Dienstag, 22. Oktober 2024
Lieben Sie Lyrik? {22}
Samstag, 5. Oktober 2024
Meine 40. Kalenderwoche 2024
"'Warum kannst du keinen BH tragen?', schrie mich ein Mann neulich vorwurfsvoll an, als ich auf die Straße trete. 'Ich kann deinetwegen auf der Straße nicht laufen!', sagt er und zeigt auf seinen erigierten Penis. Ob ich denn nicht verdammt noch mal einen BH hätte?", so beschreibt eine ganz junge Frau eines ihrer Erlebnisse von diesem Sommer.
Ich habe aus meiner eigenen Jugend noch viele solcher Vorkommnisse im Kopf, hatte aber gehofft, die blieben meiner Enkelin, derzeit in jenem Durchschnittsalter, erspart. Doch es hat sich nichts geändert in manchen männlichen Köpfen und ihrem Anspruch. Und es wird sich auch nichts ändern, wenn der Gesetzgeber hierzulande nicht in die Puschen kommt und endlich gegenüber den 50,7 % seines Staatsvolkes in seiner Fürsorgepflicht nachkommt.
"Sie haben im Koalitionsvertrag angekündigt, ein Gesetz zu schaffen, das Betroffene besser vor Gewalt schützt. Jetzt drängt die Zeit! Ihre Regierung hat nur noch wenige Wochen um dieses Versprechen einzulösen. Als Mitglieder der Bundesregierung tragen Sie Verantwortung für das Leben und die Sicherheit von Frauen, Mädchen und queeren Menschen in unserem Land."
So heißt es in einem Brandbrief bzw. einer Petition, die vom Deutschen Frauenrat, UN Women Deutschland e.V. gestartet worden ist und die hier unterzeichnet werden kann.
Neben unzureichender Rechtsprechung fehlt es hier bei uns an einem Verständnis für die Lebensrealitäten von Frauen und echtem Willen, uns zu schützen. Ich bin der Meinung, verbale sexuelle Belästigungen sind auch schon eine Form von Anmaßung & Gewalt. Sie können auch der Anfang der Gewalt sein, die einer Gisèle Pelicot angetan worden ist und die letztendlich im Femizid gipfelt.
Und zuletzt noch diese Bemerkung: Wenn frau diese Dinge anspricht, wird einem häufig unterstellt, frau habe ein persönliches Problem, von wegen häßlich, unbefriedigt, einsam und so - liebe Troll*innen von der Fraktion, die Feministinnen als feminine Egoistinnen abkanzeln, spart euch eure Tippseleien! Da zitiere ich gerne eines eurer Lieblings - Statements: Ihr tut mir einfach nur leid.
Dienstag, 4. Januar 2022
Auf meinem Stehpult XIV
Sonntag, 8. März 2020
Weltfrauentag
Seit mehr als fünf Jahren veröffentliche ich auf meinem Blog
und wurden von mir veröffentlicht -
Frauenpersönlichkeit
Nur gewürdigt wird das viel zu selten.
So ein Feiertag,
wie der heutige,
ist ehrlich gesagt, ein Witz...
Samstag, 25. Januar 2020
Meine 4. Kalenderwoche 2020
In der Nacht zum Dienstag hat es bei uns zum ersten Mal in dieser Wintersaison Frost gegeben und Raureif hat Dächer, Autos, Pflanzen bedeckt. Bei diesem tollen Hochdruckwetter macht das Unterwegssein Spaß...
... und wenn es nur der gemeinsame Weg zum Sport bzw. Physiotherapie ist.
Am Mittwoch ist das klare, kalte Hochdruckwetter aber schon wieder einem nebelfeuchten Schmuddelwetter gewichen - gar nicht angenehm! Da mochte ich nach einem kleinen Spaziergang überhaupt nicht mehr aus dem Haus, spür ich dann doch alle in mir verbauten Metallteile.
Dafür habe ich im Karnevalsschrank nach Kostümen für den Wahlverwandten gesucht, der sie für eine Show in seiner Sportgruppe bzw. im Altersheim braucht. In vier Wochen ist schon Weiberfastnacht!
Auch am Donnerstag traf noch Geburtstagspost bei mir ein, schön lecker und farbenfroh von Magdalena/Farbmagie und nicht weniger farbig von Christa, einer Stillen Leserin. Vielen, vielen Dank auch euch Beiden!
Zum Schluss aber noch einmal zu Greta: Natürlich wird überall ihre Rolle betont, die große Antipodin zum amerikanischen Präsidenten zu sein - ein hübsches Bild! Mehr dann aber nicht. Nicht einmal der oftmals geschätzten "Süddeutschen Zeitung" und seiner Korrespondentin Meike Schreiber fällt es ein, in ihrem Bericht zu Gretas Rede in Davos die Zahlen zu nennen, die zu veröffentlichen Greta die Medien in ihrer Rede anmahnt.
Auch die "ZEIT" tut es nicht, die "Frankfurter Rundschau" nicht, der "Tagesspiegel" nicht, und die "WELT" schon gar nicht. Eine Medien-Analyse hat ergeben, dass wohl kein einziger deutschsprachiger Artikel die Zahlen erwähnt hat. Es reicht wohl, dass man ihr Gesicht über einen Artikel setzt und dann mit den Hasstiraden von frustrierten Menschen und bezahlten Lobby-Trollen mit Fake-Accounts Klicks und Reichweite generiert...
Wer die Zahlen hören will, der schaue mal hier. Wer lieber die Kurzfassung lesen mag:
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© AP |
Verlinkt mit dem Samstagplausch bei Andrea/ Karminrot
Donnerstag, 3. Januar 2019
Great Women # 166: Elise Ottesen-Jensen
In meiner Jugend in den 1960er Jahren habe ich noch erlebt, wie Mädchen von ihren Familien gedrängt wurden, eine ungeplante Schwangerschaft durch eine Ehe oder Adoption "in Ordnung" zu bringen. Zwecks Abschreckung wurde in meiner Schule der offene Umgang der Skandinavier, insbesondere der jungen Schweden, mit der Sexualität, immer wieder in schwärzesten Farben gemalt. Umso erstaunter war ich, als ich erfuhr, dass diese Offenheit auch dort noch ein sehr junge Errungenschaft war und vor dem Krieg ähnliche Anschauungen & Verhaltensweisen wie in der muffigen Bundesrepublik vorherrschten. ( Der Film "Astrid" über die Jugend meiner berühmten, geschätzten Namensvetterin greift übrigens diese historischen Tatsachen auf. ) Ich selbst war durch einen anderen Film zuvor auf eine Frau aufmerksam geworden, die maßgeblich für die fortschrittliche Entwicklung in Schweden verantwortlich war: Elise Ottesen- Jensen.
Elise Ottesen - Jensen
Von der großen Kinderschar der Ottensens werden nur elf das Kleinkindalter überleben. Über ihre Mutter wird Ottar, wie sie später genannt werden wird, schreiben: "Mutters Körper sah aus wie eine perforierte Landschaft. Sie hatte Risse am ganzen Körper nach ihren 18 Schwangerschaften. Nur einmal sah ich sie nackt und danach weinte ich."
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1910 |
Dort verfolgt sie vor Gericht einen Militärskandal, bei dem es um den Missbrauch öffentlicher Gelder für private Vergnügungen geht. Vor dem Gerichtssaal macht sie die Bekanntschaft mit Håkan Löken, Redakteur der sozialistischen Zeitung "Nidaros", der ihre Sympathien für sozialistische Ideen gewinnt ( denen sie dann ihr ganzes restliches Leben treu bleiben wird ) und der sie ermutigt, ihren Ärger aufzuschreiben und ihr einen Platz in seiner Zeitung anbietet. So wird Elise Journalistin.
"Ich wollte Gerechtigkeit. Ich wollte nicht, dass es jemand schlecht geht, während andere auf ihre Kosten faul sind. (...) Als Kind hatte ich bereits meine Gedankenfreiheit teuer bezahlt, aber ich zweifelte nicht daran, dass die internationale Arbeiterbewegung der einzige Weg zum Frieden war. "
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Elise mit Albert Jensen Source |
Ein Jahr später verbringt sie mit ihm einen Urlaub in Dänemark in der Nähe der Schwester Magnhild und sie beschließen, zusammen zu wohnen, als der erste Weltkrieg ausbricht und Elise von ihrer Zeitung nach Bergen zurückgerufen wird.
Durch Albert kommt sie in Kontakt mit Hinke Bergegren, einem radikalen sozialdemokratischen Aktivisten, der sensibel genug für Frauenfragen ist, die freie Liebe propagiert und den Slogan "Love Without Babies" prägt. Die Realität in den Arbeiterfamilien jene Zeit ist nämlich gekennzeichnet von vielen Babys ohne jegliche elterliche Liebe...
1915 finden sie und Albert in Kopenhagen Zuflucht, nachdem dieser wegen "antimilitaristischer Agitation" von den norwegischen Behörden nach Schweden ausgewiesen worden ist, wo ihm aber auch die Vollstreckung einer Gefängnisstrafe droht. Im Oktober 1917 bekommt die 31jährige Elise dort selbst einen Sohn, der aber schon zwei Tage später stirbt. Da sie an Kindbettfieber über einen längeren Zeitraum erkrankt, kann sie anschließend keine weiteren Kinder mehr bekommen. 1919 werden sie aus Dänemark ausgewiesen und gehen gemeinsam nach Stockholm, wo sie für den Rest ihres Lebens zu Hause sein wird.
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Mit Albert Jensen in der Redaktion von "Arbetaren" ( 1923 ) Source |
Die Frauen kommen nämlich immer mehr mit Problemen und Fragen zu ihr, die in erster Linie nicht mit dem sozialen Frieden oder gewerkschaftlicher Organisation zu tun haben, sondern mit ihren persönlichen, oft auch sexuellen Angelegenheiten. Elise versucht, Antworten auf diese Fragen zu finden, darunter solche wie: "Muss ich immer, wenn mein Mann es will?", "Was kann ich tun, um eine Schwangerschaft zu vermeiden?". Gerade die Frauen, die besonders arm sind, leben in ständiger Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft. Seit 1910 gibt es in Schweden aber ein Gesetz, dass schwere Strafen für die Abtreibungen vorsieht. Nach diesem Recht ist es auch illegal, Empfängnisverhütung und Informationen über Verhütung anzubieten, und die Verbreitung von sexuell übertragbaren Krankheiten ist strafbar. Selbst Ärzte dürfen über letztere keine Auskünfte geben. Frauen, die selber über die Zahl ihrer Kinder bestimmen wollen und sich über Verhütungsmöglichkeiten erkundigen, tritt also der Staat gegenüber und verbietet es ihnen - etwas, dass die Anarchistin in Elise schlecht akzeptieren kann.
"Die Sexualgesetze waren damals nicht nur typische Klassengesetze, sondern auch typische Sexualgesetze, die von den wohlhabenden Männern des Parlaments gegen die arbeitenden Frauen geschaffen wurden !", schreibt Elise 1965 hier.
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An vielen Orten führt sie getrennte Veranstaltungen für Frauen und Männer durch, um so sensible Themen besser ansprechen zu können, in Zelten, Waldhainen, auf Wiesen, in Dorfhallen oder in gemieteten Räumen vor provisorischen Stuhlreihen, auch zu großen Gruppen von Menschen:
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Feld-, Wald- und Wiesen - Vortrag mit Elise (links) Source |
Sie informiert die Menschen über Diaphragmen, Kondome und Pessare und gibt ihnen die Möglichkeit, sie zu erwerben. Sie informiert über sexuell übertragbare Krankheiten und dem Schutz vor diesen, sie informiert über neu entwickelte Schwangerschaftstests und spricht offen über solch kritische Themen wie Vergewaltigung in der Ehe, Abtreibung und Homosexualität. Unermüdlich bringt sie ihre Botschaft besonders den Frauen im ländlichen Schweden und reist mit ihrem Ford quer durchs Land. Früher oder später ist sie praktisch in jeder schwedischen Stadt und jedem schwedischen Dorf gewesen. Viele dieser abgelegenen und verarmten Gebiete sind das, was man nach dem 2. Weltkrieg als "unterentwickelte Regionen" bezeichnen wird. Da Elise eine charismatische Rednerin ist, erreicht sie ihre Zuhörerschaft nachhaltig. Ihre Botschaft verbreitet sie auch über verständlich geschriebene Flugblättern, z.B. 1926 zum Thema "Unerwünschte Kinder".
Natürlich schlägt einer solchen Person mit einer solchen Mission Misstrauen, Widerstand und Kritik vonseiten der Kirchen und/oder der örtlichen Polizei entgegen, für die die Erörterung der Sexualität in der Öffentlichkeit nach wie vor ein Tabubruch sondersgleichen ist bzw. eine Gesetzesübertretung darstellen. Geburtenkontrolle gilt als "unmoralisch" und als "sündiges" Verhalten begünstigend. Hin und wieder geht die Kritik auch über verbale Angriffe hinaus: So wird Elise einmal in Bergen ( Norwegen ) in einer Straßenbahn tätlich angegriffen.
Ende der 1920er Jahre erweitert Elise ihren Wirkungsbereich über Skandinavien hinaus und begegnet vielen der führenden Verfechter der Geburtenkontrolle weltweit bei einem internationalen Kongress in Kopenhagen 1928. 1929 und 1930 trifft sie auf Konferenzen zur Geburtenkontrolle in London und Zürich die Pionierinnen auf diesem Gebiet, Margaret Sanger und Abraham & Hannah Stone - persönliche Kontakte, die sie in den nächsten Jahren vertiefen wird.
In den 1930er Jahren ist sie beschäftigt wie nie zuvor: 1933 gründet sie zusammen mit einer Reihe von Ärzten und Gewerkschaftsvertretern die Vereinigung für Sexualerziehung in Schweden (RFSU). Zu Beginn stößt deren Arbeit auf starken Widerstand, führt jedoch im Laufe der Zeit zur Einrichtung von Beratungsstellen, nachdem 1938 das Informationsverbot über Verhütung aufgehoben worden ist.
Am Abend vor den letzten freien Parlamentswahlen im Deutschland von 1933 spricht Elise auch in einem überfüllten Hamburger Volkshaus über Sexualerziehung, während draußen die Nazis randalieren und Auseinandersetzungen mit der Zuhörerschaft, alles Arbeiter & eher fortschrittliche Deutsche, provozieren wollen. Elise redet auf Aufforderung also weiter, um Konfrontationen auf der Straße zu verhindern, bis die Nazis aufgeben. Sie und ihr dänischer Freund Joyce Leunbach ( i.e. Jonathan Høegh von Leunbach ) reisen am nächsten Tag ab nach Kopenhagen und treffen im Zug auf Deutsche, die bereits auf der Flucht sind...
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Obwohl sie und Albert 1931 schließlich geheiratet haben, nachdem sie fast zwei Jahrzehnte zusammen gelebt haben, gibt es in ihrer Beziehung zunehmend erhebliche Spannungen, auf die Elise mit Depressionen bis zu einem Selbstmordversuch reagiert. Als Elise im Frühjahr 1935 von einer Vortragsreise nach Hause kommt, findet sie ihren Mann im Bett mit einer jungen Frau. Noch trennen sie sich bis September 1937 nicht dauerhaft, aber die Ehe ist von da an zum Scheitern verurteilt und wird schließlich 1945 geschieden. Ihre intensive Arbeit hält die knapp Sechzigjährige dennoch auf Kurs, denn ein Jahrzehnt nach der Gründung der RFSU kann sie auf viele Erfolge zurückblicken und andere sind deutlich in Sichtweite:
Grundschulen beginnen, die Sexualerziehung in ihre Unterrichtspläne einzubauen. Das "Ottar House" öffnet seine Pforten für unverheiratete Mütter und ihre Kinder. Eine Journalistenkollegin schreibt über sie: "Elise ist eine der größten Sexualpädagogen Schwedens" und eine Frau mit einer starken Persönlichkeit "die das tut, was sie für richtig hält."Sie umgehe einfach Gesetze und Verordnungen, wenn sie ihr im Weg stehen - eine echte Anarcho -Syndikalistin! 1944 erlebt Elise dann auch die Entkriminalisierung der Homosexualität.
Während des Zweiten Weltkriegs unterstützt sie jüdische Flüchtlinge, die aus dem von den Nazis besetzten Norwegen und Dänemark fliehen müssen. Dem deutsch - jüdischen Arzt Rudolf Elkan vom "Reichsverband für Geburtenregelung und Sexualhygiene" (RV) verhilft sie zur Flucht nach England, der russischstämmigen Berliner Ärztin Lida Tabaznik verschafft sie im Labor der RFSU Arbeit. Die deutsche Ärztin und Psychologin Lotte Bernstein kann bei den Kursaktivitäten der RFSU aktiv werden. Max Hodann, ein anderer bekannter Berliner Sexualerzieher und Arzt, 1933 aus Deutschland nach Oslo geflüchtet, wird von Elise in letzter Minute nach Schweden gebracht, wo auch er bis zu seinem Tod 1946 bei der RFSU arbeitet.
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1952 erlebt Elise auch, dass der Verkauf von Kondomen in Friseurläden, Apotheken und Geschäften mit Sondergenehmigungen erlaubt wird, 1964 folgt die Erlaubnis, die "Pille" als Mittel zur Empfängnisverhütung zu verwenden, 1970 wird sogar der Verkauf von Verhütungsmitteln ohne Sondergenehmigung in Schweden möglich. 1975 wird schließlich ein Gesetz verabschiedet, dass eine Abtreibung auf Verlangen bis zur 18. Schwangerschaftswoche zulässt.
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1963 CC-BY-NC-ND |
Die Veränderungen, die Elise Ottesen - Jensen in Schweden auf den Weg gebracht hat, waren nicht etwas, das den Frauen in den sprichwörtlichen Schoß gefallen ist, sondern etwas, das Elises Leidenschaft, ihre glühende Überzeugung hervorgebracht hat. Wir sollten für den Kampf, den sie geführt hat, dankbar sein und uns immer wieder klar machen, dass eine solche Errungenschaft wieder rückgängig gemacht werden kann. Deshalb war es mir wichtig, ihre Geschichte hier zu erzählen...