Sonntag, 30. Juni 2024

Mein Freund, der Baum: Pontische Eiche, Kaukasische Mandel und mehr

"Die Bäume, die zum Glück 
weder verstehen zu predigen noch zu preisen, 
noch zu missionieren, 
sind dennoch Überbringer einer Moral. 
Ihr Wirken lehrt uns eine Moral, 
denn sie sind Schönheit und Güte. 
Sie sind gütig bis hin zum Edelmut."
Maria Borrély, provençalische Schriftstellerin

Die Pontische Eiche Quercus pontica, auch als Armenische Eiche bekannt, habe ich schon lange auf dem Schirm bzw. in einem digitalen Ordner auf meinem MacBook. Doch es fehlten mir die Fotos. Nur eines vom Herbstlaub hatte ich mal im Botanischen Garten aufgenommen:

Am letzten Sonntag war ich noch mal am gleichen Standort und habe den Baum dann endlich in Grün fotografiert.

Diese Eichenart ist, wie der Name ja schon sagt, zu Hause im nördlichen Kleinasien, in Armenien und im Kaukasus. Die Nähe zum Schwarzen Meer, auch mare ponticum, erklärt den Namen. Sie wächst in ihrer Heimat vor allem in Gebirgswäldern, die gut mit Wasser versorgt sind. In Mitteleuropa ist sie eher selten anzutreffen. Bevorzugt werden warme und sonnige Standorte, was dem Baum unter den Gegebenheiten der Klimaerwärmung das Etikett stadtklimafest, hitzeresistent und windverträglich eingebracht hat. Er gilt als robust, wird nur in sehr heißen Sommern von Mehltau befallen und kann schon mal von Schwammspinnern wie andere Eichen befallen werden.

Die Pontische Eiche gehört zur Familie Fagaceae in der Gattung Quercus und gilt als Winzling unter den Eichen. Sie ist eher ein breit-runder, großer Strauch oder ein gedrungener, dicker, kleiner Baum und erreicht nur Wuchshöhen von 4 bis 6 Metern. Im Alter wird sie dann etwa genauso breit. Die Krone besteht aus steif nach oben gerichteten Ästen. Die Triebe sind dick, kahl und oft kantig, die Endknospen sehr groß, gelbbraun und ebenfalls kantig.

Im Kulturanbau wird die Pontische Eiche häufig als kleiner, einstämmiger Baum gezüchtet. Sie wächst sehr langsam und entwickelt einen Stammdurchmesser von bis zu 40 Zentimetern. Die Rinde ist grau und rissig und bildet bei alten Stämmen lose aufliegende Rindenplatten. Die Pontische Eiche verfügt über eine sehr tief gehende Hauptwurzel.

Die sommergrünen, breit elliptischen Blätter werden bis zu 25 cm lang und bis zu 10 cm breit, fühlen sich ledrig an und sind dunkelgrün glänzend, auf der Unterseite dann blaugrün. Die viele erhabene Blattnerven sind deutlich auf der Spreite zu erkennen, da sie gelblich gefärbt sind. Der Blattrand ist gezähnt, ein bisschen ähnlich der Edelkastanie. Die Blätter sind wechselständig angeordnet und im Herbst verfärben sie sich in ein wunderschönes goldiges Gelb bis Hellbraun und bleiben relativ lange am Baum haften. Wegen dieser prachtvollen Herbstfärbung gehört die Pontische Eiche zu den schönsten niedrigen Eichen, die bei uns seit dem späten 19. Jahrhundert in Parks und Gärten angepflanzt werden. Im Kölner Botanischen Garten kommt sie weniger gut zur Geltung, als wenn sie eine Solitärstellung erhalten hätte.


Der Baum blüht im Mai/Juni mit auffallenden, hängenden  dünnen Kätzchen, die erst grünlich, dann rötlich-braun gefärbt sind. Ab September sitzen vor allem an den Triebspitzen die eiförmigen, gestielten Eicheln einzeln oder in Gruppen. Sie sind eiförmig, etwa  2 bis 3,5 Zentimeter lang, vom Becher halb umgeben und stehen nach oben.  

Ebenfalls aus dem Kaukasus stammt die Kastanienblättrige Eiche Quercus castaneifolia ( früher auch Quercus prinus ), die ich ganz in der Nähe der Pontischen Eiche gefunden habe:






Im Gegensatz zur Pontischen Eiche ist das ein ganz schnellwüchsiger Baum mit geschlossener, eiförmiger Krone, die zwar gedrungen aussieht, die jedoch eine Höhe von dreißig Metern erreichen kann. Der Stammdurchmesser kann bis zu zweieinhalb Metern betragen. An großen Exemplaren können sogar Brettwurzeln vorkommen. Im nördlichen Iran ist 2021 angeblich ein Exemplar gefunden worden mit einer Höhe von 60,4 Metern. Das wäre dann die größte Eiche der Welt. Bisher ist diese Eiche bei uns ein wenig genutzter Stadtbaum.

In seiner Heimatregion wächst er in artenreichen Wäldern und erfordert einen warmen und sonnigen Standort sowie einen kalkreichen und nicht zu nassen Boden.

Die ledrigen Blätter sitzen an kurzen Stielen. Die kahle Blattoberseite ist dunkelgrün, die Unterseite heller und mehr oder weniger mit Härchen besetzt. Sie sind 8 bis 12 Zentimeter lang, länglich-elliptisch bis lanzettförmig schmal-eiförmig mit leicht herzförmiger Basis und 7 bis 14 Paaren, grober spitzer Zähne. Es werden zehn bis zwölf Nervenpaare gebildet. Die Blüte ist im April/ Mai. Die männlichen Blüten sind auch hier gelbgrüne Kätzchen.

Die Früchte sind 2 bis 3 Zentimeter lang, eiförmig und sitzen bis zu drei Vierteln in einem Fruchtbecher, stehen einzeln oder zu zweit, selten in Gruppen bis zu fünf. Sie reifen im zweiten Jahr.




Bleiben wir im Kaukasus, wo auch mein nächster Baum beheimatet ist, nämlich die Kaukasische Mandel Prunus fenziliana, auch Fenzls Mandel genannt, aus der Familie der Rosengewächse Rosaceae, ein bis zu vier Metern hoher Strauch oder Baum, dicht verzweigt und von malerischem Wuchs. 

Diese Mandel ist in den Kaukasusgebieten der Türkei, Armeniens, Aserbaidschans, des Irans und Turkmenistans heimisch und bevorzugt Höhen zwischen 1400 und 3500 m über dem Meeresspiegel, z.B. im armenischen Khosrov-Waldreservat. Man kann sie sowohl an felsigen Berghängen als auch auf dem Felsschutt der Vorgebirge finden. Es ist eine wilde Mandelart, die einzige, die vermutlich zur Entwicklung der kultivierten Mandel Prunus dulcis beigetragen hat, die heute auf der ganzen Erde angebaut wird. Prunus fenziliana gehört also zum primären Genpool der Prunus dulcis, aber auch zum sekundären Genpool des Pfirsichs Prunus persica. 

Die Krone dieses wildvorkommenden Mandelbaumes kann bis zu drei Metern Breite erreichen. Der Baum ist ein Herzwurzler, der einen nährstoffreichen Boden bevorzugt. Bei uns in Mitteleuropa wird er nur selten als Zierpflanze angepflanzt.

Die Zweige sind mit zahlreichen Dornen besetzt, die graugrünen Triebe sehr dünn. Einjährige Zweige, die auf der der Sonne zugewandten Seite wachsen, sind rötlich und auf der anderen Seite grün.

Die Blätter sind 6-8 Zentimeter lang, schmal, länglich bis länglich-eiförmig, zugespitzt, und auf der Blattober- wie - unterseite kahl an ein bis zwei Zentimeter langen Stielen. Die rosa angehauchten weißen Blüten, die bereits im März auftreten, werden von Wildbienen sehr geschätzt und erscheinen in Büscheln mit bis zu fünf Blüten. Die Früchte sind, wie der Name schon sagt, mandelähnlich. Sie sind anfangs dunkelgrün und werden schließlich hellbraun. Wenn sie vollständig reif sind, springen die Früchte, ähnlich wie bei ihrem domestizierten Gegenstück, auf und geben den Samen frei, der bis zu einem Zentimeter lang sein kann.

Links: Kaukasische Mandel, rechts: Japanischer Blumen-Hartriegel



Zuletzt möchte ich noch ein paar Fotos eines Baumes mit euch teilen, den ich hier schon in einer rosafarbenen Variante beschrieben habe: der Japanische Blumen-Hartriegel Cornus kousa. Der nimmt im Botanischen Garten einen prominenten Platz inmitten eines Rasenstückes ein, so dass er sich wunderbar entfalten kann und sofort ins Auge sticht, wenn er blüht:

Ich wollte euch solche Schönheit nicht vorenthalten. Die Informationen entnehmt bitte meinem Post vom Mai 2023.

Ich denke, ihr habt in diesen Sommertagen auch wieder viele Begegnungen mit wunderschönen Bäumen gehabt und lasst uns in euren Blogs daran teilhaben. Hier bei mir könnt ihr eure Posts wieder bis zum 27. Juli verlinken.
                                                                        

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4 Kommentare:

  1. Liebe Astrid,
    wie versprochen kommt hier mein neuseeländischer Redwood-Wald.
    Also, bei der Kastanienblättrigen Eiche wäre ich trotz des Namens aufgrund der typisch geformten Blätter von selbst auf "Eiche" gekommen - aber bei der Kaukasischen bzw. Pontischen nicht (da hätte ich eher an Buche gedacht), und auch nicht von der Wuchsform her. Ein spannendes Gewächs - und schön, dass es hierzulande mit dem Klimawandel gut zurechtkommt. Danke auch fürs Vorstellen der Kaukasischen Mandel (Sind die Früchte auch für unsere Vögel und Eichhörnchen interessant? Und auch für Menschen genießbar?) und der wunderhübschen Blüte vom Japanischen Blumen-Hartriegel!
    Alles Liebe, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2024/06/weltreise-2024-immer-noch-neuseeland.html
    PS: Sehr schön auch das einleitende Zitat!

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  2. Dein Zitat eingangs ist bemerkenswert, liebe Astrid und der Mensch sollte wirklich mehr Achtung vor ihnen haben anstatt nur die Arbeit im Frühjahr beim Blütenstaub und im Herbst beim Blätterfall zu sehen. Sie spenden uns die notwendige Kühle im Sommer und überhaupt brauchen wird dringend den täglichen Sauerstoff, den sie uns spenden.
    Ich hoffe am Freitag ein Bild von einem skurrilen Baumstamm posten zu können.
    Lieben Gruß von Marita

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  3. Liebe Astrid,

    das sind wieder besondere Bäume die Du da für uns aufbereitet hast. Ich finde die Blüte sehr schön von der pontischen Eiche. Der Blütenhartriegel ist natürlich ein richtiger Hingucker und wunderschön !!

    Liebe Grüße aus der Blogsommerpause
    Kerstin und Helga

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  4. Da habe ich glattweg "Polnische Eiche" gelesen, liebe Astrid - dabei stammt sie doch aus dem Kaukasus. Die Blütenansätze finde ich ganz besonders schön. Ich hätte nicht gedacht, dass sie zu einer Eiche gehören. Auch die kaukasische Mandel gefällt mir und Hartriegel mag ich einfach in jeder Variation. Danke für's Zeigen und Erklären. Herzlichst, Nicole

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie weiterhin konsequent NICHT freischalten. ( Ausnahme: die amerikanische Gepflogenheit, nicht zu unterschreiben )

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