Welche Entdeckung, als mir Ghislana/Jahreszeitenbriefe Anfang Juni von ihrem Aufenthalt in Speyer zwei Flyer schickte ( und auf der beigelegten Karte noch ihren persönlichen Bezug erklärte ): Ein Prospekt war vom Purrmann - Haus in Speyer, der zweite war eine Ankündigung einer Ausstellung in Heilbronn mit Werken von Mathilde Vollmoeller - Purrmann. Der geschätzte deutsche Kolorist, auf dessen Spuren wir in Langenargen gewandelt sind, hatte tatsächlich eine malende Frau an seiner Seite? Dem musste ich auf den Grund gehen...
Mathilde Vollmoeller kommt am 18. Oktober 1876 als drittes von zehn Kindern der Emilie Behr und des Kommerzienrats Robert Vollmöller in Stuttgart zur Welt.
Der Vater, 1849 geboren, hat sich in den Gründerjahren vom einfachen Kaufmann zu einem der größten deutschen und europäischen Trikotagenhersteller seiner Zeit hochgearbeitet. In Stuttgart - Vaihingen besitzt er eine Fabrik und unterhält drei weitere Niederlassungen. Bei allen wirtschaftlichen Erfolgen stellt er die Interessen der Arbeitnehmer gleichberechtigt neben seine eigenen und gilt so als ein Pionier einer sozialen Marktwirtschaft.
Auch ihre Mutter, aus einer alten Balinger Kaufmannsfamilie gebürtig, ist eine engagierte Vertreterin der christlichen Sozialethik, gründet soziale Einrichtungen wie das Emilienheim und den Filderhof in Stuttgart-Vaihingen und sorgt - erschüttert durch den Tod ihres Sohnes Hugo mit knapp vier Jahren - für das geistig - seelische wie körperliche Wohl der Mitarbeiter in den Fabriken ihres Mannes.
1898 Source |
Mathilde selbst gilt als lebenslustig, voller Energie, intelligent, gewandt, gewohnt, souverän auf dem gesellschaftlichen Parkett aufzutreten: "… und ich habe in meiner Jugend bei Rathenaus, Deutschs und Fürstenbergs in hausgemachten Kleidern getanzt."
Auch ist sie mit kaufmännischem Geschick begabt, außerdem für Sprachen: Englisch, Französisch, Italienisch lernt sie in ihrer Jugend und wird diese Kenntnisse später nutzbringend einsetzen. Ihr "württembergisches Zünglein" ( Sabine Lepsius ), mit dem sie treffsichere, mitunter scharfe Urteile verkündet, ist beeindruckend.
Zudem ist sie auch noch musisch veranlagt, literarisch interessiert ( so wird sie, 21jährig, an einer Sitzung des George - Kreises teilnehmen ), schreibt selbst Gedichte und Erzählungen, tanzt gerne und malt. Aus ihrer Schulzeit sind Blumenmalereien bekannt, die aber noch nicht auf ein herausragendes Talent schließen lassen. Sie selbst wird sich später als lausige Schülerin bezeichnen, und ihre Ausbildung wird sich wohl auf die damals für eine "höhere Tochter" übliche beschränkt haben, anders als bei ihrer Schwester Martha, die als erste Frau Württembergs Medizin studiert.
Auch ist sie mit kaufmännischem Geschick begabt, außerdem für Sprachen: Englisch, Französisch, Italienisch lernt sie in ihrer Jugend und wird diese Kenntnisse später nutzbringend einsetzen. Ihr "württembergisches Zünglein" ( Sabine Lepsius ), mit dem sie treffsichere, mitunter scharfe Urteile verkündet, ist beeindruckend.
Zudem ist sie auch noch musisch veranlagt, literarisch interessiert ( so wird sie, 21jährig, an einer Sitzung des George - Kreises teilnehmen ), schreibt selbst Gedichte und Erzählungen, tanzt gerne und malt. Aus ihrer Schulzeit sind Blumenmalereien bekannt, die aber noch nicht auf ein herausragendes Talent schließen lassen. Sie selbst wird sich später als lausige Schülerin bezeichnen, und ihre Ausbildung wird sich wohl auf die damals für eine "höhere Tochter" übliche beschränkt haben, anders als bei ihrer Schwester Martha, die als erste Frau Württembergs Medizin studiert.
Als junge Malerin Source |
21jährig verlässt sie das Elternhaus, um zu ihrem schillernden, ebenso vielseitig begabten & interessierten Bruder Karl nach Berlin zu ziehen, der sie dort in Künstlerkreise einführt. So lernt sie also nicht nur Stephan George kennen, sondern auch Rainer Maria Rilke, Hugo von Hoffmannsthal, Walther Rathenau. Über das Maler - Ehepaar Sabine & Reinhold Lepsius kommt sie in Kontakt mit Max Liebermann, Lovis Corinth und Leo von König. Der meint zu ihr: "Sie haben ein famoses Talent und aus Ihnen muss etwas werden", und wird einer ihrer Lehrer, ebenso Sabine Lepsius.
Der Kontakt zur Familie bleibt nach wie vor eng und sie verbringt den Sommer und die Weihnachtszeit in Württemberg und zeigt sich in allerlei familiären Veränderungen & Schwierigkeiten engagiert. Wegen einer Liebesbeziehung, auf die sie sich letztendlich nicht einlassen mag, weil das den Verzicht auf ihr Künstlertum bedeutet hätte, geht Mathilde 1906 nach Paris.
Stillleben mit Paprika (1907) Source |
"Sie beweist, dass man, ohne Radau zu machen, mit wilden oder toten Farben doch eine starke sensible Künstlerin sein kann. Ihre Stillleben zeugen von großer Selbstschulung, Geschmack und Begabung", kann man in der "Pariser Zeitung" 1911 anlässlich ihrer Teilnahme am "Salon des Indépendants" lesen.
In Paris trifft sie auch Rilke wieder, der als Sekretär von Auguste Rodin tätig ist. Mit ihm besucht sie die große Paul - Cezanne - Ausstellung und lehrt ihn "Sehen", wie er seiner Frau Clara Westhoff in Briefen mitteilt. Auch bringt sie ihm den Maler Vincent van Gogh näher.
1908 verbringt sie bei ihrem Bruder Karl und seiner italienisch- schweizerischen Frau Norina ( als Schauspielerin Maria Carmi ) in der Florenzer Salonkultur mit deren Protagonisten Felix Salten ( "Bambi" ), Lepsius und Rilke.
1908 verbringt sie bei ihrem Bruder Karl und seiner italienisch- schweizerischen Frau Norina ( als Schauspielerin Maria Carmi ) in der Florenzer Salonkultur mit deren Protagonisten Felix Salten ( "Bambi" ), Lepsius und Rilke.
1908 lernt sie auch im deutschen Konsulat in Paris Hans Purrmann kennen, der sie in die "Académie Matisse" einführt.
Johannes Marsilius Purrmann, 1880 in Speyer geboren, hat nach der Volksschule im väterlichen Betrieb das Malerhandwerk erlernt, alsbald aber die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, ab 1897 die Akademie der Bildenden Künste München besucht. Sein Lehrer ist Franz von Stuck. 1905 geht er für etwa ein halbes Jahr nach Berlin, wird in die Berliner Secession aufgenommen und von der Galerie Paul Cassirer vertreten. 1906 wechselt er nach Paris, wo er im Haus der Gertrude Stein die Bekanntschaft Pablo Picassos und Henri Matisses macht. Mit diesem zusammen baut er die „Académie Matisse“ auf, Matisse als Lehrer, Purrmann als „massier“ (Obmann), zuständig für Organisation und Verwaltung. Durch Matisse, aber auch Cezanne und Renoir findet Purrmann endgültig seinen malerischen Stil.
Hans Purrmann (1909 ) |
Eine schwierige Zeit für Mathilde: Dem Vater haben mehrere Schlaganfälle und eine Brandstiftung in seinem Beilsteiner Besitz am Burgberg so zugesetzt, dass er Pflege benötigt. Diese Aufgabe fällt nun Mathilde zu, auch, weil der Vater nur sie um sich duldet. Im Oktober 1911 stirbt Robert Vollmöller, einen Tag vor seinem 62. Geburtstag.
Im Januar darauf heiraten Mathilde und Hans Purrmann in kleinem Kreis in Stuttgart. Ihre Hochzeitsreise führt sie über Florenz nach Ajaccio auf Korsika, wo sie Frühjahr und Sommer verbringen.
Beilstein mit Burg, Schloss und Weingut |
Schnell wird Mathilde schwanger, und sie verlässt Ajaccio Ende August, um in Beilstein Ende November ihr erstes Kind, Louisa Christine, genannt Dinnie, auf die Welt zu bringen. Nachdem Hans Purrmann in Paris eine Wohnung mit Raum für ein Atelier gefunden hat, kehrt auch Mathilde im Februar 1913 nach Frankreich zurück, wo sie auch die Malerei wieder aufnimmt - allerdings widmet sie sich nun der weniger aufwändigen Technik der Aquarellmalerei ( vergleiche dazu auch Berthe Morisot ).
Stillleben mit Kamelie (1913 ) Source |
Im selben Jahr, zum zweiten Mal schwanger, kommt Mathilde wieder nach Beilstein, wo ihr Sohn Robert, im Januar 1914 geboren wird. Die Geburt des zweiten Kindes zwingt sie, die Malerei einzustellen, um Familie, Haushalt und die Bedürfnisse ihres Mannes vereinbaren zu können.
Den Ausbruch des ersten Weltkrieges erlebt das Malerehepaar dann in Beilstein. Die Pariser Wohnung, Purrmanns Atelier und fast seine gesamte frühe Produktion sowie viele Gemälde von Renoir, Cézanne, Picasso, Matisse u.a. werden sequestriert ( und trotz weiterer pünktlicher Mietzahlungen 1918 versteigert werden ).
Im Eingangsturm des Beilsteiner Schlosses wird nun ein Atelier eingerichtet, in dem auch Druckgrafik hergestellt werden kann. Auch Mathilde befasst sich mit der Radierung. Die gewohnten Reisen in den Süden, an die Mittelmeerküste mit ihrem gleichmäßigen Licht, die der begnadete Kolorist Purrmann für seine Bilder gewohnt ist, müssen entfallen. Vom Kriegsdienst bleibt er wegen einer angeborenen Nervenkrankheit allerdings freigestellt.
Ostseestrand Bansin (1916) Source |
Es kommt immer wieder zu Spannungen mit Mathildes Familie, in deren Folge der Maler im Herbst 1915 Beilstein verlässt und nach Berlin zieht. Nachdem im Grunewald eine Wohnung und ein Atelier gefunden worden ist ( die die Familie bis zur Zerstörung 1943 als Wohnsitz beibehalten wird ), kommt Mathilde mit den Kindern 1916 nach.
Aus dem Sommer dieses Jahres, den sie, wieder schwanger, mit ihren Kindern sowie einer Freundin mit Kind im Ostseebad Bansin verbringt, sind zahlreiche zauberhafte kleine Aquarelle erhalten. Sie beherrscht die Technik perfekt, und ihr schneller Pinsel verleiht allem den Ausdruck des Unmittelbaren. Die Bilder versprühen oft den Reiz des Fragmentarischen - und doch würde jeder weitere Pinselstrich die Komposition zerstören. Im Oktober bringt sie dann in Berlin ihr drittes Kind, Regina, auf die Welt. Die Verbindung zu Beilstein reißt allerdings auch nie ab: So verbringt sie die Sommer 1917 und 1918 mit den Kindern im Schloss, Herbst und Winter dann wieder in Berlin.
Nach Kriegsende wird 1919 in Langenargen am Bodensee ein Fischerhaus erworben, das ein dauerhafter Wohnsitz der Familie von Frühjahr bis Herbst sein wird. Die Kinder gehen dort auch zur Schule, bis sie alt genug für ein Internat sind. Für den malenden Ehemann bleibt Mathilde lange die einzige Ansprechpartnerin vor Ort - eine Zeit, in der sie für alles ihre Kräfte einsetzen muss, denn zudem zehrt die Inflation an ihrem finanziellen Vermögen ( "das Geld fliegt nur so", schreibt sie an ihren Mann in Rom ). Trotzdem gibt es auch aus der Langenargener Zeit Aquarelle vom Haus und dem Schloss Montfort.
Aus dem Sommer dieses Jahres, den sie, wieder schwanger, mit ihren Kindern sowie einer Freundin mit Kind im Ostseebad Bansin verbringt, sind zahlreiche zauberhafte kleine Aquarelle erhalten. Sie beherrscht die Technik perfekt, und ihr schneller Pinsel verleiht allem den Ausdruck des Unmittelbaren. Die Bilder versprühen oft den Reiz des Fragmentarischen - und doch würde jeder weitere Pinselstrich die Komposition zerstören. Im Oktober bringt sie dann in Berlin ihr drittes Kind, Regina, auf die Welt. Die Verbindung zu Beilstein reißt allerdings auch nie ab: So verbringt sie die Sommer 1917 und 1918 mit den Kindern im Schloss, Herbst und Winter dann wieder in Berlin.
Nach Kriegsende wird 1919 in Langenargen am Bodensee ein Fischerhaus erworben, das ein dauerhafter Wohnsitz der Familie von Frühjahr bis Herbst sein wird. Die Kinder gehen dort auch zur Schule, bis sie alt genug für ein Internat sind. Für den malenden Ehemann bleibt Mathilde lange die einzige Ansprechpartnerin vor Ort - eine Zeit, in der sie für alles ihre Kräfte einsetzen muss, denn zudem zehrt die Inflation an ihrem finanziellen Vermögen ( "das Geld fliegt nur so", schreibt sie an ihren Mann in Rom ). Trotzdem gibt es auch aus der Langenargener Zeit Aquarelle vom Haus und dem Schloss Montfort.
1922 hat Purrmann eine Schaffenskrise, aus der ihn eine Reise nach Rom, später Neapel erlösen soll. Bald äußert er den Wunsch, Mathilde möge ihm nachkommen. Aus dieser Zeit existiert ein Brief, in dem sie seine "tyrannischen Ansprüche" beklagt:
"... die ewige Hetze, ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll u. dazu noch einen Pass besorgen, alles allein, kein Mensch hilft mir, ich kann es einfach nicht; (...) ich komme zu keiner Ruhe u. nicht zu mir selber mehr." ( Quelle hier )
Quirinalsplatz Rom (1924 ) Source |
1929 reist sie mit ihm nach Spanien ( mit einem längeren Aufenthalt in Biarritz ), 1930 ist Sanary sur Mer das gemeinsame Ziel.
Es kommt aber immer wieder zu Auseinandersetzungen um den gemeinsamen Lebensentwurf, denn Mathilde entwickelt sich mit den Jahren zu einer großen Kümmerin, nicht nur bezüglich ihres Mannes und der Kinder, auch der Bruder gehört dazu und ein immer größer werdender Kreis an Personen. Purrmann erkennt ihre Überforderung, wettert gegen ihre "Beilsteiner Sippschaft" und meint: "Einer kann nicht Weinbauer, Familientante, Mutter und Malerin und weiß der Teufel alles in einer Person sein. Ich leide auch darunter unter dem halb zufriedenen und unentschlossenen Leben." Mathildes innere Zerreißproben kommen in ihren Briefen an ihren Mann zum Ausdruck, während die Außenwelt sie ganz anders wahrnimmt.
Hans Purrmann: Porträt Mathilde Vollmoeller Source |
Man hat sich längst mit den jeweiligen Rollen in dieser Ehe eingerichtet. Das Problem wird so aber nicht aus der Welt geschafft, denn auch in dieser Beziehung gibt es Aufgaben, die einerseits notwendig sind, andererseits aber unsichtbar gehalten werden. Sie sind für das gute Zusammenleben essentiell, werden aber nicht gewürdigt, im Gegenteil, sie verstellen die Chancen auf eine eigene Karriere: Die Zeit und Energie für das Zwischenmenschliche und die alltäglichen Kleinigkeiten fehlt Mathilde einfach für ihre eigenen Projekte. Mathildes Leben und Werk steht so exemplarisch für eine ganze Generation kunstschaffender Frauen des beginnenden 20. Jahrhunderts.
Durch die sich in Deutschland anbahnende politische Entwicklung kommt bei ihr auch bald die Angst auf, was wird:
"Das Leben hier ist eine permanente Peitsche und wird immer aufreibender. Der Pessimismus von Berlin ist schwer zu ertragen; man wird von allen Seiten angesteckt (....). Und die Zukunftsangst ist groß, in jüdischen Kreisen besonders. Aber die bildende Kunst hat am wenigsten zu lachen. Und ob ein verarmtes Deutschland sich noch den Luxus von Künstlern wird gestatten können, ist fraglich", schreibt sie 1931 an ihre Schwester Anna ( Quelle hier )Purrmanns Kunst gilt 1933 als "entartet", seine Bilder in den Museen werden abgehängt ( und verschwinden in den Wirren des späteren Kriegsendes ). Das Paar zieht sich in die innere Emigration zurück, hilft aber, wo es kann. So kann der Herausgeber des "Simplicissimus", Thomas Theodor Heine mit ihrer Hilfe den Nazis entkommen. Als Purrmann allerdings 1935 an der Beerdigung von Max Liebermann teilnimmt, gerät auch er in den Focus der Nazis. Freunde vermitteln ihm schnell noch die Leitung der der "Villa Romana" in Florenz ( siehe auch den Post zur Malerin Maria Caspar - Filser ).
In Florenz Source |
Aus jener Zeit gibt es große, aquarellierte Stillleben, die davon Zeugnis ablegen, dass Mathildes künstlerische Schaffenskraft fast bis zuletzt ungebrochen war. Mit Beginn der 1940er Jahre erkrankt sie nämlich an Brustkrebs. Über diese ihre letzten Lebensjahre, die nun von der Krankheit dominiert werden, ist wenig bekannt. Sie schreibt dazu in einem Brief im Mai 1943 an ihren Schwager:
"Ich muß nun meinen oft recht dunklen Kreuzweg gehen. Aber alle sind gut und hilfreich und ich habe zwei gute Ärzte und es war ein himmlischer Frühling. (...) bin froh, daß ihr mich nicht seht in dem hilflosen Zustand."Verbrieft ist eine gewisse Verbundenheit zwischen den Ehepartnern in ihrer letzten gemeinsamen Zeit, bedingt auch durch das gemeinsam Durchstehen der unsägliche Nazizeit in Italien. Doch vom Anblick ihres Sterbens möchte Mathilde ihren Mann in Florenz verschonen: Zehn Tage vorher lässt sie sich von ihrer jüngsten Tochter und einer Krankenschwester im Auto nach München bringen, wo sie in der Wohnung ihres Sohnes Robert von Regina und Schwester Liesel gepflegt wird.
Am 17. Juli 1943, also vor 75 Jahren, stirbt sie, 64 jährig. Sie wird in Langenargen beigesetzt. Ihr Grabstein trägt den Spruch:
"Was ich behalten, habe ich verloren. Was ich verschenkte, habe ich noch. Was ich versagte, daran trage ich Leid."Hans Purrmann gerät über den Tod seiner Frau in eine tiefe Krise.
Lange Zeit hat man angenommen, dass Mathilde Vollmoeller - Purmann seit ihrer Eheschließung nicht mehr gemalt hat. Es gab auch das Gerücht, sie habe ihre vor 1911 gemalten Bilder 1940 verbrannt, ein künstlerischer Nachlass sei nicht vorhanden. Erst als ihre jüngste Tochter 1997 stirbt, finden sich 360 Gemälde Aquarelle, Drucke und Zeichnungen. Man nimmt an, dass Regina diese aus der Berliner Wohnung geborgen und sowie aus Beilstein wie Langenargen zusammengetragen hat.
Warum sie nicht einmal ihre Geschwister davon unterrichtet hat, bleibt ein Rätsel. Mancher sieht den Grund darin, dass Regina in der Familie eine untergeordnete Rolle gespielt hat ( die Schwester war eine erfolgreiche Pianistin, der Bruder ein ebensolcher Chemiker ) und ohne Schulausbildung für die Stoffentwürfe in der Firma Vollmoeller zuständig gewesen ist. Sie war eine Kümmerin wie ihre Mutter, hat diese gepflegt, dann den Vater bis zu seinem Tod 1966 in Basel. Sie selbst hat 1947 einen Vetter geheiratet und mit diesem in Zürich gelebt. Auch die auffällige Identifizierung mit der Mutter und ihre große Verehrung wird als Motiv angenommen.
Gleichgültig, was dahinter steckt, Regina Vollmoeller ist zu verdanken, dass die Malerin Mathilde Vollmoeller - Purrmann 1999 wieder das Licht der Welt erblickt hat und die Rolle als bloße "Malergattin" ablegen kann. Und ich muss sagen, dass ihre Bilder mich begeistern und sie in meinen Augen dem Vergleich mit denen ihres viel berühmteren Ehemannes standhalten. Das Purrmann-Haus in Speyer zeigt in einer Dauerausstellung einen repräsentativen Ausschnitt ihres Werkes, wie ich dem Prospekt, den mir Ghislana geschickt hat, entnehmen konnte.
Inzwischen hat es immer wieder auch andernorts Ausstellungen mit den Werken der Malerin gegeben, in Berlin, Bremen, Neu - Ulm und jetzt in Heilbronn. Eine Tafel an Station 14 des württembergischen Wein-Lese-Wegs ( der Parkplatz der Burg Hohenbeilstein ) erinnert heute wieder an die schwäbische Malerin und ihre enge Beziehung zu diesem Ort.
Wie schön, liebe Astrid, das lese ich heute abend in aller Ruhe 💛. Schwimmen, Frühstück und Schulgarten gießen liegen schon hinter mir, gleich radle ich zum Treffpunkt unseres Jahreszeitenspaziergangs... Bis später 💛... Einen schönen Tag Ghislana
AntwortenLöschenKaum nachzuvollziehen, wie sie das alles geleistet hat. Was für ein Glück, dass ihre Bilder wieder zum Vorschein gekommen sind und sie die verdiente Anerkennung erfährt. Wunderbar, dass Du ihrem Namen weitere Bekanntheit verschaffst.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Manchmal kann es einen wirklich aufregen, dass die Frauen immer die Kümmerer sind. Mit dieser Frau werde ich mich sicher noch mehr beschäftigen. Sie hat die Aufmerksamkeit verdient.
AntwortenLöschenLG
Magdalena
Sehr interessant,liebe Astrid. Wie gern lese ich deine Porträts. Vielleicht für dich und alle anderen Interessierten der Hinweis auf den Roman mit viele nachweislich biografischen Details "Konzert ohne Dichter" von Klaus Modick. Herzlich, Sunni
AntwortenLöschenSo viele Querverbindungen die mir bekannt vorkommen- als erstes habe ich den Namen Behr gelesen und war sofort auf der Suche nach familieren Personen. Meine Mutter war auch eine geborene Behr ::))
AntwortenLöschenZur von dir vorgestellten Mathilde und deren Verwandtsschaft besteht aber keine Verbindung. Das hätte ich doch gewußt !! ::))
Mathilde war eine talentierte Malerin die gar nicht so bekannt ist, danke dass du an sie erinnerst.
Aus Texel zurück schicke ich dir liebe Grüße nach Köln.
heiDE
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenimmer wieder staune ich , wieviel Energie Frauen hatten in dieser Zeit. Zwei Kriege, Kinder, Ansprüche von Familie und Ehemann, die eigene Arbeit. Kümmern, kümmern, kümmern. Und Reisen, so anstrengend in dieser Zeit.
Danke für dieses beeindruckende Frauen- und Künstlerinnenportrait wieder
und lieben Lisagruß!
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenwieder ein interessantes Great-Woman-Porträt - danke dir für diesen Post, der mich mit dieser Künstlerin bekannt macht.
Lieben Gruß, Marita
Liebe Astrid, ich freue mich sehr an diesem Porträt, dass meine flüchtige Bekanntschaft von Speyer nun vertieft und gleichzeitig Speyer-Erinnerungen weckt..., und Sehnsüchte. Dass ich dich auf eine Spur bringen konnte... Herzlich danke. Und dieser Post ist einer derjenigen, die unbedingt meine Lust am Bloglesen wachhalten, auch wenn die Zeit leider immer noch nicht wieder richtig reicht... Die Gärten, die kranken Freunde, die Seminarvorbereitungen. Bis eben war ich damit beschäftigt und die Nacht wird nur kurz. Aber wenn ich dagegen lese, was Mathilde aushalten musste... Trotz allem geht's mir gut 💛. Gute Nacht aus Prieros 💛 Ghislana
AntwortenLöschenwie schade, dass sie nicht mehr paula modersohn in paris kennenlernen durfte. die beiden hätten freundinnen werden können.
AntwortenLöschendanke für das portrait einer mir unbekannten künsterlin.
liebe grüße
mano
Mir gänzlich unbekannt, diese beeindruckende Frau. Und so eine tolle Malerin. Die vorgestellten Bilder gefallen mir sehr gut.
AntwortenLöschenNach Marbach auf Schillers Spuren wollte ich schon lange, nun kann ich noch Beilstein hinzufügen dort. Und neben dem Dom zu Speyer, den ich unbedingt noch sehen möchte (kenne ihn leider nur von außen - so imposant), habe ich nun noch eine Anlaufadresse dort mit dem Purrmann-Haus. Nach Langenargen komme ich wahrscheinlich im September mal wieder und dann gehts dort auf den Friedhof. Ihr Grabspruch ist von hoher Weisheit.
Ja, Deinen Blog zu lesen bildet und macht Lust auf interessante Reiseziele!
Danke!
sagt Sieglinde
das war wieder sehr interessant zu lesen
AntwortenLöschengekannt habe ich sie nicht
und ich finde es immer wieder spannend hier bei dir in diese Welt der Kunst und Künstler eintauchen zu können
vielen Dank dafür
Rosi
Wieder so ein schönes Frauenporträt.
AntwortenLöschenImmer wieder gibt es solche Kümmerinnen, die selber im Schatten stehen, obwohl sie Großes schaffen. Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich jemals Bilder von ihr gesehen haben mag.
Danke, das du mich mal wieder mit der Nase auf eine tolle Künstlerin gestoßen hast.
Lieben Gruß
Andrea