"Das wunderbarste Thema wird zur Banalität
durch unglaubwürdige Darstellung"
Martha Hegemann
"Im Grunde sind es immer
die Verbindungen mit Menschen,
die dem Leben seinen Wert geben."
Wilhelm von Humboldt
"Der Tod ist obligatorisch,
das Alter ist fakultativ."
Gianna Nannini
"I like my solitude, but I'm no hermit."
Patty Smith
Der Besuch auf dem Friedhof weckte Erinnerungen an unsere gemeinsamen Sommer in der Provence. Elf waren es insgesamt.
Das hat durchaus geschmerzt...
Ich hab mich dann durch die Anstrengung beim zügigen Laufen wieder gefangen.
Wenn andere Dinge meine mentalen Kräfte wie momentan dezimieren, eignet sich auch Kunst & Kultur zum Aufladen des Akkumulators. Deshalb habe ich das Kolumba aufgesucht, bevor die Ausstellung - derzeit "Wort Schrift Zeichen - Das Alphabet der Kunst" - wieder neu arrangiert wird.
Ich mag in einer so alten Stadt mit all solchen Spuren aus zweitausend Jahren gerne leben. Ich mag auch die vormals blühende Kunstszene Kölns. Künstler*innen, wie die wunderbare Marta Hegemann, von der mehrere Aquarelle und ein Typoskript einer ihrer Reden vor der GEDOK von 1929 in der Ausstellung zu sehen sind, werden viel zu selten präsentiert.
Die Bilder hängen im selben Raum, in dem auch Arbeiten von der ebenso geschätzten Louise Bourgeois zu entdecken sind, darunter die patinierte Bronze "Lair", ein spiraliges Gebilde. Spiralen kommen in Bourgeois Werk übrigens oft vor, als Metapher für die Berührung zwischen dem Ich & der Welt.
Im Hintergrund der Spirale hängt eine Holzplastik aus dem 16. Jahrhundert von einer "Mariae Heimsuchung". Solche Szenen, auch solche Andachtsbildchen wie das auf dem Foto rechts, haben mich in meiner Kindheit geprägt, und ich liebe diese Mischung von Religiösem, Säkularem & Banalem, wie es für das Kolumba so typisch ist. Das ist extrem anregend und beschäftigt meinen Geist.
Auch Schutzmantelmadonnen sprechen mich an, Kindheitssymbolik halt. Das lässt mich die Kunst von Kiki Smith ja auch so gut nachvollziehen.
Die Symbolik mittelalterlicher Bilder ist ebenso spannend wie die der Rauminstallation von Jannis Kounellis - "Tragedia civile" von 1975 - mit ihrer blattgoldbelegten Wand. Die ist dauerhaft in diesem Museum eingebaut.
Das rote Kreuz hinter den Vortragekreuzen aus dem Schatz von St. Kolumba ist übrigens ein Werk von Andy Warhol. Der hatte auch eine enge Beziehung zu christlicher Symbolik.
Welch ein beeindruckendes Rot auch bei den Siegeln! Auf der Treppe & in den verschiedensten Räumen gab es während meines Besuches Konzerte & Performances der Rheinischen Musikschule. Entsprechend viel "junges Gemüse" war zu meiner Überraschung im Museum unterwegs.
Zwei von mehreren Bleistiftzeichnungen der Reihe "Kölner Hausfrauen" von Anna Blume, einer ehemaligen Kunsterzieherkollegin hier in Köln, haben mich zum Schmunzeln gebracht. Es wurden also mehr Kunstwerke von Frauen in die Ausstellungen aufgenommen, das freut mich. Zum Schluss meditierte ich - nicht nur darüber - noch etwas im stillen, kleinen Hof des Museums...
... bevor ich mich in das heftige Getümmle rund um Dom & Hauptbahnhof stürzte. Farblich erinnerte mich das Szenario dort an ein zuvor gesehenes Gemälde von Robert Klümpen namens "Je t'aime". ( Paillettenherzchen werden eher in einem Museum mit katholischem Hintergrund akzeptiert, so meine Erfahrung. ) Herzchen auch für die Fußballfans diverser Nationalitäten, die sich in der Stadt aufgehalten haben, für ihre freundliche Art & die fröhliche Laune!
Ich hab mich allerdings anschließend in das weniger bevölkerte Nippes verzogen und auf "meinem Plätzchen" über einem Eiskaffee weiter entspannt.
Angenehm-sommerliche 24°C verlockten nicht nur mich in den Botanischen Garten. Ich selbst war mal wieder auf der Suche nach Bäumen ( morgen mehr ).
Alte Bekannte hab ich natürlich auch besucht wie die Araukarie mit ihren aufkommenden Blütenbällen auf dem Foto rechts.
Das Staudenbeet besitzt aber auch eine große Anziehungskraft. Dort auf der Bank habe ich schon vor zweiundvierzig Sommern meine Tochter gestillt.
Das filigrane Gelbblühende Krätzkraut Scabiosa ochroleuca mag ich ebenso gerne wie die mächtigen Blätter der Gunnera.
Da die Terrasse an der Flora nicht überlaufen war, habe ich mich bei "Dank Augusta" niedergelassen und mir zum Espresso eine Torte im Glas gegönnt, bevor ich mit dem Bus heimgefahren bin.
In dieser Woche gab es wieder mehr als genug Termine rund um meine Gesundheit, alles wenig fotogen. Gute Laune hat mir u.a. die Reportage über einen Chor aus dem Bergischen Land, genauer aus dem pittoresk gelegenen Marialinden, gemacht:
Dat sin die Lück, woröm isch jähn he läv!
In diesem Sinne: E schön Wocheengk!
Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot, Nicole/niwibo, den Sonntagsschätzchen bei Andrea, der Zitronenfalterin und Heidruns Mosaic Monday.
Wunderschöne Fotos, liebe Astrid. Ja, Erinnerungen können schmerzhaft sein, aber es kommt dann auch hoffentlich immer wieder die Zeit der dankbaren Erinnerungen. ♥
AntwortenLöschenHerzensgrüße und danke fürs Mitnehmen an diese schönen Flecken überall in deiner Heimat
Anita | antetanni.com
Kunst und Spiritualität wecken auch bei mir große Lebensgeister. Das kann ich so gut verstehen. Das Kolumba ist ja ein besonderes Museum. Sehr beeindruckend und beflügelnd. Aber auch die Natur im Friedhof und im Botanischen Garten beflügeln die Sinne, manchmal traurig, manchmal froh. Aber immer nah an einem dran.
AntwortenLöschenDeine Woche - und in gewisser Weise vielleicht auch die vielfältigen Gesundheitstermine - scheint mir sehr wohl-tuend gewesen zu sein.
Ein ebensolches Wochenende wünscht herzlichst,
Sieglinde
Wie gut, dass Köln so viel Kultur und auch noch Natur zu bieten hat. Beides hat heilende Kräfte!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Auf den Friedhof zog es mich diese Woche ebenso und ich genoss dort die Stille.
AntwortenLöschenKunst und Natur sind eine wohltuende Mischung, dazu darf es ruhig noch etwas Symbolik und Spiritualität geben. Diese Ausstellung würde auch mich interessieren.
Die Flora - herrlich!
Viele liebe Grüße,
Karin
Ich will auch zo fuß noh Kölle jonn liebe Astrid, es ist einfach die beste Stadt der Welt.
AntwortenLöschenUnd was für ein Glück haben meine Jungs, dass sie nun dort wohnen. Sie wollen gar nicht mehr weg von dort....
Ein tolles Lied, ein schönes Museum, ein heilsamer Gang durch Dein Veedel,
besser geht es nicht. Im Kolumba war ich noch nie, aber der Makler des Schwiegereltern Hauses hat dort ein Büro, lach.
Dir einen schönen Abend, lieben Gruß
Nicole.
Liebe Astrid,
AntwortenLöschengern habe ich deine Fotos angeschaut und deine Bemerkungen gelesen. Zum Kommentieren in geordneten Sätzen ist mein Kopf heute irgendwie nicht in der Lage.
Deine Wehmut beim Anblick des Lavendels kann ich gut verstehen.
Angeregt durch deinen Blumenpost gestern habe ich mir auch einen in weiß-grün gekauft. Grüne Disteln , (weiß-) gelbes Krätzkraut und Gräser ergeben den Strauß.
Die Eissplittertorte in der Flora sieht lecker aus!
Liebe Grüße,
Claudia
Üppiges Grün in vielen Gefühlslagen. Zur Ausstellung wäre ich gern mitgekommen. Luise Burgois habe ich mal in einer Personalausstellung gesehen und war sehr begeistert. Wenn man weiß, was die Akkus wieder aufüllen kannn, ist das ein großer Vorteil.
AntwortenLöschenViele Grüße, Karen
Walking in the garden or in the forest (the bush as we call it in Australia) certainly lightens my mood and stills my mind. It has been beautifully sunny today so we went bushwalking this morning after I had a Scan appointment. I was feeling a bit wobbly and it helped. I also enjoy visiting galleries. And I like the look of your cake in a glass! Enjoy your summer. Here we are in the depths of winter. Enjoy your week. I am joining you from Mosaic Monday. It was nice to meet you.
AntwortenLöschenBeautiful gardens and a lovely museum. Lovely photos.
AntwortenLöschenHave a great day and happy new week!
Ich weiß gar nicht, wie lange ich schon ins Kolumba mal wieder gehen mag und es nicht hintereinander bekomme 😉 Wunderschöne Ausschnitte. Mit Mutter Maria bin ich auch am meisten aufgewachsen. Wie sagte meine Oma: die ist für uns da.(Für uns Frauen)
AntwortenLöschenUnd Dein botanischer Gang weckt auch das Bedürfnis, diesen botanischen Garten endlich mal zu besuchen. Wahrscheinlich wird es eher erst einmal der Bonner, der auch so schön ist.
Danke für s Mitnehmen und liebe Grüße
Nina
Von der Stadtgeschichte kann zwar Augsburg durchaus mithalten... doch mit der Kunstszene wünschte ich mir manchmal einfach weitere Abwechslungen. Gut, dass München in erreichbarer Entfernung liegt. Oder Ulm! Eine abwechslungsreiche Woche, die Du uns hier präsentierst. Danke, für Deinen wundervollen Beitrag zu MM.
AntwortenLöschenLiebe Grüßle von Heidrun