Sonntag, 25. Oktober 2015

Mein Freund, der Baum: Esche



Zu meinem heutigen Baum habe ich nur insofern eine Beziehung, als ich in jungen Jahren großen Gefallen an der Sage von Yggdrasil, dem legendären Weltenbaum, fand.

Den gab es im germanischen Mythenkosmos. Seine Zweige breiteten sich über den ganzen Himmel und die ganze Welt aus. Dabei ruhte er nur auf drei Wurzeln, unter denen drei Quellen entsprangen. Die eine Quelle verlieh Weisheit und Wissen, an der zweiten hielten die Götter Gericht und wohnten die Nornen, und unter der dritten lag die Quelle aller irdischen Flüsse.  

Auch die Menschen stammten nach der nordischen Mythologie von diesem Baum ab. Aus ihm formten die Götter den ersten Mann & die erste Frau. 

So weit, so gut: Der Weltenbaum der Germanen war eine Esche.

































Botanisch gesehen ist die Gemeine Esche/ Fraxinus excelsior ein in Europa heimischer Baum, der in geschützten Lagen bis zu 40 Metern hoch werden kann und damit zu den höchsten Laubbäumen des Kontinents zählt. An freieren Standorten bleibt die Esche allerdings nur 15 bis 20 Meter hoch wie dieses Exemplar in meiner Nachbarschaft im Nippeser Tälchen.

Die Gemeine Esche zählt zur Familie der Ölbaumgewächse. Ihre Blüten erscheinen im Frühjahr bereits vor den Laubblättern an den Sprossen des Vorjahres. Die Früchte im Herbst sind einsamige, geflügelte Nussfrüchte an dünnen Stielen. Von Oktober bis November werden sie reif und fallen während des ganzen Winters dann ab. Als Schraubenflieger überwinden sie dabei Distanzen von 60 Metern.


Ihre Wurzel ist eine Pfahlwurzel, und die anfangs glatte Rinde verkorkt nach 15 Jahren zusehends. Das Holz ist von hoher Qualität und zählt zu den Edelhölzern. Es wird eingesetzt, wenn höchste Festigkeit und Elastizität gefragt ist, so bei Werkzeugstielen, Sportgeräten und Biegeformteilen.


Die Esche breitete sich seit der Eiszeit in ganz Mitteleuropa bis nach Schottland und Norwegen im Norden, und dem Kantabrischen Gebirge in Spanien über Italien bis auf den Balkan im Süden aus. Sie nahm einen größeren Anteil der mitteleuropäischen Wälder ein, bevor sie von der Buche verdrängt wurde. 


Durch Brandrodung in der Antike & im Mittelalter wurde die Esche weiter zurückgedrängt. Um im späten 19. Jahrhundert Überschwemmungen und Bodenerosion zu vermeiden, wurden Eschen aber wieder an Flussläufen angepflanzt und sie breitete sich wieder mehr aus. Seit Beginn der 90er Jahre ist die Esche durch einen Schlauchpilz bedroht ( "Eschensterben" ).

Laut keltischem Baumhoroskop steht die Esche für großen Ehrgeiz. Eschemenschen haben demnach eine starke Persönlichkeit und gelten als geborene Führungskräfte. 

Eschbach, Eschede, Eschwege, Eschweiler sowie Essen an der Ruhr tragen übrigens die Esche in ihrem Ortsnamen.


Weitere Baumfreunde ( und die, die es werden wollen! ), treffen sich heute wieder bei Ghislana/Jahreszeitenbriefe. Und weil ich meine Eschen - Fotos auf einem herbstlichen Spaziergang am letzten Mittwoch gemacht habe, verlinke ich diesen Post noch mit Lottas "Bunt ist die Welt # 43".

17 Kommentare:

  1. Danke, liebe Astrid, dass Du heute die Esche als Deinen Baumfreund vorstellst. Habe ich doch heute von Dir gelernt, das der NAME meiner Heimatstadt vermutliche daher entstanden ist. Ich kannte bisher nur die Namen Astnide, Assindia, Assinde. In der Geschichte des Stiftes Essen bin ich schon vertraut- herrlich ,habe ich doch von einer Kölnerin dazugelernt. DANKE.
    Gruß aus Essen von
    heiDE

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  2. Jetzt habe ich viel gelernt über Eschen ganz intressant der Bericht.
    Aber trotztem sind die Sämlinge nicht gerne gesehen im Garten und werden ausgerissen.
    L G Pia

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    1. Das machen wir mit Hainbuchen-, Birken & Götterbaumsämlingen hier nicht anders.
      GLG

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  3. Habe noch nie so eine kugelige Esche gesehen. Bei uns in Besenhausen gibt es ein paar Eschen, die hoch wie Kirchtürme sind. Aber alle sind vom Pilz befallen. Ein Baumexperte sagte mir, der Höhepunkt des Eschensterbens sei vorbei. Es wäre zu hoffen. Danke für Deinen lehrreichen und schön bebilderten Beitrag!
    Herzliche Lisagrüße!

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    1. Ich war deshalb auch bei der Identifizierung total unsicher und habe zu Hause noch mal meine Bestimmungsbücher konsultiert. Diese kugeligen Kronen scheinen durch den Standort in einem sehr offenen Park bedingt zu sein. ich habe auch einen Silberahorn angetroffen, der den Wuchsbildern in den Büchern so gar nicht entsprechen mag...
      GLG

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  4. Wir haben hier direkt beim Nachbarn eine große Esche stehen. Ich gebe zu, sie ist ein wenig lästig...mit ihren Nussfrüchten, die sich überall absiedeln. Würden wir nicht aufpassen, wir hätten hier schon einen ganzen Eschenwald...;-). LG Lotta.

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    1. Das ist ja bei vielen Baumsämlingen der Fall: Wir kämpfen hier gegen ungewollte Hainbuchen, Birken, Götterbäume. Aber deshalb alle Bäume absägen, wie es unsere Nachbarn im Häusercarré betreiben? Scheint mir dumm & hirnrissig zu sein...
      LG

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  5. schön und lehrreich! herrliche fotos!
    herzlichste grüße & wünsche an dich ;-)
    amy

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  6. Liebe Astrid,
    die Esche ist ein wunderschöner Baum! Attila ist Esche im keltischen Baumhoroskop:)
    Er hat seine Bass-Gitarre aus ihrem Holz gemacht. Früher wurden Bögen daraus gefertigt, später Bauernmöbel und Furniere.
    Liebe Grüße,
    Veronika

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  7. schöner grosser Baum - le frêne commun ! ... über Saignon viele "chênes verts" quercus ilex gesehen und unter ihnen pflanzen die man nur dort in der garrigue sieht - da es viel geregnet hatte war alles grün mit bunte herbst-blumen ! "dein" dorf ist ja ganz in der nähe ... ich muss mal diesen besuchen .. per google map street view war ich eben dort ;)
    belle soirée !

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  8. Mir fällt angesichts von Eschen auch immer die germanische Sage ein. Und ich kann sie rasch auch blattlos erkennen ;-)
    Liebe Grüße
    Andrea

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  9. Deine Baumsammlung wird immer größer...unsere Nachbarn haben auch eine Esche.....aber wir wissen es nicht so genau, welche, weil der Baum weder blüht, noch Früchte trägt, dafür aber um so mehr Laub hat. Dein Exemplar ist ja ein Prachtstück!
    LG Sigrun

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  10. wenn ich aus meinem arbeitszimmer schaue, fällt mein blick auf eine sehr große, alte esche, die wunderbar gewachsen ist. wir und unsere nachbarn, auf deren grundstück sie steht, haben schon angst vor diesem pilz und beäugen sie immer mal wieder aus der nähe. aber sie bietet vielen fledermäusen unterkunft im sommer und sogar waschbären wurden dort schon gesichtet.
    danke für die vielen informationen, ich wusste z.b. nicht, dass die esche zu den ölbäumen gehört.
    liebe grüße, mano

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    1. So was kann man ja alles nachschlagen. Viel schwerer finde ich, den Baum in der Natur zu bestimmen, wenn er so wenig typisch ist wie "meiner" hier oder wenn ich sie nur noch auf Fotos habe. Aber solche Herausforderungen liebe ich andererseits auch. Und seit es das Netz gibt, ist vieles einfacher geworden...
      GLG

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  11. Ich denke die Elastizität des Holzes ist von großer Bedeutung für Holzindustrie.
    Schön das Du den Wuchs der Wurzel benennst. Das hätte ich nicht gedacht.
    In unserer Straße (in unserem Häuschen am Stettiner Haff sind viele Eschen. Wenn ihre Flügelnüsschen durch die Luft schweben, sieht es aus als wenn es schneit. Dem entsprechend viele Bäumchen wollen bei uns im Garten wachsen. Wenn ich sie ließe, würde ein dichter Wald bei uns entstehen.
    LG lykka

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  12. Es ist unglaublich schön nach Hause zu kommen und von so vielen schönen Bäumen begrüßt zu werden, das freut mein Herz ;-). Die Esche erkenne ich inzwischen auch im laublosen Zustand, nicht an der Rinde, aber an der Stellung der fast schwarzen Blattknospen. Relativ lernte ich sie erst kennen, so richtig... Und einer meiner Natur- und Landschaftsführer-Schüler hatte sie für eine Aktion in seiner Prüfungsführung gewählt und eine wunderbare Zeichnung des Weltenbaums und seiner Deutungen mitgebracht... Daran erinnere ich mich sehr gern. Melde mich zurück, du Liebe, noch ganz erfüllt von der Wärme und dem Licht der letzten beiden Wochen... Nach grauem Bayern gestern heute in Sachsen und Brandenburg dann goldener Herbst, herrlich ein solches Willkommen ;-) Lieben Gruß Ghislana

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