Donnerstag, 9. November 2023

Great Women #356: Lou Albert - Lasard

In meinem heutigen Beitrag zu den "Great-Women" geht es mal wieder um eine Frau, der einiger Nachruhm beschieden ist als Muse eines großen Dichters. Dabei ist sie selbst eine bemerkenswerte Künstlerin gewesen, deren Nachlass erst so nach und nach ins Blickfeld geriet und sie zum Opfer eines Fälscherskandals zu Beginn dieses Jahrtausends gemacht hat: Lou Albert-Lasard
 

"Lieber, bring mir die schwierige Kunst bei,
gleichzeitig da und doch nicht da zu sein."

Lou Albert-Lasard kommt als Louise Lazard am 10. November 1885, also morgen vor 138 Jahren, in Metz im damals zu Deutschland gehörigen Elsaß-Lothringen zur Welt. Ihre Mutter ist die Amerikanerin Jenny Stein, gebürtig aus Nashville, ihr Vater Leopold Lazard, Mitinhaber des Bankhauses "Lazard, Brach & Co." in Saarbrücken und Geheimer Kommerzienrat. Es ist eine wohlhabende, großbürgerliche und assimilierte jüdische Familie, in die das Mädchen hineingeboren wird und mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Ilse aufwächst. 

Über diese Kindheit ist wenig bekannt, Lou wird später von einer "schwierigen und innerlich verlassenen Kindheit, wenngleich der Anschein das Gegenteil bezeugen mochte" berichten. Die Töchter der Lazards wachsen in der Obhut französischer und deutscher Gouvernanten auf, von klein auf die Leidenschaft für die Malerei teilend, und nach privatem Mal- und Zeichenunterricht in Metz ab 1904 Unterricht an einer Zeichenschule in München erhaltend, wo sich bereits der künstlerische Aufbruch in die Moderne ankündigt. 1907 unternimmt man gemeinsam eine ausgedehnte Studienreise durch Italien. Anschließend, 1908, trennen sich die Wege der Schwestern. Die Laufbahn als Künstlerinnen müssen sich die jungen Frauen gegen den väterlichen Willen erkämpfen.

Da im beginnenden 20. Jahrhundert Frauen an den Kunstakademien noch nicht zugelassen sind, belegt Lou ab 1908 an der berühmten, vom Münchner Sezessionisten Heinrich Knirr geleiteten Kunstschule in der Amalienstraße Kurse.

1909 heiratet sie gegen den Wunsch ihrer Eltern den 26 Jahre älteren Augsburger Chemiker und Erfinder photochemischer Verfahren Dr. Eugen Georg Josef Maria Albert, Teilhaber der Münchner Firma "Albert & Bruckmann" und Gründer der "Kunst- und Verlagsanstalt Albert & Co.". Lou erhofft sich, so eine größere Unabhängigkeit zu erlangen. Im Sommer des selben Jahres begeht die Mutter Suizid. Doch der Ehemann lässt seine junge Frau weitgehend allein, muss er doch viel Denken, Experimentieren und Forschen. Eine angedachte Weltreise kommt deshalb auch nicht zustande.

1911 bringt Lou ihre Tochter Ingeborg, genannt Ingo, zur Welt. In München pflegt sie freundschaftliche Verbindungen zu Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin sowie Kontakt zur Künstlergruppe "Blauer Reiter", insbesondere zu Wassily Kandinsky, Paul Klee und Franz Marc, beginnt aber alsbald  ein bohèmienhaftes Leben, zieht es sie doch nach Paris, der Kunstmetropole der Jahrhundertwende. Der Ehemann gibt großmütig seine Zustimmung. Dort in Paris studiert sie u.a. im Atelier von Fernand Léger.

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges überrascht die junge Frau in der Bretagne, und sie muss als Deutsche Frankreich überstürzt verlassen. "Es ging wie ein Sprung durch mein Herz." Sie durchleidet eine depressive Verstimmung. Ihr bis dato zuvorkommender Ehemann erklärt ihr, wieder zu Hause: "Mein armes Kind, die Zeit gehört nicht der Kunst, es ist kein Platz in der Welt für besondere Nummern wie dich". Man lebt da schon reichlich distanziert voneinander, und die kleine Tochter wächst beim inzwischen alleinstehenden Großvater in Wiesbaden auf.

Im Heilbad Irschenhausen im Isartal begegnet die 28jährige am 17. September 1914  in der Villa "Schönblick" dem zehn Jahre älteren Dichter Rainer Maria Rilke, den Liebeskummer wie die befürchtete Einberufung belasten - "eine kritische Epoche seines Lebens", wie Lou später sagen wird.

Am gemeinsamen Mittagstisch in der Villa finden sie zueinander, und Rilke, der eigentlich abreisen will, ändert seine Pläne und macht der attraktiven, geradezu mondänen Lou auf seine gewohnte Weise den Hof. 

Zunächst sitzen sie drei Tage lang nebeneinander, fast nur schweigend. Rilke gesteht Lou, dass er ihr schon durch die Pariser Straßen gefolgt sei, mit Blumen, die er nicht gewagt habe, ihr zu überreichen. Dass er im "Bal Bullier", einem Tanzpalast der Midinetten, hinter ihr gestanden habe, ja, dass er sie sogar in Assisi und Perugia gesehen habe, ohne sich zu trauen, sie anzusprechen. Er fragt sich, welche "geheimnisvolle Strategie" er angewandt habe, dass sie nun endlich gekommen sei. Und natürlich überreicht er ihr ein erstes Gedicht.
Dann folgen "lange Aussprachen auf unseren weiten Wegen durch den Wald" ( Quelle hier ). "Als ob er mich von jeher gekannt hätte, sprach er ohne Rückhalt. Dieses Vertrauen rührte mich." Und Lou versteht den Dichter nach eigener Aussage nur zu gut: "Sein Problem, in gewissem Sinne das jedes Schaffenden: wie die Forderungen des Lebens in Einklang bringen mit jenen des Werks, das eine ständige Bereitschaft verlangt für den Augenblick des inneren Aufrufs. Bei Rilke war dieser Konflikt von unglaublicher Schärfe."

Doch auch Lou darf ihm ihr Innerstes ausbreiten, und diese fühlt sich von seinem innigen Zuhören "frei" und "aufgetan". "Er formte aus der Erwartung der Worte des anderen gleichsam ein offenes Gefäß vor ihm."


Rainer Maria Rilke
(1913)
Die leidenschaftliche Liebe der Beiden bleibt nicht ungetrübt, wird sie doch überschattet von den Themen Eros und Tod, Krieg und Leidenschaft, mit denen sich Rilke auseinandersetzt, und die eine der außerordentlichen Schaffensperioden des Künstlers, gipfelnd in der "Vierten Elegie", begleitet. "Fünfzehn Gedichte für Lulu Albert - Lazard" zeugen von der Intensität der delikaten Beziehung, die von "Vereinigung und gleichzeitiger Fremdheit" ( Ralph Freedman, Biograf Rilkes ) gekennzeichnet ist.

Nach zwei Wochen übersiedelt das Paar nach Schwabing, wo sie in der Pension Pfanner in der Finkenstraße in einer Wohnung zusammenleben, die Lou seit ihrer Eheschließung als Atelier dient. "Unser Leben war frei von irdischer Schwere." Und: "Wir entdeckten in uns manche Verwandtschaft des Empfindens", so Lou in ihren späteren Erinnerungen. Und Rilke kommentiert sein Problem, nicht in Gemeinschaft mit einem geliebten Wesen leben zu können: "Einige haben es doch gekonnt, auch wir müssen den Weg finden."

Sie machen ihr Verhältnis offiziell und teilen es auch Freunden mit. Der Ehemann, darüber informiert, dass Lou Rilke begegnet sei: "Dann wirst du ja sehr glücklich sein." Man trifft sich mehrmals zu Mahlzeiten zu dritt, und Dr. Albert ermöglicht das Anmieten eines Ateliers für den Dichter in der Pension, so dass Lou und er völlig unabhängig voneinander arbeiten können.

Doch nach wenigen Wochen regt sich schon wieder des Dichters Unbeständigkeit, und die Beziehung zu Lou, die als Muse sein Schaffen in jenen Tagen in ungeheuerer Weise inspiriert, wird kompliziert. Über Frankfurt und Würzburg flieht er nach Berlin. 

Dort besucht ihn Lou zu Weihnachten - eine wohl geglückte Wiederbegegnung, denn Anfang Januar 1915 taucht der Dichter wieder bei ihr in München auf - geplant sind zwei Tage - und bleibt dann, zum Erstaunen mancher Freunde. Lou wird immer wieder der Fremdheit zwischen ihnen gewahr: "Der Wechsel von Flut und Ebbe seiner Gefühle war nicht immer leicht zu verstehen und stellte sehr auf die Probe." Sie nennt Rilke einmal nach einem Alptraum "ein Abenteurer der Seele". Rilke dazu: "Ach, du hast recht, tausendmal, unglücklicherweise, aber - vielleicht - muß es so sein."

1916

Lous Ehemann schlägt ihr vor, bei einer Scheidung alles auf sich zu nehmen. Er wolle aber dafür das Kriegsende abwarten. 

Bis Ende 1915 bleibt Lou in Rilkes Welt, wenn auch mit Unterbrechungen und wachsender Unsicherheit auf beiden Seiten. 

Rilke bezieht seine alte Freundin Lou Andreas-Salome in die Suche nach einer Lösung der Konflikte mit der jüngeren Lou mit ein, die dann in der gemeinsamen Wohnung einquartiert wird. Keine allzu gute Idee, denn die ein knappes Vierteljahrhundert Ältere ignoriert ihre Gastgeberin und bringt viel "Tumult" in deren Leben. Es heißt schließlich, der Dichter müsse separat leben, was ihm selbst aber nicht gelingt. 

Die junge Geliebte beschreibt ihr Verhältnis als "Gleichzeitig da und doch nicht da zu sein". So regt sich nach und nach eine gewisse Bitterkeit & Groll in Lou, denn sie ist für Rilke immer wieder notwendig und ihm gleichzeitig lästig. "Aber bei Rilke war diese Flucht fast ein innerer Zwang", wird sie später schreiben, eine Gemeinschaft mit dem geliebten Wesen nicht lebbar. Sie wird seine Widersprüche als Bedingung für seinen "leidenschaftlichen Kampf" für die  "unvergänglichen Werte" auffassen, "ein rein menschliches wie ein dichterisches Ereignis".

Als er Anfang 1916 eingezogen wird und in Wien eine militärische Grundausbildung absolvieren muss, bittet er Lou, zu ihm nach Wien zu kommen, da er zu erschöpft ist. Dort malt sie im Mai 1916 das bekannte Porträt von ihm. Gemeinsam wohnen sie in Rodaun in einem Haus in der Nähe des Dichterkollegen Hugo von Hofmannsthal, der sich für Lous Malerei interessiert, was diese rührt, und der ihre Gesellschaft schätzt. Rilkes Bruch mit Lou wird Hofmannsthal nie nachvollziehen können und kaum verzeihen. 

Doch es ist Lou, die aus der Erkenntnis heraus, dass sie es nicht vermag, seinen "schmerzlichen Seelenzustand", "seine Einsamkeit zu beschränken", entscheidet, Rilke zu verlassen, und die seine Briefe anschließend verbrennt. Der Dichter bringt sie noch zum Zug. Selbst im Abschied bleibt Rilke schwankend.

Später werden noch einmal Katharina Kippenberg ( siehe auch dieser Post ) und Stefan Zweig versuchen, den Bruch zu kitten, als Lou 1917 schwer an Spanischer Grippe erkrankt. Das Paar wird noch einige Briefe tauschen und sich - mit einer Ausnahme 1923 in Muzot im Schweizer Rhonetal-  nie wieder sehen.

Als Malerin feiert Lou einen ersten Erfolg, als sie Ausstellungen in der Galerie Thannhauser sowie in der Münchener Secession hat. Sie zieht sich allerdings in die Schweiz zurück, wo sie mit dem moldawischen Maler & Pazifisten Arthur Segal ( bei dem später auch die Rilke-Ehefrau Klara Westhoff studieren wird - siehe dieser Post ) zusammen in Ascona/Monte Veritá arbeitet. Mit ihm übersiedelt sie 1919 nach Kriegsende nach Berlin und steht dort der Novembergruppe nahe, einer Vereinigung deutscher expressionistischer Künstler und Architekten. 

"Boîte de nuit"
Lou kennt bald fast alle, die in der Berliner Kulturszene Rang und Namen haben, befindet sie sich doch mit ihrem mit Segal gemeinsamen Atelier in der Nürnbergerstraße mittendrin und nahe am berühmt-berüchtigten "Romanischen Café" ( siehe auch dieser und dieser Post ). Sie lädt die Bohème gerne ein, und die Feste der durchaus lebensfrohen, gern schillernd auftretenden Künstlerin sind bald legendär. Auch die schreibende Zunft mit Joachim Ringelnatz, Erich Maria Remarque und Else Lasker-Schüler gehören dazu, aber auch die "Russenszene" um den Nollendorfplatz mit dem Malerpaar Xenia Boguslawskaja und Ivan Puni und mit Alexander Archipenko.

Indes macht sie sich auch mit Einzelausstellungen ( 1920 und 1923 ) als Malerin einen Namen. Für Rosa Valettis 1921 gegründetes literarisch - politisches Kabarett im "Café Größenwahn" entwirft sie ein Plakat mit der Ausdruckstänzerin Valeska Gert. Als diese das abreißt, weil darauf ihr Standbein zu kurz geraten sei, verscherzt die wohl auffallendste Figur der Berliner Tanzszene es mit Lou.

"Revue Négre, Josephine Baker"
(1926)

Dem Tanz bleibt Lou thematisch treu: Anfang der zwanziger Jahre entsteht unter dem Titel "Montmartre-Suite" eine Serie aus 14 Lithographien:
"... zwölf durch wirbelnden Schwung und Technik faszinierende Blätter aus den Bereichen nächtlicher Quartiere und Tanzlokale, amüsant mit Akzenten der Unheimlichkeit, stimulierend durch eine restlos in zeichnerisches Tempo umgesetzte Frivolität. Hier scheint die Künstlerin ganz in ihrem Element, hier sprüht ihre Darstellung, hier wirkt die Leichtigkeit der Mittel nicht flüchtig, sondern als geistreiche Zuspitzung...", schreibt die Kritik im "Cicerone".

"Regina Ullmann"

Auch als Josephine Baker mit ihrer "Revue Négre" in Berlin auftritt, ist Lou dabei und hingerissen wie viele ihrer Zeitgenoss*innen. "In einem überaus flüchtigen, fast peitschenden Malstil fasste Lou Albert-Lasard die Ekstatik des Bühnenspektakels zusammen." ( Rita E. Täuber hier

Ähnlichkeiten mit den Arbeiten der Jeanne Mammen ( siehe dieser Post ) mögen dem Betrachter auf der Hand liegen, doch Lou versteht sich nicht als gesellschaftskritisch, sie gibt mit ihren starken Farbkontrasten eher der ihr eigenen Lebensfreude Ausdruck. 

Schon im Jahr zuvor ist Lou Albert-Lasard mit ihren Porträts von Marc Chagall, André Derain, Regina Ullmann, Karl Kraus, Heinrich Mann u.a. in der Galerie Flechtheim zu sehen gewesen.

Cami Stone
"Lou Albert-Lasard"
(1927/28)
Übrigens arbeitet sie nebenbei für "Die Dame" und den "Querschnitt", die Ullstein-Zeitschriften mit dem höchsten Anspruch an den guten Geschmack und die Vorreiter für Mode und Fragen der "Avancierten Lebensgestaltung".

Der Tod des Vaters 1927 bzw. das daraus folgende geerbte Vermögen macht die Künstlerin materiell unabhängiger. Sie erfüllt sich einen langgehegten Traum und zieht mit ihrer mittlerweile 17jährigen Tochter 1928 nach Paris. Schon vorher hat sie sich dort über die Galerie Fabre einen Namen gemacht, und bald fühlt sie sich dank der Bekanntschaften mit Jean Cocteau, Fernand Léger, Henri Matisse, Alberto Giacometti, Robert Delaunay, René Crevel, André Breton, Nathalie Clifford-Barney u.v.a. mehr am Montparnasse in der Rue Mathurin-Régnier im 15. Arrondissement zu Hause. 

Man sieht sie oft im "Café du Dôme", zusammen mit ihrer schönen Tochter. "Man konnte sie nicht übersehen, denn sie war eine der extravagantesten Erscheinungen, die ich je in meinem Leben gesehen habe", meint der Fotograf Willy Maywald in einem Buch. Sie trägt gerne Fuchspelz und Schleier und ihre Haare brandrot gefärbt. 

In Paris stellt sie regelmäßig aus, bevor sie 1934 beschließt, zusammen mit ihrer Tochter auf Reisen nach Marokko und Spanien, 1938 nach China, Indochina und Indien und anderen Ländern zu gehen. Zeichnungen und Aquarelle von diesen Reisen werden 1939 ausgestellt.

Mit dem Beginn der Naziherrschaft in Deutschland ist Lous Wohnung auch Anlaufpunkt für deutsche Exilanten geworden, darunter Egon Erwin Kisch, Franz Werfel und seine Frau Alma Mahler- Werfel, Lion Feuchtwanger u. a.. Sie selbst gerät in materielle Schwierigkeiten, weil ihre ererbten Gelder nicht mehr transferiert werden. Am 15. Mai 1940 wird sie mit ihrer Tochter als "ressortissants allemands" von den Franzosen ins berühmt - berüchtigte Lager Gurs transportiert. Unter den Gefangenen sind auch die Philosophin Hannah Arendt, die Schauspielerin Dita Parlo, die Sängerin Eva Busch, die Fotofrafin Ilse Bing und Thea Sternheim ( siehe auch dieser Post ).

Lou ist die meiste Zeit im Lager krank, fertigt aber Zeichnungen mit Hilfe von Kohletabletten und mit Tee eingefärbten Blättern vom Lageralltag an. Erhalten sind auch Portraits von Mitinsassinnen wie Thea Sternheim.

Mit der Kapitulation Frankreichs werden alle Gefangenen frei gelassen. Die beiden Frauen machen sich auf an die Côte d'Azur, werden in Marseille aber erneut festgehalten. Doch der Präfekt lässt sich bestechen mit Zeichnungen von Lou. Anschließend verstecken sie sich vor der Gestapo in Le Puy im Zentralmassiv. Die Bewohner dort halten Lou wegen ihrer extravaganten Bekleidung für Mata Hari und lassen sie beinahe exekutieren - das weiß Thea Sternheim  zu berichten. 1944 können Mutter & Tochter in ihr Atelier am Boulevard Raspail zurückkehren.

Dem Drängen ihrer Freunde gibt sie irgendwann nach und veröffentlicht 1952 ihr Buch "Wege mit Rilke". Im gleichen Jahr steuert sie die Illustrationen zu einer Biographie von Mahatma Gandhi bei. Lou überträgt auch Gedichte ihres einstigen Geliebten in die französische Sprache. 

In den 1950er Jahren nimmt die Malerin ihre Reisetätigkeit in einem Wohnwagen wieder auf. Ihre Werke werden bis 1957 in Paris, Hamburg, Frankfurt/Main, Dortmund, Mannheim, den Niederlanden und andere französischen Städten ausgestellt.

Durch ihr Engagement, ihre Kreativität, ihren Intellekt und den großen Charme schafft sich Lou Albert-Lasard im Laufe ihres ganzen Lebens einen großen Freundeskreis prominenter Vertreter der europäischen Kultur. Sie hat im Briefwechsel mit zahlreichen deutschen und französischen Schriftstellern gestanden und bedeutende Fotografen ihrer Zeit haben sie aufgenommen.

Als Lou Albert-Lasard am 21. Juli 1969 in ihrem Haus am Boulevard Raspail 248 stirbt, ist sie 83 Jahre alt. Beigesetzt wird sie auf dem Cimetière de Montparnasse.

Heute befinden sich die Werke der Künstlerin u. a. in der Berlinischen Galerie, die Lou Albert - Lasard schon 1983 eine Ausstellung gewidmet hat, in der Kunstsammlung im Beit Lohamei Haghetaot im Kibbuz Lochamej ha Geta’ot in Israel (u. a. Arbeiten aus ihrer Zeit in Gurs) und im Musée d’Art Moderne et Contemporain in Straßburg, dem die Tochter, Ingo de Croux - Albert, im Gegenzug für eine kleine Rente das Werk der Mutter vermacht hat.  

2013 ist Lou in der Ausstellung "Künstlerinnen im Dialog. Gemälde, Fotografien und Skulpturen" im "Verborgenen Museum" in Berlin vertreten, 2014 dann zusammen mit Werken ihrer Tochter in einer Ausstellung in der Stadt Rockenhausen in Rheinland Pfalz: "Deutsche Pariserinnen. Lou Albert-Lasard (1885-1969) und Ingo de Croux (1911-1997)".

Im Sommer 2013 werden in Berlin die Preise für Lou Albert-Lasards Arbeiten im Kunsthandel in bis dahin ungeahnte Höhen getrieben und machen den Markt auf diese Künstlerin aufmerksam. Bald stellt sich heraus, dass ein ehemaliger Kunsterzieher Fälschungen hergestellt und auf den Kunstmarkt gebracht hat. Der Mann hat sich nach dem Aufdecken seiner Taten suizidiert - nicht gerade eine wünschenswerte Promo-Aktion für die doch weitgehend immer noch unbeachtete Künstlerin ungemein lebendiger, starkfarbiger Szenen und Porträts!





Einige Malereien und Papierarbeiten von Lou Albert-Lasard sind auf dieser Seite zu finden.

3 Kommentare:

  1. Ihr Name ist mir schon mal begegnet, aber nun weiß ich endlich, welche extravagante Künstlerin dahinter steckt. Danke für das interessante Portrait.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Wieder einmal muss ich sagen: was für ein Leben!
    Die Zeitläufte und das eigene Leben, das ist wieder einmal eine höchst spannende Mischung, die Lou Albert-Lasard da durchlebt.
    Und dann der Freundes- und Bekanntenkreis, soviel künstlerische Elite.
    Das stelle ich mir sehr interessant, aber auch antrengend vor. Für sie aber war es wohl eher erfrischend.
    Sehr ausdrucksstarke Bilder hat sie gemalt. Ich kannte sie überhaupt nicht als Malerin. Nur über Rilke. Aber das wird ihr natürlich überhaupt nicht gerecht.
    Tolles Portrait, liebe Astrid!
    Herzlichst, Sieglinde

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  3. welch ein großartiges Portrait und in welcher einer Zeit großer berühmter Namen hat diese mir nicht bekannte Künstlerin gelebt und ihrer Schaffensfreude so viel Ausdruck verliehen, das liest sich sehr beeindruckend liebe Astrid.
    dass Rilke so schwierig im Zusammenleben war und so wenig entscheidungsfreudig was dieses anging ist wahrscheinlich bisher noch nicht so bekannt gewesen, erst durch ihre Biographie erfährt man auch viel über ihn...
    dass man ihre künstlerischen Arbeiten so breit gefächert im europäischen Raum antrifft zeigte schon damals wie wichtig es ist, seine Kunst aufzuheben um sie weiterzugeben...
    eine sehr interessante Zusammenstellung eines Lebens das oft auch durch lange Schatten getrübt wurde...
    hat mich sehr beeindruckt, lieben Gruß angel

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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