Von den römischen Anfängen an haben der Stadt Köln - damals Colonia Claudia Ara Agrippinensium - bis zum Ausklang des 19. Jahrhunderts, als das erste städtische Wasserwerk 1872 diese Funktion übernahm, Brunnen zur Wasserversorgung der Bewohner gedient. Ab dann standen sie nicht mehr der Wasserentnahme zur Verfügung, sondern wurden als Dekoration im Stadtbild installiert. Besonders in der Nachkriegszeit, als die Stadt auch eine lebhafte Kunstszene barg, ist da viel entstanden. Einen kleinen Teil möchte ich heute vorstellen:
Starten wir meinen kleinen Rundgang zu den Kölner Wasserspielen mit dem ältesten Wasserspender im Stadtbild, einer Replik einer Flussgottmaske ( das Original ist im Römisch-Germanischen- Museum nebenan ), auf ein Steinbecken 1975 montiert und neben der rekonstruierten Hafenstraße aus jenen römischen Jahren aufgestellt.
Dicht daneben ist auch ein Stück des römischen Abwasserkanals zu sehen, durch den einstmals die schmutzigen Wässer in den Rhein geleitet worden sind:
Nicht weit von diesem Brunnen befindet sich eine der dekorativen Schöpfungen der Jahrhundertwende mit berühmten, sagenhaften Figuren der Stadt: Der "Heinzelmännchen - Brunnen", zu Ehren des Schöpfers der berühmten Ballade, August Kopisch, zu seinem 100. Geburtstag gestiftet.
Der Dombildhauer Edmund Renard hat die Figuren der Schneidersfrau, der Heinzelmännchen auf den Stufen und auf den Reliefplatten aus Sandstein der links und rechts anschließenden Brüstungsmauern geschaffen und die Anlage zusammen mit seinem Sohn, einem Architekten, gebaut. Die Bäckerheinzel der Reliefs sind auf meinem Ausschnitt zu sehen.
Der Platz drumherum - Am Hof - ist ein sehr lebhafter Ort, denn dort ist das älteste Brauhaus Kölns, das "Früh" zu finden und eine Filiale der Eiscafékette "Gelato 4D", die ich gerne aufsuche und wo ich schon ganz wunderbare Erlebnisse hatte, wenn ich draußen saß. Momentan wird der Genuss etwas beeinträchtigt durch die Baustelle des Dom - Hotels.
Ein ganz in der Nähe des Bahnhofes verstecktes Kleinod, mit der Umgestaltung der Dom-Ostseite wieder direkt zugänglich, lässt mich jedes Mal auf dem Weg zur Kölner Philharmonie schmunzeln.
Es ist der "Dionysos-Brunnen", 1973 von Hans Karl Burgeff erschaffen. Er war gedacht als Pendant zum Dionysos-Mosaik im Römisch-Germanischen Museum, das im Jahr darauf eröffnet wurde. Lange stand er etwas verborgen auf dem Lichthof unter der Domplatte, zeitweilig eine sehr zwielichtige Gegend.
Am Gülichplatz westlich vom Wallraf-Richartz-Museum und gegenüber des Farina-Hauses befindet sich heute der "Fastnachtsbrunnen" ( ja, so heißt der in der Karnevalshochburg Köln! ). Der sehr kleine Platz ist an der Stelle zu finden, an der ursprünglich das Haus des Anführers eines Aufstandes gegen die von Nepotismus, Ämterhandel und Korruption gekennzeichnete Kölner Stadtführung, Nikolaus Gülich, stand.
Nach seiner Hinrichtung wurde der Familiensitz eingeebnet und mit einer Schandsäule mit dem nachgebildeten abgeschlagenen Kopf Gülichs bestückt, die während der Besetzung durch französische Revolutionstruppen abgebrochen wurde.
Der originelle, heitere Brunnen am gruseligen historischen Ort wurde 1913 vom Bildhauer Georg Grasegger geschaffen. Auf der Mittelsäule turnt ein übermütiger Putto und den Brunnenrand ziert ein Goethescher Vers, 1825 dem Kölner Karneval gewidmet:
"Löblich sei ein tolles Streben, wenn es kurz ist und mit Sinn. Heiterkeit zum Erdensleben sei dem flücht’gen Rausch Gewinn."
Ich mag den Brunnen sehr, er ist aber immer umlagert von Gruppen, die eine Führung bei Farina (dazu demnächst ein weiterer Post ) haben.
Unweit dieses Platzes befindet sich in einem für Kölner Verhältnisse sehr stillen Innenhof des Farina-Hauses inmitten lauter Sträucher und Pflanzen der "Frauenbrunnen" der Bildhauerin Anneliese Langenbach von 1987.
Mit dem Rücken rund um eine Säule aufgereiht stehen zehn kölsche Frauen, von der Ubierin des 1. Jahrhunderts unserer Zeit, über eine Römerin, Fränkin usw. bis zur Preußin bzw. Kölnerin der 1980er Jahre ( die einzelnen Frauen kann man hier aufgelistet finden ) in farblich unterschiedlich akzentuierter Bekleidung. Die Farben des Brunnens sind allerdings schon etwas blass, dafür blühen die Blumen drumherum im Sommer umso bunter. Kölner Stadtgeschichte, einmal ganz anders, kann man hier in Ruhe betrachten, bevor man sich wieder ins Getümmel stürzt.
Noch tiefer in der Altstadt, ebenfalls an einem wunderbar abgeschlossenen Platz, der zumindest alltags recht ruhig ist, aber etliche gastronomische Angebote vorweist, liegt der Ostermann-Brunnen, der an Weiberfastnacht 1939 zur Erinnerung an den Kölner Volksliederdichter und Sänger Willi Ostermann auf dem gleichnamigen Platz eingeweiht worden ist:
Der vom Bildhauer Willy Klein aus einem 14 Kubikmeter großen, aus Bayern angelieferten Muschelkalkblock geschaffene Figurenbrunnen ist im Krieg beschädigt & ab 1949 nach und nach wieder restauriert worden. Dargestellt sind Personen aus den Liedern Ostermanns wie die nachtaktive Tant, "et Schmitze Billa" mit der berühmten Poppelsdorfer Villa oder "et Stina", dat ene Mann han muss.
Eingemeißelt sind an den unteren Rändern des Steinblocks die Textzeilen aus drei Ostermann-Liedern: "Kölsche Mädcher künne bütze", "Wenn in Colonia der Karneval beginnt" und "Och, wat wor dat fröher schön doch in Colonia".
Im Jahre 1974 nahm sich der Bildhauer Jürgen Hans Grümmer des Brunnens an und gestaltete die Anlage um die zentrale Figurengruppe neu.
Im Vringsveedel, der Kölner Südstadt, gibt es seit 1990 auf dem Vorplatz der Severinskirche einen netten kleinen Brunnen, der in Erinnerung an all die vielen jungen Mädchen, die "Stollwerck-Mädchen von 1900" von Sepp Hürten geschaffen worden ist.
Diese Schokoladenmädchen oder Pralinenmädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren arbeiteten um die Jahrhundertwende 84 Stunden in der Woche in der "Kaiserlich-Königlichen Hof-Chocoladen-Fabrik Gebr. Stollwerck" in der Cornelius- und Annostraße. 1972 übernahm der Schokoladenexperte Hans Imhoff die Stollwerck AG und verkaufte zwei Jahre später das riesige Stollwerck-Betriebsgelände sowie das Verwaltungsgebäude. Seit 2011 gibt es das traditionsreiche Kölner Unternehmen mit Weltgeltung überhaupt nicht mehr, aber die Bewohner des Vringsveedels lieben und pflegen ihr Schokoladenmädchen bis heute und pflanzen immer wieder neue Blumen in den vor ihr stehenden Kübel.
Außerhalb der Kölner Innenstadt mag ich besonders Wasserwand von Joseph Jaekel im Rheinpark, 1957 für die Bundesgartenschau installiert, und die große Fontäne im Stadtwaldweiher, für die 1889 extra eine Pumpstation errichtet worden ist, die eine Wassermenge von etwa 150 m³ während einer Stunde zu befördern vermag
Inzwischen lässt sich die Stadt Köln den Betrieb ihrer Brunnen jährlich 550 000 Euro kosten. Es reicht für 65 Brunnen. Im vergangenen Jahr ist nach jahrelanger Pause der "Nagelbrunnen" des Bildhauers Wolfgang Göddertz auf dem Ebertplatz völlig saniert wieder in Betrieb genommen worden:
Der und ein neuer Trinkwasser-Brunnen auf dem Kurt-Hackenberg-Platz an der Philharmonie haben die Liste in diesem Jahr erweitert:
Diesen neuen kleinen Brunnen ( linkes Foto ) finde ich sehr witzig, ebenso den schon älteren an meiner Lieblingskirche Groß Sankt Martin...
... mit der grimmig dreinschauenden Schildkröte. Der ist vom Professor Joachim Schürmann entworfen ( vielleicht noch bekannt vom berühmt - berüchtigten Schürmann-Bau in Bonn ), der maßgeblich am Wiederaufbau der Kirche beteiligt war und das Haus der Architektur um die Ecke am Vorplatz der Kirche entworfen hat.
Auf jeden Fall sind das zwei Brunnen, die man sich ganz still und ungestört von Touristenströmen anschauen kann. Ganz anders ist das natürlich an der "Domfontäne" auf der südwestlichen Domplatte, ein Entwurf des Stadtplanungsamtes von 1973:
Als Treff- & Ausgangspunkt für Unternehmungen in der Kölner Innenstadt allerdings bestens geeignet und nicht zu übersehen.
Weil es auch heute um Wasser, diesmal mehr oder weniger plätschernd in gefasster Form geht, verlinke ich den Post mit dem Monatsmotto der Zitronenfalterin.
Was für ein schöner Eau de Cologne-Rundgang! Danke für diese Führung der besonderen Art. Brunnen sagen heute ja viel aus über eine Stadt. Sie müssen in Auftrag gegeben und gepflegt werden. Schön, dass sich das Köln einiges kosten lässt.
AntwortenLöschenBei uns ist dies zum Glück auch so. Wasser ist das notwendigste Lebensmittel, selbst wenn es an manchen Brunnen nur einfach wunderschön aussieht.
Eine schöne Woche wünscht Dir herzlichst, Sieglinde
Super! Da habe ich wieder so einiges über meine Stadt erfahren.
AntwortenLöschenLieben Dank für den tollen Post und herzliche Grüße
Christine
Ich hab eigentlich noch viel mehr Brunnen im Archiv, aber das wäre wir dann alles zu lang geworden. Schaun mer mal.
LöschenLG
< wie war zu Köln es doch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem<....
AntwortenLöschendiesen Brunnen und einige mehr kenne ich von meinen vielen Stadtbesuchen in Köln. Besonders beeindruckt hat mich der Frauenbrunnen im Innenhof der Farina- künstlerisch hat er mich nicht so sehr beeindruckt, dafür die Thematik der Kölner-Frauen um so mehr.Auch der kleine < Schildkrötenbrunnen<, so still vor Groß Sankt Martin, ein Kleinod in der turbulenten Altstadt.
Ich muss mal wieder hin!!
Gruß zu dir nach Köln
heiDE
Danke für diesen wunderschönen Rundgang. Einiges kenne ich, anderes muss ich mal besuchen.
AntwortenLöschenLG
Magdalena
ein weitergeleiteter Kommentar von meiner Mama:
AntwortenLöschenLiebe Astrid,
den Nagel auf den Kopf getroffen.... hast Du mit diesem wunderbaren Post für mich, denn ich war noch nie in Köln. Dieser Stadtrundgang und darüber hinaus, über viele Stationen von Wasserwelten ist, als wäre ich selbst da gewesen. Bin ich auch, denn am Stollwerck Brunnen bei den Mädels bin ich stehen geblieben und wir haben einen kleinen Plausch gehalten zusammen. Eau de Cologne geht einfach immer und ich bin gespannt was Du an Wasser noch sprudeln läßt.
Danke und liebe Grüße von der Helga
Am besten plätschert mir beeindruckend der Frauenbrunnen... in meinen Augen. Andererseits zeigt jeder einzelne Brunnen lebhaft-liebevolle Details dieser so fantastischen Stadt.
AntwortenLöschenLiebe Astrid, das ist eine feine Zusammenstellung, die mich gedanklich zu den diversen Besuchen nach Köln zurückzieht.
...und die Eisdielen sind auch für mich / uns absolute Magnete, beziehungsweise Ziele für die Motorradtouren.
Maiglöckchengrüßle von Heidrun
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenwelch eine Vielzahl an facettenreichen Brunnen sprudelt in deiner Stadt ... da macht deine Brunnenführung richtig Freude. An einem Adventswochenende vor einigen Jahren hatte ich die Brunnen gar nicht im Focus, wahrscheinlich hatten mich da die W-Märkte mehr fasziniert.
Die Farina-Führung gefiel mir damals gut ...ich bin gespannt auf deinen Post.
Lieben Gruß, Marita
da bin ich die wenigen male, die ich durch köln spaziert bin, anscheinend blind für all diese brunnen gewesen! mir gefällt besonders das stollwerk-mädchen, auch wenn es erschrecked ist, dass diese jungen dinger so ausgebeutet wurden! danke für deinen schönen wasserstadtrundgang!
AntwortenLöschenliebe grüße
mano
Tolle Fotos zum Thema. Richtig schöne interessante Brunnen hast Du fotografiert. Sehr interessant immer die Geschichte dazu. Vielen Dank hierfür :)
AntwortenLöschenWünsch Dir einen schönen Tag, liebe Grüße Tina
...jetzt war ich kurz in deiner Stadt habe aber nur einen Stadtteil gesehen. Also muss ich unbedingt mal wieder kommen! LG Ulrike
AntwortenLöschenDanke für diese feine Stadtführung unter einem wässrigen Motto. In so einer großen, alten, geschichtsträchtigen Stadt finden sich ja wirklich viele Brunnen und ebenso viele Sagen, die sich darum winden. Richtig spannend!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea