Bevölkerung ausgegrenzt, diskriminiert, bedroht oder gar bestraft würde?
Das ist allerdings in vielen Ländern unserer Erde so, wie ein Bericht der "Internationalen Humanistischen und Ethischen Union" (IHEU) vom 10. Dezember zeigt:
Menschen, die sich nicht zum Glauben der Bevölkerungsmehrheit bekennen oder gar öffentlich Kritik an religiösen Vorstellungen üben, müssen in vielen Regionen der Welt um ihr Leben bangen. Sie sind systematischen Repressionen oder Benachteiligungen ausgesetzt, obwohl in Artikel 18 der am 10. Dezember 1948 verkündeten "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" und den daran anknüpfenden Konventionen Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit zugesichert wird.
Es geht dabei nicht um die Menschen, die Opfer radikalisierter und wahnsinniger Einzeltäter oder fanatischer Minderheiten werden, wie sie Medien häufig in unser Blickfeld rücken, sondern eine große Mehrheit von Menschen, die Formen von Gewalt, Repression oder Benachteiligung wegen ihrer angeblich gottlosen oder blasphemischen Überzeugungen erfahren, weil ihre Länder staatliche und gesetzliche Strukturen aufweisen, die eine Religion bevorzugen.
Lediglich in fünf Ländern – Belgien, Niederlande, Estland, die Republik Kosovo und Taiwan – gibt es laut Bericht der IHEU keine Verstöße gegen den Artikel 18. Die Bundesrepublik Deutschland gehört nicht dazu.
Aha! Wie das?
Ein Verstoß gegen die "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" ist die in Deutschland übliche staatliche Finanzierung von Konfessionsschulen und anderen kirchlichen Bildungseinrichtungen sowie das Fehlen einer nichtreligiösen Alternative zum Religionsunterricht in vielen Bundesländern, zum anderen die obskure Praxis des staatlichen Einzugs der Kirchensteuer ( inklusive amtlicher Registrierung der Konfession auf der Lohnsteuerkarte ).
Mehr als merkwürdig ist auch bei uns, dass die Kündigung der Mitgliedschaft in einer Kirche den Gang zu einer staatlichen Behörde und die Zahlung einer Gebühr verlangt. „Es ist nicht möglich, eine offiziell registrierte Religion zu verlassen und die Beitragspflicht zu beenden, indem man dies einfach gegenüber dieser Religionsgemeinschaft erklärt“, stellt der Bericht fest. Ganz abgesehen davon, dass die amtliche Registrierung der Konfession die Diskriminierung konfessionsfreier Arbeitnehmer in kirchlich getragenen Einrichtungen im Bildungswesen und in der freien Wohlfahrtspflege begünstigt, zumindest erleichtert.
Möglich macht solche Gesetze die Übernahme des Staatskirchenrechtes der Weimarer Republik auf die Bundesrepublik Deutschland. Es wäre meiner Meinung nach endlich an der Zeit, dies zu revidieren und auf eine Säkularisierung der bundesrepublikanischen Gesellschaft hinzuarbeiten, also auf eine strikte Trennung von Religion & Staat. Glaube kann einzig & allein eine Sache zwischen Gott und dem einzelnen Menschen sein!
Denn wenn Staaten Personen nicht aufgrund ihres Menschseins als Bürger definieren, sondern aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe, entsteht eine grundlegende Quelle für allgemeine Vorurteile in einer Gesellschaft, folgt umso leichter die Diskriminierung bestimmter religiöser Gruppen, wie wir es momentan immer wieder in der aktuellen politischen Situation erleben können. Säkulare Organisationen sollten in Deutschland, ja in Gesamt - Europa, eine größere Rolle im politischen Diskurs einnehmen ( Wenn ich nur an die Anzahl an Lobbyisten der Kirchen im Bundestag denke - eine Liste kann hier eingesehen werden! ), und den religiösen Verbänden sollte weniger, nicht mehr Macht eingeräumt werden, wie dies momentan zum Beispiel in meinem Bundesland NRW mit islamischen Organisationen der Fall ist.
Im Nahen Osten müsste die westliche Politik bei ihrem Vorgehen mit Vorrang den Säkularismus unterstützen und verteidigen. Bislang betreibt man nur Religionskritik oder - tragischerweise vor allem von den USA - es wurden & werden islamistische Bestrebungen unterstützt. Eine genaue Lektüre der Aussagen von Raif Badawi kann da den Weg weisen, was wirklich Not tut in diesem Haupt - Krisengebiet unserer Welt!
Es gäbe heute auch noch viel zu sagen und zu schreiben zu den derzeitigen Reaktionen der Mächtigen in Saudi - Arabien auf die immer lauter & häufiger werdende Kritik. Das sprengt nur meinen Rahmen, und ich verweise Interessierte auf Beiträge im "Kölner Stadtanzeiger", dem "Spiegel" oder der "Welt" oder anderen Medien.
Am nächsten Freitag wird mein sonst üblicher Post zu Raif Badawi nicht erscheinen, weil ich dann mit meinen Enkeln Weihnachten feiern werde - auch wenn die Stimmung manchmal getrübt ist wie auf diesem Cartoon, den ich im Netz gefunden habe: