Sonntag, 16. Februar 2025

Monatsspaziergang Februar 2025

Eigentlich hatte ich ein ganz anderes Ziel vor Augen gehabt nach einer Buchlektüre mit einigen Schauplätzen hier in meiner Heimatstadt. Aber dann habe ich spontan an einer Karnevalssitzung teilgenommen, dann war das Wetter immer schlecht, dann dies und das und der Termin für diese Blogchallenge rückte immer näher. Da ich aber nicht kneifen und Heike von 3hefecit nicht im Stich lassen wollte, hab ich mir was anderes ausgedacht. Das andere Ziel läuft mit nicht weg und ist unter Frühjahrsbedingungen sicher schöner...

Dieses Stuckornament über einer Eingangstür eines kleineren, grauen Gründerzeithauses, welches ich so mag, hat mich auf die Idee gebracht,  andere auffällige Kleinigkeiten unterwegs in meinem Veedel fotografisch einzufangen.

Gleich um die Ecke nämlich der "Golde Kappes", am Eingang zum traditionellen Gasthaus im Veedel, das es schon zu einer gewissen Reiseführer-Berühmtheit gebracht hat.

Das Haus daneben ziert eine hölzerne Laube. Seit ich hier wohne, amüsiert mich der Spruch links. Allerdings stehe ich zu meiner Gafferlust, denn ich bin aus dem Schaffer - Alter raus. Und als ich da so stand, kam ich ins Gespräch mit einer Achtzigjährigen, die dieser Lust auch frönt, Kunst & Architektur und noch mehr mag. War das schön!

Balkon geht auch anders, zum Beispiel schräg gegenüber. Wer in einem solchen Betonmonster der 1960er und -70er Jahre, als man mit Rohbeton die Welt verändern wollte, wohnt, dem geht meine Vorstellung von Ästhetik wahrscheinlich ab. Hinter der manchmal tatsächlich brutalen Gebärde, mit der die sich in meiner Stadt Raum verschafft haben, stand allerdings auch die gutwillige Absicht, günstigen Wohnraum für breite Bevölkerungsteile, Schulen & andere Lehranstalten ( in einer solchen habe ich meine Berufskarriere gestartet ) und kommunale Einrichtungen zu schaffen. Solche Gebäude sind quasi "Glaubensburgen" ihrer Zeit, die noch ungetrübt den Fortschritt auf ihren Fahnen geschrieben hatte.


Ich geb zu, solche Dekorationen sind mir lieber, auch wenn die Dame sich ein Lächeln verkneift.


 Mir entlocken die Graffitis gegenüber allerdings ein solches.

Klar, dass  hinter dieser Fassade ein Lokal namens "Heimathirsch" beheimatet ist.


Ähnlich grimmig auch diese Fratze...



... während das die Sanftmut persönlich ist.


Geschminkt geht's auch.

Rest vom Fest

Wir sind hier nicht in München, wo gefühlt an jedem zweiten Haus eine Madonna angebracht ist, aber in der Pfarrei St. Marien lässt man sich das nicht nachsagen.

Schöner Blumenschmuck im Winter ist selten.



Da sieht es öfter eher so aus.


Die vier Temperamente nach der mittelalterlichen Temperamentenlehre auf Grundlage der seit der Antike bestehenden Humoralpathologie kann frau auch entdecken:  Choleriker und Phlegmatiker wie...


... Melancholiker und Sanguiniker.

Erst in den 1980er Jahren wurden die Stuckaturen an diesem Haus, das im 2. Weltkrieg teilweise zerstört worden ist, wieder hergestellt. Den Einsatz der Hausbesitzer habe ich bewundert. Sie hatten allerdings polnische Restauratoren in der Verwandtschaft. Deren Können habe ich schon in Danzig staunend registriert.

Auch der Radiologe des Veedels hat sich nicht lumpen lassen und sein Häuschen denkmalgerecht erneuern lassen.

In dieser Straße haben auch viele Vierfensterhäuser den Krieg überstanden. Ich finde, sie harmonieren aufgrund ihrer rhythmisierten Stuckdekoration und den Farben ihrer Anstriche sehr gut miteinander, und ich fühle mich immer wieder bemüßigt, sie zu fotografieren.
Typischer für die Kölner Stadtteile außerhalb des inneren Grüngürtels sind eigentlich Dreifensterhäuser. Diese waren relativ schmal, weil nach der preußischen Bauordnung Häuser mit einer Breite von bis zu 20 Fuß (etwa 6,28 Meter) von Steuerabgaben befreit waren. Warum das in dieser Straßenflucht teilweise anders ist, habe ich nicht herausgefunden.




Murals gibt es auch, wie dieses von den Heinzelmännchen zu Köln an einem privaten Mehrfamilienhaus...


... oder auf der Rückseite des alten Kaufhof - Gebäudes.


Eine interessante Baulückenlösung...

...  und zum Abschluss noch was typisch Kölsch - Sentimentales. Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing, dat is jet wo mer stolz drop sin. Köln ist nicht immer schön. Aber Menschen, die lachen und freundlich sind, die sind es. Die begegnen mir, wenn ich hier herumlaufe, spaziere. Blickwinkel ändern, so mein Tipp.

In diesem Sinne!
                                                                                        

15 Kommentare:

  1. ach wie schöön
    ja.. da sind wir ganz auf einer Wellenlänge ;)
    all diese "Kleinigkeiten" sind es wert beachtet zu werden
    sie machen eine Stadt.. ein Viertel liebens und lebenswert
    sehr schöne Bilder hast du von deinem Spaziergang mitgebracht
    ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag
    mal sehen ob ich auch noch einen Spaziergang hinbekomme ;)
    Bilder sind genug da
    ich tu mir nur schwer mit der Begrenzung auf 25 Bilder.. hihi
    liebe Grüße
    Rosi

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  2. Da richtete sich dein Blick beim Monatsspaziergang auch überwiegend nach oben und du hast wunderbare Details an den Hausfassaden eingefangen...ich mag ja diese kleinen wunderschönen Besonderheiten auch gerade aus Gründerzeit und Jugendstil.
    Ich bin gespannt auf deine Ausstellung...du wirst hoffentlich etwas darüber berichten.
    Einen schönen Sonntag und sonnige Grüße aus dem Münsterland von Marita

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  3. liebe astrid, wieder tolle bilder von fassaden und ihrer dekorationen, danke dafür. es erinnert daran, beim eigenen spaziergang auf details zu achten. wieviel mühe sich die menschen früher gaben, auch nach außen etwas auszudrücken. hier auf dem land nehmen leider immer mehr abgrenzungen oder häßliche drahtzäune mit plastikbändern die sicht. heißt ja: welt bleib mir weg. dein viertel ist auch besonders reizvoll, finde ich. einen schönen sonntagabend wünscht roswitha

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  4. Ach, was für ein schöner Spaziergang! Ganz nach meiner Nase. Solche Sachen schau ich mir immer so gerne an, egal ob in der Realität oder auf Blogs. Ich habe heute bei uns auch eifrig Fotos im Städtli gemacht, die ich wohl nächste Woche zeigen werde.
    LG
    Centi

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  5. Und darum bin ich auch stolz, en echt kölsche Mädche su sin, liebe Astrid.
    Köln ist nicht immer schön, aber ich liebe die Stadt, noch mehr als Bonn, grins.
    Du hast schöne Ecken gefunden, da läuft man sonst wohl blind vorbei.
    Sollte ich auch mal hier in Koblenz machen.
    Lieben Gruß
    Nicole

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  6. Höchst interessanter Spaziergang mit Blick nach oben. Die Murals sind ja auch toll. Ich finde es großartig, wenn die Häuser solche Fassaden haben oder solche Simse. Wir machen auch öfters Touren durch andere Stadtteile, weil wir da Vieles sehen, was wir noch nicht kennen. Wir sind meist mit dem Rad unterwegs, da sind aber manche Feinheiten nicht so im Blick. Zu Fuss ist es noch intensiver.
    Schön, dass Du mit einer anderen interessanten Frau ins Gespräch gekommen bist. Das ist irgendwie typisch kölsch...
    Herzlichst,
    Sieglinde

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  7. Ich mag solche Details auch sehr. Basel ist darin auch sehr interessant! Deshalb mag ich es, wenn ich mit den Enkeln irgendwo hin gehe. Ich sehe da so vieles. Und da, wo ich wohne ist es ähnlich - nur sehe ich das eher nicht, weil ich schon da aufgewachsen bin und einen blinden Fleck habe dafür
    Herzlichst
    yase

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  8. Die Fassadengesichter!!! Ein Wahnsinn! Ich muss auch gleich spazierengehen!

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  9. Ich liebe es, gerade die Details sind oft sooo interessant. Danke dass Du diese tolle Idee hattest, Astrid.
    herzliche Grüße Tina

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  10. Ich genieße es auch immer, mit leicht detailverliebten Blick durch die städtischen Gassen zu gehen. So viel Spannendes hast du da entdeckt. Wie schnell geht man sonst vorüber.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Ich wohne nun ja schon fast 48 Jahre in meinem Veedel und viele dieser "Highlights" markieren meine Wege, ich treffe in ihnen eigentlich so was wie alte Bekannte. Einzig die Murals sind relativ neu, liegen aber auch in einem Teil des Veedels, in das ich zuletzt kaum noch gekommen bin, seit mein Buchhändlerfreund in Rente ging und ich mit seiner Nachfolgerin gar nicht klar kam.
      GLG

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  11. Hallo liebe Astrid,
    was für ein toller Spaziergang, vielen Dank fürs Mitnehmen. Ich habe wieder einiges über meine Lieblingsstadt gelernt. Sehr schöne Details.
    Köln ist einfach schön, obwohl bei einigen Ecken mag man nicht hinschauen.
    Liebe Grüße
    Tilla

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    1. Das ist so mit der Hässlichkeit... Ich kenne das frühere Köln vor dem Krieg ja nur aus Büchern & Filmen und könnte immer wieder darüber heulen. Inzwischen habe ich auch immer öfter Wut, dass die Leute den Rattenfängern mit der gleichen Weltanschauung hinterherlaufen, die den Untergang des alten Kölns ( und so vieler anderer wunderschöner alter Städte ) zu verantworten haben. Ich bin nicht von Geburt Kölnerin, ich bin Immi seit fast 50 Jahren und he föhl ich mich zohus.
      Brühl finde ich aber auch toll, dort war ich ein Jahr als Referendarin.
      LG

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  12. Liebe Astrid,

    ich kann kein Kölsch aber ich würde sagen: Seit stolz, denn die Kölner lachen wirklich gerne und sind sehr freundlich so habe ich das auch empfunden. Herrlich sind die Fassadenköpfe die Du da alle für uns entdeckt hast, ich liebe diese besonderen Einblicke sehr genauso wie die toll restaurierten Gebäudefassaden. Das hat richtig Spaß gemacht !

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

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  13. Was für ein toller Spaziergang durch dein Veedel. Die unterschiedlichen Köpfe an den Fassaden gefallen mir sehr. Besonders schön, wenn man dann auch noch Gleichgesinnte trifft und sich austauschen kann.
    Herzliche Grüße,
    Claudia

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