Samstag, 28. April 2018

Mein Freund, der Baum: Parrotie


Mein heutiger Baum hat begonnen, mich zu faszinieren, als ich ihn im Februar bereits blühend im Botanischen Garten entdeckt hatte:


Eine Woche darauf begegnete er mir dann auch auf dem Friedhof meines Stadtbezirks. Jetzt war mein Interesse völlig geweckt, und ich habe nach Informationen über dieses schöne, auffällige Gewächs gesucht,  das mit dem Etikett "Parrotie" versehen war.


Die Parrotie parrotia persica , auch Persischer Eisenholzbaum, Persisches Eisenholz oder Eisenbaum geheißen, ist ein 5 - 10 m hoher, oft mehrstämmiger Baum oder baumartiger Strauch. Sie gehört zur Familie der Zaubernussgewächse ( Hamamelidaceae ). Die Parrotie ist auf der ganzen Welt mit lediglich einer Art verbreitet. Ihren Namen hat sie vom deutschen Botaniker Johann Jakob Friedrich Wilhelm Parrot. Nach Europa gelangte das Gehölz erstmals 1846.

Zu Hause ist sie vom Süd-Kaukasus bis in den Nord-Iran. Dort kann sie ganze Wälder bilden, vor allem in feuchten Niederungen. Sie liebt gleichermaßen sonnige Standorte und lichten Schatten, heiße Mittagssonne hingegen verträgt sie nicht. Der Boden muss durchlässig und nährstoffreich sein. Bei Staunässe nehmen die Wurzeln Schaden.


Der Baum wächst eher in die Breite, denn in die Höhe, denn seine Krone kann bis zu sieben Metern Durchmesser erreichen. Im Alter wirkt diese Krone sehr malerisch. Er wächst recht langsam, etwa 20-40 Zentimeter pro Jahr und erlangt maximal eine Höhe von neun Metern. Da seine Hauptäste sich knapp über dem Erdboden verzweigen und in Trichterform gleichermaßen nach oben und in die Breite austreiben, ist der Platzanspruch dieses Gewächses in der Regel immens.  Die leicht geschwungenen Formen der Äste verbreiten hingegen eher einen Eindruck von Leichtigkeit. Der Baum bildet flache Wurzeln aus, die Unterpflanzungen mit Blumen oder Stauden nicht zulassen. 

Leider habe ich den ersten Austrieb verpasst...


Die Blätter der Parrotie erinnern entfernt an die der Rot-Buche. Sie sind bis zu neun Zentimetern langen und verkehrt eiförmig. Im Austrieb mit einem roten Rand versehen, wachsen sie wechselständig an den Trieben und sind im Sommer grün. Die herbstliche Färbung der Blätter reicht von gelb und orange über rot bis zu violett. Diese farbenfrohen Blätter bleiben mehrere Wochen am Baum, da die Parrotie erste Nachtfröste gut verträgt. Das macht sie zu einem inzwischen beliebten Gartenbaum, deren Standort und Platzanspruch aber einer sorgfältigen Vorüberlegung bedarf.

Die kleinen orangeroten Blüten erscheinen vor den Blättern von Januar bis März und sind schöne Farbtupfer. Das besondere an ihnen ist, dass keinen Blütenblätter vorhanden sind und man nur die rottonigen Staubgefäße sieht. Acht bis zehn dieser Blüten stehen in dichten Blütenständen beieinander. Die Parrotie ist andromonözisch, das heißt, auf einem Exemplar kommen zwittrige und rein männliche Blüten vor.

Aus den Blüten entwickeln sich zum Spätsommer hin unscheinbare, zweiklappige Kapseln. Sie enthalten länglich-elliptische, hellbraune Samen, die, wenn reif genug, explosionsartig aus der Kapsel herausgeschleudert werden.


Die Rinde der Parrotie silbrig - bräunlich und besitzt eine abblätternde Schuppenborke, ähnlich der der Platane. Die Stämme sind von daher auch im grauen Winter ansehnlich.

Das Holz der Parrotie wird schon seit Jahrhunderten genutzt, es ist sehr hart, weshalb der Baum eben auch den Namen Persischer Eisenholzbaum erhalten hat. Das Holz hat eine hohe Dichte, ist dadurch nicht nur sehr robust, sondern auch sehr schwer, so dass es nicht im Wasser schwimmt. Die Bearbeitung des sehr harten Holzes erfordert in der Regel hartmetallbestückte Werkzeuge oder setzt die üblichen Stähle extremem Verschleiß aus.

Vorsicht: Wenn im Holzhandel von Eisenholz ( englischen "ironwood" ) die Rede ist, stammt es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von der Parrotie, sondern von tropischen oder subtropischen Baumarten. Man sollte den Persischen Eisenholzbaum auch nicht verwechseln mit Metrosideros excelsa ( Syn.: Metrosideros tomentosa ), einer Pflanzenart innerhalb der Familie der Myrtengewächse ( Myrtaceae ), die auch "New Zealand Christmas Tree" ( direkt übersetzt "Neuseeländischer Weihnachtsbaum" ) oder - wie viele andere Gewächse - auch Eisenholzbaum genannt wird.

Eine besonders monumentale Parrotie steht im Bonner Botanischen Garten, was sowohl Alter, Stammumfang und Höhe ( ca. 22 Meter ) betrifft, im Ratinger Poensgenpark steht ein Exemplar, dessen Gesamtumfang 86 Meter beträgt.


Ghislana /  Jahreszeitenbriefe  sammelt an diesem Wochenende wieder die Baumfreunde auf ihrem Blog.





7 Kommentare:

  1. Die Blätter kommen mir sehr bekannt vor, doch den Namen Parrotie habe ich nie zuvor gehört. Wieder ein interessantes Baumportrait, da will ich doch mal die Augen offen halten beim nächsten Besuch im Bergpark, vielleicht finde ich diesen Baum dort auch.
    Schönes Wochenende - Ulrike

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  2. Diesen interessanten und imposanten Baum habe ich bei uns noch nie wahrgenommen. Da muss ich im Park mal ganz bewusst danach suchen.
    Bin gespannt, ob wir auch so ein Exemplar wo haben. Jedenfalls wird es nicht die Größe der von Dir gezeigten haben...
    Schön, dass ich ihn nun über Dich kennengelernt habe.
    Liebste Grüße und noch ein schönes Wochenende von Sieglinde

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    1. Es scheint ein durchaus verbreiteter, in jüngerer Zeit auch immer beliebter werdender Baum zu sein. Seit ich ihn kenne, entdecke ich ihn immer wieder im öffentlichen Grün. Man sieht nur, was man weiß...
      LG

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  3. ...was du nicht alles findest, liebe Astrid,
    von diesem Baum habe ich noch nicht gehört und gesehen auch nicht...sehr interessant,

    liebe Grüße Birgitt

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  4. Liebe Astrid,
    gerne lasse ich mich immer wieder mitnehmen zu deinen Baumfreunden
    und genieße mit dir, diese wunderbaren Naturgeschenke!
    Dankeschön für dein Teil geben und deinem schöne Präsentieren
    in Wort und Bild!

    Herzliche Sonntagsgrüße für dich,
    schöne Stunden wünsche ich dir herzlichst Monika*

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  5. Auch mir ist dieser Baum ganz und gar neu. Wie schön, dass du das faszinierende Gewächs gefunden und porträtiert hast... Übrigens hab ich dieses Jahr echt doppelten Frühling. Denn hier auf Rügen blühen noch Buschwindröschen und Veilchen in den Wäldern, die Eichen bekommen gerade Blätter, sogar Magnolie und Forsythie erleben wir noch blühend... Und alles vor blauem Himmel und blauem Meer, ein Geschenk... LG Ghislana

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    1. Habe doch heute schon wieder eine im Elisengarten in Aachen entdeckt, ziemlich groß neben einer wahren Pracht-Hainbuche...
      GLG

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