Sie war ein Superstar des 18. Jahrhunderts: "Die ganze Welt ist verrückt nach Angelika", stellte ein Londoner Kupferstecher fest, und Goethe schwärmte: "Sie hat ein unglaubliches und als Weib wirklich ungeheures Talent." Die Malerin Angelika Kauffmann machte zu ihrer Zeit eine Karriere ohnegleichen. In dieser Woche jährte sich ihr Geburtstag zum 275. Male - Grund genug, sie hier in unser Gedächtnis zurückzurufen!
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Maria Anna Angelica Catharina Kauffmann kommt am 30. Oktober 1741 als Tochter des wandernden Porträt- & Freskenmalers Johann Joseph Kauffmann, der aus Schwarzenberg im Bregenzerwald stammt, und seiner Frau Cleofea Luz, einer Hebamme, die der verarmten Adelsfamilie de Canobia zugehört, in der Reichsgasse 57 in Chur zur Welt, wo ihr Vater zu diesem Zeitpunkt am bischöflichen Schloss arbeitet. Schon ein Jahr später zieht die Familie weiter.
Ihr Vater nimmt in den kommenden Jahren verschiedene Aufträge in der Schweiz und Oberitalien an, so dass Angelika die Kindheit im Veltlin, ab 1753 am Comer See verbringt. Bereits als Sechsjährige hilft sie dem Vater und erregt durch ihr Talent früh Aufsehen. Das zeichnerische Wunderkind wird von ihm entsprechend unterrichtet und gefördert und erwirbt sich so die Basis ihres Handwerks. ( Damals war eine reguläre Schulausbildung für Mädchen nicht vorgesehen. ) Von der Mutter hingegen wird sie in Sprachen & Gesang unterwiesen. Mit dem Wunderkind zieht der Vater von Hof zu Hof und vermarktet sie als Mirakel.
"Meine Stunden sind genau geplant. Mein Leben ist methodisch. Und auf diese Weise halte ich dem strengen Anspruch und den ernsten Gedanken stand, welche die Kunst, die ich ausübe, verlangt", wird sie später über ihre Arbeitsdisziplin sagen.
Mit 12 Jahren malt sie ihr erstes Selbstporträt, porträtiert den Bischof und andere Honoratioren in Como. "In Como, in meiner glücklichen Jugend, empfand ich wirklich erste Lebensfreude. Ich sah herrliche Paläste, schöne Villen, elegante Boote, ein prächtiges Theater. Ich glaubte, mich in den Glanz eines Märchenlandes versetzt."
Auch tritt die Doppelbegabte als Sopranistin bei Abendveranstaltungen auf und kann sich lange nicht entscheiden, ob sie lieber Sängerin oder Malerin sein möchte.
Von 1754 bis 1757 hält sich die Familie in Mailand auf, am Hof des Herzogs Modena d'Este.
Erst nach dem Tod der Mutter 1757 in Mailand entscheidet sich Angelika dann ganz für die Malerei - einem Beruf mit sehr viel untadeligerer Reputation als der Gesang - und zieht mit ihrem Vater nach Schwarzenberg zurück. Beide sind dort in die Renovierungsarbeiten der abgebrannten Dorfkirche involviert, und im Alter von 16 Jahren wird sie mit der künstlerischen Gestaltung des Kreuzweges in derselben beauftragt.
In den Jahren 1757 bis 1759 begleitet Angelika den Vater auch zu Auftragsarbeiten in die Schlösser Meersburg und Tettnang am Bodensee. Dort entstehen Porträts von Mitgliedern der gräflichen Familie von Montfort und des Fürstbischofs von Konstanz. Längst ist sie dem Vater künstlerisch über den Kopf gewachsen und erhält viele Porträtaufträge - eine Domäne der Künstlerinnen in jener Zeit.
Ab 1760 unternehmen Vater & Tochter eine Studienreise nach Italien. Ziel ist, die Kunst der Antike und der Renaissance zu studieren. Das Reisegeld kommt zusammen, indem unterwegs in Graubünden und im Veltlin Einheimische porträtiert werden.
Bis 1762 bleiben sie in Mailand, Modena und Parma & erreichen im Juni 1762 Florenz. Dort wird Angelika zum Ehrenmitglied der "Accademia Clementina di Bologna" ernannt und erhält das Diplom der "Accademia del Disegno". Mit dem neuen Jahr 1763 sind Vater & Tochter in Rom ansässig, wo sie bis 1766 bleiben.
Dort stehen ihr etliche bekannte Zeitgenossen Modell: Ihr Ruhm wird 1764 mit dem Bildnis des Begründers der modernen Kunstwissenschaften und der Klassischen Archäologie, Johann Joachim Winckelmann, begründet:
Fortan lassen sich wohlhabende englische Reisende in Rom von ihr malen. 1765 wird sie in die dortige "Accademia Santa Lucia" aufgenommen. Während eines Aufenthalts in Venedig lernt Angelika eine Lady Wentworth kennen, die sie nach England empfiehlt, wo die Künstlerin die nächsten 15 Jahre ihres Lebens verbringen wird.
Im Frühjahr 1766 übersiedelt sie also von Italien nach London, wo sie am 22. Juni ankommt. Schnell besucht Angelika dort den berühmten englischen Maler Joshua Reynolds in seinem Atelier & bannt ihn im Oktober darauf auf Leinwand. Im Frühjahr des folgenden Jahres stoßen der Vater und eine Nichte zu ihr.
Die nächsten Jahre in England sind die ihrer größten künstlerischen und gesellschaftlichen Erfolge. Mit ihren klassizistischen Themen trifft Angelika den Nerv der Zeit und den Geschmack des Publikums. Die Engländer stehen sozusagen Schlange, um sich von der bezaubernden "Miss Angel" malen zu lassen. Sie erhält zahlreiche Aufträge von Hof und Adel und wird 1768 in die neu gegründete "Royal Academy" aufgenommen ( als eine von zwei Frauen für die nächsten 200 Jahre ).
Das Verhältnis zum Maler Reynolds, 17 Jahre älter als sie, ist ein besonderes. Er will sie gar heiraten. Doch Angelika lehnt ab ( Reynolds wird nichtsdestotrotz ein gewogener Förderer bleiben ), und vermählt sich stattdessen 1767 mit einem schwedischen Grafen Frederick de Horn. Keine gute Entscheidung, denn der Graf stellt sich als falsch und zudem als Heiratsschwindler heraus und macht sich mit ihrem Vermögen auf und davon. Schon ein Vierteljahr nach der Eheschließung wird diese von der anglikanischen Kirche für null und nichtig erklärt.
Angelikas Belesenheit & Begeisterung für Literatur schlägt sich in vielen ihrer Bildthemen nieder, führt aber auch zu Kontakten und Briefwechseln, z.B. mit dem Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, der einmal den hohen Preis erwähnt, den ein Kauffmann - Porträt zu erzielen vermag ( 50 Guineen - ungefähr 60 Englische Pfund ).
In London arbeitet sie aber hauptsächlich an großen Historiengemälden - zu damaligen Zeit ein absolutes Tabu für Frauen! 1769 beginnt sie eine Kooperation mit dem Kupferstecher William Wynne Ryland - ein geschickter Schachzug, denn so werden diese Werke in riesiger Auflage in ganz Europa bekannt. 1772 beginnt sie gar selbst mit Radierungen, zusammen mit dem Bruder ihres späteren Ehemannes Guiseppe Carlo Zucchi. Ab 1774 vermarktet sie ihre Radierungen selbst zum Preis einer Guinea.
Ab 1776 sind ihre Gemälde dann auch als "Mechanical Paintings", also Farbdrucke zur Raumgestaltung, erhältlich.
Auf Anraten ihres Vaters schließt sie im Juli 1781 in London mit dem 15 Jahre älteren venezianischen Vedutenmaler Antonio Zucchi einen Ehevertrag. Da ist sie vierzig Jahre alt, und ihr Mann übernimmt in der Folgezeit die organisatorischen Aufgaben, die ihr großes Atelier so mit sich bringt.
Schon bald begibt sich das frisch vermählte Paar zusammen mit Angelicas Vater auf die Reise nach Flandern, Schwarzenberg, Verona und Padua. Im Oktober 1781 erreichen sie Venedig, wo im Januar des Folgejahres Johann Joseph Kauffmann stirbt. In Venedig wird Angelika mit der Ehrenmitgliedschaft der "Academia di Venezia", die von Tiepolo geleitet wird, ausgezeichnet.
Doch sie bleibt nicht in der Lagunenstadt, sondern zieht weiter über Ferrara und Loreto nach Rom. Ein kurzes Zwischenspiel in Neapel, wo der dortige König Ferdinand IV sie als Hofkünstlerin zu halten versucht, bevor sie sich in der Via Sistina 72 in der Nähe der Spanischen Treppe niederlässt: Es ist der Palazzo des verstorbenen Malers Anton Raphael Mengs, als dessen würdige Nachfolgerin sie in jeder Hinsicht gilt.
In diesem Palazzo pflegt sie einen großbürgerlichen Lebensstil. Ihr Salon wird zum kosmopolitisch ausgerichteten Treffpunkt von Künstlern, Aristokraten und Intellektuellen.
Mit ihrem Talent und ihrer Stilsicherheit erlangt Angelika in den Künstler- und Adelskreisen ihrer Zeit ein großes Ansehen. Der Schriftsteller Johann Gottfried Herder bezeichnet sie als die „kultivierteste Frau Europas“, betont damit ihre Pionierrolle als Frau in der damals männlich geprägten Kunst & Kultur. 1785 wird sie gar in der "Memorie per le Belle Arti" in die Nachfolge eines Raffaels gestellt!
1786 taucht Angelikas Name zum ersten Mal in Goethes Briefen an den "Weimarer Kreis" auf. Ihr Salon und ihr Atelier werden ab da zu einer wichtigen Anlaufstelle für deutsche Romreisende, insbesondere Goethe, Herder und die Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar.
Am 15. Februar 1787 liest der deutsche "Dichterfürst" in ihrem Salon aus seiner "Iphigenie". Nach seiner Rückkehr aus Neapel trifft sich Goethe in Rom dann regelmäßig mit Angelika sonntags und besucht mit ihr vor dem Essen Museen und Galerien. Sie wird zu seiner engsten Vertrauten während seines Aufenthalts in der "Ewigen Stadt". In seiner "Italienischen Reise" beschreibt er zahlreiche Male die Malerin, ihre Arbeit und die gemeinsamen Unternehmungen. Sie schenkt ihm sein Porträt, welches als "Inbegriff eines empfindsamen Porträts" gilt ( Goethe aber weniger gefallen hat als das berühmte Tischbein - Bild ).
Neben der gesellschaftlichen Verbindung ist für Goethe in seinem Verhältnis zu Angelika Kauffmann aber anderes entscheidend:
"Mit Angelika ist es gar angenehm, Gemälde zu betrachten, da ihr Auge sehr gebildet und ihre mechanische Kunstkenntnis so groß ist. Dabei ist sie sehr für alles Schöne, Wahre, Zarte empfindlich und unglaublich bescheiden […] sie hat ein unglaubliches und als Weib ungeheures Talent."
In seiner "Farbenlehre" erwähnt Goethe seine Diskussionen mit der Künstlerin und lobt ihre Experimentierfreudigkeit. ( So hat sie zur Unterstützung ihrer Argumente „Landschaften ganz ohne blaue Farbe“ gemalt. )
Goethe prägt auch entscheidend das Bild, das der Nachwelt Angelika als „lieb und gut” zeichnet. Aber er beschreibt auch die Schattenseite ihres Lebens:
„Sie ist nicht glücklich wie sie es zu sein verdiente, bei dem wirklich großen Talent und bei dem Vermögen, das sich täglich mehrt. Sie ist müde, auf den Kauf zu malen, und doch findet ihr alter Gatte es gar zu schön, daß so schweres Geld für oft leichte Arbeit einkommt.”
Doch Goethe verzerrt damit auch das Bild der Angelika Kauffman: Denn diese ist nicht nur hoch gebildet, aktiv, selbstbewusst und mit großem Talent begnadet, sondern die "schöne Seele" ist auch eine klug kalkulierende Geschäftsfrau, die auf jeden Gulden und Kreuzer achtet und damit ein Vermögen verdient, das ihr auch im Alter einen aristokratischen Lebensstil ermöglicht.
Ihr Vater nimmt in den kommenden Jahren verschiedene Aufträge in der Schweiz und Oberitalien an, so dass Angelika die Kindheit im Veltlin, ab 1753 am Comer See verbringt. Bereits als Sechsjährige hilft sie dem Vater und erregt durch ihr Talent früh Aufsehen. Das zeichnerische Wunderkind wird von ihm entsprechend unterrichtet und gefördert und erwirbt sich so die Basis ihres Handwerks. ( Damals war eine reguläre Schulausbildung für Mädchen nicht vorgesehen. ) Von der Mutter hingegen wird sie in Sprachen & Gesang unterwiesen. Mit dem Wunderkind zieht der Vater von Hof zu Hof und vermarktet sie als Mirakel.
Selbstporträt als Sängerin (1753) Source |
Mit 12 Jahren malt sie ihr erstes Selbstporträt, porträtiert den Bischof und andere Honoratioren in Como. "In Como, in meiner glücklichen Jugend, empfand ich wirklich erste Lebensfreude. Ich sah herrliche Paläste, schöne Villen, elegante Boote, ein prächtiges Theater. Ich glaubte, mich in den Glanz eines Märchenlandes versetzt."
Auch tritt die Doppelbegabte als Sopranistin bei Abendveranstaltungen auf und kann sich lange nicht entscheiden, ob sie lieber Sängerin oder Malerin sein möchte.
Von 1754 bis 1757 hält sich die Familie in Mailand auf, am Hof des Herzogs Modena d'Este.
Erst nach dem Tod der Mutter 1757 in Mailand entscheidet sich Angelika dann ganz für die Malerei - einem Beruf mit sehr viel untadeligerer Reputation als der Gesang - und zieht mit ihrem Vater nach Schwarzenberg zurück. Beide sind dort in die Renovierungsarbeiten der abgebrannten Dorfkirche involviert, und im Alter von 16 Jahren wird sie mit der künstlerischen Gestaltung des Kreuzweges in derselben beauftragt.
Der Vater Joseph Kauffmann Source |
In den Jahren 1757 bis 1759 begleitet Angelika den Vater auch zu Auftragsarbeiten in die Schlösser Meersburg und Tettnang am Bodensee. Dort entstehen Porträts von Mitgliedern der gräflichen Familie von Montfort und des Fürstbischofs von Konstanz. Längst ist sie dem Vater künstlerisch über den Kopf gewachsen und erhält viele Porträtaufträge - eine Domäne der Künstlerinnen in jener Zeit.
Ab 1760 unternehmen Vater & Tochter eine Studienreise nach Italien. Ziel ist, die Kunst der Antike und der Renaissance zu studieren. Das Reisegeld kommt zusammen, indem unterwegs in Graubünden und im Veltlin Einheimische porträtiert werden.
Bis 1762 bleiben sie in Mailand, Modena und Parma & erreichen im Juni 1762 Florenz. Dort wird Angelika zum Ehrenmitglied der "Accademia Clementina di Bologna" ernannt und erhält das Diplom der "Accademia del Disegno". Mit dem neuen Jahr 1763 sind Vater & Tochter in Rom ansässig, wo sie bis 1766 bleiben.
Dort stehen ihr etliche bekannte Zeitgenossen Modell: Ihr Ruhm wird 1764 mit dem Bildnis des Begründers der modernen Kunstwissenschaften und der Klassischen Archäologie, Johann Joachim Winckelmann, begründet:
Bildnis Johann Joachim Winckelmann (1764) Source |
Im Frühjahr 1766 übersiedelt sie also von Italien nach London, wo sie am 22. Juni ankommt. Schnell besucht Angelika dort den berühmten englischen Maler Joshua Reynolds in seinem Atelier & bannt ihn im Oktober darauf auf Leinwand. Im Frühjahr des folgenden Jahres stoßen der Vater und eine Nichte zu ihr.
Bildnis Joshua Reynolds (1767 ) Source |
Selbstporträt (1771) Source |
Angelikas Belesenheit & Begeisterung für Literatur schlägt sich in vielen ihrer Bildthemen nieder, führt aber auch zu Kontakten und Briefwechseln, z.B. mit dem Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, der einmal den hohen Preis erwähnt, den ein Kauffmann - Porträt zu erzielen vermag ( 50 Guineen - ungefähr 60 Englische Pfund ).
W.W. Ryland nach A. Kauffmann: Telemachs Rückkehr, Punktierstich (1777) Source |
Ab 1776 sind ihre Gemälde dann auch als "Mechanical Paintings", also Farbdrucke zur Raumgestaltung, erhältlich.
Auf Anraten ihres Vaters schließt sie im Juli 1781 in London mit dem 15 Jahre älteren venezianischen Vedutenmaler Antonio Zucchi einen Ehevertrag. Da ist sie vierzig Jahre alt, und ihr Mann übernimmt in der Folgezeit die organisatorischen Aufgaben, die ihr großes Atelier so mit sich bringt.
Selbstbildnis mit Büste der Minerva (um 1780) Source |
Doch sie bleibt nicht in der Lagunenstadt, sondern zieht weiter über Ferrara und Loreto nach Rom. Ein kurzes Zwischenspiel in Neapel, wo der dortige König Ferdinand IV sie als Hofkünstlerin zu halten versucht, bevor sie sich in der Via Sistina 72 in der Nähe der Spanischen Treppe niederlässt: Es ist der Palazzo des verstorbenen Malers Anton Raphael Mengs, als dessen würdige Nachfolgerin sie in jeder Hinsicht gilt.
In diesem Palazzo pflegt sie einen großbürgerlichen Lebensstil. Ihr Salon wird zum kosmopolitisch ausgerichteten Treffpunkt von Künstlern, Aristokraten und Intellektuellen.
Palazzo Zucchari Source |
1786 taucht Angelikas Name zum ersten Mal in Goethes Briefen an den "Weimarer Kreis" auf. Ihr Salon und ihr Atelier werden ab da zu einer wichtigen Anlaufstelle für deutsche Romreisende, insbesondere Goethe, Herder und die Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar.
Am 15. Februar 1787 liest der deutsche "Dichterfürst" in ihrem Salon aus seiner "Iphigenie". Nach seiner Rückkehr aus Neapel trifft sich Goethe in Rom dann regelmäßig mit Angelika sonntags und besucht mit ihr vor dem Essen Museen und Galerien. Sie wird zu seiner engsten Vertrauten während seines Aufenthalts in der "Ewigen Stadt". In seiner "Italienischen Reise" beschreibt er zahlreiche Male die Malerin, ihre Arbeit und die gemeinsamen Unternehmungen. Sie schenkt ihm sein Porträt, welches als "Inbegriff eines empfindsamen Porträts" gilt ( Goethe aber weniger gefallen hat als das berühmte Tischbein - Bild ).
Goethe ( 1787/88 ) Source |
"Mit Angelika ist es gar angenehm, Gemälde zu betrachten, da ihr Auge sehr gebildet und ihre mechanische Kunstkenntnis so groß ist. Dabei ist sie sehr für alles Schöne, Wahre, Zarte empfindlich und unglaublich bescheiden […] sie hat ein unglaubliches und als Weib ungeheures Talent."
In seiner "Farbenlehre" erwähnt Goethe seine Diskussionen mit der Künstlerin und lobt ihre Experimentierfreudigkeit. ( So hat sie zur Unterstützung ihrer Argumente „Landschaften ganz ohne blaue Farbe“ gemalt. )
Goethe prägt auch entscheidend das Bild, das der Nachwelt Angelika als „lieb und gut” zeichnet. Aber er beschreibt auch die Schattenseite ihres Lebens:
„Sie ist nicht glücklich wie sie es zu sein verdiente, bei dem wirklich großen Talent und bei dem Vermögen, das sich täglich mehrt. Sie ist müde, auf den Kauf zu malen, und doch findet ihr alter Gatte es gar zu schön, daß so schweres Geld für oft leichte Arbeit einkommt.”
Selbstbildnis am Scheidewege (1792) Source |
Sie ist auch immer darauf bedacht, sich selbst zu inszenieren, zu bestimmen, wie sie gesehen werden möchte. Sie gibt die Rollen selbst vor, die sie spielen möchte - sehr ungewöhnlich für eine Frau ihrer Zeit, nämlich des 18. Jahrhunderts, wo diese nur aus männlichem Blickwinkel, als Objekt, betrachtet werden. Eine wesentliche Rolle dabei spielen ihre Selbstporträts, von denen etwa 20 bekannt sind.
Selbstbildnis im Alter (1802) Source |
Um die 2500 Werke hat sie geschaffen. Sie ist damit die erfolgreichste Künstlerin ihrer Zeit.
Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahre 1795 zieht sich die Malerin zunehmend zurück.
Als sie am 5. November 1807 als mehrfache Millionärin in ihrem römischen Palazzo für immer die Augen schliesst, trauern aber zahlreiche Freunde und Sammler in ganz Europa.
Mit ungeheurem Pomp ( der Trauerzug wird von dem Bildhauer Antonio Canova gestaltet ) wird die als "Muster weiblicher Bescheidenheit" gepriesene "Malerin der Grazien" in der römischen Kirche Sant’Andrea delle Fratte bestattet.
1809 wird ihre Büste im Pantheon zu Rom neben der Raffaels aufgestellt. 1810 findet die erste Gedächtnisausstellung in Bregenz statt. Und im gleichen Jahr erscheint eine erste Biografie in italienischer Sprache, 1814 eine deutsche Fassung unter dem Titel: "Leben der berühmten Malerin Angelika Kauffmann" - sie gehört zu den wenigen Frauen in der Kunst, die nach ihrem Tod niemals in Vergessenheit geraten sind. Trotzdem herrscht auch bezüglich Angelika Kauffmanns lange die Auffassung vor, dass weibliche Kunst nur eine "Kunst der Seele" sein könne und ihr wird das Genie abgesprochen, das fast ausnahmslos Männern vorbehalten bleibt.
Heute verstehen wir eher, dass der Erfolg der Künstlerin - neben ihrer Geschäftstüchtigkeit und Weltoffenheit ( sie sprach vier Sprachen ) - vor allem darin bestand, dass sie innerhalb der festgelegten Grenzen für Frauen "den Fächer von Weiblichkeitsentwürfen zu ihrem Vorteil zu nutzen wusste", wie die Kauffmann - Expertin Bettina Baumgärtel meint.
Was für eine starke Frau! Und welch schöner Text! Danke, liebe Astrid!Herzlich, Sunni
AntwortenLöschen...wieder ein Name, der mir unbekannt war, liebe Astrid,
AntwortenLöschenund dabei ist sie eine so erstaunliche Frau, die auch uns den Weg zu einem anderen Frauenbild ein Stück weit geebnet hat...danke dir,
liebe Grüße Birgitt
Ich hatte leider noch nie von ihr gehört. Umso besser, dass du diese Lücke jetzt geschlossen hast.
AntwortenLöschenEine beeindruckende Frau, die sich offenbar auch von Rückschlägen (Heiratsschwindler) nicht hat stoppen lassen.
Liebe Grüße,
Sabrina
Eine großartige Frau, die in den Grenzen des damaligen <fraulichen< Künstlerdaseins wunderbare Dinge geschaffen hat- und ich bin ihr Rom oft < begegnet<, ihr Haus in der Via Sistina von außen gesehen, im Cafe Grecco in der Via Condotti mit Goethe im Künstlercafè gesehen- an vielen anderen Orten in Rom ist sie präsent, genau so wie in Cortona, auch dort war ich in der Accademia. Angelica Kauffmann ist eine wunderschöne und kluge Frau, die es auf beeindruckende Weise geschafft hat, IMMER aktuell zu sein- bis heute
AntwortenLöschenDanke für deinen Post und Gruß zu dir
heiDE
Eine spannende Biographie, eine spannende Frau.
AntwortenLöschenLieben Gruß
Katala
Mir kommt sie als eine extrem moderne Frau vor. Kaum vorstellbar, was aus so einer Frau geworden wäre, wenn ihr die Gesellschaft noch mehr Freiheiten eingeräumt hätte.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Ein tolle Frau, die nicht viele kennen, ich habe noch eine Biographie von ihr im Keller, das Buch gibt es glaube ich gar nicht mehr. Das werde ich mir jetzt einmal heraussuchen, sobald der Keller entrümpelt ist.
AntwortenLöschenIch habe ausgemistet den Sperrmüll bestellt und muß nun warten und kann nicht so recht in den Keller.
Lieben Gruß Eva
Wow, supertoll. Und mit dieser Serie gehörst Du für mich ganz klar auch in die Reihe der großartigen Frauen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Katrin
Du machst mich verlegen! Aber auch motiviert: Habe gerade den nächsten Post verfasst...
LöschenGLG
Über dich selber? Würde Zeit!
LöschenIch schließe mich Katrin an!
Löschenda kann ich katrin nur zustimmen!!
AntwortenLöschenehrlich gesagt habe ich angelika kaufmann immer ein bisschen abgetan als malerin der "schönen und reichen", aber nach dem lesen deines posts sehe ich sie doch mit ganz anderen augen. wäre sie nicht in der "auftragsarbeit" gefangen gewesen, so hätte sie mit sicherheit alle ihre männlichen kollegen an berühmtheit übertreffen können. ich werde demnächst im neu eröffneten herzog-anton-ullrich-museum mal schauen, ob dort eines ihrer werke hängt!
liebe grüße, mano
Wow, wieder sehr interessant und inspirierend!
AntwortenLöschenLiebe Grüße von der Urte
Eine beeindruckende Schaffenskraft schreibst Du da. Und wie schön, dass ich Venedig und Verona noch einmal biografisch besuchen konnte :-). Liebe Grüße!
AntwortenLöschenLiebe Astrid,
AntwortenLöschenwann werden Deine Frauenposts ein Buch?
Ehrlich, ich finde Deine Recherchen so klasse und könnte mir die Portraits in einem Buch sehr gut vorstellen.
Meine Wissenslücken über beeindruckende Frauen werden dank Dir etwas kleiner.
herzlich Margot
Oh natürlich kenne ich sie, bin ich doch eine Namensvetterin (kann man das so sagen?) von Angelika Kauffmann - ich auch mit 2 ff, was ja recht selten ist.
AntwortenLöschenAber so viel über sie wusste ich nicht, so interessant zu lesen.
Unbedingt muss ich mich nach und nach durch deine Frauen-Post rückwärts arbeiten...
Liebe Grüße von Ulrike
Mal eine, die mir ein Begriff ist, durch Goethe bin ich auf sie gestoßen und hab auch mal ein Buch über sie gelesen, das auch irgendwo hier stehen müsste, ein Taschenbuch war es jedenfalls... Toll, dass du sie mir so in Erinnerung rufst und meine Ahnung über sie auffächerst, spannend wieder. Lieben Gruß Ghislana
AntwortenLöschenInspirierendes Rom !
AntwortenLöschen"O wie fühl ich in Rom mich so froh! gedenk ich der Zeiten,
Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,
Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag
Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes
Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.
Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne;
Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.
Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,
Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag..."
Heisann, still in our time the female artists have no position like their male colleagues in History of art. Thank you for upgrading my knowledge.... and your nice comment on my blog
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