Donnerstag, 1. Juli 2021

Great Women #264: Orli Wald



Zweihundertvierundsechzig Frauen habe ich, seit ich mir diese Aufgabe Anfang Oktober 2014 selbst gestellt habe, inzwischen in meinem Blog porträtiert und ich habe noch viele auf der Agenda, ja, finde fast täglich neue Frauen, die zu Unrecht im Dunkeln bleiben ( und dank aufmerksamer Leserinnen bekomme ich auch noch viele Tipps & Hinweise bzw. Material zugeschickt, wie zuletzt von Sunni, Sieglinde und Karen ). Da heute mal wieder eine Collage "voll" ist, möchte ich den heutigen Post einer ganz besonderen Frau widmen, die vielleicht der einen oder anderen als "Engel von Auschwitz" bekannt ist: Orli Wald. Nehmt euch heute Zeit fürs Lesen, es wird keine leichte Kost werden...
 "Was ist es, das die Menschen so verändert 
und zu Mördern werden läßt?"

Geboren wird Orli Wald als Aurelia Torgau heute vor 107 Jahren, am 1. Juli 1914, in der kleinen Gemeinde Bérelles bei Maubeuge nahe der belgischen Grenze in Frankreich. Sie ist das sechste und letzte Kind von Marie Molitor, einer Französin mit deutschem Reichspass, und August Torgau, einem deutschen Maschinisten. Zwei Monate zuvor ist die Familie nach Frankreich gezogen, weil der Vater für die Humboldtwerke nahe der Eisenbahnlinie Brüssel-Charleroi-Reims-Paris beim Aufbau einer Maschinenfabrik mitwirken soll. Als gefragtem Facharbeiter wird ihm diese Tätigkeit mit einem Spitzenlohn und einer Auslandszulage versüßt und zusätzlich im Arbeitsvertrag eine Wohnung zugesichert. Das kann vielleicht erklären, dass August Torgau dazu bereit gewesen ist, trotz heraufziehender Kriegsgefahr in das Land des "Erbfeindes" zu gehen. Er ist allerdings ein "Internationalist durch Praxis", hat er doch schon in Frankreich, Belgien und Luxemburg gearbeitet. Und vielleicht hat ihn und seine Frau eher beschäftigt, wie man eine bald achtköpfige Familie gut durchbringt als die Weltpolitik?

Wie dem auch gewesen sei, zwei Tage vor Orlis Geburt fallen in Sarajewo die Schüsse, die den 1. Weltkrieg den letzten Anstoß geben, und keinen ganzen Monat später bricht der Kriegssturm dann richtig los. Noch bevor die deutschen Truppen das Departement Nord erreicht haben, wird die Familie Torgau in ein Internierungslager tief im Innern Frankreichs gesteckt, wo genau, darüber gibt es weder Quellen noch Aussagen. Die Zustände dort kann frau sich vorstellen, wenn man sich so heutige Lager vor Augen führt. Die älteren Söhne der Familie Torgau werden sich später noch an den Gestank der Latrinen und den Hunger erinnern können.

Man muss es Behördenzynismus nennen, dass ausgerechnet eine Französin mit ihren sechs Kindern - August, Ernst, Fritz, Wilhelm, Flora und Aurelia - im Sommer 1916 außer Landes geschafft wird. Doch: "Während die Materialschlachten des Ersten Weltkrieges tobten, hatte die französische Behörde unliebsame Esser aus einem Internierungslager ins Feindesland zurückgeschickt, den deutschen Ehemann und Vater der Kinder, August Torgau, damals 34 Jahre alt, aber hatte Frankreich im Lager zurückbehalten, er war ja  noch wehrdienstfähig." ( Quelle hier )

Die so Abgeschobenen werden in Trier in einer Notunterkunft untergebracht, wo sie den Hungerwinter 1916/17 ebenso schlecht als recht wie im französischen Lager überstehen. Der Mutter wird Heimarbeit zugewiesen mit einer Entlohnung, die zum Leben nicht reicht, so dass sie noch zusätzlich bei wohlhabenderen Trierern putzen geht und auf gelegentliche Zuwendungen vom Wohlfahrtsamt angewiesen ist. Die Söhne sind halbtags in der Schule, sonst sich selbst überlassen, die beiden kleinen Töchter werden oft von Nachbarinnen betreut. Die Lebensqualität der Familie Torgau kommt dem der untersten Schicht des Proletariats gleich.

Das Deutsche Reich - und vor allem seine Bevölkerung - befindet sich 1917 am Rande des Zusammenbruches, auch wenn nationalistische Propaganda etwas ganz anderes behauptet. Lebensmittel erhält man nur auf Marken, und die Rationen werden bis 1919 immer wieder gekürzt, so dass die Grundversorgung eben nicht gewährleistet ist. Zudem ist Trier eine preußische Stadt, in der die Ausgaben fürs  Militär viel höher gewichtet werden als die Sorgen & Nöte der Zivilbevölkerung. 

Französischer Luftangriff auf Trier

Ab 1916 ist die Stadt zudem vermehrten Bombenangriffen ausgesetzt, und Mutter Torgau und ihre Kinderschar muss deshalb immer wieder den Keller aufsuchen, was nicht ohne Auswirkungen auf die Psyche des vierjährigen Mädchens bleibt. Nach dem Krieg, im Chaos des Jahres 1920 wird Orli, so wird sie von der Familie & Freundinnen genannt, in die Volksschule eingeschult. In dem Jahr kommt es in Trier zu Ausschreitungen & Plünderungen wegen des übergroßen Hungers der Stadtbewohner, und der Oberbürgermeister ruft die französischen Besatzungstruppen zu Hilfe, um "Ruhe und Ordnung" wiederherzustellen.

Immerhin ist Vater August Torgau im Frühjahr 1919 zu seiner Familie heimgekehrt und kann alsbald als qualifizierter Mitarbeiter bei der Deutschen Reichsbahn seine Familie aus dem größten Elend herausholen: Die bezieht eine Eisenbahnerwohnung in Trier - West, die Ernährungslage bleibt aber weiter angespannt, vor allem auch wegen der ständig wechselnden politischen Verhältnisse:

Nach dem Ersten Weltkrieg mussten sich alle deutschen Truppen hinter den Rhein zurückzuziehen, wie es im Waffenstillstand von Compiègne vom 11. November 1918 vereinbart worden war. An ihre Stelle traten zunächst Soldaten der 3. US-Armee, die am 1. Dezember 1918 in Trier einzogen und die Stadt besetzten Die amerikanischen Truppen wurden im Sommer 1919 von der französischen Armee abgelöst, die bis 1930 als Besatzungsarmee in Trier blieb. Nach dem Abzug der französischen Besatzer lag Trier in den Folgejahren in der entmilitarisierten Zone, bis Hitler im Rahmen der Rheinlandbesetzung unter Bruch der Verträge von Versailles und Locarno am 7. März 1936 die entmilitarisierte Zone und damit auch Trier durch Einheiten der Wehrmacht besetzen ließ. Trier wurde wieder deutsche Garnisonsstadt. ( Quelle Wikipedia )

1932

Mit vierzehn Jahren schließt Orli den Schulbesuch ab und beginnt eine Lehre als Verkäuferin bei einer Genossenschaft. Sie erlebt in ihrer Jugend die Räumung des linksrheinischen Deutschlands - und damit auch Triers - von den französischen Truppen, die Weltwirtschaftskrise und den Aufstieg der Nationalsozialisten bei den Wahlen von 1930. Es ist anzunehmen, dass sie als Jugendliche in diesen Zeiten ihre politische Orientierung für ihr späteres Verhalten erfährt. Ende der 1920er Jahre schließt sie sich dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) an. Geprägt ist sie wohl auch durch den Vater und die älteren Brüder:

August Torgau ist als überzeugter Sozialist aus der französischen Internierung gekommen  und hat sich ab 1919 als "roter Betriebsrat" der Eisenbahnwerkstätten für seine weniger privilegierten Kollegen eingesetzt. Durch das Vorgehen des Oberbürgermeisters & der Besatzungstruppen bei den Hungerdemonstrationen 1920 wird er weiter politisiert und ist an der Gründung der KPD in Trier beteiligt, für ein Jahr sogar deren Vorsitzender und Ehrengast bei der Gründungssitzung der KP in Luxemburg. Doch scheint er der Pragmatiker geblieben zu sein, der er immer war, und nimmt an den Flügelkämpfen der nächsten Jahre nicht teil und kooperiert, wenn es die Sachlage erfordert, mit den Sozialdemokraten und wehrt sich gegen deren Gleichsetzung mit dem Faschismus. 1928 tritt er aus der Partei aus und schließt sich der KPD-O an. Im Juli 1932 erschüttert ihn der Meuchelmord am Sohn eines Freundes durch einen Nazi.

Die Mitglieder der Familie Torgau - nicht nur der Vater, auch die Brüder Willi und Fritz sind in Trier als Kommunisten stadtbekannt, Schwester Flora ist mit einem ehemaligen KPD-Ratsmitglied verheiratet. Willi, damals zweiundzwanzig und Organisationsleiter der Trierer Ortsgruppe des Kommunistischen Jugendverbandes, gerät schon im Februar 1933 in die Mühlen der Nazis, wird von der SA verprügelt und anschließend ohne richterliche Entscheidung eingesperrt & verschleppt ins KZ Sonnenburg, dem damals berüchtigsten aller SA- Konzentrationslager ( in dem auch Karl von Ossietzky  gewesen ist ), zuletzt ins  KZ Esterwege. Der ältere Bruder Fritz wird unter fadenscheinigen Gründen im Mai des Jahres festgesetzt, muss zehn Monate in Untersuchungshaft bleiben und wird anschließend zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt.

Entmutigt sind die Beiden nach ihrer Entlassung nicht und setzen ihren Widerstand fort unter Beteiligung ihrer nunmehr zwanzigjährigen Schwester, die gute Kontakte nach Luxemburg hat. Von ebenda soll Propagandamaterial nach Trier geholt werden und umgekehrt verfolgten Kommunisten eine Flucht dorthin ermöglicht werden. Schon bald fliegt das Unternehmen auf, die Wohnung der Torgaus wird - ohne Erfolg- durchsucht und die bei der Razzia nicht anwesende Orli am nächsten Tag von der Gestapo in Haft genommen, nach vier Tagen aber wieder freigesetzt, nachdem sie bei einer Gegenüberstellung eisern durchhält, die Bekanntschaft mit dieser Person zu leugnen. Aus Verhörprotokollen, die später einsehbar sind, geht hervor, dass in die Gruppe ein Gestapo - Spitzel eingeschleust worden ist, der Orli durchaus hätte verraten können...

Die macht aus ihrer politischen Überzeugung auch weiterhin keinen Hehl. Sie ist von ihrer Sache überzeugt und bereit, um jeden Preis dafür einzutreten, glaubt man doch in ihren Trierer Kreisen an einen baldigen Erfolg ihres Kampfes. Ihr Luxemburger Kontakt, Zénon Bernard, engagiert sich für die Organisation einer Volksfront gegen den Faschismus. Das Auftauchen eines anderen - angeblichen - Luxemburger Genossen - in Wahrheit ein V-Mann der Gestapo - in der Trierer Widerstandsgruppe veranlasst Orli ihre Reiseaktivitäten einzustellen. Sie lässt sich zu diesem Zeitpunkt zu nichts mehr überreden. 

Die so erzwungene Lähmung in der politischen Aktivität sowie eine fehlende berufliche Betätigung - Orli ist arbeitslos - sowie die nicht ganz konfliktfreie Wohngemeinschaft mit der Mutter - der Vater ist als Monteur im Lokomotivbau auswärts tätig, die Geschwister alle verheiratet - lassen Orli auf Veränderungen sinnen. Sie ist neben der politischen Aktivistin auch immer eine dem Leben und den Männern zugewandte junge Frau gewesen, die, so wird erzählt, sich nach Straßentumulten immer frisch gemacht und geschminkt hat und pünktlich zu anschließenden Verabredungen gegangen ist. 

Eine dieser "Verabredungen" ist der Bauarbeiter Fritz Reichert. Mit dem "geht sie", obwohl er schon 1932 auf Druck seiner Eltern aus dem Kommunistischen Jugendverband ausgetreten ist, mit ihm führt sie in jenen Tagen ein von der Politik unberührtes Liebesleben, so dass alle maßlos überrascht sind, als sie ihn zu heiraten gedenkt. Am 6. August 1935 wird die Ehe auf dem Trierer Standesamt geschlossen, entwickelt sich aber schnell zu einer "Katastrophe": 

Als Reichert alsbald zu Notstandsarbeiten in die Hocheifel abkommandiert wird und nur am Wochenende in Trier sein kann, macht ihm die Selbständigkeit und der eigene Wille seiner Ehefrau mehr als zu schaffen. Er ist eifersüchtig, vermutet Untreue und bei manchen dieser Auseinandersetzungen kommt es zu Handgreiflichkeiten. Außerdem hat Orli mit ihrer Widerstandsgruppe vorsichtig neue Aktivitäten aufgenommen und erneut Kurierdienste nach Luxemburg übernommen. Zur Eifersucht kommen die politischen Differenzen. Ob aus Protest gegen Orli, ob aus Opportunismus: Reichert tritt der SA bei.

Sitz der Gestapo in Trier
Orli gerät bei ihrer Widerstandstätigkeit immer öfter in ausweglose Konfliktsituationen: Hier ihre Freunde, die sie nicht enttäuschen möchte, da ihr Mann, der sie aus all dem heraushalten will. 

"Nach einer weiteren heftigen Auseinandersetzung, in der ihr Mann wieder gedroht hatte, die Gruppe in Trier zu denunzieren, verließ Orli am 10. März 1936 Fritz Reichert. Einige Tage blieb sie bei ihrer Mutter, dann setzte sie sich nach Esch ab." ( Quelle hier

Obwohl Reichert immer mit einer Denunziation gedroht hat - in den späteren Prozessakten findet sich dazu kein Hinweis. Er selbst wird am 23. Juni 1936 von der Gestapo festgenommen und erst 51 Tage später aus der Untersuchungshaft entlassen.

Ende März 1936 beginnt in Trier die Verhaftung der Widerstandsgruppe. Orli erfährt davon durch einen Brief ihrer Mutter. Ihr selbst wird mit der Verhaftung der Eltern gedroht, falls sie nicht aus Luxemburg zurückkäme. Ohne zu zögern kehrt sie heim und stellt sich am nächsten Tag der Polizei. Es folgen zwei Vernehmungen. Sie streitet alle Vorwürfe zu einer politischen Betätigung ab, gibt aber zu Protokoll:

"In meiner heutigen Ansicht bin ich der früheren KPD treu geblieben... Ich habe heute bei meiner Vernehmung gelogen, und werde erst dann die Wahrheit sagen, wenn ich den Beschuldigenden, die mich belasten, gegenübergestellt werde. Sonst werde ich keine Aussage machen." ( Quelle hier )

Die Vernehmungsmethoden der damaligen Zeit: stundenlanges Stehen, Faustschläge, Ohrfeigen, Einzelhaft, Schlafentzug, oft gewalttätig durchgesetzt. 

Am 23. Juni wird Orli aus dem Gestapo-Gefängnis in das Gerichtsgefängnis in Trier eingeliefert. Freikommen wird sie erst neun Jahre später...

Der Prozess gegen die 36köpfige Widerstandsgruppe, darunter vier Frauen, beginnt am 14. Dezember 1936 in Trier. Eine Woche später wird das Urteil verkündet. Die Angeklagten werden eines hochverräterischen Unternehmens für schuldig befunden. Orli Reichert, 22 Jahre alt, erhält vier Jahre und sechs Monate Zuchthaus, Untersuchungshaft angerechnet. Ihre Brüder und ihr Schwager Anton Faldey werden zu sieben bzw. zehn Jahren Haft verurteilt.

Zuchthaus Ziegenhain um 1900
Orli kommt ins Frauenzuchthaus Ziegenhain ( heute zu Schwalmstadt in Nordhessen gehörig), 1885 aus einem alten Kornspeicher in eine Haftanstalt umgewandelt. Dort sind vor allem Frauen, die wegen ihrer politischen Tätigkeit als Kommunistinnen verurteilt worden sind. Die inhaftierten Frauen arbeiten größtenteils für die Junkerswerke, einem Kasseler Rüstungsbetrieb.

Drei Jahre wird Orli in Einzelhaft gehalten, wahrscheinlich, weil sie in einem Vermerk der Gestapo als gefährlich eingestuft worden ist. Ab 1940 wird sie zur Feldarbeit herangezogen, was sie später in guter Erinnerung haben wird. Die frische Luft, die Möglichkeit, den dauernden Hunger - schon 1939 werden die Rationen für Gefangene erheblich gekürzt - durch Fallobst oder verdorbenes Gemüse etwas stillen zu können, verbessern ihre Lage. Die kalte Jahreszeit hingegen hat sie weniger angenehm in Erinnerung: Sie friert arg in ihrer löchrigen Zuchthauskleidung.

Im Januar 1937 ist ihre Ehe auf Antrag von Fritz Reichert geschieden worden - die "tiefgreifenden weltanschaulichen Meinungsverschiedenheiten" finden in der Urteilsbegründung Erwähnung. Den Namen Reichert muss Orli behalten. Im Mai 1939 stellt die Mutter Maria Torgau ein Gnadengesuch für ihre Tochter. Doch die Leitung des Zuchthauses unterstützt dieses nicht und lehnt es als "verfrüht" ab, das Gericht schließt sich an. Ein zweites Gesuch im November des Jahres, diesmal durch August Torgau, betont den sehr schlechten Gesundheitszustand der jungen Frau und die Pflegebedürftigkeit der Mutter und wird von der Leitung der Haftanstalt befürwortet - die Gestapo - Stelle in Trier stellt sich jedoch quer. Die Sache geht bis nach Berlin. Am 26. Januar 1940 lehnt das Reichsjustizministerium als letzte Instanz die Sache ab. Orli gilt als "fanatische Kommunistin". Am 21. April 1940 stellt Orli dann selbst einen Antrag, wohl wissend, dass ihr die Schutzhaft und damit die Einweisung in ein Konzentrationslager droht.

Doch auch die Tatsache, dass ihr die Anstaltsleitung eine "einwandfreie Führung" bescheinigt, hilft nicht: In Kriegszeiten wird kein politischer Strafgefangener mehr nach Ableistung seiner Strafe nach Hause entlassen. Orli trifft am 28. Dezember 1940 im KZ Ravensbrück ein.

Dort erwartet sie eine ganz andere "Atmosphäre" als in der Justizvollzugsanstalt: Die Gewalt der SS- Schergen ist völlig unkontrolliert. Körperliche Misshandlungen wie Schläge, Fußtritte, Kolbenstöße gehen einher mit stundenlangen Appellen und anderen Foltermethoden, die die Gefangenen entkräften sollen und ihren Geist brechen. Über die Drangsale dort haben nur wenige unter den Überlebenden berichten können, und die betonen, dass es wichtig gewesen sei, lebendig und unverändert zu bleiben, unverändert in der eigenen Haltung und den Wertvorstellungen. Die ersten Wochen im KZ sind die entscheidenden, in denen Kenntnisse über die Gepflogenheiten der Diensthabenden gesammelt, die geschriebenen & ungeschriebenen Gesetze des Lagerlebens internalisiert werden, um keine folgenreichen Fehler zu begehen, denn denen folgen drakonische Strafen.

Auschwitz (1942)
Orlis Selbstachtung wird vermutlich dadurch gestützt, dass ihre Schutzhaft eine Bestätigung dafür ist, dass von der Gestapo ihre Widerstandstätigkeit für wichtig befunden worden ist. In Ravensbrück trifft sie außerdem auf andere Frauen, die eine prominente Rolle in der Arbeiterbewegung gespielt haben, wie Margarete Buber - Neumann beispielsweise. Der schnelle Anschluss an eine Gruppe Gleichgesinnter ist ebenfalls wichtig fürs Überleben im KZ, denn eine solche Gruppe kann sich schützend hinter einen stellen, wenn frau als Einzelne in Bedrängnis durch die SS gerät. 

Orli gelingt es wohl schon in Ravensbrück, so einige Anzeichen, im Häftlingskrankenbau oder im Labor Unterschlupf zu finden, was ihr einige Vorteile, aber auch psychische Belastungen bringt, denn vor den von der SS im Krankenbau verübten Morde kann sie nicht die Augen verschließen.   

Ein Jahr nach ihrer Ankunft in Ravensbrück bietet ihr die Gestapo einen Straferlass an, wenn sie im Prozess gegen den Luxemburger Zénon Bernard aussagt, der nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Luxemburg verhaftet worden ist. Doch Orli verhält sich solidarisch und entlastet den Freund & Genossen mit ihrer Zeugenaussage vor dem Gericht in Hamm, indem sie einen Strohmann konstruiert. Verhindern kann sie damit aber auch nicht, dass der Parteifreund zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Dort verstirbt er schon im Sommer 1942.                         

Im März 1942, dem Jahr, in dem die Massentötungen in den Konzentrationslagern beginnen, kommt Orli mit dem ersten Frauentransport von Ravensbrück in das Konzentrationslager Auschwitz. Hier, im neu errichteten Frauenlager, erhält sie am 26. März die Häftlingsnummer 502. Sie ist nicht durch das berühmt-berüchtigte Tor ins Lager gekommen, beschreibt aber später ein Erlebnis mit Mitgefangenen vor diesem Tor, zwei Tage später:

"Viel schlimmer waren ihnen der Lastwagen erschienen, der an ihnen vorbeigefahren war. Er fuhr sehr schnell, aber nicht so schnell, daß sie nicht hätten sehen können, daß er hochbepackt war mit Leichen. Arme, Beine, Köpfe sahen sie baumeln und über allem eine rote Farbe. Diese Farbe war aber keine Farbe. Blut war es gewesen. Sie hatten es genau gesehen, denn sie waren gewöhnt, schnell und deutlich zu erfassen."

Auch vom damaligen Krematorium, einem grasbewachsenen Hügel, erhascht sie einen ersten Eindruck.

Orli bekommt wie viele der Frauen des ersten Transports nach Auschwitz eine sinnvolle Aufgabe, nämlich die bei der Errichtung einer Krankenpflegestation mitzuarbeiten. Zwischen den Frauen der diversen linken Anschauungen - moskautreu oder eher liberal-humanistisch - gibt es nach wie vor lange Diskussionen und nicht alle können Orlis Zweifel nachvollziehen. Die findet durch ihre Arbeit als Pflegerin auch Kontakte zu Frauen anderer Nationen. Eine dieser Frauen ist die slowakische Ärztin Margita Švalbová, die mit dem ersten Transport von Jüdinnen ins Lager kommt, eine andere die Medizinstudentin Enna Weiß, die bald zur ersten Häftlingsärztin in der Ambulanz wird. Auch unter den Pflegerinnen sind solche aus der Slowakei, das direkte Kommando haben aber Rot-Kreuz-Schwestern, die aus einem SS-Lazarett abkommandiert worden sind und die sich bald in solche aufteilen, die die Aufgaben ihres Berufs ernst nehmen und die, die sich bald wie echte SS-Schergen verhalten. Letztere bleiben.

Anfangs ist der Andrang in der Ambulanz nicht groß, denn den Frauen ist es verboten, sich dorthin mit ihren Blessuren nach schikanösen Drills oder den Schlägen der Aufseherinnen zu wenden. Doch mit den weiteren Transporten aus der Tschechoslowakei, Polen, Frankreich, Belgien, der Niederlande und Jugoslawiens sind bis zum August 17 000 Frauen im Lager. Die hygienischen Zustände in den Unterkunftsbaracken führen alsbald zu Epidemien: Durchfall, Lungenerkrankungen und schließlich Hirnhautentzündungen. Im Sommer gibt es auch erste Typhusfälle. Und im August sind schon 5 000 Todesfälle zu verzeichnen. Immer häufiger kommt es auch zu Unfällen und physischen Zusammenbrüchen durch die mörderische Arbeit, zu der die Frauen im Lager gezwungen werden. Täglich stehen nun immer mehr Frauen vor der Ambulanz, die um Hilfe ersuchen. Die Entscheidung, ob sie aufgenommen werden trifft der Lagerarzt.

"An dem Tag, als sie den Arzt zum ersten Mal sahen, wurde ein Mädchen zu ihnen in die Ambulanz gebracht. Blutüberströmt lag es auf dem Boden der Ambulanz. Es hatte fünf Schüsse. Zwei Kugeln saßen im linken Unterarm, zwei waren in den Unterleib gedrungen und eine durch die Brust. Sie konnten das Mädchen genau beobachten. Doch es lebte noch und war bei Bewusstsein. Sie hatten es vorsichtig in  eines der Zimmer getragen und auf einen Strohsack gelegt. Dann war der Arzt gekommen. Mit keinem Blick hat er die Verwundete angesehen, die Frauen aber umso schärfer. Jede einzelne hatte er ins Auge gefaßt. Dazu dann folgendes gesagt: "Diese da wird nicht verbunden. Sie soll verbluten. Ich komme in der Nacht kontrollieren. Wenn eine von euch sich untersteht und ihr hilft, dann wißt ihr ja Bescheid." Dann war er gegangen. Oh ja, sie wußten Bescheid....  Gegen Morgen war das Mädchen dann gestorben", beschreibt Orli später ein solches Erlebnis. 

Solche Situationen erlebt und schildert Orli noch einige. Das Krankenrevier erhält bald unter den Lagerinsassinen den Namen "Mordzentrale des Baron von Bodmann". Als Fleckfieber ausbricht, wird für den Lagerleiter Höß die Ausbeutung der Arbeitskraft der Frauen zweitrangig, denn durch eine solche Epidemie ist der im Lager notwendige "Personenstand" nicht aufrechtzuerhalten und es droht eine Überbelegung des Krankenreviers, aber auch die Ansteckung der SS-Wachmannschaften selbst. Neben dem Gang in die Gaskammer wird u.a. von der Rot-Kreuz-Schwester Frieda Schirdewahn die Ermordung mittels Phenolspritze in die Herzkammer praktiziert:

"Der Arzt ließ jeden Tag Kranke in die Ambulanz bringen... Die Frauen mussten dann alle von den Fluren verschwinden, niemand durfte außerhalb der Zimmer sein. Nach einer halben Stunde wurden sie gerufen. Die Kranken lagen immer noch in der Ambulanz. Der Arzt war fort, die Kranken waren aber tot. Sie sahen sich diese Leichen genau an, bevor sie sie forttrugen. Manche hatten einen Stich in der Brust, an der Stelle, unter der das Herz schlug. Manche hatten Stiche in den Venen der Arme und manche hatten Stiche an beiden Stellen. Bei allen aber sahen sie um die Einstichstelle herum kleine Brandbläschen", so Orli.

Eine der grausamsten Hinrichtungsweisen in Auschwitz! Diese Tötungsart muss ein absolutes Geheimnis des Personals im Krankenrevier bleiben. Darüber zu sprechen ist den Pflegerinnen verboten. Überlebende, die später davon erzählen werden, sind gezeichnet von ihrer deprimierenden Hilflosigkeit. Auch den solchen Morden vorausgehenden widerwärtigen Selektionen, durch den Lagerarzt unter Anwesenheit der Häftlingsärztin und einer Pflegerin vorgenommen, stehen Orli und die anderen Frauen des Reviers ohnmächtig gegenüber und es lähmt ihre physische und psychische Widerstandskraft immer wieder aufs Neue. Es scheint unvorstellbar, dass von den knapp 28 000 Frauen, die im März 1942 registriert worden sind, am Ende des Jahres nur noch ca. 5370 leben...

Von Orli sind Gedichte und Texte überliefert, in denen sie u.a. beschreibt, wie es ihr lieber gewesen wäre, nicht allzu schnell die ganze Wahrheit über das Lager zu erfahren, obwohl sie es von Anfang an ahnt. Sie beschreibt auch, wie sie nicht widerstehen kann, aus den mit Pappe verschlossenen Fenster ihres Blocks 10 auf den Hof des Todesblocks 11 daneben zu schauen, auf denen die grausamsten Dinge passieren. Die schwarze Wand für die Erschießungen ist bis heute dafür ein eindrückliches Bild geblieben. Schlecht sei es den beobachtenden Frauen geworden: "Aber sie wollten nun einmal sehen und sie mußten sehen... Und inzwischen hat die Mühle auch sie erfaßt und mahlte diesseits der Mauer. Sie mußten aufpassen."

Im August 1942 kommt Orli mit all den anderen Frauen aus dem Stammlager dann ins Nebenlager Birkenau, das noch in keinster Weise auf so viele Menschen eingestellt ist. Es ist unmöglich, zum Waschraum zu gelangen oder an seine Suppe mit den drei Kartoffeln zu kommen, ohne rücksichtslos durch die anderen "durchzustoßen". Dass man unter solchen desolaten hygienischen Bedingungen dem grassierenden Fleckfieber nicht Herr werden wird, kommt den Nazis nicht in den Sinn. 

Das Krankenrevier ist nun in alten Pferdeställen untergebracht. Dreistöckige Pritschen, kein Fußboden, kein Licht, kein Wasser, keine Klosette, aber Myriaden von Läusen! Vor allem das fehlende Wasser macht den Frauen zu schaffen, sie schlürfen sogar die Pfützen aus. Täglich gibt es auf der Flucht erschossene Frauen oder solche, die den Tod durch den elektrischen Zaun suchen. Orli:

"Ein junges schönes Mädchen kniete am Draht, den Kopf zurückgelegt, das Gesicht der Sonne zugewandt, die Arme mit ausgestreckten Händen anmutig erhoben. Die Hände berührten leicht und kaum merklich den Draht. - Ein Mädchen, das kniend das Aufgehen der Sonne erlebte. So schien es ihnen einen Moment lang. Dann aber hörten sie neben sich ein Knipsen. Der Mann in Uniform, der sie begleitete, hielt einen Photoapparat in den Händen und knipste." 

Orli hat Glück: Die Ambulanz wird in einem Gebäude direkt am Eingang des Lagers eingerichtet, verfügt über primitive sanitäre Einrichtungen und einen Holzfußboden. Physisch zu überleben, das wird dadurch wahrscheinlicher, die Psyche leidet weiterhin unsäglich. Das Fleckfieber lässt sich nicht eindämmen, deshalb geht das Massensterben und Massenmorden weiter. Besonders die erkrankten jüdischen Frauen werden im Block gegenüber gequält, erhalten keine Medikamente, kaum Essen. Die gestorben sind, werden hinter dem Block abgelegt, tagelang von Ratten benagt, bis sie abtransportiert werden. Am 3. Oktober 1942 muss Orli mit ihren Kameradinnen die Frauen vor den Block schleppen und sie in der Sonne liegen lassen, bis sie zur Gaskammer gebracht werden. In ihren späteren Texten wird sie auch die Grausamkeiten deutlich beschreiben, die weibliche Funktionshäftlinge sich gegenüber ihren Mitgefangenen ausgedacht und ausgeführt haben.

Da es im Winter nicht genug zu essen gibt, wird immer wieder selektiert und die Frauen im Todesblock untergebracht, so lange, bis in den Gaskammern Kapazitäten frei sind. Orli lässt sich Armbinden des "Leichenkommandos" geben - weiße Stoffstreifen mit rotem Kreis in der Mitte - und gibt sie an wartende Frauen weiter, die so dem Kreis der Todgeweihten entkommen können. Sie werden anschließend irgendwo im Revier untergebracht und müssen nun unsichtbar bleiben. Vor Spitzeln sind sie nie sicher. Auch verstorbene Frauen werden versteckt, um die höheren Lebensmittelrationen beizubehalten und den Kranken zukommen zu lassen.

Ludwig Wörl
Offener wie konspirativer Widerstand gehört auch zum Alltag in Auschwitz. Orli wird wohl eine wichtige Ansprechpartnerin des Lagerältesten im Männerrevier, Ludwig Wörl, der schon im KZ Dachau interniert gewesen ist und insofern eine wichtige Rolle spielt, weil er den weiblichen Funktionshäftlingen nützliche Vorgehensweisen vermittelt und initiiert, dass sie Verantwortung übernehmen. Widerstand bedeutet unter Auschwitz - Bedingungen zwar erst einmal, das eigene biologische Überleben zu sichern, aber um sich dann für andere einzusetzen, zum Beispiel Wasser und Lebensmittel für die Kranken zu organisieren. Allen zu helfen ist allerdings unmöglich. Orli scheint aber in diesem Meer des Leidens Ruhe und Sicherheit auszustrahlen, so Zeuginnen später, "sie habe gewusst, wem geholfen werden konnte und für wen es offenbar besser war zu sterben." Es gibt allerdings auch kritischere Stimmen, wie die von Adélaïde Hautval, einer weiteren Häftlingsärztin: "Alles in allem eine gute Kameradin, aber ein sehr unausgeglichenes Verhalten." Sie findet das allerdings begreiflich nach fast sieben Jahren in Haft. Gewalt ist alltäglich im KZ, und so sind wohl auch die verzweifelten Ausbrüche Orlis zu erklären, die immer weniger das tägliche Morden seelisch verarbeiten kann und unter der Atmosphäre des Todes, die im Lager allgegenwärtig ist, leidet.

Im Winter 1942/43 infiziert sie sich selbst mit dem Fleckfieber. 16 Tage verbringt sie im bewusstseinsgetrübten Zustand in ihrer Unterkunft. Enna Weiß und Anni Blumauer, eine Münchnerin, verurteilt wegen "staatsfeindlicher Äußerungen", besorgen die notwendigen Kampferspritzen aus der Apotheke des Lagers sowie Beruhigungsspritzen. Als Orli die kritische Phase überwunden hat, sucht sie eine Nierenbeckenentzündung heim, dann die Ruhr. Zwei Monate versorgen ihre Kameradinnen sie.

Die nunmehr 29jährige junge Frau verfällt allerdings anschließend in schwere Depressionen. Das erste der beiden Krematorien, nimmt Mitte März seine Arbeit auf, und zerstört noch die letzte Illusion der Frauen:

"Einst hatten sie die Nächte geliebt, die dunklen, ruhigen Nächte... Dort aber auf der fremden Erde waren die Nächte laut, schreiend und drohend wie die Tage. Sie waren erfüllt von verzweifeltem Weinen und Stöhnen, von dem undeutlichen Gestammel der Fieberkranken  und von wirren angsterfüllten Träumen... Schreiend hell waren die Nächte dort. Lodernde Flammen spieen die Schornsteine der Krematorien und schwelende Rauchwolken verdeckten das Blinken der Sterne und den sanften Schein des Mondes.

Orli nimmt schließlich eine Überdosis an Beruhigungsmitteln. Anni Blumenauer ist es, die Orli am Leben hält und zwei Tage regungslos neben ihr sitzen bleibt. Am dritten Tag öffnet sie die Augen. "Seid mir nicht böse" soll sie gesagt haben. Und dass sie die vielen Toten nicht mehr sehen könne, sie sei müde. Anni: "Orli! Erst musst man durchhalten bis zum Ende, weiterkämpfen. Dann werden für uns alle Frühlingsblumen erblühen. Dieser Kampf benötigt jeden einzelnen Menschen, auch du darfst ihn nicht freiwillig aufgeben."

Aus der Luft gegriffen ist dies Vorstellung nicht. Inzwischen sind Französinnen mit dem roten Winkel auf der Häftlingskleidung im Lager angekommen, die Marseillaise singend, denen es gelingt, verlorene Bilder und Träume in den gelähmten, hilflosen Frauen zu erwecken. Nach zweieinhalb Monaten sind zwar 160 der 230 Französinnen tot, doch in vielen Herzen ist ein neuer Mut erwachsen. Ähnliches erreicht ein Trupp jugoslawischer Frauen, Partisaninnen, das internationale Völkerrecht für sich fordernd, sich weigernd, ihre Uniformen auszuziehen.

Unter dem neuen Lagerarzt Werner Rohde, der im März 1943 nach Auschwitz gekommen ist, entwickelt sich Einiges zum Besseren, doch nichts an der grundlegenden Zielrichtung eines Konzentrationslagers. Rohde scheint aber auf Enna Weiß zu hören, und sie wird im wohl empfohlen haben, Orli zur  Lagerältesten im Häftlingskrankenbau der Frauen zu ernennen. In dieser Funktion ist sie direkt dem Lagerarzt unterstellt. Rohde wird Ende Mai 1943 durch den berüchtigten Dr. Mengele ersetzt und der wird bis zu seiner Flucht in Auschwitz bleiben. 

Der ordnet im Juli eine "Generalentlausung" an, um des Fleckfiebers Herr zu werden. Drei Tage müssen die Frauen ausharren, nackt, ohne Essen vor dem Duschbad, bevor sie neue Behausungen beziehen können. Alle Typhuskranken kommen in den Todesblock, wo sie warten müssen, bis die Sonderkommandos mit den Lastwagen sie zu den Krematorien holen. Aus jener Zeit gibt es Zeuginnen, ganz junge Frauen, die erzählen können, wie Orli sie gerettet hat. Orli wird aber lebenslang das Trauma nicht los, dass sie eine gerettet hat, aber 407 andere weinend, schreiend oder vor Entsetzen stumm ins Gas hat gehen lassen.

Solche Rettungsaktionen sind mit allerlei Manipulationen verbunden: Es muss eine andere Baracke für den Schützling gefunden, möglichst die Identität einer Verstorbenen, die nicht ins Todesregister eingetragen wird, verpasst und die Mithilfe, wenigstens Duldung der anderen Frauen erreicht werden.

Besonders berührend sind die Texte Orlis, die von Kindern handeln. Wie sehr muss diese Frau gelitten haben, wenn sie ein Kind in ihrer Obhut, welches sie als ihr Glück betrachtet, dem Unterscharführer bringen muss, der es mit der Phenolspritze tötet... "Ich vergesse, wo ich bin. Ich bitte, schreie, drohe."

Eigentlich soll es in Auschwitz keine Kinder geben, Neugeborene werden sofort getötet. Doch unter Mengele werden Kinder für verbrecherische medizinische Experimente und die Rassenforschung missbraucht. Der begründet gegenüber Orli, dass, wenn die Kinder am Leben blieben, doch eh keine Juden mehr da wären, sich um sie zu kümmern. Es wäre aber auch keine Lösung, das Kind allein in die Verbrennungsöfen zu schicken, also schicke er die Mutter gleich mit...

1944 nimmt die Tötung von Menschen ungeahnte Ausmaße an. Von überall her kommen Massentransporte aus anderen europäischen Sammellagern. Die Rauchschwaden über den Krematorien verdunkeln inzwischen die Sonne. Im Hochsommer 1944 erreicht die Rote Armee die Weichsel, 200 Kilometer nordöstlich von Auschwitz. Die Frauen im Lager nehmen diverse Indizien mit gespannter Unruhe wahr. Im Oktober bleibt vom ganzen Lager Birkenau nur der Häftlingskrankenbau über, nachdem alle anderen deportiert worden sind. Unter Orlis Texten befindet sich auch einer, der das gemeinsame Weihnachtsfest 1944 dort beschreibt. Mitte Januar 1945 werden dann mehr als neuntausend Frauen aus Auschwitz auf einen Marsch gen Westen geschickt. Orli Reichert ist unter einer der ersten Kolonnen, angeschlagen von einer fiebrigen Lungentuberkulose. In Loslau in Schlesien werden sie in einen Güterzug getrieben. "Nach fünf Tagen wurden in jeden Waggon sechs Brote geworfen. Da haben sich  die Insassen beinahe totgeschlagen. Erfrorene und Entkräftete wurden einfach aus dem Wagon geworfen."

In Auschwitz Befreite

Ende Januar erreicht Orlis Transport Ravensbrück. Der Name Auschwitz allein bewirkt, dass im überfüllten Lager die Neuankömmlinge mit großen Augen skeptisch beäugt werden. Nur schlafen, ist deren einziger Wunsch. Als sie wieder wach werden, macht die Nachricht die Runde: Auschwitz ist von der  Roten Armee befreit. 

Dass Orli mit anderen Frauen in das nordlich von Ravensbrück liegende Nebenlager Malchow verlegt wir, erweist sich als lebensrettend, denn im Stammlager tobt im Februar - März eine wahre Orgie an Mord und Totschlag. In Malchow hingegen arbeitet man weiter an Munitionskisten für Dynamit - Nobel, so lange Holz da ist. Ende April 1945 gelingt es Orli mit anderen  jungen Frauen zu fliehen. Sie ist die einzige Deutsche in der Gruppe, die sich u.a. zuerst am Plauer See im Wald verstecken. Schließlich werden sie von einem Trupp Sowjetsoldaten aufgetrieben und in das KZ - Außenlager in Goldberg bei Halle gebracht. Doch statt der erhofften Rettung durch die russischen Soldaten wird Orli erneut traumatisiert:

"Erst dachte ich, ein Russe wolle mich erschießen, und dann merkte ich, daß ermich vergewaltigen wollte. Eine Französin wollte sich für mich opfern. Ich hatte damals hohes Fieber und war halb verhungert. Damit er mich leben ließ, habe ich ja sagen müssen. Bald sah ich, daß alle Russen das taten, und da habe ich drei Tage geheult."

Drei Wochen geht es so in Goldberg zu. Dann kommt endlich der russische Stadtkommandant. Orli erhält die Möglichkeit, nach Berlin zu fahren und sich bei einer Stelle für Opfer des Faschismus zu melden, einem "Anti - Fa - Büro" in Pankow. Acht Jahre und zehn Monate hat ihr Martyrium gedauert.

Orli hat immer noch leichtes Fieber, gehört eigentlich in ein Krankenhaus. Doch das ist im völlig zerstörten Berlin ein unmögliches Unterfangen. Das Büro weist ihr immerhin ein Zimmer in der Majakowskistraße zu und Orli scheint sich sogar leicht zu erholen. Ihre Zimmergenossin bringt Ende Juni drei Prosatücke von ihr zwecks Veröffentlichung zur Berliner Zeitung. Eine Woche später wird der Text "Letzte Erinnerungen an Luise Kautsky" veröffentlicht. Es scheint, als habe der Chefredakteur des Blattes,  Rudolf Herrnstadt, daraufhin den Kontakt mit ihr gesucht. Seine russische Frau sorgt dafür, dass Orli im August in einem der Militärkrankenhäuser gründlich untersucht wird. Mehrere Tuberkel - Kavernen werden im linken Lungenflügel gefunden und sie kommt in die Charité.

Im Herbst zieht sie in ein Wohnkollektiv mit anderen Häftlingen in Neukölln und nimmt an vorbereitenden Redaktionssitzungen im Haus des Berliner Verlages teil. Doch bevor sie mit ihrer Arbeit als Journalistin beginnen kann, zwingen sie im Mai 1946 neue Fieberschübe zu einem Aufenthalt im Sanatorium der "Vereinigung für die Verfolgten des Naziregimes"( VVN) in Sülzhayn im Harz. Vorher ist sie noch Mitglied in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands geworden. 

Sanatorium in Sülzhayn

Körperlich geht es ihr bald besser, denn man lässt es für die kranken Opfer des Faschismus an nichts fehlen. Doch wie mit den seelischen Verwundungen umgehen? Damit ist das Personal damals völlig überfordert, Alkohol & Schlafmittel sind das alleinige Rezept. Orli wird insgesamt 22 Monate dort bleiben, die Umbenennung des Heimes zu Ehren von Carl von Ossietzky erleben und vielen Menschen begegnen, die ihre ganz eigenen Leidensgeschichten haben.

Einer davon ist Eduard "Edu" Wald, der einst Mitherausgeber der kommunistischen "Hannoverschen Volksstimme" gewesen ist. Der neun Jahre Ältere, ab 1924 KPD-Mitglied, ab 1929 als "Versöhnler" von seinen Partei-Aufgaben entbunden und als einfacher Arbeiter tätig, ist 1933 untergetaucht und hat schon früh begonnen, ein Widerstandsnetzwerk aufzubauen. 1936 wird er verhaftet, im Jahr darauf zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Befreiung im April übernimmt er wieder Funktionen in der niedersächsischen KP. Doch ihn überkommen alsbald Zweifel an der eigenen Partei, deren Generallinie von Ost-Berlin aus bestimmt wird. Dazu trägt auch die Bekanntschaft mit Orli bei, und er gerät in einen Diskussionskreis im Sanatorium, an dem die nachmaligen SED-Dissidenten Karl Schirdewan und Rudolf Herrnstadt ebenfalls beteiligt sind.

Die kritischsten Fragen in dieser Runde stellt Orli. Ihre Sicht auf die Neuentwicklungen nach dem Zusammenbruch der Nazi - Herrschaft ist immer geprägt durch die des persönlich verletzten Opfers. Sie weiß, dass ihr Überleben im KZ ohne die Gruppensolidarität nicht möglich gewesen wäre, so dass sie sich noch nicht von der SED loslösen kann. Doch Edu verschafft ihr nach und nach die notwendigen sachlichen Argumente. Unterdessen hat sich auch eine Liebesbeziehung zwischen den Beiden entwickelt - immerhin verbringt man ein gemeinsam schon ein Jahr in Sülzhayn - und eine gemeinsame Zukunft wird ins Auge gefasst. Edus Frau Grete willigt in eine schnelle Scheidung ein und nimmt als "gute Kameradin" die Schuld auf sich. Doch Für Orli ist es schwer, die notwendigen Papiere aus der französischen Besatzungszone, in der Trier liegt, zu bekommen. Im November 1947 ist es endlich so weit.

Orli & Edu Wald
(1955/56)
Nach ihrer Heirat, die ihr die Übersiedlung nach Hannover, Edus Standort, erst möglich macht, muss sich Orli zur Jahreswende 1947/48 einer Operation in einem Krankenhaus in Berlin - Spandau unterziehen. dabei werden ihr aus dem linken Brustkorb sieben Rippen entfernt ( sog. Thorakoplastik ) Im März wird sie dann aus dem Sanatorium zu ihrem Mann entlassen. Beide betätigen sich journalistisch, aber Orlis Gesundheit lässt kein kontinuierliches Arbeiten zu. Ein Besuch in Trier bei der Familie und den Freunden in Luxemburg kann sie aber dann doch unternehmen. 

Am ehesten lenken sie von ihren Schmerzen Gespräche über die politische Entwicklung in Deutschland ab, in deren Folge sie aus der SED austritt ( ebenso ihr Ehemann ). Sie setzt sich für Margarete Buber - Neumann ein, die stalinistischen Verleumdungen ausgesetzt ist. Aber die Frau, die kämpferisch andere durch die Hölle von Auschwitz gebracht hat, ist auch immer wieder ein zur Passivität verurteilter Pflegefall. Doch immer wieder versucht ( und kann ) sie ihre inneren Kräfte zu mobilisieren, so auch im Fall der Klara Pförtsch, mit der sie in Ravensbrück wie in Birkenau zusammen gewesen ist, und die wegen  ihres Verhaltens als Lagerälteste im Außenlager Geißlingen an der Steige vor ein Militärgericht der Amerikaner in Dachau gestellt worden ist, nachdem sie schon vor einem französischen Gericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden ist. Als  Orli in Hannover davon erfährt, macht sie Mitte Mai 1949 eine Zeugenaussage zugunsten Klaras.

Für die ehemaligen Gefährtinnen in der SBZ ist sie damit eine Abtrünnige, die VVN, die sie um Unterstützung für Klara gebeten hat, reagiert zynisch und sie wird öffentlich kritisiert.  Es wird sogar die Falschmeldung gestreut, sie sei von ihrem Mann bereits wieder geschieden. All das erschüttert Orli zutiefst. Klara Pförtsch wird übrigens zum Tode verurteilt - ein erneuter Ansporn für Orli, die nun politische Hilfe in Deutschland wie Frankreich mobilisiert. Immerhin erreicht sie beim französischen Kommissar die Umwandlung des Todesurteils in Lebenslänglich. Daraufhin startet sie mit Hilfe einer Mainzer Zeitung der SPD ein Medienkampagne mit immer wieder kleinen Teilerfolgen. Ihre Wut wird noch gesteigert, weil in der jungen Bundesrepublik wirkliche Nazitäter amnestiert werden. Zu guter Letzt wird die Strafe der Karla Pförtsch um dreizehn Jahre reduziert und diese kommt im Januar 1957 frei.

Edu, Niedersachsen-Redakteur der DGB-Zeitung "Welt der Arbeit" und Pressesprecher des DGB in Niedersachsen sorgt sowohl für die soziale Sicherheit, die Orli vor allem braucht, ringt aber auch um die Erstattung der Behandlungskosten und um die Anerkennung, dass seine Frau für ihre körperliche und seelische Verstümmelung entschädigt werden müsste. Seit dem Aufenthalt in Sülzhayn ist sie abhängig von Medikamenten & Drogen. Der Entzug gelingt ihr mit Hilfe ihres Mannes, wird aber mit Schlaflosigkeit bezahlt. "...nachts standen die Toten von Auschwitz wieder auf", meint Edu Wald einmal.

Orlis psychischer Zustand verschlechtert sich ab 1954 rapide. Sie wird in die psychiatrische Klinik Tiefenbrunn bei Göttingen aufgenommen, was letztendlich nicht erfolgreich ist. Ende 1955 unternimmt Orli einen erneuten Versuch. Sie setzt die Schlaftabletten ab und hört auf zu rauchen. Zurück in Hannover setzen die Depressionen wieder ein. Es entwickelt sich ein neuer Medikamentenmissbrauch mit dem damals rezeptfreien Preludin. 1959 sucht Orli zum ersten Mal die Wahrendorffsche Nervenklinik in Ilten bei Hannover auf, wo sie gründlich untersucht wird. Es wird festgestellt, dass die Thorakoplastik zu Verwachsungen im Brustkorb und einer Verkrümmung der Wirbelsäule geführt hat, die zu einer Dauerbelastung des Herzens führen werden. Nach einem Dreivierteljahr verlässt Orli die Klinik.

In dieser Zeit hat sich ihr Mann weiter um die Entschädigungssache gekümmert. Doch die Behörden bleiben weiterhin abweisend, was zu Orlis psychischem & physischen Niedergang beiträgt. Der Gipfel der  Niedertracht ist erreicht, als in einem Gutachten in der ärztlichen Stellungnahme formuliert wird: 

"Ich bin der Meinung, daß die Depression und der Medikamentenmißbrauch zu den anlagebedingten Faktoren der neuropathischen Konstitution gehören. Die Antragstellerin entstammt einem schwierigen häuslichen Milieu... Sie suchte als Jugendliche die Geborgenheit einer Jugendorganisation. Sie war in ihr führend tätig, wurde deswegen verurteilt. Im KZ meldete sie sich freiwillig nach Auschwitz, wurde Leiterin des Sanitätsdienstes. Im KZ hat sie dann einen Selbstmordversuch gemacht, und zwar in Auschwitz, wohin sie sich freiwillig meldete! 1943 fing sie an zu spritzen! Ihre TBC - Erkrankung führte sie zu Suchtmitteln... und Schlafmitteln...

Ich komme also zu der Auffassung, daß die Depression und die Sucht anlagebedingt, nicht einmal durch die Haft ausgelöst sind... Es ist ärztlicherseits nicht einzusehen, daß die Entziehungskuren als Heilung eines Verfolgungsleidens angesehen werden müssen."

Wie viele Todesstöße kann ein Mensch aushalten? 

Im Juli 1960 gerät Orli in eine neue Krise, bleibt drei Monate in Ilten. Der Eichmann - Prozess 1961  und eine avisierte Aussage im Frankfurter Auschwitz-Prozess im Jahr darauf wühlt sie erneut auf und sie kommt im Juli 1961 wieder in die Klinik. Die TBC bricht erneut aus und sie muss isoliert werden. Am 1. Januar 1962 wird eine schwere Unruhe mit einer hohen Medikamentendosis gedämpft. Wahrscheinlich führt die jahrelange fortgesetzte Anwendung von Medikamenten zu einem Kollaps. Das Leben  der Aurelia "Orli" Reichert - Wald ist mit 48 Jahren zu Ende.



Mehr mag und kann ich nicht mehr schreiben...




11 Kommentare:

  1. Das ist eine so bewegende und berührende Frauenbiographie, die ich auch erst einmal sacken lassen muss. Da fehlen einem die Worte. Fassungslos macht dann zusätzlich noch das Ende mit der Behandlung durch bestimmte Behörden und Ärzte.
    Danke für deine beeindruckende Arbeit!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Liebe Astrid,
    ja, das ist wahrlich starker Tobak. Auch wenn man "weiß", was damals passiert ist, Filme darüber und authentische Fotos gesehen hat, geht deine eindringliche Schilderung dieser Lebens-, Leidens-, Sterbensgeschichte noch ein Stück weiter unter die Haut...
    Alles Liebe, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2021/06/tagesausflug-schloss-artstetten.html

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  3. Unfassbar.
    Auch wenn ich schon einiges gelesen und gesehen habe an Dokumentation, so bleibt es doch immer irgendwie unfassbar für mich. Es berührt mich sehr und erfüllt mich mit Scham. Sowohl die Greuel in den KZs als auch der Umgang mit den Opfern danach.
    Mein größter Respekt vor Orli Wald, aber auch viel Respekt Dir, die Du sie vorstellst und durch diese zum fürchtende Zeit mitgegangen bist.
    GLG Sieglinde

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  4. von Helga:

    Liebe Astrid,

    wie wahr diese ganze entsetzliche Zeit immer noch ist und auch so bleiben wird. Ich war damals Kind und habe viele Gespräche von Erwachsenen mitbekommen, die ich ja nicht einordnen konnte. Ein Verwandter saß selbst 12 Jahre in den KZs herum, wurde gefoltert und mißhandelt, weil er Flugblätter verteilt hatte. Unsere Garage war ein Geschenk 1971 von ihm aus seiner Wiedergutmachung. Solange hat es gedauert, von den vielen vielen Anträgen die dazu nötig waren, wollen wir garnicht reden. Eine schreckliche Zeit die hoffentlich nicht wiederkehrt wenn wir es im Vorfeld schon eindämmen und nicht zu laßen. Die Regierenden sind in der Pflicht. Böse Menschen haben keine Lieder, es gibt sie weiterhin......nur eben anders.
    Danke für diese hervorragende Arbeit und liebe Grüße von Helga

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  5. Welch eine Willenskraft steckte in dieser Frau...da wird man ganz demütig angesichts ihres Mutes.
    Lieben Dank für deine Vorstellung, liebe Astrid ...und ja... so sehr erschütternd, was Orli erleben und erdulden musste.
    Lieben Gruß, Marita

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  6. Das Lesen erzeugt wahrlich Gänsehaut. Welche Mühe du dir machst mit der Recherchen. Respekt. LG von Rela

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  7. Schwere Kost... mir sind die Tränen gekommen. Wie schrecklich Menschen einander sein können. Es ist traurig und trotzdem wichtig, dass sich Erinnern, dieses Lebens nicht in Schubladen zu verstecken und abzuschließen.

    Als Kind musste ich übrigens Dachau besuchen, das war als eine schulische Exkursion gemeint und wie lange konnte ich es nicht emotional verarbeiten - eigentlich bis heute.

    Du hast recht, nicht noch mehr schreiben zu wollen. Ich verstehe gut.

    Liebe Grüßle von Heidrun

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  8. wie erschütternd. kann garnicht mehr sagen, liebe Astrid. Danke für das Portrait. mehr mag und kann ich nicht lesen, das muss sich erst setzen. Liebabendgrüße, Eva

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  9. drei Anläufe habe ich genommen um diesen Post bis zum Ende zu lesen...Ich habe es nicht geschafft. Ich werde es nicht noch einmal versuchen...Grüße von Anne

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  10. Ich war jetzt auch in drei Portionen hier, weil ich es zeitlich und seelisch nicht am Stück lesen konnte.Wie unfassbar, was ein Mensch aushalten kann und wie andere damals, wie heute, darüber hinwegtrampeln.Ich weiß viel über diese Zeit, auch mein Großvater war im KZ.Diese tapere Frau kannte ich nicht und es wird viele geben über die es kaum eine Zeile gibt.Danke, dass du Erinnerungen wach hälst.
    viele Grüße, Karen

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  11. ein bedrückendes Portät
    das einen erschüttert
    auch wenn man schon viel darüber gelesen und auch gesehen hat
    da werden die Augen feucht
    aber es gibt so viele stille "Helden" an die niemand mehr denkt
    wie schön wenn dann Jemand im Gedächtnis bleibt
    LG
    Rosi

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst! Ich setze allerdings voraus, dass am Ende eines anonymen - also von jemandem ohne Google- Account geposteten - Kommentars ein Name steht. Gehässige, beleidigende, verleumderische bzw. vom Thema abweichende Kommentare werde ich nicht veröffentlichen.

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