Über den heutigen Baum am Tag des Baumes habe ich ganz zu Beginn meiner Teilnahme an "Mein Freund, der Baum" einen Post veröffentlicht. Wenn ich mir den heute ansehe, kommt der mir viel zu dürftig vor, gemessen an dem Standard, den ich heute erreicht habe. Und deshalb habe ich in diesen Zeiten, in denen ich nur in meinem Veedel unterwegs sein kann, entschieden, dass ich eine Fortsetzung schreibe. Denn hier gibt es viele davon und erfreuen mich grade wieder mit ihrer frischgrünen Blüte.
Der Spitzahorn acer platanoides gehört nicht nur in meinem Wohnviertel, sondern generell in deutschen Städten zu den populärsten Baumarten. Noch vor dem Laubaustrieb im zeitigen Frühjahr sind die Bäume mit ihrem auffälligen grüngelben Blütendolden ein Blickfänger. Und während andere Bäume noch weitgehend kahl sind, entfaltet der Spitzahorn bereits sein frischgrünes Laub - ein echter Frühlingsbote also!

Zuhause ist der Spitzahorn eigentlich in Laubmischwäldern bestehend aus Linden, Stieleichen und Bergulmen, an Waldrändern und auf Knicks und über weite Teile Europas verbreitet: Im Norden wächst er bis Mittelschweden und Südfinnland, im Osten bis zum Ural. Von den europäischen Ahornarten ist er diejenige, die am weitesten im Norden anzutreffen ist. Die westliche Grenze seines Vorkommens bildet der westliche Rand Mitteleuropas, er fehlt also in Teilen Nordwestdeutschlands und im Großteil Frankreichs. Im Süden findet man den Spitzahorn in den Gebirgen - in den Nordalpen bis auf eine Höhe von tausend Metern -, in den Pyrenäen, im Apennin, in den Gebirgen Griechenlands und Kleinasiens sowie im Kaukasus. Der Spitzahorn ist ein Gewächs des gemäßigt kontinentalen Klimas, eine Halbschattenbaumart und gehört zur Gattung der Ahorne (Acer) innerhalb der Familie der Ahorngewächse (Aceraceae).
Der Spitzahorn wächst in seiner Jugend sehr schnell. Mit dreißig Jahren hat er etwa zwei Drittel seiner Endhöhe erreicht, die zwischen 20-30 Metern liegt. Die maximale Lebensdauer liegt zwischen 150 und 200 Jahren. Mit seinen flach bis herzförmig ausgebreiteten Wurzeln kommt der Baum auf trockenen oder feuchten Böden zurecht. Einen gelegentlichen Wasserstau nimmt er hin und mit kurzzeitiger Hitze und Dürre kommt er gut klar, der Baum passt sich also vielen Situationen bereitwillig an. Auch die Bandbreite, was er an Licht, Wärme und Nährstoffe so beansprucht, ist enorm. Das weitverzweigte Wurzelsystem widersteht mühelos Orkanböen oder großen Stürmen, auch längeren Frostperioden ist er gewachsen und im Sommer extrem hitzebeständig. Insgesamt also ein robuster, genügsamer Baumfreund!

Als junger Baum bildet der Spitzahorn eine ovale, enorm dichte Krone, denn seine Zweige wachsen eher in die Höhe als in die Breite und verästeln sich vielfältig, ohne überzuhängen. Alte Ahornbäume lassen in ihrer Wachstumsfreude dann nach, und die Krone nimmt eine eher runde Form an. Der schlanke Stamm ist mit einer schuppenlosen Borke bedeckt, die anfangs braun bis blassbraun und an der Oberfläche noch glatt ist. Erst bei älteren Bäumen entwickeln sich die charakteristischen Längsrisse.
Die gegenständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Sie sind fünflappig geformt, erreichen Größen bis zu 20 Zentimetern und erinnnern in ihrer Form an eine Hand. An jedem Lappen laufen die Blattränder spitz zu. Die Oberseite ist dunkelgrün und glänzend, die Unterseite heller und mit matter Oberfläche. Im Oktober nimmt das Laub des Spitzahorns letztendlich eine leuchtend gelbe Farbe an, die wegen der Fülle des Laubes beeindruckend intensiv ist.

Die gelblich-grünen Blüten des Spitzahorns - denen des Feldahorns nicht unähnlich - stehen in kurzen, endständigen Rispen aufrecht. Es kommen sowohl zwittrige als auch eingeschlechtige weibliche und männliche Blütenstände vor. Oft – aber nicht immer – sind die Geschlechter auf verschiedene Individuen verteilt, d.h. dass der Baum unvollständig zweihäusig ist. Die Blütezeit ist im April/Mai vor dem Austrieb der Laubblätter. Zu den weniger bekannten Eigenschaften der Blüten gehört ihr enorm hoher Nektargehalt. Für Bienen und Hummeln sind diese frühen Blüten eine wichtige Nahrungsquelle.
Bis September bilden sich aus den befruchteten Blüten die bekannten, paarweise geflügelten stumpf-winkelig bis waagrecht abstehenden Nüsschen. Die Früchte werden vom Wind verbreitet.
Krankheiten werden dem Spitzahorn nur auf ungeeigneten Standorten gefährlich. Blattkrankheiten der Ahornarten kommen verbreitet vor, sie schädigen aber den Wirt in der Regel nicht. Nur Pilzerkrankungen, verursacht durch Verticilium albo-atrum, können Ahorne gefährden.
Zum Schluss noch einmal die Blätter der drei bei uns heimischen Ahornarten, da darüber oft Unsicherheit herrscht. Ganz links also das Blatt des Spitzahorns, in der Mitte das des Feldahorns und rechts das des Bergahorns.
Und jetzt reiche ich den Staffelstab wieder an euch weiter für eigene Baumposts! Die Verlinkung ist diesmal fünf Wochen geöffnet.