Der dritte Baum, der in meinem Alltag - neben Magnolie & Süßkirsche - eine Rolle spielt, steht auf der Straßenseite gegenüber meines Hauses und bietet gelegentlich auch den Einstieg bei meinen Beiträgen für "12 von 12". Zu ihm habe ich auch schon mal einen Post abgesetzt, der aber relativ kurz & knapp gehalten und in meinen Augen ausbaufähig ist. Also heute etwas mehr über die Gleditschie.
"12 von 12" vom Mai 2023 |
Die dornenlose Gleditschie Gleditsia triacanthos inermis, die vor meiner Haustür steht, ist auch bekannt unter dem Namen Lederhülsenbaum, Süße Gleditschie, Honigdorn oder Falscher Christusdorn und in den USA unter Honey locust, sowie Sweet locust, und gehört zur Untergruppe der Johannisbrotgewächse Caesalpinioideae in der Familie der Hülsenfrüchtler Fabaceae.
Es gibt 12-14 unterschiedliche Arten der Gleditschie, die in den gemäßigten und subtropischen Regionen Nord- und Südamerikas sowie in Teilen des gemäßigten und subtropischen Asiens und im tropischen Afrika zu Hause sind. Am häufigsten trifft man den Baum in gemischten Wäldern entlang von Flussufern an. In Deutschland wird das Auftreten älterer Exemplare in Parks schon 1939 beschrieben. Gleditschien beschatten die Mariahilfer Straße, die größte und eine der bekanntesten Einkaufsstraßen Wiens. Auch hier in meinem Veedel haben sie bei der Begrünung der Hauptachse des Stadtteils in den späten 1970er Jahren Verwendung gefunden ( und sind bei meinem 12tel Blick 2024 zu sehen ).
Inzwischen geht der Baum um die Welt, denn er wird von Bienen geliebt, in der Holzwirtschaft verehrt und im Garten bewundert. Der Baum ist tolerant gegen Luftverschmutzung, Streusalz und Hitze.
Er treibt relativ spät aus, bildet eine ausladende, schattenspendende Krone, und die zarte Belaubung mittels filigraner Blätter bewirkt einen besonders anmutigen Auftritt, finde ich.
Die Gleditschie wächst rasant zunächst mit schräg aufragenden Ästen und erreicht schon binnen zehn Jahren eine Höhe von 15 bis 20 Metern. Zunächst sieht die Krone eher trichterförmig aus, anschließend streben die Äste waagerecht zu allen Seiten, so dass sich im Laufe der Zeit eine schirmförmige, lichte Krone auswächst, die sehr malerisch wirkt. Ausgewachsen erreicht der Baum eine Höhe von 40 Metern, in seiner Heimat sogar 50 Metern bei einem Stammdurchmesser von 60-90 Zentimetern.
Der Baum verfügt über eine attraktive Borke, graubraun bis schwarz getönt. Sie reißt im Laufe der Jahre längs ein und setzt sich aus flachen, ablösenden Platten zusammen. Die Gleditsia triacanthos inermis vor meinem Haus weist im Gegensatz zur gewöhnlichen Amerikanischen Gleditschie Gleditsia triacanthos (= dreidornig) keine Dornen auf. Bei letzterer sind die ganz schön lang, dicht & braunrot und wachsen sich an Ästen und dünneren Stämmen zu verzweigten Dornenbüscheln aus. Ihre Größe schwankt zwischen 8 und 20 Zentimetern. Mit diesen Dornen schützt sich der Baum vor Frassfeinden wie dem Baumstachler, ein großes Nagetier, das zu den Stachelschweinverwandten zählt.
Die sommergrünen Laubblätter der Gleditschie zeigen sich relativ spät im Jahr, bei uns ab Ende April. In klimatisch raueren Gegenden kann es schon mal Ende Mai werden.
Das Laub der Gleditschie ist wunderschön, aber schwer zu beschreiben, denn es handelt sich dabei um doppelt und mehrfach gefiederte Fiederblätter.
Das heißt, dass die Fiederblätter wiederum aus weiteren Fiedern mit jeweils 10 bis 30 gegenüberliegenden Blättchen bestehen. Diese Fieder 2. oder 3. Ordnung sitzen rechts und links eines Blattstiels, jeweils acht bis vierzehn Stück. Die einzelnen Blättchen der Fieder sind zwei bis vier Zentimeter groß, feingekerbt, schmal länglich oder elliptisch und mit einem kurzen Stil wechselständig an den Spreiten angewachsen. Das gesamte Fiederblatt misst 20 bis 30 Zentimeter. Bei Sonneneinstrahlung drehen sich die gegenüberliegenden Teilblätter mit ihrer Oberfläche zueinander, wohl um die Blattoberfläche - und damit die Verdunstung - zu verringern. Am Abend spreizen die Teilblätter wieder auseinander. Die frischgrünen, unterseits matten Blätter werden im Herbst gelb. Sie sind leicht giftig.
Die fünf bis sieben Zentimeter langen hellgrün-weißen Blütentrauben sind sehr unscheinbar ( man merkt es eher an dem grünlichen Gebrösel auf dem Boden unter dem Baum, dass er blüht ). Sie zeigen sich in der Regel von Juni bis Juli und duften stark nach Honig und ziehen so viele Bienen und andere Insekten an. Es gibt sowohl männliche als auch weibliche und zwittrige Blüten. Gleditschien blühen das erste Mal bereits nach acht bis zehn Jahren. Die Einzelblüte besteht aus drei bis fünf verwachsenen Kelchblättern (für Schmetterlingsblütler eher unüblich) von grünlicher oder weißlicher Farbe.
Wesentlich auffallender als die Blüten sind die großen, platten, hängenden Hülsenfrüchte, die dem Baum den deutschen Namen gegeben haben. Sie werden bis zu 50 Zentimetern lang, 4 Zentimeter breit, sind rotbraun, oft etwas um die Längsachse gedreht. Die Samen verbleiben bis ins Frühjahr in den Hülsen, die bis dahin am Baum hängen bleiben. Sie schmecken süßlich. Die nahrhaften Hülsenfrüchte werden von Pferden und Rindern gerne gefressen. Früher, so vermutet man, wurden so die Samen von Mammuts, Mastodons und Riesenfaultieren verbreitet. Die Früchte finden nach wie vor Verwendung in der Süßwarenindustrie und Pharmazie sowie als Viehfutter.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Gleditschie erstmals in Europa angepflanzt und hat sich seitdem über den ganzen Kontinent in Garten- und Parkanlagen verbreitet. Obwohl die Gleditschie vor allem in Südeuropa stellenweise als vollständig eingebürgert gilt, verwildert sie nur selten.
Die Gattung Gleditsia wurde wurde 1753 durch Carl von Linné aufgestellt. Der botanische Name ehrt den deutschen Botaniker Johann Gottlieb Gleditsch.
Das Holz des Lederhülsenbaumes ist hart, sehr dauerhaft und nicht anfällig gegen Pilze und Ungeziefer. Es hat einen gelben Splint, der Kern ist rötlich-schwarz. Es eignet sich für das Tischlerhandwerk und die Zimmerei. Der Baum selbst ist etwas anfällig für Krankheiten und Schädlinge.
Weitere Arten sind u.a.: Gleditsia aquatica Marshall (Wasser-Gleditschie), Gleditsia caspica Desf. (Kaspische Gleditschie), Gleditsia delavayi Franch. ( beheimatet in Yunnan, China), Gleditsia japonica Miq. (Japanische Gleditschie) sowie die Säulen-Gleditschie Gleditsia triacanthos 'Skyline'.
Die Gleditsia triacanthos 'Sunburst' (Gold-Gleditschie), die auch in meinem Häuser-Carrée steht, bleibt kleiner im Wuchs, lebt aber im Unterschied zu den meisten anderen Arten dieser Pflanzenfamilie nicht in Symbiose mit stickstoffanreichernden Knöllchenbakterien, setzt keine Früchte an und gilt als invasive Art und als die Artenvielfalt bedrohend ( eine Aussage, die nicht für die anderen Gleditschien gemacht wird und die im Widerspruch dazu steht, dass der Baum keine Früchte ansetzt ).
Ich hoffe, auch diesmal hat das Lesen des jetzt weit ausführlicheren Textes über die Gleditschie Spaß gemacht. Mir macht ihr wieder eine Freude, indem ihr an dieser Stelle eure Posts über Bäume verlinkt, die ihr in im Monat April entdeckt habt. Bis zum 27. April habt ihr dazu die Möglichkeit.
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenEin wunderbarer Baum den ich so noch gar nicht wahrgenommen habe. Toll, dass er auch bei Dir im Carree steht. Schön dass Du ihn hier vorstellst. Frohe Ostern wünschen wir Dir.
Liebe Grüße Kerstin und Helga
P.S.: Solltest Du einmal in Darmstadt aussteigen wollen liebe Astrid dann lass es mich wissen, ich führe Dich gerne herum
Oh, endlich weiß ich etwas mehr über den Baum - ich kannte ihn nur unter dem deutschen Namen
AntwortenLöschenIch hatte gelesen, dass vor allem wg den Stacheln, die wohl wirklich sehr hart sind, in Deutschland dem Baum mit Vorsicht begegnet wird.
Liebe Grüße
Nina
liebe Astrid das ist ja ein wunderschönes Exemplar von Baum, den ich hier in meiner Umgebung weder gefunden - noch entdeckt habe, ich vermute, - hier hat er sich noch nicht angesiedelt...
AntwortenLöschenwelch eine imposante Krone bei all diesen zarten Federblättern, auch der hohe Stamm scheint sehr zart zu sein, deshalb weiß er wahrscheinlich dass der Standort in der Höhe nichts für ihn wäre...
schön, dass ich jetzt so viel mehr über ihn weiß....
so sage ich danke....herzlichst angel
danke für die viele auskünfte * lerne da viel über diese baumart und werden in zukunft mehr acht geben wenn ich so ein baum zu sehen bekomme.
AntwortenLöschenlieber gruss
mo
merlecolibri
Die Laubblätter der Gleditschie sind einfach immer eine Augenweide, liebe Astrid. Ich mag ihre fedrige Leichtigkeit sehr! So schön anzusehen! Danke für das schöne Portrait. Grüne Grüße, Deine Nicole
AntwortenLöschenwir haben hier in der Stadt jede Menge der stacheligen Gleditischien, mir wird immer bange, wenn so ein Dornenbündel auf Menschenhöhe auswächst, sie sind wirklich biestig, hart verholzt, wahrscheinlich kann man nähen damit....oder töten...ich bewundere immer die Wehrhaftigkeit von Pflanzen. G. sind immer schön, im zarten Laub, unter der lockeren Krone, im Winter mit den raschelnden Schoten. Danke für das liebevolle Portrait eines so schönen Baumes!
AntwortenLöschengledschinien gibt es hier in nördlicheren gefilden eher weniger, aber vielleicht ändert sich das ja noch, wenn sie so widerstandsfähig ist. ich kenne sie nur aus parks und habe ihre früchte schon öfter mal aufgesammelt. an die blüten kann ich mich kaum oder eher noch gar nicht erinnern, bzw. habe sie nicht besonders wahrgenommen.
AntwortenLöschendanke für die vielen infos, ich werde bei meinen parkbesuchen demnächst mehr auf diesen baum achten.
ich bringe dir heute eine schöne magnolie und viele norddeutsche dorfeichen mit!
liebe grüße von mano
hi, hi, der baum heißt doch gleditschie und nicht gledschinie...
LöschenGleditschie ist mir bewusst noch keine untergekommen, unbewusst vermutlich schon. Wobei, die Stacheln hätte ich mir sicher gemerkt. Ich bringe diesmal etliche Magnolien, und die Kaukasische Flügelnuss vom Februar bekommt nochmal einen Auftritt, diesmal mit Laub.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, heike
Diese gefiederten Blätter kommen mir bekannt vor? Eine etwa 45 cm große Schote, habe ich damals aus dem Karibik-Urlaub mitgebracht.
AntwortenLöschenVon einem ähnlichen Samen aus Gran Canaria, hat die Freundin ein Bäumchen gezogen, heute mindestens 20 Jahre alt, es steht im Blumenkübel auf der Terrasse, es muss natürlich immer mal beschnitten werden. Von diesem Bäumchen habe ich einen Ableger, er ist jetzt auch schon 3 Jahre gewachsen und er entwickelt sich gut.
Lange wussten wir nicht wie die Art überhaupt heißt, jetzt wissen wir mindestens die Richtung, in der wir suchen müssen. Ich dachte ja, diese Bäume blühen gelb, aber die Freundinn meinte, das Bäumchen blühte einmal rot? Diese Farbe könnte ja nicht so gut zu einer Gleditschie passen? Vielleicht gibt es auch mehrere Züchtungen, du hast ja mehrere Sorten angegeben, darüber werde ich mich mal schlau machen.
LG Heidi