Samstag, 1. Dezember 2018

Mein Freund, der Baum: Amberbaum

Mein heutiger Baumfreund hat seinen großen Auftritt vor allem im Herbst, denn dann leuchtet sein Laub in allen Schattierungen von gelb bis schwarzrot und gibt besonders bei blauem Himmel einen schönen Kontrast ab. Die Rede ist vom Amberbaum Liquidambar, der zu einer kleinen Familie von Bäumen, den Altingiazeen, gehört.

Mit Amberbaum ist bei uns nur der Amerikanische Amberbaum Liquidambar styraciflua gemeint, auch Seestern- oder Storaxbaum genannt, der mit unseren klimatischen Bedingungen gut zurecht kommt. 

In seiner nordamerikanischen Heimat kommt er häufig in Auwäldern mit zeitweiligen Überschwemmungen und an feuchten Berghängen bis auf eine Höhe von 600 Meter vor, immer wenn die Böden tiefgründig & nährstoffreich sind, und zwar von New York bis Nicaragua. Er ist eine ausgesprochene Mischbaumart, die in Laubwäldern gemeinsam mit Ahorn, Zürgelbaum, Eschen, Tulpenbaum und Eichen gedeiht.


Der Amberbaum hat meist eine schmale, kegelförmige Krone mit durchgehendem Mitteltrieb. Ältere Exemplare gehen mehr in die Breite. Die Bäume werden in Mitteleuropa über 20 Meter, in ihrer Heimat bis zu 45 Meter hoch. Der absolute Rekord bei einem in Amerika bekannten Baum liegt bei 65 Metern Wuchshöhe und einem Stammdurchmesser von mehr als 2,5 Metern.

Auf tiefgründigen Böden entwickelt der Baum eine tiefe und stabile Pfahlwurzel, die ihn absolut sturmsicher macht. Auf  steinigen und verdichteten Böden bildet sich dagegen nur eine flache Tellerwurzel, die den Amberbaum anfällig für starke Winde macht.

Die graue Rinde des Stammes ist tief gefurcht und auch die älteren Triebe tragen breite Korkleisten. Die Rinde wird eingeritzt und leicht verletzt, um an das Storax zu kommen, eine gelblich braune Flüssigkeit, die in der Pharmazie gegen Hautkrankheiten, Halsschmerzen und Durchfall eingesetzt wird. Der Duft wird in der Seifen- und in der Kaugummiherstellung verwendet. Schon die Azteken mischten diesen Saft ihrem Tabak bei. 

Die fünf- bis siebenlappigen Blätter sind denen des Ahorns ähnlich, sind aber, anders als beim Ahorn, wechselständig angeordnet. Sie haben eine glänzend grüne Oberfläche und werden 10 bis 15 Zentimeter lang. Das Laub verfärbt sich meist schon ab Ende September und zeigt dann verschiedenste Nuancen von Gelborange über Karminrot bis Schwarzviolett, oft sogar am selben Baum. Das Laub des Amberbaums ist hauptsächlich verantwortlich für die Leuchtkraft des "Indian Summer". Die schönste Herbstfärbung zeigen die Bäume allerdings vor allem an vollsonnigen Standorten auf mäßig nährstoffreichen, nicht zu feuchten Böden. Zerreibt man die Blätter übrigens zwischen den Fingern, verströmen sie einen angenehmen Duft.


Der Amberbaum ist einhäusig, d.h. männliche und weibliche Blüten befinden sich getrennt voneinander, aber auf einem Baum. Beide Blüten sind recht unscheinbar: Die männlichen sind grünlich, meist aufrecht in Ährenform von fünf bis sieben Zentimetern Länge. Die weiblichen Blüten sehen aus wie kleine hängende, kastanienähnlichen Kugeln. Die Blüten erscheinen im Mai.

Die kugeligen Früchte sind aus vielen verholzten Kapseln zusammengesetzt und haben einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimetern.

Auf Grund seiner langen und astfreien Stämme und des äußerst wertvollen Holzes hat der Amberbaum in Nordamerika große forstwirtschaftliche Bedeutung. Sein Holz gilt als besonders hochwertig, da es geradfaserig ist, leicht zu bearbeiten und Farben und Lacke sehr gut annimmt.

Der Amberbaum gehört zu den wenigen Gehölzen, die so gut wie nie von Schädlingen und Krankheiten befallen werden. Er gilt als industriefest und verträgt Abgase ohne Probleme, dies prädestiniert ihn als Stadtbaum. Hitze und Trockenheit können ihm wenig anhaben und so zählt der Amberbaum zu den Klimawandelgehölzen.


Vom amerikanischen Amberbaum zu unterscheiden ist der Orientalischen Amberbaum Liquidambar orientalis, der im südlichen Kleinasien, auf der Insel Rhodos und in Syrien wächst. Der Gattungsname leitet sich tatsächlich vom lateinischen Wort liquidus für flüssig und dem arabischen Wort anbar عنبر für Bernstein ab,  Liquidambar bedeutet also flüssiger Bernstein ( französisch ambre, englisch amber ).  In der griechischen Mythologie und der Spätantike waren die Amberbäume wegen ihrer vanille-artig duftenden Harze ( Styrax ) der Hekate, Göttin der Zauberkunst & der Zauberpflanzen, zugeordnet.

Die Gattung Liquidambar ist fossil in deutschen Braunkohlelagerstätten zu finden, so auch im momentan im Blickpunkt stehenden Tagebau Garzweiler.


Verlinkt mit Ghislanas Naturdonnerstag/ Schwerpunkt "Baum", immer am 1. Donnerstag des Monats

21 Kommentare:

  1. Jetzt weiß ich endlich, dass es kein Ahorn ist, der in der Nachbarschaft so wunderbar geleuchtet hat diesen Herbst. Ein Amberbaum ist es.
    Danke Astrid für diese Baumlehrstunde. Einfach großartig, was Du über ihn zusammengetragen hast.
    Ich liebe diesen Baum, weil es eine Schönheit ist und wusste dabei gar nicht, welch ein Künstler er ist. Ein Überlebenskünstler und solche werden wir ja in Zukunft gut brauchen.
    Herzlichst, Sieglinde

    AntwortenLöschen
  2. Guten Morgen,

    und wieder mal ein sehr schönes Portrait. Merci dafür! Der Amberbaum scheint die Bepflanzung mit Ahorn wohl verdrängt zu haben. Zumindest finden sich - im Gegensatz zu von vor 20, 30 Jahren - bei meinen Runden nur noch selten welche.

    Ein schönes Wochenende wünscht
    Franziska

    AntwortenLöschen
  3. Guten Morgen liebe Astrid,
    deine Baumportrait-Serie mag ich sehr. Diesen Baum sah ich hier noch nie, muss mich mal achten.
    Dir einen schönen 1. Advent und
    liebe Grüsse
    Eda

    AntwortenLöschen
  4. beim ersten Hinschauen habe ich bei den Blättern auch an Ahorn gedacht.Aber bei den Früchten ist es mir dann auch aufgefallen, den Amberbaum habe ich bewusst noch nicht gesehen.
    also <Augen auf<
    einen schönen ersten Advent wünscht
    heiDE

    AntwortenLöschen
  5. Wie schön! Den Amberbaum liebe ich sehr. Auf der Insel Mainau kenne ich zwei Standorte, die mich besonders im Herbst sehr locken. Hätte ich einen grooooßen Garten, käme er auf jeden Fall auch hinein.
    Liebe Grüße
    Andrea

    AntwortenLöschen
  6. Sehr gut gefällt mir der Amberbaum und ja, dem Ahorn ist er ähnlich und doch so ganz anders auf seine Art. Wunderschön auch die Blattfärbung im Herbst. Auf einem deiner Fotos sind gleich mehrere Farbnuancen vertreten, einfach schön!
    LG Heidi

    AntwortenLöschen
  7. vielen dank für das ausführliche baumportrait. vor jahre haben wir in mainz einen ersten wahrgenommen, sind an den früchten gescheitert - hä?? kreuzung von ahorn und platane??, war unser erster gedanke - und konnten ihn dank tante guugle bestimmen. seitdem fallen sie mir auf. sehr schöne bäume. grazil und bunt. waffelsatte grüße, eva

    AntwortenLöschen
  8. Wie immer, traumhafte Fotos und grossartige Informationen. Wie gewohnt ein toller Post.
    Liebe Grüsse und schönen ersten Advent
    Susa

    AntwortenLöschen
  9. Danke liebe Astrid,
    Jetzt weiss ich, was ich letzte Woche gesehen habe. Wunderschöne Rotfärbung und interessante Früchte.
    Liebe Grüße Ingrid

    AntwortenLöschen
  10. Ein Amberbaum steht auch ganz in unserer Nähe, liebe Astrid, und ich habe schon einige kleine Menschen davor gesehen, die sich mit den Früchten abwerfen. Solche Früchtchen!! Dir einen heimeligen & besinnlichen ersten Advent. Herzlichst, Nicole

    AntwortenLöschen
  11. Einer der Unverwüstlichen... während ich derzeit um allerhand Bäume in meiner Umgebung bange. Danke für das Baumporträt mit schönen Fotos.
    Dezembersturmgrüsze mit etwas Kerzenlicht sewndet Dir
    Mascha

    AntwortenLöschen
  12. Danke fürs Vorstellen. Man lernt doch nie aus.
    LG
    Magdalena

    AntwortenLöschen
  13. nachdem du mich nach meinem post mit der handvoll bunter blätter darauf aufmerksam machtest,dass es sich wohl um solche eines amberbaums und nicht eines ahorns handelte, hab ich gleich ein bisschen über diesen prachtbaum gelesen. schön, heute hier bei dir noch mehr zu erfahren!! ich werde "meinen" baum im kleinen lieblingspark jetzt über das jahr hinweg genauer betrachten!
    liebe grüße
    mano

    AntwortenLöschen
  14. dass es Amberbäume gibt habe ich schon gewußt
    aber noch nie einen bewußt gesehen
    da er ja dem Ahorn sehr ähnlich sieht fällt er nicht so auf
    es hat aber wirklich eine tolle Färbung
    und wenn er so umweltresitent ist werden wir ihn vielleicht in Zukunft öfter sehen
    liebe Grüße
    Rosi

    AntwortenLöschen
  15. Dann haben wir ja einen gemeinsamen Freund,
    den hatte ich hier bei der Aktion schon mal vorgestellt.

    https://schwabenfrau.blogspot.com/2018/11/der-amerikanische-amberbaum-liquidambar.html

    Liebe Grüße Eva

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Den habe ich damals bei dir schon gelesen, liebe Eva. Aber da hatte ich meinen Post schon im Kasten bzw. auf der Festplatte ( ich habe alle Bäume - Posts bis Februar schon geschrieben en, denn blattlose Bäume, im Winter fotografiert, bringen ja nicht so viel Erkenntnis ). Da wollte ich an meinem Plan auch nichts mehr ändern. Doppelt gemoppelt hält besser...😄
      LG

      Löschen
  16. Der Name Seesternbaum gefällt mir auch gut, die Blätter sehen tatsächlich so aus. Deine Baumportraits sind immer allumfassend, Blätter, Stamm, Früchte... alles immer super beschrieben...zu gerne informiere ich mich bei dir!
    Liebe Grüße Ulrike

    AntwortenLöschen
  17. Wieder viel gelernt, solche Beiträge animieren noch mit offeneren Augen in der Natur unterwegs zu sein. Mit wissen kenne ich keinen solchen Baum.
    L G Pia

    AntwortenLöschen
  18. Ich gestehe, natürlich war ich vor ein paar Tagen schon gucken... Aber nun habe ich mir die Zeit genommen, alle heutigen Baumposts nacheinander anzuschauen. Das ist gewissermaßen Ritual... So viele tolle kleine und große, junge und alte Bäume auf einmal. Und dein ausführlicher Post zum Amberbaum (sein Laub ist gut beim Ecoprint ;-)) ist wie immer sowohl eine Augenweide als auch sehr informativ. Ein kleines Baumlexikon entsteht hier nach und nach... Dankeschön und lieben Gruß Ghislana

    AntwortenLöschen
  19. soo schön!! Ich mag Amberbäume sehr gern und freue mich immer, wenn ich eines der bei uns äußerst seltenen Exemplare sehe. Kennengelernt habe ich ihn in den Wäldern nahe Atlanta in Georgia, auch dort werden sie so sagenhaft riesig, wie du schreibst. Die Neupflanzung in meinem Wald in Niederösterreich enthält auch einige wenige Amberbäume :-))
    lg

    AntwortenLöschen
  20. Ich danke dir Liebe Astrid, für das wunderschöne Portrait unseres Hausbaumes. Der Amberbaum ist mein absoluter Liebling unter den Bäumen.
    Ich wünsche dir ein tolles neues Jahr, mit vielen schönen Momenten und Begegnungen. Liebste Grüße, Petra

    AntwortenLöschen

Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass dieser und die personenbezogenen Daten, die mit ihm verbunden sind (z.B. User- oder Klarname, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.