Wenn nicht diesen Monat, wann dann das Porträt eines Baumes mit dem schönen Namen "Lebkuchenbaum"? Das war mein erster Gedanke, nachdem ich von ihm erfahren und ein Exemplar im Kölner Rheinpark aufgesucht habe...
Der Lebkuchenbaum Cercidiphyllum japonicum, auch unter den Namen Japanischer Kuchenbaum oder Katsurabaum bekannt, hat seinen Namen daher, weil sein - übrigens wunderschön gefärbtes Laub - im Herbst kurz vor und nach dem Fall schon aus einiger Entfernung wahrnehmbar, besonders bei feuchter Witterung, nach Zimt und Karamell duftet. Ursprünglich stammt der zur Familie der Kuchenbaumgewächse Cercidiphyllaceae gehörende Baum also aus Japan und dem fruchtbaren Teil Chinas, wo er in Höhen zwischen 600 und 2700 Metern an Flussufern und Gebirgsbächen zu finden ist und mit seinem malerischen Wuchs bezaubert. Katsura bedeutet auf Japanisch übrigens "Prinz" oder "Geisha-Perücke".
An seinem natürlichen Standort entwickelt er sich mit den Jahren zu einem prächtigen Baum, der eine Wuchshöhe von 30 - 45 Metern erreichen kann. Hierzulande angepflanzt bleibt er eher ein sogenannter Kleinbaum ( bis zu 15 Metern ) oder wächst strauchartig vom Boden aus mehrstämmig in die Höhe, wobei die einzelnen Stämme manchmal zum Drehwuchs neigen. Die Baumkrone breitet sich in jungen Jahren kegel- oder trichterförmig, im Alter dann rundlich oder schirmförmig aus. Sehr alte Bäume sind nicht selten breiter, als sie hoch sind - sehr malerisch!
Als intensiver Flach- und Herzwurzler verträgt der Lebkuchenbaum auch kurzzeitige Überschwemmungen, wenn der Boden sonst sehr durchlässig und wasserableitend ist. Auf Trockenheit reagiert er aber empfindlich. In unseren Breiten ist der Lebkuchenbaum winterhart, Spätfröste können für das früh austreibende Gehölz aber eine Gefahr darstellen. Ein Trost: Auch die erfrorenen Blätter duften ebenso intensiv wie das Falllaub im Herbst.
Das Besondere am Lebkuchenbaum sind seine Blätter, auch wegen ihrer Vielzahl von außergewöhnlichen Farbschattierungen, die sie während eines Lebenszyklus annehmen: Die im Mai neu austreibenden sind hellrosa gefärbt, ausgereift wechseln sie zu grün und einem bläulichen Ton. Die Blattstiele bleiben aber bis zum Laubfall durchgängig rot. Ein wahrer Farbrausch entfaltet sich im Herbst. Dann beginnt das Spektrum bei einem hellen Gelb, variiert von Pfirsichfarben und Orange bis zu einem satten Kaminrot. Wie meist ist diese Färbung stark vom Boden abhängig: Je saurer der Boden, desto intensiver!
Auch die Form der Blätter ist besonders ansprechend: eiförmig-elliptisch und an der Blattbasis herzförmig eingeschnitten. Eine weitere Besonderheit sind zwei verschiedenen Blattformen. An den Kurztrieben wachsen die Blätter wechselständig und haben eine handförmige Äderung, an den Langtrieben sind sie hingegen gegenständig& fiedernervig.
Der Lebkuchenbaum blüht schon vor dem Laubaustrieb im März/April. Die Bäume sind zweihäusig getrenntgeschlechtig. Die filigranen karminroten Blütenbüschel der männlichen Blüten erscheinen in den Blattachseln. Sie sind zwar recht dekorativ, aber eher unscheinbar, ebenso die weiblichen Blüten (siehe Foto ). Ist der Baum verblüht, bilden sich in den Blattachseln etwa anderthalb Zentimeter lange, krallenartig gekrümmte, hellgrüne Balgfrüchte, in denen sich viele flache, geflügelte, braune, vier bis fünf Millimeter lange, trapezförmige Samen befinden. Da die Bäume in unseren Breitengraden aber eher selten vorkommen, ist die Wahrscheinlichkeit einer Bestäubung nicht unbedingt gegeben.
Der Lebkuchenbaum ist relativ robust und wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Alleine die Verticillium-Welke, eine Pilzerkrankung, kann ihm zu schaffen machen. Diese führt dazu, dass Triebe und sogar ganze Äste einfach absterben ( wie bei der Blasenesche ).
In Japan gehört der Kuchenbaum zu den wirtschaftlich wichtigen Forstbäumen. Sein Holz ist schön gemasert und hell, so dass es ein sehr wertvolles Material für Furniere darstellt.
Im Botanischen Garten in der japanischen Stadt Kami existiert ein über 1000 Jahre altes Exemplar des Lebkuchenbaumes und im Itoi Tal sogar ein mehr als doppelt so altes Exemplar. Letzteres ist bis auf eine Höhe von 35 Metern herangewachsen. Hierzulande ist der Lebkuchenbaum eine Rarität und wird, wenn überhaupt, als Ziergehölz in Parks und Gärten angepflanzt.
Erstmals beschrieben wurde der Lebkuchenbaum im frühen 19. Jahrhundert vom deutsch-holländischen Botaniker und Japanforscher Philipp Franz v. Siebold, der als Arzt in Japan tätig war, sowie dem Botaniker Joseph Gerhard Zuccarini in München.
Der Lebkuchenbaum gehört zu einer sehr kleinen Pflanzenfamilie, die im Pflanzensystem den Zaubernussgewächsen Hamamelidaceae nahestehen. Diese ganze Verwandtschaft zeichnet sich aus durch eine bemerkenswert lebhafte Herbstfärbung des Laubes. Besonders prachtvoll sind Amberbäume Liquidambar, die persische Parrotie und einige amerikanische und ostasiatische Zaubernüsse Hamamelis. Die zweite Art des Kuchenbaumes ist übrigens der Großartige Kuchenbaum, der nur in Japan anzutreffen ist, was ihn zu einer echten Rarität macht.
Mit dieser Baumrarität schließe ich meinen diesjährigen Baumzyklus ab. Es hat mir wieder sehr viel Spaß gemacht, in der Natur, vor allem Parks, auf Erkundungsgänge zu gehen und Fotos zu schießen, um Zuhause dann Wissenswertes über den jeweiligen Baum zusammenzutragen. Acht Einzelporträts sind dabei herumgekommen und zwei Sammelposts interessanter Nadel- & Immergrüner Bäume. Am meisten Zuspruch hat mein Post über "Allerlei Nadelgehölze" im Januar gefunden, gefolgt von der Eibe . In meinem Blogordner gibt es aber immer noch eine Liste plus Lagepläne für ein weiteres Jahr "Mein Freund, der Baum".
Baumfreunde dürfen sich also auf einen neuen Beitrag Ende Januar freuen...
Verlinkt mit Ghislanas Naturdonnerstag/ Schwerpunkt "Baum", immer am 1. Donnerstag eines Monats
Was es nicht alles gibt?! Das ist ja der perfekte Baum für unsere Lebkuchen-Stadt. Ob er wohl unser Klima vertrüge...
AntwortenLöschenEs riecht bei uns eh allenthalben in der Stadt nach ihm - eh, nach Lebkuchen - von Mitte August an... Da hätte er durchaus Geruchskonkurrenz.
Danke fürs Vorstellen dieser Rarität und ich freu mich schon auf viele weitere in 2019!
Herzlichst, Sieglinde
Hohoho, was es alles gibt! Den habe ich noch nie gesehen, danke für die Aufklärung. Leider keine nbesonderen Parks oder Botan. Gärten in erreichbarere Nähe - sowas fehlt mir immer... An den Blüten sieht man die Hamamelis-Verwandschaft aber deutlich.
AntwortenLöschenHerliche Grüsze und kommt gut ins Neue Jahr
Mascha
Miam, miam, ein Baum, dessen Laub nach Zimt und Karamell riecht. Das klingt wie aus dem Schlaraffenland. :-D Sehr schönes Baumportrait. Seit ich Peter Wohllebens Buch "Das Leben der Bäume" gelesen habe, nehme ich sie ganz anders wahr. Ich wünsche dir ein schönes Neues Jahr 2019 mit vielen schönen Erlebnissen und Entdeckungen.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße, Johanna
Lebkuchenbaum??? Noch nie gehört. Aber da habe ich wieder etwas dazu gelernt. Vielen Dank für die Nachhilfe. Einen recht guten Start in ein gesundes und kreatives Jahr 2019 wünscht dir Rela
AntwortenLöschenWie konnte mir dieser Baum entgehen? Ich habe ihn schon oft auf der Mainau bewundert, kannte aber nicht seinen Namen und habe erst angeregt durch deinen spannenden Post nachgeforscht... Danke, liebe Astrid, habe ich doch noch im alten Jahr etwas gelernt, was ich gleich morgen früh praktisch anwenden werde.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
...was es nicht alles gibt, liebe Astrid,
AntwortenLöschenund du da wieder ausfindig gemacht hast...sehr interessant und fundiert, wie alle deine Porträts, sei es von Frauen oder von Bäumen...ich glaube nicht, dass ich einen Lebkuchenbaum schon mal gesehen habe...allerdings habe ich auch schon oft vor einem Baum gestanden ohne zu wissen, was für einer das ist...
nun komm gut ins neue Jahr,
liebe GRüße Birgitt
Liebe Astrid, ich lese Deine Baumporträts immer gerne, obwohl ich botanisch überhaupt nicht versiert bin; kann ich gerade Eiche, Buche und Birke auseinanderhalten. Aber Deine Texte sind so unterhaltsam, da macht es sogar einem Naturbanausen wie mir Spass.
AntwortenLöschenIch wünsche Dir auch hier einen guten Rutsch und ein frohes neue Jahr.
Lg Maren (und vielen Dank für Deinen lieben Kommentar unter meinen 12tel-Blick, ich freue mich auch sehr Dich entdeckt zu haben.)
was für ein interssantes Gehölz
AntwortenLöschender Baum sieht wirklich sehr schön aus mit den kleinen bunten Blättern
und wenn er dann noch duftet ;)
danke fürs Vorstellen
ich wünsche dir und deinen Lieben einen guten Rutsch
und ein gesegnetes neues Jahr
mir vielen freundlichen und freudigen Momenten
vor allem aber Gesundheit
Rosi
Erst einmal ein gutes neues Jahr! Und dann Danke für das exotische Baumportrait! Gehört hatte ich Mal von dem Baum, damit erschöpften sich meine Kenntnisse.
AntwortenLöschenDann bin ich auf mehr gespannt!
Herzliche Grüsse
Nina
Lecker und der Duft, nochmals lecker.
AntwortenLöschenWie er wohl schmeckt, das würde ich jetzt gerne versuchen.
Aber, vielen Dank, ich mache mich jetzt auf die Suche nach dem Lebkuchenbaum und bin noch aufmerksamer.
Jetzt bin ich mal gespannt, ob ich noch einen Limonadenbaum finde,
aber da werde ich wohl erst nach Vimmerby gehen müssen.
Habs fein und liebe Grüße Eva, die sich ganz lieb für den netten Kommentar von dir bedankt.
...und wieder konnte ich bei dir einen, mir bisher unbekannten Baum kennen lernen! Liebe Grüße Ulrike
AntwortenLöschenAuf jeden Fall ist das ein interessanter Baum, ich würde jetzt sehr gerne einmal an ihm riechen, ein Blatt von ihm zwischen den Fingern zerreiben und unter die Nase halten? Schade, das du den Baum nicht in seiner ganzen Größe und Pracht vorstellst?
AntwortenLöschenLG Heidi
Manchmal lassen es die Gegebenheiten vor Ort nicht zu, den Baum in seiner ganzen Gestalt fotografisch zu erfassen - er steht auf einer Anhöhe zwischen lauter anderen Bäumen ähnlicher Größe und hebt sich von denen kaum ab. Da haben es Zeichnungen in einem Baumbestimmungsbuch einfacher.
LöschenLG
Von diesem Baum habe ich noch nie gehört.
AntwortenLöschenAber zu gerne würde ich mal dran schnuppern... Lebkuchen, lecker!
Und schön schaut er auch noch dazu aus.
Dir einen schönen Nachmittag, lieben Gruß
Nicole
Das ist ja ein interessanter Baum den wir hier zu sehen bekommen, schade gibt es kein Duftblog. Mit wissen ist mir so ein Exemplar noch nie begegnet. Werde aber meine Nase und Augen offen halten in Zukunft.
AntwortenLöschenL G Pia