Donnerstag, 8. Dezember 2022

Great Women #320: Gertrude Jekyll


Die erste Rose, die mein Mann und ich uns für unseren Garten in den 1980er Jahren gekauft haben, war eine englische Rose von Austin namens "
Gertrude Jekyll". Gertrude Jekyll? Jekyll wie in Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Stevenson? Damals konnte man noch nicht schnell mal googeln. Aber irgendwann wussten wir, wer sich hinter diesem Namen verbarg.

 

"A woman’s place is in the garden. 
And a garden is a grand teacher. 
It teaches patience and careful watchfulness; 
it teaches industry and thrift; 
above all, it teaches entire trust."

Gertrude Jekyll erblickt am 29. November 1843, im sechsten Regierungsjahr von Queen Victoria, im Stadthaus ihrer wohlgestellten Eltern in der Grafton Street im Londoner Stadtteil Mayfair das Licht der Welt. Sie ist das fünfte von insgesamt sieben Kindern der Julia Hammersley, Tochter eines Bankiers, und ihres Mannes Captain Edward Joseph Jekyll. Die sind seit 1836 miteinander verheiratet und bekommen im Jahr nach der Hochzeit ihre erste Tochter Caroline, gefolgt von den Söhnen Edward (*1839), Arthur (*1841) und Frederick (*1842), der schon einen Monat nach seiner Geburt stirbt. Nach Gertrude werden noch die Söhne Herbert (*1846) und Walter (*1849) geboren, die es später auch zu einer gewissen Bekanntheit  bringen werden.

Die Linie der Familie Jekyll, der Gertrudes Vater entstammt, kann dreizehn Generationen zurückverfolgt werden. Ursprünglich sind die Jekylls wohl aus Dänemark gekommen. William Jekyll, um 1470 geboren, ist von Lincolnshire nach London gezogen und Futterlieferant für die Pferde des Königs geworden. Im Laufe der Jahre stellt die Familie dann Anwälte, Geistliche, Bankiers, Kaufleute, Soldaten, Seeleute und weitere Diener der britischen Krone.

Der Vater Edward Jekyll hat sich, einst Offizier der bis heute berühmten Grenadier Guards, wegen seiner angegriffenen Gesundheit schon in jungen Jahren vom Militär zurückgezogen.  

Bramley House

Gertrude wird von ihren Eltern und von deutschen und französischen Gouvernanten zu Hause in Bramley House in Surrey erzogen, wohin die Familie 1848 in ein gemietetes Anwesen im Georgianischen Stil mit großem Park übergesiedelt ist. 

Gertrude gilt als schwieriges Kind. So nennt sie der Vater gerne  "a queer fish".

Der Vater ist aber auch sehr anregend für das Mädchen mit seinen vielfältigen Interessen: Gertrude verbringt viele Stunden in seiner gut ausgestatteten Werkstatt, fertigt Modelle an, führt Experimente durch, erwirbt dabei viele praktische Fertigkeiten. Vom Vater übernimmt sie auch den wissenschaftlichen Ansatz und widmet sich diesen Disziplinen mit Begeisterung und Verständnis. Für intellektuelle Anregung ist gesorgt, verkehren doch in der Familie der Experimentalphysiker Michael Faraday, der Komponist Felix Mendelssohn- Bartholdy und die Archäologen Sir Charles Newton und Sir Henry Layard, die das  Mädchen auch zeichnet.

Mit ihrer sechs Jahre älteren Schwester Caroline "Carry" betreibt sie ihren ersten Garten. ( Caroline wird ab 1884 einen berühmten Garten auf der Guidecca in Venedig mit einer reichen Palette mediterraner Pflanzen schaffen.) Ihre Mutter ist oft wütend, weil Gertrude in ihren Gartenstiefeln durch die besten Zimmer des Landhauses stapft.

Generell entwickelt sich bei ihr eine Liebe zur Natur auf ihren Wanderungen durch die Landschaft, oft begleitet von ihrem Pony und ihrem Hund. Sie ist fasziniert von Blumen oder Pflanzen, den Wegen, Heiden und Wäldern in Surrey, die sie auch malt. Außerdem macht sie Bekanntschaft mit den lokalen Handwerkstraditionen. 

Gertrude darf, obwohl sie im viktorianischen 19. Jahrhundert aufwächst, ihre ungewöhnliche Persönlichkeit außerhalb der konventionellen Zwangsjacke der damaligen Zeit entfalten und wird so eine ganz eigenwillige Karriere entwickeln.

1861

Zunächst schreibt sie sich 1861 zusammen mit ihrer drei Jahre älteren Freundin Susan Muir-Mackenzie, die auch ein gefragtes Maler- und Fotomodell sein wird, an der National School of Art im Londoner Stadtteil South Kensington ein. Gertrude hat dort Unterricht in Anatomie, botanischem Zeichnen, Ornamentik und Farbharmonie sowie Optik. Schon vier Jahre später werden ihre Gemälde, die John Ruskin, der Schriftsteller, Maler, Sozialreformer und Kunstkritiker, positiv kommentiert, in der Royal Academy und der Society of Female Artists ausgestellt.

Gleichzeitig sammelt Gertrude seit 1863 wilde Pflanzen in Großbritannien und ganz Europa sowie aus Bauerngärten und verbessert sie züchterisch. Als sie Charles und Mary Newton in zwei aufeinander folgenden Jahren auf deren Reisen in die Türkei, Rhodos und Griechenland begleitet, ist sie tief beeindruckt von der Vegetation, den Landschaften und der Architektur des mediteranen Raumes. Natürlich sammelt sie auch Pflanzen aus diesen Ländern rund um das Mittelmeer. 

1868 entdeckt sie Italien zusammen mit ihrer Freundin Susan Muir-Mackenzie. Das Land ist auch ihr Ziel 1872 und 1876. Mit einer speziell entwickelten Spitzhacke gräbt sie nun Pflanzen aus und schickt sie zurück nach England, wo sie sie auf ihre Widerstandsfähigkeit und Nützlichkeit als Gartenpflanzen testet. Auf Capri sammelt sie 1883 Lithospermum rosmarinifolium, Crocus imperati, Smilax aspera, eine liegende Form von Rosmarinus officinalis, Rosa sempervirens und Campanula fragilis. Gertrude züchtet auch viele Schwertlilien aus dem Mittelmeerraum, darunter die blau-weiße Iris unguicularis (I. stylosa).   

Von links nach rechts:
Crocus imperati, Iris unguicularis, Campanula fragilis, Rosa sempervirens, Smilax aspera -
alles Pflänzchen, die uns aus unseren Gärten inzwischen wohlbekannt sind 




1868 zieht die Familie nach Wargrave Hill mit Blick auf die Themse in Berkshire. Obwohl die Landschaft nicht nach ihrem Geschmack ist, weil sie auf Kreide und nicht auf dem Sand des Surrey Weald mit seinen Wäldern und Heideflächen basiert, nehmen Gertrudes Mal-, Handwerks-, Innendekorations- und Gartenaktivitäten, die im Bramley House begonnen haben, an Intensität & Qualität zu.

Das Reisen vergisst sie darüber nicht. Dabei sammelt sie nicht nur Pflanzen, sondern auch künstlerische Bekanntschaften wie die zu John Ruskin, William Morris, George Frederic Watts und Hercules Brabazon Brabazon - alles einflussreiche Künstlerpersönlichkeiten des viktorianischen Zeitalters. Unter dem Einfluss von William Morris beginnt sie zu sticken, entwirft eigene Stickmuster, modelliert, schnitzt, vergoldet und schmiedet. Sie bemalt Wände, gestaltet Intarsien, entwirft Tapeten und Schmuck, und, last but not least, fotografiert.

1873-74 verbringt sie vier Monate in Algerien, was sie malend dokumentiert. Dort begeistert sie sich für Agaven, Aloen, Opuntien und Bougainvilleen. Wenn das englische Klima es nur erlaubt hätte, sie im Freien dort wachsen zu lassen!

Als ihr Vater 1878 stirbt, kehrt sie mit ihrer Familie nach Bramley zurück und lebt in einem georgianischen Haus namens Sommerpool. Die Mutter beauftragt John James Stevenson, einen der führenden Architekten des Queen-Anne-Stils und Anhänger William Morris' mit dem Entwurf eines Zuhauses für sich und ihre Tochter in Munstead Heath, Surrey. Gertrude selbst entwirft einen pseudo-jakobinischen offenen Kamin für das Haus sowie den dortigen Garten für ihre Mutter auf Heideland. 1883 erwirbt sie gleich in der Nähe ein Stück Land , wo sie einen Garten von legendärer Schönheit anlegt, lange bevor ihr eigenes Haus, Munstead Wood, dort entstehen wird. Dabei macht sie die Bekanntschaft mit George Fergusson Wilson, dem Besitzer von Wisley Gardens und Schöpfer der dortigen experimentellen Wildpflanzung.

ca. 1880
Gertrude ist willensstark und eine taffe Persönlichkeit. Aber sie ist auch eine Frau ihres Standes und ihrer Zeit, was bedeutet, dass sie zwar viel Freude und Erfüllung aus der Gestaltung ihres ( zunächst ) eigenen Gartens schöpft, es aber undenkbar findet, das ganz allein und ohne Hilfe zu versuchen. "Personal" war leicht zu bekommen, und obwohl ihr Gartenstil zu einem naturalistischen tendiert, erfordert der Garten in Munstead Wood in seiner Reifephase die Aufmerksamkeit von 16 Vollzeitgärtnern.

Ab 1881 veröffentlicht Gertrude ihre ersten Artikel in der Zeitschrift "The Garden" des irischen Gärtners, Journalisten und Pflanzenkundlers William Robinson. Im Laufe ihres Lebens werden noch tausend verschiedene Publikationen folgen. Bis kurz vor ihrem Tod wird die Unermüdliche noch 43 Artikel in "Gardening Illustrated" verfassen. 1900 wird sie sogar die stellvertretende Herausgeberin von "The Garden" sein, eine Stelle, die sie ein Jahr später wegen ihres Augenleidens wieder aufgeben muss. Ihre Artikel werden die englische Gartenkultur völlig transformieren, was Geschmack und Wissen anbelangt.

Eines Sommernachmittags im Jahr 1889 macht sich Gertrude in ihrem Ponykarren auf den Weg von Munstead House nach Littleworth, wo sie von ihrem Gartenfreund Harry Mangle zum Tee eingeladen ist. Sie ahnt nicht, dass am Nachmittag eine neue Freundschaft und eine fruchtbare Zusammenarbeit beginnen wird, die beide Parteien für den Rest ihres Lebens bereichern wird. Ebenfalls zu Gast ist dort nämlich der 20-jährige Architekt Edwin Landseer Lutyens, der gerade im Jahr zuvor ein eigenes Architekturbüro eröffnet hat.

Ihr Einfluss auf ihn – oder sein Einfluss auf sie – begünstigt die Entwicklung des "Lutyens Surrey Style", der nachhaltig Geltung in der englischen Architektur und im Gartenbau bis hinein ins 20. Jahrhundert haben wird. "Ein Lutyens-Haus mit einem Jekyll-Garten" wird zum prestigeträchtigen Traum vieler neuer Bürger der englischen Mittelschicht, die von der neuen "Arts and Crafts"-Bewegung beeinflusst sind. Viele von Luytens zukünftigen Kunden werden aus dem engen Kreis der Freunde und Verwandten der Jekyll- Familie rekrutiert. Ein erstes Meisterwerk schaffen sie zusammen mit "The Deanery" in Berkhsire.

Munstead Wood, von Süden gesehen

Das Jahr 1895 wird für Gertrude Jekyll ein entscheidendes Jahr: Ihre Mutter stirbt und ihr Bruder Herbert zieht mit seiner Familie in Munstead House ein. Die inzwischen 52jährige braucht also ein neues eigenes Zuhause, ein solches, das sich gut in den bereits entwickelten Garten auf der anderen Straßenseite in Munstead Wood einfügt. Natürlich soll Edwin Lutyens der Architekt sein, und der Auftrag seiner Freundin lautet, "that she didn’t want anything‘poky or screwy or ill-lighted and, above all, she didn’t want narrow passages".  Schon im Jahr zuvor ist im nördlichsten Teil Munstead Orchard gebaut worden, um Albert Zumbach, dem Schweizer Obergärtner Gertrudes, eine Bleibe zu bieten. 

Der nun entstehende Gebäudekomplex wird zu einem der Wahrzeichen der englischen Wohnarchitektur werden. 1897 erhält Gertrude Jekyll die königliche Gartenbaumedaille "Victoria Medal of Honour".     

Die Entstehung von Haus und Garten beschreibt die Bauherrin in ihren Büchern "Wood and Garden", veröffentlicht 1899, und "Home and Garden" im Jahr darauf, was mit zur Popularität des neuen Stils beiträgt.

Für Gertrude selbst verkörpert ihr Haus "das beste einfache englische Landleben", sparsam und doch reich an Schönheit und Komfort, in der Tradition des Landadels, aber viel einfacher als die populäre Vorstellung von großen Häusern, wie sie durch heutige Fernsehserien suggeriert werden. Das Haus ist eine Verkörperung "anmutiger Gastfreundschaft" und eines Lebens an einem "goldenen Nachmittag". Für Gertude ist es ein unprätentiöses Haus mit einer unprätentiöse Lebensweise: Die Gäste empfängt sie mit offenen, ausgestreckten Armen, setzt sich mit ihnen an den Teetisch. Tee gibt es immer um halb vier, zusammen mit "dünnen Brotscheiben und Butter, irgendeiner Form von Kuchen, vielleicht einer ungewöhnlichen Marmelade wie Holzapfelgelee oder Quittenmarmelade", so beschreibt sie es in ihrem Buch. Dann schickt sie die Gäste - vor allem mit zunehmendem Alter -  los, um den Garten auf eigene Faust zu erkunden.

Wegen eines nicht näher identifizierten Augenleidens ("Myopia") wird Gertrude 1891 von einem Arzt, das Sticken und Malen untersagt, damit sich ihre Augen erholen können. Jetzt konzentriert sie sich voll & ganz auf die Gartengestaltung. Für Gertrude Jekyll "ist der erste Zweck eines Gartens, ein Ort stiller Schönheit zu sein, der dem Auge Freude bereitet und dem Geist Ruhe und Erfrischung bietet." 

"Die Kombination des Strengen mit dem Zwanglosen – Backsteinwege, aufgelockert mit wogenden Blumenrabatten, Lilien, Lupinen, Rittersporn und Lavendel – bildeten einen starken Kontrast zu dem sehr strengen Beetschema der vorhergehenden Generation aus der viktorianischen Zeit. Der neue natürliche Stil definierte den “Englischen Garten” bis in die Neuzeit." ( Quelle hier )
Munstead Wood

Es wird immer wieder erzählt, dass sie ihre Kenntnisse der Farbharmonien aus dem Kunststudium, die in Michel-Eugène Chevreuls chromatischen Theorien verwurzelt sind, bei der Beetgestaltung geleitet haben. Richtig ist, dass sie die Pflanzen als Farbelemente einsetzt, dabei weniger Rücksicht auf deren Umweltansprüche nimmt. Das ist ein Gesichtspunkt, der dem 19. Jahrhundert fremd ist und ja auch mehr als fünfzig Jahre später erst breitenwirksam aufkommt. Ein Großteil ihrer Inspiration für die Gestaltung kommt dennoch aus der Natur. Aber Gertrude ist auch der Ansicht, dass gute Gartenarbeit zu den Grenzgebieten der schönen Künste gehört und dass es eines Künstlers von nicht geringen Fähigkeiten bedarf, um gut zu pflanzen, denn seine lebendigen Bilder müssen von allen Seiten und bei allen Lichteinfällen stimmen.

Ihre Prinzipien der Gartenarbeit legt sie bereits 1896 in der "Edinburgh Review" dar, und an diese hält sie sich die nächsten fünfunddreißig Jahre, nicht nur in ihrem eigenen Garten. Bei ihren mehr als 400 Aufträgen in Großbritannien (166 davon allein in Surrey), Irland, Frankreich, Deutschland, Jugoslawien und den Vereinigten Staaten bleibt sie diesen treu. Sie pflegt weder die formale Schule der Landschaftsgärtnerei noch die freie Schule ihres Freundes William Robinson. Sie wählt das Beste aus beiden Richtungen aus, wenn es ihren Vorstellungen entgegenkommt.

Sechs Gesichtspunkte berücksichtigt Gertrude in ihrer Gartenplanung: Ruhige Rasenflächen, die nicht von Blumenbeeten unterbrochen werden; Gruppen von robuster Vegetation, die auch durch schönes Blattwerk auffallen dürfen; Ausgleich bei jeder Farbgruppe durch ( dezente ) Mischung mit der entsprechenden Komplementärfarbe bzw. durch grau- und weißlaubige Pflanzen; Zurückhaltung und Proportion in Bezug auf Anzahl und/oder Quantität - also genug und nicht zu viel von einer Sache auf einmal; Gruppieren von Pflanzen in Sequenzen unter gebührender Berücksichtigung ihrer Form, der Blütezeit oder der herbstlichen Schönheit des Laubs; eine stimmige Verbindung von Haus mit Garten und Garten mit angrenzendem Wald. Ihr Buch von 1908,  "Color in the Flower Garden", veranschaulicht das und ist das praktische Ergebnis ihrer Prinzipien. ( Fünfzehn Beete aus ihrem Garten um die Jahrhundertwende sind hier auf Fotografien von 1912 zu sehen. )

Etwa zur gleichen Zeit schafft Gertrude mit Hilfe ihres Schweizer Gärtners eine eigene Gärtnerei in Munstead Wood. Und dies nicht aus wirtschaftlichen Gründen, um Pflanzen an ihre Kunden zu verkaufen, sondern um deren Verfügbarkeit sicherzustellen, damit die von ihr geplante Bildwirkung in den Kundengärten gewährleistet und ein Pflanzenaustausch, der manchmal von den Gärtnern ihrer Kunden praktiziert wird, vermieden wird.

William Nicholson: Porträt G. Jekyll
(1920)

Ihr dauerhafter Ruf erklärt sich aus Gertrudes Fähigkeit, ihre kohärenten Ideen zu entwickeln und zu erklären, und ihrer unparteiischen Fähigkeit, den Vorrang der Gartengestaltung über die Sammlung von Raritäten zu fördern, ohne jemals eine extreme Position einzunehmen.

Nach ihrem Vorkriegserfolg leitet die Veränderung der englischen Gesellschaft nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs, aber auch der eigene Alterungsprozess ein ruhigere Lebensphase der einst umtriebigen Gestalterin ein. Ihre Gärtnerei gibt sie 1932 ab an die Schauspielerin Amy Barnes-Brand.

Logan Pearsall Smith, britischer Schriftsteller & Literaturkritiker, erinnert sich an sie als "ein uraltes, unglaublich aristokratisches Nashorn, das ernst aus einem Gewirr von Flussschilf herausblickte", als sie ihn 1932 an der offenen Tür von Munstead Wood erwartet. Christopher Hussey, der Biograf ihres Freundes Luytens, beschreibt sie als "erdig und praktisch und entschlossen … klein, kräftig, kurzsichtig, geradezu … eine beängstigende, aber freundliche, weise alte Dame".

Am 8. Dezember 1932, also heute vor neunzig Jahren, ist das Leben der Gertrude Jekyll in ihrem irdischen Paradiesgarten zu Ende. Sie stirbt kurz nach Vollendung ihres 89. Lebensjahres. Beerdigt wird sie vier Tage später auf dem Kirchhof von St. John the Baptist, Busbridge, Surrey, nur einen kurzen Fußweg von ihrem Haus & Garten entfernt.

Die von "Miss Jekyll" entworfenen Gärten gehen nach ihrem Tod größtenteils verloren. Einige – darunter ihr eigener Garten in Munstead, der berühmteste in Hestercombe, Lindisfarne Castle, Holy Island, Northumberland, das Old Manor House, Upton Grey, in der Nähe von Winchfield in Hampshire und das Old Glebe House, Woodbury, Connecticut, USA  – wurden allerdings restauriert. Munstead Wood ist  immer noch an wenigen Tagen anlässlich der regionalen "Offenen Gartenpforte" zu besichtigen. 

Bis heute sind die wesentlichen Gesichtspunkte von Gertrude Jekylls Arbeit enthalten in der Art und Weise, wie wir unsere eigenen Gärten gestalten, Pflanzenformen berücksichtigen, um die harten Linien moderner Häuser zu mildern, und Farben verwenden, um Harmonie zu kreieren. Und das inzwischen weit über die britische Insel hinaus. Deren Aussehen hat sie, so sagt man, mehr verändert als jeder andere außer Gott selbst und der Erfinder des englischen Landschaftsgartens, Capability Brown.

8 Kommentare:

  1. Tolle Frau, wunderbare Rose. Unsere "Hausrehe" (Mutter Reh mit jeweils ein bis zei Kindern) liebten sie so sehr, dass sie zweimal zu ihrem Festmahl wurde.Dann gaben wir auf. Die Rehe orientierten sich dann weiter durch unseren Garten, bis auch die letzte Rose verschwand. Kopfschüttelnd müssen sie jetzt mit Salbeiblättern und den Blüten der alpenrosenähnlichen Gewächse vorlieb nehmen, die armen Tiere! Herzlich, Sunni

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  2. Zweifellos eine beeindruckende und diesmal auch eine psychisch robuste Frau, die wusste, was sie wollte und sich nie beirren ließ.
    Ich vermute, diese Frau hat ein sehr erfülltes Leben geführt, unabhängig und selbstwirksam!
    Ein schönes Portrait hier, danke für den Zugang zu dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit!
    Liebe Grüße von einer Garten- und Blümchenfreundin,
    C Stern

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  3. Kein Wunder, dass Eure feine Rose nach ihr benannt wurde. Mir war gar nicht klar, welch eine Gartenschöpferin sie war. Als wir in der Nähe von Worcester mal einen wundervollen Garten besichtigt haben, hätte der durchaus von ihr sein können oder zumindest durch sie inspiriert.
    Beeindruckend wie sie ihr Leben erfüllt und geerdet gelebt hat.
    Herzlichst, Sieglinde

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  4. von Helga:

    Eieiei liebe Astrid,

    als Garten- und Blumenkind habe ich es sichtlich genossen, was Du für uns wieder zusammengetragen hast. Angesichts von gepflasterten Vorgärten der Jetztzeit fehlen mir weitere Worte.

    Herzlichst Helga und Kerstin

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  5. Hestercombe haben wir damals 2005 auf unserer privaten Gardens and Cathedrals Tour durch Südengland leider doch nicht geschafft, steht aber immer noch auf meiner Liste der Gärten, die ich sehen will. Sie war schon eine beeindruckende Persönlichkeit. Ob der Großteil der Leute, die sich heutzutage einen Nachbau der ikonischen Lutyens-Bank (die auch in meinem Garten steht) kaufen, wissen, was da an Geschichte dahintersteckt? Danke für diesen wieder mal besonderen Artikel. LG heike

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  6. Liebe Astrid,
    danke für das besondere Portrait. Wir haben einige ihrer Gärten darunter Manor House schon besucht und waren beeindruckt.
    LG Agnes

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  7. Mir war Gertrude Jekyll bislang kein Begriff. Danke, dass du diese Lücke gefüllt hast!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  8. Liebe Astrid,
    was für ein wunderschöner Artikel über Gertude Jekyll.
    Die Rose mit ihrem Namen steht bei mir auch und ich
    hab schon viel über sie gelesen. Ich freue mich sehr, dass du sie
    porträtiert hast. Das war wieder richtig toll zu lesen!
    Liebe Grüße von Urte

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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