Sonntag, 29. Dezember 2019

Mein Freund, der Baum: Türkische Zeder

Aufgefallen ist mir dieser Nadelbaum ( eigentlich sind es zwei nebeneinander ) ehrlich gesagt erst, als er sich grün von all den anderen in Herbstfarben leuchtenden Bäumen abhob. Da hat mich meine Neugier über die Hundewiese in unserem Tälchen getrieben, um ihn näher in Augenschein zu nehmen:
Es handelt sich um eine Türkische Zeder, auch als Taurische oder Hohe Libanon - Zeder bezeichnet, botanisch Cedrus libani subsp. stenocoma, eine Spielart der berühmten Libanon - Zeder aus der Gattung Cedrus, die circa 5 bis 6 Arten umfasst und zur Familie der Kieferngewächse gehört. Sie stammt aus dem Taurusgebirge im Südwesten der Türkei, andere Quellen sprechen von einem isolierten Vorkommen in der Nähe des Schwarzen Meeres. 

Die Türkische Zeder ist ein Gehölz von kegel- bis säulenförmigen Erscheinungsbild und einer gewöhnlichen Höhe von 18 Metern, im Einzelfall von 30 Metern, und einer Breite von ca. 6 m Das jährliche Längenwachstum beträgt mehr als 30 cm. Damit ist sie vergleichbar mit der Gemeinen Fichte Picea abies, der Waldkiefer Pinus sylvestris und der Europäischen Lärche Larix decidua, ist denen aber an Dickenwachstum überlegen. 

Die Krone flacht, anders als bei der Libanon - Zeder, mit dem Alter nicht ab, breitet sich also nicht schirmartig aus. Ihr Wuchs wird deshalb oft als fichtenartig beschrieben.


Die Türkische Zeder wächst in der USDA - Zone 5, was bedeutet, dass sie winterhärter und frostunempfindlicher ist als ihre Verwandte aus dem Libanon. Sie bevorzugt einen sonnigen Standort auf frischen Böden von sandig-lehmiger, kiesig-lehmiger oder sandig-toniger Konsistenz, verträgt aber auch etwas Schatten. Etablierte Bäume leiden unter zeitweiser Trockenheit, aber auch unter schlecht drainierten Böden. Auch eine windgeschützte Lage wird favorisiert. 

Die Farbe der Nadeln changiert von grün bis silbrig- oder blaugrün, im Sommer eher dunkelgrün. Die Länge der Nadeln ( und auch die der Zapfen ) liegt zwischen denen der Libanon - Zeder ( bis 3,5 cm ) und denen der Atlas - Zeder Cedrus atlantica ( bis 2,5 cm ). Sie stehen in Büscheln an Zweigen mit leicht nickenden Spitzen. Die Verzweigung ist sehr offen & licht und wirkt dadurch recht malerisch.

Auch diese Zeder ist einhäusig, die Blüten sind getrennt geschlechtlich auf dem Baum verteilt und blühen von Juni bis September. Der Höhepunkt des Pollenflugs ist Ende September bzw. Anfang August. Die Zapfen - sie werden erst ab dem 30. Lebensjahr der Bäume gebildet - sind ca. 10 cm lang, schmaler als bei den anderen Arten, eiförmig und braun im Winter und reifen alle zwei, drei Jahre im Herbst. Die Zapfen zerfallen in den folgenden Wintermonaten und streuen dabei ihre Samen aus. 

Die Rinde der Türkischen Zeder ist grau-braun, rissig bis gefeldert:

Im Rahmen des forstlichen Umweltmonitorings sind im Arnsberger Wald im Sauerland 48 Individuen der Türkischen Zeder angepflanzt worden. Diese, als zweijährige Sämlinge gesetzt, haben nach der 7. Vegetationsperiode einen Durchmesser in Brusthöhe von zwei bis viereinhalb Zentimetern und Höhen zwischen 2,4 und 2,9 Metern erreicht. 2017 stellte man bei den höchsten Exemplaren einen Jahrestrieb von  60-70 Zentimetern, im mittleren Bereich von 55 Zentimetern fest.


Auf diese Weise versucht man neue Arten herauszufinden, die dem Klimawandel besser gewachsen sind als die allgegenwärtige Fichte, die mit der Abnahme der Sommerniederschläge und dem Anstieg der Lufttemperatur in beiden Jahreszeiten um 2 bis 3°C nicht mehr zurecht kommt. Weitere Arten, die auf Versuchsflächen angebaut werden sind neben der Rotbuche die Atlaszeder Cedrus atlantica, die Küstentanne Abies grandis, die Araukarie Araucaria araucana, die Westliche Hemlocktanne Tsuga heterophylla, der Küstenmammutbaum Sequioa sempervirens wie der Gebirgsmammutbaum Sequoiadendron giganteum, die Baumhasel Corylus colurna, die Edelkastanie Castanea sativa, die Orientbuche Fagus orientalis, die Platane Platanus orientalis und die Sicheltanne Cryptomeria japonica.

Einen Tag, nachdem ich diesen Post verfasst hatte, kam die "Waldzustandserhebung 2019" meines Bundeslandes heraus und dokumentierte eine Tragödie: Nur noch 19 Prozent aller Bäume in nordrhein-westfälischen Wäldern sind noch gesund, vier von fünf Bäumen sind also geschädigt. Seit 1984 haben diese Waldschäden bis zur Jahrtausendwende kontinuierlich zugenommen und bewegen sich seitdem mit kleineren  Schwankungen auf einem hohen Niveau - eigentlich ist genug Zeit vergangen, um das Problem wahrzunehmen und sachgerecht darauf zu reagieren, oder? Die kollektive Sorglosigkeit ist beängstigend, die viele unserer Mitbürger & Politiker befallen hat, denn immer wieder ignorieren wir Gefahrensignale und gehen weiter überhöhte Risiken ein. Et hätt noch immer jot jejange? Da muss man schon sehr beschränkt und kurzfristig denken!

Ich schließe heute ein weiteres Jahr ab, in dem ich meinen Freunden, den Bäumen, meine Aufmerksamkeit geschenkt habe und euch, liebe Leserinnen und Leser, informiert habe.  Besonders schön fand ich, dass ich es diesmal geschafft habe, jeden Monat einen Baum-Post zu veröffentlichen und euch sogar 17 Bäume näher zu bringen. Besonders war für mich, die Linkparty selbst ab Ende August von Ghislana zu übernehmen. Ab da hat sich die Leserzahl für meine Baumporträts mehr als verdoppelt. Am meisten Zuspruch hat der Post über die Baumhasel im August gefunden, gefolgt von dem über diverse Eichen. In meinem Blogordner gibt es immer noch eine Liste plus Lagepläne für ein weiteres Jahr "Mein Freund, der Baum". 


Baumfreunde dürfen sich also auf einen neuen Beitrag Ende Januar freuen. Aber vorher hoffe ich auf viele Beiträge von euch. Die Verlinkung ist wieder einen Monat geöffnet.






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11 Kommentare:

  1. Ah, sehr schön, wieder ein Baum, den ich mir mal genauer und mit mehr Wissen anschauen kann. Auf der Mainau finde ich ihn.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Liebe Astrid,
    ich hätte jetzt auf eine Kiefer getippt...wäre auch nicht so ganz daneben gewesen, doch durch dein Baumportrait und die Infos wieder was dazu gelernt.
    Lieben Gruß, Marita

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  3. Manch einer wird eben erst wahrgenommen, wenn die anderen etwas zurücktreten. Ja, wir werden noch manche Veränderung dank des Klimawandels sehen. Dass Fichtenmonokultur keine gute Idee ist war schon vor Jahrzehnten bekannt. Aber Umdenken ist so schrecklich anstrengend. Alles Gute wünsche ich Dir.
    Magdalena

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  4. Die Zeder finde ich immer exotisch, Du weißt schon: Die Zedern des Libanon.... Dass sie bei uns hier heimisch ist und es auch noch mehr werden soll, hat für mich etwas Überraschendes und auch Interessantes. Wenn wir es schaffen, die richtigen Bäume zu finden für unser Klima, könnte dies auch sehr inspirierend sein. Ewige Kiefer-Mono-Kultur war ja noch nie was Begeisterndes. Bei uns gerade um Nürnberg herum gibt's das oft und heißt: Steckalas-Wald.
    Wie schön klingt dagegen Zeder?
    Danke für dieses feine Portrait sagt Sieglinde.

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    1. Vielen Dank für die interessante Vorstellung. Der Bericht der Waldzustandserhebung ist wirklich erschreckend und ich hoffe, dass man darauf schnellstens reagiert. Nein, ich denke, es geht eben nicht mehr lange gut.
      Ich wünsche dir einen schönen Silvesterabend und einen guten Rutsch!
      Liebe Grüße
      Ingrid

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  5. ein sehr schöner Baum ..
    und interessant was du über ihn zusammen getragen hast
    ja.. der Wald ist krank.. wieder einmal ..
    und da gibt es solche "Spezialisten"die daraus das die Bäume noch stehen ableiten wollen dass das damals mit dem suaren Regen Panikmache war
    und jetzt ebenso
    ich versteh es nicht .. müssen ihnen erst die kaputten Äste auf den Schädel krachen??
    Vielleicht kommt dann die Erkenntnis hoch

    liebe Grüße
    Rosi

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  6. Danke für diesen informativen Post, hoffen wir, dasz diese Zedern es schaffen, die schmerzhaften Lücken auszufüllen, die in den Baumbestand gerissen sind. Mein Klima-Demo-Transparent hat übrigens die Aufschrift "Es ist um Eins. Fünf vor Zwölf ist 30 Jahre her" -

    Ich habe unser Wald-Weihnachten verlinkt, hoffe, das ist okay, Du hast es ja schon neulich gelesen. Komme einfach nicht raus, um mehr Fotos zu machen... besonders die Feiertage sind hier zu voll mit anderen Notwendigkeiten.
    Ich frage mich gerade, wie das Holz dieser Zeder wohl riechen mag: ich hatte als Kind eine Blockflöte aus Zedernholz, die duftete wunderbar....
    Ein schönes, gesundes neues Jahr
    wünscht Dir/Euch
    Mascha

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  7. Unsere Gartenplanerin hat uns für den FGer Garten als Ersatz für unsere struppige und nun doch gefällte Fichte auch eine Zeder vorgeschlagen... Ich bin gespannt. Nun, nach deinem Post, doppelt ;-). Schön, dass es weiter geht mit den Bäumen bei dir, ein lesens- und sehenswertes naturkundliches Kompendium kommt da zusammen. Herzliche Grüße ins neue Jahr Ghislana (und ich hab gerade gesehen, wer die aktuelle der Great-Women-Reihe ist, da muss ich unbedingt bald lesen kommen... Bis bald Ghislana

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  8. jetzt habe ich doch etwas für dich ;)

    liebe Grüße
    Rosi

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  9. Die türkische Zeder ist ein beeindruckender und schöner Baum, der schlanke, spitze Wuchs gefällt mir gut und sie sorgt für Abwechslung zwischen den herbstlich bunten Nachbarsbäumen. (in deinem Foto oben)
    Ich finde, du hast mich sehr gut informiert über diesen Baum und ich hoffe, er wird mit den sich verändernden Klimabedingungen hier gut zurecht kommen.
    LG Heidi

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  10. Dear Astrid, Finally I find out about the continuation of "Mein Freund, de Baum," I have looked for, for some time. Have lived in Berlin, for one year, long ago (also I am Dutch), so I understand most German, and it is okay to reply to me in German. But when I write in German, it goes so slow, so I rather do it in English:) Is linking with trees once a month, or once week?
    My url -write as one word: the jesh studio (.) wordpress (.) com

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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