Freitag, 30. Juni 2023

Friday - Flowerday #26/23


 Wenn das nicht nach Sommer ausschaut!

 
Mal wieder so ein Eimerfund beim Floristennachbarn,
der mir ins Auge stach,
als ich in der Pizzeria neben dem Blumenladen mit dem Vorgänger-Floristen & seiner Frau plauschte.
( Schon alles sehr praktisch hier in meiner Nohberschaff ! )

Lilien waren lange meine allerliebsten Blumen.


Aber Rittersporn zieht mich auch an.




Abschließend wieder eine Gesamtschau:


Diesen Strauß widme ich meiner mittleren Nichte,
die heute ihren Geburtstag feiern kann.
Alles, alles Gute für dich, liebe "Dini"!

                                                        
Den Freundinnen der Freitagsblümchen wünsche ich ein erholsames Wochenende
 &
und biete hier wieder die Möglichkeit, die eigenen Blumensträuße zu verlinken:
( warum heute nicht die thumbnails angezeigt werden,
habe ich nicht herausbekommen. 
Ich will aber auch nichts nachträglich verändern,
um eure Links nicht zu löschen. )

You are invited to the Inlinkz link party!

Click here to enter

Donnerstag, 29. Juni 2023

Monatscollage Juni 2023

Juni, der Rosenmonat,
Monat der Feste
&
der Begegnungen,
wieder einmal.
Sommerhafte Temperaturen, 
Erinnerungen
an heitere Tage
binnen
sechsundvierzig
Jahren,
in die sich Trauer mischt,
weil es nie wieder so sein wird.

Ich kämpfe
immer noch
mit 
meinen 
Lebensumständen,
koste aber
die Zeit
mit lieben Menschen 
an meiner Seite
gänzlich aus.

Freuen tu ich mich auch über die
achtzehn Beiträge zu
 An dieser Stelle wieder ein
Dankeschön
an alle Teilnehmer*innen!

                                                      





Die Monatscollagen werden von die_birgitt gesammelt, und als Monatsrückblick verlinke ich den Beitrag auch mit judithpeters

Mittwoch, 28. Juni 2023

12tel Blick Juni 2023

Zunächst wieder der Blick auf meine Terrasse:

An den heißen Tagen der Woche habe ich immer so früh wie möglich auf der Terrasse aufgeräumt: 

Ausgetopft, eingetopft, Tontöpfe mit Frostschäden aussortiert,
die von der Magnolie massenhaft abgeworfenen zapfigen Früchte zusammengekehrt
und ein paar neue Pflänzchen beim Floristennachbarn gekauft.
Zum Beispiel das allium senescens
allgemein als alternder Schnittlauch, deutscher Knoblauch oder breitblättriger Schnittlauch
bezeichnet,
welches auf dem Tisch steht.

Als alles wieder "schön" war,
konnte ich mich ruhigen Gewissens
dem Müßiggang hingeben
&
auf der Terrasse morgens & abends einfach nur herumsitzen.

Was meinen zweiten Blick, den Erzberger Platz, betrifft:
Da scheint es den Menschen auch zu heiß gewesen zu sein,
denn er war menschenleer,
als ich mich zum Fotografieren hinbegeben habe.
( Ich habe vorher auch vorzugsweise auch auf dem Nachbarplatz unterm Schirm beim Eiskaffee gesessen.)


Ich wollte dann noch ein zweites Mal ein Foto machen,
der Platz war aber auch nicht belebter - Sommerferien halt.

Dann kommen halt sofort die Übersichten:
















Ich freue mich schon auf die anderen Fotos vom Juni, die Eva Fuchs wieder auf ihrem Blog sammeln wird.

                                                                        

Montag, 26. Juni 2023

Restefest Juni 2023

Seit über vier Jahren greife ich Marions Idee ( kunzfrau kreativ ) in meinem Blog auf, am Ende eines Monats aus Resten genähte Nähwerke vorzustellen. Doch in diesem Juni ist mal wieder nicht viel an Nähwerken entstanden, und die Resteverarbeitung blieb auf dieses kleine Teilchen beschränkt:


Von den Kulturbeuteln für die flüggen Enkel sind natürlich etliche Stücke Wachstuch übrig geblieben. Das "Bon Voyage" auf einem Stück animierte mich, für die netten Nachbarn/Freunde, die sich zu ihrem sechswöchigen Kroatiensommer aufgemacht haben, vorher noch auf die Schnelle ein Täschchen anzufertigen. Das Schnittmuster ist die kleine "Petal Pouch"/noodlehead. 

Das Täschchen ist längst am Ferienziel angekommen, und die Freunde schippern inzwischen zwischen den adriatischen Inseln herum und schicken mir davon ab und an tolle Fotos.

Weil es sonst nichts zu schauen gibt, gibt es noch zwei Fotos dieser Sommerhose am Kinde:




Süß, nicht wahr?



Verlinkt mit dem Creativsalat

Sonntag, 25. Juni 2023

Mein Freund, der Baum: Rot- Eiche

Über die Rot-Eiche habe ich schon mal in einem Post über diverse Eichen geschrieben. Aber heute soll sie mal ganz alleine im Mittelpunkt stehen... 


Die Rot-Eiche, auch Amerikanische Eiche Quercus rubra, steht bei mir im Nippeser Tälchen an verschiedenen Stellen, immer in Gesellschaft mit anderen Bäumen wie Ahorn oder Kastanie. Deshalb hebt sich ihre Gestalt auf den Fotos nicht so sehr ab.

Wie der Name schon sagt, ist sie ein nordamerikanisches Gewächs, das bei uns durch die Verbreitung seiner Eicheln durch Eichelhäher inzwischen 0,5 Prozent der erfassten Waldflächen ( etwa 55.000 Hektar - Stand 2012 ) einnimmt. Neben dem Eichelhäher scheinen Mäuse wichtige Ausbreitungsvektoren der Art zu sein.

Da sie im Vergleich mit den bei uns heimischen Eichenarten resistenter gegen Schädlinge ist, dazu schattenverträglicher und zuwachsstärker, wird sie in weiten Teilen Europas auch gerne forstwirtschaftlich genutzt. Sie gerät dabei in Konkurrenz zur heimischen Traubeneiche Quercus petraea, kann aber gegenüber der Buche Fagus sylvatica auf besseren Böden nicht bestehen. Im Vergleich mit der Buche bietet sie allerdings sehr viel mehr Käfer- und Wanzenarten einen Lebensraum. Was die Artenvielfalt der Bodenvegetation unter den Rot-Eichen anbelangt, ist die meist geringer als in Beständen mit einheimischen Baumarten, besonders wegen der Verdrängung von lichtliebenden Arten.

Heute gilt die Rot-Eiche in West- und Mitteleuropa als eine der am weitesten verbreiteten gebietsfremden Baumarten, die in weiten Teilen Belgiens, Deutschlands, Norditaliens, Litauens, Polens, der Ukraine, des europäischen Teils Russlands, des Urals und Westsibiriens vertreten ist.

In den Vereinigten Staaten ist sie der offizielle Staatsbaum des US-Bundesstaates New Jersey im Nordosten, findet sich aber auch in Texas, Georgia, Missouri, Arkansas und Oklahoma. In den Appalachen kommt sie in Höhenlagen bis zu 1600 Meter vor. Bei uns in Mitteleuropa ist die Roteiche seit Anfang des 18. Jahrhunderts aufgrund ihrer schönen Herbstfärbung häufig in Parks oder Alleen angepflanzt worden. Als Datum der Ersteinführung wird mal 1691, mal 1724 genannt. Die Rot-Eiche zählt zur Familie der Buchengewächse Fagaceae.

Sie ist ein sommergrüner Baum mit Wuchshöhen von 20 bis 25, mitunter bis zu 35 Metern. Sie ist ausgesprochen schnellwüchsig und kann bis zu 400 Jahre alt werden und dabei einen Stammdurchmesser von bis zu 2 Metern entwickeln. In der Jugend bildet sie ein Pfahlwurzel-, später ein Herzwurzelsystem aus.

Junge Bäume treiben jährlich bis zu 2,5 Metern aus mit den Wachstumsschwerpunkten von Mitte Mai bis Anfang Juni sowie Ende Juli bis Anfang August. Die Zweige sind rot-braun mit hellen Lentizellen. Die Baumkrone ist eher rundlich. 

Die Rinde junger Roteichen hingegen ist grau und glatt; später wird eine dünnschuppige Borke gebildet. 

Das Blatt dieser Eichenart ist tiefgebuchtet und bis zu vier-, fünfmal gelappt mit spitz zulaufenden Lappenende. Es kann bis zu 24  Zentimetern lang werden. Der Blattrand ist glatt. Der frische Blattaustrieb ist in den ersten Wochen gelblichgrün, danach grün. Im Herbst färben sich die Blätter kräftig leuchtend rot bis orange, an älteren Exemplaren teilweise auch gelb bis braun.

Die Blütezeit liegt in Mitteleuropa im Mai. Die männlichen Blütenstände hängen locker herab und sind gelblich-grün. Die weiblichen Blüten sitzen einzeln oder paarweise. Sie erscheinen im Frühling gemeinsam mit den Blättern. Die Eicheln - das ist das besondere bei dieser Eiche - reifen erst im zweiten Jahr und sind bei einer Länge von etwa zwei Zentimetern sowie einem Durchmesser von ebenfalls zwei Zentimetern breit-eiförmig.



Bevorzugt wird von der Rot-Eiche ein eher sandig - lehmiger bis stark lehmiger Boden, der schwach sauer bis alkalisch ist. Diese Eiche ist eine Lichtbaumart, sie braucht also einen hellen und warmen Standort. Zu beachten ist bei der Aufforstung mit der Rot - Eiche: Je wärmer es wird, umso mehr Regen braucht der Baum.

Das Holz dieser  Eichen-Art kann wie das Holz der in Mitteleuropa heimischen Stieleiche und Traubeneiche verwendet werden, ist aber insgesamt weniger wertvoll ( Dauerhaftigkeitsklasse DK 4), denn es wird leichter von Pilzen befallen, so dass es als Bauholz oder für den Schiffsbau weniger bis gar nicht geeignet ist. Für den lnnenausbau, Parkett, Möbel, Spanholz/Spanplatten & Furniere ist das Holz gut einsetzbar.

Von Nutzen ist der Baum als Brandschutzriegel in Nadelwäldern, da die säurehaltigen und schlecht zersetzbaren Laubblätter weitere Vegetation behindern und somit ein eventuelles Feuer gebremst werden kann.

Gefährdet ist der Baum durch das sogenannte Eichensterben: Das beginnt häufig mit einem nässenden Riss, der rasch größer wird. Der Baum verliert dadurch seine Vitalität und stirbt ab. Ein Gegenmittel gibt es nicht. Auch der bakterielle Blattbrand, übertragen durch Wanzen & Zikaden, ist eine Gefahr. Normalerweise geht der Baum 5 bis 10 Jahre nach dem Befall ein. 

Jetzt gebe ich den Staffelstab an euch weiter, egal, ob aus Eichenholz oder anderem, und fordere euch auf, eure Baumbekanntschaften zu Verlinken! Das Linktool ist fast 5 Wochen frei geschaltet, also habt ihr viel Zeit.



 

Samstag, 24. Juni 2023

Meine 25. Kalenderwoche 2023

 "... daß wir, wenn wir um das trauern, 
was wir verloren haben, 
auch um uns selbst trauern. 
Um uns, wie wir waren.
Um uns, wie wir nicht länger sind.
Um uns, wie wir eines Tages  
gar nicht mehr sein werden."
Joan Didion: "Das Jahr des magischen Denkens" 


Am vergangenen Samstag bin ich mittags trotz des komplett gesperrten Hauptbahnhofes in Köln ( fragt mich nicht, um welchen Preis ) nach Bonn gereist. Der Plan war, mich zunächst mit meiner Tochter, aus München kommend, zum Mittagessen im Hotel zu treffen, in dem wir zusammen übernachten wollten.




Die Bahn hatte mit ihr ( und mir indirekt dann auch ) anderes vor. Der Zug kam mit zweistündiger Verspätung an, und das Hotelrestaurant hatte zu diesem Zeitpunkt schon seinen Betrieb eingestellt. Ich musste mir also die Zeit vertreiben.




Immerhin konnte sich die Tochter im Hotelpool abkühlen, bevor wir uns zum eigentlichen Anlass unseres Besuches aufmachten: Unsere Wahlverwandten blicken auf fünfundzwanzig Jahre gemeinsamen Lebens zurück. Und das haben sie mit ganz vielen Leuten gefeiert, an einem ganz besonderen Ort.

Zunächst gab es viele kleine Köstlichkeiten auf die Hand und anschließend eine herrlich bunte, lustige Travestieshow mit durchaus nachdenklichen Momenten, weht der LGBTIQ-Gemeinschaft doch mittlerweile ein scharfer Wind entgegen. Das ist ja eines der Felder erreichter Liberalisierung der Bundesrepublik seit den sechziger bzw. siebziger Jahren, welches das konservativ- rechte politische Spektrum gerne wieder zurücknehmen würde, um die Bundesrepublik in jene Zeiten, welche man nach Adenauer überwunden glaubte, zurückzukatapultieren. 

Kaum etwas überfordert wohl die neuen konservativen Kulturkritiker mehr als die multiplen Möglichkeiten von Lebens- und Selbstentwürfen, bis hin zur Infragestellung von Geschlechterrollen und -normen, ja der Eindeutigkeit von Geschlecht an sich. Wir haben da ganz andere Erfahrungen gemacht:


Das, was Knut Vanmarcke & Dirk Vossberg-Vanmarcke auf die Bühne brachten war ein großes Plädoyer für die menschliche Vielfalt und für Toleranz, so, wie wir es gerade auch in unserer Familie schätzen und leben und dadurch über die Jahrzehnte eine ungeheure Bereicherung erfahren haben, ja unendlich viel Liebe, Mitmenschlichkeit im besten christlichen Sinne, Fürsorge & Unterstützung, besonders & gerade in den schwersten Stunden unseres Lebens.

Bestürzt hat mich dann am Sonntag zu lesen, was der Berater des russischen Präsidenten, Sergei A. Karaganov, dazu von sich gibt und wissenschaftlich zu begründen (!) versucht: Weil wir so verkommen durch unsere "... menschenfeindlichen Ideologien, die die Familie, die Heimat, die Liebe zwischen Mann und Frau, den Glauben ablehnen", müssen wir in den Städten Europas atomar vernichtet werden. "Wokeness" als Wurzel allen Übels der heutigen Zivilisation teilt mit ihm ja auch das bereits weiter oben erwähnte politische Spektrum hierzulande. 

Unsere Vielfalt & Lebensanschauungen wird von Karaganov also als Argument für die Legitimität von Atomschlägen gegen den Westen genutzt, und zwar so:
"Die Entwicklung von Atomwaffen war das Ergebnis einer göttlichen Intervention. Gott übergab der Menschheit eine Waffe des Armageddon, um diejenigen, die die Angst vor der Hölle verloren hatten, an deren Existenz zu erinnern."

Mir macht dieser russische Anspruch Angst, dieses zur Schau getragene Auserwähltsein, dieses Gefühl der Überlegenheit, wie wir es ja vor neunzig Jahren im eigenen Land auch an den Tag gelegt haben ( "am deutschen Wesen soll die Welt genesen" ). Tut mir leid, mit solchen Menschen kann man meines Erachtens keine Friedensverhandlungen führen. Die afrikanische Friedensmission in Moskau hat das ja wohl auch zu spüren bekommen... 

Zehn Monate waren es am Sonntag her, dass mein Mann gestorben ist. Das obige Zitat gibt meinen derzeitigen Gemütszustand gut wieder.

Da ich sonntags erst am frühen Nachmittag heimgekehrt bin und nicht mehr raus wollte - drückende 30 Grad  -, habe ich mich montags in der Früh zum Friedhof aufgemacht. Diesmal hab ich einen Kranz aus meinen Beständen und ein Töpfchen Margeriten aufs Grab gelegt, denn im Moment geht jeglicher Blumenschmuck schnell zugrunde. Die Kerzen kann man auch vergessen, die verflüssigen sich und der Docht versinkt.  

Aber Extra-Blumenschmuck ist irgendwie auch nicht nötig, denn im Bestattungsgarten wächst & blüht es ganz wunderbar.








Ich habe länger auf der Bank im Pavillon gesessen, hab erfrischende Spritzer von der Beregnungsanlage abbekommen, den Vögeln gelauscht und den Gedanken nachgehangen.




Aber auch auf unserer Hauptverkehrsstraße konnte ich es aushalten. Dort blühen unterdessen schon die Stockrosen.

Am Mittwoch dann stand die Sonne um 16:57 Uhr am höchsten über der Äquatorebene der Erde: Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel! 


Die habe ich dann alleine auf meiner Terrasse verbracht, den spielenden Kindern im Nachbarhof gelauscht, den Zickzackflug der Fledermäuse verfolgt und wieder meinen Gedanken nachgehangen.


Am Donnerstag sind nach ekelhafter Schwüle mindestens fünf Regenschauer, manchmal begleitet von etwas Donnergrummeln, über die Stadt gezogen. Die Frau, die immer alles besser weiß, hat ja Köln als Unwetterschwerpunkt prognostiziert. Davon konnte keine Rede sein. 19 Liter verzeichnete der Regenmesser im Garten.

Freitagnachmittags habe ich mich dann auf dem Plätzchen mit Karin/fadenspielundfingerwerg getroffen. Das war richtig, richtig schön, so lange so vertraut miteinander zu "quatschen".


Ich kann's nicht lassen ( schließlich kommt auch der Dom meiner Heimatstadt in der Ankündigung vor ), aber die Irren & Bekloppten um uns herum hören auch nicht auf mit der Angstmacherei - die letzte Drohung habe ich doch erst vor drei Wochen hier gepostet :


Wenn die Menschheit, besonders in den hochzivilisierten, reichen Regionen dieser Erde, doch endlich die Katastrophe ernst nehmen würde, die tatsächlich auf uns zukommen wird! Frau könnte verzweifeln ob der Blödheit...

             




Verlinkt mit Andrea Karminrots Samstagsplausch, mit der Gartenwonne und Niwibos DraußenGlück.
 

Freitag, 23. Juni 2023

Friday - Flowerday #25/23

 


Diese nachtblaue Prachtvase verlangt nach bescheidener Füllung,
finde ich.

Deshalb habe ich für sie im Garten nur 
ein paar Rispen der Hydrangea quercifolia abgeschnitten
( und etwas Bambus ).


Da werden Erinnerungen wach an den Besuch des Musée Rodin
in Paris vor über zwanzig Jahren.


Ein heißer Sommertag wie dieser Tage bei uns...
Aber im Garten blühten unendlich viele dieser Hortensienbüsche,
die mich so fasziniert haben...

 ... dass ich, wieder zu Hause, auch nach einem Exemplar für unseren Garten gesucht habe.


Es steht nun seit vielen Jahren in einem großen Topf am Plätzchen neben dem Miniteich 
und erfreut mich in diesem Sommer mit zahlreichen Blüten.

Allen Liebhaber*innen der Freitagsblümchen
wünsche ich ein schönes Sommerwochenende!

                                                  

Und hier nun wieder die Gelegenheit, euch zu verlinken:

Donnerstag, 22. Juni 2023

Great Women #341: Wibke Bruhns

Na klar habe ich mitbekommen, dass sie die erste Nachrichtensprecherin im bundesdeutschen Fernsehen gewesen ist, als sie am 12. Mai 1971 um 22.15 Uhr in der ZDF-Nachrichtensendung "heute" sprechen durfte. Mehr Eindruck hinterlassen hat bei mir aber ihr Buch "Meines Vaters Land", welches 2004 erschienen ist und in dem sie ihre Familiengeschichte rund um ihren als Hochverräter in Plötzensee im August 1944 hingerichteten Vater erzählt. Insgesamt ein beeindruckendes Leben, das Wibke Bruhns geführt hat, so dass ich es euch heute erzählen möchte.


Wibke Bruhns kommt als Wibke Gertrud Klamroth am 8. September 1938 in Halberstadt zur Welt. Sie ist das jüngste von fünf Kindern von Else Podeus, Fabrikantentochter aus Wismar, und ihres Mannes, dem Kaufmann Hans Georg Klamroth. Wibkes Geschwister - Barbara (*1923), Ursula (*1924), Jochen (*1925), Sabine (*1933) - sind also um einiges älter als das Nesthäkchen der Familie.

Die Klamroths, eine angesehene und wohlhabende Kaufmannssippe aus Halberstadt im Harzvorland, sind stolz auf eine lange Tradition. Die Firma handelt mit Saatgut und anderen Waren, zuletzt dann sehr erfolgreich mit Kunstdünger.

Wibkes Mutter hingegen hat etwas Weltstädtisches, so heißt es, kommt sie doch vom Meer, aus einer Hansestadt mit Verbindungen nach England. Sie ist nicht mondän, keine ausgesprochene Schönheit, aber voller Spontaneität, immer ein bisschen frech, aber mit tadellosen Manieren, mit Humor gesegnet und etlichem Selbstbewusstsein. "Sie bewegte sich auf jedem Parkett, als sei sie dort zu Hause", wird die Tochter später den Vater zitieren, der wohl sehr verliebt ist.

Der, nur ein Jahr älter als Else, ein Selbstzweifler, stellt sie hinter dem Rücken der beiden Elternpaare stolz als seine Braut vor. Doch erst einmal wird er von seinem Vater nach Südamerika verbannt, dann noch einmal in die USA, bevor die beiden am 15. September 1922 doch endlich heiraten können. Zunächst ziehen sie nach Bochum, wo Hans Georg Klamroth eine Stellung bei der Ammoniak-Vereinigung bekommen hat. Als Else zum ersten Mal schwanger ist, setzt er aber endlich die Teilhaberschaft in der väterlichen Firma in Halberstadt durch. Barbara, die Älteste, wird dann dort geboren.

Villa Klamroth in Halberstadt, heute ein Hotel



Interessant ist die politische Entwicklung des Vaters, der zunächst den Nationalsozialisten skeptisch gegenübersteht ( das beweisen seine Tagebucheintragungen ), dann aber nach der Machtergreifung langsam aber sicher einen anderen Ton anschlägt. "Die Crème de la Crème nicht nur der Halberstädter Gesellschaft reiht sich ein", so beschreibt es Wibke in ihrem Buch über den Vater. "Aber wenn schon dabei sein, dann besser frühzeitig, wird sich HG gedacht haben."... "Fürs Geschäft ist es auch nicht verkehrt." Hans Georg Klamroth tritt also sofort in die Partei ein, seine Frau dann 1937. 1933 stimmt er dafür, einen jüdischen Geschäftsmann aus dem Halberstädter Geschäftskreis auszuschließen. Es scheint kein vorübergehender Rausch gewesen zu sein, keine opportunistische Anwandlung, sondern eine tiefgehende Affinität, wird Wibke in ihrem Buch konstatieren. Solange dann später die deutsche Wehrmacht im Krieg Sieg auf Sieg erringt, ist alles in Ordnung.

Doch 1940 wird der Vater dann notieren: "Wir spürten die Änderung der Verhältnisse gegen die Zeit vor 1933 - ungeachtet aller Vorstellungen und Änderungsvorschlägen hielt die nationalsozialistische Führung an den von ihr als richtig erkannten Prinzipien unverändert und eisern fest."

Die Klamroths von links nach rechts:
Else mit Wibke auf dem Arm, Ursula, Hans Georg, dahinter Jochen, Sabine auf dem Schoß von Barbara
(1938/39)



Da ist er bereits im Krieg, in Dänemark. Er kann Dänisch und hat viele Freunde und Verwandte im Land ( seine Schwiegermutter ist Dänin ). Klamroth wird Offizier der Abwehr. Inzwischen hat sein Vetter zweiten Grades, Bernhard Klamroth, im Januar 1943 Wibkes Schwester Ursula geheiratet. Der ist ebenfalls Offizier und arbeitet im Oberkommando des Heeres in Mauerwald in Ostpreußen, unweit der Wolfschanze. Dieser Bernhard gehört zum Widerstand. Wahrscheinlich setzt bei Hans Georg Klamroth ein Umdenken nach der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad ein. 

Cousin Bernhard ist maßgeblich daran beteiligt, im Mai 1944 den Sprengstoff für das Attentat auf Hitler am 20. Juli zu besorgen. Wibkes Vater ist Mit-Wisser, doch kein Mit-Täter. Mit Else redet er nicht darüber.  Als das  Attentat scheitert und die Verschwörer nach und nach gefasst werden, werden auch Hans Georg & Bernhard Klamroth verhaftet, verurteilt und am 26. August 1944 hingerichtet. Wibkes Vater nur, weil er seinen Cousin & Schwiegersohn nicht verraten hat.

An all das erinnert sich das Kind Wibke, beim Tod des Vaters noch keine sechs Jahre alt, nicht wirklich. Es gibt eine "diffuse Familien-Übereinkunft des Nicht-Redens", der sie unterworfen wird und der sie sich auch selbst unterwirft: "Ich hielt ihn mir vom Hals. Ich wollte nichts über ihn wissen."

Die  Mutter und die Schwester Ursula werden aus der NSDAP und der NS-Frauenschaft ( deren Ortsgruppenführerin die Mutter gewesen ist ) ausgeschlossen, Barbara von der Uni Wien verwiesen und muss zwangsverpflichtet in einer chemischen Fabrik in Goslar arbeiten. Der einzige Sohn der Klamroths, Jochen, wird in Sippenhaft genommen und kommt zusammen mit gewöhnlichen Schwerverbrechern in die Strafdivision 999, die unter härtesten Bedingungen und großen Verlusten an der Ost- und Westfront kämpfen muss. Das Vermögen aller Mitglieder der Familie, auch das der Kinder, wird beschlagnahmt. Sie werden von der Schwester des Vaters alimentiert. Beim Großangriff auf Halberstadt einen Monat vor Kriegsende wird auch die Firma zerstört. 

Die letzte Zeit in Halberstadt ist wohl ein Alptraum. Woran sich das Kind Wibke noch erinnert, ist eine Ohrfeige, die sie von der Mutter erhalten hat auf die Frage hin, warum niemand mehr "Heil Hitler" sagt.

Im Sommer 1948 zieht die Mutter mit ihren beiden Jüngsten nach Braunschweig und versucht vom Grenzort Mattierzoll die Firma der Klamroths wieder zu beleben. Die Grenze ist da noch eine "grüne", Lastwagen der Firma bringen im Dunkel der Nacht Möbel & andere Habseligkeiten aus Halberstadt unter Getreidesäcken verborgen hinterher. Else versteht nichts vom Geschäft, müht sich und muss die beiden Mädchen viel allein lassen. Die sind extrem unterschiedlich und gehen ebenso unterschiedlich damit um, dass sie "im Strudel der bundesrepublikanischen Gründerjahre an den Rand gespült" worden waren. Wibke beschreibt sich selbst als ausgestattet mit einem dicken Fell, "dick wie Kreppsohlen" und "hart im Nehmen". Sie wird z.B. 1949 quer durchs Land alleine in ein Kinderheim der evangelischen Kirche am Bodensee geschickt. Das Heimweh dort lässt sie aber nach einem Vorwand suchen, wieder nach Hause zu kommen.

Geldsorgen plagen die Familie immerzu. Schließlich geht die Firma in Konkurs und Else, Sabine & Wibke müssen von Spenden des Hilfswerks 20. Juli leben. Durch Vermittlung von Eugen Gerstenmaier erhält  Else Klamroth 1949 eine Anstellung in der Botschaft in Stockholm. Wibke kann mit einem Stipendium des Hilfswerkes zunächst das evangelische Bugenhagen-Internat in Timmendorfer Strand besuchen, wird dann aber von der Mutter nach Stockholm geholt. Dort lebt sie sich nur langsam ein. Weil die Mutter für die Tochter ein deutsches Abitur will, kommt Wibke in ein Internat in Plön. Das muss sie 1955 wiederum verlassen, weil sie eine Beziehung zu Hau Möller, einem Mitschüler, hat. Nächste Station dann also Berlin, untergebracht bei Freunden. Die sechste Schule in dreizehn Schuljahren!

Immerhin kommt sie diesmal in eine Familie, und sie wird später sagen "Vater, Mutter und zwei Kinder blieb für mich auf Jahre hinaus die erstrebenswerte Lebensform". Im Februar 1957 legt sie das Abitur ab und geht für ein halbes Jahr nach London, wo die Mutter inzwischen tätig ist. 1957 wird auch Else nach jahrelangen Verhandlungen eine Entschädigung für die Verurteilung und Hinrichtung ihres Mannes zugesprochen, die minderjährigen Kinder bekommen ebenfalls eine Rente. Aber schon 1962 wird von der Entschädigungsbehörde eine Rückzahlung angeordnet. Alles wird zunächst bei einer Bank angelegt, bis vier Jahre später der Bundesgerichtshof im Interesse der Klamroths entscheidet.

Wibke besucht zunächst für ein Jahr eine Handelsschule, dann beginnt sie ein Studium in Hamburg, Geschichte und Politikwissenschaften, welches sie 1960 abbricht. "Ich war zu dumm, ich konnte Hegel nicht verstehen", so ihr Kommentar. Sie beginnt jetzt ein Volontariat bei der Bild-Zeitung, weil sie da so bezahlt wird, dass sie einigermaßen bescheidden davon leben kann. 1961 nach dem Mauerbau hört sie jedoch aus politischen Gründen auf, weil eine in ihren Augen unzulässige Verknüpfung mit 1933 publiziert wird. Sie wird aber immer betonen, sie habe beim Boulevardblatt viel gelernt. Anschließend verdingt sie sich als Produktionsassistentin beim NDR und darf bald eigene 3-Minuten-Filme machen. Auch hier lernt sie wieder gründlich ihr Handwerk. In dieser Zeit heiratet sie zum ersten Mal, den Werbekaufmann Peter Teichgräber, von dem sie sich aber schon nach einem Jahr scheiden lässt.

Mit ihrem Vorgesetzten aus der Redaktion "Mensch und Landschaft" beim NDR wechselt sie zum neu gegründeten ZDF. Im November 1962 wird sie bei dieser Sendeanstalt fest angestellt. Die ist aber noch nicht auf Sendung und sucht noch weiteres Personal. Die 23jährige begutachtet die Bewerbungsschreiben von Menschen, die qualifizierter sind als sie selbst, und hilft beim Aufbau des Hamburger Studios. Als das ZDF am 1. April 1963 auf Sendung geht, arbeitet Wibke für die Magazinsendung "Drehscheibe" und ist mit dem Ü-Wagen unterwegs.

1965 heiratet sie den zehn Jahre älteren Schauspieler Werner Bruhns. Mit ihm bekommt sie im Sommer 1966 die Tochter Annika, im April 1968 dann Meike. Zwei Kleinkinder bestimmen jetzt ihr Tempo, zumal ihr Mann im deutschsprachigen Raum von Hamburg bis Wien und Zürich Theater spielt und keine Stütze ist.

Als das ZDF spitz bekommt, dass die ARD mit einer Nachrichtensprecherin reüssieren will, meint der ZDF-Kollege & Nachrichtensprecher Hanns Joachim Friedrichs zur jungen Redakteurin: "Du machst das, oder?" Und so kam es zu dem eingangs erwähnten ersten Auftritt der Wibke Bruhns in der Sendung "Heute".




Natürlich gibt es Reaktionen: Während sich Männer gerne über ihren zu kleinen Busen auslassen, empören sich Frauen und verlangen in wütenden Briefen, sie solle sich gefälligst um Mann und Kinder kümmern. Kollegen wie der ARD-Sprecher Karl Heinz Köpcke finden, Frauen kämen für die Berichterstattung an vorderster Front nicht in Frage. Sie seien nicht gefasst genug und würden in Tränen ausbrechen, wenn in den Nachrichten von Krieg und Zerstörung die Rede sei. "Eine Frau hat doch Gefühle. Sonst wäre sie keine Frau.

Sie selbst hat nur Probleme damit, dass sie sich oft verspricht und beim Artikulieren bestimmter Wörter Schwierigkeiten hat, weshalb sie Sprechunterricht braucht. Nach 380 Sendungen hat sie dann aber auch genug davon, die immer nur von anderen formulierten Texte vorzulesen. Sie schmeißt den Job ( "der langweiligste, den ich hatte") 1972 hin und macht Wahlkampf für Willy Brandt. Die spießige Selbstgerechtigkeit der Deutschen in dieser Zeit geht ihr schon länger auf die Nerven. An Willy Brandt hingegen fasziniert sie seine ganz andere Biografie als Emigrant und sein Wille zum Ausbruch aus dem Adenauer-Mief. 

"Das gehört sich nicht für eine unabhängige Journalistin, natürlich nicht", bekennt sie in ihrem biografischen Buch. Günter Grass hat sie für die sozialdemokratische Wählerinitiative gewonnen, und Wibke tourt nun durchs Land. Sie kann mit großem Publikum umgehen und ist auf vielen Politikfeldern zu Hause. "Es ging um Sachlichkeit gegen Polemik, Aufklärung gegen Unterstellungen, individuelle Menschen gegen die Anonymität des großen Geldes." Wibke wird die Schlussveranstaltung zwei Tage vor der Wahl moderieren. Dort lernt sie Willy Brand persönlich kennen.

Das ZDF reagiert auf die heftige Kritik am Engagement ihrer Nachrichtensprecherin übrigens recht gelassen.

Anfang des Jahres 1973 steigt sie wieder ins Berufsleben ein, arbeitet nun für den WDR, bei dem sie unter anderem mit Beiträgen für das politische Magazin "Panorama" auf sich aufmerksam macht. Ab 1974 ist sie auch für den SWF tätig. Neben dieser Arbeit beginnt sie als freie Mitarbeiterin für den "Stern" zu schreiben. Ihre Kontakte innerhalb der SPD erleichtern ihr, Brandt auf seinen Auslandsreisen journalistisch zu begleiten, so nach Jugoslawien zu Tito, oder  dann im Juni 1973 nach Israel.

Dort ereignet sich das, was Wibke Bruhns nachhängen wird bis heute: Brandt nimmt sie nach einem Staatsempfang, als er sie in der Lobby des "King David"-Hotels in Jerusalem entdeckt, an der Hand - "Jetzt gehen wir einen trinken." - und sucht mit der 35jährigen sein Zimmer auf. 

"Er sprach und sprach", wird sie in ihrer Autobiografie schreiben. Über sein gespaltenes Verhältnis zu Israel, seine Verbundenheit mit den geschundenen Juden, seine Schwierigkeiten mit der israelischen Premierministerin Golda Meir, die sich mit Gott im Bunde fühle. "Nach anderthalb Stunden stand er auf, ich auch – er küsste mich väterlich auf die Wange. Ich war entlassen. Es war gegen zwei Uhr morgens. Die israelischen Sicherheitslümmels feixten, als ich aus der Tür kam."

Das Ehepaar Bruhns (rechts) wird von Willy Brandt auf dem Kanzlerfest im Palais Schaumburg begrüßt
(1973)
Ab zwei Uhr morgens ist der Klatsch von einer Affäre zwischen dem als Schürzenjäger geltenden SPD-Chef und der 25 Jahre jüngeren Journalistin in der Welt und bleibt in ihr, bis Brandts 3. Ehefrau Brigitte Seebacher 2004 preisgibt, dass die Affäre eine ganz andere Stern- Journalistin gewesen ist.

Im Juli des gleichen Jahres macht sie in einem Ferienhaus in Norwegen, ganz in der Nähe des Brandtschen Domizils, auf Vermittlung von Rut Brandt mit ihrer Familie Urlaub. Sie soll ein Porträt zum 60. Geburtstag des Kanzlers verfassen. Wieder redet er viel, aber nie über Privates.

Im Rahmen der Guillaume - Affäre wird die Jerusalemer Geschichte wieder hochgekocht. Sie steht auf einer Liste, mit der der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Herbert Wehner, Brandt nach der Enttarnung Guillaumes als Spion zum Rücktritt drängt. Einen verruchten Ton schlägt man an, indem von einem "Collier" die Rede ist, das Wibke angeblich damals im Hotelzimmer vergessen hat, als ob man es mit einer Kurtisane des 18. Jahrhunderts zu tun hätte! Am 7. Mai 1974 tritt Willy Brandt als Kanzler zurück

Wibkes Mann Werner Bruhns verübt am 16. Oktober 1977 in seiner Heimatstadt kurz nach seinem 49. Geburtstag Suizid. In ihrer Autobiografie kommentiert sie dieses tragische Ereignis mit "ich musste mein Leben umkrempeln, um damit zurechtzukommen", mehr nicht. So kann sie den Chefredakteur Henri Nannen überzeugen, dass der "Stern" einen Nahost-Korrespondenten bräuchte. 1979 ist es so weit und sie geht mit ihren Töchtern, vierzehn und zwölf Jahre alt, 1980 nach Israel. Die Mädchen gehen auf eine englische Schule, während ihre Mutter sich zwischen den Fronten der Nahostpolitik bewegt. Sie spricht mit Regierungschefs, Geheimdienstoffizieren, mit Jassir Arafat und findet israelische und palästinensische Freunde. Eine  politisch schwierige Zeit, die sie dennoch genießt ( mehr als die folgenden vier Jahre in Washington ). Sie schreibt das viel gelobte Buch "Mein Jerusalem", das 1982 erscheint. Irgendwann ist ihre Neugier aber erschöpft, die Glückstage können die täglichen Katastrophen nicht mehr aufwiegen. Also auf zu neuen Ufern.

Im Gespräch mit einem israelischen Geschäftsmann ( 1983 )
CC-BY-ND-NC



Zwischenzeitlich, 1983, ist sie in den Skandal um die gefälschten Hitler - Tagebücher beim "Stern" verwickelt, indem sie Teil der Kommission für die Neubesetzungen nach den Rücktritten der Chefredakteure wird. 

Von 1984 bis 1988 berichtet sie dann für das Hamburger Magazin aus Washington. Eine "Geo"-Reportage über das Vietnam-Denkmal in der US-Hauptstadt bringt ihr den renommierten Egon-Erwin-Kisch-Preis ein. "Die USA haben mich kein Herzblut gekostet wie Israel. Aber so richtig interessiert haben sie mich auch nicht."

Vierzehn Jahre ist sie beim "Stern" gewesen Jetzt zieht es sie wieder nach Europa, in eine Gegend, in der es sonniger ist als in Hamburg. Stadt muss es nicht mehr sein, die Töchter sind aus dem Haus. "Das schönste Haus der Welt" findet sie schließlich in Ingolsheim im Elsass. Die Arbeiten rund ums Haus sind für sie ein "Riesenspaß". Mit einer Festanstellung rechnet die mittlerweile Fünfzigjährige nicht. 

Vom Printmedium wechselt sie wieder zum Fernsehen. Für den WDR moderiert sie nun ab Oktober 1988 ( bis Ende 1992 ) zusammen mit Gisela Marx die politische Talkshow "Drei vor Mitternacht" ( auf Youtube ist eine Sendung zu verfolgen ). Mit der publizistischen Marke "Wibke Bruhns" lässt sich für die Journalistin gut Geld verdienen: Im WDR-Hörfunk moderiert sie das "Mittagsmagazin", ab 1993 die Nachrichten beim Privatsender VOX bis zur Pleite im Jahr darauf, sie filmt für die Deutsche Welle, Arte und den Südwestfunk, schreibt Kolumnen, Kommentare, Kritiken für verschiedene Printmedien, darunter auch immer wieder der "Stern"

So idyllisch das Leben im Elsass: "1998 konnte ich mich den Sirenenklängen der Hauptstadt nicht mehr entziehen. Ich zog aus dem Elsass nach Berlin." Seit 1995 ist sie schon Kulturchefin beim öffentlich-rechtlichen Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB, später RBB) in Potsdam - ein "deutsch-deutscher Intensivkurs"! Und sie kann mit den Recherchen für ihr Buch über den Vater anfangen, denn in dem trudelig-trubeligen Arbeitsalltag fehlt ihr ein echter Inhalt. Außerdem ist der neue Job ein Managementposten, und statt unterwegs zu sein, um Sendungen zu machen, sitzt sie über Kostenrechnungen.

2012
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Zweimal sieben Stunden Autofahrt an einem Wochenende zwischen dem Haus in Ingolsheim und Berlin sind für Wibke schließlich nicht mehr (er)tragbar, und sie verkauft das Haus schweren Herzens ohne in Berlin einen entsprechenden Ort zum Leben zu finden & zu haben. Ein letzter Job bei der Expo 2000 in Hannover als Sprecherin - Public Relations ist nicht ihr Ding, stellt sie fest. Eine Rückkehr zum Fernsehen lehnt sie ab: "Da sitzen zu viele Tattergreise.

Also überschlägt sie ihre Finanzlage und konzentriert sich nun voll & ganz auf das Buch über ihren Vater, obwohl sie davor auch Angst befällt.
"Die Resonanz ( auf das Buch; Erg. durch mich ) war unerwartet. Mein 'Nischenbuch' entpuppte sich als etwas, worauf Leser gewartet hatten. Dergleichen kannst du nicht steuern. Menschen erkannten ihre eigene Geschichte in dem Text", schreibt sie in ihrer Autobiografie "Nachrichtenzeit. Meine unfertigen Erinnerungen."

Diese kommt 2012 heraus. Aufsehen erregt sie noch einmal 2013, als sie bei Günther Jauch zu Gast ist und sich zu Verharmlosungen in puncto Sexismus herablässt. Das gibt einen Shitstorm in den social media.

Über das weitere Leben der Wibke Bruhns als Rentnerin habe ich kaum etwas in Erfahrung bringen können. Von ihrer Wohnung mit Dachterrasse in Berlin-Charlottenburg aus hat sie wohl die weitere Berliner Politik aufmerksam verfolgt und gerne mit Verve in Interviews kommentiert. Am 20. Juni 2019 stirbt Wibke Bruhns, die sich selbst als "viel rauchende und viel trinkende" Reporterin beschrieben hat, im Alter von 80 Jahren in Berlin. Einen Monat später findet die durch ihre Mobilität und ihren ihren gegenwärtigen, wachen Geist beeindruckende Journalistin ihre letzte Ruhe auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg. 

In Nachrufen wird Wibke Bruhns als "widerborstig", "kämpferisch", "unangepasst", "hartnäckig" & "leidenschaftlich" beschrieben, als eine, die vieles anderen Frauen voraus gehabt hat, weil sie Monopole durchbrochen hat, eine "Pionierin". Eine Mutmacherin in jenen Zeiten des Aufbruchs nach der Nachkriegszeit, durchaus auch für mich, und eine, die immer überdacht hat, was sie will und Veränderungen nicht gescheut hat. Ein role model meiner Generation quasi.