Um es gleich vorweg zu sagen: Ich kann nicht sagen, ob es sich bei der Linde auf den folgenden Fotos, die im Dezember 2018 im Innsbrucker Ortsteil Hungerburg entstanden sind, um eine Sommer- bzw. eine Winterlinde handelt. Dass es eine Linde ist, konnte ich dem Baumstamm angehefteten Schild entnehmen bzw. aus dem Namen des daneben gebauten ehemaligen Gasthofs schließen. Auch fanden sich Spuren der typischen Früchte am Baum - mehr Indizien gab es nicht. Aber die Baumgestalt war einfach imposant, so dass ich sie hier unbedingt zeigen wollte:
Sommerlinde wie Winterlinde lassen sich nämlich am besten an den Blättern, aber auch an Blüten und Früchten unterscheiden:
Die Blattober- wie Unterseite sowie der Blattstiel der Blätter der Sommerlinde sind behaart, die Blattoberseite der Blätter der Winterlinde hingegen ist kahl, ebenso der Blattstiel, doch die Unterseite mit ihrer blaugrünen Färbung weist eine rotbräunliche Behaarung auf. Karin hat mich auf einen Merkspruch aufmerksam gemacht - "Im Winter trägt die Frau ihren Fuchs." -, der an diese Härchen als Merkmal der Blätter der Winterlinde erinnern soll. Eigentlich sollte man auch mit geschlossenen Augen erfühlen können, um welche Lindenart es sich handelt, selbst am abgefallenen, noch nicht zersetzten Laub soll das noch möglich sein - gab es in meinem Fall aber nicht bzw. lag unter dem Schnee begraben
Die Blattober- wie Unterseite sowie der Blattstiel der Blätter der Sommerlinde sind behaart, die Blattoberseite der Blätter der Winterlinde hingegen ist kahl, ebenso der Blattstiel, doch die Unterseite mit ihrer blaugrünen Färbung weist eine rotbräunliche Behaarung auf. Karin hat mich auf einen Merkspruch aufmerksam gemacht - "Im Winter trägt die Frau ihren Fuchs." -, der an diese Härchen als Merkmal der Blätter der Winterlinde erinnern soll. Eigentlich sollte man auch mit geschlossenen Augen erfühlen können, um welche Lindenart es sich handelt, selbst am abgefallenen, noch nicht zersetzten Laub soll das noch möglich sein - gab es in meinem Fall aber nicht bzw. lag unter dem Schnee begraben
Weniger eindeutig als Unterscheidungsmerkmal geeignet ist die Blattgrösse, da die Blätter beider Lindenarten an den Stockausschlägen und den Klebeästen ( i.e. dünne Äste, die durch das Austreiben einer "schlafenden" Knospe am Stamm entstanden sind ) im unteren Stammbereich immer relativ gross sind. Auch aufgrund der inzwischen zahlreichen Zuchtformen - inzwischen gibt es 22 Lindenarten - ist dieser Aspekt für eine sichere Unterscheidung hinfällig.
Beim Blattaustrieb sind die Haarbüschel in den Nervenwinkeln der Blattunterseite bei beiden Lindenarten weiß und verfärben sich später braun, bei der Winterlinde aber früher, meist schon im Frühjahr, bei der Sommerlinde erst im Verlauf des Sommers.
Im Sommer bzw. Herbst kann man an den Blüten und Früchten die beiden Lindenarten relativ sicher bestimmen:
Die Sommerlinde blüht ca. zwei Wochen früher als die Winterlinde, nämlich schon im Juni. Am Blütenstand der Sommerlinde finden sich 2 bis 5 weißlich-grüne Blüten, an dem der Winterlinde 4 bis 12 weißliche Blüten.
Die Früchte der Sommerlinde sind größer, holzig und ausgesprochen kantig, und das Nüsschen ist längsriefig und gerippt (drei Rippen). Die Früchte der Winterlinde hingegen sind weich, dünn und leicht zu zerdrücken. Die Nüsschen sind glatt, also stets ohne Längsriefen ( Rillen ).
Die Sommerlinde blüht ca. zwei Wochen früher als die Winterlinde, nämlich schon im Juni. Am Blütenstand der Sommerlinde finden sich 2 bis 5 weißlich-grüne Blüten, an dem der Winterlinde 4 bis 12 weißliche Blüten.
Die Früchte der Sommerlinde sind größer, holzig und ausgesprochen kantig, und das Nüsschen ist längsriefig und gerippt (drei Rippen). Die Früchte der Winterlinde hingegen sind weich, dünn und leicht zu zerdrücken. Die Nüsschen sind glatt, also stets ohne Längsriefen ( Rillen ).
Die Winterlinde braucht weniger Wärme als die Sommerlinde und gedeiht eher in von ozeanischem und kontinentalem Klima geprägten Gebieten und verträgt lufttrockene Lagen sowie zeitweilige Bodentrockenheit wegen der derberen Blätter besser. Auch sind ihre Ansprüche, was die Nährstoffe im Boden anbelangt, geringer.
Die Sommerlinde ist anspruchsvoller: Sie gedeiht am besten bei subatlantischem bis submediterranem Klima und hat einen größeren Lichtbedarf. Beide Arten sind allerdings winterhart, die Winterlinde ist jedoch weniger durch Spätfröste gefährdet, weil sie später austreibt als die Sommerlinde.
Die Sommerlinde ist häufig bis auf eine Höhe von 1000 Metern über dem Meeresspiegel zu finden, die Winterlinde weniger zahlreich. In den Zentralalpen wächst die Sommerlinde auf ihr zusagenden ( Kalk- )Standorten auf Höhen bis zu 1700 Meter. Die Winterlinde trifft man hingegen nur bis zu einer Höhe von 1500 Metern an. An dieser Obergrenze ist sie auch nur noch als Strauch zu finden. Sommerlinden wachsen außerdem mehr in die Höhe ( bis 40 m ) als die Winterlinden ( bis 30 m ).
Zwischen dem Holz der beiden heimischen Lindenarten gibt es keine nennenswerten Unterschiede, der Winterlinde wird aber nachgesagt, etwas schwerer, dichter und härter zu sein. In der Imkerei wird die Winterlinde wegen ihres Honigertrags ( bis etwa 2,5 kg je Baum und Blühsaison ) geschätzt und gilt aufgrund des hohen Zuckergehalts ihres Nektars und dem Zuckerwert als hervorragende Nektarquelle für Bienen.
Die beiden Lindenarten bastardisieren gerne ( und schaffen so z.B. die sogenannte Holländische Linde, ein bei uns häufig gesetzter Straßenbaum ). Bei diesen Bäumen sind die Eigenschaften beider Arten gemischt.
Und weil es auf dem Blog "Jahreszeitenbriefe" eine wohl verdiente Pause gibt, gibt es heute keine Verlinkung zum "Naturdonnerstag", aber ein Augenzwinkern in die Richtung, in der Ghislana gerade ist...
Liebe Astrid,
AntwortenLöschendie Sommerlinde ist auch auf der Blattunterseite behaart, die Winterlinde ist da eher kahl. (Man würde es anders herum vermuten, von wegen Winter und Warmhaltung.) Ich kann dir versichern, das wir in Botanik da selbst öfter unsere Probleme hatten (und haben, ahem). *verschämt lache*
Hab einen angenehmen Samstag, mit herzlichen Grüßen
Franziska
Ich hab versucht, es noch einmal zu präzisieren. Das das Bestimmen schwer geworden ist, liegt sich daran, dass es immer mehr "Zwischentypen" gibt. Beim Lindenwald meines Vaters war es noch recht einfach.
LöschenDir auch ein schönes WE!
Hallo Astrid,
AntwortenLöscheneine sehr schöner Bericht über die beiden Linden, die ich hier auch habe und auch ich werde gelegentlich über "meine" beiden Linden berichten.
Allerdings warte ich damit noch eine Weile, bis sie Grün sind.
Aber so ist das auch sehr schön.
Lieben Gruß Eva
Wie schön, heute gibt es eine Linde zum Wochenende. Im Garten des Berghauses wächst eine große Linde, die vom Liebsten schon mit kritischen Auge betrachtet wurde (von wegen Schatten und Höhe, sie soll ja nicht im Sturm bergab Richtung Haus stürzen..). Aber er weiß, bei mir kommt er mit solchen Gedanken nicht durch, schon gar nicht bei Laubbäumen...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
und jetzt noch einen lindenblütentee....! liebe grüsse
AntwortenLöschenEigentlich habe ich immer im Schatten einer Linde gewohnt und als Kind unter einer dicken gespielt... bei dem Namen kein Wunder. Ob es Sommer- oder Winterlinden waren, könnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall ist es ein wunderschöner Baum und duften tut er auch so gut bei der Blüte.
AntwortenLöschenDu hast alles so exakt beschrieben, da muss ich dann zur Blütezeit mal bei Nachbars Lindenbaum schauen ob Sommer- oder Winterlinde. Eine kleine Lindenallee haben wir auch, durch die ich jeden Tag radle. Aber im Frühsommer zur Blüte kanns da klebrig werden auf der Straße...
Als Kind hatte ich noch eine Linde im heimischen Flur, die ist heute total out: die Zimmerlinde.Ich fand sie beeindruckend in ihrer Größe.
Danke für das tolle Baum-Portrait, das macht schon Lust auf den Frühling, obwohl Deine Winterfotos auch wunderschön sind.
Herzlichst, SiegLinde
Ich vergaß noch einen Zusatz: Wenn man mir die Rinde beider Bäume vorlegen würde, wäre ich total erledigt in einer Prüfung. Vielen Dank für diesen schönen Artikel! Er hat mir fiel Freude bereitet.
AntwortenLöschenUnd jetzt husche ich hier weiter, da steht ja noch mehr.:)
Liebe Grüße,
Franziska
An der Rinde kann ich nur Birke und Platane erkennen 😄
LöschenLG
...bei uns gibt es eine Intiative, liebe Astrid,
AntwortenLöschendie seit dem letzten Jahr versucht, eine Linde wieder zum Dorfmittelpunkt zu machen...ich glaube drei Mal haben sie zu einer Singerunde unter die Linde eingeladen...ich war zwar noch nicht dabei, weil es zeitlich nicht klappte, aber ich finde das eine sehr schöne Idee...und gleich geistert wieder das Lied durch meinen Kopf, als noch nicht die ganzen Medien gab, war diese Linde der Ort, wo die neuesten Nachrichten ausgetauscht wurden...ich mag Linden und auch Lindenblütentee,
wünsche dir einen frohen Abend,
liebe Grüße Birgitt
Toll geschrieben, liebe Andrea. Die unterschiedliche Behaarung der Blätter war mir bis heute unbekannt. Das werde ich mir mal genauer anschauen. Vielleicht kann ich jetzt auch das Rätsel um die kleinen Sternchen lösen, die man an einigen Samen/Früchten entdecken kann. Sie befinden sich am Stilansatz und sind nicht bei allen Früchten zu entdecken.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus dem hohen Norden,
Lydia
Andrea? So heißen wirklich etliche Bloggerinnen, aber hier schreibt Astrid 😂
LöschenLG
Oh,entschuldige bitte.
LöschenLiebe Grüße,
Lydia
Was für eine schöne Hommage an einen besonderen Baum!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Nina
ich glaube, bei meinen nächsten spaziergängen muss ich deinen beitrag mitnehmen, denn bisher konnte ich die beiden noch nie unterscheiden. danke für die detailierten infos und die beeindruckenden fotos.
AntwortenLöschenliebe grüße
mano
ich habe mich kürzlich übrigens bei der bestimmung des friedhofsbaums bei meinem "dorfspaziergangs" geirrt. ich hatte nur anhand der rinde und unter dem baum gefundener blätter vermutete, dass es eine eiche ist. freunde sagten mir jetzt aber, dass es sich um eine robinie handelt. die eichenblätter sind wohl nur von nachbargrundstücken dorthin geweht worden. ich werde im frühjahr/sommer nochmal einen neuen spaziergang dorthin machen.
Ohhh, wieder was dazu gelernt! Ich muss mal im Frühjahr schauen, wo es bei uns Linden zu sehen gibt! Danke für den lehrreichen Post!
AntwortenLöschenLG Petra
Ein etwas merkwürdiger Merkspruch zur Unterscheidung vom Blatt der Sommer- und der Winterlinde:
AntwortenLöschen"Im Winter trägt die Frau ihren Fuchs."
Das Pelzchen zwischen Stiel und Blatt ist bei der Winterlinde rotbraun, bei der Sommerlinde bliebt es hell.
Die Idee, da Linden dazu neigen recht ausladende Äste zu bilden, diese Bäume in Dorfmitten zu Tanzlinden zu erziehen finde ich recht interessant. Der Tanzboden für das Jungvolk befand sich in dem Geäst. Unten saßen die Eltern oder andere zur Aufsicht :D
Ich mag die Linde vor allem wenn sie blüht, egal welche!
Viele liebe Grüße,
Karin
Linden sind wunderschöne Bäume
AntwortenLöschenund ihr Duft.. einfach betörend ..
hier in der Straße stehen Linden ..
und auf dem Friedhof müssten Winterlinden sein denn die blühen später
danke für die Erklärungen
liebe Grüße
Rosi