Sonntag, 17. Dezember 2017

Mein Freund, der Baum: Mammutbaum


Komisch, Mammutbäume treffe ich immer als Zwilling an. So wie diese im vergangenen Sommer im Kurpark von Nümbrecht. Zwei noch recht junge Exemplare, wenn ich sie mit dem Zwillingspaar in Wasserburg am Bodensee vergleiche, das wir bei unseren Aufenthalten dort auf dem Weg zum Anleger allmorgendlich begrüßen durften...

Irgendwie haben diese beiden Exemplare Ähnlichkeit mit meinen Seiffener Holzbäumchen, weshalb ich den Post über Mammutbäume dann gleich in den Dezember verlegt habe...


Lange wurden die Mammutbäume als die höchsten Bäume auf unserer Erde angesehen ( diesen Rang hat ihnen aber der australische Eucalyptus amygdalina mit über 150 m abgelaufen ). 

Mammutbäume/Sequoioideae sind eine Unterfamilie der Zypressengewächse,  die gegenwärtig nur drei monotypische Gattungen umfassen: Riesensequoie/Sequoiadendron giganteum, Küsten-Mammutbaum/Sequoia sempervirens und der Urwelt- oder Dawn-Mammutbaum/Metasequoia glyptostroboides

Der Name Sequoia wurde durch den Botaniker und Sprachforscher Stephan Endlicher im frühen 19. Jahrhundert vergeben, der damit den Indianerhäuptling "Se-Quo-Yah" ehren wollte, Sohn einer Cherokee-Indianerin, der in den Jahren 1809–1821 ein Schriftsystem für das Cherokee ( das zur irokesischen Sprachfamilie gehört ) entwickelt, auf diese Weise der Nachwelt überliefert und das Veröffentlichen von Büchern und Zeitungen in der eigenen Sprache ermöglicht hat.

























Die Riesensequoie kann eine Höhe von 90 Metern und einen Stammumfang von 9 Metern erreichen und eine Lebenserwartung von bis zu 4000 Jahren. Diese Mammutbäume kommen in Amerika nur innerhalb von 75 vereinzelten Hainen entlang der Westseite der Sierra Nevada ( Sierra Redwoods ) natürlich vor.

Der Küsten-Mammutbaum wächst am häufigsten in der freien Natur, u. a. entlang der nebligen Küsten von Oregon und Kalifornien. Er wird nicht so mächtig und so alt wie die Riesensequoie: Das größte bisher gefundene Exemplar hatte einen Stammumfang von 5,5 Metern und der älteste Baum war 2100 Jahre alt. Mit einer Höhe von knapp 113 Metern wird der Küsten - Mammutbaum allerdings höher als die Riesensequoie.

Der Urwelt- oder Dawn-Mammutbaum/Metasequoia glyptostroboides hat seinen Ursprung in Zentralchina und ist wesentlich kleiner als die anderen: 
Er erreicht nur eine Höhe von 30 Metern und einen Stammumfang von ca. 2 Metern. Er gilt als lebendes Fossil und wurde erst im Jahre 1941 in einer unzugänglichen Bergregion in den Regionen Sichuan und Hubei der Volksrepublik entdeckt ( vorher gab es nur Fossilienfunde ). Dieser Mammutbaum ist im Gegensatz zu den anderen ein sommergrüner Baum. Die flachen Nadeln sind im Mai voll entwickelt und färben sich im Oktober zarte rosa-gelb und gehen zum November in die Farben lachsrot bis kupferbraun über. Die Nadeln fallen dann zusammen mit den Kurztrieben ab.


Die Geburtsstunde der Mammutbäume liegt 70 Millionen Jahre zurück. Die Giganten unter den Nadelbäumen besiedelten einstmals zahlreiche Plätze auf der Erde, heute ist ihr natürlicher Lebensraum begrenzt auf die westliche Sierra Nevada, einen Streifen an der Küste Mittel- und Nordkaliforniens sowie ein kleines Gebiet in Zentralchina. 

Die im Sequoia-/Kings-Canyon-Nationalpark (Kalifornien) vorkommenden Riesen-Mammutbäume haben gigantische Ausmaße. Der größte hier vorkommende Baum ist der 84 Meter hohe "General Sherman Tree" mit einem Stammdurchmesser von elf Metern und einem Umfang von 31,3 Metern. Er wird auf ein Lebensalter von  2300 Jahren geschätzt und ist der schwerste lebende Baum: Sein Gewicht beträgt 2000 Tonnen. Der älteste momentan lebende Baum dürfte der "Grizzly Giant" im Mariposa Grove  im Yosemite Nationalpark in Kalifornien mit etwa 2700 Jahren sein.

Die ersten Samen und Setzlinge wurden bei uns in der Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt – die Exemplare hierzulande stecken quasi noch in den Kinderschuhen. Beachtenswerte Exemplare gibt es in Baden - Baden, in Heidelberg am ehemaligen Forsthaus, im Emmendinger Stadtgarten, im Schlosspark Gracht in Erftstadt- Liblar, auf der Insel Mainau, in der Wiesbadener Fasanerie, in der Privatklinik Gleisweiler ( Rheinland - Pfalz ) und Tuttlingen.

So riesig und mächtig Mammutbäume uns auch erscheinen ( sie überstehen Krankheiten, Feuer und Insektenbefall und scheinen fast unsterblich zu sein ),  eine Schwäche haben sie: Ihre Wurzeln. Die breiten sich zwar bis zu 45 Meter vom Baumstamm entfernt aus, sind aber nur 1 bis 2 Meter tief. Deshalb können Wind und Schnee in Kombination mit dem baumeigenen Flachwurzelsystem die die so mächtig wirkenden Bäume in die Knie zwingen. Sind sie einmal entwurzelt, vergeht oft eine lange Zeit, ehe sie vermodern, und es dauert noch länger, oft hunderte Jahre, bis sie komplett zerfallen sind.

Auffallend an den Mammutbäumen ist die zimtfarbene Rinde. Diese Färbung wird durch das Tannin hervorgerufen, eine chemische Verbindung. Der hohe Anteil von Tannin ist der Grund für die Widerstandskräfte gegenüber den oben erwähnten Plagen und den langsamen Zerfall. Tannin ist ein natürliches Konservierungsmittel. Es wird daher auch in Feuerlöschmitteln und Insektenpulver verwendet. 

Mammutbäume brauchen das Feuer in Form von leichten Waldbränden, um sich fortpflanzen zu können. Schnell wachsende Schattenbäume in den modernen Wäldern mit ihren Schichten aus organischem Abfall auf dem Waldboden machen das nämlich unmöglich. Deshalb werden in den Nationalparks kontrollierte Waldbrände durchgeführt, um die Regeneration der sonnenbedürftigen Mammutbäume zu fördern.

Mit diesem Baumriesen schließe ich meinen diesjährigen Baumzyklus ab. Es hat mir wieder sehr viel Spaß gemacht, in der Natur, vor allem Parks, auf Erkundungsgänge zu gehen und Fotos zu schießen, um Zuhause dann Wissenswertes über den jeweiligen Baum zusammenzutragen. Neun Porträts sind dabei herumgekommen und eine Sammlung interessanter Baumgestalten ohne Laubschmuck. Am meisten Zuspruch hat mein Post über die Gemeine Hasel gefunden, gefolgt von der Araukarie ( obwohl viele diesen Baum eigentlich gar nicht mögen ). Übrigens warten in meinem Blogordner noch Fotos und Lagepläne für ein weiteres Jahr "Mein Freund, der Baum". 
Baumfreunde dürfen sich also auf einen neuen Beitrag Ende Januar freuen...





Verlinkt mit Ghislanas "Mein Freund, der Baum"

13 Kommentare:

  1. Liebe Astrid,was für einen schönen Baum hast du da ausgesucht. Hier in der Nähe bewundern wir immer wieder einen solchen mit seinem etwas kleineren Bruder im herrlichen Park auf dem Altenstein, angelegt im Auftrag des Theaterherzogs von Meiningen und seiner Ehefrau. Auch Brahms war dort oft zu Gast. Danke für deine Beitrag! Herzlich, Sunni

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  2. ein impossanter Baum
    auch einges Neues habe ich jetzt wieder erfahren ;)
    hier bei uns gibt es einen im Forstbotanischen Garten
    und eine schönen freistehenden habe ich vor Jahren im Schloßpark Auerbach (Bensheim ) bewundert
    da werden wir Menschlein ganz klein.. ;)
    sehr schöne Bilder
    und eine interessante Reihe
    dankeschön
    liebe Grüße
    Rosi

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  3. Liebe Astrid,
    mit ihrem ebenmäßigen Wuchs erinnern sie mich auch an die geschnitzten Bäumchen in meiner Weihnachtsdekoration. Im Park neben dem Weikersheimer Schloß steht ein noch kleiner Mammutbaum. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob es tatsächlich einer ist. Ich hab ein Foto von ihm mit Deinen Bildern verglichen und denke, wir lagen richtig. Unvorstellbar dieses Alter! Sie machen offenbar etwas richtig.
    Lieben Gruß + schönen Sonntag
    Sabine

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  4. Danke für diese ausführliche Horizonterweiterung! Dir noch eine schöne Adventszeit! LG Lotta.

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  5. Oh, Mammutbäume!! Schön, dass du sie zeigst. Sie sind meine Favoriten und den < Exoten<. Ich habe den GRÖ?TEN von ihnen im Jahr 2011 besucht ,im SequoiaPark, und es war ein beeindruckender Moment die weiche Rinde zu berühren. Gar nicht so weit von uns, an der holländischen Grenze gibt es auch einen Sequioapark( habe ich schon einmal erzählt). Und manchmal finde ich auch einen in einem Park, so wie du!!
    Schön, dass du uns auch deine JahresFREUNDE zeigst.
    Einen schönen dritten Advent wünscht
    heiDE

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  6. wow, was für bäume... wie unglaublich hoch, breit, alt sie werden!
    ein bisschen erinnert mich dein post, an die größte pinie auf tenriffa, ihr stamm misst 9,20 und ich erinnere noch wie wir sie zu acht "umarmt" haben :-)
    verzeih, dass ich so wenig zum kommentieren komme, dabei freue ich mich immer sooooooo sehr über deine treuen, lieben und wertschätzenden kommentare! danke dir dafür!
    genieße einen wunderbaren 3. advent!
    herzlichst amy

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  7. Mit einem Giganten lässt du das Jahr ausgehen. Wirklich langlebig und lebenskräftig sind diese Bäume und haben doch eine Schwachstelle in den Wurzeln. Und mit dem Tannin aber anscheinend eine gute Abwehr gegen manches, was ihnen nicht guttut.
    Eine raffinierte Sache.

    Herzlichen Dank für Deine Baumfreunde, die Du uns 2017 vorgestellt hast und meine Neugierde auf 2018 ist geweckt...

    Liebste Grüße von Sieglinde



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  8. Was für ein feiner, informativer Bereicht. Dankeschön! Ich genieße den Anblick immer bei den Runden auf der Insel Mainau. Dort gibt es auch eine Metasequoia-Allee.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  9. "mein" mammutbaum im kleinen lieblingspark hat keinen zwilling ;)! danke für die vielen informationen, wieder einiges gelernt! ich schau so gerne bei deinen baumfreunden vorbei!
    liebe grüße
    mano

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  10. liebe Astrid, vielen Dank für Deine informativen Beiträge, Deine great women-Reihe, Deine Nähideen usw. es macht so Spaß, bei Dir in "die Schule" zu gehen, danke, danke, das Du so spannend erzählen kannst. Ein frohes Fest für Dich und Deine Lieben, herzlich, Theresa

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  11. Nach webloser (oder besser -freier) Zeit lese ich mal wieder nach, und während ich noch überlege, welche meiner letzten Baumbegegnungen ich für den Dezemberpost aufbereite, bist du schon fertig mit einem wunderbaren Mammut(baum)post und hast schon Vorräte fürs nächste Jahr in der Kammer. Wie ich mich da freue! Herzlich Danke und liebe Grüße Ghislana

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  12. Gern war ich an diesem lichten überraschend ruhige Neujahrsmorgen noch mal hier... Liebe Grüße Ghislana

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  13. Liebe Astrid,
    ein feiner informativer Beitrag. Du gibst Dir immer soviel Mühe, soviel als möglich, wissenswertes zusammenzutragen. Immer finde ich bei Dir für mich neues Wissen.
    Mammutbäume sind eindrucksvolle Bäume.
    Ich wünsche Dir ein gutes neues Jahr in Gesundheit, Glück und Frieden!
    LG lykka

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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