Samstag, 27. Januar 2018

Mein Freund, der Baum: Allerlei Nadelgehölz


Im Januar ist es ja recht schwierig, aussagekräftige Fotos von Bäumen zu machen. Aber wozu gibt es Nadelbäume, wenn die Laubbäume nur mit ihren schönen Silhouetten erfreuen können? Ein Ausflug in den Forstbotanischen Garten Kölns sollte doch die Bekanntschaft mit einigen ungewöhnlicheren Arten möglich machen...




Gleich am Weg vom Parkplatz zum Südtor des Parks begrüßen uns zwei Mähnenfichten picea breweriana  ( auch Siskiyou - Fichte genannt ).

Das sind einzigartige, weit ausladende Bäume, die Platz brauchen, weil sie bis zu sechs Metern in die Breite wachsen, dabei aber in der Regel nur mittelgroß werden ( 10-20 Meter ). Die Äste wachsen waagerecht bis bogig zur Seite, und die dünnen Seitenzweige fallen dann - wie Lametta - lang nach unten.

Diese besondere Form der Zweige bietet einen perfekten Schutz gegen Schneebruch: Wenn die Seitenzweige nämlich so schlaff herunterhängen, kann sich darauf kaum Schnee ablagern, die Baumkrone wird nicht so stark belastet und eine Schädigung auf diese Art & Weise so gering wie möglich gehalten. Schlau!




Entdeckt wurde diese Form der Fichte von William Herny Brewer, einem Professor in Agrarwissenschaft an der Yale Universität, in den Siskiyou-Bergen an der nordamerikanischen Pazifikküste, daher die Namen.

Dass es sich um Fichten handelt kann man übrigens an der Borke erkennen: Die Rinde der Fichten ist rotbraun, während die  der Tanne silbergrau ist. Und die Nadeln sind ziemlich spitz: "Die Fichte sticht, die Tanne nicht", sagt man, und ich habe es an diesem Baum getestet. Während die Nadeln der Weißtanne - auch gut erkennbar an dem weißen Wachsstreifen auf der Rückseite - sich beim Abtrennen kreisrund vom Zweig lösen, weisen die Fichtennadeln an der Abrissstelle etwas Rinde auf ( das sog. Rindenfähnchen ). 


Auf die Zapfen habe ich nicht geachtet. Aber auch hier gibt es eine Regel:

Am Boden liegende "Tannenzapfen" sind immer Fichtenzapfen. Die der Tanne liegen nicht auf dem Boden, denn die fallen vorher als einzelne Schuppen zur Erde. Tannenzapfen stehen auf den Ästen, Fichtenzapfen hängen am Baum.

Gut erkennbar ist auch, dass die Baumkronen der Fichten spitz zulaufen, während die der Weißtannen abgerundet erscheinen:

Da ich mir ein Heft für Collagen zum Thema "Bäume" in dieser Woche gebastelt habe, habe ich sofort noch eine Doppelseite  zu Nadelbäumen und ihren Wuchsformen angelegt. Es geht doch nichts über alte Bio - Bücher wie den "Schmeil" - danke nochmals, Sabine!





Zurück zu den Fichten: Die Igelfichte ist die Kleinste in dieser Familie mit sehr harten, spitzen Nadeln und einem kissen- oder kugelförmigen Wuchs. Die Gnomenfichte wächst hingegen sehr dicht 1 - 1,2 Meter kegelförmig in die Höhe  und bis zu 40 – 60 cm in die Breite.



Eine andere, besondere Fichte fanden wir in der Abteilung "Japanischer Wald" des Forstbotanischen Gartens:


Die  Hänge - Fichte picea abies 'Inversa', auch manchmal Geisterfichte genannt, eine Züchtung mit spärlichen, schlangenartig langen Ästen, die mit hellgraugrünen Nadeln bestückt sind, und die tief bis zum Boden hängen.


Diese Fichte hat eine sehr schmale, säulenförmige gestalt mit einer geneigten Spitze, wird dabei bis zu 6 m hoch und 2 bis 2,5 m breit und bildet im Alter eine bizarre aufrecht-überhängende Form.

Und dann haben wir noch eine besonders schöne, beeindruckende Kiefer entdeckt:








Die Schwerin-Kiefer pinus schwerinii wird auf Grund ihrer auffälligen, bis zu 15 cm großen, hellbraunen Zapfen auch Zapfen-Kiefer oder wegen ihrer weichen Nadeln Seidenföhre genannt. Sie wird bis zu 10 m hoch und 5 m breit und bietet einen imposanten Anblick mit ihrem breit kegelförmig Wuchs mit horizontalen Ästen und Seitenzweigen, die mit blaugrünen, sehr langen und feinen, seidigen Nadeln bestückt sind.


Eine andere Kiefer fiel uns durch ihre sehr langen, sehr dichten Nadeln auf: die Schlangenhautkiefer pinus heldreichii - ein schön geformter großer Baum mit einer Höhe von bis zu 20 m und einer dichten Verästelung. 





Die Krone ist breit oval, kann bei alten Bäumen aber ungleichmäßig rund werden. Die dicke alte Rinde ist graubraun und tief gefurcht, wodurch die hellbraungelbe Innenrinde sichtbar wird, deshalb im Deutschen der Name.

Die Spitzen der steifen, glänzend dunkelgrünen Nadeln sind für gewöhnlich zu den Zweigen gebogen. Sie stehen in Bündeln beieinander und sind 6 bis 11 cm lang. Der natürliche Standort dieser Kiefernart sind Gebirge des Balkans und Süditaliens.

Verlassen haben wir die Anlage auf einem Weg durch einen dichten Wald von Mammutbäumen.







Mit ihren "Augen" auf den Stämmen schauten uns die Mammutbäume hinterher...




Verlinkt mit Ghislanas "Mein Freund, der Baum"

17 Kommentare:

  1. Eine wunderbare Lehrstunde über die Fichten und andere Bäume!
    Das mit den Tannenzapfen wusste ich noch nicht.
    So sammelten wir mit dem Kindern also immer nur Fichtenzapfen, was aber bei uns in dem Wald mit Monokultur nicht verwunderlich ist.
    Auf jeden Fall geben sie im Kaminofen ein wunderbares Anschürfeuer.
    Danke fürs Vorstellen.
    GLG Sieglinde

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  2. die geisterfichte kenne ich nicht :))) habe ein paar marken mit bäumen gefunden...noch zu wenig um sie dir zu schicken...schönes wochenende!

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  3. Liebe Astrid,
    danke für die Vorstellung der verschiedenen Fichten und Tannen, manches wußte ich schon, anderes war neu für mich. Bei unseren Streifzügen durch Wald und Feld weißt mich der Gefährte (er hat einen Master in Agrarwissenschaften und ist Schreinergeselle) (sinnigerweise ist der Vater meiner Kinder Agraringenieur und Hobbyschreiner) immer wieder auf die Unterscheidungsmerkmale der Bäume hin.
    herzlich Margot
    P.S. hier in der Kurstadt ist heute so neblig, dass man kaum die Hand vor den Augen sieht

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  4. Da habe ich wieder einmal eine Menge bei Dir gelernt. Die Mähnenfichten sehen ein bisschen wie verkleidet aus ;-)
    Ein kleiner feiner Trost heute, denn hier wird gerade so viel abgeholzt, dass es einen nur noch fassungslos zurück lässt.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Ja, so sieht es aus, wenn mit dieser "grün versifften" Gesellschaft aufgeräumt wird. Das trifft nicht nur die Menschen, sondern auch die Bäume, die Natur, die ganze Erde...
      Manchmal könnte ich heulen, was aus dem geworden ist, wofür man sein Leben lang hart gearbeitet hat.
      LG

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  5. Soooooooo machen Nadelbäume richtig Spaß. Diese Mähnenfichten sind ja skurril, sie sehen aus, als wollten sie gleich schnurstracks davon eilen, herrlich. Dass dich der Besuch gleich zur weiteren Baumarbeit im Heft inspiriert hat, toll... Und ja, die Tannenzapfen..., immer wieder ungläubiges Gucken, wenn man mal berichtigt ;-). Ich freue mich auf morgen, wenn ich deine Bäume in die Sammlung aufnehmen kann... Die Schwerinkiefer habe ich auf den ersten Blick bei Weymuths-Kiefer einsortiert. Wir hatten eine sehr hart- und langnadlige Kiefer im Garten früher, ich habe nie richtig heraus bekommen, was das für eine war. Die Nadeln steckten wir uns als Schmuck in die Haare und hatten zu Mutters Freude dann harzverfitzte Klumpen, die sie gnadenlos herausschnitt ;-) ;-) Ich stelle dann morgen noch einen Nadelbaum dazu. Lieben Gruß Ghislana

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  6. PS: Ich wollte "grünversiffte" Grüße schreiben, also habe ich das jetzt nachgeholt. So. ;-)

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  7. spannende infos über die nadeligen bäume - danke!
    muss mal wieder aufmerksamer durchs pillnitzer arboretum spazieren...... ansonsten hats hier im wald massenweise die gewöhnliche plantagenfichte umgeschubst letztens - aber der waldumbau ist in vollem gange - in zukunft gibts wieder die eigentlich heimische weisstanne (wird angepflanzt) und mehr laubbäume (schaffen´s alleine)......
    xxx

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  8. ...jetzt wollte ich dir gerade widersprechen, liebe Astrid,
    denn wir haben zwei große Blautannen im Garten, deren Nadeln durchaus sehr piksen...aber zum Glück habe ich erst nochmal nachgelesen und festgestellt, dass diese zwar Blautannen heißen, aber zu den Fichten gehören...also man könnte auch Blaufichte sagen, was aber meist nicht gemacht wird...und tatsächlich hängen die Zapfen ja auch nach unten...nun bin ich wider schauer, danke dafür...dein Collagenheft ist sehr schön und sogar mit Hexagon ;-)...

    wünsche dir einen schönen Abend,
    liebe Grüße Birgitt

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    1. Ja, da ist die Umgangssprache nicht sehr präzise. Ich nenne Fichtenwälder auch immer Tannenwälder...
      Na ja, und der weihnachtliche Tannenbaum war in meiner Kindheit immer eine Fichte. Nordmanntannen - inzwischen üblich -
      gab es bei uns im Wald nicht.
      LG

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  9. Ich werde beim nächsten Waldspaziergang mal ein besonderes Auge auf die Nadelbäume haben. Danke für diesen schönen Überblick, Astrid. Im Winter ziehen vor allem die dunkelen Silhouetten der Laubbäume meinen Blick an. Gestalten die man im Sommer so nicht sieht.
    Lieben Gruß
    Sabine

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  10. Wieder ein so lehrreicher Baumbeitrag von dir! Jetzt weiß ich auch, wie die große Kiefer heißt, deren lange (und sehr klebrige) Zapfen ich letztlich bei einem Winterspaziergang eingesammelt habe. Es muss die Schlangenhautkiefer gewesen sein. Baum-Collagen-Hefte, das ist super und interessant, die unterschiedlichen Wuchsformen darin!
    Schönen Sonntag von Ulrike

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  11. Liebe Astrid,

    ja ganz genau, es sind Kinderspielmatten die ich günstig bei Ebay geschossen habe, ich bin ja sowas von weit von Yoga weg. Ich suchte eine günstige Alternative zu den teuren Matten um mein Gestricksel zu spannen und bin dann auf diese Matten gestoßen. Die sind so toll, lassen sich, wenn man sie nicht braucht schnell zerlegen und verstauen und erfüllen Ihren Zweck.

    Ich liebe Deine Baumbilder, schade, dass Du so weit weg wohnst, Dir würde sicher auch das Aboretum auf der Insel Mainau gefallen, besonders im Winter, wenn die Touristen daheim sind und es still auf der Insel ist. Vielleicht bist Du ja mal hier in der Gegend auf der Durchreise nach München mit kleinem Umweg, dann gehen wir mal Bäume gucken.

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünscht Dir Burgi

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  12. Liebe Astrid,
    wunderschön ist der Ausflug mit dir zu deinen wertgeschätzten Bäumen.
    Habe es sehr genossen mit dir zu sein!
    Dankeschön!
    Dankeschön auch für deine Besuche und dein Gedanken machen,
    hab dir eine Antwort geschrieben hoffe du hast sie gefunden.
    Alles Liebe und Gute für dich,
    auch wenn ich nicht so oft ein Zeichen hinterlassen kann,
    bin ich dir verbunden,
    herzlichst
    Monika*

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  13. Liebe Astrid,
    sehr schön und lehrreich bei Dir, wie immer.
    Liebe Grüße und eine schöne Woche!
    Katrin

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  14. So viele Baumaugen. das gefällt mir natürlich besonders gut. Herzliche Montagsgrüße!

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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