Über die Lärche, meinen allerliebsten Nadelbaum, habe ich an dieser Stelle im Blog schon einmal ein ganz, ganz persönliches Erlebnis aus meinen Kindertagen beschrieben, in dem das Lärchenwäldchen oberhalb des Hanggartens meines Elternhauses eine Rolle gespielt hat. Inzwischen habe ich eine neue, persönliche Lärche gefunden, nämlich die, die mir auf dem Kölner Nordfriedhof den Weg zum Grab meines Mannes weist ( und von daher regelmäßig Objekt meiner Fotografierereien ist ). Da ich damals vor über zehn Jahren gar nichts Botanisches über diesen herrlichen Baum geschrieben habe, liefere ich einen zweiten Beitrag unter der Rubrik "Mein Freund, der Baum" heute nach...
Die Europäische Lärche Larix decidua gehört zur Pflanzengattung Larix in der Familie der Kieferngewächse Pinaceae, die in gemäßigten Klimaten der Nordhalbkugel heimisch sind. Die Europäische Lärche war Deutschlands Baum des Jahres 2012. Lärchen wuchsen bereits vor 60 Millionen Jahren auf der Erde. Fossile Funde bestätigen, dass sie sich vor rund einer Million Jahren von Sibirien aus nach Europa ausbreiteten.
Das Verbreitungsgebiet der Europäischen Lärche sind hauptsächlich die Alpen, die Sudeten, die Karpaten/Tatra sowie das südöstliche Polen, wo der Baum vermutlich die letzte Eiszeit überdauert hat. In den Alpen kommen Lärchen ab einer Höhe von 1400 Metern bis auf 2400 Meter vor. Aus wirtschaftlichen Gründen werden sie seit Jahrhunderten weit außerhalb ihrer natürlichen Verbreitungsgebiete in deutlich wärmeren Regionen angebaut, vor allem in mitteleuropäischen Mittelgebirgen, wo ihnen die globale Erwärmung erheblich zusetzt. Aus forstwirtschaftlicher Sicht ist die Lärche eine wertvolle Baumart wegen ihrer Frosthärte, ihrer Schneebruch- und Sturmfestigkeit sowie ihres gut bearbeitbaren und dauerhaften Holzes.
Europäische Lärchen erreichen ein Alter von maximal 600 Jahren. Ältere Exemplare fand man allerdings im Wallis ( Blitzingen ), die im Jahre 1280 gekeimt haben müssen. Im Ultental in Südtirol stehen sogar drei Exemplare, deren Keimung um das Jahr 1150 stattgefunden haben muss.
Dieser auffällig-eigentümliche Baum, der sich vom sommerlichen Frischgrün bis in den Herbst ins leuchtend Goldgelb verwandelt, um nach kurzer Zeit kahl dazustehen, hat wohl seinen Namen Larix von den Galliern bekommen. Im Althochdeutschen hieß er "Laihta", "Larihha" oder "Lericha". Über "Larche" oder "Lerche". Im Mittelhochdeutschen kam es schlussendlich zum heute üblichen "Lärche" mit ä als klarer Abgrenzung zum gleichnamigen Vogel, der Lerche.
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Dezember 2023 links, Februar 2024 rechts
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Die Europäische Lärche ist ausgesprochen lichtbedürftig, passt sich aber als Pionierbaumart den standörtlichen Begebenheiten an. Sie kann eine Wuchshöhe von 55 Metern und einen Stammdurchmesser von anderthalb bis zwei Metern erreichen. Die Baumkrone ist unregelmäßig pyramidal bis schlank-kegelförmig, insgesamt sehr variabel. Die zylindrischen bis fast kugeligen Kurztriebe besitzen Ringe aus Schuppenüberresten. Die Rinde der Langtriebe ist anfangs hellgelb bis hell-gräulich-gelb und wird im zweiten oder dritten Jahr grau oder schwärzlich.
Die Rinde des Lärchenbaumstammes ist in jungen Jahren glatt und grün- bis graubraun und wächst sich zu einer bis zu zehn Zentimeter dicken, tiefgefurchten, äußerlich grau-braunen, unregelmäßig schuppigen Borke mit rotbraunen Furchen aus.
Die Lärche entwickelt ein Herzwurzelsystem. Mit viel Energie verankert sie sich tief in kies- und steinhaltigen Böden. Dabei kommt es zu zahlreichen Wurzelverkrümmungen. Erreicht sie mit feiner Erde gefüllte Felsspalten, geht sie bis in zwei Meter Tiefe. Wurzelverletzungen verharzen rasch, so dass die Gefahr der Wurzelfäule kaum besteht. Die Böden, auf denen sie wächst, können über Kalkgestein als auch über Quarz- und Silikatgestein abgelagert sein. Dank der kräftigen, tiefverankerten Wurzeln festigt die Lärche, vor allem im Gebirge, erosionsgefährdete Waldböden.
Die Lärche ist ist sommergrün. Aus den höckerartigen Knospen an den rötlichbraunen Trieben wachsen im Frühling 20 bis 40 rosettenartig angeordnete Büschel mit vorerst hellgrünen, später nachdunkelnden Nadeln. Diese Nadeln sind zwischen 10 und 30 mm lang und 0,5 bis 1 mm breit. Sie besitzen eine schmale, meist abgeflachte Form und sind vorne stumpf oder nur wenig spitz. Sie sind sehr biegsam und weich.
Gleichzeitig mit dem Nadelaustrieb spriessen auf den gleichen Ästchen die purpurroten, weiblichen und etwas später die rötlich-gelben männlichen Blüten. Man hat es also bei der Lärche mit einer einhäusigen Baumart zu tun, das heißt, männliche und weibliche Blüten kommen zwar auf dem gleichen Baum vor, werden aber in getrennten Blütenständen ausgebildet. Die weiblichen Blüten vergrünen zum Herbst mit rosafarbenen Schuppenrändern
Nach dem erstem Frost im Herbst verfärben sich die Nadeln goldgelb und fallen später ab, die Nadeln sind also einjährig. Dies geschieht, um Schädigungen durch Frosttrockenheit an sonnigen Wintertagen zu vermeiden. Die abfallenden Lärchennadeln produzieren einen wertvollen Humus.
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Links November, rechts Dezember 2023 |
Die reifen, aufrecht stehenden Zapfen der Europäischen Lärche sind hellbraun, eiförmig, 2,5 bis 4 cm lang und 1,5 bis 2 cm breit. Die rundlich, locker liegenden Samenschuppen weisen feine Streifenmuster auf, besitzen eine bräunliche Behaarung und sind am oberen Rand nicht oder nur minimal nach außen gebogen. Sie werden erst im nächsten Frühjahr reif. Die Samen sind geflügelt und verbreiten sich als Drehflieger. Nach dem Ausfliegen der Samen verblassen die Zapfen, die erst nach zehn Jahren mit dem Zweig zu Boden fallen.
Wie die meisten Bäume lebt auch die Lärche in Symbiose mit Pilzen. Bekannt ist zum Beispiel der
Goldröhrling Suillus grevillei, der als guter Speisepilz gilt. Als Wurzelpilze kommen z. B. der Lärchenröhrling und der Fliegenpilz in Frage. Die fetten Lärchensamen dienen vielen Vögeln als Nahrungsquelle.
Das wohl bekannteste Insekt auf Lärchen ist der
Graue Lärchenwickler. Die von graugrün, braun bis schwärzlich gefärbten Raupen dieses knapp 2 cm kleinen, grauen Falters höhlen im 7- bis 9-Jahres-Turnus die Nadeln aus. Ein weiteres schädigendes Insekt ist der
Lärchenbock. Ein anderer, eher nicht erwarteter Feind unseres Lärchenbestandes ist das so geschätzte Eichhörnchen, das vielfach für das Absterben ganzer 10- bis 20-jähriger Lärchenbestände verantwortlich ist, weil es im obersten Kronenteil die Rinde bis ins
Kambium abnagt, um an den Baumsaft zu gelangen, den es dann gerne schleckt.
Mit der Europäischen Lärche leicht verwechselt werden kann die
Japanische Lärche Larix kaempferi, die sich aber deutlich durch rötliche Jahrestriebe, aufgerollte Zapfenschuppen und den steifen, ausladenderen Wuchs von ihr unterscheidet. Die ebenfalls in Mitteleuropa angebaute
Hybridlärche Larix x eurolepis ist eine Kreuzung zwischen der Europäischen und Japanischen Lärche. Sie liegt im Aussehen zwischen den beiden Arten und ist ebenfalls leicht zu verwechseln. Die in den USA beheimatete
Westamerikanische Lärche Larix occidentalis hingegen wird viel größer als unsere Art. Bei ihr werden Höhen bis zu 90 Metern gemessen.
Wegen der guten technischen Eigenschaften ihres Holzes hat die Lärche den Ruf der "Eiche unter den Nadelhölzern". Das witterungsbeständige, schwere Lärchenholz findet Verwendung im Erd-, Brücken- und Schiffsbau sowie bei Bauarbeiten unter Wasser ( dort wird es steinhart). Auch als Schindelholz ist es sehr beliebt. Im Innenausbau wird das braunrote, möglichst astfreie Kernholz zur Herstellung von Möbeln, Türen und Fenstern verwendet.
In der Mythologie steht die Lärche für Willensstärke und Selbstbewusstsein. Im Volksglauben beherbergen Lärchen den Menschen wohlgesonnene Wald- und Bergfeen, die verirrten Wanderern aus dem Wald helfen und Armen mit Geld gefüllte Beutel schenken. Pflanzt man sie ans Haus, sollen sie vor Blitzen, Zauber und bösen Geistern schützen. Durch die rötliche Färbung des Holzes glaubte man, in Lärchen schlügen keine Blitze ein. Im 1. Jahrhundert n. Chr. schrieb Plinius der Ältere: "
Sie können weder brennen noch verkohlen und durch das Feuer nicht anders angegriffen werden als ein Stein."
In seinem Werk "Naturalis historiae" berichtete derselbe von dem großen Nutzen einer Lärchensalbe bei Rheuma, Gicht und Furunkeln. Auch bei Erkältungen sollte ihre schleimlösende Wirkung zur Genesung verhelfen. Bestandteile dieser Salbe waren Öle, Bienenwachs und Lärchenterpentin. Um letztgenanntes zu erhalten, wurde die Rinde angebohrt und das austretende Harz gesammelt. Auch heute noch schwört man in der Volksheilkunde auf die heilende Wirkung des Lärchenterpentins, was wissenschaftlich aber nicht verifiziert ist.
Ich hoffe, euch hat das Lesen meines ausführlicheren Textes über meinen Lieblingsbaum Spaß gemacht. Mit macht ihr eine Freude, indem ihr an dieser Stelle wieder eure Berichte über Bäume verlinkt, die ihr in diesem Monat entdeckt habt. Bis zum 30. März habt ihr dazu die Möglichkeit.
Ganz sicher hat mir dein Beitrag Spaß gemacht, liebe Astrid...ich mag Lärchen sehr gerne und auch die unbenadelten Zweige mit den hübschen Zapfen.
AntwortenLöschenEin schönes, großes Exemplar stand in meinem Eltern-Garten, aber leider zu nah an der Hauswand und so musste es irgendwann weichen, so schade.
Hab einen gemütlichen Abend und einen guten Start in die letzten Februartage - lieben Gruß von Marita
sehr informativ was du zusammen getragen hast
AntwortenLöschennicht alles war mir bekannt ..
ich mag Lärchen auch sehr gerne und vor allem auch die dekorativen Zapfen
liebe Grüße
Rosi
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenda kann ich mich Marita nur anschließen, auch mir hat das Lesen viel Spaß gemacht und auch ich liebe die Lärchen. Sehr schön sind auch deine Bilder.
Liebe Grüße
Ingrid
Ich mag Lärchenbäume, nur sehen sie im Winter aus, als wären sie abgestorben, eben deshalb, weil sie ihr Laub abwerfen, welches sich vorher auch noch in ein rötliches Braun verwandelt hat. Durch die seltsame krumme Form deines abgebildeten Baumes, verstärkt sich dieser Effekt auch noch, aber wie herrlich ist das frische Grün, wenn die Lärche wieder austreibt.
AntwortenLöschenLG Heidi
lärchen mag ich auch sehr, besonders im frühjahr, wenn ihr erstes zartes grün erscheint. ich wusste allerdings nicht, dass sie so alt werden kann. im herbst hole ich mir gern ihre runtergefallenen trockenen äste für einen adventskranz, die zapfen sind so hübsch.
AntwortenLöschenliebe grüße von mano
Ich mag das zarte Grün an den Lärchen so gerne, liebe Astrid. Aber auch die spirigen Äste voller Zapfen im Winter. Wir haben eine Stelle im Stadtwald da wird man immer fündig. Dir einen schönen Sonntag, Nicole
AntwortenLöschenIch liebe Lärchen liebe Astrid,
AntwortenLöschenallerdings eher im Herbst, wenn die Nadeln gelb werden und ich so im Wald auf dem richtigen Weg bin, um abgefallene Zweige zu finden, die ich dann als Deko mitnehmen kann.
Ich mag diese Art von Deko in der Adventszeit sehr und muss dieses Jahr mich mal wieder auf die Suche machen.
Danke für den informativen Bericht, ganz lieben Gruß
Nicole