Samstag, 8. Oktober 2022

Meine 40. Kalenderwoche 2022

 "Alles, was du liebst,
geht wahrscheinlich verloren,
aber am Ende wird die Liebe auf eine andere Art zurückkehren."
Franz Kafka


In den letzten Jahren habe ich immer am Herd gestanden und meinem Mann seine Lieblingsgerichte zubereitet - durchaus mit viel Vergnügen! -, um ihm noch etwas Lebensfreude zu erhalten. Nachdem er ins Krankenhaus kam, war meine Lust am Kochen wie weggeblasen, und ich ernährte mich tagelang von vorgekochter, eingefrorener Hühnersuppe. 

Vorletzten Sonntag fand ich bei "Dank Augusta" die Karte oben links und nahm sie als sichtbare Aufforderung für mich nach Hause mit. Zum Wochenende kaufte ich mir Pilze, die mein Mann geradezu gehasst hat, und habe mir damit eine leckere Soße zu breiten Bandnudeln bereitet. Es geht doch! Und dazu mit einer neugewonnenen Freiheit!


Am Sonntagmorgen hab ich mir hiernach auch noch Rührei gemacht wie einst für ihn. Noch lieber wäre ich allerdings bei meinen Kindern im Voralpenland gewesen... Darüber habe ich ganz verschwitzt, dass der Köln-Marathon lief. Da bin ich früher schon mal gerne hin gegangen.




Am Feiertagsmorgen dann hab ich mir ein Jogurt-Frucht-Cornflakes-Müsli gemixt ( und auf das Depot des Schwiegersohnes bei mir zurückgegriffen ). Ich bin dabei herauszufinden, welches Frühstück mir am besten mundet. Es war ja alles bei uns zuletzt sehr eingefahren und auf die Vorlieben meines Mannes zugeschnitten. Und viel Zeit für Experimente hatte ich nicht, da war Routine & Geschwindigkeit angesagt.



Womit ich mich auch noch schwer tue, sind die Mengen, die ich jetzt nur noch einzukaufen brauche. So hatte ich jetzt Feldsalat für drei Tage. Schmeckt mir aber, gerne mit Früchten.- 

Meinem Kreuz geht es nach der Behandlung des Bandscheibenvorfalls wieder gut, so dass der Physiotherapeut begonnen hat, sich meiner Hüftgelenksarthrose zu widmen. Anschließend konnte ich leichtfüßig eine kleine Spazierrunde drehen, der "Goldene Oktober" lockte mit 21°C...



.... auch am nächsten Tag ab Mittag. Da hab ich dann mal eingefahrene Pfade verlassen und statt Eiskaffee auf dem Plätzchen eine Möhrentorte verzehrt. Zu süß, so mein Urteil. Am nächsten Nachmittag war's wieder das Übliche ...


Mit der Kocherei lief es auch an den übrigen Tagen der Woche gut ( "Lieblingsnudeln" ), während vor den Fenstern die Magnolie - früher als im letzten Jahr - ihr Blattgrün einzuziehen begann. Da werde ich demnächst einiges zu tun haben...




Am Abend, nach dem ich die Grundsteuererklärung hinbekommen habe, hab ich mir ein Glas Sekt spendiert. Wieder einmal hatte ich viel zu viel Muffe vor so einer Nichtigkeit. Es fehlt mir auf diesem Gebiet einfach Selbstvertrauen. Dabei mache ich all diesen Kram seit fünf Jahren schon alleine!

Am frühen Abend tags darauf hab ich mich auf dem Plätzchen nach einem späten Einkauf auf ein Glas Moselwein hingesetzt. Da überwältigte mich dann aber die Erinnerung mitsamt der dazugehörigen Trauer...

Ganz vergessen habe ich über die Anspannung bzw. die Geschäftigkeit der Vorwoche das schöne Päckchen von Sieglinde/da sempre mit Souvenirs von der venezianischen Lagune und einem Gedicht, dass die Gedanken schweifen lässt.  Du weißt halt, dass ich diese Stadt so liebe. Vielen, vielen Dank!




Immer noch erreichen mich Briefe voller Beileid und Trost, auch aus Bloggerlanden, und das rührt mich sehr. So auch die Post von Ghislana/Jahreszeitenbriefe und Margot/Judika. Auch euch ein herzliches Dankeschön! Ich glaube fast, das alles trägt dazu bei, dass ich mich immer mehr damit anfreunden kann, halt alleine zu sein...


Erkenntnis der Woche:  "Nicht ohne eine gewisse Entschlossenheit beginne ich, mich zu verwöhnen." ( Max Frisch ) Dieses für mich zutreffende Zitat fand ich in der...

Lektüre der Woche: "Das Leben ist ein vorübergehender Zustand" von Gabriele von Arnim. Das hatte ich schon länger auf meinem E-Reader gespeichert. Aber jetzt erst, nach dem eigenen Erleben, konnte ich es lesen, ja, habe es verschlungen, erkannte ich mich bzw. meinen Mann in seiner Notlage wieder ( manches Mal auch nicht ). Viele kluge Gedanken! Und auch Lachen war bei der Lektüre möglich, z.B. über solche Gemeinsamkeiten wie ein Bandscheibenvorfall nach dem Tod des Partners….

Musikalische Wiederentdeckung der Woche: der Bebob-Pianist Bud Powell! Es ist wohl der Jazz, der mich wieder in Schwung zu bringen vermag. 
 
Wochenfreude: dass ich die Grundsteuererklärung erledigt habe!









Verlinken tu ich mich wie immer bei meinen Kalenderwochenposts mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot und dem Herbstglück der Gartenwonne.

24 Kommentare:

  1. Ich finde es so bewundernswert, wie du dein Leben wieder neu sortierst! Gut zu hören, dass es deinem Rücken wieder besser geht. Auch, dass du dir das eine oder andere Schöne genehmigst.
    Ich drücke dich ganz doll
    Andrea

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  2. Hallo Astrid,
    Prost! Und Herzlichen Glückwunsch zur erledigten Grundsteuererklärung! So, wie Du drüber schreibst, machst Du mir Mut, es endlich anzugehen.
    Das "Koch doch!" ist vermutlich eine ganz wichtige Strategie, das Alleinleben zu lernen.
    Liebe Grüße
    Elke

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  3. Gut, dass es dir gelingt, wieder ins Leben zurück zu finden, für dich selbst auch gut zu sorgen und schöne Dinge zu entdecken.
    Herzliche Grüße
    Andrea

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  4. Liebe Astrid,
    "Tu deinem Körper etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen".
    Also alles richtig und sehr vorbildlich gemacht !
    Vielen Dank für die Buchempfehlung von Gabriele von Arnim, werde ich auf meiner Leseliste vormerken.
    Alles Liebe.
    Sigrid

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  5. für mich alleine zu kochen, ist auch etwas was mir total schwer gefallen ist, während mein Schatz im Krankenhaus und der Reha war. (Sowie auch früher nach dem Tod von meinem Mann, da gab es dann ganz oft nur "Fertigfutter"),. Kaum ist Micha zurück, ist kochen wieder selbstverständlich und ich freue mich wenn es ihm gut schmeckt.

    ein schönes WE
    wünscht gabi

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  6. Das freut mich für dich, dass du dich wieder Schmerzfrei bewegen kannst.
    Das macht den Alltag doch etwas einfacher. Nudeln mit Pilzen und Tomaten könnte ich auch jeden Tag essen. Dass du dich selber belohnst mit einem Gläschen Sekt musste sein. Wer befasst sich schon gerne mit den Steuern!
    L G Pia

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  7. Dass es dem Rücken besser geht , liegt sicher nicht nur an den medizin. Behandlungen. Man richtet sich irgendwann auf aus der Last, die jahrelang auf einem lag, der Rücken mit. Und ich freue mich sehr, von Kocherfolgen, Sektgläschen und besserem Laufen zu hören. Weiter so! Herzlich, Sunni

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  8. Die Grundsteuererklärung, oh ja! Ich glaube ich bin in meinem hiesigen Bekanntenkreis die erste und einzige, die das bisher erledigt bekommen hat, gleich zweifach, denn vom Vater übernahm ich das mit. Spaß hat es nicht gemacht, aber das Gefühl danach war mir auch ein Gläschen wert.
    Schön zu lesen, wie du deinen neuen Alltag meisterst.
    Viele liebe Grüße,
    Karin

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  9. Liebe Astrid,

    schön zu lesen, dass es bergauf geht. Sich was gutes zu tun, und nicht immer nur den anderen, hilft.

    Oft merkt man erst, was man für eine Verantwortung mit sich rumgeschleppt hat, wenn sie nicht mehr da ist.
    Aufblühen, frei sein, Neues wagen.
    Viel Freude dabei,
    Claudia

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    1. A propos Pilze, Ich war gestern im Wald spazieren. Ich bin keine Pilzsammlerin, aber mir kam ein Mann entgegen, der solch einen riesigen Steinpilz gefunden hatte, so was habe ich noch nicht gesehen. Durchmesser mindestens 15 cm, würde ich schätzen.
      LG
      Claudia

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  10. Und meine Karte aus Burano ist immer noch nicht da, ich weiß ja nicht, was die im Hotel mit den Karten angestellt haben, aber nach fast vier Wochen sollte der Weg von Venedig nach Kölle doch geschafft sein...
    Ich freue mich so, dass es Dir jeden Tag ein kleines bisschen besser geht und Du Deine Freiheit doch genießen kannst.
    Auch wenn es manchmal noch verdammt weh tut. Aber ich denke, Du packst das und Pilze sind doch auch was Feines, grins.
    Dir einen kuscheligen Abend, lieben Gruß
    Nicole

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  11. Wie schön die Farbenfreuden in deinen Bildern zu sehen und deine beherzten Schritte ins nun andere Leben. Alles Liebe Ghislana

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  12. "...aber am Ende wird die Liebe auf eine andere Art zurückkehren."
    Wie schön diese Erkenntnis ist. Liebe hat viele Arten.
    Im Moment kehrt sie bei Dir als Selbstliebe zurück. Das ist wirklich nährend und sich selbst vergewissernd und sehr erfreulich.
    Und wer dann noch die Grundsteuererklärung allein geschafft hat, hat alle Anerkennung und Sekt der Welt verdient.
    Du machst das toll!
    Herzlichst, Sieglinde (die heute einen Tag in München war)

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  13. Wer die Grundsteuererklärung alleine schafft, hat meinen vollen Respekt und ein Glas Sekt mehr als verdient! Zum Glück muss ich das nicht machen, kein Besitz macht also doch in gewisser Weise frei :-D. Aber um alles andere kümmere ich mich auch allein (manchmal hab ich Hilfe) und weiß somit, dass es geht. Trotzdem fehlt es mir wie dir auf diesem Gebiet an Selbstvertrauen. Vielleicht, weil ich bestimmte Notwendigkeiten nicht gern mache.
    Schön, dass du die "Entschlossenheit" hast, dich zu verwöhnen.
    Herzliche Grüße
    Maren

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  14. hach wie freut mich dein Beitrag
    du bist auf dem Weg zurück zu dir
    und das ist auch gut so ..
    auch wenn man alles für seinen Liebsten tut .. und gerne .. ist es doch eine große Belastung die man oft erst hinterher merkt
    ja.. die Trauer wird bleiben .. aber sie wird milder
    diese Woche war der Todestag meiner Hanne :(
    schön dass es dem Rücken wieder besser geht ..stimmt schon.. die Belatungen schlagen sich auch dort nieder
    ein Orthopäde sagte vor vielen Jahren einmal zu mir.. ich kann nichts mehr für sie tun..sie müssen delegieren .. es lastet zu viel auf ihren Schultern..

    ich wünsche dir einen schönen sonnigen Sonntag
    Rosi

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  15. Liebe Astrid,
    es freut mich zu lesen, dass Du zumindest teils wieder ins Leben zurück gefunden hast. Ein neuer Abschnitt beginnt, darin kann auch Positives liegen. Es freut mich auch, dass es Dir körperlich wieder besser geht. Ich wünsche Dir nochmals, das kann man nicht zu oft tun, alles Gute und einen schönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    P.S. Die Grundsteuererklärung habe ich schon lange hinter mich gebracht, hoffe nur, dass ich alles richtig gemacht habe...

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  16. Oh, Kuchen mit so eine Zuckerschicht sind auch nicht so meines, aber manchmal ist man nun Mal hinterher erst klüger oder sieht es erst.
    Schön, dass Du Dich aufraffst, auch besonders ftDich zu kochen. Ich glaube, ich würde Recht gut von Kartoffeln mit Quark leben 🙂
    Und noch besser, dass es Dir gesundheitlich besser geht. Ein schönes Wochenende noch mit lieben Grüßen
    Nina

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  17. Liebe Astrid,
    wie schön, dass du die Aufforderung der Karte gleich in die Tat umgesetzt hast! Ja, sei gut zu dir und verwöhne dich - du hast es verdient!!! Beim Kochen und Einkaufen nur für mich alleine hätte ich auch so meine Schwierigkeiten mit der Menge.
    Wie schön, dass es deinem Rücken besser geht und du spazierengehend den goldenen Oktober durchschreitest ;-)
    Wie schön, dass du immer noch so liebe Post und Päckchen bekommst!!! Das Gedicht auf der hübschen Karte gefällt mir sehr gut, es ist berührend.
    Einziger Wermutstropfen in deinem Post, die Trauer auf deinem Plätzchen. Aber dies gehört einfach nun zu deinem Leben... Es wäre auch nicht normal, wenn es nicht so wäre.
    Fühl dich von mir gedrückt und lieb gegrüßt
    Ingrid

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  18. Ich nutze die Dienstreisen meines Mannes aus und koche ich dann eher das was mir oder unserem Sohn schmeckt... Meinem Mann schmeckt nicht alles, was ich gerne esse und ich habe es aufgegeben ihm diese Sachen unterzujubeln.
    LG Astrid rechtsrheinisch

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  19. Liebe Astrid, ich höre das von vielen Menschen, die ihren Gefährten verloren haben, dass sie erst lernen müssen welche Bedürfnisse und Vorlieben sie für sich eigentlich beanspruchen. Deine Nudeln und der Joghurt sehen sehr lecker aus.
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag Abend, liebe Grüße Tina

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  20. Wie schön, dass du dir ein Leben allein eroberst und neben all dem Traurigem versuchst dem auch leidlich positive Seiten abzugewinnen. Dadurch vermisst du deinen Mann ja nicht weniger, sondern meisterst einfach dein neues Leben.
    Herzliche Grüße, Monika

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  21. Wie schön, dass du das Kochen für dich wieder ein bisschen mehr entdeckt hast! Ich kann mir vorstellen, wie schwer dir das fällt!
    Ich finde es immer mal wieder schwierig bestimmte Dinge ganz alleine zu machen und bin dann stets sehr stolz, wenn ich es doch hinbekommen habe. ;)

    Feldsalat (gerade mit Trauben) mag ich auch sehr gerne!

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  22. Liebe Astrid, es freut mich so sehr, dass du dir Gutes tust.
    Liebe Grüße
    Jutta

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  23. liebe Astrd, nachdem ich erfahren habe was dir widerfahren ist, fällt es mir sehr sehr schwer Worte dazu zu verfassen. Dein heutiger Post klingt sehr tapfer, sehr gefasst, du fängst langsam an wieder Fuß zu fassen, das ist schwer, tut aber gut wenn man sich dazu entschliesst obwohl viele deiner gedanken sicher noch alles was geschehen ist umkreisen.
    es ist beileibe alles andere als leicht sich auf ein anderes neues Leben alleine einzustellen wenn der geliebte Partner so lange an deiner seite war, sich alles an dir um ihn kümmerte und immer wieder neu sorgte.
    meine Gedanken sind sehr nah bei dir, - am liebsten würde ich dich in den Arm nehmen in der Hoffnung es wäre einklitzekleiner Trost.
    ich habe ein Röschen für ihn in die ERde gesteckt und sehr an euch beide gedacht...es soll blühen für ihn an jedem Tag der neu erwacht...
    herzliche traurige Grüße angel

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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