Meine 1. Kalenderwoche 2024

 

"Humor: Schwimmring auf dem Strom des Alltags"

Pello

"Das größte Maul und das kleinste Hirn

Wohnen meist unter derselben Stirn."

Arno  Holz

Gegen neun Uhr am Silvestermorgen zeigte sich in Köln mal ein kleiner heller Streifen am Horizont. Was für ein tolles Spektakel stattdessen im Ötztal ( oder am Thüringer Wald, von wo ich auch ein Foto aufs Smartphone geschickt bekommen habe )! Gegen Dauergrau hilft nur, sich Gutes tun, zum Beispiel sich nach dem Duschen mit duftendem Mandelöl einreiben und sich ein Rührei machen.

Es gab an diesem letzten Tag des Jahres nachmittags dann aber doch noch Gründe rauszugehen. Da mein Einkaufswägelchen eh noch im Weg herumstand, habe ich damit aussortierte Bücher zum Schrank gebracht...

... und bin anschließend noch etwas herumspaziert,...

... beispielsweise zu meinem 12tel Blick 2023 - diesmal in der Gegenperspektive.

Den Jahreswechsel habe ich gut gelaunt mit mir selbst & Susan Sonntag und einem Glas Frucht-Prosecco verbracht. Beim Frühstück am Neujahrsmorgen hörte ich dann ein mir nicht ganz unbekanntes Klopfen/Tropfen, und das Inspizieren der Küchendecke offenbarte: wieder ein Wasserrohrbruch im Badezimmer drüber ( ist ja noch nicht so lange her, dass... ) Frau gönnt sich ja sonst nichts & ich hab ja auch sonst keine Beschäftigung...

Am Nachmittag hab ich versucht mich zu fangen und bin nach einem Spaziergang schließlich bei meinem Plätzchen-Wirt gelandet und hab doch dort sogleich eine Gesprächspartnerin in einer ähnlichen Single-Lage wie die meine gefunden. Beim anschließenden Betrachten & Fotografieren des Mülls vom Silvesterfeuerwerk ergab sich ein weiteres Gespräch mit einem Passanten. Nippes halt.

Familie baut auch auf mit ihrer Anteilnahme...

"Mein" guter Herr Fernandes war gleich am nächsten Tag zur Stelle und hat den Störenfried schnell ausmachen können, muss aber erst Ersatz beschaffen. Die Versicherung organisierte den Gebäudetrockner. 

Das sonst zwischen den Jahren übliche Geschwistertreffen fand dann bei mir statt, weil ich für Handwerkerbesuche zu Hause bleiben wollte. Mein Schwesterherz hat sich dankenswerterweise auf die Bahn "geschmissen", mein Bruder musste eh in der Nachbarschaft bei der Tochter Lampen anbringen. Meinem Gemüt hat das Beisammensein dann richtig gut getan. Von der Schwester habe ich einen neuen Fliegenpilz aus Fliederholz bekommen. Sehr witzig, die Form!

Noch habe ich ein gültiges Rezept über fünf Physiotherapieeinheiten, und ich schaue schon mit einem wehmütigen Blick auf das Ende unserer gemeinsamen Zeit, haben mir doch meine beiden Therapeuten nicht nur in Bezug auf meine körperlichen Gebrechen über die letzten sechzehn Monate hinweggeholfen. 

Was meine Hüft-Endoprothese anbelangt, habe ich fast vergessen, dass ich vor sechzehn Wochen operiert worden bin, und fühle mich gar nicht mehr beeinträchtigt. Auch die Kraft ist dank eifriger "Turnerei" in mein linkes Bein zurückgekehrt. Mittlerweile gelingt mir auch wieder das schnelle Laufen. Dabei, so mein Arztbruder, sollte frau in meinem Alter das Wort "schnell" aus ihrem Anforderungs-Katalog streichen. Aber das macht mich manchmal einfach glücklich. 

Den Frühlingsgefühlen bei mir in Köln setzte die Tochter Fotos ihrer Winteridylle entgegen...

Auf der Suche nach einem neuen 12tel Blick ist mir aufgefallen, dass der Karneval in die Stadt einzieht und sich farbig ausdrückt ( der Friseursalon, den ich hier gezeigt habe, ist mittlerweile auch schon saisonal passend dekoriert ).

"Knut" ( 7. Januar ) machte sich allerdings ebenso bemerkbar: "Mein Plätzchen" ist am Ende der Woche voller entsorgter Weihnachtsbäume. Ich machte es mir nach einer traurigen Nachricht ( schon wieder ist eine liebe Kollegin gestorben ) dann besonders schön. Ansonsten erledigte ich einige ( Geburtstags- ) Post an noch lebende liebe Menschen.

Schon lange habe ich hier an dieser Stelle keinen "Info- Service" mehr geboten, habe ich doch seit meinem Klinikaufenthalt den diversen social media entsagt, deren Jauchegruben - Charakter ich meiner Seele in Rekonvaleszenz einfach nicht mehr antun wollte. Aber es gibt ja noch andere Kanäle... Also Achtung: 

Nächste Woche soll in der Bundesrepublik ein Generalstreik stattfinden. Also nicht nur die GDL will die Bahn fünf Tage bestreiken, die Bauern mit ihren Treckern Straßen verstopfen, auch die Spediteure wollen sich mit den Lastwagen anschließen. 

Die Blaubraunen des Thüringer Landesverbandes haben auf X gleich vollmundig zu diesem Generalstreik aufgerufen und erwecken den Eindruck, dass Beschäftigte aller möglichen Branchen ihre Arbeit niederlegen werden: "Die Stützen des Staates [ werden ] nicht mehr demütig den Kopf senken und alles mitmachen", um gegen die Politik der Ampel-Regierung zu protestieren. Die Infrastruktur werde lahmgelegt, und frau/man solle sich vorsorglich mit Lebensmitteln eindecken. Es wird auch wieder von einem Sturm auf den Reichstag geredet. Ich war dann auch gleich im Keller und hab meine Vorräte gescheckt.

"Compact" beweist seinen hohen Bildungsstandard und garniert sein Anfeuern von Revolutionsstimmung mit Analogien: Kieler Matrosenaufstand von 1918, Montagsdemonstrationen in der DDR oder der Bauernkrieg von 1524 werden mit den neuen Revolten mal ganz flugs gleichgesetzt. 

Nett, dass die Blaubraunen darauf hinweisen, "dass Sie als Arbeitnehmer nicht einfach so in den Generalstreik treten können, da es in Deutschland kein Recht auf politische Streiks gibt. Das unentschuldigte Fernbleiben kann arbeitsrechtliche Konsequenzen haben." Aber auch: "Wir werden auf jeden Fall auch lokal vor Ort sein, allerdings ohne den Protesten unseren politischen Stempel aufzudrücken." Irgendwie hab ich da Assoziationen mit Mühsams "Revoluzzer, vom Berufsstand Lampenputzer" aus Zeiten des Kaiserreiches. Man möchte halt gerne im Falle eines Falles sich das Attribut "Spitze der Bewegung" wie ein Verdienstorden an die Brust heften ( lässt sich aber auch Hintertürchen offen, wenn es mal nichts wird )...

Der Bauernverband hat sich von den "Generalstreik"-Aufrufen der Rechtspopulisten jedenfalls schon distanziert. Er schreibt, ebenfalls bei X: "Wir streiten um die Sache", und: Mit "Schwachköpfen mit Umsturzfantasien" wolle er nichts zu tun haben.

Auf jeden Fall bin ich gespannt, was passieren wird. Aber ehrlich gesagt, ist die Welt in den social media jetzt schon so oft untergegangen, ohne unterzugehen. Was mir Sorge macht, dass die ganze Hetzerei wieder in Gewalt gegen Menschen, die einem nicht passen, mündet.

Ach ja: Im Programm der Thüringer heißt es übrigens, dass sich die Partei ganz deutlich "gegen jegliche Subventionen" für Landwirte ausspreche und für "mehr Marktwirtschaft" eintreten wolle...

Den Post verlinke ich mit Andrea Karminrots Samstagsplausch, dem Winterglück der Gartenwonne, Niwibos "Alles auf Anfang" sowie bei Heidruns Mosaic Monday.