Sonntag, 27. Juni 2021

Mein Freund, der Baum: Der Feldahorn

Über den heutigen Baum will ich schon so lange schreiben, fehlt er doch in meiner Liste der "Ahörner". Doch es war schwieriger als gedacht, den Baum zu finden, um entsprechende Fotos machen zu können. Immer wieder entdeckte ich mal Exemplare hier im Veedel, aber nur als Bestandteil von dichten Gebüschen. So kannte ich den Feldahorn auch aus meiner Kindheit, wo er mich  immer fasziniert hat mit seinen Gallen auf den Blättern. 2015 war er übrigens "Baum des Jahres".



Der Feldahorn Acer campestre, auch Maßholder, manchmal noch Maßholler, Maßern, Flatter, Schmerle usw. ( siehe Wikipedia ) genannt, hat von allen existierenden 124 Ahornarten, die auf der Nordhalbkugel der Erde vorkommen, das größte natürliche Verbreitungsgebiet mit einem Schwerpunkt in der gemäßigten Zone. Er ist fast überall in Europa ( in Skandinavien allerdings nur im äußersten Süden), Westasien und Nordwestafrika zu finden. Im Mittelmeerraum ist er auf die höheren Lagen beschränkt, in Mitteleuropa eher auf den Ebenen bis ins Hügelland, in den Nordalpen bis zur 800-Metergrenze. Er wird wegen seiner geringen Wuchshöhe im Wald wenig angepflanzt und bleibt beschränkt auf Waldränder, Feldrandgehölze und Hecken in Grünanlagen. Oft kommt er wegen seiner passablen Größe auch in Gärten zum Einsatz. 

Die nächstverwandte Art des Feldahorns ist der Spitzahorn Acer platanoides. Der Bergahorn Acer pseudoplatanus gehört einer anderen Gruppe innerhalb der Gattung an und ist nur mehr sehr weit entfernt mit dem Feldahorn verwandt.

Der vielerorts gebräuchliche Name Maßholder ( auch mein Vater hat nur diesen verwendet )  kommt vom althochdeutschen "mazzaltra", was wiederum abgeleitet ist vom germanischen "mat" für Speise. Der Maßholder war früher nämlich ein Speisebaum für Mensch und Tier: Die Blätter wurden wie Sauerkraut vergoren und im Winter gegessen. Im Sommer waren die beblätterten Triebe ein wichtiges Viehfutter.

Der Feldahorn wächst auf einer Vielzahl von Böden und kommt mit Stadtklima sowie Industriebelastung und leichter Streusalzverwendung zurecht und ist von daher als Stadtgrün gern gesehen. Im Zuge der Suche nach Bäumen, die mit den immer schwieriger werdenden Anforderungen zurechtkommen, ist der Feldahorn als als zukunftsträchtige Baumart zu sehen. Auch aufgrund seiner Trockentoleranz und Winterhärte scheint er sehr geeignet, um den Anforderungen des Klimawandels gerecht zu werden. 

Bevorzugt wächst er auf nährstoffreichen, feuchten bis wechseltrockenen Böden und kommt in krautreichen Laub- & Auenwäldern, auch im Halbschatten vor. Die Wärmeansprüche des Feldahorns sind etwas höher als die von Berg- und Spitzahorn.


Der Feldahorn wächst meistens als sommergrüner Strauch, also mehrstämmig, bedingt durch sein starkes Stockausschlagvermögen. Nur unter günstigen Bedingungen entwickelt er sich als Baum mit einer Wuchshöhe von maximal 15 Metern,  etwa 40 bis 45 Zentimeter pro Jahr in der Höhe und 25 bis 35 Zentimeter in der Breite. Der Feldahorn kann 150 bis 200 Jahre alt werden. Aufgrund der unregelmäßigen Verzweigung formt sich keine symmetrische Krone, in jungen Jahren ist sie meist eiförmig. Der Feldahorn ist aber auch als Formgehölz sehr beliebt – in diesem Fall wird die Krone ein- bis zwei Mal im Jahr mit der Heckenschere gestutzt.

Der Maßholder entwickelt ein durchdringendes Herzwurzelsystem, das insgesamt recht unempfindlich ist und nur auf stark sauren oder tonigen Böden nicht gut gedeiht. Die Borke des Stamms ist schon bei relativ jungen Bäumen stark längsrissig bis gefurcht. Die übrigen Triebe haben eine hellgraue bis ockerbraune Färbung und zeigen oft auffällige Korkleisten. Sie sind ausgesprochen schnittverträglich.

Die sommergrünen, gegenständigen Blätter des Feldahorns treiben auffallend hellgrün aus und werden später dunkelgrün. Sie sind fünf bis acht Zentimeter lang und fünf bis zehn Zentimeter breit. Die drei bis fünf Lappen sind gegenständig angeordnet, stumpfeckig und ganzrandig, aber ihrerseits oft wieder etwas gelappt. Anfangs sind sie mehr oder weniger behaart, werden vor allem oberseits aber rasch glatt. Außerdem führen die Blätter und Blattstiele einen Milchsaft. Im Herbst beeindruckt der Feldahorn mit seiner leuchtend gelben, manchmal orangefarbenen Laubfärbung.


Schon während des Laubaustriebs im April oder Mai zeigen sich die gelbgrünen Blüten. Dabei können an einem Baum Blüten beider Geschlechter vorkommen, sie sind, wie es Menschen vom Fach ausdrücken würden, "eingeschlechtig oder morphologisch zwittrig, aber funktionell eingeschlechtig". Sie stehen in aufrechten Traubenrispen zusammen. Um eine erfolgreiche Bestäubung - überwiegend durch Insekten - zu gewährleisten, blüht in einer Population von Feldahornen ein Teil vormännlich, der andere Teil vorweiblich. Dieses evolutiv hoch entwickelte Paarungssystem fördert Fremd- und vermeidet Selbstbefruchtung und garantiert so eine möglichst hohe genetische Diversität der Nachkommen mit hohem Anpassungspotential - ein großer Vorteil in Zeiten rascher Umweltveränderungen! Der Feldahorn ist sozusagen eine sichere Bank im Klimawandel.

Die Früchte sind ab August oder September reif. Es sind braune Spaltfrüchte mit zwei Nüsschen mit den charakteristischen zwei fast waagrecht abstehenden Flügeln. Reif trennen sich die Teilfrüchte und werden als Schraubenflieger vom Wind ausgebreitet. Die Produktion von enormen Mengen an geflügeltem Samen sichert das Überleben der Art und garantiert die rasche Regeneration nach Schäden jeder Art. Das Minus an Wachstum und Baumdimension - und damit Holzertrag - des Feldahorns wird mehr als aufgewogen durch seine äußerst hohe generative und vegetative Vermehrungsleistung und die damit einhergehende besondere Klimaanpassung.


Ein Vorteil des Baumes ist auch der geringe Schädlingsbefall: Vor allem für den Echten Mehltau sowie für Blattlaus-Befall ist der Feldahorn etwas anfällig. Das Gehölz ist jedoch so robust, dass es von solchen Pilzkrankheiten und Schädlingen nicht nachhaltig beeinträchtigt wird.

In der Mythologie scheint der Ahorn allgemein im Gegensatz zu anderen Bäumen keine tragende Rolle  zu spielen und ist von weisen Sprüchen weitestgehend verschont geblieben. Bei Tabernaemontanus heißt es in seinem Kräuterbuch, der Ahorn habe die Kraft, depressive Menschen aufzumuntern. Obwohl er also keine große Rolle in den Überlieferungen der Menschen aus den "guten, alten Zeiten" spielt, taucht er im Brauchtum schon mal als Zeichen für Harmonie und die Vereinigung von Gegensätzen auf. Wie schön! Könnten wir momentan gut gebrauchen...

Und jetzt reiche ich den Staffelstab wieder an euch weiter für eigene Baumposts! Die Verlinkung ist vier Wochen offen.

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11 Kommentare:

  1. Bonjour,

    Une publication très intéressante...
    Je ne vais pas rencontrer d'érable cet après-midi mais je vais faire une belle balade dans le parc de la Valmasque près de Mougins dans les Alpes-Maritimes.

    gros bisous

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  2. hach jaa..
    den kenn ich ..auch in "Verbänden" mit anderem Buschwerk

    liebe Grüße
    Rosi

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  3. Liebe Astrid,
    den Feldahorn trifft man hier wohl öfter an, doch da er eher unscheinbar ist, nimmt man ihn nicht so bewusst wahr wie z.B. einen Baum mit toller Herbstfärbung.
    Hab einen feinen Abend, Marita...die den Kommentar zum dritten Mal abschickt. ;-)

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  4. Guten Abend liebe Astrid
    Deinen Post über den Feldahorn las ich so gerne und ich werde mich jetzt direkt mal achten, ob dieser Ahorn auch bei uns wächst.
    Jetzt wünsche ich dir einen angenehmen Sonntagabend. Hier ist es am Gewittern und das Wasser geht über die Flüsse bis zu dir nach Köln.
    Liebe Grüessli
    Eda

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  5. Danke dafür, dass du wieder mal meinen Blick geschärft hast. Gerade heute morgen auf der Hunderunde habe ich einen Feldahorn entdeckt. Wie oft bin ich daran blind vorbei gegangen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. Ein schönes Portrait. Hier steht er an vielen Strassen (auch in unserer) und wird in so manchem Garten zurechtgeschnitten. Aber am Schönsten finde ich, wie er sich in Hecken mogelt. Er scheint auch von Pilz und Käfer nicht so gefallen zu werden. Seine gelben Herbstblätter sammele ich fast immer für kreative Kleinigkeiten.
    Liebe Grüße
    Nina

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  7. Liebe Astrid,
    gerne verlinke ich meine Trauerweide bei deiner Baumsammlung.
    Lieben Gruß und einen feinen Abend, Marita

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  8. Solange sie noch stehen, haben sie es verdient in deinem Projekt Platz zu nehmen. Eine wunderbare Rotbuche ist dabei, die Birke und einfach alle werden gefällt und es entstehen 21 Wohnungen, die dann ironischer Weise im Park heissen. Da nützt auch die gewonnene Abendsonne nichts, wenn alle Vögel ihre gewohnten Bäume nicht mehr finden.
    L G Pia

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  9. Heute habe ich auch mal einen Baum für Dich liebe Astrid,
    den "Hüttchesbaum", eine Schwarzpappel mit Geschichte.
    Lieben Gruß
    Nicole

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  10. Liebe Astrid,
    ja, das könnten wir momentan wirklich gut gebrauchen...
    Der Baum klingt von seinen Eigenschaften her sehr zukunftsträchtig - nicht nur gut mit dem Klimawandel und Stadtbedingungen zurecht kommend, sondern auch noch nahrhaft, was ja bei drohender zukünftiger Ernährungsknappheit auch nicht außer Acht zu lassen ist...
    Ich habe dir heute ein paar Latschen, Latschen, Latschen mitgebracht ;-))
    Schönes Wochenende und alles Liebe, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2021/07/auf-ins-hochgebirge-ausflug-auf-die-rax.html

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  11. Ahorn ist immer sehenswert. Einen Schlitzahorn beheimatete der eigene heimische Garten... bis er dahingerafft wurde, aus unerfindlichen Gründen eingegangen war.

    Heute geselle ich mich, wie angekündigt, dazu.

    Liebe Grüßle von Heidrun

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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