Meinen heutigen Baumfreund habe ich vor Jahrzehnten ins Herz geschlossen, nicht, weil mich die steife Gestalt des jungen Baumes, oft in die Vorgärten von neu erbauten "repräsentativen" Häusern gesetzt, begeistert hat, sondern weil ich so mochte, wie er in Mikis Theodorakis Oratorium "Canto General" nach Lyrik von Pablo Neruda besungen wird. Bei der Beschäftigung mit dem Eye - Poetry - Beitrag für den Monat Mai bin ich an diese Liedzeilen erinnert worden und die alte Begeisterung stellte sich bei mir wieder ein.
Als mir dann zufällig ein Exemplar vor die Fotolinse kam, stand fest, dass ich diese Baumsorte hier vorstellen werde...
Als mir dann zufällig ein Exemplar vor die Fotolinse kam, stand fest, dass ich diese Baumsorte hier vorstellen werde...
Gemeint ist die Araukarie Araucaria araucana, auch Affenschwanz- oder Schlangenbaum, Schmuck-, Schuppen-, Chile- oder Andentanne genannt, ein immergrüner Baum, der ursprünglich auf der südlichen Erdhalbkugel heimisch ist. Sein Name ist von der südchilenischen Provinz Arauco abgleitet. In der Sprache der Mapuche, jenes indigenen Volkes, das diesen Teil Südamerikas bewohnt, heißt der Baum Pewen ( spanisch Pehuén ). Für die Mapuche ist er ein heiliger Baum, und in seinem Schatten wurden auch heilige Versammlungen abgehalten.
Botanisch gesehen gehört die Araukarie zur Familie der Araukariengewächse ( Araucariaceae ) in der Ordnung der Nadelhölzer ( Coniferales ), ist also verwandt mit unserer Tanne und Fichte.
Araukarien gehören zu den ältesten Pflanzenarten dieser Erde: Archäologen haben versteinerte Exemplare aus dem Jura-Zeitalter gefunden. Das älteste derzeit noch lebende Exemplar dieses Baumes soll bereits tausend Jahre alt sein. Nur durch Kultivierung wurde verhindert, dass die Araukarie ausgestorben ist, wie es mit ihren Verwandten auf der Nordhalbkugel passiert ist.
Bei der Araukarie handelt es sich um einen immergrünen Baum, der in seiner Heimat in Höhenlagen bis zu 1700 Metern ü. d. M. vorkommt ( bei uns kann er nur in milden Regionen den Winter gut überstehen ). Dort werden die Bäume auch bis zu 50 Meter hoch und erreichen einen Stammdurchmesser von bis zu zwei Metern.
Bei uns hingegen wächst die Araukarie im Jahr nur um 10-30 cm und erreicht nur eine Höhe von 15 Metern. Darin - und in der Tatsache, dass die meisten Araukarien bei uns noch ein recht "junges Gemüse" sind - liegt begründet, dass wir den Baum nur in dieser steifen, künstlichen Form, die eher an ein Plastikgewächs denken lässt, kennen. In ihrer Heimat erinnert die Baumgestalt an eine Pinie mit ihrer großen Schirmkrone. Es ist nämlich so, dass die Araukarie mit hundert Jahren ihre unteren Äste abwirft und eine schirmartige Krone übrig bleibt, die sich immer dichter verzweigt.
Die Äste stehen in regelmäßigen Etagen, in Quirlen von 5-7 Zweigen und fast waagerecht ab. Sie sind sehr biegsam und schlangenförmig gewunden. Der Stamm ist stets gerade und zylindrisch.
Die Äste erinnern an lange Bürsten mit kleinen grünen "Stacheln". An den noch jungen Bäumen sind diese Blätter nadelförmig und spiralig angeordnet. Bei ausgewachsenen Bäumen hingegen sind diese meistens schuppenförmig, in einen spitzen Dorn auslaufend, aber auch spiralig oder in zwei Schichten, die sich überlappen, strukturiert. Diese Blätter überdauern 5 - 10 Jahre.
Der Stamm der Araukarie besteht zu einem Viertel nur aus Rinde. Diese dunkelgraue Rinde kann bis zu 14 Zentimeter dick werden und wirkt wie ein Schutzpanzer, denn in Chile wachsen die Bäume in unmittelbarer Nähe zu aktiven Vulkanen. Ihre Rinde schützt sie also bei Vulkanausbrüchen vor Feuer und herabregnender heißer Asche, macht den Baum quasi feuerfest.
Als Nutzholz wurden meist etwa 500 Jahre alte Bäume zum Hausbau, zum Bau von Booten und auch von Brücken verwendet. Heute ist der Handel mit Araukarienholz weltweit verboten und es gilt - zumindest offiziell - ein striktes Nutzungsverbot.
Von der Nutzung ausgenommen sind die Früchte ( Piñones ), die aus den 15 bis 20 cm großen rundlichen Zapfen ausfallen. Diese Samen sind fett- und eiweißreich und waren über die Wintermonate oft die einzige Nahrungsquelle für die Mapuche.
Araukarien sind zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Bäume, die man nur an den Blüten im Frühsommer unterscheiden kann. Die männlichen, meist hellbraunen Blüten stehen endständig in kätzchenartigen Büscheln, die großen weiblichen Blütenstände stehen aufrecht auf stärkeren Ästen der Baumspitze und sind zunächst grün, später braun ( hier sind Abbildungen zu finden ).
Nach 2-3 Jahren sind die Samen reif und fallen ab. Bei uns kommt es eher selten zur Befruchtung und Ausreifung der Samen.
Im Jahr 1795 wurde die Araukarie vom Biologen und Mediziner A. Menzies in Europa bekannt gemacht: Als Schiffsarzt der Vancouver-Expedition gelang ihm auf dem Schiff die Anzucht aus Samen, welche die Expeditionsteilnehmer von südamerikanischen Indianern als Nahrung mitbekommen hatten. Etwa 50 Jahre später gelangten die ersten Züchtungsversuche aus Samen im Kew Garden in London, wo der Baum die durch den Golfstrom beeinflussten mäßig harten Winter Englands gut überlebte.
Besonders auf den britischen Inseln, aber inzwischen auch in milden Gegenden Europas ist die Araukarie als Park- und Zierbaum beliebt. Mano hat in ihrem Blog Exemplare aus einem der Herrenhauser Gärten in Hannover gezeigt.
Verwandt mit diesem heutigen Baumfreund ist übrigens die Zimmertanne Araucaria heterophylla (Salisb.) Franco, auch Norfolk-Tanne genannt, die auf der Insel im Pazifischen Ozean, die zu Australien gehört, heimisch ist.
Was andere Bloggerinnen über andere Bäume geschrieben haben, sammelt heute wieder Ghislana von den Jahreszeitenbriefen.
ein sehr ausfürlicher bericht, mir gefällt er auch sehr ...es gibt ihn auch als zimmerbaum, als bonsai...bei uns heisst er auch le désespoir des singes... :))) schönen sonntag!
AntwortenLöschenDas wollte ich auch gerade schreiben! Sehr bildlich, finde ich, man kann sich die verzweifelten Affen richtig vorstellen… liebe Sonntagabendgrüße!
LöschenDer Araukarie bin ich auch schon im Park der Insel Mainau begegnet und war ganz fasziniert von ihr, gerade auch von Nahem betrachtet. Fein, dass ich ihr jetzt wieder ein bisschen informierter gegenüber treten kann. Man guckt dann einfach noch einmal anders hin.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Oha. Ich hätte nciht mal einen Namen für disen Baum parat. Sehr schräg.
AntwortenLöschenDieser Baum hat mich schon immer fasziniert, so freue ich mich über deine ausführliche Information darüber! Wie gerne hätte ich einen seiner großen Zapfen! Die Araukarien im Botanischen Garten bei Herrenhausen sind schon recht groß, da konnte ich sie auch schon einmal aus der Nähe bewundern.
AntwortenLöschenLG Ulrike
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenerstmalig sind mir die Araukarien aufgefallen, als ich vor ca.25 Jahren nach Aachen übergesiedelt bin. Hier standen sie vereinzelt in Vorgärten und ich war begeistert von diesen andersartigen, interessanten Gewächsen. Mittlerweile ist man den Anblick gewöhnt. Über ihren Ursprung habe ich mir wenig Gedanken gemacht. Ich werde gleich mal Bilder von Araukarien in ihren Herkunftsgebieten suchen.
Lieben Gruß
Gabi
Liebe Astrid, das ist sehr spannend! Araukarien kannte ich tatsächlich nur in der eher jungen Form, von Malta und Australien. Nun habe ich nach alten Araukarien gegoogelt und finde sie beeindruckend und schön! Tatsächlich anders, als die etwas künstliche, junge "Christmastree-lookalike" Form. Liebe Grüsse, Miuh
AntwortenLöschenIn unserer Nachbarschaft steht auch eine Araukarie, und mein Eindruck dort ist: vor einem Siedlungshaus der 1950er- Jshre passt es überhaupt nicht. In den < Herkunftsländer< gefällt sie mir viel besser,es passt besser zum Klima und auch in Gruppen gewachsen sind sie ursprünglicher. Ich habe allerdings durch deinen Post noch einmal etwas mehr über diese Bäume erfahren. Danke und einen schönen Sonntag
AntwortenLöschenheiDE
Araukarien sind irgendwie toll. Die sehen aus, als würden Dinosaurier drunter wohnen. :-)
AntwortenLöschenliebe Astrid * sehr interessanter baum, in der nachbar-strasse wächst so ein kurioser specimen :)
AntwortenLöschenDie Chiletanne, liebe Astrid, kenne ich gut aus dem Botanischen Garten bei uns. Es fasziniert mich jedes Mal; wie eine Majestät steht sie da, die Tanne. Unnahbar und präsent, voller Stolz, als ob sie sagen wollen würde: Hier bin ich die Königin!
AntwortenLöschenOhhh nein, liebe Astrid, jetzt nachdem ich schon die oberen Worte geschrieben habe, so, wie ich es fühle… habe ich auf den Link zu Pablo Neruda Lyrik geklickt … und ich dachte, ich sehe nicht richtig: Königin!
Meine Güte, ich spüre nichts, als Gänsehaut und mir ist ein wenig unheimlich… War mein Bauchgefühl richtig, schön!
Danke für den Post und hab wunderfeinen Nachmittag, liebe Astrid:)) die Grażyna
Das hier gezeigte Exemplar, liebe Astrid, hat einen besonders schönen Wuchs, was man nicht oft sieht. Hier frieren im Winter oft auch Teile zurück und werden braun. Interessant finde ich, dass die Samen als Nahrungsquelle dienten.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Edith
Wie lustig, dass du dieses Exemplar zeigst (das mir von meinen früheren Babies-in-den-Schlaf-schaukel-Spaziergängen wohl bekannt ist). Zur lokalen Ergänzung deines Portraits: Es gibt in einem Niehler Park tatsächlich ein Exemplar, das keimfähige Samen produziert. Wo der Gegenpart mit dem anderen Geschlecht steht, haben wir bisher noch nicht rausgefunden, aber der Sohn eines Freundes hat mit der Erkenntnis eine zeitlang einen florierenden Internethandel mit Araukarienschößlingen und -samen geführt. Hier wachsen sie tatsächlich gut!
AntwortenLöschenLG, Bele
Hallo Astrid,
AntwortenLöschengelegentlich sehe ich auch hier in Vorgärten Araukarien, aber sie sind selten. Wahrscheinlich liegt es an unserer rauen Gegend.
Deine ausführlichen Informationen über den reizvoll schönen Baum bringen ihn mir etwas näher. Vor unserem ganz unspektakulären Haus könnte ich mir eine Chiletanne allerdings nicht vorstellen. Ich finde, sie passt besser in ihre eigentliche Heimat oder vielleicht vor ein super modernes Haus.
Anette
Liebe Astrid, das ist ja ein unglaublich schöner Baum. Und ein ganz toller Post darüber. Ich freue mich immer sehr über Deine vorgestellten Bäume und die Aktion: Mein
AntwortenLöschenFreund, der Baum.
glg Susanne
Schön, dass du uns diesen Baum vorstellst. Er ist mir auch schon einige Male aufgefallen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn schön finde (ich glaube eher nicht).
AntwortenLöschenLiebe Grüße und eine schöne, neue Woche
Jutta
Oh liebe Astrid,
AntwortenLöschenvon dir gehe ich immer gescheiter weg, als ich her gekommen bin. Was für ein toller informativer Post.
Gesehen hab ich die Araukarie schon da und dort - und immer gefallen an ihrer Gestalt gefunden - aber gewusst habe ich bisher noch gar nichts von diesem schönen Baum. Vielen Dank.
Und außerdem hat mich alleine schon das Wort "Baumfreund" angezogen. ich habe viele Baumfreunde (wenn auch weniger "exotische" Exemplare). Und weil mich das so ineressiert, werde ich nun gleich weiter wandern und nachlesen, was andere Blogger für Bäume vorstellen.
Ich wünsche dir noch eine wundervollen Tag!
Liebe Grüße
Hilda
Das ist ja einmal ein außergewöhnliches Baumporträt! Sonst mag ich ja Laubbäume lieber als Nadelbäume (mit Ausnahme der Föhre) - aber bei der Araukarie ist schon der Name faszinierend, die Gestalt dieses Baumes umso mehr. Und die Tatsache, dass diese Art schon so lange besteht! Aus der Nähe sehen die zweige aus wie Sukkulenten.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Veronika
Das ist also Dein erwähnter südamerikanischer Baum.
AntwortenLöschenSieht schon seltsam aus, aber irgendwie auch faszinierend.
Blüten hat er aber keine, oder?
Dir einen schönen Abend, hier regnet es gerade, bringt etwas Abkühlung
Lieben Gruß, Nicole
Doch, sonst gäb es ja keine Samen! Wie die Blüten aussehen - dazu habe ich einen Link gesetzt.-
LöschenHier fisselt es nur....
LG
Again what learned! Ich habe nämlich diesen Baum schon auf den Kanaren bewundert, aber ich wusste nicht, wie er heißt.
AntwortenLöschenDanke dass du mich an die Schönheit der Lieder von Mikis Theodorakis und Pablo Neruda erinnerst!
LG Sabienes
Die erste Araukarie, ein riesiges Exemplar, sah ich 2004 in einem kleinen Park in Buenos Aires gleich in der Nähe der Wohnung meines Bruders, und war von ihrem Wuchs und ihrer edlen Gestalt auch gleich begeistert. Ich sehe ihn noch vor mir. Es war mein erster "Ausgang" nach meinem zweiten Tag dort... Dunkeltherapie wegen heftigstem Sonnenbrand im Gesicht, besonders auf den Lippen ... Schön, dass du diesen Baum näher vorstellst. Er weckt gleich Sehnsucht... Auf Berliner Villengrundstücken sah ich manchmal eine Araukarie, aber alle noch im Jugendstadium, sage ich mal ;-). Lieben Gruß Ghislana
AntwortenLöschenliebe astrid, mit deinem beitrag hast du mir die araukarie gleich sehr viel sympathischer gemacht! vielen dank für die vielen infos, besonders auch, dass sie der heilige baum der mapuche ist und ihre samen ihnen als nahrung dienen. ich werde die andentanne in zukunft mit ganz anderen augen sehen! in deutschen vorgärten mag ich sie allerdings nach wie vor nicht ;-)!
AntwortenLöschenliebe grüße
mano
Vielen Dank für das Baumportrait. Die Araukarie sieht sehr spannend aus.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Anita