Donnerstag, 31. August 2017

Monatscollage August 2017



Was für ein Monat für mich:

Mehr als die Hälfte der Zeit 
habe ich fern von zu Hause verbracht,
mich um meine neue Mobilität bemüht,
indem ich mich auch spazierenderweise viel im Grünen bewegt habe,
moralisch & praktisch unterstützt von meiner Familie
und
vielen, vielen Bloggerfreundinnen -
so ist die Zeit schneller vergangen,
als ich befürchtet hatte.


Gut unterhalten gefühlt habe ich mich in der Reha - Klinik
einmal durch die kleinen, mit vielen schönen Fotos versehenen Nachrichten
meiner What's- App- Gruppe "Hüft - OP"
und
zum anderen durch die Blogbeiträge zum Thema "Musik",
meinem Linkparty - Monatsthema im August.
Euch vielen Dank dafür!






Verlinkt mit Birgitt/Erfreulichkeiten

Mittwoch, 30. August 2017

12tel Blick - August 2017





Mein 12tel Blick im August am 29. Tag des Monats,  15.15 Uhr:

Über sechs Wochen liegen zwischen diesem Blick und meinem letzten vom Juli!
Zeit, in der für mich persönlich sehr viel passiert ist.

Der August ist der Monat der Hitze, 
des Pflaumenkuchens und der Wespen.
Alles trifft auf mein heutiges Foto zu -
sichtbar ist nur ansatzweise der unvergleichliche Kuchen
des Herrn K.,
die Temperatur schreibe ich dazu ( 31° )
und
die nervigen Wespen überlasse ich der Fantasie meiner Lesern & Leserinnen.
Kaffeezeit, wie im Rheinland üblich...




Und hier nun meine bisher gesammelten Eindrücke von meiner Terrasse für dieses Jahr:






















Die anderen 12tel Blicke des Augusts sind bei Tabea gesammelt.

Montag, 28. August 2017

Vom Leben mit Hüft - TEP* { 2 }


Aus den Reaktionen auf meinen ersten Post vom postoperativen Leben nach einer Hüft - TEP hatte ich den Eindruck, dass das alles etwas wehleidig klang. Das war nicht meine Intention, denn meine Operation ist völlig komplikationslos verlaufen, ich habe schon ein schönes, fast normales Gangbild, selten Schmerzen, allerdings einige Ungeduld, was die Luxationsprophylaxe anbelangt. Ich wollte einfach nur mal aufschreiben, was ich so treibe, wenn ich nicht so oft poste. Und darüber hinaus bin ich Anhängerin nicht allzu schöngefärbter Darstellungen - sonst wäre ich längst zu Instagram abgewandert! Vielleicht hilft es der einen oder anderen, mit weniger Rosinen im Kopf sich auf den notwendigen Eingriff einzustellen...

Bevor ich zur Hüft - Operation in die Klinik gegangen bin, habe ich von anderen Betroffenen diverse Tipps bekommen, was ich vorher trainieren sollte ( die Arme! das Schlafen auf dem Rücken! ). Aber keiner hat von den Bauchmuskeln gesprochen. Und da sah Frau K. mehr als alt aus, als es im Krankenhaus galt, sich im Bett aufzurichten, um - das operierte Bein schonend - aus dem Bett zu steigen!

O.K., ich geb's zu: Auch bei meiner Aquafitness war die Bauchrolle nicht mein Lieblingstrainingspunkt. Und meine bei der Cantienica - Gymnastik ( Beckenbodengymnastik ) erlernte Übung zur segmentalen Stabilisation hatte ich zuletzt einfach "vergessen". Jetzt hatten wir den Salat...



Noch schlimmer, da schmerzhafter & vergeblicher, war allerdings der Wiedereinstieg ins Bett, denn mein operiertes Bein bekam ich anfangs nicht um alles in der Welt angehoben, auch nicht mit Unterstützung des gesunden Beines ( indem ich es darunter schob und versuchte, es mit hoch zu nehmen ). Da überlegt man sich jeden Weg, zum Beispiel zur Toilette...

Nur das Laufen, das lief spielend einfach, seit mich Schwester Jessi & Schwester Nicki am Tag nach der Operation vom Bett aufgerichtet und mich an den "Riesenrollator" gestellt hatten...

In der Reha gab es dann im Rahmen der Hüftgymnastikgruppe auch diverse Übungen, um das Aufrichten bzw. Aufstehen zu trainieren. Besonders witzig fand ich die Idee, im Foyer der Klinik Sitzmöbel aller Arten mit unterschiedlichen Höhen und Polstergraden aufzustellen, was ich anfangs für eine Schrulle des Interiordesigners gehalten hatte. Doch nachdem mir der Sinn dahinter klar war, habe ich jeden Tag ein anderes Sitzmöbel ausprobiert und geübt, daraus aufzustehen. Schade, dass ich keine Fotos davon gemacht habe!

Zuhause haben wir übrigens das Bett im Gästezimmer ( wo ich zur Zeit schlafe ) durch eine weitere aufgelegte Matratze erhöht, ebenso eine Toilette durch eine Sitzerhöhung aus dem Sanitätshaus. Da wir eh unsere WCs ersetzen müssen, werden wir ganz bewusst auf eine komfortablere Sitzhöhe achten, denn entsprechende Probleme kommen im Alter, mit oder ohne Hüftendoprothese.



Ansonsten ist mühseliges Muskelaufbautraining angesagt, täglich eine halbe Stunde, mit dem Theraband oder im Stand oder der Rückenlage. Stretchingübungen, bei denen man sich an einer Stuhllehne fest hält, das gesunde Knie anwinkelt und das operierte Bein nach hinten fest auf den Boden stellt, bis die Wade spannt oder mit ausgestrecktem Bein auf dem Bett liegend die Fußspitzen in Richtung Körper zieht, wirken nach Phasen des längeren Sitzens bei mir entlastend. Besonders gerne baue ich auf meiner neuen rosa (!) Fitnessmatte Brücken. Der ambulante Physiotherapeut arbeitet zur Zeit noch daran, dass meine Muskeln ( besonders der gluteus maximus & der quadrizeps ) sich regenerieren, lockern und neu aufbauen. Erste sichtbare Erfolge haben mich in den vergangenen Tagen mehr als glücklich gemacht...

Ein besser trainierter Körper vor der Operation als der meinige wäre also von Vorteil gewesen - das mein Tipp, so am Rande...

Am Wichtigsten für mich ist aber in diesen Wochen mein Gemütszustand, der hin und wieder ins Schlingern gerät. Letzte Woche hat mir die Lektüre des ( neu entdeckten ) Blogs "Titanhüfte" von Heidi Rauch wieder in die Spur verholfen, die nach zwei Hüft - TEPs innerhalb von elf Monaten schrieb:

"Es gibt ja immer wieder Frust-Tage nach einer Hüft-OP. Die sind vor allem meiner Ungeduld geschuldet." So ist es, alles ganz normal bei mir also.

Fortsetzung folgt...






* totale Endoprothese eines Hüftgelenkes

Sonntag, 27. August 2017

Meine 34. Kalenderwoche 2017


Es herbstelte: 10 Grad hatte es in der Nacht auf Sonntag bei uns in der großen Stadt!
Verbracht haben wir den mit dem Schwesterherz, die so traurig war, dass sie mich mangels Verkehrsanbindung nicht in der Reha besuchen konnte. Haben wir alles nachgeholt bei einem leckeren Essen...

Zwar nicht so vielfältig bepflanzt und so groß wie der Kurpark in Nümbrecht, aber für Spaziergänge geeignet: Das Nippeser Tälchen. Bei Temperaturen von 21 - 24 Grad auch sehr angenehm. So mag ich Sommer!

Am Dienstag erhielt ich von Lilamalerie einen zarten Lavendeldruck mit einem Motiv von unser gemeinsamen Lieblingsinsel Santorin. Vielen lieben Dank! Damit es was wird mit meinen Treppensteigkünsten, die man für Santorin unbedingt braucht, bin ich seit Dienstag wieder bei der Krankengymnastik. Und den halbstündigen Weg durch unseren "Park" dorthin nehme ich da als Trainingsgelegenheit gerne in Kauf...

Und dann erreichte mich auch noch ein wunderschöner leichter & breiter Schal von Sieglinde/da sempre per Post. Welch großzügiges Geschenk! Ausgerechnet an einem Tag mit ( Seelen- ) Tief, hatte ich gleich Lust, mich um mein Äußeres zu kümmern. Und schon ging es mir besser. Herzlichen Dank, du Liebe!

Jeden Tag in dieser Woche stand also zweimal eine halbe Stunde Spazierengehen in mäßigem Tempo auf dem Tagesplan. Momentan geht es dann durch das Nippeser Tälchen oder durch die Grünflächen der autofreien Siedlung in unserer Nachbarschaft, um wieder zu Ausdauer & Kondition zu kommen. Macht Spaß! Ebenso die liebevoll gestaltete Karte aus Griechenland, die mir Christine/ Buntpapierfabrik aus dem Epirus geschickt hat. Du und Monika macht mir Lust, endlich wieder dorthin zu reisen. Auch dir ein Dankeschön!
















Am Samstag galt mein erster Spaziergang der Einkaufsstraße in meinem Viertel: Welche Hektik dort herrscht! Da fühlt man sich mit Handicap doch etwas unsicher. Noch mehr Hektik gab es bei meiner Rückkehr in unsere Straße: Eine Nachbarin ( in unserem Alter ) war verschwunden, und die Freundin, die mit ihr verabredet war, hatte schließlich nach Stunden des Wartens die Polizei informiert. Die Friseur-Nachbarin, die gute Seele unserer Straße, wurde schließlich und endlich von der Vermissten angerufen. Manchmal lässt mich der Blick aufs Altwerden doch schaudern...


Momentan bin ich mehr mit mir beschäftigt, als ich es von mir gewohnt bin ( mehr dazu in einem Post am Montag ). Aber ab und an lese ich dann doch auch meine im Netz abonnierten Zeitungen. Dabei bin ich auf einen bemerkenswerten Beitrag des geschätzten Axel Hacke gestoßen, der etwas ansprach, was mich in den letzten Jahren immer wieder gedanklich beschäftigt hat: 
"Offen gestanden glaubte ich, dass die meisten Menschen ein Gefühl dafür in sich tragen, einen gewissen Sinn dafür, wie es ist, nicht allein auf der Welt zu sein, und was man dafür tun muss, dass man vernünftig mit anderen zusammenlebt", schreibt er hier.
Ihm - wie mir - kommen immer öfter Zweifel, vor allem angesichts der Tatsache, dass weltweit immer mehr Leute an die Macht kommen, die sich unerträglich benehmen und hinter jeglichen zivilisatorischen Standard zurückfallen, aber auch angesichts von Mitbürgern, die in sozialen Medien verbal über andere herfallen, auf der Straße aus geringstem Anlass ausfallend werden oder ihre politischen Ansichten kundtun und sich berechtigt fühlen, dabei zu Mord & Totschlag aufzurufen. Hacke stellt sich die Frage:
"Fehlt uns nicht sowohl im täglichen Lebensgewurstel als auch in der aktuellen politischen Situation, in der wir uns befinden – in dieser für uns sehr lange nicht da gewesenen Herausforderung durch Populisten und Demokratiefeinde also –, etwas von einem gewissen Pathos, einer klar formulierten Vision dessen, wie wir als Einzelne im Leben mit anderen umgehen wollen?"
Interessant in diesem Zusammenhang: Vor vierhundert Jahren wurde die "Die Fruchtbringende Gesellschaft" ( lat. societas fructifera ), auch als Palmenorden bezeichnet, in Weimar am 24. August 1617 gegründet. Und als Zielsetzung wurde formuliert:
"Erstlichen daß sich ein jedweder in dieser Gesellschafft/ erbar/ nütz- und ergetzlich bezeigen/ und also überall handeln solle/ bey Zusammenkünfften gütig/ frölig/ lustig und erträglich in worten und wercken sein/ auch wie darbey keiner dem andern ein ergetzlich wort für übel auffzunehmen/ also sol man sich aller groben verdrießlichen reden/ und schertzes darbey enthalten."
Leider ist uns abhanden gekommen, gütig, fröhlich und erträglich zusammenzuleben und uns aller groben verdrießlichen Reden zu enthalten. Stattdessen dieses ständige Ich- Ich-Ich, und "Ich darf das, ist doch mein Recht auf freie Meinungsäußerung", dieses ständige Buhlen um Aufmerksamkeit. Klar, möchte jeder Mensch wahrgenommen und gehört werden, denn nur so bekommt der Mensch ein Gefühl für sich selbst. Aber dabei muss er/sie sich doch nicht immer dauernd anderen überlegen fühlen, oder? Wir leben auch nicht unter ständiger Bedrohung in unserem Land, man kann es nicht oft genug sagen.  Noch einmal Axel Hacke:
"Es geht, wenn wir vom Anstand reden, weniger um Moral. Moral dient heute zu vielen Menschen in zu vielen Fällen nur der Selbsterhöhung, dem Sich-besser-als-andere-Fühlen, dem Herabschauen, Sich-Abgrenzen, sogar der Verachtung. Auch bedient sie eine Sehnsucht, nämlich die nach Reinheit, die es nicht geben kann. Viel wichtiger ist es, zu begreifen, dass man sein Leben sinnvoll nur führen kann, wenn man bereit ist, eine ganze Reihe von Widersprüchen zu ertragen, weil es anders nicht geht."
Ja, wir "basteln immerzu am Ego und viel zu selten am Wir". Das musste doch mal gesagt werden...





Verlinkt mit Andreas Samstagsplausch





Samstag, 26. August 2017

Mein Freund, der Baum: Fiederblattbuche


Als ich im Juni mit meinem Mann im Stammheimer Schlosspark war, stach uns ein ganz ungewöhnlicher Baum mit sehr breiter, schirmartiger Krone ins Auge. Zu unserem großen Erstaunen hatten unterschiedliche Zweige auch ganz unterschiedliche Blätter. Die eine Blattsorte sah ganz nach Buche aus, da waren wir uns mit einem weiteren Ehepaar einig, das ebenfalls rätselnd unter dem Laubdach stand. Aber die zweite Sorte? Wir tippten erst einmal auf eine Eiche. Schließlich gab es da unendlich viele amerikanische Sorten, die uns nicht wirklich bekannt waren. Ein Blatt steckten wir uns in die Hosentasche...



Zuhause angekommen suchte ich die einschlägigen Baumbestimmungsseiten im Netz auf und versuchte meine Recherche immer mehr einzugrenzen. Doch bei der Eiche befand ich mich quasi auf dem Holzweg. Der Baum war doch eine - Buche! Genauer gesagt: Fagus sylvatica f. Laciniata oder Schlitzblättrige, Farnblattartige oder Fiederblattbuche, die wohl außergewöhnlichste und seltenste Buchensorte. Mit ihren geschlitzten Blättern ist sie auch kaum als Verwandte der Rotbuche zu erkennen.

Der Baum ist in Mitteleuropa auch selten anzutreffen, und wenn, nur in Parks oder als Einzelgehölz in großen Gärten. Er ist ein Cultivar, i.e. keine Wildpflanze, sondern ein in Gartenkultur entstandener oder selektierter Baum, durch Mutation der Rotbuche entstanden.



Am glatten Stamm und an der silbrigen Rinde lässt sich der Baum unschwer den Buchen zuordnen. Aber dann gibt es an einem Baum mehr oder weniger tief geschlitzte Blätter, ungeschlitzte Blätter (meistens an den Zweigspitzen), und dazwischen auch normale Buchenblätter - alles auf einmal, so wie bei unserem Exemplar im Schlosspark.


Auch diese Buche gilt als Großbaum mit einer Höhe von 20-25 Metern und  einer bis zu 15-20 Metern ausladenden, dicht verzweigten Krone im Alter. In jungen Jahren bleibt der Wuchs noch schmal kegelförmig. Der Herz- oder Flachwurzler wächst nur langsam auf anspruchslosem Boden, verträgt allerdings keine Staunässe und kommt mit Sonne wie Schatten gut zurecht.

Die frisch grünen, lanzettlich, fiederteilig eingeschnittenen Blätter nehmen im Herbst eine gelbe bis rotbraune Färbung an. Die unauffälligen, hellgelben Blüten erscheinen mit dem Blattaustrieb im Frühjahr. Im Herbst gibt es dann nussartige Früchte wie bei der Buche, eine stachelige Fruchthülle mit zwei Bucheckern.



Im Netz gibt es wenig Informationen zum Baum, dafür aber ganz viele Hinweise auf Parkanlagen, in denen ein Exemplar zu finden ist.









So zum Beispiel auf der Roseninsel im Starnberger See, im Warbender Park in der Nordwestuckermark, im Arboretum zur Borg im Norden des Landkreises Osnabrück, im Kurpark von Bad Eilsen, im alten Botanischen Garten von Marburg, im Park von Schloss Nymphenburg oder an der Pinguinanlage im Rostocker Zoo. Offensichtlich ist der Baum so beeindruckend, dass er immer wieder als Besonderheit Erwähnung findet. Kann ich gut versehen: Mir haben die zarten gefiederten Blätter am überaus ausladenden "Schirm" sehr gefallen.


Auch diesen Baumfreunde - Post verlinke ich wieder mit Ghislana/Jahreszeitenbriefe.



Freitag, 25. August 2017

Wieder nichts zu Raif, aber zum wiederholten Mal zum Herrn E.


Als ich vor ca. dreißig Jahren die Arbeit in einer Grundschule auf- und eine dritte Klasse übernahm, habe ich mich durch Hausbesuche mit den Eltern meiner Schüler & Schülerinnen bekannt gemacht. Ein erstes Ziel war eine sogenannte Fordsiedlung, in der viele der Schulkinder aufwuchsen. Ford hatte seinerzeit zahlreiche türkische "Gastarbeiter" in die Stadt geholt, um seine Autoproduktion am Laufen zu halten. Beim Besuch einer solchen Familie kam das Gespräch auf einen deutschen Mitschüler, der in der Nachbarschaft lebte. "Die haben kein gutes Benehmen, der Junge ist nicht gut erzogen", lautete das Urteil des Hausherrn. Da ich selbst diesen Jungen und seinen Vater als überaus höflich, zuvorkommend und wohlerzogen empfand, gewann ich den Eindruck, dass die türkischen Normen & Ansprüche, was gutes Benehmen anbelangt, sehr viel höher lagen, als es in der Bundesrepublik üblich war - ein nachhaltiger Eindruck...

... aber wohl ein positives Vorurteil, wie ich seit Wochen & Monaten immer wieder vor Augen geführt bekomme. Denn das, was der Herr E. in den vergangenen Tagen hat wieder heraushängen lassen, ist unterste Schublade. Das mag ich mit nichts und niemandem vergleichen, denn es wäre eine Beleidigung für jeden, den ich zum Vergleich heranziehen würde. Da wird gegenüber Erwachsenen auf der gleichen Ebene ein Ton angeschlagen, als habe man Subalterne vor sich, ein Jargon gewählt, der die eigene Überlegenheit herauskehren soll, ein Umgangsstil, wie er zwischen zivilisierten Menschen nicht üblich ist. Ich würde mich schämen für einen solchen Staatspräsidenten.

( Der türkische Europaminister Ömer Celik legte dann noch einmal Mitte der Woche nach und beschimpfte unseren Außenminister als "Rassist" und "Rechtsextremer"- man kann Herrn Gabriel dies & das vorwerfen, das aber nicht... Und heute hechtete der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hinterher und wirft Gabriel Unhöflichkeit vor und riet ihm, "sich um seine eigenen Dinge zu kümmern" - getroffene Hunde bellen... ) 

Doğan Akhanlı
Richtig empört hat mich aber der Versuch des Herrn E., Macht über alle & alles zu gewinnen, auch über die westliche Rechtsordnung: Er missbraucht mit seinen Fahndungsersuchen über Interpol internationale Vereinbarungen, indem er zum Beispiel den deutsch-türkischen Schriftsteller Doğan Akhanlı mit Hilfe der - wohl auch in anderen Fällen sehr willigen spanischen Polizei - festsetzen lässt. Herr E. setzt ein Instrument der Rechtspflege ein, um sein Wüten, seine Rache gegen jeden zu richten, der nicht mit ihm übereinstimmt. Er hantiert mit Errungenschaften und Standards, die er seinem eigenen Land verweigert. Und in bester Rumpelstilzchenmanier bezichtigt er die Länder Europas der Doppelmoral, wenn man seinen Ansprüchen auf Grundlage unserer Rechtsordnung entgegen tritt. Eigentlich müsste jetzt jedem klar sein, dass Herr E. nur so lange an der europäischen Rechts- & Werteordnung gelegen ist, wie sie ihm in seinen Allmachtsansprüchen & Rachegelüsten nützt. Er ist ein Meister darin, sich "der demokratischen Freiheiten zu bedienen, um dieselbigen abzuschaffen" ( Hannah Ahrendt;  Herr E. hat sich 1998 schon entsprechend geäußert ).

Gemäß der europäischen Menschenrechtskonvention sind Abschiebungen & Auslieferungen nicht zulässig, wenn es um eine politisch motivierte Verfolgung handelt und in einem Land kein rechtsstaatliches Verfahren gewährleistet werden kann. Und derzeit ist die Türkei nichts anderes als ein Unrechtsstaat. Ich hoffe, darauf besinnen sich alle Staaten der Europäischen Union, auch Spanien, das sich im Falle Doğan Akhanlıs, aber auch des schwedischen Schriftstellers & Erdogankritikers Hamza Yalçın*, skandalös verhält. Ein demokratischer Rechtsstaat gibt sich nicht für solche Dienste her, ist meine Meinung. Die Meinungsfreiheit & der Schutz vor politischer Verfolgung ist ein hohes Gut. Und es geht nicht an, dass Menschen in Europa auch hier den langen Arm des Herrn E. fürchten müssen. Eine Machtdemonstration ist das alle Male gewesen...

Wer sich für das Leben von Doğan Akhanlı interessiert - im Kölner Kulturleben spielt er eine bemerkenswerte Rolle - findet hier einen lesenswerten Artikel.


In puncto Doğan Akhanlı bin ich optimistisch, dass die Sache gut ausgeht. Bedrückend finde ich, dass es eine solche Hoffnung nicht gibt für Peter Steudtner, Deniz Yücel und die mit ihrem zweijährigen Sohn gefangen gesetzte Journalistin und Übersetzerin Meşale Tolu, die ebenfalls deutsche Staatsbürger sind, und all die anderen türkischen Menschenrechtler und die Journalisten - immerhin 171 an der Zahl, mehr als in China oder dem Iran.

Was hat sich in den zweieinhalb Jahren, in denen ich nun an dieser Stelle zu Raif Badawi, den Menschenrechten und der Meinungsfreiheit schreibe, zum Schlechten entwickelt! Das darf uns doch nicht egal bleiben!







*  Inzwischen hat auch die schwedische Regierung den türkischen Botschafter wegen Hamza Yalçın sowie dem mit Peter Steudter festgenommenen IT-Experten Ali Gharavi einbestellt und deutlich gemacht, dass die Entwicklungen in der Türkei aus der Sicht Schwedens "beunruhigend" seien.

Friday - Flowerday # 34/17


 Nach einem Monat fern von zu Hause
( zumal nach einem Krankenhausaufenthalt )
bin ich fast überschüttet worden mit lauter Blumensträußen...
Filigran sollte es sein, heute...
Fenchel, Montbretien - Fruchtstände & Sanguisorba officinalis ( Großer Wiesenknopf )
bilden die Grundlage
für die verschiedensten Blumen der Saison



Cremefarbene Cosmeen, Gerbera, Wilde Möhre & Schleierkraut,
kombiniert mit Gomphocarpus physocarpus ("Papsteier" )
und einer blauen Hortensie...


fand ich besonders schön in Kombination mit der silbergestreiften Vase
und anderen silbernen Accessoires 
auf meinem großen Tisch im Wintergarten.

Dort habe ich den Strauß -
ein Geschenk des Herrn K. -
von meinem Lieblingsplatz aus immer im Blick.

Bon week - end!


Verlinkt mit Holunderbluetchen®

Donnerstag, 24. August 2017

Great Women # 112: Marie Marcks


Sie hat mein Leben als junge Erwachsene in den Siebziger, Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begleitet, kommentiert und mich dabei in meiner damaligen Ernsthaftigkeit so herzerfrischend auf den Arm genommen, dass es mir geholfen hat, manche Dinge lockerer zu nehmen. Nie hätte ich gedacht, dass sie der Generation meiner Eltern angehörte, denn ihre Ansichten zu gesellschaftspolitischen Fragen ähnelten den meinigen und waren so ganz anders als die meiner Altvorderen. Dieses, ihr erstes Buch von 1974, befindet sich heute noch in meiner Biblothek:

 Morgen jährt sich ihr Geburtstag zum 95. Male. Die Rede ist von Marie Marcks.

Marie Marcks kommt also am 25. August 1922 als zweite Tochter von Else Marcks-Penzig, Grafikerin, einstmals Zeichenlehrerin an der Berliner Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums, jetzt an ihrer eigenen Kunstschule, und Dietrich Marcks, Architekt, Bildhauer und Mitglied der Grabungskampagne, die die Büste der Nofretete entdeckt hat, zur Welt. Sie wird also in eine künstlerisch sehr ambitionierte Familie geboren ( schließlich ist ein Onkel auch der bekannte Bildhauer Gerhard Marcks ), die außerdem dem Freidenkertum verpflichtet ist.

Bei der Mutter hat sie  ihren ersten Zeichenunterricht.
"Als ich 12, 13 war, malte ich unseren Klassenlehrer als Hitler, das war Mitte der Dreißiger. Er war ein Ururur-Nazi und an Hitler-Feiertagen kam er immer in SA-Montur. Eine Lehrerin erwischte mich. Die nächste Stunde kam er in die Klasse, die Karikatur in der Hand. Es war totenstill. Und der guckte und guckte. Dann sagte er: "Das ist schön, darf ich das behalten?" Er hat mich nicht verpfiffen", erzählt sie 2012 an dieser Stelle.
Ihre Gymnasialzeit verbringt sie auf dem reformpädagogischen Internat Birklehof in Hinterzarten ( Schwarzwald ) und schließt 1941 mit dem Abitur ihre Schulzeit ab. In ihr Tagebuch schreibt die damals noch nicht Achtzehnjährige: "Hab‘ ich ’ne Wut, dass ich ein Mädchen bin. Wir dürfen für die Krone der Schöpfung alles in Ordnung halten, kochen und mit inniger Liebe die nötige Entspannung schaffen – wir sind auch nur Mittel zum Zweck. Scheiße nochmal!" Die Lektüre von Karl Mays "Winnetou" hat sie zu diesen Gedanken inspiriert, denn sie identifiziert sich eher mit diesem & seinem Gefährten Old Shatterhand als mit der sanften Schwester Nscho - Tschi...

"Hitlereiche" (1965)
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Nach einer Ausbildung an der Kunstschule der Mutter studiert sie während des Zweiten Weltkrieges einige Semester Architektur in Berlin und Stuttgart. Als sie mit 21 Jahren schwanger wird, ist der Kindsvater einer Heirat nicht abgeneigt. Ihre Mutter begleitet sie zum Standesamt, merkt aber, dass Marie nicht überzeugt ist: "... ich wollte nicht, weil ich dachte, wenn ich ihn heirate, dann habe ich im Handumdrehen nicht nur ein Kind, sondern mehrere." Da rückt die Mutter mit ihr aus.

Ihre Tochter Ulrike bringt sie im August 1944 in Posen zur Welt, in einem NSV-Heim, i.e. ein nationalsozialistisches Volksheim für Mädchen, die, geschwängert von einem Arier, dem Führer ein Kind schenken wollen. Zwei Wochen bleibt sie in diesem Heim, dann flüchtet sie mit dem Säugling vor der heranrückenden russischen Armee auf einem Militärzug nach Hornhausen in Sachsen - Anhalt, wohin ihre Eltern auf einen Bauernhof evakuiert worden sind.

Bei denen lässt sie ihr Kind bis zum Alter von sechs Jahren und macht sich auf den Weg gen Westen, wo sie später bei ihrer älteren Schwester in Heidelberg unterkommt. Mit ihr arbeitet sie zunächst als Schrift- und Kunstmalerin & pinselt Schilder für Museen, Schulen, Schaufenster und beliefert die Andenkenläden mit Ansichten von Alt-Heidelberg. 

Im Krieg noch hat sie ihre große Liebe Werner Lüdecke wiedergefunden, den sie heiratet und mit dem sie 1947 einen Sohn, Matthias ( Tai ), bekommt.
"Für mich spielte die Liebe eine große Rolle. Ich war auch gar nicht unglücklich, wenn ich von dem geliebten Mann ein Kind bekam. Damals gab es noch keine Pille, und abtreiben wollte ich nicht." ( Quelle hier )
Der Kampf um den Lebensunterhalt veranlasst das junge Paar, die Kinder wieder zu den Großeltern zu bringen, und zwingt auch auf Dauer ihre Liebe in die Knie. 1952 trennt man sich, und der Sohn bleibt vorerst beim Vater und seiner neuen Gefährtin. 

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Nun findet Marie eine neue Tätigkeit bei einem amerikanischen Club, für den sie Plakate und Anzeigen entwirft und druckt. Ein Jahr lang hat sie – das einzige Mal in ihrem Leben! – eine Festanstellung.

Eigentlich ein Traumjob. Aber die Tatsache, dass ihre Tochter ein Schlüsselkinderdasein führen muss, stört sie so sehr, dass sie sich nach Alternativen umsieht. Von zu Hause aus entwirft sie anschließend u.a. Plakate für den Heidelberger Filmclub und den Studentenjazzclub "Cave 54".

Im "Cave 54" lernt sie auch ihren zweiten Ehemann, den Chemiker und späteren Systemanalytiker & Konzeptkünstler Helmut Krauch, kennen, mit dem sie 1956 den Sohn Sebastian bekommt. Krauch, Stipendiat der National Science Foundation, folgt sie mit ihren drei Kindern in die USA. Als Forschungsassistent führt er dort am Nationalen Laboratorium in Brookhaven, New York, Strahlungsversuche durch. Marie ist sehr beunruhigt von der Entwicklung auf dem Gebiet der Atomenergie in Forschung und Rüstung. Für die akademische Zeitschrift "Atomzeitalter", deren publizistischer Schwerpunkt die kritische Begleitung der friedlichen Nutzung der Atomenergie ist, zeichnet sie ihre ersten politischen Karikaturen ( bis 1966 ).

1957 -  die Familie war wieder nach Deutschland zurückgekehrt - kauft sie in Heidelberg-Handschuhsheim eine alte Scheune von 1733 und baut sie um. 1958 hat Marie die grafische Gestaltung des bundesdeutschen Beitrags ( Pavillon der Sektion "Bauen und Wohnen" ) auf der "Expo 58", der Weltausstellung in Brüssel, übertragen bekommen. Von ihrem Verdienst kann der Ausbau der Scheune finanziert werden.

1960 und 1961 wird die Familie mit der Geburt der Töchter Franziska und Friederike erweitert.
"Der Atomforscher" ( 1963 )
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1964 gestaltet sie den deutschen Stand der Ausstellung "Atoms for Peace" in Genf.

"Das Erste, was mich aufregte, war die ganze Aufrüstung... Ich hatte das Gefühl, ich habe meine fünf Kinder in eine hochgefährdete Welt hineingeboren." Das sagt sie später zum Start ihrer Karriere als Karikaturistin.

Die Zeichnungen aus der Zeitschrift "Atomzeitalter" werden 1965 von der "Süddeutschen Zeitung" nachgedruckt. Damit beginnt eine Zusammenarbeit von über 30 Jahren. Ein-, zweimal die Woche erscheinen politische Karikaturen von Marie im Blatt (  "Ich bin mit Abstand die meist indizierte Zeichnerin bei der Süddeutschen." ), und sie erhält pro Cartoon 25 Mark.

Da sie aber nicht wie ihre männlichen Kollegen in München vor Ort lebt, sondern alle Zeichnungen per Post übermitteln muss, sucht sie sich längerfristige Themen wie Jugend, Frauen, Neonazismus für ihre Karikaturen. "Anfangs habe ich noch meinen Vornamen abgekürzt, damit man nicht weiß, dass ich eine Frau bin. Ich wollte nicht nur auf Frauenthemen beschränkt sein." ( Quelle hier )

Den "Praxisschock" ( 1973 ) habe ich damals auch erlitten...
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Ihre Arbeit gibt sie nie auf, auch wenn sie immer wieder ihrem Mann wegen eines Lehrauftrages in die USA folgt.

"Später bekam er eine Professur in Kassel und es war klar: Der Vater ist aus dem Haus, da kann die Mutter nicht auch noch weg. Also habe ich mich gar nicht erst um eine Festanstellung bemüht. Erst recht nicht, als wir geschieden waren. Bis heute haben Mütter mit Beruf ein schlechtes Gewissen. Männer nicht." ( Quelle hier )

Anfang der Siebziger Jahre geht die Ehe auseinander. "Da saß ich da mit einem Haufen Halbwüchsiger, der dann auch noch die Freunde anschleppte – und ich allein denen gegenüber ..." Anlässe für Zeichnungen, zum Beispiel für die Pädagogikzeitschriften "Betrifft: Erziehung" und "päd.extra", gibt es in diesem häuslichen Umfeld mehr als genug.

Aber auch für andere Zeitungen und Zeitschriften wie "Die Zeit", "Vorwärts", "Pardon" und "Titanic" arbeitet Marie. Zeitweilig ist sie auch als Zeichnerin für die Zeitschrift "Emma" im Gespräch, gilt aber in den Augen der Herausgeberin Alice Schwarzer als zu männerfreundlich für ihr Blatt. "Ich habe meine Frauenbewegung allein gemacht. Ich habe einfach nur thematisiert, dass die Frauen die Welt mit anderen Augen sehen, und das war das Neue."

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Ab den 1970er Jahren werden ihre gesammelten Zeichnungen in Buchform vom Rowohlt Verlag und später vom Antje Kunstmann Verlag verlegt. Über 25 Bücher werden es insgesamt werden - hier ein Überblick über das Schaffen ihres Ein-Frau-Unternehmens...

Immer stärker konzentriert sich die Karikaturistin auf die Widersprüche des alternativen Lebensstils, auf die Suche der Frauen und Familien nach dem richtigen Leben im falschen. Mit leichtem Strich, mit Wortwitz und wolkigen Sprechblasen bringt sie das alltägliche Chaos, die scheiternden Erziehungsversuche gestresster Mütter bis zu deren Partnerproblemen aufs Papier. "Ich konnte das, was mich ärgert, raus lassen, hm? Und natürlich möglichst über den Umweg des drüber lachen Könnens."

1984 und 1989 erscheint ihre gezeichnete Autobiographie "Marie, es brennt!" und "Schwarz-weiß und bunt" in zwei Bänden mit zusammen über 300 Seiten. Frühe Werke werden dabei in neue Zeichnungen eingearbeitet.

Weil Marie Marcks in ihren Cartoons sich immer mit grundlegenden Fragen beschäftigt wie mangelnde Verantwortung, die Marginalisierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen, Rassismus oder Rechtsextremismus, bewahren ihre Arbeiten auch über eine lange Zeit ihre Aktualität. Deshalb wird sie oft mit politischen Karikaturisten wie dem Doyen der deutschen Karikatur, Ernst Maria Lang , oder dem sehr viel jüngeren Achim Greser verglichen und mit ihren jüngeren Kolleginnen Franziska Becker oder Claire Brétécher, die sie beide sehr schätzt, gleich gesetzt.

2006
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Trotzdem muss sie in der Bundesrepublik lange auf öffentlichem Beifall warten: Erst 1994 erhält sie das Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk - da ist sie schon 72 Jahre alt.  2002 folgt dann als Auszeichnung die Verleihung des "Göttinger Elches", 2008 schließlich der "Deutsche Karikaturenpreis".

Zu ihrem 80. Geburtstag 2002 ehrt das Berliner Willy - Brandt - Haus mit einer Retrospektive ihrer Werke aus 50 Jahren die "Grande Dame der Satire". Zehn Jahre später widmet ihr das Frankfurter Caricatura-Museum eine Ausstellung. Im Mai 2014 kann das Hannoveraner "Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst" die Übernahme ihres künstlerischen Werkes vermelden. Zur Pressekonferenz kommt Marie Marcks noch selbst nach Hannover.



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Sie zeichnet bis ins hohe Alter. Doch durch eine Osteoporose ist sie auf einen Rollator angewiesen und "sehr eingegrenzt", wie sie selber an dieser Stelle sagt: "Ja, da zeichne ich das, was ich malen kann: Eine Rose im Garten oder irgendeine Blüte. Kürzlich habe ich hier so eine schöne Platanenallee gesehen, wissen Sie, die so ganz französisch anmutet. Jetzt im Hochsommer werfen die Platanen ihre Rinde ab. Und oft sind diese Rinden ganz wunderschöne Gestalten. Da habe ich mir welche mitgenommen und habe die gezeichnet."


Am 7. Dezember 2014 stirbt Marie Marcks, 92 jährig, in Heidelberg - Handschuhsheim.

Das "Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst" in Hannover zeigt posthum von Mai bis Oktober 2015 Werke der Künstlerin aus ihrem Nachlass.

Ihr Credo - "Ernste Anliegen sind mit Humor viel besser zu vermitteln als mit Warnungen oder Trauerbotschaften" - habe ich mir zu eigen gemacht. Denn: "Irgendwann bewirkt man doch etwas!"



Mittwoch, 23. August 2017

Vom Leben mit Hüft - TEP* { 1 }


So viel Ruhe im Blog, das ist für mich ja eher untypisch. Doch ich bin so viel mit mir beschäftigt, mit dem Zurechtkommen in meinem häuslichen Alltag fünf Wochen nach meiner Operation und mit dem Mobilisieren der nach jahrelanger Schon- und Fehlhaltung verkürzten ( und während der Operation malträtierten ) Muskeln, Sehnen und Bänder und ihrer Kräftigung, dass ich weniger Zeit und auch keine berichtenswerte Erlebnisse habe. 

Es geht bergauf, aber nur Schritt für Schritt. Und zu Hause eben unter meiner alleinigen Regie ( Krankengymnastik habe ich jetzt nur noch zweimal die Woche ). Komischerweise vergessen auch Mitmenschen, die einen solchen Eingriff hinter sich gebracht haben, all diese Handicaps ( oder sie erzählen nichts davon, um einen nicht zu entmutigen ). Bei mir ist immer der Eindruck entstanden, dass man relativ schnell wieder in den Normalzustand zurückkehrt.



Da sind einmal die "Stützen", die ich noch mindestens bis nächste Woche - da habe ich wieder ein Rendez-Vous mit meinem Operateur - beim Bewegen benutzen muss und die bewirken, dass ich in meinen Händen nichts transportieren kann, zumindest keine festen Gegenstände wie Vasen, Geschirr usw. ( Was das für die Freitagsblümchen bedeutet, kann sich jetzt jeder ausmalen. )

Kleidungsstücke u. a. textile Materialien hänge ich mir um den Hals oder auf die Schulter und wandere damit zu dem Stuhl, der mir zum Anziehen am angenehmsten ist. Denn das Anziehen von Hosen wie Unterhosen ist ein echtes Problem: Beim operierten Bein darf ich nämlich einen Winkel von 90° Grad zwischen Oberkörper und Oberschenkel nicht unterschreiten: Gefahr der Luxation! Und wer hat nach der gerade erfahrenen Prozedur schon Lust auf eine Wiederholung. Also legt man hosenartige Teile so vor sich auf den Boden, dass man mit dem Fuß des ausgestreckten operierten Beines ( aber dabei nicht Rotieren! ) gerade so die Öffnung erwischt, mit dem Bein durchrutschen und das Teil ein bisschen hochziehen kann. Mit dem gesunden Bein geht es danach einfacher voran, denn das darf man ja bewegen wie gewohnt. 

Glücklicherweise haben wir Sommer, und ich trage selten Strümpfe. Inzwischen kann ich mir die mit Hilfe eines verschriebenen Strumpfanziehers selbst ruckzuck anlegen, nachdem ich in der Reha lange den Handtuchtrick geübt habe, als ob ich eine Zauberkünstlerin werden wollte.

Beim Ausziehen der Hosen habe ich inzwischen auch schon nahezu artistische Fähigkeiten entwickelt, indem ich mit dem gesunden Bein die am Fußende hängende Hose in die Höhe wirble und dort auffange. Geht's daneben: Mit etwas Geschick angle ich mir das Teil mit der Krücke und hebe es so hoch, denn Bücken is nich: Luxationsgefahr!


Mein Glück, dass ich gerne Ballerinas trage: Die sind mit Hilfe eines extra langen Schuhanziehers schnell am Fuß. Denn das Zuschnüren entsprechender Schuhe geht nicht alleine - siehe oben.

Ja, das Bücken ist ein Dauerproblem. Da ich den Greifer, den ich in der Reha bekommen habe, nicht nach draußen mitnehme, habe ich ein echtes Problem, wenn mir etwas herunterfällt wie der Objektivdeckel, als ich dieses Foto aufgenommen habe. Ich muss so verzweifelt ausgesehen haben, dass sofort eine Radfahrerin anhielt und ihn für mich aufhob. Jetzt kommen die Deckel - da ich kaum Taschen an meinen sommerlichen Kleidungsstücken habe - in den Ausschnitt.

Fortsetzung folgt...






* totale Endoprothese eines Hüftgelenkes

Montag, 21. August 2017

Lieben Sie Lyrik? {3}


Ernst Blass


Vormittags
Den grünen Rasen sprengt ein guter Mann.
Der zeigt den Kindern seinen Regenbogen,
Der in dem Strahle auftaucht dann und wann.
Und die Elektrische ist fortgezogen

Und rollt ganz ferne. Und die Sonne knallt
Herunter auf den singenden Asphalt.
Du gehst im Schatten, ernsthaft, für und für.
Die Lindenbäume sind sehr gut zu dir.

Im Schatten setzt du dich auf eine Bank;
Die ist schon morsch; – auch du bist etwas krank –
Du tastest heiter, daß ihr nicht ein Bein birst.

Und fühlst auf deinem Herzen deine Uhr,
Und träumst von einer schimmernden Figur
Und dieses auch: daß du einst nicht mehr sein wirst.



Irgendwie passt dieses Gedicht zu meinem August in diesem Jahr. Und irgendwie war mir danach, das Augenmerk auf diesen vergessenen Berliner Dichter des literarischen Frühexpressionismus, jener antibürgerlich und antinationalistisch geprägten, sozialkritischen Richtung in der deutschen Literatur des späten Kaiserreichs und der Weimarer Republik, zu richten, zu deren Zentralfiguren er gerechnet wird.

Ernst Blass verlegte zu Beginn des Ersten Weltkrieges eine eigene, literarisch-philosophische Monatszeitschrift und veröffentlichte darin neben eigenen Gedichten Beiträge von Ernst Bloch, Leonard Nelson, Max Scheler, Gustav Radbruch, Walter Benjamin, Franz Werfel, Robert Musil, Rudolf Borchardt u. a. 



In der Weimarer Republik  war er als Theater- und Filmkritiker für verschiedene Berliner Zeitungen tätig und als Lektor im Paul-Cassirer-Verlag. Doch seine fortschreitenden Tuberkulose des Auges führte 1926 zur Erblindung. Völlig verarmt starb er 1939 in einem jüdischen Krankenhaus an den Folgen seiner lange unerkannt gebliebenen Lungentuberkulose. Keine deutsche Zeitung durfte seinen Tod melden. Und so blieb er auch in deutschen Exilantenkreisen unbeachtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden seine Dichtungen über das Leben in den großen Städten - ein Thema, das er wohl in die deutsche Lyrik eingeführt hat -  keine Beachtung mehr. Interessierte können in diesem Beitrag der "Zeit" von 1956 ein paar weitere Gedichte von Ernst Blass finden. Hier gibt es noch ein paar mehr zu lesen.


Sonntag, 20. August 2017

Meine 33. Kalenderwoche 2017


Mein letzter Reha - Sonntag wurde erheblich versüßt durch den Besuch meiner beiden geliebten Ms zusammen mit ihren Eltern & dem Herrn K.

Die Kleinste übt Treppensteigen wie ich. Und die schönen bergischen Doppelstiegen sind dafür bestens geeignet.

Zusammen waren wir im Städtchen Eis essen, denn es war wieder knallwarm geworden.


Nicht ganz so hoch wie der Ballon ( am Abend gegen sieben Uhr starteten wieder vier Stück von der Kurparkswiese ) flog die Enkelin mit der Seilbahn auf dem Spielplatz hin und her, aber mit einer ebensolchen Ausdauer. 

Schön war's! Ich hab die Mädchen nach dem Abschied gleich wieder vermisst...


Montagfrüh, sechs Uhr, wurde ich wach: Ein taffer Trainingstag stand bevor und die Abschiedsformalitäten gingen mir durch den Kopf...

Das Auge und die Nase erfreute ein üppiger Strauß mit Dahlien, Dill und Schleierkraut, den mir die Tochterfamilie mitgebracht hatte. Amüsiert beobachtete ich die Wolkenbildung überm Rheintal. Später wurden es immer mehr...

Auch am Dienstag war ich wieder eine "Lerche". - Hatte ich schon einmal geschrieben, wie köstlich es morgens duftete, wenn man auf den Balkon trat?

Sonst ein anstrengender Therapietag: Endlich durfte ich mein neues Gelenk voll belasten und musste den Kreuzgang einüben, außerdem wie ich mich für bestimmte Übungen auf den Boden lege und dabei die Gebote der Luxationsprophylaxe beachte, hatte Training im Wasser, am Motomed die Beinmuskulatur gekräftigt und Hüftgymnastik gemacht. Zwischendurch gab es noch das Abschlussgespräch mit dem Arzt zum Ergebnis meiner Rehamaßnahme und zu weiteren notwendigen Schritten.

Am Abend hörte der stetige leichte Regen endlich auf, und ich habe trotz Schwüle meine Runde im Park "gedreht" und dabei ausprobiert, wie ich mit dem neuen "Gang" klar komme, der mir noch mindestens zwei Wochen vorgeschrieben sein wird.

Den Park werde ich vermissen!


Das sind übrigens die Früchte der Kornelkirsche.

Ab meinem letzten Therapietag habe ich mich um die Mittagszeit noch einmal auf die Terrasse gesetzt und u.a. meinen "Hausbaum", einer Kaukasischen Flügelnuss, genossen. Am frühen Abend musste ich mein gut gefülltes Therapiebegleitheft abgeben - manche Krankenversicherer kontrollieren!
























Anschließend habe ich dann noch "meiner" Bank "tschüss" gesagt...

... und Donnerstagsfrüh um Viertel vor sieben diesem Blick.

Zuhause warteten Rosen von der Nachbarin und Post von lieben Bloggerfreundinnen auf mich:



Ghislana übermittelte mir ihre Wünsche zur weiteren Genesung, ebenso Andrea H., eine sehr aufmerksame, liebe Stille Leserin. Und von der Frau Mo kam nicht nur die Ansicht des Urisees, sondern auch ein feines Buch über die schönsten Gärten & Parks der Schweiz - dafür werde ich hoffentlich, wieder gut zu Fuß, in Zukunft Gelegenheit haben.

Und am Samstagnachmittag, nach einem Spaziergang durch die autofreie Siedlung, fand ich zu Hause einen wunderschönen Blumengruß meiner lieben Stillen Leserin ( und inzwischen guter Freundin ) Sunni vor. Sind die nicht beeindruckend, diese Rittersporne?
Das gilt nicht nur euch, deren Post & Blumen ich jetzt zu Hause erhalten habe, auch euch, die ihr mir so nett in die Reha - Klinik geschrieben, mich mit Karten, Lesezeichen & Büchern ( ganz besonderen Dank an dieser Stelle noch einmal an Karin Be für ihr Buch über Julie Gundert-Dubois! ) versorgt habt, an Maria, Hiltrud, Astrid für ihre Besuche & Marita ( deren Besuch zwar nicht mehr zustande kam, weil ich nach Hause konnte ), vor allem aber der "Astrids Hüft-OP - Whatsapp - Gruppe", die mich täglich mit aufmunterndem Zuspruch, aber darüber hinaus auch wunderschönen Einblicken in ihren Alltag in allen vier Himmelsrichtungen dieser Republik versorgt haben. Das war eine sehr wichtige Sache für mich, die mich wirklich bei der Stange hielt... Bloggen ist großartig, und das nur wegen euch!

Jetzt versuche ich, in meinem häuslichen Umfeld zurechtzukommen mit meinen Einschränkungen: Noch bis zum Ende des Monats muss ich mit beiden Krücken gehen, bis ich ein erneutes Rendezvous mit meinem Operateur habe. Schmerzmittel nehme ich seit sechs Tagen keine mehr, merke aber, dass bestimmte Muskelgruppen noch nicht so aktiviert sind, dass z.B. das Treppensteigen wie gewohnt klappt. Aber ab Dienstag habe ich wieder Krankengymnastik. Und mit dem Herrn K. habe ich eine Theraband - Gruppe gegründet, die täglich eine halbe Stunde trainiert - ich bleibe also am Ball.

Verlinkt mit Andreas Samstagsplausch