Ich gebe zu: Ich arbeite mich seit einiger Zeit an Theodor Fontane ab ( nein, ich bin nicht Effi-Briest-geschädigt wie Schülergenerationen nach mir, Fontane wurde in meiner Zeit nicht gelesen außer dem Ribbeck ). Aber meine Recherchen zu seiner Frau Emilie ( hier das Ergebnis ) kam er mir nicht gerade sympathisch rüber. Und die Lektüre seines "Stechlins" zu dieser Zeit schaffte es nur zum Einschlafstimulans in den schlaflosen Nächten meiner Trauerzeit. Da horchte ich auf, als ich erfuhr, dass im gleichen Jahr wie die "Effi Briest" ein Roman erschien ist, der "Aus guter Familie" hieß und von sehr ähnlichem Thema, allerdings weniger schön & gemütlich, denn patriarchatskritisch. "Aus guter Familie" verkaufte sich bis 1931 in 28 Auflagen. Es war der erste Bestseller im S. Fischer-Verlag, weitere Bestseller der Autorin Gabriele Reuter folgten. Um sie geht es mir also heute.
Der Vater ist bei der Eheschließung 1854 Sekretär des preußische Konsuls in Ägypten gewesen und 32 Jahre alt, seine Frau acht Jahre jünger. Die Beiden haben lange um diese Verehelichung kämpfen müssen, da die Familie der Behmers dem Heiratskandidaten eher ablehnend gegenüber eingestellt gewesen sind.
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Mahmoudyia Kanal CC BY-SA 2.5 |
Auf Gabrieles mütterlicher Seite dominieren einerseits künstlerische Interessen & Begabungen: So ist eine Urgroßmutter Gabrieles, die Dichterin Philippine Engelhard, eine kleine Berühmtheit ihrer Zeit und eine der sogenannten Göttinger Universitätsmamsellen ( siehe auch dieser und dieser Post ) gewesen. Andererseits gibt es auch Inhaber von Hofämtern. So ist der Großvater Gabrieles, ein Landmann und Freimaurer, Pächter herzoglicher Domänen und damit Beamter des anhaltischen Fürsten.
Die orientalische Umgebung, in der die Familie Reuter zeitweilig lebt, wird als Märchenwelt erfahren und verschafft dem Mädchen, Ella gerufen, unvergessliche Erlebnisse, so dass es auch später gerne in einer Fantasiewelt zu Hause bleibt.
"Den ersten Winter meines Lebens verbrachte ich in Kairo. Mein Vater gründete dort eine Zweigniederlassung seines Import- und Exporthandels. Er hatte ein türkisches Haus an der Esbekieh gemietet [... ] Die Esbekieh war auch noch keine mit Kaffeehäusern und Musikpavillons besetzte öffentliche Anlage von Teppichbeeten, Springbrunnen und elektrischen Lampen, sondern ein feierlicher dunkler Hain von riesenhaften Sykomorenbäumen."
"Unerhört farbig, unerhört reich" wird sie auch bei ihrer Rückkehr 1869 das Land empfinden.
"Etwas Prinzessinnentum war immer schon in mir, das wurde durch diesen Umgang nicht wenig gefördert. Prinzen und Prinzessinnen gehören nun einmal in jedes Märchen, und meine Kindheit war ein Märchen voll von guten Dingen."
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Wörlitzer Gartenreich CC BY-SA 4.0 |
Trotz des Besuches des Instituts des Fräulein Anna Braune am Ende der Kavalierstraße bleibt die Bildung Gabrieles höchst lückenhaft - alles ist hinter einem "Ahnungsschleier" verborgen geblieben und beschränkt sich, wie damals üblich, auf die Vorbereitung als spätere Gattin & Familienmutter. Sie wird später diese "Fassaden- oder Konversationsbildung" kritisieren, aber ihre Kinderzeit auch verklären aufgrund der vielen Erlebnisse in gehobenen Kreisen, der Ausflüge und Spiele im Wörlitzer Gartenreich zum Beispiel.
Als der Vater 1868 unverschuldet in Schwierigkeiten gerät, kehrt die Familie 1869 nach Auflösung des Dessauer Haushaltes zurück nach Alexandria. Die folgenden Jahre, nicht ohne Kummer & Leid, wird sie in der Rückschau besonders orientalisch-prächtig erleben. "Alles lebte in dieser Gegend für uns von tausend Erinnerungen."
1872 ist die Familie wieder in Deutschland. Es steht die Silberhochzeit des Paares Nathusius an, und die 13jährige Gabriele verliebt sich bei dieser Gelegenheit in ihren Vetter, den Kürassier Jacobus von Nathusius, fünf Jahre älter als sie. Den romantischen Schwärmereien setzt der plötzliche Tod des Vaters am 14. Oktober des Jahres, am Tag vor der Abreise aller nach Ägypten, ein jähes Ende.
Obwohl schon länger herzleidend, hat Carl Reuter seine Frau nie vorbereitet auf eine potentielle Übernahme seiner Geschäfte in Ägypten. Stattdessen hat er, als ein lukratives Geschäft mit der ägyptischen Regierung betreffs Militäruniformen ansteht, einem jungen Verwandten aus der Familie seiner Frau vertraut und als Kompagnon eingestellt. Der veruntreut die Gelder des Unternehmens und verursacht damit geschäftliche Turbulenzen. Aus familiärer Rücksicht zeigt Carl Reuter den jungen Mann nicht an. Diese Umstände wird Gabriele später als Schriftstellerin nur einmal aufgreifen, denn gegen die angesehene Familie Behmer kann sie nicht "anstänkern", gilt doch nach landläufiger Meinung im Umfeld die soziale Degradierung der Reuters als durch die Mutter selbst verschuldet.
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Hermann Behmer: "Gabriele Reuter" 1892 |
Im Mai 1875 wird Gabriele dann von ihrer geschätzten Tante Auguste "Gustchen" Oberbeck, eine "gealterte Elfe" nach Weimar eingeladen. Die Tante hat sich dort das in der Jugend versagte Musikstudium gegönnt. Gabriele, mittlerweile sechzehn Jahre alt, führt sie in ihre vielfältigen kulturellen & gesellschaftlichen Kontakte ein.
"Mit einem inneren Jauchzen spürte ich es: in Weimar atmete die Seele Heimatluft. Gegen die Sehnsucht, die mich dorthin zog, kam die Lockung nach Dessau, wo mir doch weit mehr jugendliche Vergnügungen blühten, nicht mehr auf."
Sie fängt an, kleinere Texte zu schreiben, zumeist Schilderungen aus Ägypten, die gefallen und nicht schlecht bezahlt werden und der jungen Frau nicht nur ein Sparbuch, sondern auch das Interesse der Männer einbringen. Durch Tante Gustchens Schwester, Tante Henne, geschieden, Freidenkerin, an Debatten interessiert, lernt sie liberale Ideen kennen und fühlt ihren Verstand "erweckt". "Ich quälte mich ehrlich um eine wohlabgerundete und doch vertiefte Weltanschauung."
In ihrer Suche nach einem Standpunkt nimmt sie auch in Berlin eine Möglichkeit wahr, dem Hofprediger Stoecker zuzuhören:
"Es war eine Hetzrede schlimmster Art gegen die Juden. Der Mund des Mannes auf der Kanzel strömte über von geiferndem Haß, von blinder, wilder Verfolgungsgier. - Und dies war ein Jünger und Nachfolger Jesu? [... ] ... doch ich habe immer gefunden, der durch persönliche Erfahrung geklärte Blick schaut tiefer in das Wesen der Dinge als der durch theoretische Prinzipien in eine bestimmte Richtung gedrängte."
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Schillerhaus in Weimar um 1890 |
"Mein eignes inneres Sein konnte sich nicht im kleinen Philistertum verspinnen. [... ] Und immer, wenn es mir zumut war, als müsse ich doch am Ende ersticken, drang es mir von außen wie ein Salzhauch des Meeres, wie ein ferner Ruf aus endlosen Weiten in die Seele: Was du um dich siehst, ist nicht die Welt - ist nur ein winziger Ausschnitt, der durchbrochen werden kann - und draußen winkt das Unermeßliche mit unausdenkbaren Möglichkeiten!"
München verspricht ihr frischen Wind, sie packt "den Stier an den Hörnern" und reist samt sechzigjähriger Mutter 1890 nach Bayern, um sich in der Landschaft und der ortsansässigen Bohème umzutun. Sie besucht die Gründungsfeier der "Gesellschaft für modernes Leben", wo ihr die Idee zu ihrem späteren Erfolgsroman "Aus guter Familie" kommt. Als die Mutter abermals erkrankt, zieht sie aber wieder mit ihr nach Weimar zurück.
Dort haben sich allerdings inzwischen neue Intellektuelle eingefunden, darunter Eduard von der Hellen und Rudolf Steiner, beide Archivare des Goethearchivs, und der Dramatiker Hans Olden. Bei einem Treffen bei ihm und seiner Frau Grete stellt Gabriele ihren Roman erstmals vor. Deren Begeisterung ermutigt sie zu "kräftiger Arbeit".
Neu inspiriert, liest sie die Schriften Friedrich Nietzsches, Arthur Schopenhauers und Ernst Haeckels, knüpft Kontakte zum Verein "Freie Bühne" in Berlin, lernt u. a. die Dramatiker Gerhart Hauptmann, Otto Erich Hartleben und Ernst von Wolzogen kennen.
1895 kommt er dann im Fischerverlag heraus, der Roman, der Gabriele Reuter quasi über Nacht berühmt macht und in Literaturzeitschriften und feministischen Blättern eine erregte Debatte auslöst. "Aus guter Familie" sollte ursprünglich "Agathe Heidling" heißen:
Der Roman erzählt die Leidensgeschichte jener Agathe Heidling im wilhelminischen Deutschland, die am typischen Lebensweg der bürgerlichen Frau als "Jungfrau, Gattin und Mutter" in seiner Unvereinbarkeit mit der individuellen Persönlichkeit & Interessen und dem realen Leben nach den Konventionen der Zeit scheitert. Er setzt ein mit dem Tag der Konfirmation, einem wichtigen Ereignis im Leben eines jungen Mädchen des 19. Jahrhunderts, weil es dann als heiratsfähig gilt. Zwei Jahrzehnte ihres Lebens werden beschrieben, in denen sie sich immer wieder den Ansprüchen & Ideologien der Eltern anpasst, eine erwünschte Verheiratung zwischenzeitlich scheitert, weil ihr Bruder Walter ihre Mitgift für seine Spielschulden aufgebraucht hat. Viele Möglichkeiten, ihr Leben sinnvoll zu füllen, stehen Agathe danach nicht mehr zur Verfügung. Sie probiert, was passen könnte, scheitert und wird schließlich in eine neurasthenische Heilanstalt eingewiesen ( Neurasthenie entspricht der heutigen Diagnose 'Burn-out' ).
1907
Das Buch führt zur Identifikation einer ganzen Generation und der Frauenbewegung. Dem zeitgenössischen Lesepublikum ist es geläufiger als Theodor Fontanes "Effi Briest". Der österreichische Schriftsteller Karl Federn kommentiert 1904:Das alles schildert Gabriele Reuter ohne versöhnlichen Ton, ernst, oft auch bitter ( es fehlen die Fontaneschen Schmunzelmomente ) und kann auch keine Lösung für die dargestellten Probleme bieten. "Bei Reuter (...) gibt es kein Ende, das einen beruhigt einschlafen ließe", so Nicole Seifert. Heute wertet die Literaturwissenschaft ihren Tabubruch - sie thematisiert offen den sexuellen Missbrauch von Frauen durch Männer - als Innovation innerhalb des Genres des gesellschaftskritischen Romans.
"Nicht alle Mädchen 'aus guter Familie' gehen so armselig zugrunde, wie die unglückliche Heldin ihres Romans, aber nur sehr wenig Mädchen aus guter Familie wird es geben, deren Schicksal und Entwicklung nicht irgendwie durch die gleichen törichten Schranken gehemmt und gestört worden, in deren Charakter nicht eine Spur der Jämmerlichkeiten der 'guten Familie' verhängnisvoll geblieben ist. Darum hat das Buch auch einen so überaus starken Erfolg gehabt."
Und der ungleich berühmtere Thomas Mann wird in einem Essay im gleichen Jahr schreiben, dass Reuter "vor allen übrigen die Sendung des weiblichen Genies in der modernen Literatur erkannt" habe.
Dem S.-Fischer-Verlag verschafft Gabrieles Buch übrigens seinen ersten Bestseller, und der Autorin eine erneute Übersiedlung nach München, in die Schwabinger Seestraße 41/2. Hier tritt sie im Jahr darauf in den 1894 auf Anregung von Anita Augspurg ( siehe dieser Post ), Sophia Goudstikker und Emma Merk gegründeten "Verein für geistige Interessen der Frau" ein. Bis 1898 ist sie im Vorstand des Vereines aktiv.
Wie so viele Künstler ihrer Zeit erkundet sie von Schwabing aus das Voralpenland. Im Seehotel "Leoni" in Berg am Starnberger See lernt die 38-Jährige den in München ansässigen Schriftsteller und Privatgelehrten Benno Rüttenauer kennen. Sie wird von ihm schwanger und bringt am 18. Oktober 1897 im Geburtshaus für ledige Mütter in Erbach an der Donau ihre Tochter Elisabeth "Lili" zur Welt.
Im Roman "Das Tränenhaus" (1908) wird sie die dortigen Verhältnisse gewohnt sozialkritisch literarisieren. Ihre Mutterschaft, die für sie einen sehr wichtigen Einschnitt in ihrem Leben ausmacht, bewältigt Gabriele im Gegensatz zu ihrer Protagonistin im Buch, der Schriftstellerin Cornelie Reimann, auch ohne Ehepartner. ( Eine Vaterschaftsanerkennung für ihre Tochter erfolgte erst im Zuge der Nürnberger Rassegesetze fast vier Jahrzehnte später durch Rüttenauer. )
Neben der strukturellen Gewalt, der die jungen Frauen im Geburtshaus ausgesetzt sind, verhandelt der Roman ambivalent die Auffassung von "natürlicher" Mutterliebe, wie sie beispielsweise Lou Andreas-Salomé in jener Zeit konstatiert, wenn sie die weibliche Bestimmung zum "Muttertier" vertritt. Die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Berufstätigkeit als Schriftstellerin gelingt aufgrund weiblicher Solidarität, so Gabriele, die dazu führt, dass die Erschöpfung erträglich und schließlich überwunden werden kann.
Es ist enorm, was die junge Mutter in den Folgejahren an Romanen, Erzählungen, Essays produziert, darunter einfühlend-belletristische Biographien über Marie v. Ebner-Eschenbach (1904; siehe dieser Post ) und Annette v. Droste-Hülshoff (1905), die viel Resonanz finden. Das macht sie zu einer der gefragtesten Schriftsteller*innen der Münchner Bohème, die sie aber schon vor der Jahrhundertwende in Richtung Berlin verlassen hat. Sie bleibt aber Mitglied im Münchner Verein für Fraueninteressen.
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Als Fünfzigjährige zum Geburtstag in der Zeitung |
Es entwickelt sich eine nähere Bekanntschaft mit Käthe Kruse, der später berühmten Puppenmacherin, selbst ein "uneheliches" Kind und zunächst Mutter zweier Töchter, denen ein ebensolcher Makel angehaftet hat, bis ihre Eltern 1909 geheiratet haben. Ihre Erinnerungen "Vom Kinde zum Menschen. Die Geschichte meiner Jugend" (1921) werden Käthe und ihrem Mann Max gewidmet sein.
Gabriele Reuters Literatur, da sie spezifisch weiblich markierte "Seelenzustände" als Resultate gesellschaftlich bedingter, zerstörerischer Lebensverhältnisse zum Thema hat, wird unter der Rubrik "Frauenliteratur" abgelegt, "und die wird bekanntermaßen nicht als ernsthafte Konkurrenz zur 'hohen Literatur' betrachtet. Der Moment, in dem ein Buch der sogenannten Frauenliteratur zugewiesen wird, ist der Moment, wo es nicht mehr bei den Großen mitspielt," so Nicole Seifert an dieser Stelle. Und "Frauenliteratur" trägt bis heute ja immer noch das Etikett "trivial "...
Dabei lässt ihre beobachtende, naturalistische Literatur psychoanalytische Sehweisen im Freud’schen Sinne erkennen. Mit dessen Werk hat sie allerdings erst nach 1895 Bekanntschaft gemacht. Der Vater der Psychoanalyse wird ihr bescheinigen, "die besten Einsichten in das Wesen und die Entstehung der Neurosen" geschildert zu haben.
Auch während des Ersten Weltkriegs publiziert Gabriele weiter. Mit Beginn der Weimarer Republik erfährt sie noch einmal Aufmerksamkeit für ihre Autobiografie "Vom Kinde zum Menschen". Doch weiterer schriftstellerischer Erfolg bleibt aus. Sie schreibt nun bei der bürgerlich - liberalen Wiener "Neue Freie Presse" eher deutsch-national gesinnte Kolumnen ( lehnt den Nationalsozialismus aber wegen seines Antisemitismus ab ).
1929 kehrt Gabriele Reuter endgültig nach Weimar zurück. Die Weltwirtschaftskrise hat die 70-jährige Schriftstellerin um ihre Ersparnisse gebracht. In den folgenden zehn Jahren arbeitet sie noch als Rezensentin für die "New York Times". Der Produktionsdruck dieser Erwerbsarbeit schenkt ihr allerdings keinen Raum mehr für hochwertiges literarisches Schaffen. Wegen ihrer nachlassenden Sehkraft benötigt sie die Unterstützung durch ihre Tochter Lily, die nach einer kurzen Ehe und dem Tod des gemeinsamen Sohnes von ihrem Mann, dem Maler Johannes Avenarius, geschieden ist.
1939 ziehen Mutter und Tochter, als die Lebenssituation prekär geworden ist, aus der Wohnung an der Freiherr-vom-Stein-Allee in das "Haus zur Sonne" der Burg- und Reichsgräfin Daisy zu Dohna-Schlodien.
Am 13. November 1941 stirbt Gabriele Reuter mit knapp 82 Jahren im Beisein ihrer Tochter an "Altersschwäche", so der Totenschein. Ihr Urnengrab auf dem Historischen Friedhof in Weimar gibt es nicht mehr. Ihr Nachlass befindet sich im Goethe- und-Schiller-Archiv.
Anfang der 1980er Jahre wird sie im Rahmen kritischer Untersuchungen zur Weiblichkeit um 1900 wiederentdeckt. Eine Gesamtausgabe ihrer Werke - immerhin siebzehn Romane, - hat es nie gegeben, und auch in die Literaturgeschichtsschreibung ist sie nicht aufgenommen worden. Theodor Fontanes Werk dagegen gibt es inzwischen in mehreren Gesamtausgaben, seine Balladen und Romane sind Schullektüre, seine Werke fraglos Bestandteil des Kanons und zu keiner Zeit vergessen.
Dabei hat Gabriele Reuter durch ihre Werke die Diskussion der Rechte von Frauen & Mädchen auf Bildung, eigenständige Entwicklung und Gleichbehandlung zu ihrer Zeit damals in breite Kreise getragen und ein Umdenken mitinitiiert. Wenigstens eine Erinnerungsplakette an dem Haus in Weimar, in dem sie am längsten gewohnt hat, hätte sie verdient, findet ihre Biografin Annette Seemann. Finde ich auch.
Weitere bemerkenswerte Frauengeschichten - Gedenktage dieser Woche habe ich wieder aufgelistet:
In Deutschland kenne ich alle die Orte, an denen sie gelebt oder gewirkt hat. Wir sind in Mitteldeutschland einige Jahre lang in vielen Orten gewesen, weil es uns wie das kulturelle Herz Deutschlands vorkam und wir auf Spurensuche waren.
AntwortenLöschenAber stell Dir vor, sie kannte ich nicht! Jedenfalls nicht bewusst. Immer wieder bin ich überrascht, welche Frauen ich nicht kenne, die solchen Einfluss hatten auf Her-Story. So gut, dass Du viele von ihnen und auch sie vorstellst.
Ihre innere Unabhängigkeit ist bewundernswert und ermöglichte ihr sicher auch diesen Blick auf Frauenleben ihrer Zeit.
Eine Gedenktafel für sie wäre das Mindeste in Weimar und was inzwischen generell aus Mitteldeutschland geworden ist, macht mich eh traurig.
Herzlichst,
Sieglinde