Mittwoch, 28. Februar 2018

12tel Blick - Februar 2018




Mein 12tel Blick im Februar am 24. Tag des Monats, 15 Uhr:







Über sieben Wochen nach meinem allersten Blick auf diesen Flussabschnitt
bin ich wieder dort gewesen und habe fotografiert -
und siehe da, wir Kölner können seit Karneval "et Sönnche" wieder sehen!
( Das war nach den vierzehn Sonnenstunden im Januar auch dringend notwendig .)
Deshalb darf es nicht verwundern,
dass trotz 5°C und einem scharfen Ostwind drüben auf der "Schäl Sick"
schon wieder eine ganze Reihe Menschen auf den Stufen des Rheinboulevards sitzen
( nur für Adleraugen bzw. auf dem nächsten Foto zu erkennen ).




Zweifelsohne ist auf der Brücke sehr viel mehr Betrieb. -
An den Vertäuungen des Schiffsanlegers hängen 
noch die Hinterlassenschaften des Hochwassers.


Der Januar - Blick ist übrigens hier zu finden!



Dienstag, 27. Februar 2018

Was steckt hinter dem Google Doodle von heute? III




Natürlich wieder eine bemerkenswerte Frau: May Ayim.


Als Sylvia Brigitte Gertrud Opitz, Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers 1960 in Hamburg geboren, wuchs sie hauptsächlich im Münsterland in einer Pflegefamilie auf. Ausgebildet als Krankenschwesterhelferin studierte sie anschließend Pädagogik und wollte dieses Studium mit einer Arbeit über die Geschichte der Afrodeutschen abschließen. Die Arbeit wurde von ihrem Professor mit der Begründung abgelehnt, in Deutschland gäbe es keinen Rassismus. Dass der Professor keine Ahnung hatte, wovon er sprach, wusste May Ayim nur zu gut. 1986 hat sie diese Arbeit dann als Buch unter dem Tiel "Farbe bekennen" veröffentlicht.

1985 gründete sie mit anderen die Initiative "Schwarze Menschen in Deutschland". In ihrem Buch schrieb sie:
"Ich wuchs mit dem Gefühl auf, das in ihnen steckte: beweisen zu müssen, dass ein 'Mischling', ein 'Neger', ein 'Heimkind' ein vollwertiger Mensch ist." 
"Ich bin mit dem Gefühl aufgewachsen, dass ich zwar hier lebe, aber eines Tages hier weggehen muss," sagte sie einmal in einem Interview. "Denn die erste Frage ist immer: woher kommen sie, und die zweite: wann gehen sie zurück."  
In  ihrem Buch benutzt sie statt der diskriminierenden Bezeichnungen, die bei uns üblich waren ( und noch sind ) das Wort "Afrodeutsch" als Selbstbezeichnung. Dieses Loslösen von Fremdbenennungen markiert auch den Beginn einer politischen Bewegung, eines gesellschaftlichen Wandels, als deren Gesicht May Ayim heute gilt. 

Ihr Gefühle und Gedanken drückte sie in zahlreichen Gedichten aus, hielt Vorträge, mit denen Sie gegen die täglichen rassistischen Diskriminierungen und Ungerechtigkeit kämpfte. In ihrer Lyrik verarbeitete sie die erfahrenen Beleidigungen, griff sie das ganze Repertoire des deutschen Alltagsrassismus auf:
nachdem sie mich erst anschwärzten
zogen sie mich dann durch den kakao
um mir schließlich weiß machen zu wollen
es sei vollkommen unangebracht
schwarz zu sehen. *

May Ayim litt an Depressionen und Multipler Sklerose. Sie musste Psychopharmaka nehmen und fürchtete sich vor der Veränderung, die diese in ihr auslösten. So stürzte sie sich am 9. August 1996 in Berlin aus dem 13. Stock eines Hochhauses...

Und warum gerade heute diese Erinnerung? An diesem Dienstag vor acht Jahren wurde in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg das ehemalige Gröbenufer offiziell in May-Ayim-Ufer umbenannt. Gut, dass mich Google auf diese Frau aufmerksam gemacht hat...





* Weitere Gedichte habe ich noch hier gefunden...

Ruckzuck - Tasche { Taschenspieler 4 Sew Along }


"Da ich momentan allerdings große Lust habe, neue Taschenschnitte auszuprobieren, kam mir der von Emma betreute "Taschenspieler 4 Sew Along" zur Motivation gerade recht, die Angebote der neuen CD endlich einmal wahrzunehmen", schrieb ich vor einer Woche hier.
Heute also der zweite Streich: Gemeinsam nähen wir in dieser Woche die Ruckzuck - Tasche. Und da ich noch so viel beschichtete Baumwolle mit Fröschemotiv von diesen Jacken aus dem letzten Frühjahr übrig hatte, war klar a) welches Material ich verwende und b) für wen ich die Tasche nähe. Gurtband und Reißverschluss in Kontrastfarben war vorhanden, der Futterstoff war auch kein Thema, denn ich habe den Fröschestoff in drei Farbstellungen.

Also nichts wie ran an den Drucker, Schere und Kleber gezückt!



Gut, ruckzuck war sie nicht fertig die Tasche, denn Sabine von Farbenmix hatte sich da was Neues für den Reißverschluss ausgedacht, das musste auch ich erst einmal begreifen. Und als das der Fall war ( und ich das Endergebnis begutachten konnte ), konnte ich meine anfängliche Begriffsstutzigkeit nicht mehr nachvollziehen und hatte sofort Lust, diese Technik bei einem kleineren Täschchen auch auszuprobieren.

Die Tasche hat mich überzeugt ( ich hätte jetzt sogar noch lieber die größere genäht ). Besonders begeistert bin ich, dass sie so federleicht ist: Ich habe nichts verstärkt, dafür aber für Außen- und Innenstoff eine beschichtete Baumwolle genommen. Da kommen mir schon ein paar andere gehütete Schätze in den Sinn...


Eine Ergänzung durch mich bekam die Tasche, indem ich bei einer Seitennaht ein kürzeres und ein langes Webband mit Karabinerhaken zwischengefasst habe - eines für den Schlüssel, das andere für ein kleines Krimskramstäschchen, das ich dann gestern Abend noch angefertigt habe. 

Wenn ich nicht noch ein paar Weihnachtsgeschenke ( ja, richtig gelesen ) auf meiner To-Sew-Liste hätte, wäre schon die nächste Ruckzuck - Tasche in der Mache.


Verlinkt mit dem CreadienstagHandmadeontuesdayDienstagsdinge und natürlich "Frühstück bei Emma"

Montag, 26. Februar 2018

Kleine Taschenparade


... außerhalb des Sew Alongs zur Taschenspieler 4 -CD. Denn ich habe in der vergangenen Woche dies und das ausprobiert:
Das Täschchen aus dem schwarzgrundigen Geschirrtuch ist zwar ein Standardmodell meiner Täschnerei, nämlich eine "Patience"/Farbenmix. Doch bei den anderen beiden bin ich fremd gegangen: Ich wollte endlich eine andere Art, den Reißverschluss zu verarbeiten, ausprobieren. Bei irgendeiner anderen Bloggerin hatte ich hübsche Täschchen entdeckt. Das verwendete Schnittmuster war die "Petal Pouch" von Anna Graham/noodlehead.




Zuerst habe ich aus den fusseligen Resten des Einhornplüschs von Karneval kleine "Börsen" probiert, gefüttert mit Folienjersey in Kupfer. Ein hübscher, kleiner Spaß, der schon einige Empfängerinnen erfreut hat.






Dann ging es an das große Exemplar aus einem Kunstleder - Stepper, von dem ich vor Kurzem einen halben Meter bei Stoff & Stil käuflich erworben hatte. Gefüttert wurde es mit einem Tildastöffchen, das mir Manuela von Sündenherz geschenkt hatte. Dieses Täschchen war von vorne herein für mich gedacht, wie ja nicht zu übersehen ist.


























Jetzt habe ich aber entschieden, dass alle drei bei mir bleiben. Das kleine flauschige Ding ist genau das Richtige für Lippenstift, Spiegelchen und den kleinen Kamm, die ich immer in meiner Handtasche mitnehme. In die große "Petal Pouch" kommt der Schmuck auf Reisen. Und für die "Patience" fällt mir noch was ein.






Sonntag, 25. Februar 2018

Meine 8. Kalenderwoche 2018


Wie schön: Ein echter Sonntag!

Da zog es uns nach draußen. Was ich am städtischen Leben so schätze, ist das Zusammenspiel von Natur und Kultur wie im Stammheimer Schlosspark...

... der zudem am wunderbaren Strom liegt.

Ich frag mich nie ( höchstens ironisch gemeint ): Ist das Kunst oder kann das weg?

Ich genieße Formales, Anspielungen, Bedenkenswertes ebenso wie die ( teilweise bizarren ) Schöpfungen von Mutter Natur.

Bäume sind für mich Kunstwerke, die ich bewundere, ...


Skulpturen der anderen Art.


Diesen Baum habe ich übrigens hier schon im Sommerkleid vorgestellt. Inzwischen sind wir auf "Du und Du".

Und während wir bei 7° C in der Sonne spazieren, erfahren wir mit dieser Nachricht, wie es 450 Kilometer weiter südlich ausschaut.

Genug geschaut!

Irgendwann heißt es immer: ab nach Hause! Dort haben wir zu unserem Kapuziner Apfelküchle ( wie einst von Oma ) geschmaust.

Was sonst noch in dieser Woche geschah? Außer der täglichen Beschäftigung mit der Täschnerei habe ich auch jeden Tag meist ein Stündchen mit dem Collagieren in meinem Bäume - Buch verbracht und immer wieder die Magnolie beäugt...

...oder nach anderen Anzeichen der wieder erwachenden Natur geschaut. Immerhin hat die Magnolie 2016 schon am 22. Februar etliche Knospenhüllen abgeworfen und rosa Knospen gezeigt.

Am Samstag ging es dann auf die Brücke, 12tel - Blick knipsen:



Mehr dazu am kommenden Mittwoch!

Für all diejenigen unter euch, liebe Leserinnen, die Mütter oder Großmütter von Babies bzw. kleinen Mädchen sind und in München wohnen, habe ich für nächsten Samstag ein Angebot: Da ergibt sich nämlich die Chance, echte Second - Hand - Kitchi - Werke zu ergattern. Meine Tochter veranstaltet da einen






















Interessierte können Genaueres per Mail erfahren unter

welfenflohmarkt{ät}web.de

Es gibt auch eine Babyhängematte, einen Laufwagen, Mobiles, Bücher und anderes Spielzeug günstig zu erwerben. Meine Tochter wäre auch bereit, Sachen zu verschicken. Wer also zum Beispiel unter dem Label "Babys" schaut, kann sich einen Eindruck davon verschaffen, was ich für die jüngste Enkelin genäht habe und ja eine Anfrage an obige Adresse schicken. Uns würde es freuen...


Wie schön haben wir es doch hierzulande, denke ich jede Woche, wenn ich meine persönliche Rückschau zusammenstelle oder bei Andreas Samstagsplausch lese, was die anderen Bloggerinnen so gemacht haben. Außerdem leben wir ( seit 73 Jahren! ) in Frieden, haben in der Regel unser Auskommen, können das Netz nutzen, um unsere schönen Erlebnisse zu teilen usw. usw. Und trotzdem gibt es immer wieder welche in diesem Land, die über dies oder das nöhlen ohne Vorschläge zur Veränderung zu machen, Zwietracht säen und Hassreflexe aufbauen & ständig füttern, sich beklagen, dass es hier immer undemokratischer zugeht usw. usw. Ich fühle mich von Tag zu Tag mehr außer Stande, mich in so viel Defätismus, Schwarzmalerei bis hin zur Inhumanität hineinzuversetzen oder das gar zu verstehen. Denn ich weiß, dass beispielsweise allein in Syrien die Menschen seit nunmehr sieben Jahren ihr Leben nicht leben können, so, wie es die Menschenart ist und uns vergönnt.

Am Freitag habe ich schon einmal auf den Twitteraccount des 15jährigen Muhammad Najem hingewiesen, der am 3. Februar diesen Ruf an uns alle in die Welt hinausgeschickt hat:
"We want to send a massege from the children of Eastern Gouta to the world Seven years have passed on killing the children Seven years and the children have losed their parents because of war Seven years have passed and the children die every day"
Und an anderer Stelle:
"Bashar Al-assad, potin and khaminei killed our childhood
Save us before it is too late"
Ich bitte euch alle, überlegt mit, was wir da noch tun  können. Die UN kommt nicht voran, weil Russland die Abstimmung boykottiert ( am Donnerstag ) und drei Sitzungen verschiebt ( so am Freitag ). Am Samstag dann doch um halb neun abends ein wenig Erleichterung, als Russland seinen Widerstand aufgibt und einer 30tägigen Waffenruhe zustimmt. Nach Meinung der russischen Diplomaten leiden wir ja alle an einer "Massenpsychose". Wie so eine "Massenpsychose" aussieht, zeigen die Bilder, die Muhammad Najem in die Weltöffentlichkeit hinaus schickt. Wie es sich anfühlt, wissen nur die Menschen dort im Krieg...







Verlinkt mit Andreas Samstagsplausch, den Himmeln der Raumfee und dem Naturdonnerstag

Samstag, 24. Februar 2018

Mein Freund, der Baum: Eibe

Mein heutiger Baumfreund ist mir immer als ein typischer Stadtbaum vorgekommen, denn im Dorf meiner Kindheit gab es ihn nicht, ich habe ihn also erst beim Umzug in die Stadt kennengelernt. Und da kam er mir immer zu duster vor, zu staubig, in irgendwelchen städtischen Vorgärten unter anderen Bäumen immer etwas bedrängt stehend. Dabei ist dieser Nadelbaum etwas ganz besonderes, nämlich die älteste und schattenverträglichste Baumart Europas.

Die Europäische Eibe Taxus baccata, auch Gemeine Eibe oder nur Eibe genannt, Baum des Jahres 1994, ist die einzige Variante der Pflanzengattung Taxaceae bei uns in Europa. Eiben gab es schon vor der letzten Eiszeit in unseren Breiten. Damit ist sie eine Besonderheit, denn die meisten anderen für unsere Klimazone typischen Bäume tauchten erst auf, als das Klima wieder milder geworden war. Die Härte gegenüber klimatischen Widrigkeiten ist typisch für die Eibe, die robust & extrem stark ist. Sie kann auch sehr alt werden. Insgesamt kommen auf der Nordhalbkugel unserer Erde - und nur dort - acht bis zehn verschiedene Arten der Eibe vor.


Als Deutschlands älteste Eibe gilt die Hintersteiner Eibe im Allgäu, deren Alter auf ca. 2000 Jahre geschätzt wird. Sie hat einen Stammdurchmesser von etwa einem Meter. In Münchshagen bei Rostock steht eine Eibe, deren Alter auf 1500 Jahre geschätzt wird, und das Exemplar neben der Kirche in Wietmarschen bei Bentheim/ Niedersachsen wurde bereits 1152 bei der Erbauung der Stiftskirche urkundlich erwähnt ( "... neben dem hiligen Ibenbaum" - Ibe ist der alte Name  des Baumes und kommt in etlichen Ortsnamen vor ). 

Von Natur aus ist die Eibe in allen deutschen Bergregionen bis hinauf in eine Höhe von 1400 Metern verbreitet gewesen. Doch sie wurde in der Vergangenheit rigoros abgeholzt, so dass sie nur noch an wenigen Stellen in unserem Land in nennenswerter Zahl zu finden ist und mittlerweile auf die Rote Liste der gefährdeten Arten aufgenommen wurde. 

Einer der größten Eibenwälder Deutschlands mit einer Fläche von 90 Hektar befindet sich heute in der Nähe des Klosters Wessobrunn in Bayern. Im Naturwaldreservat des niedersächsischen Forstamts Bovenden bei Göttingen findet man einen kleineren geschlossenen Eibenbestand von ca. 13 Hektar. Auf der Vorderröhn in der Nähe von Dermbach gibt es einen Bestand von ca. 600 Stämmen ( "Ibengarten" ) sowie größere Gruppen des Baumes wie auch Einzelexemplare im Bodetal im Harz, zwischen Thale und Treseburg. 

Gründe für diesen Schwund in früheren Zeiten gibt es mehrere:

Das Holz der Eibe ist harzfrei, sehr elastisch und zäh, dabei doch sehr dicht und schwer, was auf das sehr langsame Wachstum zurückzuführen ist. Im Spätmittelalter war dieses harte und gleichzeitig elastische Eibenholz für den Bogen- und Armbrustbau sehr gefragt. Besonders in England, der Heimat des Langbogens, war die Nachfrage nach solchen Bögen aus Eibenholz so groß, dass diese über Nürnberg in großen Mengen - quasi ein früher Exportschlager - nach Antwerpen geliefert und von dort weiter verschifft wurden. Für das Jahr 1560 ist alleine die gewaltige Menge von 36 000 Eibenbogen verzeichnet!

Auch als Rohstoff für Musikinstrumente war die Eibe sehr beliebt. So entwickelte sich in der Renaissance Füssen im Allgäu zu einem Zentrum der Lautenmacherkunst, dem u.a. die Eibenwälder entlang des Lechs zum Opfer fielen. Und dann dezimierten schließlich noch die Pferdehalter die Eiben entlang ihrer Fuhrwege, weil schon geringe Mengen der Nadeln oder Rindenstücke des Baumes, einmal gefressen, zum Tod ihrer Pferden führte. Jedenfalls erklärte der Herzog Albrecht von Bayern im 16. Jahrhundert offiziell, dass es keine einzige Eibe in seinem Herrschaftsbereich mehr gäbe.


Die Eibe ist ein immergrüner Nadelbaum, der selten eine Höhe von über 20 Metern erreicht, oft auch nur strauchförmig wächst. 

Typisch für die Eibe ist, dass sie aus mehreren, miteinander verwachsenen Stämmen besteht. Oft wachsen Stockausschläge oder zusätzliche Triebe am Hauptstamm empor, die sich dann eng an ihn anlehnen und mit ihm verwachsen. Die Krone einstämmiger Exemplare bleibt anfangs eher kegelförmig und sieht erst später abgerundet bis kugelig aus mit stark verzweigt Ästen. Stärkere Äste hängen leicht nach unten, zeigen an den Enden dann wieder nach oben. Im Gesamtbild erscheint die Eibe oft sehr ungleichmäßig gewachsen.

Ihr Wurzelsystem ist sehr weitläufig, tiefreichend und dicht. Die Entwicklung dieses Wurzelsystems hat beim Heranwachsen des Baumes Priorität vor dem Dicken- und Höhenwachstum. In Felsregionen ist die Eibe sogar in der Lage, mit ihren Wurzeln in wasserführende Senken und Klüfte zu dringen und sich gleichzeitig mit anderen Wurzeln an den nackten Felsen zu klammern.

Der tiefgefurchte Stamm hat in jungen Jahren eine rötlich - braune glatte Rinde, die später zu einer graubraunen, sich in Schuppen ablösenden Borke wird. Die Nadeln sind etwa 15 bis max. 40 mm lang und 2 bis 3 mm breit, an der Oberseite glänzend dunkelgrün, auf der Unterseite graugrün mit zwei undeutlichen Spaltöffnungsstreifen und relativ weich. Mir kommen sie immer vor - im Vergleich zu den Nadeln anderer Bäume - wie mit der Schere gerade geschnitten.






Die Eibe ist zweihäusig: Männliche und weibliche Blüten befinden sich auf unterschiedlichen Bäumen. 

Die zahlreichen männlichen Blüten haben eine kugelige Form mit einem Durchmesser von etwa 4 mm, die weiblichen sind nur 1 bis 1,5 mm groß, stehen jeweils als Kurztriebe in den Blattachseln jüngerer Zweige und sind auf Grund ihrer grünlichen Farbe unscheinbar ( Blütezeit: März - April ). Die roten Fruchtkörper ( biologisch handelt es sich um einen Samenmantel arillus ) der Eibe sind für Drosseln und andere Federträger ein willkommener Snack - aber Achtung:

Die Eibe ist der einzige bei uns heimische Nadelbaum, bei dem fast alle Teile giftige Alkaloide ( Taxin, Miloxin und Ephedrin ) sowie das Glykosid Taxacatin enthalten. Nur das Fruchtfleisch der leuchtend roten Früchte ist genießbar, die darin "versteckten" Samen enthalten das giftige Taxin. Auch Hasen, Rehe und Rothirsche vertragen dieses Gift,  beim Menschen hingegen führt schon eine geringe Menge zu Atemlähmung und Herzversagen. Auf jeden Fall sollte man den Kern immer ausspucken!


Die Eibe hat Strategien entwickelt, um mit den bei uns vorkommenden wesentlich höheren Buchen, Fichten und Tannen konkurrieren zu können. So verträgt sie mehr Schatten als alle anderen Bäume in Mitteleuropa, und dann kann sie selbst noch aus einem gefällten oder abgebrochenen Stamm neu austreiben. Auch Astteile, die mit dem Boden in Berührung kommen, beginnen Wurzeln zu schlagen. Eine weitere Überlebensstrategie ist die vegetative Vermehrung. Die Tochtergeneration unterscheidet sich dann nicht von der Muttergeneration, sie ist sozusagen ein Klon.

Im Altertum spielte die Eibe im Totenkult sowie als Totenbaum eine Rolle. Auch vor Blitzen und Dämonen sollte sie den Menschen schützen. Bei den Kelten stellte man aus den Früchten ein Gift her, mit dem die Waffen bestrichen wurden. So glaubte auch Cäsar, dass die Germanen, um ihn zu töten, Pfeile mit Saft von Eiben vergiftet hätten. Die Zauberstäbe der Druiden waren ebenfalls aus Eibenholz, in das rituelle Worte eingeritzt wurden, geschnitzt.


Auf dem Höhepunkt des Rokoko kam die Eibe als scharfgeschnittene Formhecke in Mode: Auf Adelssitzen, in Gärten und auf Friedhöfen fand sie sich damals in Kugelform beschnitten, als Pyramide, Obelisk oder als Tier- & Fabelfigur wieder. Auch heute wird sie wieder als Einfassungshecke angepriesen, gilt gar als Königin der Heckenpflanzen.


Ghislana/ Jahreszeitenbriefe sammelt an diesem Wochenende alle Beiträge der Baumfreunde ein. Schaut mal vorbei!





Freitag, 23. Februar 2018

Heute wieder zur Lage der Menschenrechte & zur Barbarei in Syrien


Der diesjährige Amnesty-Bericht zur weltweiten Lage der Menschenrechte, der gestern veröffentlicht und am Vortag  in Washington DC vorgestellt worden ist, zeichnet ein düsteres Bild vom Zustand auf unserer Erde. Dennoch wird darin auch festgestellt, dass das Engagement der Zivilgesellschaft für die Menschenrechte, wächst.

Geneva Summit of Human Rights
and Democracy, 20.02.2018
Washington als Ort der Präsentation ist nicht ohne Grund gewählt worden, hat doch der derzeitige amerikanische Präsident mit seiner Hass - Rhetorik ein negatives Rollenvorbild abgegeben, denn weltweit gibt es ähnliche Entwicklungen. Die Dämonisierung und Ausgrenzung von Minderheiten sowie die Abschottung gegenüber Flüchtlingen sind Phänomene, die ja auch bei uns im Land und auf dem europäischen Kontinent um sich greifen und salonfähig werden. Abgelenkt werden soll damit, dass es eigentlich um Verteilungsfragen geht. Viele politische Führer nutzen die Furcht der Menschen vor einem sozialen Abstieg, um Hass und Angst zu schüren, auf Minderheiten zu leiten und gleichzeitig die allgemeinen Menschenrechte einzuschränken. Es wird gerne suggeriert, dass diese Rechte unwichtig seien, Hauptsache die wirtschaftliche Entwicklung stimmt.

Amnesty greift auch die Tatenlosigkeit der Regierungen im Westen an, die die Barbarisierung der Kriege in Syrien, dem Irak und Jemen meist hinnehmen, denen hauptsächlich die Menschen zum Opfer fallen, die zufälligerweise an den umkämpften Orten leben. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist vor siebzig Jahren genau aus dem Grunde nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgt, als Reaktion auf die Gräueltaten, die damals ein ungeahntes Ausmaß, eine bis dato nicht gekannte Stufe erreicht hatten, was die Verluste der Zivilbevölkerung betraf. Immer mehr gewinnt man den Eindruck, dass viele Menschen das vergessen haben, und wir Gefahr laufen, die Vergangenheit zu wiederholen.

Amnesty konstatiert in diesem Bericht aber auch, dass viele Menschen, z. B.  in den USA gegen die Politik des Präsidenten auf die Straße gehen und dagegen aktiv protestieren,  auch die "Me-too"-Bewegung, die weltweit gegen Frauendiskriminierung mobilisierte, ging von dort aus, in Lateinamerika brachte die Initiative "Ni Una Menos" hunderttausende Menschen auf die Straßen, um gegen Gewalt gegen Frauen zu demonstrieren. In Venezuela und im Iran protestierten die Menschen hingegen gegen hohe Lebensmittelpreise und Korruption, in Polen gegen die Abschaffung der Unabhängigkeit der Justiz durch die Regierung.

Menschenrechtler zahlen allerdings oft einen hohen Preis für ihren Einsatz. Über eine ganze Reihe von ihnen, vor allem im arabisch - asiatischen Raum, in der Türkei und Nordafrika habe ich an dieser Stelle immer wieder gepostet. Im letzten Jahr wurden mindestens 312 von ihnen umgebracht. Gefahr droht ihnen sowohl von nationalen Regierungen als auch bewaffneten Gruppen, Unternehmen oder politisch - religiösen Gegnern.
"Das 70. Jubiläum der Menschenrechtserklärung ist die Gelegenheit, in dieser kritischen Zeit diese Werte wieder einzufordern: die Idee, dass jedes Mitglied der Menschheit das Recht auf Würde und Gleichheit hat", so der Amnesty-Sprecher David Griffiths.
Muhammad Najem

Gestern ist wieder ein Versuch gescheitert ( siehe Bericht hier ), eine Feuerpause für Syrien zu erreichen, weil Russland eine Abstimmung darüber im UN-Sicherheitsrat verhindert hat. Seit Tagen versuche ich an dieser Stelle einen Post zu verfassen, der sich mit der erneuten Steigerung der Barbarei an den unterschiedlichen Fronten in Syrien befasst - es ist mir nicht möglich, ich finde die Worte einfach nicht mehr. Lasse ich die Menschen vor Ort für sich selbst sprechen. Allen, die sich ihre Humanitas bewahrt haben, lege ich ans Herz, sich einmal zu Gemüte zu führen, was der 15jährige Muhammad Najem, der in Ost - Ghuta lebt, uns zu sagen hat:
„Unser Blut bettelt jeden Tag. Ihr schaut es euch täglich an und reagiert trotzdem nicht. Unser Hunger, unsere Kälte, dass wir vertrieben werden, sind zu einem bekannten Bild geworden. Rettet unser Volk in Ghouta!“
Gestern habe ich an die Geschwister Scholl und ihre Freunde erinnert. Und ihren Satz möchte ich uns allen am liebsten um die Ohren hauen:

"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt habt!"


Friday - Flowerday # 8/18


Die Magnolienzweige, 
die ich vor zwei Wochen gekauft habe,
 stehen immer noch an Ort und Stelle in der Vase,
denn ich mag auch neben den unvergleichlichen Blüten 
die hellgrünen, zarten, samtigen Blätter. 
Auf die hoffe ich nun. 


Wer mich kennt, weiß, 
dass Zweige solo allerdings nichts für mich sind: 


Drei zartfarbene Mohnblüten, die sich drehen und winden...  


und drei französische Tulpen, die  einen langen, schmalen Hals machen, leisten Gesellschaft. 

Ist die nicht toll?


 Gesamtschau für Helga/Holunderbluetchen®
Jetzt bin ich gespannt, 
ob sich die Blättchen noch zeigen werden, 
( und ihr sie ein drittes Mal präsentiert bekommt ).





Donnerstag, 22. Februar 2018

In memoriam


"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt habt!"
Aus einem Flugblatt der Weißen Rose




Heute vor fünfundsiebzig Jahren, genau um 17 Uhr, wurden


Sophie Scholl, Hans Scholl & Christoph Probst

nur wenige Stunden nach dem Urteilsspruch des Volksgerichtshofs ,
mit dem Fallbeil hingerichtet -
ermordet,
weil sie zum Widerstand gegen die Diktatur Adolf Hitlers aufgefordert hatten.


Die Eltern Robert und Magdalena Scholl - liberal - christlich und demokratisch eingestellt,
aus einer Familie mit langer pazifistischer Tradition stammend -
durften sich eine Stunde vorher
im Gefängnis Stadelheim in München von ihren Kindern verabschieden.
Der Vater beim Abschied zu seiner Tochter:
"Ihr werdet in die Geschichte eingehen."
Und Sophie: "Das wird Wellen schlagen."

"Nach dem Abschied gingen sie dann ganz furchtlos, 
gelassen und von einem tiefen Enthusiasmus erfüllt",
hat die Schwester Inge Aicher-Scholl*
kurz nach der Hinrichtung notiert.

"Ich habe noch nie jemanden so sterben sehen",
hat der Henker Johann Reichhart,
der auf Veranlassung der Nazis 3000 Menschen köpfte,
nach dem Krieg voller Verwunderung über Sophie Scholl erzählt.

Doch sie war keine Lichtgestalt,
sondern ein ganz normales junges Mädchen jener Zeit,
welches zunächst auch auf die Verführungen der Nazis hereinfiel,
bis die Zweifel, die Fragen kamen und sie
den unmenschlichen Kern dieser Anschauung erkannte.
Sie zog die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis mit den bekannten Folgen.

Sophie, Hans und Christoph Probst sind für mich vorbildlich,
was ihre humanistischen Werte wie
Mitmenschlichkeit, Zivilcourage, Toleranz und gesellschaftliches Engagement anbelangt.
Gerade in Zeiten wie diesen,
in denen die Menschenrechtsorganisation Amnesty International
- wie heute berichtet -
beklagen muss:
"Das Schreckgespenst von Angst und Hass 
bildet sich in der Weltpolitik deutlich heraus 
und es gibt wenige Regierungen, 
die sich in diesen unruhigen Zeiten für Menschenrechte einsetzen."

Widerstand ist auch heute notwendig,
da Anschauungen wieder salonfähig werden,
ganze Menschengruppen auszugrenzen.
Noch geschieht das hierzulande hauptsächlich verbal,
aber andere Länder machen es vor.

Über das "Wehret den Anfängen" sind wir schon hinaus.
Sophie Scholl wurde zwischenzeitlich sogar schon von jenen vereinnahmt,
die wieder beginnen, um das Herz der Menschen eine Kette
aus Lügen & Hetze zu legen
( eine gewisse Frau von Zugvogel hatte es in einem Tweet 2016 schon vorgemacht )...








* Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1998 hat Inge Aicher-Scholl Tim Pröse gestattet, ihr Manuskript über den Tod ihrer Geschwister, unmittelbar nach deren Tod entstanden, zu lesen und darüber zu schreiben. Bis heute ist es im Münchner Institut für Zeitgeschichte aufbewahrt, aber nicht einsehbar. Tim Pröse hat in diesem Buch über die Schwester der Scholls berichtet.