Donnerstag, 17. November 2022

Great Women #318: Doris Lessing

Die heute vorgestellte Great Women, die Nobelpreisträgerin Doris Lessing, dürfte Frauen meiner Generation ein Begriff sein, denn in den 1970er Jahren war ihr "Goldenes Notizbuch" so eine Art Pflichtlektüre, ein Kultbuch sozusagen...


"Warum machen wir immer weiter Dinge, 
von denen wir wissen, 
dass sie uns, vielleicht unwiderruflich, schaden werden? 
Was ist mit uns los?"

Doris Lessing erblickt als Doris May Tayler am 22. Oktober 1919 im persischen Kermānschāh das Licht der Welt. Ihre Mutter ist Emily Maude McVeagh, eine Krankenschwester mit schottisch-irischen Wurzeln, die den Vater, Captain Alfred Tayler, im Royal Free Hospital, einem Lazarett in London, während des 1. Weltkrieges kennengelernt hat. Dort liegt dieser, um sich nach der Amputation eines Beines nach einer Verletzung durch Granatsplitter, zu erholen. Von den Kriegserfahrungen traumatisiert will Alfred nicht weiter in England leben und nimmt eine Stelle als Angestellter bei der Imperial Bank of Persia an. In ihrem Buch über ihre Eltern - "Alfred and Emily" von 2008 - wird Doris schreiben:
"Die Wut meines Vaters auf den Grabenkrieg griff auf mich über und hat mich nie verlassen. Hier sitze ich und versuche noch immer, von der Last dieser grauenvollen Hinterlassenschaft freizukommen."

Die Mutter wiederum kann ihre große Liebe nicht vergessen, einen jungen Arzt, der im Ärmelkanal ertrunken ist. Sie wird von der Tochter als hochgradig neurotisch empfunden: "Ich habe meine Mutter gehasst. Mit sechs lief ich zum ersten Mal davon." Hinzu kommt, dass sich beide Eltern als erstes Kind unbedingt einen Sohn gewünscht und nicht einmal einen Mädchennamen parat haben - Doris ist ein Vorschlag des Gynäkologen. Keine guten Vorraussetzungen also dafür, sich geliebt zu fühlen.

Als Doris fünf ist, kehrt ihre Familie nach England zurück, quer durch das chaotische nachrevolutionäre Russland. Alsbald bricht man dort seine Zelte wieder ab, um in Südrhodesien, dem heutigen Simbabwe, das Glück zu suchen. Der Vater hat ein Stück Land gekauft und versucht sich als Maisfarmer. Die Mutter hofft, ein großbürgerliches, edwardianisches Leben "unter den Wilden" führen zu können. Doch den Taylers gelingt es nicht, in der Kolonie ihr Glück zu machen. Stattdessen lebt man dauerhaft am Rande des Ruins.

Doris wird eine katholische Klosterschule und später in die "Dominican Convent High School" in der Hauptstadt Salisbury, dem heutigen Harare, gesteckt. Schon in diesen Jahren regt sich in ihr der auch später nie verschwundene fundamentale Widerstand:

"Es ist doch auch schön, wenn Dinge, die eben noch unverrückbar und starr erschienen, nach einer Generation oder zwei völlig verschwunden sind. Meine Eltern glaubten an das britische Großreich wie an eine Religion. Heute lacht man darüber, aber die beiden glaubten wirklich an das Empire als eine starke Kraft für das Gute, von Gott gegeben und geleitet, etwas Wunderbares. Damit wurde ich großgezogen." ( Quelle hier )

Die Eltern tun sich schwer mit der rebellischen Tochter, während der zwei Jahre jüngere Bruder verehrt & verhätschelt wird. Demzufolge leidet Doris an emotionaler Unterernährung in ihrer Familie. Doch sie hat Kisten mit Büchern, wird sie später berichten, und das sei ihre Erziehung gewesen. Mit vierzehn Jahren bricht sie die Schule ab, zieht von zu Hause aus und arbeitet erst als Kindermädchen, Schwesternhelferin, dann als Telefonistin und Schreibkraft in einem Anwaltsbüro. Sie kann auch kleine Texte bei Zeitungen unterbringen und schreibt zwei Romane, die sie vernichten wird.

In Salisbury, wo es an Frauen mangelt, findet Doris leicht Partner fürs Tanzen, Kino und feuchtfröhliche Zusammenkünfte im Sports Club. Rückblickend spricht sie der Tanzmusik den verführerischsten Part zu. Dahinter aber, schreibt sie im Nachhinein, hat die Natur gestanden, "die uns darauf vorbereitet, die Bevölkerung zwischen den Weltkriegen wieder aufzufüllen".

Es gelingt ihr, Frank Wisdom, einen Beamten, seiner Verlobten auszuspannen und ihn mit 19 Jahren zu heiraten. In rascher Folge kommen zwei Kinder,  John (1940) und Jean (1941). Später wird sie sagen:
"Nichts ist langweiliger für eine intelligente Frau als endlose Zeit mit kleinen Kindern zu verbringen. Ich merkte, dass ich nicht die erste Wahl für Kindererziehung war. Ich hätte als Alkoholikerin oder als frustrierte Intellektuelle wie meine Mutter enden können."

In ihren späteren Veröffentlichungen wird aber auch immer wieder klar, dass Doris überzeugt ist, Mutterschaft bedeute totale Hingabe an die eigenen Kinder, sie selbst fühlt sich aber durch diese, ihre eigene Sicht auf die Mutterrolle eingeschränkt, denn die lässt sich niemals mit intellektueller Arbeit vereinbaren. Ihre Großmütter haben noch Kindermädchen gehabt, und ihre Enkelinnen werden eine bezahlbare Tagesbetreuung bekommen. Ihre Generation steckt in einem Dilemma fest, und das macht diese Frauen vielleicht auch so rebellisch. 

Am Ende ihres Schriftstellerinnenlebens ist Doris Lessing nicht die große Verfechterin der Freiheit, sondern die Schriftstellerin, die die Verstrickungen und Selbsttäuschungen bezüglich der Mutterschaft sowohl gelebt als auch beschrieben hat und Gefühle, die als "natürlich" angesehen werden, ans Tageslicht des politischen Handelns geholt hat. Ihre Geschichte der radikalen Unabhängigkeit stellt sich bei näherer Betrachtung als falsche Fassade für eine viel kompliziertere Erzählung vom Selbstsein und  der Mutterschaft heraus, in der Mütter lernen, mit geteilten Herzen zu leben, die Mutterschaft um ihre Berufung herum neu zu gestalten, ohne sich selbst zu verlieren.

Genau Letzteres will die 24jährige Doris nicht, weshalb sie 1943 Wisdom und die kleine Familie verlässt und sich scheiden lässt. 

In einem Kreis interessanter junger Kommunisten, die so ganz anders leben und denken als ihre Eltern, lernt Doris dann einen jüdischen deutschen Emigranten, Gottfried Lessing, kennen, fünf Jahre älter als sie und vor den Nazis aus Berlin geflohen. Lessing hat die rhodesische Kommunistische Partei mitbegründet und wirkt auch als ihr Vorsitzender. 1945 heiraten die beiden, die eine Affäre miteinander haben, um seine Internierung als feindlicher Ausländer zu verhindern. 1946 bekommen sie einen gemeinsamen Sohn, Peter. Lessings politische Überzeugungen teilt Doris, seine private Lebensführung nervt die junge Frau zusehends:

"Zehn Paar vorbildlich zusammengerollte Socken im Kleiderschrank, nach Farben geordnet und akkurat nebeneinander. In der breiten Schublade, keinen Millimeter von ihrem Stammplatz weggerückt, drei Stapel mit gebügelten Hemden, weiß, farbig und gestreift."

Doris ist nicht bereit, sich dem Sog der ehelichen Häuslichkeit hinzugeben. Ihr Liebesleben ist für die Verhältnisse in den 1940ern und und den folgenden 1950ern Jahre recht "bunt" mit Affären während ihrer Ehen, so zu dem fünf Jahre jüngeren Royal Airforce -Piloten Leonard Smith, "Smithie", und  den RAF-Soldaten John Whitehorn und Coll MacDonald ( die werden die Vorlage für die Charaktere Paul, Jimmy und Ted, die jungen Flieger im Schwarzen Notizbuch des "Goldenen Notizbuches", abgeben ). In Doris Briefen an die jungen Männer zeigt sich ihre Risikobereitschaft & ihre unkonventionelle Herangehensweise an die strikte Heteronormativität in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Ihr geht auf, dass sie in einer Ehe steckt, in der sie ihre eigenen Gedanken nicht denken kann. Ihre Eloquenz und ihre Leidenschaft verbergen nicht, was für eine beeindruckende Gegnerin sie ist, wenn sie behindert wird!

Also trennt sie sich 1949 von ihrem zweiten Mann und emigriert mit Peter ( und dem Manuskript "The Grass Is Singing" ) nach England. John und Jean bleiben beim Vater, Lessing geht ebenfalls nach England, aber Ende der 1950er Jahre in die DDR, wo er Mitarbeiter im Auswärtigen Dienst wird. 1977 wird er Botschafter in Uganda und bei einer Rebellion gegen Idi Amin  zwei Jahre später ermordet.

In London beginnt Doris als Schriftstellerin zu arbeiten und sich als Kommunistin zu bewähren ( weshalb sie vom britischen Geheimdienst überwacht wird ). Sie wendet sich gegen die Apartheid -  ab 1956 wird sie dafür für viele Jahre aus Südafrika und Rhodesien verbannt -  und gegen Atomwaffen, tritt dann aber auch  nach dem Aufstand in Ungarn 1956 aus der Kommunistischen Partei wieder aus.

1950 ist schon ihr erstes Buch "The Grass Is Singing" ( dt. "Afrikanische Tragödie", 1980 ) erschienen. 

In diesem Roman prangert sie die rassistischen Zustände in Afrika an. Eingeleitet wird er von einer Zeitungsnotiz über den Mord an der zur weißen Oberschicht gehörenden Mary Turner durch einen schwarzen Arbeiter auf ihrer Farm. Und dann dröselt Doris die ganze Geschichte auf, und Mary Turner entpuppt sich als eine, die alles andere ist als ein wehrloses Opfer. Dass die junge Autorin eine Frauenfigur derart negativ zeichnet, wird als ungewöhnlich empfunden, aber von der Kritik gefeiert. Geld bleibt allerdings noch mindestens zehn Jahre knapp, bis sie den Durchschnittslohn eines Arbeiters mit ihrem Schreiben erzielt. Ihr erster Band mit Kurzgeschichten, "This Was the Old Chief’s Country", erscheint im Jahr darauf.

Ihre aus fünf Romanen bestehende Serie "The Children of Violence" untersucht das Erwachsenwerden im britischen Kolonialafrika, das Heiraten und Gebären von Kindern dort und den Umzug nach London. Diese gewichtige Reihe von Büchern – "Martha Quest" (1952), "A Proper Marriage" (1954), "A Ripple From the Storm" (1958), "Landlocked" (1965) und "The Four-Gated City" (1969 ) kommt in Übersetzungen erst ab 1981-1984 unter die deutsche Leserschaft. Sie behandelt die Themen Krieg, Kommunismus, Sex, Abtreibung, häusliche Gewalt, verlassene Kinder, Psychoanalyse und Zusammenbruch, wie sie dann auch im "Goldenen Notizbuch" vorkommen.

Das Leben als alleinerziehende, unverheiratete Mutter - darauf legt sie Wert - führt Doris nicht aus Rebellion gegen die vorherrschende Frauenrolle, sondern aus purem Pragmatismus, weil sie sich selber als Person retten retten will. Auch jetzt unterhält sie diverse Beziehungen, darunter die zu den amerikanischen Autoren Clancy Sigal ( der Liebhaber Anna Wulfs, Saul Green, im "Goldenen Notizbuch" ), mit dem sie Ende der 1950er Jahre in London zusammenlebt, und Nelson Algren

Bemerkenswert ist auch, dass die Schriftstellerin die aus einem völlig zerrütteten Elternhaus stammende Jenny Diski, geboren 1947, vier Jahre lang in ihrem Haus beherbergt. Die psychiatrisch auffällige Jenny nimmt daraufhin ihre Schulausbildung wieder auf, wird Lehrerin und ebenfalls eine Schriftstellerin.

1962, als die ersten, jungen Sprosse der zweiten Frauenbewegung bei uns noch im Verborgenen keimen, kommt "Das Goldene Notizbuch" in England heraus, welches politische Auseinandersetzung und weibliche Erfahrung miteinander verknüpft. Es führt, literarisch verarbeitet, uns die dialektische Losung vom Privatpolitischen in sehr komplexer Weise vor Augen. Oder anders ausgedrückt: Es wirft die Fragen von Politik, Sexualität und persönlicher Identität neu auf.

Wikipedia stellt dieses Hauptwerk Doris Lessings so vor:
"Im Mittelpunkt des Werks stehen Anna Wulf, eine politisch engagierte, intellektuelle und emanzipierte Frau, ihre Freundin Molly Jacobs und deren Liebhaber und Kinder. Die Handlung spielt in Rhodesien bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, im Milieu der Kommunistischen Partei im England der 1950er Jahre sowie unter Intellektuellen in London. Das Buch hat sowohl fiktionale als auch autobiografische Elemente, die in einer experimentellen Form subjektiv und nicht-linear erzählt werden. [...] Der Roman verbindet diese Geschichte auf kunstvolle Weise in vier Notizbüchern. Die Ich-Erzählerin grenzt die Notizbücher folgendermaßen voneinander ab: 'Ich führe vier Notizbücher, ein schwarzes Notizbuch, das von Anna Wulf [...] der Schriftstellerin handelt; ein rotes Notizbuch, das Politik betrifft; ein gelbes Notizbuch, in dem ich aus dem, was ich erlebt habe, Geschichten mache; und ein blaues Notizbuch, das den Versuch eines Tagebuchs vorstellt.'"
In den Notizbüchern findet sich ein begonnener Roman. Schließlich gibt es noch ein Notizbuch, das goldene, in dem sie die verschiedenen Aspekte ihrer Persönlichkeit zu einem traumartigen Textgebilde zusammenführt.

Die vier Leben von Anna Wulf, das ist der Literatur gewordene "weibliche Lebenszusammenhang", über den in den siebziger Jahren leidenschaftlich diskutiert wird, als das Buch 1978 endlich übersetzt auch nach Deutschland & Frankreich gelangt. Endlich wird von einer weiblichen Autorin über weibliches Erleben geschrieben, ohne Tabuthemen wie den Orgasmus der Frau oder die Menstruation auszusparen.
"Sie halten ‚The Golden Notebook‘ für ein Statement des Feminismus, was es nicht ist. Eine befreite Frau zu sein, ist nicht dasselbe wie davon befreit zu sein, eine Frau zu sein. Männer und Frauen müssen zusammen kämpfen, es gibt so viele wichtigere Kriege als der Sexkrieg", wird Doris im Nachhinein immer wieder betonen und bedauern, dass ihr Buch wegen dieser Festschreibung nicht von Männern gelesen wird.
Doris ist eine Romanautorin, die ihr eigenes Leben als Material für ihre Werke ausschlachtet und in der Lage ist, eine ironische und schriftstellerische Distanz zu emotionalen und historischen Umwälzungen zu bewahren, während sie sich ereignen. Ihre Produktivität ist enorm, sie veröffentlicht nahezu im Jahresrhythmus Romane, Theaterstücke und Essays. Mehr als fünfzig Bücher kommen im Laufe ihres Schriftstellerinnenlebens zusammen. Mal produziere ihr "scharfer sozialkritischer Blick" wahre Kostbarkeiten, mal kommt etwas heraus, "das besser in der Schublade geblieben wäre", stellt die Schriftstellerin Bernadette Conrad einmal fest. Und ihr Nobelpreiskollege J. M. Coetzee urteilt: "Lessing ist keine große Stylistin. Sie schreibt zu schnell und kürzt nicht genug.

Eine ausführliche Liste der Lessingschen Werke ist hier zu finden. Ich selbst bin mit der Lektüre von "Das fünfte Kind" (1988) ausgestiegen. Horror, so subtil er auch sein mag, ist nicht mein Ding.

Die Schriftstellerin selbst betrachtet übrigens als ihr Hauptwerk den Zyklus "Canopus in Argos", der von der Kritik dem Science-Fiction-Genre zugerechnet wird und auf Lessings Interesse an Tiefenpsychologie und der Mystik des Sufismus basiert und der ab 1979 bis 1983 in fünf Teilen herauskommt. In England wird die Pentalogie ein Super-Bestseller, auf die jeweils neuste Folge wartet die Lesegemeinde fast so begierig wie später auf den neusten Harry Potter. In Deutschland bleibt das Interesse mager. Sie selbst wählt "The Making of the Representative for Planet 8", vierter Band der Reihe, aus, um es in ein Opernlibretto, "The Marriages Between Zones Three, Four and Five"umzuwandeln zur Musik von Philip Glass

Szene aus 
"The Marriages Between Zones Three, Four and Five"
Nachdem das Reiseverbot gegen sie aufgehoben ist, beschreibt sie 1992 in "Rückkehr nach Afrika" die deprimierende Wiederbegegnung mit dem Land, in dem sie Vierteljahrhundert gelebt hat. Es kommt in dem Jahr heraus, in dem sie vom  damaligen Premierministers John Major, die Chance geboten bekommt, Dame des britischen Empire zu werden - Doris lehnt ab. Später - 1999 - akzeptiert sie die Ernennung zur "Companion of Honor". Von der "Royal Society of Literature" wird sie 2001 zum "Companion of Literature" ernannt, um nur zwei ihrer vielen Auszeichnungen zu nennen.

2008 veröffentlicht sie das bereits erwähnte "Alfred and Emily", basierend auf dem Schicksal ihrer Eltern. Deren Leben wird in zwei Varianten erzählt: Einmal, wie es gewesen wäre, hätte es den 1. Weltkrieg nicht gegeben, ein zweites Mal, wie es den Tatsachen entsprochen hat. Und immer noch geistert ihre Mutter durch das Leben der Autorin, was manche Kritiker als deprimierend empfinden bei einer Frau von 90 Jahren. Von all den -ismen in ihrem Leben hat Doris sich da schon längst distanzieren können.

In den späten 1990er Jahren hat Doris bereits einen Schlaganfall erlitten und unterlässt fortan das Reisen. Schon lange wird darüber spekuliert, dass ihr der Literaturnobelpreis zustünde. Am 11. Oktober 2007 gibt die Schwedische Akademie ihren Beschluss bekannt, Doris Lessing den Nobelpreis für Literatur des Jahres 2007 zu verleihen. Krankheitsbedingt kann sie ihn in Stockholm nicht selbst entgegen nehmen. Ihr Verleger vertritt sie.

Im Jahr darauf bekundet sie, dass sie nun nicht mehr schreiben könne:
"It has stopped; I don’t have any energy anymore. This is why I keep telling anyone younger than me, don’t imagine you’ll have it forever. Use it while you’ve got it because it’ll go; it’s sliding away like water down a plug hole." ( Quelle hier )

Am Morgen des 17. November 2013 - einem Sonntag heute vor neun Jahren - verstirbt Doris Lessing im Alter von 94 Jahren in ihrem Haus in London. Ein paar Wochen vorher ist schon ihr Sohn Peter gestorben, der immer bei ihr gelebt hat. 

Doris Lessing  findet ihre letzte Ruhe im Golders Green Crematorium in London. Ihrer gedacht wird mit einer humanistischen Trauerfeier. Ihr literarischer Nachlass geht nach ihrem Tod an das "Harry Ransom Humanities Research Center" der University of Texas in Austin. Das persönliche Archiv, darunter die aufschlussreichen Briefe, wiederum befinden sich im "British Archive for Contemporary Writing" der University of East Anglia in Norwich. 

"Ich bin immer wieder erstaunt, wie wir automatisch auf das schauen, was uns trennt. Wir schauen nie darauf, was Menschen gemeinsam haben. Wenn Sie es sehen, schwarze und weiße Menschen, schauen beide Seiten, um die Unterschiede zu sehen, sie schauen nicht darauf, was sie gemeinsam haben. Männer und Frauen, Alt und Jung und so weiter. Und das ist eine Krankheit des Geistes, wie ich es sehe. Denn tatsächlich haben Männer und Frauen viel mehr gemeinsam als sie trennen."

Es wäre schön, wenn Doris Lessing aus dem "Gefängnis, in das sie die literarische Kritik und die feministischen Ideologinnen gezwängt hatten" ( Jörg Sundermeier in der TAZ ),  entlassen würde und ihre Botschaften, in denen sie gewisse politische und technische Entwicklungen kritisiert, weil sie sich ruinös in Bezug auf unser Erdenleben auswirken, ebenfalls gehört würden.

14 Kommentare:

  1. Guten Morgen, danke für diesen Beitrag, der mich als Nobelpeisträgersammlerin hocherfreut. Eine dicke Biografie von ihr steht auch im Regal und ich habe den Plan ihre Werke chrnologisch zu lesen. Viele Grüße Monika

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  2. Auch wenn sie zu meinen frauenbewegten Zeiten sehr "in" war, habe ich nie etwas vor ihr gelesen. Irgendwie war sie mir fremd. Und das bestätigt auch noch heute Dein fein recherchiertes Portrait. Dass sie in gewisser Weise so verkürzt wahrgenommen wurde, ist auf jeden Fall schade.
    Herzlichst, Sieglinde


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  3. In meinen rebellischen Zeiten heimlich ihre Bücher beschafft und verschlungen, auch wenn nicht alles meinen Ansichten entsprach. Was für ein Leben! Danke für das tolle Portrait, das sie wieder in meine Gedanken geholt hat. Herzlich, Sunni

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  4. Während meines Studiums der englischen und amerikanischen Literatur nach der Wende konnte ich mich in Auszügen mit ihren Werken beschäftigen, leider ohne Bezug zu ihrer Biografie. Durch das Gelesene habe ich nun eine verständlicher Sichtweise bekommen. Danke. Regina

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  5. Wieder mal, was für ein Leben.
    Der Mann, der seine Socken farblich akkurat zusammen faltet und seine Hemden millimetergenau ordnet, vor dem wäre ich auch geflohen.

    Überhaupt, wo geht die Reise hin? Statt Insta und Co. sollte zumindest mal eins ihrer Bücher gelesen werden.

    Viele Grüße,
    Claudia

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  6. Danke für das interessante Portrait. Ja, das "Goldene Notizbuch" hatte ich auch gelesen. Es hat mich allerdings unbeeindruckt gelassen. Irgendwie hat sie mich nicht berührt.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. Ich glaube, ich habe nie eine Lessing gelesen. Wo fang ich denn an?
    LG Susanne

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    1. Ich kann mic h nicht mehr gut erinnern, nur das uns Frauen damals sehr beschäftigt hat, dass sie das Private und das Politische in seiner Abhängigkeit gesehen hat. Ich würd mir das "Goldene Notizbuch" vornehmen, aber immer auch den historischen Zusammenhang im Kopf behalten.
      GLG

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  8. mir vollkommen unbekannt ..
    ein rebellischer und unbequemer Mensch ;)
    sie hat gelebt wie sie es für richtig hielt
    ohne auf Konventionen zu schauen
    wieder ein interessantes Portait
    liebe Grüße
    Rosi

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  9. So, jetzt komme ich auch zum kommentieren, heute morgen früh schon gelesen...
    Ja, an das "fünfte Kind" kann ich mich noch gut erinnern. Während meiner Ausbildung etwa erschien der Titel und das Leseexemplar wurde irgendwann endlich weitergereicht. So la ich den Titel als erstes Buch von D. L. , meine Mutter hatte natürlich das "Notizbuch" gelesen. Leider gefiel es uns beiden nicht. Meine Mutter sah es vor allem aus pädagogischer Sicht und ich wie Du aus der Horrorsicht, welche ich nicht möchte.
    Wenn ich mir bei Dir ihre Biographie durchlese, weiß oder vermute, woher die Motive kommen.
    Liebe Grüße
    Nina

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  10. Wiederum ein starkes Portrait!
    Auffallend, dass sich offensichtlich Frauen dann besonders intensiv entwickeln, wenn sie einen schwierigen Start ins Leben hatten. Es zieht sich häufig wie ein roter Faden durch Biografien.
    Ich glaube, Doris war nicht das einzige Mädchen in jener Zeit, das von den Eltern als Junge ersehnt wurde. Ich selbst war - einige Jahrzehnte später - auch ein Mädchen, das als Bub ersehnt wurde ... aus dem Bubennamen wurde also ein Mädchenname.

    Auf ein gut verbrachtes Wochenende -
    ich freue mich auf Deine Freitagsblümchen :-)
    Herzliche Grüße, C Stern

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  11. Liebe Astrid,

    für mich war sie bis jetzt unbekannt aber nun bin ich dank Deiner Recherche und Aufbereitung wieder bestens informiert. Nicht ganz einfach dieses Leben und ihre Ansichten.

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

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  12. Was für ein Leben..."Die afrikanische Tragödie" stand bei meinen Eltern, aber ich selbst habe sie nicht gelesen.Ungeliebte Kinder mit starkem Willen habe oft extreme Lebenläufe.
    Viele Grüße, Karen

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  13. das goldene notizbuch hat mich lange begleitet. noch hab ich nicht die ruhe, hier alles zu lesen, aber ich komme wieder.
    ♥♥♥ mano

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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