Jeden 3. Sonntag im Monat lädt Kristina Schaper zu einem Monatsspaziergang ein - da simmer dabei, dat is prima. Und diesmal wieder mit einer architektonischen Besonderheit im Kölner Norden, der Wohnanlage "Grüner Hof", die ich vor einer Woche aufgesucht habe.
Hof vom Süden her gesehen... |
... und vom Norden aus |
Riphan war der "Hausarchitekt" der Gemeinnützigen Wohnungsbau AG Köln (GAG), die in den Jahren zwischen 1922 und 1924 als Reaktion auf den anhaltenden Wohnraummangel in Köln die insgesamt fast 700 Wohnungen erbauen ließ. An dieser Siedlung wird der Einfluss städtebaulicher Reformbewegungen der damaligen Zeit, wie der Idee der Gartenstadt und des "Neuen Bauens", auf den genossenschaftlichen Geschosswohnungsbau erkennbar.
Der "Grüne Hof" ist den Prinzipien des "Neuen Bauens" verpflichtet: einfache und klare, oft kubische Formen, Verwendung von Glas, Stahl, Backstein und Beton, folgt aber auch dem Credo der GAG seit 1915 "Licht, Luft und Bäumcher" (Licht, Luft und Bäumchen), nun auch im Geschossbau. Vier Häuserzeilen mit drei dazwischen liegenden Höfen entstehen, im Norden wie Süden abgeschlossen durch weitere Häuserriegel.
Die Anlage wirkt von außen massiv, fast mittelalterlich, auf jeden Fall älter, als man denkt. Die Formensprache ist allerdings expressionistisch, folgt sie doch der künstlerischen Ambition der "Kölner Progressiven" um den Maler Franz Wilhelm Seiwert.
Fensterreihen, Loggien und Treppenhäuser bilden vertikale Abfolgen in der Fassadengestaltung. Auflockernde Details wie die dreieckigen Dachluken und die "kölsche Spitzbogen" genannten Abschlüsse über den Loggien, die es übrigens in jeder Wohnung gibt, zugänglich von der großzügigen Wohnküche. Riphan war es wichtig, nach Möglichkeit rechte Winkel zu vermeiden.
Hinter jeder Haustür verbirgt sich der Zugang zu sechs bis acht Wohnungen mit zwei oder drei Zimmern, Tageslicht-Bädern und Extra-Toilette.
Auffallend ist auch hier - wie in vielen Anlagen aus der Weimarer Zeit in Köln - die Anpflanzung von Rotdorn...
... und anderen rotlaubigen Bäumen:
Die Wohnanlage wurde in den 1990er Jahren generalsaniert, ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Mauenheim und steht seit Ende 2010 auf der Liste der Baudenkmäler der Stadt Köln.
Die Hintergründe sind interessant, und das Grün in der Mitte wunderbar! Schön, dass es auch so ruhig war, wenn ich mir auch bei so etwas eigentlich immer wieder gern mehr "Leben" (spielende Kinder, Menschen die einen Kaffee trinken...) vorstelle. Ich hoffe sehr, dass der Rest auch schön saniert wird, aber sicher auf Grund der aktuellen Lage eher später als früher
AntwortenLöschenDanke für s Mitnehmen
Liebe Grüße
Nina
(Die Deine letzten Berichte auch gern gelesen hat, aber kaum kommentiert hat)
Hallo Astrid,
AntwortenLöschendie Kioske gehören einfach zu Köln, solche sieht man ja noch wenige.
In Köln-Höhenberg gibt es auch eine GAG Siedlung, sogar mit Museumswohnung und die Häuser dort sehen auch so aus.
Gruß
Hannelore
Wieder ein interessanter Hof und sozialer Wohnungsbau mit Mehrwert. Ich finde es bemerkenswert, dass Köln da einiges investiert hat und Vorreiter war. Die Architektur ist dieses Mal allerdings ein wenig streng und respekteinflössend.
AntwortenLöschenDa wirkt die Natur mit den Bäumen etwas dagegen.
Schön, dass Du Dich auf den Weg gemacht hast, um uns diese Anlage zu zeigen.
Der Eiskaffee auf vertrautem Terrain ist auf jeden Fall immer eine sichere Bank und gut zum Verschnaufen.
Einen schönen Sonntag wünscht herzlichst,
Sieglinde
Germaniasiedlung heißt die in Höhenberg
AntwortenLöschenDie kenne ich von Hausbesuchen bei Schüler*innen, als ich noch auf der Schäl Sick gearbeitet habe. Dort gibt es noch etliche andere interessante Siedlungen aus der Weimarer Zeit, aber auch der Nachkriegszeit. Ein Besuch der Museumswohnung ist wirklich sehr aufschlussreich.
LöschenLG
Danke fürs Mitnehmen an diesen interessanten Ort! Obwohl ich in Köln auf der PTA Schule war hab ich von der Siedlung noch nie gehört.
AntwortenLöschenWünsche Dir einen sonnigen Sonntag, herzlichst Tanja
Die ist ja auch linksrheinisch gelegen. Aber dort in der Nähe gibt es auch interessante Siedlungsanlagen.
LöschenLG
Ich bin auch sehr fasziniert von diesen Gartensiedlungen und freue mich, dass du heute diese interessante Anlage vorstellst!
AntwortenLöschenIch habe mich übrigens heute ganz spontan entschlossen Schloss Derneburg zu besuchen und mir Baselitz anzu schaurn.
Liebe Grüße von dort
mano
Hier in Koblenz gibt es auch zwei drei dieser Siedlungen, ich bin immer ganz fasziniert, wenn ich dran vorbei fahre.
AntwortenLöschenLiebe Astrid, danke für den Spaziergang, die Siedlung kenne ich nicht, aber die in Höhenberg, die interessiert mich auch, liegt sie doch nah bei der Wohnung des Sohns...
Muss ich mir mal anschauen beim nächsten Besuch.
Dir einen schönen Abend, lieben Gruß
Nicole
Schon ein bisschen Stadtgeographie. Sehr interessant, sich das mal anzusehen. Das viele Grün inmitten der Stadt ist toll. Hier wird hingegen alles verdichtet, jedes Grün, jeder Innenhof....
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Ist der soziale Wohnungsbau eigentlich immer noch sozial, oder inzwischen längst „normalisiert“?
AntwortenLöschenGenossenschaftswohnungen sind kein Sozialer Wohnungsbau ( hier werden die Unterschiede gut erklärt:
Löschenhttps://www.dein-hilfexpert.de/sozialwohnungen/genossenschaftswohnung/
In der vorgestellten Siedlung hat es meines Wissens keine Sozialwohnungen gegeben..
LG
Wien hatte mehr sozialen Wohnbau in den 1920ern.
AntwortenLöschenLG aus den "fernen Osten", Ludwig
Bei der von mir vorgestellten genossenschaftlichen Anlage geht es um eine, die der Idee der Gartensiedlung verpflichtet ist. Diese Idee wurde in Wien in der Mitte der Zwanziger Jahre aufgegeben zugunsten des höhergeschossigen Gemeindehausbaues. Damit konnte die Stadt sehr viel mehr Wohnraum schaffen als in den Kölner Siedlungen, die auch immer Wert auf Bauten in Grünanlagen gelegt haben. Der Wiener Gemeindebau hat allerdings noch viel mehr Aufschwung nach dem Krieg genommen, so dass die Stadt heutzutage einer halben Million Menschen Wohnraum bieten kann. Das ist schon bemerkenswert.
LöschenLG
Liebe Astrid,
AntwortenLöschendanke dir für diesen schönen Spaziergang, der immer wieder interessante Aspekte bietet. Den blühenden Rotdorn - auch hier jetzt zu sehen - mag ich besonders gern.
Hab eine schöne Woche - einen lieben Gruß von Marita
Liebe Astrid, die Anlage erinnert mich ziemlich an so manchen Wiener Gemeindebau aus den 1920er Jahren. So z.B. an den Rabenhof https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/1151514 , in dessen Nähe ich jahrelang gewohnt habe. Ich wusste nicht, dass es in Köln auch solche Beispiele gemeinnützigen Wohnbaus gibt - meiner Meinung nach sollte es davon generell mehr geben. Die Grünanlage der Siedlung hat schon was - auch wenn ich denke, hier könnte man auch noch eine schöne Schmetterlings- und Bienenwiese einbauen... Wäre wichtig...
AntwortenLöschenFür deine Baumsammlung habe ich heute wieder Bäume aus Costa Rica mitgebracht, diesmal aus dem artenreichen Nebelwald in Monteverde...
Alles Liebe 🌱🌿🌱, Traude
https://rostrose.blogspot.com/2023/05/costa-rica-11-kapitel-monteverde.html
ich finde diese Anlagen sehr schön
AntwortenLöschensie sind auch gut in Schuss und saniert
die Grünanlage im zweiten Hof ist sicher im Sommer sehr angenehm
für die Bewohner .. das kühlt doch immer etwas herunter
danke fürs mitnehmen
Rosi
Der grüne Hof trägt seinen Namen wahrlich zu recht. Schön, dass das Grün auch so umfangreich erhalten ist und nicht durch Parkplatz und Garagen ersetzt wurde. Interessant auch, dass Köln anscheinend Wien nicht wirklich nachsteht in punkto große Gemeindewohnbauten.
AntwortenLöschenLG heike
Es war ein sinnvolles Wollen zu der Zeit allen würdevollen Wohnraum zu ermöglichen. Hier in D. sind es Genossenschafften gewesen, so circa 13-15 haben solch Anlage gebaut und viele sind erhalten, weil sie nicht so zentral gelegen waren,günstiges Bauland. Torhäuser scheint ein zentrales Merkmal gewen zu sein.
AntwortenLöschenViele Grüße Karen
Hellerau war ja die erste Gartensiedlung in D. In Köln sind zunächst auch Siedlungen entstanden, die aus kleinen Einfamilienhäusern bestanden, z. B. ganz in der Nähe dieser Siedlung die Nibelungensiedlung 1919 oder Bickendorf I sogar schon ab 1914 im Westen der Stadt und die Märchensiedlung 1920 im Osten sowie die Milchmädchensiedlung 1919 im Fischerort Poll. Dann ging man zur Geschossbebauung über, und der Grüne Hof ist eine der ersten genossenschaftlichen Anlagen dieser Art. Das unterschied sich auch alles vom in Wien üblichen Gemeindebau, der die Gartensiedlungsidee in den Hintergrund verschoben hat.
AntwortenLöschenIch werde sicher noch mal solche Siedlungen weiter aufsuchen.
GLG
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenvielen Dank für diese interessanten Einblicke mit deinen schönen Fotos in diese Siedlung. Eine grüne Oase in der Stadt. Ich bin sehr gerne mitspaziert!
Liebe Grüße
Ingrid
Mir gefällt die Anlage, ich mag eh solche Genossenschafts-Wohnungsbauten mehr als diese ganz schlimmen Neubauten, die es leider zuhauf gibt. Dann lieber mit Einbußen leben und dafür "richtige" Wände und Mauern. Dass Köln da Vorreiter war, finde ich gut. Einen grünen Hof zu haben, ist viel wert, sorgt für Abkühlung und Ruhe. Schön!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Maren
Liebe Astrid,
AntwortenLöschentoll, dass Du uns den wirklich Grünen Hof und die Siedlung zeigst- da bin ich gerne mitspaziert. Ich finde es immer spannend, in Höfe zu gehen (wenn es erlaubt ist) häufig findet man da so hübsche, stille Orte...
Viele Grüße aus Kopenhagen sendet Kristina