Samstag, 11. November 2023

Meine 45. Kalenderwoche 2023

 "Zu viel Empathie 
kann einen Menschen nutzlos machen! 
Auf diesem Drahtseil zu laufen ist nicht immer leicht. 
Aber es ist der wahre Wert der Liebe."
Siri Hustvedt


Auch an diesem Samstag wie an dem der letzten Woche gab es nur ein sehr begrenztes Zeitfenster zwischen den Regengüssen, welches ich genutzt habe, um mich mit Vitaminen zu versorgen. Wie sehr frau sich darüber freuen kann, vor allem wenn man nur einen Umhängebeutel füllen & nach Hause tragen kann!




Sonntagfrüh beim Aufstehen: Ich sehe wieder, dass ich Nachbarn gegenüber habe. Noch ist einiges Blätterwerk am Baum, aber als es tagsüber Böen gegeben hat, konnte man ihrem Fallen zuschauen ( was ich mag ). 

Abgelenkt davon hat mich ein Besuch der Schwägerin am Nachmittag, die mit Kuchen vorbeigekommen war:


Am Montag war ein Kontrollbesuch beim Operateur meiner neuen Hüftendoprothese angesagt. Von dort, im 5. Stock, schaut man über die dichte Innenstadtbebauung am Ring in Richtung Colonius.




Anschließend bin ich mit der Straßenbahn zum Neumarkt gefahren, wo die Herrnhuter Sterne des Weihnachtsmarktes in den Platanen aufgehangen wurden. Bei einem Tee hab ich eine Pause vom Schaufensterbummel eingelegt. Auch das wieder ein Zeichen der Normalisierung!


In der siebten Woche nach der OP ist mein Alltag doch noch sehr geprägt von den Folgen des Eingriffs. Jedenfalls muss ich viel dafür tun, damit ich an Kraft & Ausdauer zurückgewinne und die diversen unangenehmen Gefühle in einigen Teilen des Beines bzw. des unteren Rumpfes in Grenzen halte. 



Noch immer nehme ich die Stützen, wenn ich mich draußen bewege: Zu viele Menschen, zu rutschige Untergründe dank Laubfall, zu viele Hindernisse auf dem Weg. Nur im Haus und in der unmittelbaren Nachbarschaft laufe ich seit der Rückkehr aus der Reha ohne. Mit zunehmendem Alter bin ich vorsichtiger bzw. ängstlicher geworden, merke ich. Und mir fehlt mein Gefährte: Sich jeden Tag immer wieder alleine zu Unternehmungen zu bewegen, ist auch anstrengend. Sonnenschein ist da ein hilfreicher Motivator und lässt die Laune steigen.




Fünf Monate ist es her, dass ich an der Stickmaschine gesessen habe. Die Dame war denn auch schwer beleidigt, und für Arbeiten, die höchstens eine Stunde in Anspruch hätten nehmen dürfen, brauchte ich nen halben Tag, örks! Aber es wird noch rechtzeitig zum Geburtstag des Großneffen ankommen, das ist die Hauptsache. Und der Nebeneffekt: Von meinen Malästigkeiten habe ich in der Zeit nichts gemerkt.

Von denen befreien mich immer auch immer zuverlässig meine Physiotherapeuten. Auf die könnte ich immer wieder das Hohelied singen. Im Anschluss an die Behandlung gehe ich dann auch gerne durch die Gegend und lande auch schon mal bei "Törtchen, Törtchen".


Am Donnerstagabend dann ein langer Martinszug vor meiner Haustür. Die schönen Laternen, vor allem auch die mit den Klassentieren, haben mir die Tränen in die Augen getrieben, denn ich habe an die tolle Zeit in der Schule in Riehl mit meiner Freundin, der Lieblings-Ex-Kollegin, vor 15 Jahren gedacht. Herzliche Grüße auf die Schääl Sick!

Und an dich, liebe Frau Frieda, auch herzliche Grüße und ein Dankeschön für die witzige Gänsekarte, die auf dem Foto rechts unscharf im Hintergrund zu ahnen ist!


Der Freitag war ein echter Hausfrauentag, allerdings erst, nachdem der Paketbote mich um zehn aus dem Bett geklingelt hatte. Da ging es los mit Betten beziehen, Sommerkleidung verräumen, Blumen dekorieren, Wäsche waschen & falten. Zwischendurch gab es allerdings ein nettes Schwätzchen mit einer Nachbarin über Gott & alle Welt, unsere Enkelkinder & Ehemänner, unsere gemeinsame Krankheit und überhaupt. Das hat gut getan, liebe Marie - Anne! 

Am Nachmittag bin ich dann erstmals eine längere Strecke ohne Stützen zum Arzt gelaufen. Als ich mir zu Hause einen Espresso und drei Stückchen Spekulatius ( das ist für mich das, was für Nicole/Frau Frieda der Weckmannn ist: Martinstradition) gegönnt habe, regnete es auch schon wieder.



Die Erinnerungstage zuletzt - hundertster Jahrestag des Hitlerputsches in München am Mittwoch, am Donnerstag dann die Erinnerung an die Pogromnacht vor 85 Jahren - lassen mich in diesem Jahr mehr als beklommen zurück, beschäftigen mich natürlich auch die Ereignisse von vor einem Monat bzw. der letzten Wochen & Tage. Besonders die Reaktionen darauf hierzulande bzw. auch international in diversen Organisationen & Einrichtungen. Wieder einmal muss ich wie in den letzten Jahren konstatieren, dass mir Positionen & Anschauungen, denen ich auch mal zugeneigt war, im Alter gar nicht mehr passen. Ich habe zwar nicht wie (zu) viele Menschen mein physisches Zuhause verloren, aber meine geistige Heimat. Plötzlich fällt es mir schwer, die sich stets für das Existenzrecht beider Nationen eingesetzt hat, den israelischen Militäreinsatz zu kritisieren ( da steh ich wohl nicht alleine da ). 

"Dass Juden nicht toleriert werden, selbst wenn sie sich mit Palästinensern solidarisieren, ist das Gegenteil von Menschlichkeit, nämlich Antisemitismus in seiner radikalsten Form",- da stimme ich mit Navid Kermani vollkommen überein. Und "gut versorgt im sicheren Deutschland, sollte jedem das Mitgefühl für die Opfer gleich welcher Seite möglich sein." Dass ich eine Pause gemacht habe, mich zu diesem Thema zu äußern, hat nicht nur mit meiner akuten persönlichen Situation zu tun, sondern die Empathie für die tausendvierhundert ermordeten Menschen ließen mir die Worte versagen. Für die Reaktionen der eher links verorteten Israelkritiker schäme ich mich. Da bestätigt sich wieder die Beobachtung, die ich schon bei Butscha machen musste: "Mitgefühl mit den Opfern ist offenbar nur möglich, solange die Täter dem Westen zugeordnet werden können", um nochmals Navid Kermani zu zitieren. 

Das ist nicht mehr meine politische Gedanken - Welt. Das sind nicht mehr meine Ideen und Werte, die mir  jahrzehntelang den Weg gewiesen haben, nämlich Humanismus, Feminismus und Liberalismus. "Die Linke ist zu einer Eisdiele geworden, in der man sich aussuchen kann, auf welche Geschmacksrichtung von Menschenrechten man gerade Lust hat", sagt die israelische PEN-Gründerin  Julia Fermentto-Tzaisler. Sehe ich auch so. Schlimmer noch...



Natürlich setze ich mich auch heute wieder zu Andrea Karminrot an den Tisch zum Samstagsplausch,  verlinke mich mit der Gartenwonnemit "Niwibo sucht... Schöne Dinge" ( auch diese Woche hab ich wieder einiges gefunden ) und Heidruns "Mosaic Monday".

12 Kommentare:

  1. Dass herbstliches Wetter Dir etwas Angst draußen beim Gehen macht, kann ich sehr gut verstehen. Mit gehts derzeit mit dem Rad so. Seeehr vorsichtig und vorausschauend bin ich unterwegs.
    Aber zum Glück kannst Du Dich drinnen unbesorgt bewegen. Sehr schön!
    Deine politischen Gedanken sind meinen sehr ähnlich. Da muss ich einiges neu denken und schmerzhaft lernen. Auch, dass Frauen genauso machtbesessen sein können wie Männer - koste es, was es wolle...
    Es ist eine ungute Zeit.
    Doch wir haben unsere gemütlichen Wohnungen, andere haben gar nichts mehr. Das ist alles schwer zu verkraften.
    Gut, dass wir auch Menschen um uns haben, die Licht in diese Zeit bringen.
    Herzlichst,
    Sieglinde



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  2. Diese Gedanken und die Nachdenklichkeit zu Vielem im aktuellen, politischen, Geschehen teile ich. Zudem macht mich der November wie jedes Jahr trübsinnig. Nicht nur die Hände und Füße frieren, auch die Seele, sobald ich die Zeitung öffne, oder die Nachrichten höre. Bei manchen PolikerInnen bleibt mir ob ihrer Äußerungen fast die Luft weg, dass ich mich frage, in welcher Welt ich eigentlich lebe.
    Die Rutschgefahr auf Wegen und Straßen ist groß. Gestern legte ich deshalb einen Kniefall hin, zum Glück unbeschadet.
    Es freut mich, dass deine Genesung voranschreitet. Es mögen kleine Schritte sein, doch sie summieren sich auch.
    Viele liebe Grüße,
    Karin

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  3. Immer in kleinen Schritten und vorsichtig die Mobilität zurückgewinnen, das machst du genau richtig, aber immer daran arbeiten ist sehr wichtig. Wie gut, dass du auf gute Unterstützung zählen kannst. Martinsumzüge kennen wir nicht, bei uns laufen die Kinder mit geschnitzten Räben im November durch die Quartiere. Unsere grosse Enkelin hat extra ein passendes Lied gelernt und singt alle Strophen auswendig.
    L G Pia

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  4. Es wird liebe Astrid, jeden Tag ein paar Schritte mehr ohne Gehhilfen.
    Ja, mit Sonne geht alles besser, im Dunklen wird mit immer etwas schwer, aber dass weißt du ja.
    Also, tanke Sonne und viel Vitamine, das hilft.
    Dir einen kuscheligen Abend
    Ganz liebe Grüße
    Nicole

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  5. jeden Tag ein klein bißchen mehr - bis es wieder wird " liebe Astrid, ich folge deinen Gedanken und kann sie nur unterstreichen.
    unsere Welt auch die Kleine eigene die uns umgibt ist dermaßen ver-rutscht und anormal geworden, ich glaube keiner weiß mehr wohin sie geht, was sie -mit - uns - vorhat - und wohin sie sich entwickelt? das ängstigt , macht unsicher als stolpere man nur noch über Steine...
    ich stelle den Unterschied - auch bei mir - immer wieder sehr deutlich bei den Themen fest die ein/e Alleinlebende bewegen als jene die man wählte als die Zweisamkeit noch nicht Geschichte war.
    oftmals fehlen mir die Worte wenn ich die Welt und die Menschen ansehe.
    und denke was soll ich noch hier, worin besteht meine Aufgabe und wohin geht mein Sinn und die Traurigkeit in meinen Augen spricht ganze Sätze...


    ein lieber Gruß denkt sich in deine Morgen...
    herzlchst angel

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  6. Empathie, ja, die kann man nicht genug haben, egal, was es mit uns macht. Liebe Astrid, die dunklen Tage sind schwierig, sehr. Aber immer wieder gibt es auch Gutes:Sonne, mehr Schritte ohne Gehhilfen, die Hoffnung, die uns keiner nehmen sollte, so schlimm die Zeiten sind. Verwunderlich sind die Sinneswandlungen mancher Menschen, besonders in der Politikerriege schon...Ich wünsche mir eigentlich nur Frieden, im Kleinen und im Großen. Und selbst im Kleinen ist es schwer...Herzlich, Sunni

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  7. Liebe Astrid,
    ich wünsche Dir weiterhin gute Besserung.
    Was Du zu den letzten Ereignissen geschrieben hast, fühle ich genauso. Entweder trügt mich meine Erinnerung oder es war wirklich so, die Linken von früher waren menschlicher, klarsichtiger und benannten Missstände deutlich ohne Ansehen der Person.
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  8. Liebe Astrid,
    Ich wünsche dir gute Besserung und kann dich gut verstehen. Auch wenn es schwer fällt, es ist wichtig viel zu trainieren.
    Lg susa

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  9. Deinen Nachgedanken kann ich nur voll und ganz zustimmen. Man muss auch bereit sein, sich politisch neu zu orientieren, nicht selten auch, sich von Menschen und Organisationen zu distanzieren.
    Ich hoffe, dass du rasch wieder sicher und gesund auf deinen Beinen stehst! Der nasskalte November ist da zwar kein Bundesgenosse, aber es gibt gottseidank auch viel Schönes und Gutes, um sich wieder aufzurichten.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  10. Hallo Astrid,
    Du bist auf einem guten Weg, zumindest hört es sich so an. Es ist bestimmt oft anstrengend, aber so lange es vorwärts geht, ist es gut. Und manches braucht einfach seine Zeit.
    Dein Kuchen schaut total lecker aus und so ein Laternenumzug vorm Haus würde mir auch sehr gefallen.
    Liebe Grüße
    Manu

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  11. Toll, dass du so zielstrebig an deiner Fitness arbeitest, liebe Astrid... und es wird dann von Tag zu Tag besser gehen. Deine Bilder der Woche bestechen durch die herbstliche Farbigkeit, schöne Begegnung und Leckereien, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. ;-))
    Ich wünsche dir morgen einen guten Start in die neue Woche, die lt. Wettervorhersage nicht so sonnig werden wir.
    Machen wir es uns halt drinnen gemütlich - lieben Gruß von Marita

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  12. Erst kürzlich habe ich zufällig eine Demo in München miterlebt, bei der palästinensische Flaggen geschwungen und Parolen gerufen wurden und mir war gar nicht wohl dabei... und ich mag mich eigentlich gar nicht auf eine Seite schlagen. Ich hab den Zeit-Artikel gelesen und ich kann der Autorin da nur zustimmen... mir sind in den letzten Jahren immer wieder Jugendliche begegnet (in der Arbeit) die Dinge sagen wie "Ich hasse Juden"... (sie kennen meistens keinen, wenn man nachfragt).
    Und auch zu anderen Themen verändert sich meine Sicht, Ich finde manche Dinge aber auch schwierig zu artikulieren, denn auf gar keinen Fall möchte ich in irgendeine Schublade gesteckt werden, in die ich gar nicht hinein will.
    Ich wünsche dir stete Fortschritte und weiterhin gute Besserung!
    Ich freu mich in diesen Zeiten immer wieder aufs nach-Hause kommen und freu mich über mein kuscheliges "Nest". Deine Fotos zeigen auch viel Gemütliches...!
    Herzliche Grüße, Maren

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