Dienstag, 30. November 2021

12tel Blick November 2021

Nun schon zum vorletzten Mal: 
Mein

12tel Blick

Zuerst wieder der Terrassentisch...


... den zu dekorieren mir besonders viel Spaß gemacht hat, 
auch wenn es recht frisch (5°C) war und eine gewisse Luftfeuchtigkeit herrschte.
Endlich durften die großen Lichthäuser mal wieder ins Freie!
Sie waren zuletzt vor vier Jahren im Dezember auf dem Tisch
und fielen mir beim großen Aufräumen im Gartenkeller nach dem Juli-Hochwasser wieder ins Auge.
Auch die Zwerge durften in die Höhe ziehen,
standen sie bislang doch weiter rechts auf dem Boden der Terrasse.

Und so sah es auf dem Nippeser Wochenmarkt aus:





Samstag, kurz vor der Schließung des Marktes.
Herrrlich, die alte Dame mit dem Leokleid, die sich sehr lange vor dem Spiegel aufhielt.

Ob sie es genommen hat, habe ich nicht mitbekommen,
denn da bin ich die Treppe des "Tadsch Mahal vun Nippes" hinaufgestiegen, 
um euch eine Übersicht über die linke Hälfte des Marktes zeigen zu können:




Und hier noch einmal mehr vom sonst üblichen Gedrängel
(mir war es zeitweise zu voll ):



Die Übersichten sollen natürlich auch nicht fehlen:








Und nun ist es schon wieder so weit, dass die diesjährigen 12tel Blicke nur noch einmal gezeigt werden. In meinem Kopf ist allerdings schon länger klar, wie es bei mir weitergehen soll. Die November - Blicke sind wieder alle bei Eva Fuchs gesammelt ( die schon wieder ein Foto mit Schnee zu bieten hat! ). Schaut mal vorbei!




Montag, 29. November 2021

Restefest - November 2021

Die Idee von Marion/Kunzfrau-kreativ, seit Januar 2018 von mir aufgegriffen, inspiriert mich nach wie vor, aus Resten etwas zu nähen und im Blog zu präsentieren: Da die Lieblings-Ex-Kollegin Stoffreste von mir für ihren Kunstunterricht wünschte, habe ich noch mal einige "Lager" kritisch durchforstet, dabei aber auch noch Material gefunden, aus dem ich noch was für die jüngeren Kinder der Familie herstellen wollte.

Für unser i-Dötzchen fand ich diesen Buchstabenjersey von Smila ( von vor zehn Jahren! ) sehr passend. Er hat auch gerade noch so gereicht: Einen Ärmel musste ich stückeln. Dafür gab es noch ein großes T extra, aufgestickt mit Hilfe von Smilas "Words3"-Stickdatei ( nicht mehr erhältlich ).


Aus dem letzten Streifen des Sweats von diesem Shirt habe ich mit einem zweiten Ringeljersey verpartnert einen Loop für den Großneffen genäht. Der passt zur neuen Winterjacke.

Und das war es auch schon für den vergangenen Monat trotz tausender Ideen, die in meinem Kopf herumspukten. Wird die Tage sicher nicht besser, denn die Weihnachtsbäckerei steht ganz oben auf der Tagesordnung und ist am Wochenende schon mal in Angriff genommen worden: 

Wer mich kennt, weiß, das geht mir nicht so von der Hand wie die Näherei...

Verlinkt mit dem Creativsalat

Sonntag, 28. November 2021

Mein Freund, der Baum: Chinazypresse

Das ist wohl das, was frau/man unter Schwarmintelligenz versteht, was ich in Bezug auf meinen letzten Baumpost erlebt habe! Da hatte ich einen Baum vorgestellt, den ich in unserem Botanischen Garten im Sommer fotografiert hatte, den ich aber nicht identifizieren konnte ( und auch seitens des Gartens dafür keine Unterstützung bekommen habe ). Es war Heidi R. vom Blog "Griesheimer Düne", die den entscheidenden Hinweis gegeben und mir einen Link geschickt hat. Dort waren auf einem Foto genau die "Nadeln" in der Form zu sehen, wie ich sie auch am Baum beobachten konnte. Und das war auch schon der Haken, an dem ich bei meinen Recherchen hängen geblieben bin...


Der Baum, nämlich die Chinazypresse Glyptostrobus pensilis (Staunton ex D.Don), auch Chinesische Wasserkiefer bzw. Chinesische Sumpfzypresse oder Wasserfichte  genannt, hat drei verschiedene Arten von Blättern, von denen nur eine Form den Winter über am Baum bleibt.

Aber fangen wir von vorne an:

Die Chinazypresse ist die einzige rezente, d.h. gegenwärtig noch auftretende Art der Gattung der Wasserfichten (Glyptostrobus) aus der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae), ist also quasi ein lebendes Fossil. Während der Kreidezeit gehörten Arten der Gattung Glyptostrobus zu den häufigsten Vertretern der Zypressengewächse und waren über weite Teile der Nordhalbkugel verbreitet. Die weiteste Verbreitung hatte sie im Paläozän, also vor rund vor rund 66 Millionen bis 56 Millionen Jahren. Es waren wichtige Bäume der Braunkohlensümpfe. Mit den Eiszeiten wurde die Gattung auf ihr heutiges Areal im Delta des Perlflusses in der chinesischen Provinz Guangdong, über mittlere Teile der Provinz Fujian und den Unterlauf des Minjiang-Flusses zurückgedrängt. Die Chinazypresse kommt also natürlich nur in einer bestimmten, räumlich abgegrenzten Umgebung vor. Der Baum findet sich auch sehr lokal in Nordvietnam und der Provinz Borikhamxai im Osten von Laos, nahe der vietnamesischen Grenze, wo er typischerweise in Flussufern, Teichen und Sümpfen und im bis zu 60 Zentimeter tiefen Wasser wächst. Wie die verwandte Gattung Taxodium produziert sie beim Wachsen im Wasser "Zypressenknie", von denen angenommen wird, dass sie den Sauerstofftransport zu den Wurzeln unterstützen.

Sie ist also ein Baum des feuchtwarmen, monsunbeeinflussten Klimas. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet beträgt der Niederschlag bis zu 1.800 Milliliter pro Jahr. Das ergibt eine hohe Luftfeuchtigkeit, die der Baum bevorzugt, ebenso Böden mit hohem Wasserangebot. Durch ihre Atemwurzeln kommt sie mit wechselnden Wasserständen gut zurecht und kann ganzjährig im Wasser wachsen. Insofern ist die Chinazypresse im Kölner Botanischen Garten an einer passenden Stelle angepflanzt worden. ( Auch die als Unterpflanzung gewählte Gunnera manicata ist eine Pflanze, die feuchte Standorte bevorzugt. Dieser Standort lies mich auch an einer Zugehörigkeit zu den Tamarisken zweifeln. ) 

Die Chinazypresse ist aufgrund ihrer heimatlichen, klimatischen Gegebenheiten in Mitteleuropa nicht winterhart und wird in die Stufe 8 bis 9 USDA eingeordnet. Selbst im klimatisch besonders begünstigten Südbaden gepflanzte Bäume der Art haben nach einigen Wintern das Höhenwachstum eingestellt.

Der Baum wird sonst 8 bis 25 Meter hoch. Der Stamm ist in einer Höhe von zirka 70 Zentimeter verbreitert und stark gefurcht ( "Stammfuß"- siehe dieses Foto ). In diesem Bereich beträgt der Stammdurchmesser 60 bis 120 Zentimeter. 

Der junge Baum bildet zunächst eine Pfahlwurzel, die im Alter von rund 10 Jahren das Längenwachstum einstellt oder seitlich weiterwächst. Die Wurzel dringt dann bis über zwei Meter vor. So kommt es, dass alte Bäume stark entwickelte Seitenwurzeln haben. Jeder Baum bildet außerdem ein bis zwei Atemwurzeln aus, die bis zu 70 Zentimeter über den Boden oder Wasserspiegel hinausragen. Das sind alles Gründe, weshalb diese Zypressen häufig entlang der die Reisfelder umgebenden Dämme, aber auch als Windschutzpflanzung angepflanzt werden. Ihr Wurzelwerk verleiht den menschlichen Schutzvorrichtungen die nötige Festigkeit.

Die Borke der Chinazypresse ist von grau bis graubrauner Farbe und löst sich in langen und unregelmäßigen Streifen vom Baum. Die Krone ist hat eine Kegelform und entwickelt Lang- und Kurztriebe. Die unteren Zweige stehen mehr waagerecht ab, die oberen Zweige sind eher aufrecht.


Kommen wir nun zu den Besonderheiten, die mich bei der Bestimmung verzweifeln ließen: den drei Arten von Blättern an einem Baum!


Die erste Blattart sind die 2-3 Millimeter langen Schuppenblätter an grünen Langtrieben, die mit weißen Spaltöffnungsflecken gezeichnet sind. Sie wachsen wie festgedrückt an die Triebe und sind relativ dick Diese Blätter bleiben zwei bis drei Jahre am Baum und sind auch im Winter grün (1 in der Abbildung ).

Die zweite Art sind dünne, bis zu drei Zentimeter lange, nadelförmige, zweizeilig angeordneten Blätter von hellgrüner Farbe, scharf zugespitzt, mit einer Spaltöffnungsreihe an der Blattoberseite entlang der Mittelrippe. Sie verfärben sich zu einem leuchtenden Braunton, bevor sie zusammen mit den Kurztrieben im Winter abfallen ( Foto hier;  Abbildung 6 ). Diese Blätter erinnern an die Sumpfzypresse.

Die dritte Art sind pfriemliche - Blätter mit rundem oder fast runden Querschnitt ohne erkennbare Blattober- und Blattunterseite - leicht gekrümmte Blätter, die entweder strahlenförmig oder dreireihig angeordnet an Kurztrieben stehen. Sie werden zwischen 4 und 11 Millimeter lang. Auch sie fallen mit den Kurztrieben im Winter ab (7). 

Source
Die Chinazypresse ist einhäusig, d.h. sie weist zugleich weibliche und männliche Blüten auf einem Pflanzenexemplar auf. Die Blütezeit ist von Januar bis März, die Reifezeit von September bis zum März des nächsten Jahres. Die Zapfen sind anfangs grün, in der Reife gelbbraun, birnenförmig, 2–3 Zentimeter  lang und 1–1,5 Zentimeter im Durchmesser, am breitesten in der Nähe der Spitze. Sie öffnen sich, wenn sie reif sind, um die kleinen, 5–20 Millimeter  langen, geflügelten Samen freizusetzen. Die braunen Samen sind elliptisch geformt und erscheinen leicht zusammengedrückt. Jeder Samen hat einen 4 bis 7 mm breiten Flügel. Die Chromosomenzahl ist übrigens gleich der der Metasequoia, dem Urwelt-Mammutbaum.

Das Holz der Chinazypresse fand Verwendung als Bau- und Möbelholz und wegen der Widerstandsfähigkeit gegen Nässe auch im Brückenbau, hat aber diese Bedeutung heutzutage eher verloren. Das Holz ist gegen Insekten und gegen Feuchtigkeit resistent und leicht zu bearbeiten. In Japan ausgepflanzte Exemplare wurden allerdings vom Pilz Cercospora sequoiae befallen, der starke Nadel- und Triebverluste hervorruft und die Pflanze zum Absterben bringen kann. Die Krankheit wurde wahrscheinlich von der Sicheltanne Cryptomeria japonica übertragen.


In China hat die Glyptostrobus pensilis den Status eines Glücksbringers für die Familie und die Reisernte. Diesem Umstand ist die Pflanzung, die Verbreitung und der Schutz der Art als "Kulturbaum" zuzuschreiben und  verhindert, dass die Bäume extensiv genutzt werden. Eine natürliche Regeneration findet allerdings nicht mehr statt, und ein weiterer Rückgang der Verbreitungsfläche ist zu befürchten. 

1828 wurde die Art als Thuja pensilis in einem Werk des englischen Botanikers Aylmer Bourke Lambert unter Mitwirkung von David Don beschrieben. 1833 gab es eine weitere Beschreibung durch einen französischen Botaniker als Taxodium japonicum  ( und damit eine Unterart der Sicheltanne ). 1847 macht der österreichische Botaniker Endlicher daraus Glyptostrobus heterophyllus und der deutsche Botaniker Karl Heinrich Koch 1873 Glyptostrobus pensilis. Um die Verwirrung komplett zu machen gibt es auch noch die Bezeichnungen  Glyptostrobus aquaticus, Glyptostrobus sinensis oder Glyptostrobus lineatus - kein Wunder, dass mir das Suchen dadurch auch noch erschwert wurde!

Der chinesische Name ist Shuisong. Der gelegentlich verwendete Name "Wasserfichte" hingegen ist irreführend, da die Art mit Fichten so rein gar nichts zu tun hat.

Ich freu mich so, dass dieser tolle Baum nun kein Unbekannter bleiben muss und ich durch euch, liebe Leser*innen, auf den richtigen Weg gebracht worden bin. Noch so etwas, das mir am www gefällt: die gemeinsame Wissenserweiterung!

Daran dürft ihr auch wieder mit euren eigenen Baumposts, die wieder verlinkt werden können, beitragen.
Das Tool ist bis zum Jahresende nutzbar. Vielleicht sind ja dann auch schöne Weihnachtsbäume dabei?


Samstag, 27. November 2021

Meine 47. Kalenderwoche 2021

 "In dem Moment aber, 
in dem man den Eindruck hat, 
Warten und Aushalten 
macht die Sache jetzt nicht mehr besser, 
hat die Geduld ein Ende. "
Maja Beckers, Autorin

"... zu langes Warten zeichnet sich aus 
als gedankenlose Passivität 
mitten in vermeidbarem Leid und  Elend."
Eamonn Callan, Philosoph

" ... jene Hoffnung der neuzeitlichen Reflexion [war] illusorisch... 
dass die Fragen des Lebens sich... in Reflexion 
ohne Rest und Bruch auflösen lassen."
.....
"... vielmehr hat sich gezeigt, 
dass die Wissenschaft das Problem der praktischen Orientierung 
im Leben nicht bewältigen kann.
Klaus Prange,  Erziehungswissenschaftler

"Hinter der starken Schönheit
 steht immer etwas sehr Unangenehmes." 
Ylva Dybeck, Ex-Waldorfschülerin

Auch diesmal war der Sonntag wieder verregnet, typisch Totensonntag halt ( zumindest ist es in meiner Erinnerung immer so gewesen, nur oft viel kälter ). 

Aber das sind dann auch so Tage, da kann ich mich meinen Privatstudien widmen, und das ist herrlich. Diesmal habe ich mich mit der Anthroposophie beschäftigt, denn ich muss sagen, ich habe mich auf diesem Gebiet auch damit blenden lassen, dass in Waldorfschulen schöne kreative Projekte gemacht, Eurythmie betrieben und in bestimmten Jahrgangsstufen ein Klassenspiel einstudiert wird. Ich mochte Ostheimer Figuren, Weleda- & Demeter-Produkte und manche Bücher von "Freies Geistesleben" sowie die künstlerischen Arbeiten der Alanus Hochschule hier in der Nachbarschaft.  So weit, so gut. Oder eher nicht gut, wie sich bei meinem intensiveren Recherchieren herausstellte.




Die Ideologie, die all dem zugrunde liegt, habe ich ausgeblendet, toleriert, warum auch immer, ich kann es heute nicht mehr sagen, hatte ich damit ja auch in meinem Leben so gut wie keine Berührungspunkte.

Erst eine schwedische Dokuserie in diesem Jahr ( es gibt eine Version mit französischen Untertiteln auf YouTube ) eines ehemaligen Waldorfschülers, Jasper Lake, hat mich als Frau vom Fach richtig aufhorchen lassen. Der Filmer hatte seine Mitschüler, mittlerweile erwachsen, aufgesucht und die Erfahrung gemacht, dass in seiner ehemaligen Schule Kinder in "richtige" und "falsche Kinder" sortiert und entsprechend behandelt & unterrichtet worden sind ( Jasper Lake selbst gehörte zu den "Auserwählten": "Ich hatte immer das Gefühl, dass wir Teil von etwas Großem waren." ). Das Schicksal der "Aussortierten" und ihre Aussagen zu ihrer Schulzeit haben mich erschüttert: 
"Ich verstand nicht, wie schlecht das ( der freie Lehrgang Erg. durch mich ) war, bis ich versuchte einen Job und Ausbildungsplatz zu suchen. Das war sehr schwer, denn ich konnte ja nicht schreiben... Es gibt einen Grund dafür, Themen zu lernen, die es in gewöhnlichen Schulen gibt. Ich hätte diese gerne gekonnt. Das fehlt mir enorm im Leben als Erwachsene. Ich falle da immer zurück... ich fühlte mich einer Ausbildung beraubt. Es fühlt sich nicht an, als hätte ich etwas lernen dürfen... Viel Mobbing. Viel Ausgesetztsein. Zwischen den Kindern gab es ja sehr viel Gewalt... Man wird hingeworfen in eine Form von Freiheit, wo der Stärkste klar gewinnt... Man muss sich selbst beschuldigen, wenn man es nicht schafft, es zu schaffen... Es gab einige, denen im Prinzip kein Wert als Mensch zugeschrieben wurde."

"Schweigen wir über alles das, was wir handhaben in der Schule. Halten wir uns an eine Art Schulgeheimnis."  Das hat Rudolf Steiner nach einer Konferenz mit den Lehrern der Freien Waldorfschule 1920 verlautbart. So eine Anweisung lässt mich schwindelig werden vor Fassungslosigkeit. Es sieht so aus, dass nach diesem Prinzip bei manchen Schulen hierzulande auch in Bezug auf zeitaktuelle Coronamaßnahmen verfahren wird, und Schulaufsichtsbehörden ganz schön hinters Licht geführt werden.
"Die anthroposophische Pädagogik ist eine Mogelpackung für Herrschaft. Sie beutet das vielfach anzutreffende Orientierungsbedürfnis aus, um die Herrschaft einer selbsterwählten Elite zu begründen", so Klaus Prange, emeritierter Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Tübingen, der schon 1985 (!) mit der Waldorfpädagogik ins Gericht gegangen ist.
Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, denn beim Geschwurbel auf den einschlägigen Demos ist auch immer von  "den Eliten" die Rede. Gemeint sind aber immer die anderen.




Nach den Lehren Rudolf Steiners, "Begründer der Anthroposophie, einer spirituellen Weltanschauung, deren wesentliche Inhalte nach seiner Darstellung auf hellseherischen Einblicken in eine geistige Welt beruhen" (Wikipedia) und Urvater der Waldorfschulen, ist der Mensch Teil von Kosmos und Natur, der durch die Reinkarnation in den Lauf von Vergehen und Werden eingebettet ist. Durch die wiederholte Wiederkehr erfährt der Mensch durch das Karma "Lohn und Strafe für die Taten und Gedanken seines vorhergehenden Lebens". Oder platter ausgedrückt: In den Augen der Anthroposophen muss ich in diesem Leben beispielsweise durch eine Krankheit büßen, was ich im vorherigen Leben verbrockt habe. Diese Entwicklungschance, im nächsten Leben ein höherer oder ein besserer Mensch zu werden, nehme ich einem Kind, wenn ich es vor ansteckenden Krankheiten bewahre. Im aktuellen Lehrplan der österreichischen Waldorfschulen z.B. werden Krankheiten denn auch als "sinnhaftes Schicksal" befürwortet. 

In dieser Anschauung liegen auch die sehr niedrigen Impfquoten bei den Waldorfianern begründet, nicht nur aktuell bei Covid, sondern auch bei Masern. Impfungen gelten als "Seelenmord" und sind "ahrimanisch", also dämonisch.




Das Kind muss sein Inkarnationsziel erfüllen. Und ein Waldorf - Lehrer z.B. entscheidet darüber, ob ein Kind Opfer zu bringen hat oder nicht, ob ein Kind also exempli causa Mobbing ausgesetzt wird, denn es kann ja durch diese Erfahrung weitergebracht werden. Das sind Vorstellungen & Praktiken, die sich mit meiner Kinderwahrnehmung & pädagogischen Prinzipien in keinster Weise vereinbaren lassen. Eine solche Ideologie räumt Menschen Macht über andere Menschen ein - ein Totalitätsanspruch, der nicht zu rechtfertigen ist. Ein Elternbericht hier illustriert deutlich, welche uneingeschränkte Machtfülle, unkontrolliert & nicht in Frage gestellt, ein(e) Waldorflehrer*in hat ( daneben finde ich auch das vermittelte Bild in der Einschulungsgeschichte grauslig ).

Autoritäre Geisteshaltung und Sektierertum tolerieren? Schon viel zu lange, denke ich jetzt, bei dem, was ich auch in den diversen Telegram-Kanälen so zu lesen bekommen habe. Da wabert dieses anthroposophische "alles passt und hat eine tiefe, bleibende Bedeutung", dieses "nichts ist mehr zufällig, sondern alles schicksalsnotwendig" und dem Bedürfnis nach Sinn, Bedeutung und Relevanz jeder kleinsten Kleinigkeit wird nachgegeben. "Steiner lehrt", so noch einmal Klaus Prange, "dass wir das Weltbild des Kindes als Weltanschauung für Erwachsene bewahren können."




Die Zeit scheint überreif, vielmehr die Menschen in diesen Pandemiezeiten, und die zeigen sich wieder anfällig und scheinbar schutzlos gegen politisch-totalitäre Zumutungen. Dabei sollten wir doch den Machtmissbrauch, die regellose Herrschaft und blanke Gewalt, die im Namen des wahren Fortschritts, der Freiheit und des allgemeinen Menschenglücks aus dem letzten Jahrhundert gut genug kennen, um auf totale Antworten und absolute Lösungen noch hereinzufallen. 


In dieser Woche war mir nicht mehr nach viel Fotografieren und so zumute. Die chaotischen Zustände bei den Behörden in M. bringen die eingesperrte Familie dort an ihre Grenzen ( da werden die PCR-Tests verwechselt und der negativ ist, wird positiv und umgekehrt, die Fristen fürs Ende der Quarantäne werden willkürlich gesetzt usw. ) und ich kann nichts, nichts für sie tun. 

Völlig zu Herzen geht mir das Schicksal des kleinsten Kindes, dass wegen der Verwechslerei auch noch bis Montag zu Hause bleiben muss ( sie war dann fünf Wochen nicht in ihrer Kita ). Dabei hätte sie die anderen Kinder so nötig! Uns Großeltern erreichte dieses Bild:


Der Umgang mit den Kindern und ihren Eltern während der Pandemie macht mich am meisten wütend...


Auch für die Familie meines Lieblingscousins konnte ich so gut wie nichts tun, die mit ihm entschieden hatte, dass er unter all diesen Bedingungen, die wieder einmal bei uns vorherrschen, nicht mehr ins Krankenhaus geht. So konnten sie ihn alle auf seinem letzten Weg begleiten. Die Gedanken schweiften in diesen Tagen immer wieder zu ihnen hin.

Er war ein feiner Mensch, der als Jugendlicher das kleine Mädchen in schwieriger Situation gestützt hat und das alte "Mädchen" entlastet, indem er sich um die hinfälligen Eltern gekümmert hat. Das werde ich ihm nie vergessen. RIP 


In die Trauer für den einen, nahen Menschen mischt sich am gleichen Tag die über die hunderttausend Mitmenschen, die in unserem Land im Verlauf der Pandemie ihr Leben verloren haben. Das ist die gesamte Einwohnerschaft von Städten wie Gütersloh, Cottbus oder Kaiserslautern. Grund genug zum Innehalten, noch mehr Grund sein Verhalten zu überdenken und zu verändern.





Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot und dem Herbstglück der Gartenwonne.

Freitag, 26. November 2021

Friday - Flowerday # 48/21

 

Das ist mir der liebste: eucalyptus polyanthemos.
Wenn der draußen vor dem Blumenladen steht, greife ich zu.
Alleine soll er natürlich nicht bleiben. 
Deshalb gibt es "Pompoms", die über ihm zu schweben scheinen.


Ja, die holländischen  Blumenhändler schrecken vor nichts zurück 
und färben Craspedia um in Rosa.
( Da braucht jetzt keine schreiben : 
"Uh, das hätte ich von Frau Kitchi nicht gedacht!"
Ich muss doch nicht dem Bild entsprechen, 
das frau sich von mir macht, mal so am Rande )


Ich find es nämlich heiter und fröhlich und luftig schön, 
gerade auch zusammen mit dem Wiesenknopf.


Ja, und dann ließ sich auch eine Amaryllis nicht mehr vermeiden, 
möge es ungeschriebene Regeln dafür geben,
ab wann sie in der Vase stehen dürfen.


So schaut es in der Gesamtschau aus:


Und so gehe ich in den Advent.
Einzig die beiden Bäumchen könnten
jahreszeitlich konform gedeutet werden...

Bon week-end!
                                           
Verlinkt mit Helga Holunderbluetchen und den Floral Passions von Riita 

Donnerstag, 25. November 2021

Monatscollage November 2021

Monat einundzwanzig
in den Zeiten der Pandemie:
Wieder ein November
wie aus dem Bilderbuch:
überwiegend grau.
Die heitere Farbgebung der Collage täuscht.

Kummer, Sorgen & Ängste
gab es genug
um infizierte
Familienmitglieder
in einer überlangen Quarantäne, 
um einen lieben Verwandten,
der seinen letzten Weg gehen muss,
lieber
in häuslicher Umgebung
als einsam im Krankenhaus,
um den Gefährten,
dem die ganze Situation
auf die Seele drückt.
Und dann ist da
eine Wut, eine Enttäuschung
wie schon lange nicht mehr,
weil alle Warnungen,
wissenschaftlich begründet,
in den Wind geschlagen worden sind
und 
die hofiert werden,
die am lautesten, gewalttätigsten sind.
Dem Dezember sehe ich eher
etwas verzagt entgegen.


              

Bei der monatlichen Linkparty
"Mein Freund, der Baum"
haben sich neun Baumfreundinnen
eingefunden -
euch wieder ein 
Verlinkt mit die_Birgitt, die die Monatscollagen für uns sammelt.

Dienstag, 23. November 2021

Dunkelblau, wie die Nacht

... das ist meine Lieblingsfarbe, so damals das kleine M. Wie lange ist das her! Und mir kullert fast eine Träne über die Backe, wenn ich daran denke, wie schnell dieses Kind groß geworden ist ( und seine kleine Schwester ist jetzt auch schon ein Vorschulkind! Und es wird auch kein weiteres kleines Enkelkind geben - heul ).

Jetzt geht es stracks auf die Teenagerzeit zu, und Dunkelblau hat sich seinen Platz als Lieblingsfarbe längst wieder zurückerobert. Selbst die Jacke für diesen Winter ist in dieser Farbe und zwar in uni, nicht so bunt, wie die von Oma bis dato genähten. 

Aber meine Hosen und Shirts werden noch gerne getragen. Und so habe ich noch einmal ein Rippenshirt in Dunkelblau genäht, nachdem das weiße im Sommer so ein großer Erfolg war.

Da ist auch gar nicht viel dran zu erklären: Dunkelblauer Feinripp - Jersey und ein halber Meter elastische Spitze, dazu die taillierte Variante des T- Shirtschnittes von Ottobre ( "Creative Woprkshop 301" ) in Größe 140 sind die Zutaten für dieses unscheinbare Werk. Zugeschnitten habe ich ohne Nahtzugabe, die kann ich mir bei fast allen Enkeln & Enkelinnen sparen. Und je älter sie werden, muss so ein Shirt eng sitzen ( darüber dann natürlich voluminöse Hoodies, klar doch ).















Fotografiert habe ich heute früh recht unengagiert. Das Shirt sollte noch ins Paket, das Paket heute noch abgeschickt werden, außerdem eine Liste mit den Zutaten für die Weihnachtsbäckerei erstellt und Blumenzwiebeln in die Erde gebracht werden. Das Blau auf dem Foto ist eher ein Ultramarin, in echt ist das Shirt aber Preußisch Blau. Aber ich mochte nicht mehr an den Reglern im Fotoprogramm drehen...

Mir ist eh die Hauptsache, dass es dem Kind gefällt und ich ein Erinnerungsfoto an meine Näharbeit habe.






Verlinkt mit dem Creativsalat


Samstag, 20. November 2021

Meine 46. Kalenderwoche 2021

"Die Freiheit ist auch eine leibliche Tochter der Vernunft. 
Um das zu begreifen, 
muss man nicht Kant gelesen haben.
Hilmar Klute, "Streiflicht"

"Frei zu sein, bedeutet in einem Land wie Frankreich auch, 
Verantwortung und Solidarität zu zeigen."
Emmanuel Macron

"Die Magie der Solidarität soll uns umfangen."
Doğan Akhanlı, Schriftsteller, † 31.10. 2021

Den ganzen letzten Samstag hat es geregnet, kein Laub rechen, kein Fuß vor die Tür setzen! Ich war dennoch vergnügt, hatte mir Heidi R. doch bei meinem unbekannten Baum auf die Sprünge geholfen und einen Link geschickt, der mich auf die entscheidende Spur brachte. Ich habe dann weiter recherchiert und gleich einen neuen Post geschrieben, den ihr am ersten Advent, also am 28. November, hier im Blog lesen könnt. Überhaupt würde ich mir für die Baumposts mehr Leser*innen wünschen und auch ein paar mehr, die beim Verlinken mitmachen. Ihr zeigt oft so schöne Fotos von Bäumen!

Dir liebe Heidi, auch an dieser Stelle noch einmal ein herzliches "Danke"!



Ansonsten stinke ich gegen schlechtes Wetter mit schönen Altärchen im Haus an...









... und nutze die Zeit fürs Aufräumen und Nähen. So konnte ich geplante Päckchen packen und zum Kiosk bringen, der auch Pakete annimmt. Ich erspar mir auf diese Weise die Menschenmengen im großen Veedels-Postamt, denn man kann die Päckchen von draußen über die Kiosktheke einliefern. 

Die erste Holzbäumchen nahmen schon ihren Weg aus dem 2. Stock ins Parterre und schmücken jetzt die Konsole am Eingang. Ich muss allerdings zugeben, dass ein ganzer Korb voller Weihnachtszeug noch nicht im Schrank verstaut gewesen ist. Mittlerweile bin ich der Meinung, es hätte sich eh nicht gelohnt, so wie dieses Jahr durchgerauscht ist.




Da auch die Physiotherapeutin des Herrn K. vom Virus attackiert worden ist, habe ich die ausgefallene Therapiestunde durch einen kleinen Spaziergang mit ihm ersetzt, obwohl das Wetter absolut nicht verlockend gewesen ist. 

Die Domspitze hat es tags zuvor nach einer Mammut-Fußpflege-Sitzung meinerseits gegeben, wobei der Herr K. reichlich Sitzfleisch gebraucht hat, bis ich endlich fertig war. Da war 'ne süße Belohnung fällig.


Im Verlaufe des Donnerstages fiel auch wieder Sonnenlicht in unsere Räume, so dass wir sie für eine kleine Runde am Nachmittag, noch vor der Rheinischen Kaffeepause, verlassen haben.


Mit dieser Idee waren wir mal wieder nicht alleine. Was hat sich das Verhalten der Mitmenschen seit der Pandemie verändert! Früher waren nur die Hundebesitzer im Tälchen. - Beim Floristennachbarn stapelten sich derweil schon die Adventskränze.


Wie oft habe ich jetzt schon geschrieben, dass mir diese Perspektive gefällt?





An solchen Tagen wie in dieser Woche hält Essen & Trinken Leib & Seele zusammen, in diesem Falle "Girasoli Ricotta e Limone" und ein Glas des Rheingau - Rieslings von "unserem" Winzer in Eltville.



Als seelische Stütze habe ich mir auch den Herrn Drosten ( in Form eines Räuchermännchens ) ins Haus geholt.


"Wenn euch die Zeit, die Pandemie, die politische Situation auch nur annähernd so nahe geht wie mir, dann seid ihr arm dran", schrieb die Wiener Bloggerfreundin Susanne gestern in ihrem jüngsten Post. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Vielleicht ist für die eine wie die andere aber ein brauchbarer Tipp in ihrem Post dabei, der euch hilft. Bei mir funktioniert es nicht.


Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot, dem Herbstglück bei Loretta und Wolfgang