Es kommt bei mir immer öfter vor, dass meine Pläne Schall & Rauch werden und mir was dazwischen kommt. So konnte ich in den vergangenen anderthalb Wochen nur das Notwendigste außerhalb des Hauses unternehmen. Für die Suche nach einem neuen Baumfreund gab es gar keine Möglichkeit. Warum nicht einfach ein älteres Porträt wieder aufgreifen, zumal diese Bäume grade mit der Blüte bei uns durchstarten? Vor drei Jahren habe ich diesen heutigen Post geschrieben und bei Ghislana/Jahreszeitenbriefe verlinkt, die damals noch Gastgeberin bei "Mein Freund, der Baum" gewesen ist...
Bei den vielerorts nun zu bewundernden Japankirschen handelt es sich meist um die Japanische Nelkenkirsche prunus serrulata 'Kanzan'. 'Hisakura' ist eine im Wuchs zwar ähnlich Art, doch deren Blüten sind ungefüllt und lichtrosa:
Eine in den Blüten der Nelkenkirsche 'Kazan' recht ähnliche Form ist 'Kikiu shidare zakura', die Kaskadenkirsche, eine andere Sorte die Japanische Säulen-Kirsche prunus serrulata 'Amanogawa‘, die schlank in die Höhe wächst. Insgesamt bieten hiesige Baumschulen und Gartencenter bis zu zehn verschiedene Varianten an, darunter auch hängende und rotblättrige Arten.
Die bei uns gepflanzten Japankirschen sollten nicht mit der
Japanischen Maienkirsche prunus x yedoensis 'Somei Yoshino'
verwechselt werden, die im Mittelpunkt des berühmten Festes der Japaner - Hanami, (Tag des Grüns 29. April bis 5. Mai) - rund um
die Kirschblüte - Sakura - steht. Die Japanische Maienkirsche ist übrigens der Klon eines einzigen Baumes, der durch Pfropfen auf der ganzen Welt verbreitet worden ist. Der Ursprung dieses variantenreichen Bastards ist sowohl botanisch als auch geographisch nicht mehr festzustellen.
Eine schöne Website über die diversen, in Japan blühenden Sorten ist
hier zu finden.
Alle Japankirschen gehören zur Gattung Prunus mit ungefähr 250 Arten, darunter die uns so bekannte Aprikose oder Marille, die
Kirschpflaume, unsere Pflaume, die Schlehe, die Vogel-Kirsche, Urform unserer
Süßkirsche, die Sauerkirsche, die
Gewöhnliche Traubenkirsche, die Mandel und der Pfirsich.
Die meisten Japankirschen sind Hybrid-Sorten, und solche wie die 'Kanzan' sind über eine lange Zeit in Richtung auf eine große, gefüllte und lange Blüte gezüchtet worden - und damit auch überzüchtet , da vollkommen steril und für Insekten uninteressant und kaum duftend. Bei diesen Bäumen wurden die Staubgefäße zu Blütenblättern umgezüchtet, es gibt also keine Früchte und somit entfällt, was eigentlich einen schönen Kirschbaum ausmacht.
Um neue Bäume zu erhalten, werden Reiser der Japankirschen auf einen Stammbildner - meist Prunus avium, die Vogel - Kirsche - veredelt, also künstlich vegetativ vermehrt. Die Bäume sind sozusagen Klone eines einstmals zufällig entstandenen Baumes, der gefallen hat, das bedeutet auch, dass alle Bäume einer Sorte genetisch identisch sind. So gewonnene sortenreine Exemplare werden selten 50 Jahre alt, während aus Sämlingen entstandene doppelt so alt und viel mehr werden.
Die Japankirschen stammen tatsächlich aus Japan, Korea, China. Unsere Nelkenkirsche ist 1913 aus letztgenanntem Land nach England eingeführt worden und wird seitdem in den gemäßigten Zonen Nordamerika und Europa kultiviert.
Die Japanische Nelkenkirsche ist ein rasch wachsender v-förmiger Großstrauch oder Baum mit einer steifen, trichterförmigen Krone und kann bis zu 12 Metern hoch und 8 Meter breit werden. Damit ist sie weniger für Hausgärten geeignet, denn die Krone benötigt viel Platz. Deshalb findet man sie in Botanischen Gärten, Parkanlagen und als Straßenbaum. Pro Jahr wächst sie 30 - 70 Zentimeter weiter, wenn sie auf einem lockeren, möglichst tiefgründigen Boden in voller Sonne gepflanzt worden ist. Besondere Pflege braucht sie nur in den auch bei uns häufiger auftretenden sehr trockenen, heißen Sommern. Frostempfindlich ist sie hingegen nicht.
Der Stamm neigt zu Drehwuchs mit Wulstbildungen, wenn der (Edel-) Reis und die Unterlage nicht kompatibel sind. Auch an der Veredelungsstelle in 1,80 - 2,20 Metern Höhe kommt es zu Überwallungen, Knollenbildungen und zu massiven Änderungen des Querschnitts zwischen Stamm und Krone. Die noch junge Rinde ist glatt & kastanienbraun mit Lentizellen, mit zunehmendem Alter bildet sich eine typischen Ringel-Borke aus mit Maserknollen und Reaktionsholz im Bereich der Veredlungsstelle. Die alte Borke ist dann grau bis schwarz.
Der besondere Wert der Japanischen Nelkenkirsche liegt in ihren Blüten: Sie ist ein Zierbaum mit Blühgarantie, und diese Blüten erscheinen bereits bei neu gepflanzten Exemplaren in großer Fülle. Die gefüllten Blüten - daher der Begriff 'Nelke' im Namen - zeigen sich Ende April/Anfang Mai und werden bis zu 4 - 5 cm im Durchmesser groß. Sie wachsen in dichten Trauben in Büscheln von 2 bis 5 Blüten, behalten die ganze Zeit ihre kräftige rosa Farbe und werden nicht blass. Nachdem sie verwelkt und herabgefallen sind, bildet sich unter älteren Bäumen ein rosa Blütenteppich.
Der Austrieb der Blätter ist zunächst kupferfarbig, später grün. Die Blätter sind eiförmig-lanzettlich, 6 bis 12 Zentimeter lang, mit einer lang ausgezogenen Spitze. Der Blattrand ist scharf und manchmal doppelt gesägt, die Zähne mit feinen Grannen versehen. Der Blattstiel wird bis zu 6 Zentimeter lang. Die Blätter sind wechselständig angeordnet. Im Herbst verfärben sich diese gelb, rot, orange und rufen den Eindruck eines rötlichgelben Flammenmeeres hervor.
Auch wenn die Japankirsche keine Früchte trägt, kann sie von den gleichen Krankheiten befallen werden wie die mit ihr verwandten Obstbäume, darunter auch der Pilz Monilia ( Spitzendürre ).
Inzwischen dürfte die rosa Pracht in den großen Städten Bonn, Essen, Krefeld durchstarten, nachdem es so warm und sonnig in den letzten Tagen gewesen ist. In diesem Jahr wird es aufgrund der aktuell gültigen Coronaschutzverordnung des Landes keine Einschränkungen durch die Corona-Pandemie während der Kirschblüte geben, so amtliche Verlautbarungen.
Aber vielleicht muss es auch nicht gerade die "instagrammable" Variante der Kirschblüte an den massenhaft besuchten Hotspots sein...
Jetzt seid ihr wieder eingeladen, eure Posts zu Bäumen aller Arten hier zu verlinken! Bis zum 30. April ist wieder Zeit dafür.
Es sieht einfach wunderschön aus - wenn die Japanischen Kirchbäume blühen, dann ist FRÜFLING
AntwortenLöschenlg gabi
Ich liebe diese Blütenpracht und genieße es, dass unsere Nachbarn gegenüber eine im Garten stehen haben. So haben wir sie den ganzen Tag vor Augen, wunderbar!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Nein liebe Astrid,
AntwortenLöschenin Bonn ist noch alles knospig.
Wir waren gestern in Bonn-Beuel, da gibt es eine Straße mit wunderbaren Kirschbäumen und ich hatte die Kamera griffbereit, aber nix... die zieren sich noch.
Aber ich denke, in den nächsten Tagen geht es los.
Dafür blüht aber so viel anderes schon, herrlich schaut das aus.
Mal schauen, ob ich diesen Monat auch einen Baum für dich haben, bis dahin lieben Gruß
Nicole
Liebe Astrid,
AntwortenLöschendie jap. Kirschblüten sind jedes Jahr gigantisch und eine wahre Pracht hier im Ort ... die Bonner Blüte hätte ich gerne etwas üppiger gesehen, da waren wir leider etwas zu früh dran. ;-)
Schön bei dir zu erfahren, dass auch die Nelkenkirsche zu Drehwuchs neigt.
Lieben Gruß und hab einen guten Start in die neue Woche, Marita
Auch reloaded ist dieser Baum ganz wunderbar! Mir ist noch kein blühender diese Jahr begegnet, muss mal die Augen im Park offen halten.
AntwortenLöschenHerzlichst, Sieglinde
mit den vielen arten der japanischen kirschen kenne ich mich so gar nicht aus und kann sie nicht unterscheiden. ich weiß nur, dass mir die überzüchteten knallrosa blüten nicht so gefallen wie die ungefüllten, zartrosanen. obwohl es schon beeindruckend ist, sie mal in riesig - wie in berlin in den gärten der welt - zu sehen. dass es hier in der region ganze straßenzüge gibt, ist mir nicht bekannt. ich erfreue mich aber gerade jeden tag an unserer inzwischen schneeweißen, alten kirsch- bzw. blutpflaume, die jedes zweite jahr viele früchte hervorbringt. herrlich!!
AntwortenLöschenliebe grüße
mano
oh jaa..
AntwortenLöschenhier fangen die Knospen an zu schwellen
leider sind viele dieser Bäume in unserer Straße schon abgestorben
ja..älter als 50 Jahre werden sie wohl kaum
aber in der Prallelstraße hat es noch einige..
hier werden vermehrt Mandelbäume gepflanzt was dann auch sehr schön aussieht
liebe Grüße
Rosi
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenich wusste bisher nicht, dass die schönen Rosablüher gar nicht dieselben sind wie die, die man in Japan feiert! In jedem Fall gefallen mir die Kirschblüten - schade nur, dass Insekten gar ncihts davon haben!
Von meinem heutigen Baum gibt es weltweit nur wenige Exemplare, er ist vor allem ein Statement (das du hoffentlich gelten lässt) - nämlich eine Ukraine-Solidaritäts-Platane, entdeckt in Bad Vöslau...
Alles Liebe nochmal,
Traude
Mit der Schlehenblüte habe ich mich hier bei dir verlinkt, aber mit der fantastischen Blütenpracht einer 'Japanischen Nelkenkirsche' kann sie es leider nicht aufnehmen.
AntwortenLöschenLG Heidi
Und da ist er schon, unser kleiner Kirschbaum und die schönen aus Beuel.
AntwortenLöschenEin toller Beitrag liebe Astrid, zu gerne würde ich mir mal die Blüte in Japan anschauen,
Aber der lange Flug…
Dir einen schönen Ostermontag, lieben Gruß
Nicole
Informativ und unterhaltsam... die Kirschbäume haben viel zu erzählen. Danke, liebe Astrid, einmal mehr fürs Hosting. Und nun - wie angekündigt - meine Buche.
AntwortenLöschenLiebe Grüßle von Heidrun