Sonntag, 26. November 2023

Mein Freund, der Baum: Schwarz - Birke

Wenn es eine Weiß-Birke gibt, muss es doch auch eine Schwarz- Birke geben, so wie es bei den Erlen oder Pappeln auch weiße, graue oder schwarze Arten haben, nicht wahr? Im Kurpark von Nümbrecht bin ich während meines Rehaaufenthaltes auf solche gestoßen, hab sie aber nur als Schwarz-Birke erkannt, weil die Bäume beschildert waren. Der Unterschied ist jetzt nicht wirklich so groß, finde ich. 

Die Schwarz-Birke Betula nigra ist ein Vertreter der ungefähr 60 Arten umfassenden Gattung der Birken Betulaceae. Sie ist auch unter dem Namen Fluss-Birke bzw. River Birch bekannt und ist ein mittelgroßer sommergrüner Laubbaum, der ursprünglich zwischen New Hampshire bis Minnesota und von Florida bis Texas im Osten der Vereinigten Staaten zu Hause ist, ist bei uns also ein Neophyt. In ihrer Heimat wächst sie auf frischen bis feuchten, sauren bis neutralen, sandig-kiesigen Böden in vollsonniger Lage bis in eine Höhe von 300 Metern. Sie gilt als charakteristischer Baum der Flussauen, wächst oft auch in zeitweise überfluteten Gebieten, verträgt Überschwemmungen allerdings nur bedingt gut und kommt deshalb auf vielen Überschwemmungsgebieten des Mississippi nicht vor. Die Schwarz-Birke ist sehr frosthart und schnellwüchsig.

Der Baum bleibt für eine Birke relativ niedrig, mehr als 10 bis 20 Meter erreicht sie bei uns nicht. In ihrer Ursprungsheimat kann sie allerdings auf 25 Meter anwachsen und einen Stammdurchmesser von anderthalb Metern entwickeln. Der natürliche Wuchs dieser Birke ist meist mehrstämmig, nicht immer aufrecht, sondern sie wächst eher bizarr und unregelmäßig zu einem Baum mit unregelmäßig verteilten, herabhängenden Ästen heran. Das verleiht der Schwarz-Birke ein besonders malerisches Äußere. Typisch ist eine eher runde, halboffene Krone, die im Alter  schütter wird. Kenner bescheinigen der Schwarz-Birke eine "ultimative Wintersilhouette". Im kultiviertem Anbau wird die Schwarz-Birke gerne einstämmig gezüchtet.

Der Baum wurzelt oberflächlich mit einem fein verzweigten Wurzelsystem und sehr vielen Haarwurzeln.




Junge Triebe besitzen eine warme rotbraune Färbung, auf denen dunkle Lentizellen gut zu erkennen sind. Außergewöhnlich ist die hellrotbraune bis silbergraue Borke der Schwarz-Birke insofern, als sie sich in mehreren Schichten ablöst, dabei aber fest am Stamm bleibt und sich dekorativ aufrollt. Darunter entdeckt man dann die rotbraune Schicht. Mit zunehmendem Alter färbt sich die Rinde in allen Schattierungen von beige über hellbraun und dunkelbraun bis hin zu fast schwarz. An der Basis des Baumes ist die Borke fast schwarz. 

Die Blätter der Schwarz-Birke sind rauten- bis eiförmig, 4 bis 8 Zentimeter lang und 3 bis 6 Zentimeter breit, zugespitzt mit keilförmiger Basis, doppelt gesägt und schmal gelappt. Die Blattoberseite ist glänzend tiefgrün, die Unterseite blaugrün, auf den Nerven behaart. Der Blattstiel ist etwa 1 Zentimeter lang und ebenfalls behaart. Im Herbst verfärbt sich das Laub gelb.

Die gelbgrünen, bienenfreundlichen Blüten in Kätzchenform zeigen sich von April bis Mai, also im Vollfrühling. Die weiblichen sind nur anderthalb Zentimeter lang, die männlichen erreichen fast acht Zentimeter. Etwa zweieinhalb Zentimeter lang sind die gelbbraunen Früchte, die im Juni, also im frühen Sommer, reifen. Die Samen beginnen sofort zu keimen, wenn das umliegende Land üblicherweise nicht überflutet ist. Die Tierwelt freut sich über diesen Birke: Schmetterlinge nutzen sie zur Fortpflanzung und Vögel ernähren sich von ihrem Samen. Zur Schädigung etwa durch Läuse kann es nur kommen, wenn der Baum bereits geschwächt ist.

( Wenn an diesem Baum nicht das Schild "Schwarz-Birke" angebracht
gewesen wäre, hätte ich ihn für eine heimische Weiß-Birke gehalten. )

Bei uns ist die Schwarz-Birke als Ziergehölz in Parks und Gärten anzutreffen. In ihrer Ursprungsheimat haben die indigenen Völker den Baum vor allem zur Gewinnung des süßen Saftes genutzt, der dem Ahornsirup ähnlich ist. Hierbei zapft man die Bäume ab Ende Januar an, wenn die Pflanzen langsam in den Austrieb übergehen und die Säfte anfangen stark zu fließen. Es wird ein kleines Loch in den Stamm gebohrt und mit einem Stück Holz versehen. Der austretende Saft wird dann mit einem Gefäß aufgefangen. Er ist ein köstliches Getränk, kann aber auch zu einem Sirup oder Zucker konzentriert werden oder der Saft wird zu Birkenbier oder Essig fermentiert. Der Saft fand auch in der Medizin seine Verwendung.

Aus den Vereinigten Staaten gibt es einige gezüchtete Varietäten wie Betula nigra 'Heritage' mit pyramidalem Wuchs, Betula nigra 'Summer Cascade' mit stark hängenden Ästen, die auch gerne als Hochstamm angeboten wird, und Betula nigra 'Shiloh Splash' mit cremeweiß geränderten Blättern und besonders kleinem Wuchs ( 180 cm ).

Wie immer ist es jetzt an euch, eure im Blog veröffentlichten Begegnungen mit Bäumen hier zu verlinken. Dafür ist Zeit bis Silvester. Ich selbst werde dann einen Rückblick veröffentlichen auf mein Baumjahr 2023.

Viel Spaß beim herbstlichen Bäumesammeln!





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6 Kommentare:

  1. was für ein schöner Baum
    gut dass du ihn entdeckt hast ;)
    die Rinde ist ja bemerkenswert
    da muss ich mal Ausschau halten
    vielleicht habe ich ihn ja schon bei uns gesehen
    liebe Sonntagsgrüße
    Rosi

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  2. In den nordischen Regionen (Estland) zapft man auch die Birke an, liebe Astrid. Aber um welche Birke es sich handelt, weiß ich leider nicht. Vielen Dank für die schöne Vorstellung der Schwarz Birke. Ein toller Baum. Ganz liebe Grüße, Nicole

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  3. ich weiß gar nicht, ob die die birkenarten auseinanderhalten könnte, auch wenn birken meine lieblingsbäume sind. bewusst habe ich jedenfalls noch nie eine schwarzbirke gesehen. so wie du aber die rinde beschreibst, könnte mir sie doch schon mal begegnet sein.
    danke fürs portrait, ich hab dir verschiedene bäume mitgebracht.
    liebe grüße von mano

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  4. Wie unglaublich viele Birken es doch gibt. Ich könnte sie nicht auseinander halten. Aber ich finde es immer wieder interessant, wo sie dann mitlerweile hier überall wachsen.
    Liebe Grüße und eine gute Woche
    Nina

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  5. Liebe Astrid, ich liebe Birken sehr, egal ob weiß oder schwarz oder was auch immer. Gestern habe ich ein paar fotografiert, die noch Reste von gelben Blättern an den dünnen Zweiglein wie an Ketten hängen hatten, das sah sehr filigran und schmuck aus unter erinnerte mich auch ein bisschen an das Sterntaler-Märchen. Im aktuellen Post gibt es aber vorerst nur die Linde mit der güldenen Herbstfärbung zu sehen.
    Ich wusste bis heute gar nicht, dass es Schwarzbirken gibt. Würde mich interessieren, was mit "ultimative Wintersilhouette" gemeint ist... klingt irgendwie schräg. Vielleicht habe ich ja auch eine "ultimative Wintersilhouette" und weiß es bisher nur noch nicht ;-D Birkensaft kenne ich, habe ich mir extra mal im Reformhaus gekauft, weil ich neugierig war. Hat mir sehr gut geschmeckt. Stammt der nur von Schwarzbirken oder auch von den heimischen?
    Alles Liebe und ein gutes Wochenende, Traude
    🥁🧸🍸🕯️☕🧸🍸☕🕯️🧸🥁

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  6. Was ein schönes Gehölz! Die Papierstreifen habe ich als Kind so gern abgezogen... Und ich erinnere mich an lettischen Birkensekt! Liebe Grüße

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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